Werner Unger Otto Klemperer Curriculum vitae 1885 Geboren am 14.Mai1885 in Breslau (seit 1945: Wroclaw) 1889 Umzug der Familie nach Hamburg. OK begegnet dort Mahler auf der Straße. 1901 Klavierstudium am Hoch’schen Konservatorium, Frankfurt am Main. 1902 Wechsel nach Berlin zum Klindworth-Scharwenka-Konservatorium. 1905 - Studium am Stern’schen Konservatorium, Berlin. - Oskar Fried dirigiert Mahlers 2. Sinfonie in Anwesenheit des Komponisten. Klemperer dirigiert das Fernorchester 1906 - Debut als Operndirigent in Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ (Übernahme von Oskar Fried. Inszenierung: Max Reinhardt). - Klemperer besucht Mahler in Wien und spielt ihm seine Bearbeitung der 2. Sinfonie für Klavier vor. Mahler gibt ihm ein Empfehlungsschreiben für Bewerbungen als Dirigent. 1907-1910 Erstes Engagement als Kapellmeister und Chordirektor am Deutschen Landestheater in Prag 1910 - Austritt aus der jüdischen Gemeinde (Januar) - Beginn einer manischen Phase - Klemperer hört in München die Uraufführung der 8. Sinfonie von Mahler 1910-1912 Kapellmeister an der Hamburger Oper (zusammen mit Gustav Brecher). Er dirigiert Gastaufführungen von Enrico Caruso (Carmen und Rigoletto). Nach einem Skandal wegen einer Affäre mit Elisabeth Schumann muss Klemperer Hamburg verlassen. 1911 - Erster Aufenthalt in der Klinik Kohnstamm, Königstein - Klemperer zieht sich zum Partiturstudium nach Schiltigheim bei Straßburg zurück, wo Pfitzner Operndirektor ist. 1913-1914 Leitender Kapellmeister in Barmen 1914-1917 Kapellmeister unter Pfitzner in Straßburg, später stellvertretender Direktor der Oper 1917-1924 Generalmusikdirektor der Oper in Köln. Klemperer konvertiert zur katholischen Kirche. 1924-1927 Nach vergeblichem Versuch, eine Stelle in Berlin zu finden, Generalmusikdirektor der Oper in Wiesbaden 1924 Dirigate in Moskau und Leningrad, 1 Nov. 1924 1926 1927-1931 Erste (akustische) Schallplattenaufnahme: Adagio aus Bruckners Sinfonie Nr. 8 Erstes Konzert in den USA (New York) Direktor, später Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper am Platz der Republik (Krolloper). Neuer Opernstil mit abstrakten Bühnenbildern und modernen Kostümen (z.B. Fliegender Holländer, Fidelio, Hoffmanns Erzählungen, Freischütz), Uraufführung von Schönbergs Glückliche Hand, Konzerte mit Strawinsky 1929 Debut in London. Erstes Konzert mit dem Concertgebouworkest 1931 Konzerte in Buenos Aires, Teatro Colón 1931-1933 Nach Schließung der Krolloper Dirigent an der Staatsoper Unter den Linden 1932 Goethe-Medaille 1933 Emigration, zunächst in die Schweiz, dann nach Wien, Ende 1933 in die USA 1934-1939 Chefdirigent des Los Angeles Philharmonic Orchestra Unterricht bei Schönberg, Uraufführung seiner Orchestrierung des Brahms’schen G-moll-Quartetts und Aufführung des Quartettkonzerts mit dem Kolisch-Quartett. Zahlreiche Konzerte mit breit gefächertem Repertoire, unter anderem in der Hollywood Bowl. Viele Konzerte werden im Radio übertragen. 1936 Zwei Europa-Tourneen (Strasbourg, Wien, Moskau) 1939 Diagnose eines (gutartigen) Hirntumors, Operation in einer Bostoner Spezialklinik. Später lebensbedrohliche Komplikationen durch eine Meningitis 1940 Aufgabe der Leitung des Los Angeles Philharmonic Orchestra. 1940/41 Klemperer gerät in eine extrem manische Phase und lebt ein unstetes Leben in New York mit gesellschaftlichen Konflikten und finanziellen Problemen. Gelegentliche Dirigate mit verschiedenen lokalen, zumeist mit aus Emigranten besetzten Orchestern: New Friends of Music (Bach), WPA Symphony Orchestra (Brahms, Haydn, Tschaikowsky, Wagner), New York City Symphony Orchestra (Beethoven, eigene Werke: Merry Waltz, Trinity, Hindemith) 1941/43 Wechsel zwischen New York und Los Angeles: - Mai 1942 erfolgreiches Konzert in New Mexico. - September 1942: Ende der manischen Phase. 