Vorhofflimmern - Information für Patientinnen und Patienten

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ÖKG
Österreichische
Kardiologische
Gesellschaft
Vorhofflimmern –
„Herz aus dem Takt – Gehirn in Gefahr“
Information für Patientinnen und Patienten
Dies ist eine Information für Patientinnen und Patienten.
Sie ersetzt nicht die medizinische Beratung.
Impressum
Eigentümer, Herausgeber und Verleger:
Bundesministerium für Gesundheit und Frauen
Radetzkystraße 2, 1030 Wien
Für den Inhalt verantwortlich:
Priv.-Doz.in Dr.in Pamela Rendi-Wagner, MSc
Leiterin der Sektion III des BMGF
MR Dr. in Magdalena Arrouas
Stellvertretende Leiterin der Sektion III des BMGF
Autoren
Dr. Wilhelm Kaltenbrunner
Univ.-Prof. Dr. Paul A. Kyrle
Univ.-Prof. Dr. Wilfried Lang
Univ.-Doz. Dr. Franz Xaver Roithinger
Univ.-Prof. Dr. Franz Weidinger
Expertinnen & Experten
Siehe Anhang
Druck
Druckerei des BMGF, 1030 Wien
www.bmgf.gv.at
Alle Rechte vorbehalten, jede Verwertung (auch auszugsweise) ist ohne
schriftliche Zustimmung des Medieninhabers unzulässig. Irrtümer, Druckund Satzfehler vorbehalten.
Wien, Jänner 2017
Inhalt
Einleitung............................................................................................. 5
Wie funktioniert das Herz?................................................................... 6
Was ist Vorhofflimmern?...................................................................... 7
Wie bemerkt man Vorhofflimmern?.................................................... 7
Warum ist das Schlaganfall-Risiko erhöht?........................................... 8
Wie hoch ist mein Schlaganfall-Risiko beim Bestehen eines Vorhofflimmerns?........................................................................................... 9
Wie erkenne ich einen Schlaganfall?.................................................. 10
Was ist zu tun?................................................................................... 10
Wie erkennt der Arzt das Vorhofflimmern?....................................... 11
Das Elektrokardiogramm (EKG)........................................................................... 11
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?...................................... 13
Gerinnungshemmende Medikamente (Antikoagulanzien)................................. 13
Medikamente, die die Blutplättchen hemmen................................................... 14
Mechanische Therapie........................................................................................ 14
Die Rhythmustherapie........................................................................................ 14
Die Frequenztherapie......................................................................................... 14
Das springende Herz........................................................................................... 15
Anhang............................................................................................... 16
Plattform Vorhofflimmern.................................................................................. 16
Weitere Informationen ...................................................................................... 17
KooperationspartnerInnen................................................................. 18
© Jeff Mangione
Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren!
Vorhofflimmern zählt zu den häufigsten
Herzrhythmusstörungen, das vor allem
Personen in höherem Lebensalter trifft,
die häufig nicht davon wissen.
Diese Broschüre kann helfen, Sie auf eine
Erkrankung aufmerksam zu machen,
ehe sie sich auf dramatische Weise
manifestiert. Daher empfehle ich Ihnen,
die von Expertinnen und Experten
erstellte Information aufmerksam zu
lesen und das weiterführende Gespräch
mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt zu suchen.
Dieses Nicht-Wissen kann aber
gefährliche Folgewirkungen nach sich
ziehen, manchmal leider auch mit
fatalem Ausgang.
Als Gesundheitsministerin bemühe ich
mich daher konsequent und nachhaltig,
Menschen dabei zu unterstützen, ihre
Gesundheitskompetenz zu erhöhen,
damit sie gesundheitsrelevante
Entscheidungen umfassend
informiert treffen können.
Dr.in Sabine Oberhauser, MAS
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
4
Einleitung
Diese Broschüre soll Sie über einige
wichtige Aspekte der häufigsten
Herzrhythmusstörung, des
„Vorhofflimmerns“, aufklären.
