ZusammenfassungSozialpsychologie I

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Sozialpsychologie I.
Methoden: Standards,
Theorien und Strategien
Warum wissenschaftliche Sozialpsychologie?
• „ ... die kleinen unscheinbaren, vorsichtigen
Wahrheiten, welche mit strenger Methode gefunden
wurden, höher zu schätzen als jene weiten
schwebenden umschleiernden Allgemeinheiten, nach denen das Bedürfnis religiöser und
künstlerischer Zeitalter greift.“ Nietzsche
•
Methode
Autorität
Erfahrung
Beharrlichkeit
Wissenschaft
Vorteil
Einfach, schnell
Selbst entdeckt
Starke Überzeugungskraft
Selbstkorrigierend
Nachteil
Nicht geprüft, verzerrt
Kann falsch sein
Rigidität
Langsam, approximierte
Wahrheit
Unsere Standards
• Validität: Die Untersuchung überprüft das, was sie vorgibt zu untersuchen.
• Reliabilität: Das Ergebnis einer Studie ist replizierbar
• Kumulativ: Forschung baut auf früherer Forschung auf
• Öffentlich: Die Ergebnisse werden veröffentlicht, sind öffentlich zugänglich
• Einfach: Einfacher Theorien werden komplizierteren vorgezogen
Theorien
• Theorien systematisieren Wissen, zeigen Zusammenhänge auf, und generalisieren auf neue
Situationen.
• Aus Theorien sind Handlungsanweisungen ableitbar
• Verstehen und Erklären: Auf allgemeine Prinzipien zurückführen!
• Theorie = „Eine Gruppe abstrakter Begriffe (d.h. Konstrukte) und Aussagen darüber, wie diese
Konstrukte miteinander zusammenhängen“ (Manstead, 2007)
• Konstrukt = abstrakter Begriff; ≠ konkrete Beobachtung
• Operationalisierung:
•
Bedingungen für Konstrukt (unabhängige Variable):
•
Konsequenzen der Angst (abhängige Variablen):
•
•
•
Aussagen über Konstrukte: Konstruktvalidität
(Kausale) Zusammenhänge: Interne Validität
Gültigkeit in einem definierten Bereich: Externe Validität
Konstrukte
Konstruktvalidität: Übereinstimmung der gemessenen und manipulierten Variablen mit den
Konstrukten der Theorie.
Gefährdung der Konstruktvalidität: Z.B. soziale Erwünschtheit
Gewährleistung der Konstruktvalidität: Multiple Maße
•
•
•
Erfassung von Konstrukten
1. Selbstbeurteilungsmaße (Fragebögen, Interview)
2. Psychologische Tests (Erinnerungsleistung, Reaktionszeiten, implizite Maße)
3. Beobachtungsmaße (teilnehmend, heimlich)
4. Likert-Skala (Auswahl von Items aus einem Itempool durch Vortests. Itemgesamtkorrelationen
bestimmen die Qualität der Skala. Die einzelnen Items werden auf Skalen wie etwa „1 = stimme gar
nicht zu“ bis „5 – stimme voll zu“ bewertet)
5. Thurstone: Etwas aufwendiger als Likert, gewährleistet aber gleiche Abstände der einzelnen Werte
6. Semantisches Differenzial: Objekte werden auf mehreren bipolaren Dimensionen bewertet, z.B.
mächtig – ohnmächtig, aktiv – passiv, positiv – negativ
Theorien II
• (Kausale) Zusammenhänge
- Interne Validität
- Bedrohungen der internen Validität durch: Zeit- und Alterseffekte,
Praxiseffekte, Testeffekte, Selektionseffekte, Regression zur Mitte
(Behebbar
durch Kontrollgruppendesign)
- unabhängige Variable (UV) beeinflusst abhängige Variable (AV)
• Gültigkeit in einem definierten Bereich
- Externe Validität
- Bedrohung der externen Validität durch: Reaktivität der Versuchspersonen, künstliche
Untersuchungssituationen
Die Rolle von Theorien
• Generalisierung und Vorhersage
•
Theorien
- Erklärungsgrundlage
- Enthalten Konstrukte und Relationen
• Operationalisierung: Beobachtung
• Variablen
- Potentielle Ursache: Unabhängige Variable
- Potentielle Wirkung: Abhängige Variable
• Nutzen: Nicht Befunde oder Effekte, sondern Theorien Erlauben Generalisierung
• Hypothese: Abgeleitete neue Vorhersage
Testen von Theorien
• Induktive Strategien
Sammlung von Daten, die die Theorie bestätigen
Je mehr Evidenz vorliegt, desto besser ist die Theorie
Probleme: Bestätigungstendenz, Paradox der Induktion
• Falsifikation
- Theorien können nicht durch bestätigende Evidenz bewiesen werden, aber durhc Falsifikation
widerlegt werden -> Theorien müssen falsifizierbar sein
Forschungsstrategien
• Umfrageforschung
Ziel: Möglichst genaue Bestimmung der Ausprägung einer oder mehrerer interessierender
Variablen in einer bestimmten Population (z.B. die Einstellung der Bevölkerung einer Stadt zur
neuen Müllverbrennungsanlage)
Zufallsstichproben vs. repräsentative Stichproben
•
Feldstudien
Ziel: Möglichst genaue Bestimmung der Zusammenhänge zwischen mehreren interessierenden
Variablen sowie, falls möglich, Aufklärung von Wirkungsrichtungen
Querschnitt- und Längsschnittstudien
• Experimente
Unterscheidung von echten Experimenten und Quasi-Experimenten
Ziel: Aufklärung der kausalen Wirkung einer oder mehrerer unabhängiger Variablen, die im
Experiment manipuliert werden, auf eine oder mehrere abhängige Variablen
Experiment: Zufällige Zuweisung der Probanden zu den experimentellen Bedingungen (evtl. mit
vorheriger Parallelisierung bzgl. bestimmter Merkmale)
Quasi-Experiment: Zuweisung der Probanden zu den experimentellen Bedingungen ist vorgegeben
(evtl. ist Parallelisierung bzgl. bestimmter Merkmale möglich)
Bedingungen der Kausalanalyse: 1.
Geplante Variation = Systematische Manipulation der
vermuteten Ursache; 2. Isolierende Variation = nur die vermutete Ursache wird manipuliert; 3.
Randomisierung: Die Versuchspersonen werden zufällig den Bedingungen zugewiesen
Elemente sozialpsychologischer Experimente
• Experimentelles Setting: die relevanten kontextuellen Merkmale der Untersuchung
•
Instruktion und Coverstory: Einweisung der Probanden in den (vermeintlichen oder tatsächlichen)
Hintergrund der Untersuchung und ihre Aufgaben Konföderierter
•
Konföderierter: Verbündeter des Versuchsleiters, der als vermeintliche weitere Versuchsperson am
Experiment teilnimmt („Strohmann“).
•
Unabhängige Variable: Variable, deren kausale Wirkung auf die abhängige(n) Variable(n) im
Experiment untersucht werden soll und deren Ausprägung daher variiert bzw. manipuliert wird. Unabhängige
Faktoren des Experiments (Design).
•
Abhängige Variable: Variable, die gemäß den dem Experiment zugrunde liegenden Hypothesen von
der/den unabhängigen Variable(n) beeinflusst wird und die daher im Experiment gemessen wird
• Manipulationskontrolle(MC): Prüfung der Wirksamkeit der Manipulation meist durch subjektiven Bericht
der Vpn
•
Moderatorvariable: Verändert den Einfluss der UV auf die AV
•
Mediatorvariable: Vermittelt den Einfluss der UV auf die AV
•
Verdachtskontrolle: Haben die Versuchspersonen den eigentlichen Zweck des Experiments erkannt?
•
Aufklärung: Aufklärung der Versuchspersonen über den Zweck des Experiments
•
Hypothesen: Erwartungen, die aus Theorien abgeleitet sind. Meist in der Form „wenn X, dann Y“.
Zusammenhanghypothesen: z.B. Mit zunehmender Hitze wird auch mehr Aggression zu
beobachten sein
Unterschiedshypothesen: Aggression bei Hitze > Aggression bei Kälte
Test von Hypothesen
•
Überprüfung von Unterschiedshypothesen
•
•
Überprüfung von Zusammenhangshypothesen
•
Mediation und Moderation
- Mediation
- Moderation
•
Versuchspläne: Die experimentellen Versuchspläne geben an, welche unabhängigen Variablen in ihrem
Einfluss auf die abhängigen Variablen untersucht werden (z.B. 2x2-Design)
• Effekte
- Haupteffekte: Ein Haupteffekt einer unabhängigen Variable liegt vor, wenn diese Variable
die
abhängige Variable unabhängig von weiteren unabhängigen Variablen beeinflusst.
- Interaktionseffekte: Eine Interaktion liegt vor, wenn die Wirkung einer unabhängigen
Variable in den verschiedenen Stufen einer anderen unabhängigen Variable nicht konstant
ist.
(Ordinale Interaktion = je mehr, desto mehr; disordinale Interaktion = je mehr, desto weniger)
Ethik in der Forschung
Problem
Lösung
Täuschung von Teilnehmern
Nach Studien sind Teilnehmer ausführlich
aufzuklären
Schmerz oder Angst
Teilnehmer müssen über Risiken und Gefahren vor
der Untersuchung informiert werden – bevor sie
sich entscheiden
Verwirrung
Teilnehmern steht jederzeit offen, die Untersuchung
abzubrechen
Zwang zur Teilnahme
Teilnahme an psychologischen Experimenten ist
grundsätzlich freiwillig
Eingriffe in die Privatsphäre
Öffentliches Verhalten darf untersucht werden,
wenn die Teilnehmer dabei anonym behandelt
werden und sie nicht Bedingungen ausgesetzt
werden, die ihnen sonst erspart blieben
Zusammenfassung
• Wissenschaft als die beste Methode der Gewinnung von Wissen (wahre Überzeugung)
• Theorien beziehen sich auf Konstrukte, deren Zusammenhänge und ihren Gültigkeitsbereich.
