16 wissenschaft & praxis Aufgrund der demografischen Entwicklung wird es immer schwieriger, die medizinische Versorgung in hoher Qualität dauerhaft zu gewährleisten – so auch in der Schlafmedizin. Um dem entgegenzutreten, ist es notwendig, innovative flexible Konzepte wie das Telemonitoring der PatientInnen mittels Telecare-Systemen einzusetzen. Ein auf diesem Konzept basierendes System ermöglicht, dass ein chronisch erkrankter Mensch und sein betreuender Arzt bzw. seine betreuende Ärztin regelmäßig in Kontakt bleiben. Telemonitoring geht auf elektronischem Weg vonstatten. Das System liefert gesundheitsrelevante Daten und Zahlen, filtert Informationen, macht Grenzwert- sowie Trendanalysen und bietet Auswertungen für ÄrztInnen in kurzer Zeit in greifbarer grafischer Form an (Van den Berg, et al. 2009). Die Anwendung verschiedener Formen der Telemedizin wird künftig an Bedeutung gewinnen, so auch in der Schlafmedizin. Versorgungsforschungsprojekte können diesbezüglich helfen, ökonomische Notwendigkeiten für solch ein Vorgehen zu evaluieren. n MMaga Ute Maurer Literatur Valipour, A., Burghuber O. C. (2012). Schlafatemstörungen. Wiener klinische Wochenschrift Education 04/2012; 4(1): 15-32. Maurer, U., Sauerwein, A., Mühlbacher, K., Cauza, E. (2012). Compliance als Herausforderung in der Schlafmedizin – ­ eine retrospektive Studie des Herz-Jesu-Krankenhauses. ­Somnologie, Schlafforschung und Schlafmedizin., 16 (Suppl 1), 98. doi:10.1007/s11818-012-0586-5. Graf von der Schulenburg, J., Schöffski O. (2012) (Hrsg.). ­Gesundheitsökonomische Evaluationen. 4. Auflage, ­Heidelberg: Springer Verlag. Wantke, F. (2008). Beatmungstherapie bei Schlafapnoe. ­Indikation und Auswirkung auf internistische Erkrankungen – ein Minireview. Journal für Kardiologie, 15, 364, 365. Maurer, J., Schredl, M., Stuck, B., Weeß, H. (2009). Praxis der Schlafmedizin. Schlafstörungen bei Erwachsenen und Kindern. Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie. Heidelberg: Springer Medizin Verlag. Goeppert, Goos, Schaefer, 2000, Internetadresse: www.medpsych.uni-freiburg.de/OL/body_compliance.html, Stand vom 02. Jänner 2012. Böhme, T., Fietze, I. (2009). Compliance on real life. ­Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom. MedReport, 33, 23. Taugerbeck, R. (2008). Optimale Betreuung der Patienten durch den Fachhandel. Somno Journal, 1, 26, 28. Van den Berg, N., Meinke, C., Hoffmann, W. (2009). ­Möglichkeiten und Grenzen der Telemedizin in der ­Flächenversorgung. Ophthalmologe (2009) 106:788–794. DOI 10.1007/s00347-009-1961-x. Absorptionsmessungen in Mikrotiterplatten Evaluierung unterschiedlicher Methoden zur Bestimmung der optischen Pfadlänge Ich habe meine Bachelorarbeit beim Unternehmen Tecan® Austria geschrieben. Dort durfte ich eine wundervolle Zeit verbringen, mein Praktikum absolvieren und äußerst sympathische MitarbeiterInnen kennenlernen. Sie stellten mir Aufgaben, die ich innerhalb von acht Wochen zu lösen versuchte. Einleitung Die Problemstellung war folgende: Absorptionsmessungen, die in Küvetten durchgeführt werden, beinhalten gleiche Gegebenheiten. Messungen in Mikrotiterplatten hingegen zeigen variable Bedingungen. Ich sollte zwei Methoden testen, welche die variablen Bedingungen in Mikrotiterplatten standardisieren können. Dazu setzte ich mich zuallererst mit der Bedienungsanleitung des Plattenreaders und der dazugehörigen Software auseinander. Es war für mich neu und spannend, einmal die Entwicklungsseite anstatt der AnwenderInnenseite im Labor kennenzulernen. Es ging darum, softwareseitig alle Einstellungen für die Messung tätigen zu können, als „Neukundin“ alle Möglichkeiten des Geräts auszuschöpfen und zu bewerten, dabei an das Marketing zu denken, im Team und mit anderen Abteilungen zu kommunizieren und neue Lösungsansätze zu kreieren. Die UV/VIS-Spektroskopie ist eine wichtige Messtechnik in der Bioanalytik, weil viele Testansätze auf der Absorptionsmessung basieren. Viele dieser Messungen finden in Probengefäßen wie Küvetten oder Mikrotiterplatten statt. Obwohl Küvetten wiederverwendet werden können beziehungsweise es billige Einmalküvetten gibt, ermöglichen sie nur einen geringen Probendurchsatz. Demzufolge werden Mikrotiterplatten bevorzugt. Aufgrund des Designs der Mikrotiterplatte ist es aber ausschließlich möglich, die Proben mit vertikalen