Es geht hauptsächlich darum, Ihnen
jene Fakten näherzubringen, die
zum Erkennen und in weiterer Folge
Abklären und Behandeln dieser
Herzrhythmusstörung wesentlich sind.
Keinesfalls soll diese Broschüre als
Anleitung zum richtigen Handeln bei der
Diagnose Vorhofflimmern verstanden
werden. Dazu ist in jedem Fall das
Gespräch mit Ihrem/Ihrer behandelnden
Arzt/Ärztin notwendig. Nur durch das
persönliche Gespräch kann über die für
Sie richtige individuelle Vorgehensweise
entschieden werden.
5
Dennoch hoffen wir, mit dieser
Broschüre einen Beitrag zur besseren
Aufklärung über ein weit verbreitetes
Problem zu leisten, das mit dem Alter
zunimmt und daher immer mehr
Menschen betrifft.
Nur durch Aufklärung und IHR
rechtzeitiges Aufsuchen eines
Arztes/einer Ärztin bei Verdacht auf
Vorhofflimmern kann es gelingen, die
möglichen Folgen und Komplikationen,
allen voran den Schlaganfall,
zu verhindern.
Wie funktioniert das
Herz?
Das Herz ist ein Muskel etwa in der
Größe einer Faust, der sich etwa
60 – 100 Mal pro Minute kräftig
zusammenzieht und so das Blut aus den
vier Hohlkammern in den gesamten
Körper pumpt und sicherstellt, dass alle
Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen
versorgt werden.
Die elektrische Erregung wird dann
über den AV-Knoten in die Kammern
übergeleitet. Damit bekommen
die Kammern das Kommando, sich
zusammenzuziehen und das Blut, das
von den Vorhöfen einströmt, in die
Lunge beziehungsweise in den Körper zu
pumpen.
Das sauerstoffarme (venöse) Blut strömt
vom Körper in den rechten Vorhof
und in die rechte Kammer, wird dann
in die Lunge gepumpt, mit Sauerstoff
angereichert und strömt über den
linken Vorhof und die linke Kammer
sauerstoffreich (arteriell) in den Körper
zurück.
Die Funktion des Herzens ist dann
regelrecht, wenn alle vier Komponenten
optimal funktionieren:
Der Herzmuskel pumpt regelrecht,
die Herzklappen (Ventile)
öffnen und schließen gut, die
Herzkranzgefäße sind offen und
stellen die Energieversorgung
des Herzens sicher und der
Herzrhythmus ist im Takt.
Der Taktgeber des Herzens ist der
Sinusknoten. Der Impuls im Sinusknoten
führt zuerst dazu, dass sich die Vorhöfe
zusammenziehen und das Blut in die
Kammern pumpen.
6
Was ist
Vorhofflimmern?
Wie bemerkt man
Vorhofflimmern?
Vorhofflimmern ist die häufigste
Herzrhythmusstörung weltweit. Es
handelt sich um eine elektrische Störung
der Vorhöfe des Herzens, die den
Sinusknoten, den Impulsgeber, außer
Kraft setzt.
Durch den unregelmäßigen, meist
zu schnellen Puls arbeitet das Herz
unökonomisch (Fahren auf der
Autobahn mit dem dritten Gang). Die
Beschwerden beim Vorhofflimmern
sind sehr unterschiedlich und reichen
von der völligen Beschwerdefreiheit
(zufällig entdeckt bei einer
Gesundenuntersuchung) bis zur
schweren Beeinträchtigung des täglichen
Lebens.
Das elektrische Chaos im Vorhof führt
dazu, dass sich die Vorkammern nicht
mehr ordentlich zusammenziehen.
Dies bewirkt eine Verlangsamung
des Blutstroms. Dadurch kann es im
linken Vorhof zur Ausbildung von
Blutgerinnseln kommen.
