d-infk Prof. Dr. Özlem Imamoglu ETH Zürich FS 2017 Analysis I Lösung von Serie 3 3.1. MC Frage: Folgen in R gilt es immer H 6= ∅; Richtig: Da (an )n beschränkt ist, gilt der Satz von Bolzano-Weierstrass (3.4.1). H ist immer endlich; Falsch: Wir betrachten zum Beispiel die rationale Zahlen, die in [0, 1] liegen, d.h. die Elemente m ∈ Q so dass n 6= 0, m ≤ n. n Wir ordnen diese Zahlen in eine Folge (an )n an, und zwar: 0, 2 , 2 3 , 3 4 , 4 ... a0 , 1 , 2 2 , 3 3 , 4 1 , 3 2 , 4 1 , 4 a6 , a1 , a2 , a3 , a4 , a5 a7 , a8 , a9 , ... Es gibt natürlich viele Terme, die den gleichen Wert haben. Diese Folge ist so, dass jede reelle Zahl in [0, 1] ein Häufungspunkt ist! Insbesondere gibt es überzählbar viele Häufungspunkte. Mann kann das wie folgt beweisen: für jedes δ > 0 and jedes x ∈ [0, 1], gibt es immer mindestens ein Element an ∈ Q, welches in (x−δ, x+δ)∩[0, 1] liegt (Bemerkung 3.4.1). es ist möglich, dass H unendlich ist; Richtig: wie oben erläutert. falls x ∈ / H, existiert δ > 0 so, dass (x − δ, x + δ) ∩ H = ∅. Richtig: Gemäss Bemerkung 3.4.1, gilt: falls für jedes δ > 0 immer (x−δ, x+δ)∩H 6= ∅ gilt, existiert al so, dass al ∈ (x − δ, x + δ). Das aber bedeutet, dass auch x ein Häufungspunkt von (an )n ist. 3.2. Grenzwerte mit der Eulersche Zahl 1/6 ETH Zürich FS 2017 Analysis I Lösung von Serie 3 d-infk Prof. Dr. Özlem Imamoglu (a) Wir können der n-ten Term der Folge schreiben als 1 1+ 2 n n = 1 1+ 2 n n2 ! n1 . Wir wissen, dass lim n→∞ 1 1+ 2 n n2 = e, 2 weil limn (1 + 1/n)n = e und n 7→ (1 + 1/n2 )n eine Teilfolge von n 7→ (1 + 1/n)n ist. Da e > 1 und 1/n nach 0 strebt, schliessen wir, dass lim n→∞ (b) Da a + lim n→∞ 1 1+ 2 n 1 n n = lim e1/n = 1. n→∞ ≥ a > 1, schliessen wir, dass 1 a+ n n ≥ lim an = +∞. n→∞ (c) Wir können schreiben 1 1+ n n2 = 1 1+ n n n , also lim n→∞ 1 1+ n n2 = n→∞ lim en = +∞. (d) Wir sehen, dass n(n − 1)(n − 2) . . . 3 · 2 · 1 nn−1 n! 2 1 1 = = ··· < , n n n n n n n n | · n ·{zn · · · n} n mal daraus erhalten wir lim n→∞ n! 1 ≤ lim =0 nn n→∞ n Da also n!/nn ≥ 0, schliessen wir limn→∞ n!/nn = 0. 2/6 Analysis I Lösung von Serie 3 d-infk Prof. Dr. Özlem Imamoglu ETH Zürich FS 2017 (e) Wir wählen eine natürliche Zahl k ∈ N so, dass k ≥ x. Sei dann n > k. Weil n! als n! = k!(k + 1)(k + 2) · · · (n − 1)n geschrieben werden kann, folgern wir, dass xn kn kn kk k k k kk k ≤ = = ··· ≤ . n! n! k!(k + 1)(k + 2) · · · n k! k + 1 k + 2 n k! n Damit folgt, weil k fixiert ist, dass xn kk k 1 k k+1 lim ≤ lim = lim = 0. n→∞ n! n→∞ k! n n→∞ k! n Damit schliessen wir, weil auch xn /n! ≥ 0 gilt, dass limn→∞ xn /n! = 0. (f) Wie in (a) und mithilfe von (e) schliessen wir, dass lim n→∞ 1 1+ n n n! lim n→∞ 1 1+ n n nn ! nn!n lim e0 = 1. n→∞ 3.3. Wachstumsraten Die Ungleichungskette ist wie folgt: nα ≤ xn ≤ n! ≤ nn . Zweite Ungleichung: Wie in 3.2 (e), gilt für eine natürliche Zahl so dass k ≥ x (z.B. k = [x] + 1) k k+1 1 xn ≤ . n! k! n Es ist jetzt genug, N0 so dass N0 ≥ k k+1 /k!, da denn xn k k+1 1 ≤ ≤ 1 ⇔ xn ≤ n! ∀n ≥ N0 . n! k! n Dritte Ungleichung: Wie in 3.2 (d), wir sehen, dass n! 1 ≤ ≤ 1 ∀n ≥ 1, n n n also n! ≤ nn für alle n ≥ 1. 