Kapitel 2 ELEKTROSTATIK In der Elektrostatik geht es um stationäre Probleme unbewegter Ladungen in ~ ~ Abwesenheit von Magnetfeldern. Im statischen Fall (@ E/@t = @ B/@t = 0) separieren die Maxwell-Gleichungen in zwei Paare: Dynamik ~ ·E ~ = 1⇢ r ✏0 ~ ~ ⇥E ~ = @B r @t ~ ·B ~ =0 r ~ ~ ⇥B ~ = µ0 ~j + 1 @ E r c2 @t Statik ~ ·E ~ = 1⇢ r ✏0 ~ ⇥E ~ =0 r ~ ·B ~ =0 r ~ ⇥B ~ = µ0 ~j r 9 = Elektrostatik 9 = Magnetostatik ; ; Statik: ~ und B̄ kommen in getrennten Gleichungen vor. • E • Elektrizität und Magnetismus sind scheinbar völlig getrennte Phänomene, solange die elektrischen Ladungen und die Ströme stationär sind. • Erst wenn das Magnetfeld sich mit der Zeit ändert, oder der Strom sich ~ und B̄ voneinander ab. mit der Zeit ändert, hängen E ~ • 4. Gleichung : @ E/@t muß groß sein gegenüber c2 µ0 ~j, ~ damit E und B̄ eine starke Abhängigkeit voneinander zeigen. Elektrostatik: ~ mit Rotation=0 Vektorfeld E und gegebener Divergenz. Magnetostatik: ~ mit Divergenz=0 Vektorfeld B und gegebener Rotation. 13 14 KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 2.1 Coulombsches Gesetz Gauß’scher Satz: Das Produkt aus Normalkomponente des Feldes und Oberfläche ist gleich der Divergenz des Feldes im umschlossenen Volumen. Da die Divergenz ist proportional zur Ladungsträgerdichte ist gilt I Z ⇣ Z ⌘ ⇢ 1 ~ · dS ~= ~ ·E ~ dV = E r dV = Q . (2.1) ✏ ✏ 0 S V V 0 Im Zentrum einer Kugel mit dem Radius r sitzt eine Punktladung (Q). Das Feld einer Punktladung muss kugelsymmetrisch sein. Die elektrische Feldstärke hat also denselben Wert an jedem Punkt der Kugeloberfläche. Wir fordern auch, dass das Feld nur eine radiale Komponente hat. Für den Betrag |E| der Feldstärke auf der Kugeloberfläche gilt # $% $& ! "! ' " ! ( |E| 4⇡r2 = Q/✏0 . (2.2) Mit dem Ansatz für die Kraft auf eine Probeladung q, die sich irgendwo auf ~ befindet, der Kugeloberfläche im Feld E ~, F~ = q E erhalten wir das Coulombsche Gesetz |F | = 1 qQ . 4⇡✏0 r2 (2.3) Der Vorfaktor ist im SI-System definiert als 1 = 10 4⇡✏0 7 2 c . (2.4) Dabei ist c die Vakuum-Lichtgeschwindigkeit, c = 3 ⇥ 108 m/s. Die Größe ✏0 ist die Dielektrizitätskonstante. Damit wird der Vorfaktor1 fc = 1 N · m2 Volt · m = 8.99 · 109 = 8.99 · 109 4⇡✏0 C2 C (2.5) und die Dielektrizitätskonstante ✏0 = 8.85 · 10 wobei 1 kg·m2 ·s 2 12 A 2 · s4 = 8.85 · 10 kg · m3 12 A·s , V·m (2.6) =1 N·m= 1V·A·s. Die Ladung eines Elektrons beträgt q = e = 1.602 · 10 19 C. (2.7) Im SI-System wird die Ladungsmenge über die Stromstärke definiert. Strom = Ladungsmenge pro Sekunde. 1 Zur Größe Einheit Abkürzung Strom Ladung Ampere Coulomb A C Umrechnung 1A = 1 C / s 1C = 1 A s Definition der Spannung in Einheiten von Volt siehe Seite 21. 2.2. ELEKTRISCHES FELD 15 Ladungsmessung: ! ! • Im Drehzeiger Elektrometer ergibt sich der Ausschlag aus dem Gleichgewicht: Drehmoment durch Abstoßung = Drehmoment durch Schwerkraft "# $ %& '$ ( • im Faden-Elektroskop beobachtet man die Abstoßung zweier gleichnamig geladener Lamettastreifen. Beide Geräte messen den Betrag der Ladung. • Ladungsmessung über den Strom, der über einen Widerstand fließt: Rt Q = t12 I(t)dt. Die folgende Zeichnung skizziert eine solche Messung zur Bestimmung des Stromstoßes einer einzelnen Elektronenlawine wie sie in einem Bildverstärker nach Detektion eines einzelnen Photons auftritt. , -&. / 0 ! 