Typische Symptome wären ein
unregelmäßiger Herzschlag,
Herzstolpern oder -rasen, eine innere
Unruhe oder Angst, eine eingeschränkte
Belastbarkeit wegen Atemnot oder
Brustschmerzen.
Andererseits führt das elektrische
Chaos in den Vorkammern zu einem
unregelmäßigen Puls, der vor allem bei
Belastung ungewöhnlich hoch ansteigt.
7
Wenn das Vorhofflimmern dauernd
besteht, gewöhnen sich die meisten
Menschen daran und können nach
einigen Monaten ohne Blutdruckmesser
gar nicht mehr sagen, ob der Puls
regelmäßig oder unregelmäßig ist.
Menschen, bei denen der regelmäßige
Puls von Vorhofflimmer-Episoden
unterbrochen ist, haben dagegen meist
deutliche Beschwerden und sind in ihrer
Lebensqualität beeinträchtigt.
Warum ist das
Schlaganfall-Risiko
erhöht?
Durch die Verlangsamung des Blutstroms
beim Vorhofflimmern besteht das Risiko,
dass sich ein Gerinnsel im linken Vorhof
bildet. Irgendwann wird das Gerinnsel
vom Blutstrom mitgerissen, verlässt das
Herz und gelangt in die Hauptschlagader.
Da die ersten Gefäßabzweigungen aus
der Hauptschlagader in das Gehirn
führen, ist leicht verständlich, dass die
aus dem Herz ausgespülten Blutgerinnsel
meist in das Gehirn gelangen und dort
ein Gefäß verstopfen. Ein Teil des Gehirns
ist nun nicht oder nicht aus-reichend mit
Blut versorgt und droht abzusterben.
Es kommt zum Schlaganfall.
Der Begriff „Schlaganfall“ beschreibt,
dass plötzlich, „schlag“-artig bzw.
„anfalls“-artig etwas geschieht.
8
Wie hoch ist mein
Schlaganfall-Risiko
beim Bestehen
eines Vorhofflimmerns?
Personen mit Vorhofflimmern haben
im Durchschnitt ein 5-fach erhöhtes
Schlaganfall-Risiko im Vergleich zu
Personen ohne Vorhofflimmern.
Das Risiko steigt mit zunehmendem
Lebensalter und beim Vorhandensein
von Krankheiten wie Diabetes mellitus
(„Zuckerkrankheit“), Hypertonie
(„Bluthochdruck“) sowie Herzinsuffizienz
(„Pumpschwäche des Herzens“) an.
weiter bestehen. Je nach Risikoprofil
liegt beim Vorhofflimmern das jährliche
Schlaganfall-Risiko zwischen 1%
und 24%.
Besonders hoch ist das bei
Vorhofflimmern bestehende
Schlaganfall-Risiko dann, wenn
bereits ein Schlaganfall als Folge des
Vorhofflimmerns stattgefunden hat. Aus
diesen Angaben kann das jährliche Risiko
für einen Schlaganfall errechnet werden.
Das Risiko wird in % angegeben.
Der Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens
kann Ihr individuelles jährliches
Schlaganfall-Risiko bestimmen. Wichtig
ist, dass das Risiko beim Bestehen eines
Vorhofflimmerns einen Schlaganfall
zu erleiden, in gleicher Weise beim
anhaltenden („permanenten“)
Vorhofflimmern wie beim zeitweise
vorhandenen („paroxysmalen“)
Vorhofflimmern besteht.
Ein Risiko von 4% bedeutet, dass
4 von 100 Menschen im nächsten Jahr
einen Schlaganfall erleiden werden. In
den folgenden Jahren bleibt das Risiko
Es ist auch wichtig zu wissen, dass die
durch Vorhofflimmern ausgelösten
Schlaganfälle nicht nur häufig, sondern
auch besonders schwerwiegend sind.
9
Wie erkenne ich
einen Schlaganfall?
