Max Bruch Der Komponist Max Bruch wurde am 6. Januar 1838 als Sohn des stellvertretenden Polizeipräsidenten in Köln geboren. Sein Großvater war Christian Gottlieb Bruch, der 1803 zum ersten Pfarrer der Kölner lutherischen Gemeinde gewählt wurde. Noch eine andere wichtige Episode verbindet Max Bruch mit dem protestantischen Leben Kölns: Als am Sonntag Trinitatis, dem 3. Juni 1860, die erste, nur für den evangelischen "Kultus" erbaute Kirche Kölns, die Trinitatiskirche am Filzengraben eingeweiht wurde, kam eine eigens für diesen Anlass komponierte Festkantate von Max Bruch zur Uraufführung: "Machet die Thore weit und die Thüren in der Welt hoch, daß der König der Ehre einziehe." Max Bruchs musikalische Arbeit begann bereits recht früh: Nach einer musikalischen Grundausbildung durch seine Mutter erhielt der 15-Jährige aufgrund eines preisgekrönten Streichquartetts von 1853 bis 1857 ein Stipendium der Mozartstiftung in Frankfurt. Anschließend arbeitete er als Musiklehrer in Köln und unternahm ab 1861 Studienreisen, unter anderem nach Berlin, Wien, Dresden und München. Von 1865 bis 1867 war er Musikdirektor in Koblenz, später Hofkapellmeister in Sondershausen, Dirigent des Stern'schen Gesangsvereins in Berlin und der Philharmonic Society in Liverpool, Leiter des Breslauer Orchestervereins und der akademischen Meisterschule an der Kompositionsabteilung der Berliner Akademie. Der Schwerpunkt in Bruchs kompositorischen Schaffen liegt in großen Chor-Orchester-Werken. Er starb am 2. Oktober 1920 in Berlin. Bruch war und ist in erster Linie als Komponist eines einzigen Werkes, seines Violinkonzertes Nr.1 in G- Dur op 26 bekannt. Bruch selbst sagte dazu: „Ich kann dies Concert nicht mehr hören, habe ich vielleicht bloß dies eine Concert geschrieben? Gehen Sie hin und spielen Sie endlich einmal die andern Concerte, die ebenso gut, wenn nicht besser sind!“i Zu Lebzeiten war er jedoch v.a. als Chorkomponist geschätzt. In den Konzertprogrammen des 19. Jhd. hatte er vor allem mit seinen patriotischen, vom Kulturprotestantismus geprägten Oratorien seinen festen Platz gefunden. Bruch begann bereits mit neun Jahren zu komponieren. Als Elfjähriger schrieb er ganze Orchesterwerke. Mit 14 brachte er bereits in Köln eine Sinfonie zur Aufführung und galt als „Wunderknabe Kölns“. In der rheinischen Musikzeitung von 1852 verglich man Bruch sowohl mit Mozart als auch mit Mendelssohn. 1858 führte er erfolgreich „Scherz, List und Rache“ Op.1 nach einem Text von Goethe auf. Von 1858 bis 1861 arbeitet er als Musiklehrer in Köln (u.a. am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium), verlässt dann aber seine Heimatstadt, da diese ihm keine Stellung anbietet. Bruch schmerzte dies sehr, denn er war in hohem Maße heimatverbunden: „Wie tief die Heimat in mein Herz eingegraben ist, das beweist Ihnen schon mein Liede von der Heimat: “Nirgend ist´s lieblicher ja, als in der Heimath“ Die Ignoranz der Stadt gegenüber Bruch, die ihm weder eine feste Anstellung noch zeitlebens eine öffentliche Ehrung zukommen ließ, erstaunte und verbitterte nicht nur Bruch. Auch Brahms konnte nicht verstehen, wieso das Rheinland ihren begabten Sohn nicht mit einer Festanstellung honorierte. In einem Brief an den Regierungsrat Steinmetz von 1876 bezüglich einer Festanstellung in Düsseldorf schreibt er: „Ich kann die Frage nicht gut unterdrücken: Wie kommt es, dass man nicht zunächst an Max Bruch denkt?