12 $3 14 ! 1 " ! /8 ' ' ' /* ' ' ' " ! " ! = ' ( ! : 2 ; < ) * ' ' ' ( # ! $% && 2.2 5 " 6 2 7 " 6 1 * ' +! ! 9 $ #" = . $ > ? > 9 > " # @ . $ > ? > 9 A Elektrisches Feld Das Coulomb-Gesetz liefert ein anschauliches Bild, wie zwei Ladungen auf sich gegenseitig eine Kraft ausüben. Die Kraft wirkt entlang der Verbindungslinie. Wie bei der Gravitation wurde ursprünglich angenommen, dass diese Kraftwirkung instantan über beliebig große Entfernungen wirksam ist. Diese Annahme inkonsistent mit der Relativitätstheorie, die fordert, dass kein Signal zwischen zwei Punkten schneller als mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs sein kann. Das Feldmodell bietet dazu eine Alternative, in dem man davon ausgeht, dass eine elektrische Ladung den umgebenden Raum mit einem elektrischen Feld ausfüllt. Diesem Feld kommt insofern Realität zu, als man dem Feld (wie auch einem Teilchen) Energie und Impuls zuschreiben kann, und auch Bewegungsgleichungen, die vorhersagen, wie sich die Form des Feldes - in Antwort auf Positionsänderungen von Ladungen - mit der Zeit entwickelt. In diesem Feldmodell erlebt eine zweite Ladung das Feld, das die erste Ladung am Ort der zweiten Ladung erzeugt. Das Feld ist der Vermittler der Coulomb-Kraft. Bewegt sich die erste Ladung, führt dies zu einer Änderung des Feldes. Diese Veränderung pflanzt sich mit einer Geschwindigkeit v c fort. Im Vakuum gilt das = Zeichen, das < Zeichen tritt auf wenn der Raum von Materie erfüllt ist. In jedem Fall wird die Veränderung erst später (retardiert) von der zweiten Ladung wahrgenommen. 16 KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK Definition der elektrischen Feldstärke Eine Ladung Q befindet sich im Ursprung. ~ ist Die Kraft auf die Probeladung q am Ort R ~ = fc q · Q êR F~ (R) R2 q R e` R Q Dabei ist êR der Einheitsvektor, der zum Ort der Probeladung zeigt. ~ erzeugt wird, defiDie elektrische Feldstärke, die von der Ladung Q am Ort R niert man über die Kraft auf eine Probeladung q ~ = q · E( ~ R) ~ . F~ (R) (2.8) Damit ist ~ R) ~ = E( 1 Q êR , 4⇡✏0 R2 (2.9) eine Felddefinition, die unabhängig von der Größe der Probeladung ist. Das Feld ist auch im Grenzfall q ! 0 definiert. Aus Streuexperimenten von Elektronen mit Positronen weiß man, daß dieses Gesetz auf Skalenlängen von 4 ⇥ 10 17 m gilt, aus Experimenten mit Radiowellen, daß es auch bei Abständen von mehreren Kilometern Gültigkeit hat. + ~ Befindet sich die Ladung Q am Ort ~r1 , so gilt für das Feld am Ort R ~ R) ~ = E( 1 Q ~ (R ~ 4⇡✏0 | R ~r1 |3 ~r1 ) (2.10) ~ expliWenn wir die Vektorkomponenten von E zit ausschreiben wollen, berücksichtigen wir 2 3 2 3 2 3 X x1 X ~ ~r1 = 4 Y 5 4 y1 5 = 4 Y R Z z1 Z x1 y1 5 z1 und erhalten damit ~ E(X, Y, Z) Q = fc = 2 X Q4 Y fc 