Die vier wichtigsten Zeichen für einen
Schlaganfall sind:
1)Halbseitige Schwäche
Es kann die gesamte Körperhälfte
oder Teile derselben (Gesicht, Arm,
Bein) betroffen sein. Die Schwäche
kann gering oder stark ausgeprägt
sein. Im schlimmsten Fall kann die
betroffene Körperhälfte nicht mehr
bewegt werden.
2)Sprachstörungen
Sprachverständnis und/oder
Sprachbildung sind beeinträchtigt
oder vollständig ausgefallen.
Sprachliche Anweisungen werden
dann nicht mehr befolgt. Die vom
Betroffenen gebildeten Worte sind
kaum oder nicht verständlich.
Was ist zu tun?
Der Schlaganfall ereignet sich plötzlich,
„aus heiterem Himmel“. In der Regel
bestehen keine Schmerzen, weshalb die
Bedrohlichkeit oft nicht erkannt wird.
Es muss schnell gehandelt und sofort
die Rettung (144) verständigt werden.
Je rascher die betroffene Person an
einer Schlaganfall-Einheit („Stroke
Unit“) behandelt wird, umso größer
sind die Chancen, den Schlaganfall ohne
bleibende Behinderung zu überleben:
Innerhalb der ersten 4 ½ Stunden
nach Schlaganfall-Beginn können
Medikamente eingesetzt werden,
die das Blutgerinnsel und damit den
Gefäßverschluss auflösen. Je früher diese
Medikamente zum Einsatz kommen,
umso größer ist die Chance auf eine
vollständige Heilung.
3)Sehstörungen
Die Sehwahrnehmung mit einem
Auge oder nach einer Seite fällt aus.
Es wird dunkel.
4)Halbseitige Gefühlsstörung
Taubheitsgefühl in einem mehr oder
weniger ausgebreiteten Bereich
einer Körperhälfte.
Typisch ist das plötzliche, „schlagartige“
Auftreten eines oder mehrerer Zeichen.
10
Folgende Informationen
sind für die Akutbehandlung
wichtig und sollten dem
Rettungsdienst mitgegeben
werden:
1)Ereignisbeginn
2)Liste der laufend eingenommenen
Medikamente
die für Sie besten weiteren Diagnoseund Behandlungsschritte ohne Verzug
mit Ihnen besprochen und eingeleitet
werden.
3)Frühere Arztbriefe etc.
4)Telefonische Erreichbarkeit einer
Auskunftsperson (damit das
Personal im Krankenhaus weitere
Fragen stellen kann)
Oft tritt das Vorhofflimmern
allerdings in mehr oder weniger
lang anhaltenden Episoden auf und
dazwischen besteht der normale und
gewünschte Sinusrhythmus ganz von
selbst – diese häufige Form des immer
wiederkehrenden Vorhofflimmerns wird
„paroxysmal“ genannt.
Wie erkennt die
Ärztin/der Arzt das
Vorhofflimmern?
Das Elektrokardiogramm
(EKG)
Wenn bei Ihnen im Rahmen einer
EKG-Registrierung Vorhofflimmern
festgestellt wird, ist Ihr Vorhofflimmern
damit dokumentiert und von einem
Arzt in der Regel ganz leicht als
Blickdiagnose erkennbar. Dann können
Somit schließt ein Normalbefund Ihres
Standard- oder auch Langzeit-EKGs
nicht aus, dass bei Ihnen dennoch
behandlungsbedürftige Episoden von
Vorhofflimmern auftreten. Das bedeutet,
dass auch Sie mithelfen müssen, damit
Ihr Vorhofflimmern dokumentiert und
ärztlich bestätigt werden kann.
Die absolut notwendige und wirksame
Behandlung bei Vorhofflimmern darf
nämlich erst eingeleitet werden,
wenn ein EKG-Dokument Ihres
Vorhofflimmerns vorliegt.
11
Wie kann ich als Patient/in
mithelfen, dass mein möglicherweise vorliegendes
Vorhofflimmern möglichst
rasch EKG-dokumentiert und
damit erkannt und für mich
maßgeschneidert behandelt
werden kann?
