192 | MM45, 7.11.2016 | LEBEN Tipps Rechts: Typische Ruheposition der Schlange. Boid Inclusion Body Disease (BIBD) ist eine Links: Mit der Zunge nimmt die Boa Geruchspartikel aus der Umwelt auf und kann so riechen. Leider gibt es für diese Erkrankung keine The- rapie und in den meisten Fällen wird ein Einschläfern des betroffenen Tieres empfohlen. Deshalb ist es wichtig, dass ein Kontakt zu nicht erkrankten Tieren vermieden wird. Da die Erkrankung nicht immer einfach zu diagnostizieren ist und Symptome häufig erst spät auftreten, ist eine genügend lange Quarantänezeit (je nach Vorgeschichte zwischen 3-6 Monaten) unbedingt notwendig, wenn neue Tiere in einen Bestand verbracht werden. Dies vor allem dann, wenn die Schlange von einem Tierhalter stammt, der mehrere Zu- und Abgänge in den letzten Jahren hatte. Zootierärztin Grosses Bild: Tierärztin Karin Federer entnimmt Blut aus dem Herz der Hundskopfboa. Kontakt zu anderen Tieren vermeiden durch Viren hervorgerufene Erkrankung bei Riesenschlangen. Neben Pythons sind vor allem die Boas betroffen. Die Erkrankung führt zu so genannten Einschlusskörperchen in verschiedenen Zellen des Körpers. Erste Anzeichen können Erbrechen und Störungen des Zentralnervensystems (Inkoordination, Lähmungen, Desorientierung) sein. Häufig treten dazu noch Lungenentzündungen oder Maulfäule auf. LEBEN | MM45, 7.11.2016 | 193 Tier­ärztin Karin Federer (30) berichtet ­regelmässig aus dem Walter Zoo in Gossau SG. Schwierige Wahl eines Partners Unsere Madagaskar-Hundskopfboa hat ihren Partner verloren. Bei der Suche nach einem neuen Männchen habe ich einige Abklärungen treffen müssen um kein Risiko einzugehen. Wir verlosen 5 x «Das Okapi hat Husten» Migrosmagazin.ch/ gluecksgriff Buchtipp So sah man Zootiere noch nie Text: Karin Federer Bilder: Walter Zoo D ass die Madagaskar-Hundskopfboa auf Madagaskar lebt, liegt auf der Hand. Doch die Färbung verrät sogar, auf welchem Teil der Insel. Schlangen aus dem Nordosten haben eine Grundfärbung aus dunkelgrünen bis blau-türkisen Farbtönen, Tiere aus dem Südwesten sind beige-braun. Die Schlangen sind zwischen 150 und 250 cm lang, durch die Zerstörung ihres Lebensraums stark bedroht und daher geschützt. In unserem Reptilienhaus lebte seit Langem ein Hundskopfboa-Pärchen. Vor einigen Monaten mussten wir das Männchen aufgrund eines Tumors im Maul leider einschläfern. Dass das Weibchen einen neuen Partner erhält, war für uns klar. Und auch, dass dieser nicht zu jung sein darf. Das Weibchen lebt immerhin schon seit mehr als zehn Jahren bei uns. Wichtige Fragen an den Halter Bei einem privaten Halter wurden wir fündig. Er suchte einen Platz für sein Männchen, das er schon seit vielen Jahren bei sich hält. Bevor jedoch die Schlange zu uns kommen darf, sind Vorgespräche sehr wichtig: Gab es in der Vergangenheit Krankheiten? Wurde das Tier einzeln, paarweise oder in Gruppen gehalten. Hat der jetzige Besitzer viele Tierbestandeswechsel aufgrund von Todesfällen? Wie hat das Tier gefressen? Auf- grund der Vorgeschichte scheint es keine Probleme oder speziellen Risiken zu geben, aber ich muss es noch genauer wissen. Gefahr für die Mitbewohner Nach Ankunft im Zoo prüfe ich das Männchen wortwörtlich auf Herz und Nieren. Blut nimmt man bei Schlangen nämlich direkt beim Herz, das ist unkompliziert und ungefährlich. Die Blutprobe gibt mir ein Gesamtbild über die Funktion von Organen und allfällige Entzündungen. Und sie kann mir auch einen Hinweis geben auf eine der häufigsten ansteckenden Schlangenkrankheiten: die Einschlusskörperchen-Erkrankung (Boid Inclusion Body Disease). Diese Viruserkrankung könnte auch andere Schlangen in unserem Reptilienhaus gefährden. Doch die Blutwerte, zusammen mit der Vorgeschichte, zeigen: Es gibt keinen Grund zur Sorge. Bei der Untersuchung einer Kotprobe stelle ich aber fest, dass das Schlangenmännchen von Parasiten befallen ist. Die Schlange erhält ein Entwurmungsmittel und wir behalten sie zur weiteren Beobachtung noch einige Zeit in Quarantäne. Dann darf die Hundskopfboa zur Artgenossin. Ich bin gespannt, wie die beiden aufeinander reagieren – bei der Kombination Männchen und Weibchen gibt es im Normalfall jedoch keine Probleme. MM Das Buch enthält eine Auswahl der im Migros-Magazin erschienen Beiträge. In Dutzenden Beiträgen berichteten die Basler Zootierärzte Stefan Hobby und Christian Wenker zwischen 2011 und 2015 im Migros-Magazin über ihre tägliche Arbeit. Dabei entstanden einzigartige Einblicke in die Welt der Zootiere. Das Buch «Das Okapi hat Husten» bringt nun eine Sammlung der besten Geschichten. So wird etwa erzählt, wie der Elefant von seinen Zahnschmerzen geheilt und ein blinder Hornrabe wieder sehend wurde. Das reich bebilderte Buch vermittelt Hintergründe in die manchmal recht abenteuerlichen Tierarzt-Einsätze. Dabei wird schnell klar, dass Tiere ganz ähnliche Gesundheitsprobleme haben wie wir Menschen. Das Okapi hat Husten, Merian Verlag, Fr. 24.- bei www.exlibris.ch