• Sie muss sicherstellen: Konstruktvalidität, interne Validität, und externe Validität.
• Forschungsstrategien (Umfrageforschung, Feldforschung, Experiment)
• Psychologie mit „menschlichem Antlitz“ muss ethischen Richtlinien folgen
Schemata und Kategorien
Dimensionen der Infoverarbeitung
Top-down (konzeptgesteuerte) und bottom-up (reizgesteuerte) Verarbeitung
Verarbeitungstiefe
Kapazität: Je mehr die aktuelle Verarbeitung belastet ist, desto weniger tief kann verarbeitet
werden
Motivation: Einige Themen motivieren zu tieferer Informationsverarbeitung
Was sind Schemata?
• … „sind mentale Strukturen, die Menschen benutzen, um ihr Wissen in Themenbereichen oder Kategorien
bezüglich der sozialen Welt zu organisieren“ (Anderson et al., S. 62).
• … beeinflussen (a) die Wahrnehmung, (b) das Denken und (c) das Gedächtnis.
• … gibt es für (a) Personen, (b) Gruppen, (c) Rollen, (d) das Selbst und (e) Situationen.
• Definition: „Schema bezeichnet eine organisierte Repräsentation früherer Reaktionen, die vermutlich
immer jede gut angepasste Antwort des Organismus auf Umweltereignisse mitbestimmt“ – Bartlett, 1932
• Verwandte Begriffe: Stereotype ( A cognitive representation or impression of a social group that people
from by associating particular characteristics and emotions with the group) und Vorurteile (Eine positive
oder negative Bewertung einer sozialen Gruppe und ihrer Mitglieder)
Beispiele zu Schemata
• Beispielversuch
Ein Dozent wird entweder als warm, fleißig und pragmatisch oder als kühl, fleißig und
pragmatisch beschrieben
Nach einer 20-minütigen Diskussion sollten die Vpn den Professor bewerten -> die
Beschreibung nahm deutlich Einfluss auf die Beurteilung
• Police Officer’s Dilemma: Bei einem Primingversuch werden Waffen schneller nach einem schwarzen
als nach einem weißen Gesicht identifiziert
• Bei einer gleichen Geschichte mit unterschiedlichem Ende werden bei der Wiedergabe durch Vpn eher
die Details erzählt, die mit dem Ende (Heirat vs. Vergewaltigung) konsistent sind
Funktion von Schemata
• Organisation der Informationsverarbeitung
• Deutung von mehrdeutigen Reizen
• Steuerung der Aufmerksamkeit und Erinnerung
Entstehung von Schemata (Stereotypen)
•
•
Stabilität von Schemata
• Schemata werden nur aktiviert, wenn sie in der gegenwärtigen Situation passen.
• Mehrdeutige Reize werden im Sinne einer Schemakonsistenz interpretiert.
• Schema-Veränderung: 1. Bookkeeping: graduelle Veränderung durch inkonsistente Information, 2.
Conversion: Schlagartige Veränderung durch inkonsistente Information, 3. Subtyping: Formierung von
Subkategorien, denen inkonsistente Information zugeordnet wird.
Kategorisierung
• Kategorisierung = Gruppierung von zwei oder mehreren unterscheidbaren Objekten, die ähnlich
behandelt werden. Klassen von in der Welt vorhandenen Objekten.
Natürliche Arten vs. Artefakte (Induktives Potential).
Eine(soziale) Kategorie „ist die Gruppierung zweier oder mehrerer unterscheidbarer (sozialer) Objekte,
die als gleich behandelt werden“
• Ein Prototyp „ist ein mentales Modell von den typischen Eigenschaften der Mitglieder einer Gruppe
bzw. den Exemplaren einer Kategorie“ (Baron & Byrne, 1997, p. 77) -> typisches Mitglied
• Kategorien als Hilfsmittel zur Reduktion von Komplexität und zur Gewinnung von Bedeutung.
• Vereinfachung und Ordnung
• Herstellen einer Beziehung zwischen einem diskontinuierlichen Merkmal (z.B. Nationalität) und einem
kontinuierlichen Merkmal, z.B. einer Urteilsdimension (Körpergröße, Intelligenz)
• Kategorien sind hierarchisch organisiert
• Man kann auch unsinnige Kategorien entwickeln (-> Enzyklopädie des himmlischen Wissens) oder eine
scheinbare Kategorie wahrnehmen
Effekte der Kategorisierung
• Intraklassen Assimilierung: Unterschätzung der Unterschiede innerhalb der Kategorien.
• Zwischenklassen Differenzierung: Überschätzung der Unterschiede zwischen den Kategorien
• Untersuchung von Tajfel & Wilkes 1963
- Probanden sollten die Länge von Linien einschätzen
- Die Linien waren entweder geordnet, gemischt oder kategorisiert (die
ersten 4 vs. die letzten 4)
- In der Kategorisierungsbedingung wurden hinterher die Linien
entsprechend ihrer Kategorisierung kleiner/größer geschätzt ->
Kategorisierung beeinflusst Wahrnehmung
• Kontrast und Assimilation funktionieren nur, wenn die Maßeinheit unvertraut ist
• Differenzierung und soziale Diskriminierung
• Vorurteile (subtile Version)
• Overexklusion (Aufrechterhaltung der eigenen Werte)
Determinanten des Kategoriegebrauchs
• Passung der Kategorien:
Strukturelle Passung (comparative fit)
Inhaltliche Passung (normative fit)
• Accessibility
Aktivierbarkeit von Kategorien
Verfügbarkeit von Kategorien
•
•
Zusammenfassung
• Schemata organisieren Wissen, lenken die Aufmerksamkeit und geben uneindeutigen Reizen Bedeutung
• Soziale Kategorien gruppieren Dinge als zusammengehörig und verschieden von anderen Dingen.
Stereotypisierung
Begriffe
•
Stereotype: A cognitive representation or impression of a social group that people from by associating
particular characteristics and emotions with the group (Smith & Mackie, 2000) = Sozial geteilte
Meinungen über Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen von Mitgliedern einer sozialen
Kategorie.
Stereotypisierung: ist die Anwendung dieser Stereotype in der Interaktion mit den Mitgliedern dieser
Gruppe.
• Vorurteilesind negative Gefühle oder negative Einstellungen gegenüber anderen Gruppen und ihren
Mitgliedern.
• Soziale Differenzierung ist die unterschiedliche Behandlung aufgrund sozialer Kategorisierung. Kann
legitim oder als illegitim wahrgenommen werden.
• Soziale Diskriminierung ist die „illegitime“, negativere Behandlung einer oder mehrerer Personen
aufgrund sozialer Kategorisierung. Die Bewertung als „illegitim“ ist perspektivenabhängig.
Messungen
• Messung von Stereotypen
Direkte Abfrage von Überzeugungen über Gruppen war bis zur Mitte des vergangenen
Jahrhunderts noch problemlos möglich (Katz & Braley, 1933)
Was denken andere über die die Gruppe X (freie Auflistung von Merkmalen)
Attributlisten bewerten lassen
• Messung von Vorurteilen
Früher: Direkte Abfrage von Bewertungen sozialen Gruppen, z.B. offene Vorurteile
(„Ausländer haben Arbeitsplätze, die uns Deutschen zustehen“)
- Heute wirkt soziale Erwünschtheit offenen Äußerungen entgegen (Dovidio & Fazio, 1992)
- Zunächst wurden verdeckte, moderne oder symbolische Vorurteilsmaße entwickelt,
inzwischen werden implizite Maße zur Messung von Stereotypen und Vorurteilen eingesetzt.
Subtile und „positive“ Vorurteile
• Subtile Vorurteile (Pettigrew und Meertens, 1995)
- Ausländer bringen ihren Kindern Werte bei, die einen Erfolg in unserem Land
verhindern
- Es ist alles eine Frage der Engagements. Würden sich Ausländer nur mehr
anstrengen,
könnten sie genauso erfolgreich sein, wie wir Deutschen.
• Positive Emotionen
- Ich habe oft Mitgefühl für die Ausländer in Deutschland.
- Ich bewundere Ausländer in Deutschland.
• Benevolenter Sexismus (Eckes & Six-Materna, 1999)
- Männer ohne Frauen sind unvollständig.
- Eine Frau sollte von ihrem Mann auf Händen getragen werden.
- Ein Mann sollte bereit sein, sein Wohl zu opfern, um für seine Frau sorgen zu können.
Entstehung von Stereotypen
• Der wahre Kern von Stereotypen?
- Empirisch schwer zu prüfen (multiple Maße und Perspektiven)
- Auf alle Individuen einer Kategorie treffen Stereotype nie gleichermaßen zu
(Vernachlässigung individueller Varianz).
- Kategorisierung und Stereotype können tatsächliche Unterschiede verschleiern
(„Ethnifizierung“)
• Emotionale Prozesse
- Kontakt mit Fremden führt häufig zu Irritation und Angst, vor allem wenn keine Erfahrung
mit
der entsprechenden Gruppe besteht.
- Diese Emotionen werden dann Teil des Stereotyps (klassische Konditionierung): Eine Gruppe wird als
bedrohlich wahrgenommen.
- Die Ideologie „Glaube an eine gerechte Welt“ motiviert die Bildung und Aufrechterhaltung
von
legitimierenden Stereotypen (z.B. „Arbeitslose sind faul“).
• Soziales Lernen
- Stereotype resultieren nicht nur aus Erfahrungen, sondern auch aus Erzählungen.
- Sozialisation: Mit 5 Jahren bestehen bereits ethnische Stereotype!
- Soziale Normen: z.B. Frauen im Militär.
- Medien: z.B. Rollen in Filmen, Werbung …
Anwendung von Stereotypen
• Soziale Kategorisierung findet automatisch statt.
• Welche Kategorisierung vorgenommen wird hängt von der Salienz eines Merkmals ab
• Die Kategorisierung führt zur Aktivierung des entsprechenden Stereotyps (und der mit der Gruppe
assoziierten Emotionen)
•
Aktivierte Stereotype und Emotionen beeinflussen Urteile
Untersuchung von Gilbert & Hixon, 1991
- Frage I: Wenn ein Individuum als ein Exemplar einer sozialen Kategorie kategorisiert wird,
wird
dann automatisch stereotypes Wissen aktiviert?