1)Versuchen Sie Ihre Beschwerden
entspannt und genau vorzutragen.
Das erhöht die Chance, dass Ihr/e
Arzt/Ärztin an ein mögliches
Vorhofflimmern als Ursache Ihrer
Beschwerden denkt.
2)Wenn Sie selber den Eindruck
haben, dass Ihre Beschwerden von
einem aus dem Takt gekommenen
Herzschlag herrühren, teilen Sie das
Ihrem/Ihrer Arzt/Ärztin einfach mit.
3)Gelingt es bei Ihrem Arzt/Ihrer
Ärztin bzw. Spitalsbesuch nicht,
Vorhofflimmern aufzuzeichnen, ist
dies unter Umständen mit einem
Anfallsrekorder („Eventrecorder“)
möglich. Ihr Arzt/Ihre Ärztin stellt
Ihnen das Gerät zur Verfügung oder
gibt Ihnen eine Überweisung.
4)Wenn bereits der Verdacht
besteht, dass Ihren Beschwerden
Vorhofflimmern zugrunde liegen
könnte, versuchen Sie bitte
nach Auftreten der Symptome
rasch eine EKG-Aufzeichnung
zu veranlassen (Ordination,
Krankenkassenambulatorium
oder rund um die Uhr –
Spitalsnotaufnahme).
Auf keinen Fall sollten Sie länger als 24
Stunden warten, bis Sie sich zu einer
EKG-Registrierung auf den Weg machen!
Naturgemäß kann es passieren, dass
am Weg zur nächstmöglichen EKGRegistrierung von selbst wieder der
normale Herzschlag (Sinusrhythmus)
anspringt. Das soll Sie keineswegs
„enttäuschen“ oder daran hindern,
bei der nächsten Episode erneut eine
EKG-Registrierung möglichst schnell
anzustreben.
12
Das Wichtigste
zuletzt
Falls Ihr Vorhofflimmern als EKGDokument vorliegt, dann lassen Sie sich
unbedingt eine Kopie zu Ihrer eigenen
Verwendung aushändigen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten
gibt es?
Gerinnungshemmende
Medikamente
(Antikoagulanzien)
Die Vitamin K-Antagonisten (in
Österreich sind Marcoumar ®und
Sintrom® zugelassen) senken das
Schlaganfallrisiko um ca. 60 % und
die durch embolische Schlaganfälle
verursachte Sterblichkeit um ca. 20%.
Ernährungsgewohnheiten, die Einnahme
anderer Medikamente und die von
Patient zu Patient unterschiedliche
Verstoffwechslung der Vitamin
K-Antagonisten beeinflussen die
individuelle Dosierung und erfordern
eine regelmäßige Laborkontrolle der
Blutgerinnung.
Die Vitamin K-Antagonisten
müssen aufgrund ihres langsamen
Wirkungsverlusts ca. eine Woche vor
13
chirurgischen Eingriffen abgesetzt
werden und in vielen Fällen ist eine
überbrückende Therapie mit Heparin
erforderlich. Falls die Wirkung sofort
aufgehoben werden muss, können
Gerinnungsfaktoren oder Frischplasma
verabreicht werden.
Seit kurzem stehen neue orale
Blutverdünner zur Verfügung (derzeit
sind dies Eliquis®, Pradaxa®, Xarelto®),
die im Vergleich zu den Vitamin
K-Antagonisten einige Vorteile
aufweisen. Bei mindestens gleicher
Wirksamkeit ist das Risiko für schwere
Blutungen, vor allem im Schädel,
geringer. Eine Wechselwirkung mit
Ernährungsgewohnheiten und den
gängigen Medikamenten besteht nicht
und regelmäßige Gerinnungskontrollen
im Labor sind nicht erforderlich.