1943/44 - Anfang 1943: Tochter Lotte kommt nach New York. Tournee durch die Provinz an der Ostküste. - April 1943: Endgültige Rückkehr zur Familie nach Los Angeles, aber 2 nur zwei Konzerte. Beginn einer depressiven Phase. 1944 Erneuter (weitgehend erfolgloser) Versuch, in New York Fuß zu fassen. Nach Rückkehr zwei Konzerte in Hollywood Bowl 1945 Langsames Abklingen der Depression. Mehr Konzerte. Besserung der finanziellen Lage. 1946 Erste Konzerte in Europa nach dem Krieg: Stockholm, Italien, Paris, Baden-Baden. In Paris erste Schallplattenaufnahmen für Vox (Bach, Mozart). 1946-1954 Pendeln zwischen USA und dem Ausland ohne festen Wohnsitz, um amerikanische Staatsbürgerschaft nicht zu verlieren. 1947-1950 - Extrem manische Phase - Direktor der Staatsoper Budapest (u.a. Don Giovanni, Zauberflöte, Entführung, Così fan tutte, Fidelio, Hoffmanns Erzählungen, Lohengrin, Meistersinger) Zahlreiche Konzerte mit den Radio-Orchester (vor allem Bach, Mozart, Mahler). 1947 - Konzert mit dem Concertgebouworkest in Interlaken - Konzert beim Bach Festival in Strasbourg - Konzert mit den Wiener Philharmonikern bei den Salzburger Festspielen 1949 - Komische Oper Berlin: Carmen (Inszenierung: Walter Felsenstein). 1950 - Australien-Tournee (Sydney, Melbourne, Brisbane, Adelaide), unter anderem mit Mahlers 2. Sinfonie (bis heute die schnellste Aufnahme weltweit) - Konzerte in Los Angeles, New York, Plattenaufnahmen in Paris für Vox (Schubert, Sinfonie Nr. 4) -Schallplattenaufnahmen für Vox in Wien. -Konzerte in Amsterdam und Rom -Erste Konzerte in Israel (Radio Orchester Jerusalem) -Erstes Konzert mit dem Philharmonia Orchestra, London in der kurz zuvor eröffneten Royal Festival Hall. Erste Gespräche mit Walter Legge über einen EMI-Schallplattenvertrag Label HMV). -Am 12. Oktober Unfall in Toronto (Oberschenkelhalsbruch links) mit langer Rekonvaleszenz und damit verbundener Depression bis Ende1952. 1951 1952 -Erstes Konzert in Montreal nach dem Unfall und weiterer Aufenthalt dort -Vertrag mit EMI am 10. Mai (10 Aufnahmen auf zwei Jahre) - Konzerte in den USA (Chicago) und später wieder in Kanada (Boulez hört ein Konzert in Montreal und ist tief beeindruckt) -Klemperer muss in den USA bleiben, weil sein Pass nicht verlängert wird. 1953 -Wenige Konzerte in den USA (Chicago, Pittsburgh, Los AngelesUn Kanada (Montreal) -Erst am 23. Dezember erhält Klemperer die lang erwartete 3 Passverlängerung und kann nach Europa reisen. 1954 -Gastkonzerte in Den Haag, Essen, Amsterdam. Rundfunkaufnahmen in Köln (WDR) und Berlin (RIAS), Konzerte in Zürich und Florenz. -Klemperer wird Principal Conductor beim Philharmonia Orchestra. Erste Plattenaufnahmen für EMI (Produzent: Walter Legge). Erste Aufnahmen beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) Köln -Klemperer erhält einen deutschen Pass und die deutsche Staatsangehörigkeit. Mit seiner Familie nimmt er Wohnsitz in Zürich. -Erste Aufnahmen (mono) bei EMI 1955 -Konzerte in London, Köln, Amsterdam -Erste Beethoven-Aufnahmen für EMI (Sinfonien Nr. 3, 5, 7) 1956 -Tod seiner Frau Johanna in München. Tochter Lotte übernimmt die Sorge um seine privaten und beruflichen Dinge. -Beethoven-Zyklus in Amsterdam. 1957 -Im Mai Beginn einer manischen Phase (mit Unterbrechungen bis 1962). Umjubelter Beethoven-Zyklus mit dem Philharmonia Orchestra in der Royal Festival Hall. -Konzerte u.a. in Wien, Berlin, Edinburgh, Amsterdam, Luzern. 