Lichtstrahlen zu messen (Abb. 1). Durch diese Messtechnik ist die optische Pfadlänge vom Füllvolumen abhängig und variabel und nicht konstant wie bei einer Messung in einer Küvette (Abb. 2). Die Absorptionsmessung ist im Labor aber eine unerlässliche Methode und Versuchsprotokolle, bei denen Plasmid-, Virus- oder Genommaterial eingesetzt wird, erfordern das Wissen über die eingesetzte Menge der DNA bzw. RNA. Aus diesem Grund wurden Methoden entwickelt, um die optische Pfadlänge in Mikrotiterplatten bestimmen zu können. Mit der ermittelten op- wissenschaft & praxis 17 tischen Pfadlänge ist es dann möglich, den gemessenen Absorptionswert auf einen Zentimeter normieren und somit vergleichbar machen zu können. Abbildung 2: Absorptions­ messung in einer Küvette © Andreas Hauch Abbildung 1: Absorptionsmessung in einer Mikrotiterplatte Relevanz der Pfadlängenbestimmung bei Absorptionsmessungen Grundsätzlich gibt es eine einfache Methode, um trotz Messung in einer Mikrotiterplatte die Bestimmung der optischen Pfadlänge umgehen zu können. Dafür muss bei jeder Messung eine Standardreihe mitgeführt werden. Dieser Ansatz ist allerdings zu zeitaufwändig. Für DNA- und RNAQuantifizierungen gibt es auch noch andere Lösungen. Beispielsweise bieten Tecan® Austria die NanoQuant-Platte™ und Thermo Scientific die Geräteserie NanoDrop™ an. Beide Modelle arbeiten mit einer fixen optischen Pfadlänge, die durch eine festgelegte Höhe der Probensäule garantiert wird. Diese Arbeitsweise bietet aber nur eine schlechte Automation. In der Bachelorarbeit wurden zwei etablierte Methoden evaluiert, mit Hilfe derer die optische Pfadlänge bei Absorptionsmessungen in Mikrotiterplatten bestimmt werden kann. Die zwei Methoden sind einerseits eine mathematische Methode und andererseits eine von dem Unternehmen Molecular Devices Corp. patentierte Methode. Die mathematische Methode Bei der mathematischen Methode geht es darum, die Füllstandhöhe der pipettierten Flüssigkeit zu berechnen. Das funktioniert mittels geometrischen Formeln. Wells in Mikrotiterplatten sind entweder zylinder- oder quaderförmig (Abb. 3). Davon sind die Gesamthöhe (H), das pipettierte Volumen (V) und der Durchmesser (d) beziehungsweise die Seitenlänge (a) bekannt. Verwendet werden dafür die Volumenformeln von Zylindern beziehungsweise Quadern. Mit den bekannten Größen kann die Höhe (h) des pipettierten Volumens berechnet werden. Abbildung 3: Anwendung der mathematischen Formel bei Verwendung von zylinder- und quaderförmigen Wells Doris Rieder bei der Arbeit Die patentierte Methode Die patentierte Methode (PathCheck®-Methode) von Molecular Devices Corp. ermittelt mithilfe von Referenzmessungen von Wasser die Pfadlänge. Dafür wird Wasser in einer Küvette bei einer Wellenlänge von 998 Nanometer gemessen. Außerdem wird die Probe in einer Mikrotiterplatte bei dessen Absorptionsmaximum und zusätzlich bei 998 Nanometer gemessen. Man geht dabei davon aus, dass sich auch in der Probe etwas Wasser befindet. Damit sind die optische Dichte des Wassers und der Probe bekannt und ebenso die optische Pfadlänge von Wasser. Mit diesen Werten kann die optische Pfadlänge der Probe mit Hilfe einer Schlussrechnung ausgerechnet werden. Das Absorptionsmaximum von Wasser befindet sich eigentlich bei 977 Nanometer und nicht bei 998 Nanometer. Allerdings ist die Messung bei 977 Nanometer temperaturabhängig. Eine konstante Temperatur ist im Labor jedoch nicht immer garantierbar. Wie in der Literatur gefunden und bei einer Spektrumsmessung von Wasser bei unterschiedlicher Temperatur bewiesen, wurde ersichtlich, dass bei 998 Nanometer die Messung temperaturunabhängig ist und die Wellenlänge trotzdem immer noch im Bereich des Maximums liegt (Abb. 4, Seite 18). Ein weiterer entscheidender Vorteil der Referenzmessung von Wasser ist jener, dass genau dort, wo Wasser sein Absorptionsmaximum hat, die meisten anderen Moleküle keine Absorption zeigen. Material und Methoden Nachdem ich den Plattenreader, die Software und die Methoden bis ins kleinste Detail studiert hatte, ging es darum, das Praktikum und die Experimente zu planen. Mein Betreuer Dr. Christian Oberdanner und ich bereiteten grob die Versuche vor. Mit seiner Expertise half er mir, geeignete Proben und Mikrotiterplatten auszusuchen. Nach der genauen Zeit- und Ressourcenplanung begann ich