3 d ~ |R ~r1 |3 Z wobei d= p (X x1 )2 + (Y ~ (R x1 y1 z1 Q ”r 1 R-r”1 q R e` R ~r1 ) 3 5, y1 )2 + (Z (2.11) z1 ) 2 . (2.12) 2.3. SUPERPOSITIONSPRINZIP 2.3 17 Superpositionsprinzip Das Feld von im Raum verteilten Ladungen bestimmt man über Vektoraddition: ~ R) ~ E( = = ~1 + E ~2 + E ~3 + . . . E X Qi ~ ~ri ) fc (R d3i i (2.13) Bilder für das Feld zweier Ladungen (Dipolfeld für Q1 = Q2 ). $# ! " # Skalare Ladungsdichte: Bei räumlich kontinuierlichen Ladungsverteilungen in makroskopischen Dimensionen geht die diskrete Struktur der Ladung verloren. In diesem Fall ist es bequemer von Punktladungen auf eine kontinuierliche Verteilung überzugehen. Die skalare Ladungsdichte ⇢(~r) (Einheit C/m3 ) ist über die Gesamtladung Q definiert Z Q= ⇢(~r) dV . ! "$ % & ! #" " '( ! (2.14) V Damit wird ~ R) ~ = fc E( Z V ~ ~r R ⇢(~r) dV ~ ~r |3 |R (2.15) Feld eines geladenenen Drahtes : Die x-Achse legen wir in die Richtung des Drahtes. Er hat die Querschnittsfläche A und die Länge L. Die Ladungsträgerdichte im Draht sei ⇢. Dann ist die Ladung pro Längeneinheit gleich = ⇢A =[C/m] und die Gesamtladung des Drahtes Q = ⇢AL. Die Größe dx gibt uns die Ladung in einem Abschnitt der Länge dx an. Wir berechnen das Feld an einem Punkt P , der im Abstand y = r vom Schwerpunkt des Drahtes liegt. Das Drahtstück an der Position xi gibt zum elektrischen Feld am Orte P den di↵erentiellen Beitrag 2 3 xi dx dx ~ 4 r 5 dE(P, i) = fc ~riP = fc (2.16) |~riP |3 (x2i + r2 )3/2 0 Integration über die Länge des Drahtes ( L/2 < x < +L/2) liefert 18 KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 2 Z 3 2 0 7 6 7 6 7 6 1 2 7 = fc 6 p 7 6 2 r 1 + (2r/L) 7 6 5 4 0 x dx 6 2 + r 2 )3/2 (x 6 Z 6 r dx 6 6 2 + r 2 )3/2 (x 6 4 0 ~ ) = fc E(P 7 7 7 7 7 7 5 (2.17) Je nach Vorzeichen der Ladung zeigt der Feldvektor in die ±y-Richtung. Für einen unendlich langen Draht (r ⌧ L) wird * ( & ' % 3 ) % Ey = ! "# 1 2 . 4⇡✏0 r (2.18) $ % Allgemeiner: Bei unendlich langem Draht zeigt das Feld immer in radialer Richtung vom Draht. Diesen Fall können wir unter Anwendung des Satz von Gauss einfacher berechnen. Wir stellen uns einen Zylinder mit Radius r um den Draht Im Zylinderabschnitt der Länge dx liegt die Ladungsdichte . Damit gilt Rvor. R1 1 E 2r⇡ dx = ✏10 1 dx, also ist Er 2r⇡ = /✏0 woraus (2.18) folgt. 1 r Flächenladungsdichte : Die Gesamtladung einer dünnen Leiterfläche definiert man als Integral der Flächenladungsdichte (Einheit C/m2 ) über die Fläche S Z Q= dS . (2.19) ! "$ % " ! "# S Feld einer homogen geladenen Platte: Wir gehen von einer homogenen Ladungsdichte aus und untersuchen das Feld im Abstand a von der Platte. Der Beitrag eines geladenen Flächenelementes dS zur Feldstärke E im Abstand b ist ! ~ = fc dE " ! dS êb b2 (2.20) #$ ! & % ) ' ( " wobei êb der Einheitsvektor in Richtung des Wegstückes b ist. Das Flächenelement ist dS = r dr d', b = a/ cos ↵ und r = a tan ↵. Damit wird dr a = . d↵ cos2 ↵ (2.21) Bei einer unendlich großen Platte kompensieren sich die Horizontalkomponenten ~ Nach Integration über d' bleibt