1958 In der Nacht zum 1. Oktober erleidet Klemperer lebensgefährliche Brandverletzungen, als er Pfeife rauchend im Bett einschläft und das Feuer versehentlich mit Spiritus löschen will. Dadurch werden Pläne für ein Auftreten in Bayreuth (Meistersinger) sowie in Den Haag und New York (Tristan) hinfällig. Langwierige Genesungsphase (bis Juli 1959). Es dauert noch länger, bis Klemperer seine physischen und psychischen Kräfte wieder erlangt und seine frühere Form wiederfindet. 1959 - Klemperer wird Principal Conductor auf Lebenszeit beim Philharmonia Orchestra and Chorus, nachdem Karajan sich von EMI abwendet und Verträge mit Decca und DG abschließt. In den folgenden Jahren entstehen zahlreiche Klemperer-Platten in Stereo. - Konzerte in Luzern (September) und London (November: BeethovenZyklus, nach Herzmuskelentzündung) finden ein weitgehend kritisches Echo. 1960 - Anlässlich seines 75. Geburtstags (14. Mai) singt Heather Harper in einer privaten Feier einige von Klemperers Liedern. Ein Jahr später engagiert Klemperer das Philharmonia Orchestra, um (privat) eigene Orchesterwerke aufzunehmen. - Vor allem in London finden seine Konzerte nicht mehr die Anerkennung wie früher, auch wegen des eingeschränkten, immer wiederkehrenden Repertoires. Dagegen wurde ein Beethoven-Zyklus in Wien mit dem Philharmonia Orchestra ein großer Erfolg. 1961 - Von Oktober 1961 bis Mai 1962 bleibt Klemperer in London, wo er neben den Konzerten zahlreiche Schallplatten aufnimmt. - Großen Erfolg haben die Fidelio-Aufführungen in Covent Garden und Zürich. Dagegen erfahren Klemperers Konzerte nach wie vor zurückhaltende, teilweise aber auch offene Kritik. Das gilt auch für seine Erste Sinfonie (in zwei Sätzen), uraufgeführt am 22.Juni in Amsterdam 4 mit dem Concertgebouworkest. Erst der Londoner Beethoven-Zyklus im Oktober findet wieder positive Resonanz. - EMI-LP: Im November werden die Aufnahmen der Matthäus-Passion beendet. 1962 - Covent Garden: Zauberflöte (4. Januar bis 3. Februar). -EMI-LP: Plattenaufnahme des Fidelio. - Im Mai erste uneingeschränkt positive Konzertkritik (Berlioz, Symphonie Fantastique). - Gastkonzerte mit dem Philadelphia Orchestra (Oktober/November) in Philadelphia, New York, Washington und Baltimore. Die Kritik reagiert zunächst zurückhaltend, die Konzerte werden am Ende aber zu einem großen Erfolg. - Klemperers manische Phase ist beendet und in eine ruhige, eher depressive Stimmung übergegangen. Er arbeitet intensiv und konzentriert, nicht mehr so wechselhaft wie in seiner manischen Phase seit 1959. Die Beeinträchtigungen infolge der Brandverletzungen sind überwunden. Für Klemperer beginnt eine neue kreative Periode. 1963 - Drei Aufführungen der Zauberflöte in Covent Garden. - Zahlreiche EMI-Aufnahmen (Tschaikowsky, Schubert, Strawinsky, Berlioz, Bruckner, Dvorak, Beethoven, Mozart). - Lohengrin in Covent Garden (Für die Rolle der Ortrud war ursprünglich Maria Callas vorgesehen. Auch Pläne von Walter Legge mit Plattenaufnahmen verschiedener Arien scheiterten). - Konzerte in London (Wagner, Bruckner, Mahler, Beethoven). Großer Erfolg des Beethoven-Zyklus in der RFH), Gastkonzerte in Wien. 1964 - Walter Legge verlässt EMI und löst das von ihm gegründete Philharmonia Orchestra auf. Daraufhin setzt das Orchester in Eigenregie seine Tätigkeit als New Philharmonia Orchestra (NPO) fort, mit Klemperer als Präsidenten. Eröffnungskonzert mit Beethovens Neunter Sinfonie (erstmals auch gefilmt). - EMI-Aufnahmen: Messias, Zauberflöte. - Gastkonzerte in Berlin und Köln - Letztes Konzert mit dem