- Frage II: Wenn stereotypes Wissen aktiviert ist, wird es dann automatisch bei der
Beurteilung
eines Exemplars angewendet?
- Experiment: 1) Aktivierung von Stereotypen unter einer Coverstory,2) UV = Aussehen der
Versuchsleiterin, 3) Wortergänzungstest, 4) Ergebnis: Bei einer asiatischen Versuchsleiterin
waren
unwesentlich mehr Vpn kognitiv belastet (?)
Kategorien und Stereotype
• Menschen teilen stereotypes Wissen
• Solche mit starken Vorurteilen stimmen dem Wissen eher zu, solche mit schwachen Vorurteilen lehnen
es eher ab.
• Da die Aktivierung von sozialen Kategorien nicht notwendig zur Aktivierung von stereotypem Wissen
führt, könnte es einen Unterschied im aktivierten Wissen bei Menschen mit starken und schwachen
Vorurteilen geben (Lepore & Brown, 1997)
• Der Einfluss automatisch aktivierter sozialer Kategorien auf Personenbeurteilung
Lepore & Brown (1997)
Studie 2: 1)Räumliche Urteilsaufgabe mit vs. ohne Priming der sozialen Kategorie Schwarze; 2)
Eindrucksbildungsaufgabe mit Beurteilung einer Person, die sich mehrdeutig verhält; 3)
Erfassung der Vorurteile
Studie 3: Stereotypaktivierung statt Kategorie ansonsten wie Studie 2
•
•
Selbststereotypisierung
• Kann man Stereotype auch auf sich selbst anwenden?
• Fall der Bedrohung durch Stereotype („stereotype threat“)
• Bearbeitung von Intelligenztests mit/ohne Aktivierung von Stereotypen (Steel)
Bedrohung durch Stereotype
• Shih, Pittinsky, & Ambady, 1999
• Stereotypkonformes Verhalten
• Motivationale Konsequenzen der Bedrohung
Zusammenfassung
• Offene Vorurteile werden heutzutage seltener geäußert, deswegen entwickelte man verschiedene
Messungen von subtilen und impliziten Vorurteilen
• Die Anwendung von Stereotypen führt zu stereotypekonsistenten Einschätzungen der Zielpersonen.
• Aktivierte Stereotype können die eigenen Leistungen beeinflussen (negative Stereotype reduzieren die
Leistung stereotypkonform).
Automatische Prozesse
Zwei kognitive Systeme
• Intuition versus (rationales) Denken
• Belege bestehen in möglichen Dissoziationen in den Ergebnissen beider kognitiver Systeme oder
• In unterschiedlichen Ergebnissen unter verschiedenen Verarbeitungsbedingungen (z.B. mit/ohne
Doppelbelastung)
• Wahrnehmung versus Denken
• Verzerrungen des Denkens: Peter Wason 2-4-6-Aufgabe, 1x1000€ oder 2x250€
Stereotype und automatisches Verhalten
• Beispiel: Nach der Aktivierung des Stereotyps „Alt“ brauchen Vpn deutlich länger, um zum Aufzug zu
gehen
• Wo haben wir bisher schon automatische Prozesse kennen gelernt? -> Kategorisierung, Police officer‘s
dilemma, Beurteilung von Personen, Bedrohung durch Stereotype
• Bisher behandelte Automatismen:
- Aktiviertes Wissen beeinflusst Urteile automatisch.
- Aktiviertes Wissen beeinflusst die Verarbeitung von Informationen.
- Aktiviertes Wissen beeinflusst die Wahrnehmung.
Merkmale automatischen Verhaltens
• Keine bewusste Intention
• Effizienz
• Keine Kontrolle
• Ohne Aufmerksamkeit
Wie funktioniert automatisches Verhalten?
• Automatisches, durch die Umwelt ausgelöstes Verhalten …
- tritt auf, sobald die relevanten Reize präsent sind.
- Die Reize müssen dem Handelnden nicht bewusst sein.
- Es ist keine Intention notwendig, um so zu handeln.
- Die Versuche, das Verhalten intentional zu vermeiden, sind nicht erfolgreich
• Durch Priming wird ein Konzept oder ein Mindset aktiviert und ist im Anschluss verfügbarer.
• Situative vs. chronische Verfügbarkeit
Kreativität und Mindsets
• Man kann Kreativität beeinflussen
• Dunker’sche Kerzenaufgabe (man soll eine Kerze mithilfe von Streichhölzern und einer Schachtel (!)
Reißzwecken an einer Wand befestigen)
• Vpn sollten eine Geschichte lesen, die zum Nachdenken anregt, und anschließend die Kerzenaufgabe
lösen
Rebound Effekte
• Der rosa Elefant
• Reboundeffekt = die versuchte Unterdrückung von Stereotypen
• Versuch von Macrae
Vpn soll einen Tag im Leben eines Skinheads und einer neutralen Person beschreiben
Dazu erhält sie entweder keine oder eine Unterdrückungsinstruktion
Automatisches Verhalten in sozialen Interaktionen
• Der Chamäleoneffekt = Imitation des Interaktionspartners
Gleiche Manieren
Akzent
Stimmung und Stimmlage
Dadurch erzielter Effekt -> erhöhte Kooperation spezifisch UND generell (=>
Kellnerinnenexperiment, bei dem nach der Imitation durch die Kellnerin gemessen wurde, wie
viel Trinkgeld gegeben wurde, wie hilfsbereit die Vpn zur Kellnerin, anderen Personen und
Hilfsorganisationen war)
Zusammenfassung
• Aktiviertes Wissen beeinflusst Wahrnehmung, die Verarbeitung von Informationen, Urteile und
Verhalten.
• Aktivierte Mindsets beeinflussen die Verarbeitung von Informationen und das Verhalten.
• Automatisches Verhalten (Chamäleon-Effekt) reguliert und erleichtert soziale Interaktionen (& macht
sie kooperativer)
Verarbeitung sozialer Information - Heuristiken
Soziale Kognition
• „Soziale Kognition ist die Art und Weise, wie wir Informationen über die soziale Realität interpretieren,
analysieren, erinnern und verwenden“ (Baron & Byrne, 1997, p. 76).
• Was ist „sozial“ an der sozialen Kognition?
1. Die Objekte der sozialen Kognition sind sozial.
2. Sie resultiert und basiert auf sozialer Interaktion.
3. Sie wird „sozial geteilt“ von verschiedenen Mitgliedern sozialer Gruppen.
• Stufen der Informationsverarbeitung
Heuristiken
• „Die Heuristik ist ein kognitives Werkzeug, das soziale Individuen in die Lage versetzt, durch
vereinfachte „Daumenregeln“ Urteile zu treffen, die keinen großen Aufwand erfordern, jedoch häufig
zu recht guten Ergebnissen führen“ (Fiedler, 1996)
• Frühe Untersuchungen betonen die generelle Rationalität des menschlichen Denkens
• Seit den 80er Jahren wurden aus den psychologischen Labors zunehmend Serien von
Fehlentscheidungen berichtet
• Heuristiken sind Prozesse des Denkens
• Regeln der Rationalität (Logik, rational choice) sind Normen des Denkens
• Da man viele Jahrhunderte die Normen des Denkens mit den Prozessen des Denkens verwechselt hat
(und die explizite Anwendung von Normen des Denkens möglich ist), kann man Prozesse des Denkens
nur dadurch nachweisen, dass sie zu Abweichungen von den Normen führen.
• Die klassischen Heuristiken sind Verfügbarkeitsheuristik, Simulationsheuristik,
Repräsentativitätsheuristik und Anpassungs“heuristik“
Verfügbarkeitsheuristik
• Anwendung: Urteile über Häufigkeiten und Wahrscheinlichkeiten
• Beispiel: Was kommt häufiger vor? Wörter mit einem „r“ am Anfang oder Wörter mit einem „r“ an
dritter Stelle? -> Da einem mehr Wörter mit “r“ am Anfang einfallen, tendiert man zu dieser Antwort,
obwohl sie falsch ist
• Studie von Schwarz & Co, bei der sich die Vpn an 6 (leicht) oder 12 (schwer) Ereignisse erinnern soll, in
denen sie selbstbewusst waren, und danach ihr Selbstbewusstsein beurteilen -> Urteile werden durch
die Leichtigkeit, mit der einem Sachen einfallen, und nicht durch die Anzahl der Beispiele beeinflusst
Simulationsheuristik
• Anwendung: Beurteilung von Ereignissen
• Beispiel: Zwei Männer nehmen ein Taxi zum Flughafen. Beide haben unterschiedliche Flüge gebucht,
die zur selben Zeit starten. Das Taxi bleibt im Stau stecken, es kommt eine Stunde zu spät zum
Flughafen. Beide Männer verpassen ihren Flug. Der eine erfährt, dass sein Flug pünktlich gestartet ist,
der andere, dass sein Flugzeug beinahe eine Stunde Verspätung hatte und gerade über die Rollbahn
startet. Der zweite ärgert sich mehr.
• Veränderlichkeit (mutability): Routine und Ausnahmen -> Siehe Mr. Jones, der einen LKW-Unfall hatte.
Hat man die Information, dass er von seiner alltäglichen Route abgewichen war, so führt man den
Unfall darauf zurück
• Routinen versus Ausnahmen
• Sicheres versus unsicheres Wissen
• Ursachen versus Effekte
• Fokale Akteure versus Hintergrundakteure
Repräsentativitätsheuristik
• Anwendung: Typikalität eines Exemplars bestimmt die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Exemplar in eine
bestimmte Kategorie gehört.