für die Vertikalkomponente von E. dEv = fc 2⇡ sin↵ d↵ (2.22) Die Integration über den Winkel ↵ von 0 bis ⇡/2 ergibt Ev = /2✏0 . Das Feld 2.4. ELEKTRISCHER FLUSS 19 ist homogen, unabhängig vom Abstand von der Platte, ~ = E 2✏0 êa . (2.23) ~ hängt vom Vorzeichen der Ladungsdichte ab. Im HalbDie Richtung von E raum unterhalb der Platte hat die Feldstärke dieselbe Größe, aber umgekehrtes Vorzeichen. Daraus folgt: Die Normalkomponente der Feldstärke macht beim Durchgang durch die geladene Platte einen Sprung von /✏0 . Plattenkondensator: Wir betrachten 2 Platten mit entgegengesetzt gleichen Ladungen Q1 = Q2 . Wenn der Abstand der Platten sehr klein ist gegenüber ihrer Ausdehnung, dann gilt für die Feldstärke zwischen den Platten E = /✏0 . (2.24) Das Feld ist um den Faktor 2 höher als im obrigen Fall, da jetzt zwei Platten mit entgegengesetztem Ladungsvorzeichen zum Gesamtfeld beitragen. Im Aussenraum kompensieren sich die Beiträge jeder Platte zum Feld ± /(2✏0 ) zu Null. Für unendlich ausgedehnte Platten ist das Feld im Innenraum homogen. Bei endlichen Abmessungen treten Rande↵ekte auf (inhomogenes Feld). ! !! " ! ! " #$ # !!! $ " #$ # % $ " #$ # % ! " #$ # % % • Elektrische Ladungen verändern den leeren Raum. ~ r). • Sie sind Ursache für das Vektorfeld E(~ ~ ist durch die Kraft • Die Stärke und Richtung von E ~ r). auf eine Probeladung q bestimmt, F~ (~r) = q E(~ • Feldlinien veranschaulichen dieses Feld. • Die Tangente an die Feldlinie gibt die Kraftrichtung an. 2.4 Elektrischer Fluss Die elektrischen Ladungen sind die Quellen des elektrischen Feldes. Ein Maß für die räumliche Dichte der elektrischen Feldlinien erhält man über die Definition der Flussdichte d el ~ · dS ~ =E (2.25) 20 KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK Der Fluss durch eine Fläche ist gegeben als Z ~ · dS ~. E el = ! " # S Der Kraftfluss durch eine Kugeloberfläche mit Radius r, in deren Mitte eine Ladung Q liegt, ist demnach I r̂ ~ = fc Q · dS el 2 S r Z ⇡ Z 2⇡ 1 2 = fc Q r sin ✓ d✓ d' r2 o 0 Q = f c Q 4⇡ = . ✏0 (2.26) Der elektrische Fluss durch eine geschlossene Oberfläche hängt nur von der Gesamtladung im eingeschlossenen Volumen ab. Nach dem Gauß’schen Satz gilt für eine geschlossenen Oberfläche: I Z ~ · dS ~= ~ · E) ~ dV = Q . E (r el = ✏0 S V (S) (2.27) Elektrische Ladungen sind die Quellen und Senken des elektrischen Feldes. 2.5 Elektrostatisches Potential Wir definieren die Arbeit W , die notwendig ist ~ vom um eine Ladung q im elektrischen Feld E Ort a nach b zu verschieben, W = Z b a F~ (r) · d~r = q Z b ! # ~ E(r) d~r . a Im Feld einer Punktladung Q gilt ✓ Z r2 d~r 1 W = fc qQ = f qQ c 2 r r 1 r1 " ! 