“ Dennoch fühlt sich Bruch zeitlebens zu seiner Vaterstadt hingezogen und ganz in der Nähe – in Bergisch Gladbach bei Freunden – entstanden auch zahlreiche seiner Werke. So erinnert sich Bruch 1920: „...Igeler Hof ... war ein Asyl für stille Geistesarbeit, wie man es sich nicht schöner denken konnte, und es ist daher begreiflich, dass ich den Igeler Hof lebenslänglich über alles liebte ... wo ich auch sein mochte, nie verließ mich die Sehnsucht nach dem lieben Gladbach und dem Igeler Hof, den Stätten meiner glücklichen Jugend ...“ii Wie Bruch sich und sein Werk (richtig) einschätzt, belegt eine schöne Passage aus dem Jahr 1907: „Brahms ist 10 Jahre tot, doch noch immer wird über ihn gelästert, sogar unter den besten Musikkennern und Kritikern. Ich sage jedoch voraus, dass er im Laufe de Zeit immer mehr geschätzt werden wird, während die meisten meiner Werke nach und nach in Vergessenheit geraten. In 50 Jahren wird sein Glanz als der des überragendsten Komponisten aller Zeiten hell erstrahlen, während man sich meiner Hauptsächlich nur wegen meines g-moll Violinkonzertes erinnern wird ... Brahms war aus verschiedene Gründen ein weit größerer Komponist als ich. Vor allem war er von stärkerer Originalität. Er ging stets seinen eigenen Weg. er kümmerte sich überhaupt nicht um die Reaktion des Publikums oder die Meinung der Kritiker ...Ein weiterer Umstand der gegen mich sprach, war meine wirtschaftliche Lage. Ich hatte eine Familie zu ernähren und für die Ausbildung der Kinder zu sorgen. Ich musste mit meinen Komp. Geld verdienen. Ich war deshalb gezwungen, gefällige und leicht verständliche Werke zu schreiben ... Ich schrieb immer gute Musik, aber solche, die leicht abzusetzen war. Über meine Musik zu streiten bestand eigentlich kein Anlaß. Ich beleidigte das Ohr der Kritiker nie durch jene wunderbaren, widerstreitenden Rhythmen, die so bezeichnend für Brahms sind. Auch hätte ich es nicht gewagt, beim Übergang von einer Tonart in eine andere Stufensequenzen auszulassen, was die Modulationen Brahms so kühn und aufregend macht. Und schließlich hatte ich nicht den Mut, in solch dunklen Farben in der Art Rembrandts zu malen. All dies und manches mehr sprach gegen Brahms, aber gerade diese Merkmale werden das Bild, das man sich in 50 Jahren von ihm macht, bestimmen...“ Aus Anlass seines 70. Geburtstages kehrte Bruch am 7. Januar 1908 einmalig nach Köln zurück und dirigierte im Gürzenich eigene Werke. Der voll besetzte Saal zollt dem Komponisten stürmischen Beifall, Bruch wird sogar mit Lorbeerkränzen bedacht. Er stirbt 1920 im In- und Ausland hochdekoriert in Berlin. In Köln gibt es heute ein Max Bruch Archiv des Musikwissenschaftlichen Instituts der Uni Köln. Eine Figur am Kölner Rathausturm erinnert an Kölns großen Tondichter, eine Gedenktafel am Richmodishaus am Neumarkt an seine Geburtsstätte und sein Elternhaus. Eine Strasse in Lindenthal ist nach ihm benannt. In Bergisch Gladbach steht seit 1935 ein Max-Bruch-Denkmal; es gibt dort eine Max-BruchMusikschule sowie zwei nach ihm benannte Strassen. Text: Dr. Detlev Prößdorf/Maria Al-Mana zurück zur Startseite von www.kirche-koeln i ii