EMV in Meßsystemen Grundlagen und Anwendungen SEI-Tagung DESY Hamburg 15.3.-17.3.2010 Dr.-Ing. Sven Bönisch Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie Hahn-Meitner-Platz 1 14109 Berlin Email: [email protected] Tel: (030) 80622374 1 Übersicht 1. Grundlagen 2. Kopplungsmechanismen und Gegenmaßnahmen • Leitungsgebundene Kopplung (galvanische-, Impedanz-, Stromkopplung) • Kapazitive Kopplung • Induktive Kopplung • Wellenkopplung (leitungsgeführt) • Strahlungskopplung (Freiraumwellen) 3. Beispiele • Schirmung • Masseschleife, Mantelstromfilter, Massestruktur • Kabelanschluss • EMV-Design 2 1. Grundlagen EMV: Unter EMV (elektromagnetische Verträglichkeit) versteht man allgemein, die Fähigkeit eines Gerätes/Baugruppe in der vorgegebenen elektromagnetischen Umgebung definitionsgemäß zu arbeiten und die Umgebung nicht unzulässig zu beeinflussen. Allgemeines Störmodell: Störquelle Kopplung Störsenke Die EMV kann durch Maßnahmen in allen 3 Blöcken verbessert werden – vorausgesetzt er ist zugänglich. 3 Störabstand Der Störabstand ist ein Gütekriterium für die Sensibilität einer Schaltung gegenüber einer Störung. Durch die allgemeine Definition können unterschiedliche Schaltungen miteinander verglichen werden. Spannungsquellen Ersatzschaltbild: Störabstand in dB: SNR = astör = 20 ⋅ log US [dB] U stör Störabstand in dBV: SNR = 20 ⋅ log US [dBV ] 1V Durch Erhöhung der Signalspannung bzw. Verringerung der Störspannung kann eine Verbesserung des Störabstandes erreicht werden. Da Spannungsquellen in äquivalente Stromquellen umgewandelt werden können, ist der Störabstand auch als Verhältnis von Signalstrom zu Störstrom definierbar. 4 Übertragungsarten Die Art der Signalübertragung bestimmt wesentlich die Empfindlichkeit gegenüber Einkopplung Störungen. Im wesentlichen unterscheidet man Schaltungen nach: 1. Impedanzen im Signalkreis 2. Symmetrie des Signalkreises 5 Übertragungsarten - Impedanz Spannungsübertragung •Spannungsquelle mit Innenwiderstand treibt einen Lastwiderstand •Ri<<RL •Empfindlich gegenüber induktiver Kopplung Stromübertragung •Stromquelle prägt einen definierten Strom in den Signalpfad ein •Ri>>RL •Empfindlich gegenüber kapazitiver Kopplung •SNR größer als bei Spannungsübertragung 6 Übertragungsarten - Symmetrie Unsymmetrische Übertragung •1 Signalleitung •1 Leiter auf Massepotential •Störempfindlich Symmetrische Übertragung •2 gegenphasige Signalleitungen •Differentielle Signalübertragung •Störunempfindlich 7 2. Kopplungsmechanismen Impedanzkopplung (galvanische-, Stromkopplung) Kapazitive Kopplung Induktive Kopplung Wellenkopplung Strahlungskopplung Strom I E-Feld H-Feld EM-Feld Freiraumwellen Leitungsgebunden Feldgebunden Ust=f(Zk, I, di/dt) Ust=f(Ck, du/dt) Ust=f(Mk, di/dt) Ust=f(Z12, du/dx, di/dx) Ust=f(E0, heff) λ>>l λ<=l 8 Kapazitive Kopplung Kopplungsersatzschaltbild: •Einkopplung von Störungen über elektrische Felder Voraussetzungen: •Leitungsbeläge vernachlässigbar •Rückwirkungsfreiheit (Ustör >> ULstör, schwache Kopplung) istör = CK ⋅ Æ Hochpaßverhalten •Störwirkung steigt mit der Frequenz •Störsignal erscheint an der Last differenziert U Lstör = Ri || RL ⋅ I stör U Lstör = Ri || RL ⋅ jω CK ⋅ U stör Spannungsübertragung Ri<<RL U Lstör = Ri ⋅ jω CK ⋅ U stör I Lstör = Ri ⋅ jω CK ⋅ U stör RL I stör = jω CK ⋅ U stör dustör dt (für harmonische Störer) Stromübertragung Ri>>RL U Lstör = RL ⋅ jω CK ⋅ U stör I Lstör = jω CK ⋅ U stör Gesamter Störstrom fließt durch die Last Æ Empfindlich für kapazitive Kopplung 9 Kapazitive Kopplung - Abhilfe Kopplungsersatzschaltbild: Diagnose: •Signalquelle kurzschließen (Ri<<RL, Spannungsübertragung) Æ Störung muß verschwinden U Lstör = jω U stör Quelle ⋅ CK Kopplung ⋅ Ri || RL Senke Quelle: •Verringerung der Störspannung •Verringerung der (Stör-) Frequenz (Tiefpassfilter, aktive Bauteile mit niedriger Grenzfrequenz Kopplung: •Verringerung der Koppelkapazität •Verkürzen der Länge von parallelen Leitungen •Vergrößerung des Abstandes •Geänderte Leitungsführung •Schirmung (Felder werden gegen Massepotential gelegt, parallele Masseleitung auf PCB) •Symmetrische Signalübertragung (Quelle, Kopplung und Senke!!!) Senke: •Geringere Schaltungsimpedanz •Insbesondere kleines Ri, um Störstrom von RL abzuleiten (Spannungsübertragung) 10 Kapazitive Kopplung bei symmetrischer Übertragung Kopplungsersatzschaltbild: •Parasitäre Kapazitäten bilden Brückenschaltung •Strom in Diagonale wird Null (Brückenabgleich), wenn C1/C3=C2/C4 Verringerung von Störungen: •Verdrillen (C1=C2, C3=C4) •Masseleitung dicht geführt Æ geringe Brückenempfindlichkeit (C3, C4 >> C1, C2) •Symmetrierung aller Systemkomponenten (Quelle, Kopplung, Senke) 11 Kapazitive Kopplung - SNR Störabstand an der Last: Kopplungsersatzschaltbild: ⎛U RL || Z CL || Z CK Z Ck + Ri || RL || Z CL ⎞ ⎟ ⋅ SNR = 20 ⋅ log⎜ S ⋅ ⎜ U stör Ri + RL || Z CL || Z CK ⎟ R || R || Z i L CL ⎝ ⎠ Frage: Welche Strukturen können Sie hier erkennen? (Parallel, Serienschaltung, Spannungs-, Stromteiler, HP, TP) •CL – Kabelkapazität wenn Wellenlänge >> Kabellänge Æ Zeitkonstante, Grenzfrequenz Signal ratio [dB] - fg = Noise ratio [dB] 1 2πτ = mit τ = (CL + Ck ) ⋅ Ri || RL Signal to Noise ratio [dB] 12 Induktive Kopplung Kopplungsersatzschaltbild: •Einkopplung von Störungen über magnetische Felder Voraussetzungen: •Leitungsbeläge vernachlässigbar •Rückwirkungsfreiheit (Istör >> ILstör, schwache Kopplung) •Ohmscher Widerstand der Gegeninduktivität vernachlässigbar ustör = M K ⋅ U Lstör = U stör ⋅ Gesamte Störspannung fällt über der Last ab Æ Empfindlich für induktive Kopplung Spannungsübertragung Ri<<RL U Lstör = jω M K ⋅ I stör I Lstör = jω M K ⋅ I stör ⋅ 1 RL Æ Hochpaßverhalten •Störwirkung steigt mit Frequenz •Störsignal erscheint an der Last differenziert RL Ri + RL U Lstör = jω M K ⋅ I stör ⋅ U stör = jω M K ⋅ I stör distör dt RL Ri + RL (für harmonische Störer) Stromübertragung Ri>>RL RL Ri 1 = jω M K ⋅ I stör ⋅ Ri U Lstör = jω M K ⋅ I stör ⋅ I Lstör 13 Induktive Kopplung - Abhilfe Kopplungsersatzschaltbild: Diagnose: •Wie bei Impedanzkopplung Signalkreis an der Quelle öffnen (Ri>>RL, Stromübertragung) Æ Störung muß verschwinden •Test auf induktive Kopplung mit Kurzschlußringen bzw. Schirmblech ohne Massebezug U Lstör = jω I stör Quelle ⋅ MK Kopplung ⋅ RL Ri + RL Senke Quelle: •Verringerung des Störstromes •Verringerung der (Stör-) Frequenz (Tiefpassfilter, aktive Bauteile mit niedriger Grenzfrequenz Kopplung: •Verringerung der Gegeninduktivität •Vergrößern