Allerdings verändern diese
neuen Substanzen die meisten
Blutgerinnungsanalysen im Labor. Vor
einem chirurgischen Eingriff müssen
die neuen oralen Antikoagulanzien nur
wenige Tage, wenn überhaupt, abgesetzt
werden. Eine Überbrückungstherapie
mit Heparin ist meist nicht erforderlich.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion
dürfen die neuen oralen
Antikoagulanzien gar nicht oder nur in
reduzierter Dosis verabreicht werden.
Ein Medikament, das die Wirkung
der neuen Substanzen sofort aufhebt
(Antidot), steht derzeit nicht zur
Verfügung.
Medikamente, die die
Blutplättchen hemmen
Azetylsalicylsäure (Aspirin®) alleine
oder in Kombination mit Clopidogrel
(Plavix®) senkt das Schlaganfallrisiko nur
zu einem geringen Ausmaß und sollte
nur dann angewendet werden, wenn
eine Gegenanzeige gegen die orale
Antikoagulanzientherapie vorliegt oder
diese vom Patienten/von der Patientin
abgelehnt wird.
Mechanische Therapie
Es gibt Patienten, bei denen eine
gerinnungshemmende Therapie nicht
durchführbar ist, weil sie ein erhöhtes
Risiko für Blutungen haben. In diesen
Fällen ist der mittels einer HerzkatheterBehandlung durchführbare Verschluss
des linken Herzohres eine denkbare
Alternative.
Ausschaltung von Bewusstsein und
Schmerzempfinden, verabreicht wird,
erfolgen.
Um das häufige Wiederauftreten von
Vorhofflimmern zu vermeiden bzw.
den Sinusrhythmus nach gelungener
Kardioversion aufrecht zu erhalten,
wird Ihnen Ihr Arzt/Ihre Ärztin
die Behandlung mit bestimmten
Medikamenten empfehlen.
Wenn diese Medikamente nicht
helfen oder unerwünschte Wirkungen
auftreten, kann eine HerzkatheterBehandlung (Ablation des
Vorhofflimmerns) erwogen werden.
Die begleitende orale Antikoagulation ist
auch bei erfolgreicher Rhythmustherapie
in den meisten Fällen unverzichtbar, weil
die Möglichkeit besteht, dass dennoch
Episoden von Vorhofflimmern auftreten,
die Sie nicht wahrnehmen.
Die Frequenztherapie
Die Rhythmustherapie
Die Behandlung, durch die das
Vorhofflimmern beendet und normaler
Sinusrhythmus wiederhergestellt
wird, nennt man Cardioversion. Die
Cardioversion kann entweder durch
Medikamente oder durch einen
elektrischen Schock, der in tiefer
Analgosedierung, also unter kurzer
Wenn es bei Ihnen sinnvoll erscheint,
das Vorhofflimmern zu belassen, muss
oft eine Behandlung mit Medikamenten
erfolgen, die die Neigung zum schnellen
Herzschlag verringert.
Wenn diese Medikamente nicht
helfen oder unerwünschte Wirkungen
auftreten, kann die Implantation eines
Herzschrittmachers mit nachfolgender
14
Herzkatheter-Behandlung helfen, durch
die die elektrische Verbindung zwischen
Vor- und Hauptkammern des Herzens
unterbrochen wird.
nach Beendigung durch ärztliche
Kardioversion lässt das Einsetzen des
Sinusrhythmus zu lange auf sich warten.
Für diesen Eingriff ist keine Narkose
erforderlich. Er kann in Lokalanästhesie,
also örtlicher Betäubung, weitestgehend
schmerzfrei durchgeführt werden.
Die Vorgangsweise, das Vorhofflimmern
zu belassen und „nur“ die
Geschwindigkeit des Herzschlages zu
regeln, heißt Frequenztherapie. Die
begleitende orale Antikoagulation ist bei
dieser Vorgangsweise in den meisten
Fällen unverzichtbar.