1 r2 ◆ Energie wird gewonnen (W > 0), wenn sich gleichnamige Ladungen voneinander weg bewegen (r2 > r1 ). . " ! # % $ ! # ! " Die Coulombkraft ist eine Zentralkraft. Damit ergibt sich ein konservatives Kraftfeld, das Arbeitsintegral ist unabhängig vom Weg, es hängt nur von der Wahl der Endpunkte ab. Die Gesamtarbeit für einen geschlossenen Weg ist Null. 2.5. ELEKTROSTATISCHES POTENTIAL 21 Für konservative Kraftfelder lässt sich ein Potential definieren. Man definiert das elektrostatische Potential am Ort P über die Energie q , die notwendig ist, um eine Probeladung q von P ins Unendliche zu bringen Z 1 ~ (P ) = E(r) · d~r . (2.28) P Die Potentialdi↵erenz zwischen zwei Punkten Z P2 ~ (P2 ) (P1 ) = E(r) · d~r , (2.29) P1 nennt man die elektrische Spannung: U = (P2 ) (P1 ) . (2.30) Eine Probeladung, die eine Potentialdi↵erenz U durchläuft, erfährt eine Änderung der potentiellen Energie, Epot = q,̧U . (2.31) Da die Gesamtenergie konstant ist, folgt Ekin = Epot = qU . Die Definition der Spannung ist Energie kg · m2 · s [U ] = = Ladung A·s (2.32) 2 = N·m = Volt . C (2.33) Im atomaren Bereich wird häufig die Einheit Elektronenvolt [eV] verwendet. 1 eV ist die kinetische Energie eines Elektrons nach Beschleunigung über eine Potentialdi↵erenz von U =1 Volt 1 eV = 1.6022 · 10 19 C · V = 1.6022 · 10 19 J Die Geschwindigkeit eines Elektrons mit 1 eV beträgt (nicht-relativistisch): r p 1 2eU me v 2 = e U ) v= = 6 · 105 U [m/s] (2.34) 2 me Auf der Basis der Beziehung E = M c2 (M=Ruhemasse) gibt man die Ruheenergie von elementaren Teilchen in Elektronenvolt an. Teilchen Elektron Proton Neutron Ruheenergie Ee = me c2 E p = mp c 2 En = mn c2 [ MeV] 0.511 938.279 939.573 22 KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK Elektrische Feldstärke und Potential : Die elektrische Feldstärke ist als Gradient des Potentials definiert ✓ ◆ @ @ @ ~ = grad = r ~ = E , , . @x @y @z (2.35) Die elektrische Feldstärke zeigt in Richtung der größten Abnahme des Potentials. Das statische elektrische Feld kann entweder durch die skalare Potentialfunkti~ on (x, y, z) oder durch das Vektorfeld E(x, y, z) = {Ex , Ey , Ez } beschrieben werden. Führt man den Ausdruck (2.35) für die Feldstärke in die 1. Maxwell Gleichung ein, so erhält man ~ ·E ~ = r ~ · (grad ) = r = ⇢ ✏0 (2.36) ~ 2 der Laplace-Operator ist. Dieser skalare Operator schreibt sich wobei = r in kartesischen Koordinaten = @2 @2 @2 + + . @x2 @y 2 @z 2 (2.37) Die Poisson-Gleichung (partielle Di↵erentialgleichung zweiter Ordnung) = ⇢ ✏0 (2.38) erlaubt durch Integration einer gegebene Ladungsverteilung das Potential zu bestimmen. Dieser Ausdruck stellt die di↵erentielle Form der 1. Maxwellgleichung für das Potential dar. Sind keine Ladungen im betrachteten Raum vorhanden, wird aus 2.38 die Laplace-Gleichung, = 0. (2.39) Potential einer Punktladung : Mit der Definition (R ! 1) = 0 gilt für das Potential einer Punktladung (~r) = fc Q . |~r| Äquipotentialflächen : sind Flächen auf denen (~r) konstant ist. Äquipotentiallinien entsprechen Höhenlinien auf einer Landkarte. Die Kraft auf eine Probeladung ist (2.40) # ! $ F~ (~r) = ~ (~r) . qr Äquipotentialflächen liegen immer orthogonal zu den Feldlinien. Bei Verschiebung entlang einer Äquipotentialfläche wird keine Arbeit verrichtet. # " % 2.6. LEITER IM ELEKTRISCHEN FELD 23 Feld einer geladenen Hohlkugel: Eine Hohlkugel mit Zentrum im Ursprung hat den Radius R und trägt