des Abstandes gekoppelter Maschen •Verringerung der Schleifenfläche (kurze Leitungsführung) •Nähe von Hin- und Rückleiter (Feldkompensation in Quellschleife, Verringerung des Flußdurchsatzes in Senke) •Verdrillen von Hin- und Rückleiter (resultierender Gesamtfluß nahe Null) •Senkrechte Schleifenorientierung •Schirmung mit magnetischen Materialien (hohes µ, DC) •Schirmung mit Kurzschlußringen/-schleifen (Gegenfelder, kleine bis mittlere Frequenzen) •Schirmung mit Wirbelstromschirmen (hohe Frequenzen) •Symmetrische Signalübertragung (Quelle, Kopplung und Senke!!!) Senke: •Insbesondere hohes Ri, um Störspannung an RL zu verringern (Stromübertragung) 14 Induktive Kopplung bei symmetrischer Übertragung Kopplungsersatzschaltbild: uL1 = u1 − ustör uL2 = u2 − ustör Differenzspannung bei Gleichtaktstörung: ud = uL1 − uL2 = u1 − u2 u2 = −u1 mit ud = 2u1 •Die symmetrische (differentielle) Übertragung benutzt 2 Signalleitungen und eine gemeinsame Masseleitung. •Es werden 2 betragsmäßig gleichgroße, aber gegenphasige Spannungen übertragen. •Im Empfänger wird die Differenz ausgewertet (Gegentaktsignal, differential-mode). •Wenn zu beiden Signalen eine Störspannung addiert wird (Gleichtaktsignal, common-mode) kann diese in einem differentiellen Empfänger komplett eliminiert werden (hohe Gleichtaktunterdrückung). •Wenn die Brücke bestehend aus Ri1, Ri2, RL1, RL2 schlecht abgeglichen ist, kann das Gleichtaktstörsignal in ein Gegentaktstörsignal konvertiert werden. 15 Induktive Kopplung - SNR Kopplungsersatzschaltbild: Störabstand an der Last: ( ) ⎛ I Ri || RL + Z Mk Ri + RL ⎞ ⎟ SNR = 20 ⋅ log⎜ S ⋅ ⋅ ⎜ I stör ⎟ R Z Z + L Mk Mk ⎝ ⎠ Frage: Was ist die bestimmende Systemzeitkonstante? Æ Zeitkonstante gegeben durch Koppelimpedanz Signal ratio [dB] - fg = Noise ratio [dB] 1 mit 2πτ = τ= MK Ri + RL Signal to Noise ratio [dB] 16 Impedanzkopplung (galvanische Kopplung) Kopplungsersatzschaltbild: •Einkopplung von Störungen durch Impedanzen die sowohl zur Quelle als auch zur Senke gehören (z.B. Masse-, Versorgungsspannungsleitungen, Innenwiderstände von Netzteilen, Impedanzen von Abblockkondensatoren) •Häufigstes EMV-Problem ustör = RK ⋅ istör + LK ⋅ U Lstör = U stör ⋅ RL Ri + RL U Lstör = I stör ⋅ (RK + jω LK ) = U stör I Lstör = I stör ⋅ (RK + jω LK ) ⋅ 1 RL U stör = (RK + jω LK ) ⋅ I stör Æ Hochpaßverhalten •Störwirkung steigt mit Frequenz und dem Störstrom durch die Koppelimpedanz Gesamte Störspannung RL fällt über der Last ab U Lstör = I stör ⋅ (RK + jω LK ) ⋅ Æ Empfindlich für Ri + RL Impedanzkopplung Spannungsübertragung Ri<<RL distör dt (für harmonische Störer) Stromübertragung Ri>>RL U Lstör = I stör ⋅ (RK + jω LK ) ⋅ I Lstör RL Ri 1 = I stör ⋅ (RK + jω LK ) ⋅ Ri 17 Impedanzkopplung - Abhilfe Kopplungsersatzschaltbild: Diagnose: •Signalquelle öffnen (Ri>>RL, Stromübertragung) Æ Störung muß verschwinden •Nicht eindeutig, da Störung durch induktive Kopplung auch verschwindet U Lstör = I stör ⋅ (RK + jω LK ) ⋅ Quelle Kopplung RL Ri + RL Senke Quelle: •Verringerung des Störstromes (Abblockung) •Verringerung der (Stör-) Frequenz (Tiefpassfilter, aktive Bauteile mit niedriger Grenzfrequenz Kopplung: •Verringerung von Widerstands- und Induktivitätsbelag des gemeinsamen Zweiges (Verstärkung des Leiters, Massefläche auf Platinen) •Auftrennen des gemeinsamen Zweiges (getrennte Masse analog/digital, sternförmige Massestruktur) •Vermeidung von Masseschleifen •EMV- korrekter Anschluss von Kabeln •Symmetrische Signalübertragung (Quelle, Kopplung und Senke!!!) Senke: •Insbesondere hohes Ri, um Störspannung an RL zu verringern (Stromübertragung) 18 Impedanzkopplung bei symmetrischer Übertragung Kopplungsersatzschaltbild: uL1 = u1 − ustör uL2 = u2 − ustör Differenzspannung bei Gleichtaktstörung: ud = uL1 − uL2 = u1 − u2 u2 = −u1 mit ud = 2u1 •Die symmetrische (differentielle) Übertragung benutzt 2 Signalleitungen und eine gemeinsame Masseleitung. •Es werden 2 betragsmäßig gleichgroße, aber gegenphasige Spannungen übertragen. •Im Empfänger wird die Differenz ausgewertet (Gegentaktsignal, differential-mode). •Wenn zu beiden Signalen eine Störspannung addiert wird (Gleichtaktsignal, common-mode) kann diese in einem differentiellen Empfänger komplett eliminiert werden (hohe Gleichtaktunterdrückung). •Wenn die Brücke bestehend aus Ri1, Ri2, RL1, RL2 schlecht abgeglichen ist, kann das Gleichtaktstörsignal in ein Gegentaktstörsignal konvertiert werden. 19 Impedanzkopplung - SNR Kopplungsersatzschaltbild: Störabstand an der Last: ( ) ⎛ I Ri || RL + Z K Ri + RL ⎞ ⎟ SNR = 20 ⋅ log⎜ S ⋅ ⋅ ⎜ I stör ⎟ + R Z Z L K K ⎝ ⎠ Frage: Was sind die bestimmenden Systemzeitkonstanten? f g1 = Æ Zeitkonstanten gegeben durch Koppelimpedanz und Innenwiderstände des Signalkreises Signal ratio [dB] - fg2 = Noise ratio [dB] 1 mit 2πτ 1 1 2πτ 2 = mit τ= τ= LK RK LK RK + Ri + RL Signal to Noise ratio [dB] 20 Wellenkopplung (Leitungswellen) Kopplungsersatzschaltbild: •Kopplung durch Leitungswellen •Ortsabhängig kapazitive und induktive Kopplung Voraussetzungen: •Anpassung in Quelle und Senke •Abstand << Wellenlänge λ •Kabellänge ≈> Wellenlänge λ Generatorseitig: I Gstör = Kapazitive Kopplung: Induktive Kopplung: dCK = CK' ⋅ dx dI Lstör = dM K = M K' ⋅ dx dI dU stör = dM K ⋅ dt dU stör dI Lstör = 2Z L2 dI Gstör dI Gstör = − dI störCk = dCK ⋅ dU1 dt dI störCk 2 dI = störCk 2 dU stör 2Z L2 dI störCk dU stör − 2 2Z L Lastseitig: I Lstör = dI störCk dU stör + 2 2Z L •Differenz von kapazitiver •Summe von kapazitiver und induktiver Kopplung und induktiver Kopplung •Bei entsprechender Dimensionierung wirkt Störung nur auf eine Seite des gestörten Kreises •Abhilfe wie bei kap./ind. Kopplung beschrieben 21 Strahlungskopplung (Freiraumwellen) Kopplungsprinzip: •Kopplung durch gestrahlte Freiraumwellen •Große Entfernungen möglich •Quelle und Senke wirken als Antennen •Fernfeldabhängigkeit 1/r Voraussetzungen: •Abstand r >> Wellenlänge λ (Fernfeld) •Strahlerlänge l ≈> Wellenlänge λ Feldstärke im Fernfeld (Herzscher Dipol): Eυ = Z 0 ⋅ Hϕ = ji0dl sinυ ⋅ 2λ r Feldwellenwiderstand des leeren Raumes: Eυ = Hϕ μ0 = Z 0 = 377Ω ε0 ji0dl sinυ ⋅ r 2λ 22 Schirmung Frequenz E-Feld H-Feld Statisch: •Faradayscher Käfig •Magnetostatischer Schirm Veränderlich: Quasistatisch Stationär Wellen •Faradascher Käfig, Kompensation •Wirbelstromschirm •Kompensation •Wirbelstromschirm Kompensation durch Gegenfeld: Feldführung: •Feldlinien werden in Bereiche mit hoher Permeabilität gebrochen •Induzierte Ströme bewirken