Das springende Herz
Bei manchen Patientinnen und Patienten
produziert das Vorhofflimmern einen
unregelmäßig rasenden Herzschlag
und nach spontaner Beendigung oder
15
Diese Form des Vorhofflimmerns heißt
BRADYKARDIE-TACHYKARDIE-SYNDROM.
Zu schneller und zu langsamer
Herzschlag wechseln einander
sprunghaft ab.
In solchen Fällen kann nach Implantation
eines Herzschrittmachers eine
Rhythmustherapie begonnen werden.
Auch bei dieser Vorgangweise ist die
begleitende orale Antikoagulation
unverzichtbar.
Möglicherweise kann sie unter
Beratung Ihres Arztes/Ihrer Ärztin
einmal ausgesetzt werden, wenn der
implantierte Schrittmacher, der ja den
Herzschlag ununterbrochen registriert
und speichert, über Monate keine
Episoden von Vorhofflimmern mehr
wahrgenommen hat.
Anhang
Plattform
Vorhofflimmern
Domanovits, Univ.-Prof. Dr. Hans
Univ.-Klinik für Notfallmedizin Wien
Fertl, Univ.-Prof. Dr. Elisabeth
Abteilung für Neurologie der
Krankenanstalt Rudolfstiftung Wien
Gatterer, OA Dr. Edmund
2. Med. Abteilung der Krankenanstalt
Rudolfstiftung Wien
Kozek-Langenecker, Prim. Univ.-Prof.
Dr. Sibylle
Abteilung für Anästhesie und
Intensivmedizin, Evangelisches
Krankenhaus Wien, Präsidentin der
Österreichischen Gesellschaft für
Anästhesiologie, Reanimation und
Intensivmedizin (ÖGARI)
Kyrle, Univ.-Prof. Dr. Paul A.
Univ.- Klinik für Innere Medizin Wien
Glehr, Dr. Reinhold
Präsident der Österreichischen
Gesellschaft für Allgemeinmedizin
Lang, Prim. Univ.-Prof. Dr. Wilfried
Abteilung für Neurologie, neurolog.
Rehabilitation und Akutgeriatrie,
Krankenhaus der Barmherzigen
Brüder Wien
Halbmayer, OA Univ.-Doz. Dr.
Walter-Michael
Institut für Labormedizin des
Krankenhauses Hietzing
Maurer, Univ.-Prof. Dr. Gerald
Abteilung für Kardiologie, Klinik
für Innere Medizin II Medizinische
Universität Wien
Kaltenbrunner, OA Dr. Wilhelm
3. Medizinische Abteilung ,
Kardiologie und interne Notaufnahme,
Wilhelminenspital Wien
Pabinger, Univ.-Prof. Dr. Ingrid
Klinische Abteilung für Hämatologie
und Hämostaseologie, Klinik für Innere
Medizin I, Medizinische Universität Wien
16
Podczeck-Schweighofer, Prim. Univ.-Doz.
Dr. Andrea
5. Medizinische Abteilung , Kardiologie
des Kaiser-Franz-Josef-Spitals Wien
Roithinger, Prim. Univ.-Doz. Dr.
Franz Xaver
Interne Abteilung des Thermenklinikums
Mödling
Schulter, Helmut
Bundesgeschäftsführer des
Österreichischen Herzverbandes
Weitere Informationen
Stix, Univ.-Prof. Dr. Günter
Abteilung für Kardiologie, Klinik
für Innere Medizin II Medizinische
Universität Wien
Deutsches KompetenznetzVorhofflimmern (AFNET)
www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de
Weidinger, Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz
2. Med. Abteilung der Krankenanstalt
Rudolfstiftung Wien, Präsident der
Österreichischen Kardiologischen
Gesellschaft
„Stop Atrial Fibrillation“
www.stopafib.org
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KooperationspartnerInnen
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www.bmgf.gv.at
Die vorliegende Broschüre ist eine
Information für alle Patientinnen
und Patienten über Risiken und
Behandlungsmöglichkeiten von
Vorhofflimmern.
Diese ersetzt nicht die ärztliche Beratung.
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