• Linda-Problem: Linda ist 31 Jahre alt, unverheiratet, extravertiert und intelligent. Sie hat während ihres
Studiums Seminare in Philosophie belegt, interessierte sich als Studentin sehr für
Rassendiskriminierung und soziale Ungerechtigkeit und nahm an Demonstrationen gegen Atomwaffen
teil. Frage: a) Ist Linda bei einer Bank angestellt? b) Ist Linda bei einer Bank angestellt und aktive
Feministin? => Problem: Eigentlich kann eine Teilmenge niemals wahrscheinlicher sein als eine
Gesamtmenge (Bankangestellte vs. Bankangestellte und Feministin) => Lösung: Vpn verstehen
Bankangestellte und keine Feministin vs. Bankangestellte und Feministin
• Vernachlässigung von Basisraten -> Diagnoseproblem
10 von 1000 Frauen einer bestimmten Altersgruppe haben Brustkrebs
Von den 10 Frauen mit Brustkrebs haben 8 einen positiven Befund in der Mammographie
-
Von den 990 Frauen ohne Brustkrebs haben 99 einen positiven Befund, aber keinen
Brustkrebs.
Anpassungs“heuristik“
Anwendung: Ein Urteil wird durch einen zufällig gegebenen Wert verzerrt. Das Urteil bewegt sich in
Richtung des gegebenen Wertes
Beispiel: Wie viel man für einen Urlaub bereit ist auszugeben, verändert sich je nachdem, ob ein
Freund 7000€ oder 1000€ gezahlt ha
Zusammenfassung der Heuristiken
Falscher Ruhm
• Ruhm wird über die Vertrautheit oder Bekanntschaft mit Namen in Verbindung gebracht.
• Beispiel: Eine Liste mit 19 Frauennamen (einige berühmte) und 20 Männernamen (nicht berühmte).
Die Vpn sollen einschätzen, ob mehr Frauen oder Männer in der Liste vorkommen.
• Versuchspersonen lesen einige Tage vor dem Experiment eine Liste mit Namen. Im Experiment
bekommen sie wieder eine Liste mit Namen und sollen einschätzen, wo mehr berühmte Menschen
vorkommen. Je mehr Namen aus der ersten Liste auch in der zweiten vorkommen, desto größer wird
die Berühmtheit der Menschen in dieser Liste eingeschätzt.
Zusammenfassung
• Soziale Kognition ist sozial, weil ihre Inhalte (Objekte) sozial sind, sie durch soziale Interaktionen
beeinflusst wird und sozial geteilt ist.
• Heuristiken sind Prozesse des Denkens die eine ökonomische und meistens akkurate Urteilsfindung
erlauben.
• Die klassischen Heuristiken sind die Verfügbarkeitsheuristik, Simulationsheuristik, und die
Repräsentativitätsheuristik.
Affekt und Kognition
Begriffe
• Affekt: Bewertung als positiv und negativ, wird als Gefühl erlebt, konzeptuelle Repräsentation (Urteil
als positiv oder negativ).
• Emotion: Reaktion eines Individuums auf bedeutsame Ereignisse, bestehend aus mehreren
Komponenten wie physiologische Erregung, motorischer Ausdruck, subjektives Gefühl,
Handlungstendenzen
• Stimmung: positiver oder negativer Erlebnishintergrund ohne konkrete auslösende Situation
Geschichte von Affekt und Emotion
• Affekt und Motivation: Affekt wurde mit grundlegenden Motivationen („Schmerzvermeidung“,
„Futteraufsuchen“) gleichgesetzt.
• Behaviorismus: Die Motivationen wurden extern definiert, etwa als „9 Tage ohne Futter“,
„Stromschock von X Volt“.
• Kognitive Wende: Affekt und Emotion waren Quellen der Störung und Irrationalität
• Erst mit den Diskussionen um Zajonc (1980) wurden Affekte und Emotionen verstärkt in den Fokus der
Psychologie genommen.
Emotionen
• Funktion: z.B. Schuld -> Wiedergutmachung, Wut -> Angriff, Trauer -> Rückzug…
• Ereignisse, die das Verfolgen von Aufsuchens-oder Vermeidensziele beeinflussen, lösen Emotionen
aus.
• Emotionen geben die Bedeutung eines Ereignisses für eine Person an, Personen sind permanent mit
einer „Bedeutungsanalyse“ ihrer Umwelt beschäftigt
Emotionssystem ist hoch differenziert und organisiert (evaluation, feelings, facial and physiological
expression, action readiness)
• Dimensionen von Emotion
- Motivationaler Zustand (aufsuchen und vermeidend; Fokus auf Belohnung vs. Bestrafung)
- Situation: Befördert / behindert das Erreichen der Ziele (Belohnung / Bestrafung sind anoder
abwesend)
- Sicheres/unsicheres Ereignis: Eingetretene vs. zukünftige Ereignisse, kontrollierbare vs.
unkontrollierbare Ereignisse
- Macht / Legitimität: Effektivität, Verdienst, Anspruch
- Verantwortlichkeit: Selbst, andere, oder die Umstände
• Wichtigstes Strukturmodell der Emotion:
•
Prozessmodelle der Emotion
= Informationsverarbeitung und die Entstehung von Emotionen
- Kognitiven Bewertungen („appraisals“) sind „direct, immediate, and intuitive“ (Arnold,
1960).
Sie entstehen schnell, ohne großen Verarbeitungsaufwand, und manchmal ohne dass die Aufmerksamkeit
darauf gerichtet ist.
- Intuition („associative“, schnell, automatisch, teilweise unbewusst -> kontinuierliche Bewerung) und
Denken („reasoning“, langsam, kontrolliert, flexibel -> kann Emotionen durch neue Blickwinkel beeinflussen)
Einfluss von Affekt auf Kognition
• Stimmung und Gedächtnis
• Stimmung als Information
• Stimmung und Verarbeitungsstrategien
• Psychoanalytische Vorstellungen
Abwehrmechanismen: Je mehr man versucht Affekte zu unterdrücken, desto stärker drängen
sie ins Bewusstsein
Projektion: Ängstliche im Vergleich zu nicht-ängstlichen Personen schätzen andere Personen
als ängstlicher ein
• Behavioristische Vorstellungen
Assoziation von Affekt mit neutralen Reizen
Beispiel: Kleine Albert und Angstkonditionierung
Hinreichend dafür ist zeitliche und räumliche Nähe eines Affekts oder einer Emotion und ein
neutrales Objekt
Stimmung und Gedächtnis
• Die Verfügbarkeit von Gedächtnisinhalten hat starken Einfluss auf soziale Urteile
• Stimmungen machen Gedächtnisinhalte, die der Stimmung entsprechen, verfügbarer ->
stimmungskongruente Inhalte haben einen großen Einfluss auf Urteile.
• State-dependency hypothesis: Gedächtnisinhalte sind in der Stimmung leichter abrufbar in der sie
gespeichert wurden („Inhalte, die in positiver Stimmung gelernt wurden, können in positiver Stimmung
leichter abgerufen werden“).
• Mood-congruent recall hypothesis: Gedächtnisinhalte sind in der Stimmung leichter abrufbar die ihrer
Valenz entsprechen („positive Inhalte sind in positiver Stimmung leichter abrufbar“)
• Während Ergebnisse für die State-dependency hypothesis inkonsistent sind, konnte die Moodcongruent recall hypothesis gut belegt werden.
Stimmung als Information
• Ereignisse oder Objekte werden dadurch bewertet, dass man sich fragt: „Wie ist mein Gefühl
demgegenüber?“
•
•
•
•
Missattribution und Selbstattribution
Meta-inferentielles Wissen („was bedeutet ein bestimmtes Gefühl gegenüber einem Objekt?“)
Urteilsheuristiken
Bei Urteilen wird die eigene Stimmung als Information herangezogen
•
Kritik
-
Stimmung beeinflusst Urteil, nur wenn sie nicht als irrelevant eingestuft wird.
Ist es eine bewusste oder automatische Schlussfolgerung von erlebtem Affekt auf die Qualität
eines Ereignisses oder Objekts?
Wie werden weitere Informationen einer Situation mit Affekt in Verbindung gebracht?
Ein Affekt kann in unterschiedlichen Situationen unterschiedliches bedeuten
Stimmung und Verarbeitungsstrategien
• Stimmung beeinflusst nicht nur, welche Gedächtnisinhalte zugänglicher sind oder dient nicht nur als
Information, sondern auch die Art und Weise wie nachgedacht wird.
• Individuen in positiver Stimmung treffen Entscheidungen schneller, verwenden weniger Information,
vermeiden anstrengendes und systematisches Denken und sind überzeugter von ihren
Entscheidungen.
Negative Stimmung löst dagegen eher eine systematische, anstrengende und umfassende
Verarbeitungsstrategie aus.
• Integrative Ansätze
- Affect infusion model (Forgas, 1995)
- Affekt beeinflusst Urteile insbesondere dann, wenn offene und konstruktive Verarbeitungsstrategien
gewählt werden.
- 2 Dimensionen bestimmen, welche Verarbeitungsstrategie wahrscheinlich gewählt wird:
Kognitiver Aufwand (partielle vs. Vollständige Informationssuche) und Offenheit vs.
Gerichtetheit
der Informationssuche
•
Zusammenfassung
• Emotionen sind die subjektiven Bewertungen von Ereignissen, die eigene Ziele (Antriebe) betreffen
• Affekt beeinflusst die Art der kognitiven Verarbeitung, die Inhalte die erinnert werden, und dient selbst
als Information
Gewinnung sozialer Informationen - Soziale Vergleiche
Das Selbst
• Es gibt keinen Menschen, über den wir so viel wissen, wie über uns selbst.
• Wissen über das Selbst nennt man das Selbstkonzept.
Die Beschäftigung mit dem Selbst nennt man Selbstaufmerksamkeit.
Der Wert den man (selbst oder andere) dem eigenen Selbst zuordnen ist der Selbstwert.
• Das Selbst oder die Identität besteht aus dem Selbstkonzept, der Selbstaufmerksamkeit, und dem
Selbstwert.
• Funktionen des Selbstkonzepts:
- Strukturierung (das Selbst als Schema)
- Basis für Emotionen (Vergleich zwischen Actual-Self, Ideal-Self und Ought-Self)–
- Exekutive mit begrenzten Ressourcen (Muskel-metapher; Ego-Depletion)
Wie kommen wir zu einem Verständnis von uns Selbst?