Schwächung des Außenfeldes im Innenraum (Ring, Rohr, Wirbelstromschirm) 23 Schirmung durch Gegenfelder Kompensationsprinzip: •Magnetisches Störfeld Bstör induziert Strom I in einer kurzgeschlossenen Leiterschleife •Nach Lenzschem Gesetz bewirkt der Strom eine entgegengesetzte Kompensationsflussdichte Bkomp •Aufgrund der Geometrie der Kompensationsschleife kann das Störfeld nicht an jedem Ort in Signalschleife vollständig kompensiert werden •Wirksame Kompensation erst ab 1 Dekade oberhalb der Grenzfrequenz möglich Ersatzschaltbild Komp.-schleife: 1 L mit τ = fg = R 2πτ Störabstand: ⎛ f ⎞⎟ SNR = 20 ⋅ log⎜ 1 + j ⎜ f g ⎟⎠ ⎝ Verbesserung: •Größere Kompensationsinduktivität L (Windungszahl erhöhen, Ferritkern) •Kleinerer Schleifenwiderstand R (Folien, Bleche) •Signal- und Kompensationskreis in einer Ebene •Kompensationskreis sollte Signalkreis komplett um schließen (Schirmbecher in HF-Kreisen) 24 Masseschleife Kopplungsprinzip: Kopplungsersatzschaltbild: Störabstand: ⎛ Z A ⎞⎟ SNR = 20 ⋅ log⎜ 1 + ⎜ ZK ⎟ ⎝ ⎠ •Ursache ist doppelte Verbindung von 2 Punkten eines Massesystems •Eingekoppelte Spannungen treiben einen Störstrom Istör (Masseströme, induktive Einkopplung) und bewirken Spannungsabfall auf ZK (Kabelmantel) •Impedanz des äußeren Zweiges ZA meist kleiner als der Koppelimpedanz ZK •ZA kann durch Leitungsimpedanzen oder Kapazitäten zwischen Trafowicklungen gebildet werden (Hochpassverhalten) Abhilfe: •ZK hat koppelnde Wirkung Æ verkleinern •ZA hat dämpfende Wirkung Æ vergrößern (Schutzleiterdrossel, Mantelstromfilter, galvanische Trennung) •Symmetrische Signalübertragung •Geeignete Massestruktur (Sternpunkterdung) •Verringerung der eingekoppelten Spannung (Schirmung) 25 Mantelstromfilter Stromkompensierte Drossel (Gleichtaktdrossel): •Hin- und Rückleiter bifilar auf einen Kern gewickelt •Keine Induktivität für Gegentaktsignal •Hohe Induktivität für Gleichtaktsignal (Mantelstrom) •Nur in begrenztem Frequenzbereich wirksam (50MHz-1GHz) •Kernmaterial sorgfältig auswählen! •Nicht für 50-Hz Brummstörungen geeignet Klappferrit auf USB-Kabel: Kapazitiver Koppler: •Massetrennung durch Kapazität im Masseweg (1100nF) •Frequenzen oberhalb ca. 1MHz können passieren •50Hz-Netzbrummströme können nicht mehr fließen •Obere Grenzfrequenz ca. 1GHz •Nur für UKW-Rundfunk und Fernsehen geeignet! Kapazitiver Koppler für 75Ω Antennenkabel: 26 Massestruktur Komplexe elektronische Geräte bestehen aus einer reihenartigen Hintereinanderschaltung einzelner Komponenten. Der Ausgang einer Stufe treibt den Eingang der nachfolgenden Stufe. Sternmasse: Reihenmasse: •Naheliegendes Massekonzept bei Reihenschaltung einzelner Komponenten •Zwischen den Masseverbindungen der einzelnen Stufen ist eine (Koppel-) Impedanz ZK vorhanden •Ein außen eingeprägter Störstrom auf der Masseleitung wirkt auf den Eingang der 2. Stufe •Alle Masseanschlüsse der einzelnen Stufen werden in einem Punkt verbunden •(Stromdurchflossene) Koppelimpedanz zwischen den Stufen wird eliminiert •Ein auf der Masseleitung fließender Störstrom verursacht keine Störung am Eingang der 2. Stufe Æ Besseres Massekonzept!! 