Vorlesung Sommersemester 2013 Philosophie der Gegenwart Phänomenologie – Kritische Theorie – Analytische Philosophie – Hermeneutik Prof. Dr. Dr. Bernd Irlenborn Die analytische Tradition „Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unsres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache.“ (PU 109) Die analytische Tradition Frühphase: linguistic analysis als Basis für conceptual analysis (= Analyse von philosophischen Denkinhalten, Konzepten, Thesen usw.) Die analytische Tradition Frege: „Die Zeichen sind für das Denken von derselben Bedeutung wie für die Schiffahrt die Erfindung, den Wind zu gebrauchen, um gegen den Wind zu segeln. Deshalb verachte niemand die Zeichen!“ (Frege, Funktion, Begriff, Bedeutung, 92) Die analytische Tradition Vorläufer: Bernhard Bolzano (1781-1848) Die analytische Tradition Frege: „Unvollkommenheit der Sprache“ Die analytische Tradition Frege: „In den abstrakteren Teilen der Wissenschaft macht sich immer aufs Neue der Mangel eines Mittels fühlbar, Mißverständnisse bei anderen und zugleich Fehler im eigenen Denken zu vermeiden. Beide haben ihre Ursache in der Unvollkommenheit der Sprache.“ (Frege, Funktion, Begriff, Bedeutung, 91) Die analytische Tradition Frege: „Die Sprache aber erweist sich als mangelhaft, wenn es sich darum handelt, das Denken vor Fehlern zu bewahren. Sie genügt schon der ersten Anforderung nicht, die man in dieser Hinsicht an sie stellen muß, der, eindeutig zu sein.“ (Frege, Funktion, Begriff, Bedeutung, 91) Die analytische Tradition Frege: „So genügt auch die Wortsprache nicht. Wir bedürfen eines Ganzen von Zeichen, aus dem jede Vieldeutigkeit verbannt ist, dessen strenger logischer Form der Inhalt nicht entschlüfen kann.“ (Frege, Funktion, Begriff, Bedeutung, 91) Die analytische Tradition Frege: Untertitel der Begriffsschrift (1879): „eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens“ Die analytische Tradition Frühphase: Philosophie der idealen Sprache Frege, Russell, Wittgenstein I, Carnap ideale Sprache, logischer Aufbau gegen Zweideutigkeiten Die analytische Tradition ab etwa 1930/40: Philosophie der normalen Sprache „Ordinary language philosophy“ Modell: Alltagssprache George E. Moore (1873-1958), Wittgenstein II Die analytische Tradition Unterschied zwischen analytischer und kontinentaler Philosophie? siehe Statement von Ansgar Beckermann Die analytische Tradition Unterschied zwischen analytischer und kontinentaler Philosophie? siehe Statement von Ansgar Beckermann auf dem Handout Die analytische Tradition Analytische Philosophie Peter Bieri (2007). Was bleibt von der analytischen Philosophie? Deutsche Zeitschrift für Philosophie 55 (2007), 333-344. „Wittgensteins Werk ist ohne den Rahmen der Analytischen Tradition nicht zu denken. Diese bemüht sich, die philosophischen Probleme mit den Mitteln der Sprachanalyse zu lösen. Muß man in diesem Zusammenhang von einem prägenden Einfluß und Vorbild Wittgensteins sprechen wie Hacker, oder ist er nur ein Vertreter in einem großen Traditionsstrom, wie es Grayling vorschlägt?“