• Introspektion (führt nicht immerzu den wahren Ursachen des Verhaltens, ist nicht sehr dominant, führt
aber zu vorübergehenden Veränderungen der Einstellung) und Selbstaufmerksamkeit (private und
öffentliche SA, kann durch Problemverhalten verringert werden, SA auf Ideale führt zu Unruhe
besonders bei Misserfolg)
• Selbstbeobachtung -> Selbstwahrnehmungstheorie von Bem
- Wir schließen nur vom eigenen Verhalten auf Gefühlszustände, wenn wir uns nicht sicher
sind,
wie wir zu etwas stehen
Das Verhalten wird nur aussagekräftig für das eigene Gefühl angesehen, wenn es nicht auf die
Situation zurückgeführt wird.
• Theorie soziale Vergleiche
Bedürfnis die eigenen Fähigkeiten und Meinungen zu bewerten, besonders im Vergleich zu
Ähnlichem
Gibt es keinen objektiven Maßstab, dann werden soziale Standards gewählt
Negative oder diskrepante Vergleichsergebnisse lösen Bestrebungen aus, diese Situation zu
verändern
Soziale Urteile
• Alle Urteile sind relativ zu Referenzpunkten (Frage: Kann es auch absolute Urteile geben?)
• Wo haben wir bisher von Vergleichen und ihrem Einfluss gehört? Ankereffekte: Urteile werden in
Richtung eines vorgegeben Wertes verändert & Simulationsheuristik: Durch die Simulation von
Alternativen werden Referenzstandards erzeugt
Parameter des sozialen Vergleichs
• Vergleichssubjekt
• Vergleichsobjekte
• Zeitdimension
• Vergleichsdimensionen
•
•
Objektive vs. soziale Vergleiche
• Je attraktiver und wichtiger eine Referenzgruppe ist, desto eher wird sie als Bewertungskriterium
gewählt
• Entstehung von Gruppennormen (Sherif) -> autokinetischer Effekt
• Konformität -> Linienvergleich
• Präferenz für soziale Vergleiche
Ähnlichkeitshypothese
• Man bevorzugt soziale Vergleiche mit ähnlichen Personen / mit Personen, die auf relevanten
Dimensionen ähnlich sind.
• Paradox: Woher soll man denn wissen, welche Personen einem in relevanten Dimensionen ähnlich
sind, ohne sich mit ihnen zu vergleichen? Vergleicht man sich also doch mit allen?
• Untersuchung von Gilbert, et al, 1995
-
-
-
Hypothesen: In einem ersten intuitiven Verarbeitungsschritt, werden alle angebotenen
Vergleichsinformationen aufgenommen. In einen zweiten kognitiv aufwändigeren
Verarbeitungsschritt werden alle nicht informativen Vergleichsinformationen zurückgewiesen
Zwei Strategien, diese Hypothese zu untersuchen: 1. Beeinträchtigung der Korrekturprozedur
durch kognitive Doppeltätigkeit, 2. Messung einer Reaktion, die nach der Korrektur noch
nachklingt
Studie: Vpn sollte mit Konföderierten eine Aufgabe bearbeiten, wobei sie entweder eine oder
keine kognitive Doppelbelastung hatten und die Leistung der Konföderierten entweder gut
oder schlecht war => Ergebnis:
Studie II weggelassen!
Soziale Vergleiche als Copingstrategien
• Wenn ein Vergleich negativ ausgeht und man dies nicht durch die Verbesserung seiner Leistung o.ä.
ausgleichen kann, werden soziale Vergleiche oft als Copingstrategie genutzt
• Abwertung des Vergleichsobjekts
• Wahl einer neuen Vergleichsdimension (z.B. Mathe mangelhaft & dafür Religion sehr gut)
• Wahl eines neuen Vergleichsobjekts
• Umwertung einer Vergleichsdimension (z.B. „Black is beautiful“)
Motive für den sozialen Vergleich
• Selbstwertschutz
• Akkuratheit
• Selbstverbesserung
Temporale Vergleiche - Albert (1977)
• Vergleiche über die Zeit
• Bewahrung der Identität des Selbst unter sich verändernden Bedingungen -> hohe Konsistenz und
Kontinuität
• Bei raschen Veränderungen, negativen Lebenslagen und Suche nach Sinn des Lebens werden
temporale Vergleiche Wahrscheinlichkeit
Zusammenfassung
• Selbstkonzept, Selbstaufmerksamkeit und Selbstwert
• Quellen der Selbsterkenntnis: Introspektion, soziale und temporale Vergleiche
• Ähnlichkeitshypothese: Intuitiv Vergleiche mit allen, bewusst Vergleiche mit ähnlichen.
Attribution - Attributionstheorie und Attributionsfehler
Begriffe
Kausalattribution: Kausale Erklärung von beobachtetem Verhalten
Attributionstheorien: konzeptueller Rahmen, innerhalb dessen zu erklären versucht wird, wie im Alltag
Personen zu Erklärungen von Verhaltensweisen kommen.
Das Problem des Fremdpsychischen
• Wie können wir feststellen, dass andere ähnliche psychische Erlebnisse haben wie wir selbst?
• Wie können wir feststellen, dass sie überhaupt psychische Erlebnisse haben?
Heiders naive Handlungsanalyse
• Mensch als intuitiver Wissenschaftler
• Fünf Grundannahmen
1. Verhalten drückt Invarianzen aus (jeder Mensch hat einen wahren, stabilen Charakter, der
sich in
unterschiedlichen Situationen durch unterschiedliches Verhalten manifestiert)
•
•
2. Attribution erschließt Invarianzen aus Verhalten (Das Verhalten ist unterschiedlichen
Situationen angepasst -> aus dieser Varianz wird der wahre Charakter als Invarianz extrahier)
3. Attribution ist eine vitale Fähigkeit (Durch die Diagnosen von Charaktereigenschaften kann man
erst die vielen Verhaltensweisen systematisieren und interpretieren -> sehr
ökonomisch)
4. Attributionen sind nicht notwendig bewusst (Die Regeln, nach denen die Invarianzen aus
dem
Verhalten gezogen werden, sind oft unbewusst und intuitiv -> „Alltagspsychologie“
5. Attribution ist eine Form der Kausalanalyse (Verhalten – ein Akteur kann und versucht sich in
einer bestimmten Art zu verhalten - wird von Dispositionen und Umwelt bestimmt; wobei
der Akteur
sowohl die Möglichkeit (Fähigkeit & Gelegenheit) und die Motivation zu einem
Verhalten haben muss)
Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen
• Jones & Davies: empirische Umsetzung von Heiders naiver Handlungsanalyse
• Zuschreibung einer Absicht (nicht gemeinsame Effekte) -> siehe Miss Adams Partnerwahl
• Sozialer Konsensus
Verhaltensweisen, die wenig sozial erwünscht sind, werden eher dispositional attribuiert
Verhaltensweisen, die sozial erwünscht sind, können nicht eindeutig auf Dispositionen
sondern können genauso gut auf die Situation attribuiert werden
Kelleys Attributionstheorie
• Kovariationsprinzip = Attribution auf der Basis der wahrgenommenen Kovariation zwischen dem
beobachteten Effekt und seinen möglichen Ursachen (mehrere Beobachtungen).
Einfluss dreier unabhängiger Variablen auf beobachtbares Verhalten: 1. Die Person ->
Konsistenzinformation (zeigt X dieses Verhalten immer/häufig/selten?); 2. Die Umstände ->
Konsensusinformation (zeigt nur X das Verhalten, oder auch andere Personen?); 3. Der fokale
Stimulus -> Distinktheit (zeigt X das Verhalten nur gegenüber dem fokalen Reiz oder auch
gegenüber anderen Reizen?)
Beispiele zur dispositionalen Attribution: Hohe Konsistenz, geringer Konsens, geringe
Distinktheit
Beispiele zur Stimulusattribution: Hohe Konsistenz, hoher Konsens, hohe Distinktheit
Beispiele zur sehr uneindeutigen situativen Attribution: Niedrige Konsistenz, hoher Konsens,
hohe Distinktheit
• Konfigurationsprinzip = Attribution auf der Basis von nur einer Beobachtung (Verwendung von
Kausalschemata)
Wenn man nur eine Beobachtung eines Verhalten hat, dann müssen zur Ursachenerklärung
zusätzliche Vorannahmen gemacht werden.
Kausalschemata = vorgefertigte Meinungen, Vorannahmen => multiple hinreichende
Ursachen (verschiedene Ursachen, die auch alleine das Verhalten erklären könnten – durch
das Abwertungsprinzip werden einige unwahrscheinlicher; mit dem Aufwertungsprinzip
werden Ursachen dann zur Erklärung herangezogen, wenn ein Effekt trotz hemmender Kräfte
auftritt) und notwendige Ursachen (hier müssen verschiedene Ursachen gemeinsam
auftreten, um den Effekt zu produzieren)
Begriffe: Attributionsfehler
• Attributionsfehler: Von logischen Attributionstheorien abweichende Zuschreibung von Ursachen.
• Beispiele: Fundamentale Attributionsfehler, Akteur-Beobachter-Divergenz, selbstwertdienliche
Attributionsmuster
Fundamentale Attributionsfehler
• Konsensus-Unterschätzung
• Korrespondenzverzerrung
•
•
Personalismus
Beispielstudie: Vpn sollten eine Rede für oder gegen ein selbst gewähltes oder nicht selbst gewähltes
Thema halten. Danach sollte jemand beurteilt werden, der eine Rede für oder gegen Fidel Castro
gehalten hat.
Quellen der Verzerrung: 1. Motivationale Faktoren wie Selbstbezug oder Konsequenzen; 2. Kognitive
Faktoren wie zur Verfügung stehende Informationen
Beobachter-Akteur Divergenz
• Attributionsunterschiede zwischen Akteur und Beobachter einer Handlung: Der Akteur betont die
situativen, der Beobachter die dispositionalen Faktoren
• Wahrnehmungsfokus: Beobachter konzentrieren sich auf den Akteur, wogegen der Akteur sich auf die
Umwelt konzentriert.