27 Kabelanschluss I Ungeschirmte Leitung, Masse als Rückleiter Rückleiter nahe Signalleitung •Störspannung überlagert •Induzierte Spannung wird Signalspannung verringert •Verringerte Störspannung Symmetrische ungeschirmte Leitung Koaxialkabel einseitig auf Masse •Geringe kap./ind. •Geringe kap. Kopplung Kopplung •Störspannung überlagert •Gleichtaktunterdrückung Signalspannung verringert Einfluss von Massestörungen Mit Gleichtaktdrossel Mit Stromübertragung •Unterdrückung hochfrequenter •50Hz Störung durch Masseströme kapazitive Kopplung •Transformatorische Kompensation der Störspannung Koaxialkabel beidseitig auf Masse Mit Bypass •Masseschleife!!! •Reduktion des Störstroms •Geringe elektromagnet. auf Kabelschirm Kopplung •Verbesserung SNR •Störspannung stark gedämpft 28 •Kabeltransferimpedanz Kabelanschluss II Koaxialkabel mit Gleichtaktdrossel •Unterdrückung hochfrequenter Masseströme Einseitige Masseverbindung über C Koaxkabel mit Stromübertragung Unsymmetrisches System, Schirm einseitig auf Masse •Verringerung niederfrequenter •Sehr störsicher!!! •Bei schlechtem Masseanschluss Masseströme kap. Kopplung möglich •Beidseitiger Masseanschluss für hohe Frequenzen Unsymmetrisches System, geschirmt, beidseitig auf Masse, definiertes Bezugspotential •Empfängerseitiges Bezugspotential •Senderseitiges Bezugspotential •Keine Impedanzkopplung von Störströmen auf Kabelschirm •Nur kap. Kopplung (Spannung zw. Schirm und Masse) •Störspannung überlagert Signalspannung!!! •Schirm kein Signalrückleiter Symmetrisches System, geschirmt einseitig auf Masse beidseitig auf Masse •Bestes Übertragungssystem! •Kap. Kopplung der Störspannung in Signalleiter •Weitere Verbesserung durch Stromübertragung •Störspannung ist Gleichtaktsignal bei guter Gleichtaktunterdrückung stark bedämpft 29 Vergleich EMV-Design Alt Neu 30 Vergleich EMV-Design Alt Neu Schlecht ist: •Kleine Masseflächen über ca. 5mm Draht angeschlossen (kapazitive Kopplung bei hohen Frequenzen) •parallele Anordnung von Baugruppen (Übersprechen, hohe kapazitive und induktive Kopplung; Re klein Stromverstärker Æ weniger kapazitive Kopplung mehr induktive Kopplung) •Versorgungsspannungszuführung in Nähe der Eingänge •Versorgungsspannungsleitungen nicht verdrillt •Masseschleife in Betriebsspannung (induktive Kopplung) •Eingangsbereich hoch liegende Verdrahtung, keine Schirmung Gut ist: •Großflächige Masseverbindung unten (alle Kopplungsarten kleiner) •komplette Schirmung (Alugehäuse Wirbelstromschirm bei hohen Frequenzen, E+H-Feld) •Masse auf Platinenoberseite (Verhindert Übersprechen zw. Kanälen durch kap. und ind. Kopplung) •Stufennahe Abblockung (Verringerung ind. Kopplung) •Räumliche Trennung von Eingangs- und Ausgangsstufe auf Platine verringert Impedanzkopplung durch Ströme im Masseweg (Ausgangsstufe in Nähe der Spannungszuführung) Schlecht ist: •unsymmetrisches 50Ω System (Masseschleifen, induktive und Impedanzkopplung) •Randkanäle besser als Mittelkanäle (Masse Seitenwand) 31 Literatur •Joachim Franz, Störungssicherer Aufbau elektronischer Schaltungen, Teubner, 2002 •A. Schwab, Elektromagnetische Verträglichkeit, Springer-Verlag, 1990 •Mönich, Skriptum Elektromagnetische Verträglichkeit, TU-Berlin, 1993 •Habiger, Elektromagnetische Verträglichkeit, Hüthing, 1984 •Meinke, Gundlach, Taschenbuch der Hochfrequenztechnik, Springer-Verlag, 1992 32