mit der Arbeit. Die beiden Methoden wurden mit unterschiedlichen Lösungen getestet, um verschiedene Bedingungen zu prüfen. Beispielsweise wurde mit unterschiedlichen Viskositäten experimentiert, indem als Lösungsmittel Ethanol und Glycerin verwendet wurden. Außerdem wurden Lösungen benützt, 18 wissenschaft & praxis Abbildung 4: Spektrum von Wasser deren Absorptionsmaximum im UV- oder VIS-Bereich lagen. Ebenso wurden unterschiedliche Mikrotiterplatten – 384-well, 96-well und 96-well-half-area – getestet. Die Lösungen wurden in Küvetten und in alle Wells der getesteten Mikrotiterplatten pipettiert. Anschließend wurde die optische Dichte in beiden Probengefäßen im selben MultimodeReader (Tecan® Infinite M200 Pro) gemessen. Nach der Normierung auf einen Zentimeter mit den beiden Methoden wurde die prozentuelle Abweichung des jeweiligen Ergebnisses vom gemessenen Wert in der Küvette berechnet. Die Liste der Experimente in der Zwischenzeit bereits verlängert, türmten sich die benützten Mikrotiterplatten auf dem Schreibtisch. Die mathematische Methode schien nicht immer zu funktionieren. Wir hatten den Verdacht, der Meniskuseffekt würde die Methode beeinflussen. Um das herauszufinden, wurde eine neue Art von Mikrotiterplatten verwendet. Das ist eine Platte, deren Oberfläche mit Plasmagas beschichtet worden ist. Durch einen so geschaffenen Ladungsausgleich in den Wells wird beim Pipettieren von Proben der Meniskuseffekt verhindert. Außerdem wurde herausgefunden, dass die Wells in den von mir verwendeten Mikrotiterplatten nicht zylinder- oder quaderförmig sind. Sie sind nämlich kegelstumpf- und pyramidenstumpfförmig. Diese Tatsache wird in der Formel nicht berücksichtigt und das führt zu falschen Ergebnissen. Im Zuge des Praktikums versuchte ich mit Dipl. Ing. (FH) Markus Pavic eine neue mathematische Formel aufzustellen. Leider reichte die Zeit nicht mehr aus, um sie zur Vollendung zu bringen. Ergebnisse Die patentierte PathCheck®-Methode von Molecular Devices Corp. funktioniert sehr gut in der täglichen praktischen Anwendung. Man kann sich auf diese Methoden verlassen. Die mathematische Methode ist schwieriger in der Evaluierung. Sie beinhaltet einige Dinge, die beachtet werden müssen. Zum Beispiel muss Aufmerksamkeit darauf gerichtet werden, welche Wellgrößen- und Formen in den Platten verbaut sind, welche Oberflächenspannung das Lösungsmittel hat, und mit welcher Wellenlänge gemessen werden muss. Leider kann mit dieser Methode auch nicht rückverfolgt werden, ob die Pipette richtig eingestellt war. Ein weiteres Problem der mathematischen Methode ist, dass die richtige Form der Wells in der Formel nicht berücksichtigt wird. Zusammengefasst sind die größten Nachteile der mathematischen Methode also Meniskuseffekte, die nicht berücksichtigte Form der Wells und eventuell Pipettierfehler. Betonen möchte ich aber noch, dass die mathematische Formel nicht grundsätzlich schlecht ist. Sie ist mit keinerlei Kosten verbunden und in ein paar Experimenten war die Methode sogar besser als die patentierte. Außerdem konnten wir die Methode auch noch in einer plasmabeschichteten Mikrotiterplatte testen. In diesem Experiment konnte die prozentuelle Abweichung der mathematischen Methode eklatant vermindert werden. Abschließend möchte ich gerne noch die Gelegenheit nützen, um mich für die Prämierung der Arbeit zu bedanken. Ich danke herzlich dem Unternehmen Abbott, biomed austria, dem Unternehmen Tecan® Austria und insbesondere Mag. Thomas Olesch, Dr. Christian Oberdanner, Dr.in Kathrin Flatscher, Dipl. Ing. (FH) Markus Pavic, Thomas Hengstl MSc, Dr.in Susanna Petzmann und Patrick Steindl. n Doris Rieder Labor Dr. Mustafa, Dr. Richter Salzburg [email protected] Literatur Greiner Bio One (2008). UV/VIS Spectroscopy in Microplates UV-Star®, µClear®, MICROLON® and CELLSTAR®. URL: www.greinerbioone.com/de/row/articles/literatures/application_notes/ (Zugriff am 17. Juni 2012) Molecular Devices (2010(b)). Making optical density measurements automatically corrected to a 1 cm pathlength in the SPECTRAmax® PLUS microplate spectrophotometer (The three P’s of PathcheckTM: Principle, Procedures and Precautions). Application Note Nr. 25. URL: www.moleculardevices.com/Documents/general-documents/mkt-appnotes/ microplate-appnotes/Maxline_AppNote_25_PathCheck.pdf (Zugriff am 24. April 2012)