basiswissen Gemüse Paprika Seit den 50er Jahren ist der Paprika vom unbekannten Exoten zu einem der beliebtesten Gemüse der Deutschen geworden. Angeboten wird er ganzjährig in Öko-Qualität und damit ohne Pestizidbelastung. Seine Hauptsaison ist Sommer und Herbst. // Sylvia Meise E rst in den 50er Jahren gelangte der Gemüsepaprika auf deutsche Speisezettel – die damaligen Gastarbeiter haben uns das wertvolle und gesunde Fruchtgemüse schmackhaft gemacht. Seitdem hat es einen triumphalen Siegeszug hinter sich, gefüllte Paprika etwa sind aus der deutschen Küche nicht wegzudenken. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei rund drei Kilo, im Biohandel gehört Paprika zu den sogenannten „A-Artikeln“, also den Bestsellern im Obst- und Gemüsesortiment. Nährwert Neben Eiweiß, Kohlenhydrate und wichtigen Mineralien wie Kalium, Magnesium, und Calcium sowie Provitamin A und Vitaminen der B-Gruppe hat der Paprika besonders viel Vitamin C und Vitamin P. Vollreife Paprika enthalten auch bis zu sechs Prozent Zucker, ihre Farbe erhalten sie durch verschiedene Carotinoide. Die Gemüsepaprika enthält als einzige Frucht in größeren Mengen Vitamin P, das der ungarischen Chemiker Albert SzentGyörgyi 1932 entdeckt und nach ihr benannt hat. Es gehört zu den als Antioxidantien wirkenden Bioflavoniden, wirkt vor allem stabilisierend auf Blutdruck und –kreislauf, denn es reguliert die Durchlässigkeit der kapillaren Blutgefäße. Derselbe Chemiker erhielt 1937 den Nobelpreis für Medizin, weil es ihm als erstem gelang, Vitamin C zu isolieren – aus der Paprikafrucht. Reife, rote Paprika - vor allem Tomatenpaprika – enthalten davon sogar mehr als Orangen, nur Hagebutten und Acerolakirschen übertreffen die rote Paprika mit ihren Vitamin-C-Gehalten. Als besonderer Inhaltsstoff ist noch das Capsaicin zu erwähnen, das bei den Verwandten des Fruchtgemüses, der Chili und der Peperoni die Schärfe verursacht. Die seit etwa 1950 in Ungarn gezüchteten süßen oder milden Paprika enthalten jedoch fast kein Capsaicin mehr. Sorten Gemüsepaprika werden nicht nach botanischen Sorten, sondern nach Formen gehandelt. Unterschieden werden längliche Spitzpaprika, eckig-stumpfe oder Blockpaprika, dreieckige, kreiselförmige sowie als vierte die platt-runden Tomatenpaprika. Biozüchter versuchen mit neuen Sorten die Balance zwischen möglichst viel Aroma und Ertrag zu erreichen. Dazu gehört etwa die spitze Pantos, die tomatenförmige Liebesapfe“ oder die blockige Yolo Wonder. In Testreihen deutscher BioHandel September 2007 Erwerbsgärtner erhielten der Blockpaprika Ferrari und der kleinfrüchtige Belcanto ebenfalls gute Bewertungen. Am teuersten und begehrtesten sind die dickwandigeren auch „Kalifornier“ genannten Blockpaprika. Sie sind aufwändiger im Anbau, bringen weniger Ertrag und sind am aromatischsten. Letztendlich ist es die Entscheidung der Erzeuger, was am besten zu ihren Bedingungen passt. Einkäufer bedauern, dass Kunden noch zurückhaltend auf neue Züchtungen wie die orange reifenden Sorten reagieren. Mit Verkostungen und gezielter Erzeuger-Information ließe sich Abhilfe schaffen. Bislang sind rote Früchte mit Abstand die beliebtesten, danach kommen gelbe, orangene und schließlich, weit abgeschlagen, grüne. Tipps zum Verkauf A B C D E F G H I J K L M ● Selbst vollreife Paprika geben kaum Ethylen ab. Sie sollten deshalb neben anderem, niedrig empfindlichen Obst und Gemüse wie Zucchini oder Radieschen, nicht aber neben Tomaten oder Äpfeln lagern. Letztere können ihren Geschmack beeinträchtigen und den Alterungsprozess beschleunigen. ● Paprika werden von ihrer Ethylenempfindlichkeit als niedrig eingestuft , sie reifen nach der Ernte kaum bis gar nicht nach, weswegen man von der gleichen Sorte grüne, gelbe und rote oder orangene im Angebot haben kann. ● Paprika sind keine Lagerfrüchte. Bei 7-8 Grad Celsius und hoher relativer Luftfeuchtigkeit lassen sie sich bis zu 14 Tagen aufbewahren. ● Nie bei unter drei Grad oder längere Zeit unter 8 Grad lagern. Kälteschäden (glasige Früchte) und Geschmacksverlust sind die Folge. ● Gemüsepaprika sollten je nach Sortentyp gut entwickelt sein, die Haut sollte glänzen, glatt und fest sein. ● Wenn die Früchte bereits mehr als eine Woche gelagert sind, ist O P R St T U V W Z ein rascher Abverkauf ratsam. Spätestens dann, wenn die Früchte rund um dem Stiel leichte Runzeln zeigen. ● Ein Verweis auf „besonders aromatische“ Sorten kann verkaufsfördernd wirken. 