die Flächenladungsdichte . Die Gesamtladung ist Q = 4⇡R2 . Für r > R gilt I ~ · dS ~ = |E| ~ 4⇡r2 , E (2.41) el = S und nach dem Gauß’schen Satz I I ~ ~ ~ · E) ~ dV = 1 Q . E · dS = (r ✏0 S V (2.42) Damit zeigt für r > R das Feld Q ~ E(r) = fc 2 êr r ! "# ! $ radial nach außen, das Potential im Abstand r ist (r) = fc Q . r (2.43) Im Außenbereich wirkt die geladene Kugel wie eine Punktladung mit der Ladung Q im Zentrum der Kugel. Die Leiteroberfläche ist Äquipotentialfläche. Bei vorgegebenem Potential (R) nimmt die Feldstärke an der Kugeloberfläche mit abnehmendem Krümmungsradius quadratisch zu. Eine geschlossene Fläche im Inneren der Kugel umschließt keine Ladungen. Die Feldstärke im In~ < R) = 0, das Potential im Inneren ist Null, E(r neren konstant gleich dem Potential der Kugeloberfläche. % ' ( & ) & $ # " # ' ( & $ & Der Feldstärkesprung an der Hohlkugeloberfläche von |E| = 0 im Inneren auf |E| = fc Q/R2 = /✏0 aussen auf der Kugel entspricht der Flächenladungsdichte auf der Hohlkugel, = Q/(4⇡R2 ) (siehe Seite 19). 2.6 Leiter im elektrischen Feld Im einem Leiter gibt es frei bewegliche ~ verschiebt Ladungen. Die Kraft F~ = q E diese Ladungen bis sich ein Gegenfeld aufbaut, welches das äußere Feld gerade kompensiert. Als Folge davon ist das Innere von Leitern (in Abwesenheit eines Stromflusses) feldfrei, die Ladungen sitzen auf der Oberfläche des Leiters (Prinzip des Faraday Käfigs). Diese Ladungsverschiebung heißt Influenz. ! " #$ % " & " ' ( " )*" ' + & ! " #$ % " & " ' ( " )*" ' 24 + + + + + + + + + + + Ein ungeladener metallischer Zylinder in einem homogenen elektrischen Feld. Influenzladungen auf der Zylinderoberfläche kompensieren das Feld im Inneren des Zylinders zu Null. Die Äquipotentiallinien stehen immer senkrecht auf die Feldlinien. -- - -- + - + + + + ++ Versuche zur Ladungstrennung und zum Ladungstransport : • Zwei Metallplatten berühren sich im Feld eines Plattenkondensators. Sie werden mit isolierten Handgri↵en getrennt, und einem Elektroskop wird die Ladung +Q und Q übertragen. " ! " " ! ! " ! ! # $ % ! " " " ! " ! " ! ! " • Nach Trennung der Metallplatten entsteht ein feldfreies Gebiet zwischen den Platten. • Becher-Elektrometer: Bei Aufbringen der Ladung von Außen ist nur die Maximalspannung der Ladungsquelle ereichbar (Bild links). Es kommt zu einer Ladungsteilung zwischen den sich berührenden Leitern (=gleiches Potential) gemäß ihrer Kapazität Ladung zu tragen. ! ! ! ! ! " " ! ! ! " " ! ! " ! ! " ! ! ! " ! ! ! ! ! ! " ! ! ! " ! ! ! " ! " ! ! ! ! ! ! ! !" # $% &# ' ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! • Becher-Elektrometer: Einbringen einer Ladung liefert Ausschlag ohne Berührung, siehe zweites Bild von links. • Eine Aufladung des Bechers auf beliebig hohe Spannung ist möglich, wenn die Ladung innen (über Berührung) eingebracht wird. Der Innenraum bleibt dabei feldfrei. Das ist das Prinzip des Van-de-Gra↵ Generators. • Der endliche Isolationswiderstand erlaubt den Ladungsabfluss und begrenzt so die maximal erreichbare Spannung.