• Selbstwissen: Akteure wissen mehr über sich und die situativen Anforderungen als Beobachter wissen
können.
• Unterschiedliche Ziele: Akteure verfolgen instrumentelle Ziele, wogegen Beobachter Information zur
Vorhersage künftiger Verhaltensweisen durch den Akteur suchen.
Selbstwertdienliche Verzerrung
• Attributionen, die den Selbstwert erhalten oder verbessern: Eigene Erfolge werden dispositional und
eigene Misserfolge situativ attribuiert.
• Self-Handicapping: Man stellt plausible externale Gründe her, die eigenes Versagen erklären können.
•
Zusammenfassung
• Attribution meint kausale Verhaltenserklärung
• Bei einzelnen Verhaltensbeobachtungen werden Attributionen mittels Kausalschemata vorgenommen,
bei mehreren Beobachtungen durch das Kovariationsmodell (Konsens, Konsistenz und Distinktheit)
• Bei kausalen Verhaltenserklärungen entstehen verschiedene Fehler, wie fundamentaler
Attributionsfehler, Akteur-Beobachter-Divergenz, Konsensusüberschätzung usw.
Einstellungen
Einstellung
• Praktische Implikationen: Einstellungen sollen Verhalten vorhersagen
• Theoretische Implikationen: Einstellungen fassen viele einzelne (evaluative) Reaktionen zu einem
generellen Muster zusammen
• Politiker versuchen Einstellungen zu beeinflussen und positive Einstellungen gegenüber ihren
politischen Programmen zu erzeugen, damit sie ihre Ideen verwirklichen können
• Die Werbung versucht die Einstellung potentieller Konsumenten dahingehend zu verändern, dass aus
ihnen tatsächliche Kunden werden.
• In interpersonalen Beziehungen versucht man die Einstellungen des Partners herauszufinden, um
gemeinsame Aktionen zu koordinieren
Attitudes is a mental and neural state of readiness, organized through experience exerting a directive
or dynamic influence upon the individuals´response to all objects and situations with which it is related
(Allport,1934, p. 810).
Modelle von Einstellungen
• Ein-Komponenten Modell
Einstellungen bestehen aus einem Affekt oder einer Bewertungen einem Einstellungsobjekt
gegenüber
„Der Ausdruck der Einstellung sollte in Bezug auf ein allgemeines, andauerndes positives oder
negatives Gefühl für eine Person, ein Objekt oder einen Sachverhalt benutzt werden“ (Petty &
Cacioppo, 1981, S. 7)
• Drei-Komponenten Modell
Einstellungen bestehen aus 3 konzeptuell unterscheidbaren Reaktionen:
1. Kognitive Komponente: Überzeugungen, Meinungen und Vorstellungen gegenüber dem
Einstellungsobjekt
2. Affektive Komponente: Zuneigung oder Abneigung, positiv oder negativ
3. Konative Komponente: Verhaltensabsichten und Handlungstendenzen gegenüber dem
Einstellungsobjekt
• Einstellungen als erschlossene Entitäten
•
Eigenschaften von Einstellungen
• Über Zeit und Situationen stabil
• Sie beschränken sich auf sozial bedeutungsvolle Objekte
• Einstellungen sind generalisierbar und haben einen gewissen Abstraktionsgrad.
• Funktionen von Einstellungen:
Motivationale Funktionen: Ich-Verteidigung, Ausdruck eigener Werte, instrumentelle Funktion
Kognitive Funktionen: Ökonomische Verarbeitung, Steuerung der Informationsverarbeitung
Zusammenfassung: Einstellung
• Das Konzept der Einstellung ist zentral in der Sozialpsychologie
• Es besteht im Wesentlichen aus einer affektiven / wertenden Komponente
• Es ist zu unterscheiden von Werten, Ideologien und sozialen Repräsentationen
Messung von Einstellungen
• Direkte und indirekte Messungen
• Direkte Maße basieren auf der Annahme, dass Einstellungen durch Meinungen, Überzeugungen oder
Bewertungen erfassen lassen
• Indirekte Maße versuchen Einstellungen zu erfassen, ohne dass die erfassten Personen sich des
Messvorgangbewusst werden
• Ein-Item-Ratings: „Sind Sie mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche zufrieden“ („1= überhaupt nicht
zufrieden“ bis „7 = sehr zufrieden“) – Probleme dabei: Zuverlässigkeit der Messung, Kontexteinflüsse
auf die Beantwortung
• Thurstone-Skala: Zustimmung/Ablehnung gegenüber Aussagen, denen im Vorhinein ein Wert
zugewiesen wurde, der ausdrückt, wie sehr die Zustimmung eine spez. Einstellung ausdrückt.
• Likert-Skala: Abgestuftes Zustimmungsurteil auf intern konsistenten Items. Gängigstes explizites
Einstellungsmaß (stimme voll und ganz zu; stimme gar nicht zu)
• Guttman-Skala: Zustimmung/Ablehnung gegenüber Items; Summe indiziert Einstellung
• Semantisches Differenzial: Beurteilung eines Einstellungsobjekts hinsichtlich Valenz, Potenz und
Aktivität.
• Physiologische Messungen (z.B. Hautleitfähigkeit)
• Verhaltensbeobachtung
• Nicht-reaktive Messungen (z.B. lost-letter Technik)
• Bogus-Pipeline (Jones & Sigall, 1971)
• Indirekte Verfahren, z.B. IAT (implicit association test)
• Allgemeines Problem: großer Interpretationsspielraum
Zusammenfassung: Messung
• Einstellungen können direkt oder indirekt erfasst werden.
• Direkt: Ein-Item-Skala, Likert-Skala, Semantisches Differential
• Indirekt: physiologische Maße, Beobachtung
• Probleme: Verfälschung der Messung durch soziale Erwünschtheitetc., Interpretationsspielraum
Einstellung und Verhalten
• LaPieres Untersuchung (1934): Er bereiste mit einem chinesischen Paar unterschiedliche Restaurants
und wurde bedient. Bei einer Umfrage später gaben 92% der Restaurants an, sie würden keine
Chinesen bedienen => Inkonsistenz zwischen Verhalten und Einstellung
• Faktoren, die den Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten bestimmen:
1. Übereinstimmung von Einstellungs-und Verhaltensmessung
2. Persönlichkeitsfaktoren
3. Modelle der Beziehung zwischen Einstellung und Verhalten
• Übereinstimmung von Einstellungs-und Verhaltensmessung (Korrespondenzhypothese):
- Handlungsaspekt (welches Verhalten soll genau untersucht werden?)
- Zielaspekt (auf welches Ziel ist das Verhalten gerichtet?)
- Kontextaspekt (in welchem Kontext wird das Verhalten ausgeführt?)
- Zeitaspekt (zu welchem Zeitpunkt wird das Verhalten ausgeführt?)
- Der Zusammenhang zwischen Einstellung zur Antibabypille und dem tatsächlichen
Verhalten
variiert mit der Abstraktheit der Messung: Je abstrakter, desto geringer der
Zusammenhang
• Persönlichkeitsfaktoren:
• Hohes und niedriges Selfmonitoring: Individuen, die sich selbst nicht beobachten, zeigen Verhalten,
das auf den eigenen Dispositionen, Gefühlen und Einstellungen beruht, wohingegen diejenigen, die
sich selber beobachten, eher Verhalten zeigen, das Normen und Erwartungen eines Kontexts
entspricht.
• Modelle der Beziehung zwischen Einstellung und Verhalten: Theorie des überlegten Handelns („Theory
of reasoned action“) und Theorie des geplanten Verhaltens („Theory of planned behavior“)
Theorie des überlegten Handelns
•
Erwartungs×Wert-Theorie
Theorie des geplanten Verhaltens
• Die Theorie des geplanten Verhaltens erweitert die Theorie des überlegten Handelns durch die
wahrgenommen Verhaltenskontrolle
• Diese umfasst zwei Aspekte: 1. Subjektive Kontrolle und 2. Tatsächliche Kontrolle
•
•
Untersuchung von Ajzen und Madden (1986) zum Vergleich der beiden Theorien:
Man wollte die Seminarteilnahme durch Einstellung, subjektive Norm und Verhaltenskontrolle
vorhersagen
- Messungen von Einstellung (Wert -> Thema des Seminars auf der Likert-Skala), Erwartung (->
Interessenssteigerung durch Seminar auf der Likert-Skala), subjektive Norm (-> Motivation,
anderen zu entsprechen & Erwartung, dass die Seminarteilnahme von anderen gewünscht
wird) und Verhaltenskontrolle (-> Kontrolle der Anwesenheit im Seminar durch Vpn)
Ergebnisse der Vorhersagekraft von Verhaltensintention (1) und Verhalten (2):
Immer dann, wenn keine vollständige Verhaltenskontrolle vorliegt, ist die Theorie des geplanten
Verhaltens der Theorie des überlegten Handelns überlegen, denn die Verhaltenskontrolle geht als
subjektive Komponente in die Vorhersage der Verhaltensintention ein und ... als tatsächliche Kontrolle
trägt sie zur direkten Vorhersage des Verhaltens bei
Zusammenfassung
• Einstellung und Verhalten zeigen einen engen Zusammenhang, wenn der Abstraktionsgrad von
Einstellung und Verhalten korrespondieren.
• Zur genaueren Vorhersage des Verhaltens sind neben der Einstellung einem Verhalten gegenüber, die
subjektive Norm und die wahrgenommene Verhaltenskontrolle wichtige Prädiktoren.
•
Veränderung von Einstellungen
The Yale Approach to Communication and Persuasion weggelassen
Einflüsse
• Einflüsse der Quelle:
- Experten sind überzeugender als Laien, weil die gleichen Argumente als
bedeutender
wahrgenommen werden
- Der Einfluss von Kommunikatoren steigt mit ihrer Popularität und Attraktivität
- Je schneller Menschen sprechen, desto überzeugender sind sie, weil der Eindruck entsteht,
sie
wüssten worüber sie sprechen.