41 Wichtiges für die Kundenberatung min C und dem blutkreislaufstärkenden Antioxidans Vitamin P Wie die Tomate ist der Paprika ein Nachtschattengewächs, das aus Südamerika stammt. Er braucht Temperaturen über 20 Grad für sein Wachstum und verträgt keinen Frost. Bei Feuchtigkeit ist Gemüsepaprika anfällig für Pilz- und Virenkrankheiten. Freilandanbau ist deshalb im gemäßigten Klima Mitteleuropas nur in besonders günstigen, warmen und geschützten Lagen möglich. Am besten reifen Paprika auch im südlichen Europa im geschützten Anbau aus, also im beheizbaren Folien- oder Glashaus. Bio-Paprika wachsen dabei immer in Erdboden, konventionelle meist auf Steinwolle. sowie Kalium, Magnesium, und Calcium. Die Qualität von Paprikafrüchten wird wie bei den anderen Gemüsesorten lediglich durch das äußere Aussehen der Früchte definiert. EU-Qualitätsnormen und Handelsklassen, die auch für den Biohandel gelten, verlangen nach ganzen, gesunden und sauberen Früchten, welche frei von Schädlingen und fremdem Geruch sein sollen. Paprika der Klasse I müssen fest, sortentypisch geformt, entwickelt, gefärbt sowie frei von Flecken sein. Bei Paprika der Handelsklasse II sind eine „fehlerhafte Form und leichte Beschädigungen“ erlaubt. Die Frucht kann von geringerer Festigkeit sein, darf aber nicht welk aussehen. Prinzipiell suchen Bio-Konsumentinnen aromatisches Gemüse. Ein Hinweis für die Kunden auf „besonders aromareiche“ Neuzüchtungen oder Spezialitäten könnte daher verkaufsfördernd wirken. Bio-Paprika stammen von Januar bis Oktober überwiegend aus Spanien, Italien und den Niederlanden. Die deutsche Produktion macht nur einen geringen Anteil aus und kommt von Juli bis Oktober auf den Markt. In der Wintersaison stammen sie aus Israel und Ägypten. Da der Ökolandbau in diesen Ländern ausgebaut wurde, sind sie dann auch nicht teurer. Da der Gemüsepaprika nicht zu den nachreifenden Früchten gehört, wird er verzehrfertig geerntet. Grüne Früchte sind zwar prinzipiell unreif, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt genießbar. Sie schmecken kräftiger und etwas bitterer als reife gelbe oder rote, die je nach Sorte sechs Prozent Zucker oder sogar noch mehr enthalten können. Sie geben wenig Ethylen ab und sind auch kaum ethylenempfindlich. Dennoch sollten sie nach Empfehlung von Fachleuten möglichst nicht Paprika wachsen immer in Erdboden, konventionelle meist auf Steinwolle. ● Hochsaison ist von Mai bis Oktober, dann ist auch die rare deutsche Produktion auf dem Markt. Gemüsepaprika werden ab Jain der Wintersaison aus Israel und Ägypten. ● Die Früchte reifen nicht nach, vollreife rote Früchte haben den höchsten Gehalt an Vitamin C. Rote und orangene schmecken süßer und aromatischer als die anderen. ● Gemüsepaprika sollten nach dem Einkauf bald verbraucht werden. Bei Zimmertemperatur halten sich einige Tage. Im Gemüsefach des Kühlschranks etwa eine Woche. ● Beim Kochen von Paprika in Saucen oder Suppen sollten säurehaltige Zusätze wie Wein oder Zitrone nicht gleich zu Anfang, sondern erst kurz vor dem Servieren zugegeben werden. Die leuchtenden Farben verwandeln sich sonst zu unansehnlichem Braun. neben Äpfeln, Birnen, Bananen, Tomaten oder Avocados lagern. In guter Nachbarschaft befinden sie sich bei Auberginen, Radieschen oder Zucchini.. Paprikafrüchte sind kälteempfindlich und dürfen nie unter null Grad aufbewahrt werden. Im Kühlschrank verlieren sie an Geschmack. Bei 7-8 Grad C und hoher relativer Luftfeuchtigkeit kann man sie bis zu 14 Tage aufbewahren. Die Verderbgrenze ist erreicht, wenn sie runzlig und weich werden. Beim ersten Anzeichen von Fältchen in Stielnähe sollten sie als Sonderangebot abverkauft werden. Beschädigte oder weiche Früchte müssen wegen Fäulnisgefahr schnell aussortiert werden. ■ Foto: panthermedia Verbraucher lieben besonders „die Roten“ und sehen die neugezüchteten orange­ farbenen Paprika noch mit Skepsis an. Verkostungen könnten helfen. Foto: panthermedia Basiswissen Gemüse bedeutet keinen Nachteil für Aroma und Inhaltsstoffe. Bio- nuar aus Spanien, Italien und den Niederlanden importiert, Handel und Distribution Lagerung und Verkauf 42 ● Wie bei anderen Gemüsearten gilt: Der Anbau im Gewächshaus Wenn die Haut schrumpelt, sind Paprika zwar noch essbar, doch der Vitaminver­ lust mindert ihren Wert. Solche Paprika sind nicht mehr verkehrsfähig. Foto: Stockfood Paprika ● Paprika sind kalorienarm und gesund: sie enthalten viel an Vita- Anbau BioHandel September 2007