Hintergrund Elektronische Programme werden verwendet, um

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4. Kongress für Arzneimittelinformation
Was heißt „klinisch relevant“ ?
Eine Gegenüberstellung verschiedener Interaktionsdatenbanken
Datenbank A
(17%)
(2%)
Anzahl der DDIs (N=143)
(19,58%)
Anzahl der DDIs (N=143)
(27%)
(17%)
(8%)
(6%)
Ergebnis des Interaktions-Checks
Datenbank D
(63%)
(24%)
(4%)
(41%)
(6%)
(3%)
Ergebnis des Interaktions-Checks
(46%)
(31%)
(15%)
(3%)
(5%)
Ergebnis des Interaktions-Checks
Datenbank E
Legende
Anzahl der DDIs (N=143)
Von 274 pharmazeutischen Interventionen, die zu einer Medikationsänderung führten, erfolgten 143 (52%) aufgrund von DDIs. Die Abb. 1 zeigt die Auswertung der
Simulation dieser für Kliniker relevanter Fälle nach „klinischer Relevanz“-Einstufungen der Datenbanken (A-E). Je nach Datenbank werden 4 bis 41% der DDIs nicht
gefunden. Zwischen 6 und 46% der DDIs werden als klinisch hochrelevant eingestuft.
Von insgesamt 715 Suchanfragen in allen fünf Datenbanken wurden die meisten
(32%) mit einer mittleren klinischen Relevanz beantwortet. Die nächst größere
Gruppen stellten die nicht gefundenen Interaktionen (25%) gefolgt von den Interaktionen geringer (21%) und sehr hoher (17%) klinischer Relevanz. Etwa 5% der
Interaktionen wurden als klinisch irrelevant aber bekannt bewertet (Abb. 3).
(24%)
Datenbank C
n Interaktion nicht gefunden
n Interaktion ohne klinische Relevanz
(38%)
n Interaktion mit geringer klinischer Relevanz
(27%)
(19%)
(10%)
(6%)
n Interaktion mit mittlerer klinischer Relevanz
n Interaktion mit hoher klinischer Relevanz
Ergebnis des Interaktions-Checks
Abb. 2) Median der Ergebnisse aller Datenbank-Simulationen
Median
Anzahl der DDIs (N=143)
Ergebnis
(36%)
Ergebnis des Interaktions-Checks
Methode
Die akzeptierten und von den Ärzten umgesetzten pharmazeutischen Interventionen eines Apothekers auf Station im kbo-Klinikum München-Ost[2] in 2013 werden
nach DDIs durchsucht. Es entsteht eine Liste mit DDIs, deren Ansprache durch den
Apotheker dazu führte, dass die Medikation angepasst wurde.
Die DDIs werden in 5 Datenbanken („ABDA-DATENBANK: INTERAKTIONEN“, „ESCHOLZ DATENBANK WECHSELWIRKUNGEN“, „LEXI-COMP“, „MEDIQ“, „PSIAC“)
eingegeben und das Ergebnis des Interaktions-Checks folgender Skala zugeordnet:
Interaktion nicht gefunden, keine Klinische Relevanz, geringe Klinische Relevanz,
mittlere klinische Relevanz, oder hohe Klinische Relevanz. Der Median (Abb. 2) aller
Ergebnisse wird erstellt. Da die Datenbanken alle mehr Funktionen anbieten als
den reinen Interaktionscheck, wurden sie in der Auswertung anonymisiert.
Datenbank B
Anzahl der DDIs (N=143)
Elektronische Programme werden verwendet, um Medikationen auf Arzneimittelwechselwirkungen (= Drug-Drug-Interactions = DDIs) zu prüfen. Die ausgegebene Menge an Interaktionswarnungen führt zu einer Alarm-Überflutung und zwingt
[1]
den Anwender zur Selektion. Etwa 49-96% aller Warnungen werden ignoriert .
Die Programme begegnen dem Problem, indem sie die Interaktionswarnungen
nach „klinischer Relevanz“ (KR) gruppieren.
Mit DDIs, die in der Praxis relevant waren, wird die Verlässlichkeit dieser Einstufungen geprüft.
Abb. 1) Simulation von 143 in der Praxis relevanten DDIs in
5 verschiedenen Datenbanken
Anzahl der DDIs (N=143)
Hintergrund
(69%)
(15%)
(1%)
(12%)
(3%)
Fazit
Die Ergebnisse der Datenbanken unterscheiden sich stark. Die geringe Überlappung
zwischen den Einschätzungen verschiedener Experten[3] zu „kritischen“ DDIs findet
sich auch in den elektronischen Programmen wieder. Anwender sollten mehr als
eine Datenbank verwenden und die Ergebnisse vergleichen.
Das zweithäufigste Ergebnis aller Interaktionschecks war „Interaktion nicht gefunden“. Keine Datenbank hat alle Interaktionen gefunden. Die elektronischen Programme sind schon jetzt ein wertvolles Hilfsmittel, mit einer weiteren Verbesserung
ihrer Datensätze könnten sie ihren Nutzen noch steigern.
Von allen akzeptierten pharmazeutischen Interventionen bilden die DDIs von
„mittlerer klinischer Relevanz“ die größte Gruppe. Pharmazeutisches Wissen ist
besonders gefragt, wenn Risikofaktoren ausgeschlossen werden sollen, weniger
problematische Alternativen zur Verfügung stehen oder erhöhte Vorsicht bei der
Arzneimitteltherapie angezeigt ist. Auch DDIs mit „geringer KR“ sollten mit Sachverstand geprüft werden. Den Fokus auf DDIs „hoher KR“ zu legen, unterschätzt
das Potential für pharmazeutische Interventionen.
Abb. 3) Summenergebnis aller Datenbankabfragen
Meldungshäufigkeit in allen fünf Datenbanken, sortiert
nach eingeschätzter klinischer Relevanz
Anzahl aller Meldungen (Summe: 715 = 5 x 143)
Apotheke des kbo-Isar-Amper-Klinikums München-Ost | Ringstr. 10 | 85540 Haar
Leitung: Volker Lemsch | [email protected] | Autor: Sebastian Peter Lenhart | [email protected]
Literatur: [1] ] van der Sijs H et al. Overriding of Drug Safety Alerts in Computerized Physician Order Entry;
J Am Med Inform Assoc. 2006 Mar-Apr; 13(2): 138-147; [2] Lenhart S. Eine neue Methode zur Bewertung
des Nutzens eines Apothekers auf Station; KPH 5/2014; [3] Ovey EL et. al. Comparison of critical drug-drug
interaction listings: the Department of Verterans Affairs medical system and standard reference compendia.
Clin Pharmacol Ther. 2010;87(1):48-51.
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