3.4. Induktive Folge 3/6 ETH Zürich FS 2017 Analysis I Lösung von Serie 3 d-infk Prof. Dr. Özlem Imamoglu √ (a) Wir erinnern uns daran, √ dass die Wurzel x 7→ x monoton wachsend ist, das √ heisst, falls√0 ≤ x ≤ y, dann x ≤ y. Insbesondere gilt, für alle x, y ≥ 0, immer √ x + y ≥ x. (i) Wir sehen, dass √ √ 2 ≤ 4 = 2, √ √ a2 = 2 + a1 ≤ 2 + 2 ≤ 2, √ √ a3 = 2 + an ≤ 2 + 2 = 2, ... q a1 = 2+ also wollen wir durch √ Induktion beweisen, dass an ≤ 2 für alle n gilt. Verankerung: für n = 0, a0 = 2 ≤ 2. Induktionsschritt: nehmen wir an, dass an ≤ 2. Dann gilt: an+1 = √ 2 + an ≤ √ 2 + 2 = 2, wie behauptet. Die Folge ist dann beschränkt. (ii) Wir benutzen nochmals Induktion um zuqbeweisen, dass die Folge monoton wach√ √ send ist. Verankerung: für n = 1, a1 = 2 + 2 ≥ 2 = a0 . Induktionsschritt: nehmen wir an, dass an ≥ an−1 . Dann sehen wir, dass an+1 = √ 2 + an ≥ q 2 + an−1 = an , wie gewollt. Wir haben bewiesen, dass (an )n beschränkt und wachsend ist: durch Satz 3.3.1 (Monotone Konvergenz) folgern wir, dass a = limn→∞ an in R existiert. √ Weil an+1 = 2 + an , schliessen wir durch Satz 3.3.2, dass a = lim an+1 = lim n→∞ √ n+1 2 + an = √ 2 + a, also a2 − 2 − a = 0. Die Lösungen dieser Gleichung 2. Ordnung sind 2 und −1: weil immer an > 0 gilt, ist dann nur a = 2 relevant. Schlussendlich erhalten wir: r lim an = n→∞ 4/6 2+ q 2+ √ 2 + · · · = 2. d-infk Prof. Dr. Özlem Imamoglu Analysis I Lösung von Serie 3 ETH Zürich FS 2017 (b) Wir sehen, dass a0 = 1, 1 1 = , 1+1 2 1/2 1 a2 = = , 1 + 1/2 3 1/3 1 a3 = = , 1 + 1/3 4 ··· a1 = Also ist es “klar” das die Grenzwert 0 ist. Aber wir müssen dies streng beweisen! Die Strategie ist wie in (a): wir zeigen, dass die Folge beschränkt und monoton fallend ist, um Satz 3.3.1 zu benutzen. Weil a0 = 1 und an+1 = an /(1 + an ), folgt 0 ≤ an ≤ 1 und an+1 ≤ an , weil der Nenner immer grösser ist als der Zähler. Das zeigt Beschränktkeit und Monotonie. Wir schliessen, dass a = limn→∞ an existiert und gilt a a= ⇔ a2 + a = a ⇔ a = 0. 1+a 3.5. Gerade und ungerade Teilfolgen “(i) ⇒ (ii)”: Sei a der Grenzwert der gemeinsam geraden und ungeraden Teilfolge. Aus der Definition von Konvergenz, existieren für jedes > 0, N0 , N00 ∈ N so, dass |a2n − a| < für n ≥ N0 und |a2n+1 − a| < für n ≥ N00 . (1) (2) Damit setzen wir N = max{N0 , N00 }: es gilt dann |am − a| < für jedes m ≥ N , weil falls m gerade ist, gilt (1), falls ungerade, (2). “(ii) ⇒ (i)”: da die Folge konvergent ist, konvergiert jede Teilfolge gegen den gleichen Grenzwert (siehe 3.6), insbesondere konvergieren die gerade und ungerade Teilfolge gegen den gleichen Grenzwert. 3.6. Konvergente Teilfolge “(i) ⇒ (ii)”: wenn eine Folge (an )n nach a konvergiert, konvergieren alle ihren Teilfolgen gegen a. Tatsächlich, sei (anj )j eine Teilfolge von (an )n . Für jedes > 0, existiert N ∈ N, so dass |an − a| ≤ ∀n ≥ N . (3) 5/6 ETH Zürich FS 2017 Analysis I Lösung von Serie 3 d-infk Prof. Dr. Özlem Imamoglu Da (anj )j eine Teilfolge von (an )n ist, gilt n1 ≥ 1; weil n2 > n1 , folgt, dass n2 ≥ 2. Ähnlich gilt, für jedes k ∈ N, nk ≥ k, also falls (3) gilt, gilt auch |anj − a| < für jedes j ≥ N . Dies bedeutet genau, dass limj→∞ anj = a. “(ii)⇒(i)”: eine triviale Teilfolge von (an )n ist (an )n selbst. Da jede Teilfolge konvergiert, konvertiert also die ursprüngliche Folge. 6/6