Concertgebouworkest 1965 - EMI-LP: Haydn- und Mozart-Sinfonien, Missa Solemnis. - Konzerte in München, Rom, Florenz, Stockholm (80. Geburtstag) 1966 - EMI-LP: Don Giovanni, Beethoven-Violinkonzert (Menuhin) - Konzerte in Köln, Berlin und Hamburg- 8. August: Oberschenkelhalsbruch rechts bei Urlaub in St. Moritz 1967 - EMI-LP: Mahler, Sinfonie Nr. 9 (seit über 30 Jahren nimmt Klemperer wieder einen Taktstock); Aufführungen in London, später (1968) Wien, Edinburgh, Luzern (1968) und (1970) Jerusalem. - EMI-LP: Mozart, Klavierkonzert KV 503 und Beethoven-Klavierkonzert sowie Chorfantasie mit dem jungen Daniel Barenboim. - EMI-Studioproduktion: Petruschka (nicht zur Veröffentlichung freigegeben, mittlerweile bei Testament auf CD erschienen) - Zweites Konzert in Israel (nach 1951) mit dem Radio-Orchester Jerusalem. 5 - Besuch der Bayreuther Festspiele (vor allem wegen Parsifal, dirigiert von Boulez). - Orden Pour le Mérite in der deutschen Botschaft Bern. - Klemperer beginnt /Anfang 1968 wieder zu komponieren: Variationen zu einer Gavotte von Rameau, Sinfonie Nr. 2 (Ende 1967), Opern: Der verlorene Sohn, Das Ziel (Anfang 1968). 1968 - EMI-LP: Der Fliegende Holländer (anschließend konzertant in der RFH) - EMI: Aufnahme von Don Quichote mit Jacqueline du Pré (nicht publiziert) - Klemperer’s 2. Sinfonie wird in den Abbey Road Studios privat aufgeführt (zusammen mit dem Chorstück J’accuse, komponiert 1933) - Konzert bei den Wiener Festwochen (u.a. Bruckner V, Mahler IX, Beethoven, Wagner) 1969 - EMI-LP: Mahler, Sinfonie Nr. 7 - EMI-LP: Walküre, 1.Akt und Ende 3. Akt (anschließend konzertant in RFH) - Klemperer’s 2. Sinfonie in der RFH (erste öffentliche Aufführung) - Konzerte mit dem NPO in London: Mendelssohn, Mittsommernachtstraum; Brahms, 2.Klavierkonzert (Ashkenazy); Schumann, Rheinische. - Covent Garden: Fidelio. - Umjubelte Konzerte in Paris (u.a. Mahler IX, Eroica!) und München. - Interviews mit Peter Heyworth. 1970 - Drittes Konzert in Jerusalem mit dem Radio-Orchester, verstärkt durch das Gada Jugendorchester: Mahler, Sinfonie Nr. 9. Klemperer erhält die israelische Staatsbürgerschaft, nachdem er aus der katholischen Kirche ausgetreten war. - Beethoven-Zyklus in London, vom BBC-Fernsehen übertragen - Letztes Konzert in Deutschland: Beethoven-Fest in Bonn mit dem NPO (Sinfonien Nr. 1 & 3). - EMI-LP: Bruckner, Sinfonie Nr. 8 - Lorin Maazel wird „associate principal conductor“ 1971 - EMI-LP: Così fan tutte, kurz danach konzertante Aufführung - 10./20. Mai: Mahler, Sinfonie Nr.2 (in memoriam Mahlers 60.Todestag) - Letztes Konzert in Jerusalem (Radio Orchester im Edison Cinema): Bach, Mozart. - EMI-LP: Haydn, Oxford-Sinfonie; Mozart, Bläserserenade KV 335 - Letztes Konzert Klemperers am 26. September in der RFH (Proben und Teile des Konzerts wurden gefilmt. Eine CD mit dem gesamten Konzert wurde bei Testament veröffentlicht). - Pläne für spätere EMI-Aufnahmen: Entführung aus dem Serail, Johannespassion, Sibelius, Sinfonie Nr. 5. 1972 - In London muss Klemperer ein Konzert absagen. Auf ärztlichen Rat gibt er seine öffentliche Konzerttätigkeit auf und ist nur noch zu Studioproduktionen bereit. - Die für die Entführung vorgesehenen Aufnahmetermine müssen immer wieder verschoben werden. - Am 1. Dezember muss Klemperer aus gesundheitlichen Gründen auch auf jegliche Aufnahme-Projekte verzichten. 6 1973 - Zu Klemperers Ehren spielt das NPO unter Lorin Maazel seine Sinfonie Nr. 2. - Immer mehr geschwächt stirbt Klemperer am 6. Juli 1973 in seiner Züricher Wohnung. Seinem Wunsch entsprechend wird er auf dem jüdischen Friedhof Friesenberg begraben. 7