• Einflüsse der Kommunikation
- Zweiseitige Argumentation ist wirkungsvoller, wenn Zuhörer anderer Meinung sind und in
der
Lage, die Argumente zu verarbeiten. Einseitige Argumentation ist wirksamer, wenn
Zuhörer der gleichen
Meinung sind
- Je häufiger eine Botschaft dargeboten wird, desto eher wird sie als richtig bewertet, weil sie uns
vertrauter vorkommt
• Einfluss von Angst
Einflüsse auf Seiten der Zuhörer
- Zwischen Selbstbewusstsein und Persuasion besteht ein umgekehrt U-förmiger
Zusammenhang. (Rhodes & Wood, 1992)
- Die Auswirkungen einer Reihe von Einstellungen und Motiven auf der Seite der Zuhörer
wurden nachgewiesen: z.B. need for cognition, need for closure, Wichtigkeit der Einstellung.
Konditionierung von Einstellungen
• Studie von Staats und Staats zur klassischen Konditionierung: Nationalitätsnamen wurden mit
positiven oder negativen Wörtern gepaart. Die mit positiven Wörtern gepaarten Nationalitätsnamen
wurden positiver eingeschätzt als die mit negativen Wörtern gepaarten.
• Kritik an der These von Staats und Staats: Muss der Zusammenhang zwischen affektiven Wörtern und
neutralen Wörtern bewusst sein? -> Antwort: Nein!
• Operante Konditionierung von Einstellungen/Studie von Verplanck: Frequenz positiv verstärkter
Äußerungen steigt, die Frequenz bestrafter Einstellungen sinkt, Hildum und Brown (1956) konnten
auch die Stärke von Einstellungen durch operante Verstärkung verändern.
Systematische Informationsverarbeitung
• 2-Faktoren Modell (McGuire, 1968):
Einstellungsänderung ist das Ergebnis von mindestens 5 Schritten: Aufmerksamkeit,
Verstehen, Akzeptieren (der Argumente und die Veränderung der Einstellung), Beibehalten
(der geänderten Einstellung) und Verhalten (entsprechend der neuen Einstellung)
Aufmerksamkeit und Verstehen (= Rezeption) sind der erste Faktor und das Akzeptieren einer
überredenden Botschaft ist der zweite Faktor
Alle Variablen, die in einer positiven Beziehung zu Rezeption und Akzeptanz stehen, sollten
eine positive Wirkung auf Überredung haben
Individuelle Unterschiede der Beeinflussbarkeit: Intelligenz beeinflusst die Rezeption von
Argumenten positiv, die Akzeptanz jedoch negativ
• Prinzip der situationsbezogenen Gewichtung
Komplexe und gut begründete Argumente überzeugen eher intelligentere Vpn
Einfache Botschaften mit wenig Argumenten überzeugen intelligentere Vpn weniger
•
•
•
Untersuchungen zur systematischen Informationsverarbeitung variierten Faktoren, die das Ausmaß der
Infoverarbeitung beeinflussen sollten (z.B. kognitive Doppelbelastung, Ablenkung,
Botschaftswiederholung usw.), zusätzlich wurden starke und schwache Argumente variiert.
Untersuchung von Petty et al.:
Problem: Untersuchungen zum klassischen und operanten Konditionieren zeigen, dass Einstellungen
durch diese Prinzipien erworben und verändert werden können, aber Theorien zur systematischen
Verarbeitung zeigen, dass durch gute Argumente Einstellungen verändert werden können => Was
stimmt? => ELM und HSM
Modell der Elaborations-wahrscheinlichkeit (ELM)
• Zentrale Route der Überredung -> zeitintensives, gründliches Nachdenken über Argumente
• Periphere Route der Überredung -> oberflächliche Rezeption der Botschaften
• Relevanz und Involviertheit als Determinanten dafür, welche Route gewählt wird
•
•
Untersuchung von Petty et al., 1981:
Heuristisch-systematische Modell der Einstellungsänderung (HSM)
• Systematische Verarbeitung
• Heuristische Verarbeitung
• Grad der Verarbeitungsmotivation und Fähigkeit als Moderator
• Sehr ähnliche Untersuchungen und Ergebnisse wie für ELM
Gemeinsamkeiten des HSM und ELM
• Die systematische oder zentrale Verarbeitungsroute impliziert eine hohe Fähigkeit und Motivation zur
gründlichen Argumentverarbeitung
• Die heuristische oder periphere Route impliziert weder Motivation noch hohe Fähigkeit
• Personen verarbeiten Botschaften mit geringem Aufwand, es sei denn sie wären motiviert sich
genauer mit dem Thema zu beschäftigen.
Unterschiede des HSM und ELM
• Nach HSM können heuristische und systematische Verarbeitungsanteile gleichzeitig wirken -> selbst
unter hoher Involviertheit wirken heuristische Cues
• Das ELM nimmt im wesentlichen Akkuratheit als Motivation an, das HSM nimmt dagegen verschiedene
Motivationen an (Akkuratheit, Selbstschutz, Impression Management usw.).
Zusammenfassung
• Einstellung können durch Prozesse mit geringem kognitiven Aufwand verändert werden (klassisches
konditionieren) wie auch durch systematische kognitive Prozesse (analytisches Denken).
• Beide Prozesse können (und wurden) in Konkurrenz gegeneinander geprüft, wurden aber später als
Zwei-Prozess Modelle in ein Modell integriert.
• Je stärker man an einem Thema interessiert ist, desto intensiver ist auch das Nachdenken über
Argumente zum Thema
Konsistenztheorien
Kognitive Konsistenztheorien
• Grundannahme: “If a person held two cognitions that are psychologically inconsistent, he or she would
experience dissonance and would attempt to reduce dissonance much as one would attempt to reduce
hunger, thirst, or any drive“
• Sehr frühe kognitive Theorien, die auf die Gestaltpsychologie zurückgehen
• Zwei Gedanken werden als inkonsistent bezeichnet, wenn bei einer Person der Eindruck entsteht, dass
sie sich widersprechen. Dieser Zustand wird als Dissonanz bezeichnet.
• Dissonante Einstellungen oder Kognitionen lösen die Motivation aus, eine oder mehrere Einstellungen
zu ändern, um Konsistenz herzustellen.
• In welchen Bereichen, die wir schon kennen, spielt Konsistenz eine Rolle? 3 Komponenten von
Einstellungen (Wissen, Bewertung, Verhalten), soziale Vergleiche, Einstellung –Verhalten
Balancetheorie (Heider,1946)
• Menschen, Objekte und Ereignisse bilden das psychologische Feld einer Person
• Die Balancetheorie betrachtet P-O-X Einheiten: (Zielperson –andere Person –Objekt oder Thema)
• Inkonsistente Triaden erzeugen einen aversiven Zustand, den man versucht zu reduzieren.
Wie wird die Balance wieder hergestellt? => Es wird die Einstellung geändert, bei der dies am
wenigsten Aufwand erfordert.
• Bedeutende Einflussfaktoren:
So lange keine andere Information vorliegt, nehmen Menschen an, dass andere so denken wie
sie selbst.
Die meisten Menschen bevorzugen es, mit anderen übereinzustimmen.
Inkonsistenz wird manchmal dadurch aufgelöst, dass Elemente isoliert werden (z. B.
unterschiedliche Interessen in einer Beziehung).
• Anwendung: Interpersonale Beziehungen und erweiterter Kontakt
Dissonanztheorie (Festinger, 1957)
• Beschäftigt sich mit Diskrepanzen zwischen Einstellungen und Verhalten.
• Dissonanz ist ein unangenehmer Zustand psychologischer Spannung, der entsteht, wenn eine Person
zwei oder mehr Kognitionen hat, die nicht zusammen passen.
• Dissonanz kann reduziert werden, …
… indem eine der beiden Kognitionen geändert wird.
… durch die Suche nach Information, die eine der Kognitionen unterstützt.
… durch die Suche nach Information, die eine der beiden Kognitionen abwertet.
• Je größer die Dissonanz, desto stärker die Versuche sie zu reduzieren.
• Beispiel:
•
•
•
Studie von Festinger & Carlsmith zur Frage, ob eine hoch bezahlte Aufgabe immer attraktiver ist: Nach
einer freiwilligen, langweiligen Leistungsmessung sollten die Vpn dem nächsten Teilnehmer entweder
für kein Geld, 2$ oder 20$ erzählen, wie interessant die Messung sei. Ergebnis: Bei 1$ wurde die
Aufgabe als viel angenehmer empfunden und würde viel eher wiederholt werden als bei 20$.
Bei Initiationsriten (im Experiment durch das Vorlesen von expliziten sexuellen Handlungen im Rahmen
einer Studie zur Sexualität) werden sowohl eine anschließende, langweilige Diskussion als auch die
Teilnehmer nach dem schweren Ritus positiver bewertet.
Kognitive Dissonanz
• Vier Voraussetzungen für die Entstehung von Dissonanz
1. Verhalten muss für das Selbst und der Inhaltsbereich bedeutsam für das Individuum sein.
2. Wahlfreiheit (Nur wenn die Vpn den Eindruck haben, sie würden die Aufgabe
freiwillig als positiv beschreiben, entsteht Dissonanz)
•
•
•
3. Negative Konsequenzen (nur wenn das Verhalten negative Konsequenzen hat,
entsteht Dissonanz
4. Das Individuum muss Arousal erleben und es auf die Handlung attribuieren.
Kritik: Selbstwahrnehmung („Woher soll ich wissen, was ich glaube, bevor ich höre, was ich sage“) ;
innere Zustände und Selbstbeobachtung sind unreliable Indikatoren; Dissonanz und andere innere
Zustände sind nicht notwendig, um das Verhalten zu erklären
Bei hoher Wahlfreiheit sind innere unangenehme Gefühle der Dissonanz entscheidend für die
Veränderung von Einstellungen, bei niedriger Wahlfreiheit sind sie egal (Cooper, 1974)
Kognitive Konsistenz:
Selective exposure hypothesis (Frey, 1986): Menschen sind bemüht, dissonante Information zu
vermeiden, außer wenn …
… sie sehr starke Einstellungen haben und auf diese Weise gegen dissonante Information
argumentieren können
… die Einstellungen „auf schwachen Füßen stehen“ und es deshalb langfristig besser ist, die
Wahrheit herauszufinden (d.h. bestehende Einstellungen zu ändern).
Nachentscheidungsdissonanz und Co.
• Wenn man sich für etwas entschieden hat und diese Entscheidung nicht mehr umkehrbar ist, sieht
man sich viel eher entscheidungskonsistente Informationen an; wenn die Entscheidung umkehrbar ist,
dann nicht.
•
Ebenso erinnert man sich viel stärker an konsistente Informationen (z.B. bei nach
glaubwürdigen/unglaubwürdigen Reden)
• Wenn man jemandem einen Gefallen getan hat, denkt man positiver über ihn.
Anwendungsgebiete der Dissonanztheorie
• Das Bedauern von Menschen und die Einstellungsänderung nach Entscheidungen.
• Die Suche und Auswahl von Informationen.
• Gründe, warum Menschen nach Unterstützung für ihre Einstellungen suchen.
• Situationen, in denen mangelnde Unterstützung durch eine Gruppe Dissonanz auslöste.
Reaktanztheorie (Brehm, 1966)
• Wenn Menschen das Gefühl haben ihre Freiheit würde bedroht, wird ein unangenehmer Zustand der
Reaktanz erzeugt.
• Reaktanz kann abgebaut werden, in dem die „verbotene“ Handlung ausgeführt wird.
• Bespiel: Grafitti-Untersuchung (Pennebaker & Sanders, 1976) in öffentlichen Toiletten: Bei der
Anweisung „Schreiben Sie unter gar keinen Umständen an diese Wände“ entstanden viel mehr
Graffitis, als bei der Aussage: „Schreiben Sie bitte nicht an diese Wände“ -> forbidden toys
Impfung gegen Überredung
• Es gibt zwei Möglichkeiten, sich vor Überredung zu schützen:
• Unterstützende Verteidigung: Neue Argumente für die Einstellung der Person.
• Impfung: Schwache Argumente gegen die Position der Person.
• Erklärung: Der schwache Angriff auf die eigene Person führt zur Suche nach Gegenargumenten.
Zusammenfassung
• Balance-Theorie: Tendenz zu balancierten Triaden
• Widersprüche zwischen Kognitionen (& Verhalten) führen zu Dissonanz, die man versucht zu
reduzieren
• Bedingungen für kognitive Dissonanz sind Selbstbezug, Wahlfreiheit, Schaden, und gefühltes Arousal
• Phänomene: Nachentscheidungsdissonanz, Erinnerung von Info, Attraktion, usw.
•
Das Selbst
Das Selbst
• Das Selbst ist zentral, denn alle bisher besprochenen Themen laufen im Selbst zusammen:
Kategorisierung und Stereotype
Kognitive Verarbeitung (intensiv)
Selbst und Affekt/Emotionen sind eng miteinander verbunden
Bewertung des Selbst durch soziale Vergleiche
Attribution und das Selbst (Selbstwahrnehmung) usw…
• Neben Einstellungen ist das Selbst wichtigster Untersuchungsgegenstand der Psychologie
• Das Selbst ist schwer begrifflich zu fassen!
• Das existentielle vs. objektive Selbst: „I“ and „me“ => Das existentielle Selbst ist das Selbst als Subjekt,
der Wahrnehmer und Akteur; das objektive Selbst ist das Selbst als Objekt, das Wahrgenommene, die
Geschichte des Selbst.
Definitionen des Selbst
• „Die Struktur der Einschätzung eigener Denk-und Handlungsweisen im Hinblick auf Eigenheiten des
sozialen Bezugssystems“.
• „Relativ überdauernde Struktur individueller Erfahrung über die Besonderheiten der Beziehungen
eines Individuums zu seiner Umwelt“. (C. Rogers)
• Das „looking glass self“: Gemäß des Symbolischen Interaktionismus ist des Konzept des „Selbst“ aus
dem abgeleitet, wie andere einen sehen.
• Wissen über das Selbst nennt man das Selbstkonzept.
• Die Beschäftigung mit dem Selbst nennt man Selbstaufmerksamkeit.
• Funktionen des Selbstkonzepts: 1. Strukturierung (das Selbst als Schema), 2. Basis für Emotionen
(Vergleich zwischen Actual-Self, Ideal-Self und Ought-Self), Exekutive mit begrenzten Ressourcen
• Drei Basisaspekte des Selbst:
- Das reflexive Bewusstsein bezeichnet das Erleben des Selbst, also den Prozess durch den
man seines Selbst bewusst wird => Selbstkonzept; Selbstwert; Selbstreferenz; Selbstaufmerksamkeit
- Das Selbst als Akteur meint das Selbst als Handelnder, das entscheidet und Handlungen
initiiert sowie verantwortlich für sie ist => Selbstregulation, Selfmonitoring, Selbsteffizienz
Das interpersonale Selbst bezeichnet das Selbst in seinen Beziehungen zu anderen
Individuen, als
Verursacher wie auch seine Konsequenzen von sozialen Phänomenen =>
Reflected Appraisal;
Selbstdarstellung; soziale Emotionen
• Selbstkonzept:
Selbstwert
• Selbstwert = „self-esteem“ = Grad der positiven oder negativen Bewertung des Selbst
• Manipulation vom Selbstwert im Labor z.B. über „gefälschte“ Leistungsrückmeldung
• Self-Assessment: Akkurate Information über den Grad der Erreichung eigener Ziele bzw. der Erfüllung
eigener Standards
• Self-Enhancement: Streben nach hohem Selbstwert (self-improvement, Selbstwert als Quelle positiver
Emotionen, Selbstwert als Coping-Ressource)
• Selbstwert steht in ausgesprochen guter Reputation in anwendungsbezogenen psychologischen
Kreisen.
• Er zeigt positive Zusammenhänge zu Leistung und Zielerreichung, physischer Gesundheit, psychische
Gesundheit und Wohlbefinden
Selbstwert - Methodisches
• Selbstwert (SW) wird häufig nur als Selbstbericht gemessen
• Selbstberichtete Attraktivität und Selbstwertkorrelieren r = .59, aber extern eingeschätzte Attraktivität
korreliert nur noch zwischen r = .00 und .14
• Selbstwert korreliert mit all den genannten Faktoren (Leistung, Gesundheit), ABER: Leistung und
Gesundheit können den Selbstwert genauso beeinflussen wie umgekehrt -> Kausalitätsproblem
• Korrelationen haben nicht nur das Problem ungelöster Kausalität, sondern auch das Problem der
Drittvariablen.
• Selbstwert als „Soziometer“ (Baumeister & Leary, 2000): Selbstwert ist ein Indikator für soziale
Eingebundenheit, funktionierende soziale Beziehungen, ABER als Indikator reflektiert SW nur günstige
oder ungünstige Bedingungen (ohne selbst kausal wirksam zu sein).
Weiteres zum Selbstwert
• Selbstwert und Leistung
Selbstwert hängt mäßig stark mit der Leistung in akademischen Settings zusammen.
Werden aber alle möglichen „Hintergrundvariablen“ (Alter, Geschlecht, Bildung der Eltern
usw.) kontrolliert, dann reduziert sich der Zusammenhang von Selbstwert und akademischer
Leistung stark. Außerdem stellt der Selbstwert hier einen Effekt als Bedingung dar.
• Selbstwert und physische Gesundheit
Zusammenhang zwischen Selbstwert und allgemeiner Gesundheit sowie zu biologischen
Faktoren, die zu allgemeiner Gesundheit führen
Geringer Selbstwert korreliert mit Anorexia, Bulimie und Essstörungen allgemein, es wird
sogar eine kausale Verbindung nachgewiesen
Andererseits gibt es keinen Zusammenhang zu anderen Gesundheitsindikatoren wie Rauchen,
Alkoholmissbrauch, sexuellen Störungen, usw.
• Selbstkonzept und Selbstwert: Individuen mit hohem Selbstwert (im Vergleich zu geringem Selbstwert)
…
-
... können sich schneller einschätzen
… geben eindeutigere (extremere) Einschätzungen ab
… geben konsistentere Einschätzungen ab (z.B. synonyme Attribute werden gleich
eingeschätzt)
… zeigen mit Selbsteinschätzungen konsistentes Verhalten.
• Selbstwert und Aggression
Selbstwert in seiner übersteigerten Version (Narzissmus) hängt nur mäßig mit aggressivem
Verhalten zusammen
Aber bedrohter Narzissmus (z.B. nach einer negativen Rückmeldung) führt deutlich zu
aggressivem Verhalten.
Selbst als Akteur
• Drei Typen von Selbstschemata
1. Aktuelle Selbst
2. Idealselbst (Ich Ideal)
3. „Muss“-Selbst (Pflichten)
• Selbstdiskrepanzen
Diskrepanzen zwischen Idealen und dem, wie man sich selbst wahrnimmt
Diskrepanzen zwischen Pflichten und dem, wie man sich selbst wahrnimmt
Auch beim minimalen Gruppenparadigma lassen sich Effekte finden: In einer Prevetionbedingung gibt
man der Ingroup im Vergleich weniger und der Outgroup mehr als in der Promotionbedingung
(Undersuchung von Sassenberg, Kessler und Mummendey)
Selbst als Akteur - Zusammenfassung
• Das Selbst als Akteur hat generelle motivationale Implikationen.
• Je nachdem, wie das Selbst aufgefasst wird (welche Selbstdiskrepanzen im Vordergrund stehen) wird
selektiv auf bestimmte Umweltreize reagiert.
Zusammenfassung
• Existentielles und objektives Selbst
• Selbstkonzept: Wissen über das Selbst
• Selbstwert: Bewertung des Selbst
• Selbst als Akteur: Selbstdiskrepanzen steuern z.B. welche Aspekte der Umwelt besonders relevant
erscheinen.
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