Technische Universität München Vorlesung „Holzmarktlehre Holzmarktlehre“ Volkswirtschaftliche Grundlagen Matthias Bösch Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre TU U München ü c e Bearbeitet durch: Dr Andreas Wiendl Dr. Kontakt Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre Matthias Bösch Technische Universität München Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Hans-Carl-von-Carlowitz-Platz Hans Carl von Carlowitz Platz 2 D - 85354 Freising Telefon: +49-8161-714636 // Fax: +49-8161-714631 E-Mail: E Mail: [email protected] boesch@tum de 2 Aufbau der Vorlesung A Ressourcenökonomische Einführung I. Grundlagen II. Theorie nicht-regenerierbarer natürlicher Ressourcen III. Theorie regenerierbarer natürlicher Ressourcen B Marktlehre – theoretische Grundlagen I. Rationale Konsumwahl II. Theorie der Unternehmung III. Markt- und Preistheorie C Außenhandelstheorie – Grundlagen D Internationale Holzmärkte 3 Nützliche Literatur (1) • Holzmarktlehre: Bergen, Volker, Wilhelm Löwenstein und Roland Olschewski (2002): „Forstökonomie – Volkswirtschaftliche Grundlagen“, München: Vahlen • Volkswirtschaftslehre allgemein: Samuelson, Paul A. und William D. Nordhaus (2007): „Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftslehre – Das internationale Standardwerk der Makro- und Mikroökonomie“, New York: McGraw-Hill 4 Nützliche Literatur (2) • Umwelt- und Ressourcenökonomie: Endres, Alfred und Immo Querner (2000): „Die Ökonomie Ö natürlicher Ressourcen“, Stuttgart: Kohlhammer Frey, René L., Elke Staehelin-Witt und Hansjörg Blöchliger (1993): „Mit Ökonomie zur Ökologie – Analyse und Lösungen des Umweltproblems aus ökonomischer Sicht“, Stuttgart: Schäffer-Poeschel Ströbele, Wolfgang (1987): „Rohstoffökonomik – Theorie natürlicher Ressourcen mit Anwendungsbeispielen Öl Öl, Kupfer Kupfer, Uran und Fischerei“, München: Vahlen 5 Technische Universität München Teil A: Ressourcenökonomische Einführung I Grundlagen I. II. Theorie nicht-regenerierbarer natürlicher Ressourcen III. Theorie regenerierbarer natürlicher Ressourcen Aufbau „I. Grundlagen“ • 1. Einleitung • 2. Technologische Möglichkeiten einer Gesellschaft • 3. Zur Umweltproblematik • 4. Der Ressourcenbegriff 7 1. Einleitung: Das Problem der Knappheit (1) • Bedürfnisse > Möglichkeiten Grundproblem der Knappheit • Dimensionen der Knappheit: sachlich personell räumlich zeitlich 8 1. Einleitung: Das Problem der Knappheit (2) • Gegenstand der Ökonomie: effiziente Nutzung knapper Güter • Effizienz: niemand kann besser gestellt werden, ohne dass zugleich ein anderer schlechter gestellt wird. • Aber: Effizienz vs. Verteilungsgerechtigkeit 9 1. Einleitung: Mikroökonomie und Makroökonomie • Mikroökonomie: beschäftigt sich mit dem Verhalten einzelner Wirtschaftseinheiten wie Märkte, Unternehmen und Haushalte Begründer: Adam Smith (1776: „The Wealth of Nations“) • Makroökonomie: befasst sich mit der wirtschaftlichen Gesamtleistung Begründer: B ü d John J h M Maynard dK Keynes (1935 (1935: “G “Generall Th Theory off Employment, Interest and Money”) 10 1. Einleitung: Umwelt- und Ressourcenökonomie • Umwelt- und Ressourcenökonomie: Übertragung g g des ökonomischen Instrumentariums auf den Umweltbereich (Umweltgüter heute zweifellos knappe Güter) Thema Umweltökonomie Ressourcenökonomie Internalisierung der externen Effekte Optimieren der Abbauund Erntepfade Verteilungstyp Statische Allokationsanalyse (Nutzungskonkurrenz heute) Dynamische und intertemporale Ressourcenallokation (Verteilung zwischen Generationen) Quelle: Kissling-Näf (2002), S. 1 11 1. Einleitung: Die drei Grundfragen der Wirtschaft (1) • Jede menschliche Gesellschaft muss sich drei Grundfragen der Wirtschaft stellen und diese lösen lösen. • Jede Gesellschaft muss einen geeigneten Weg suchen zu bestimmen: was produziert wird, wie es produziert wird, und für wen es produziert wird wird. Source: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 7 12 1. Einleitung: Die drei Grundfragen der Wirtschaft (2) • Was wird produziert und in welchen Mengen? Wenige, dafür aber qualitativ hochwertige Güter oder viele billige? Bsp.: Konsumgüter oder Investitionsgüter? • Wie wird produziert? Wer übernimmt die Produktion mit welchen Ressourcen und welchen Produktionstechniken? Bsp.: B Wird Wi d St Strom aus E Erdöl, döl K Kohle hl oder d S Sonnenlicht li ht erzeugt? t? • Für wen wird produziert? Wie verteilt sich das Inlandsprodukt auf die einzelnen Haushalte? 13 1. Einleitung: Die drei Grundfragen der Wirtschaft (3) • Auf welche unterschiedliche Weisen kann eine Gesellschaft diese Grundfragen beantworten? • Antwort: Alternative Wirtschafssysteme: Marktwirtschaft • Haushalte und p private Unternehmen treffen die wichtigsten g Entscheidungen über Produktion und Konsum • Extremfall: Laissez Laissez-faire-System faire System Planwirtschaft (Zentralverwaltungswirtschaft) • Staat trifft alle wichtigen Entscheidungen Realität: Mischsystem 14 1. Einleitung: Positive und normative Fragen (1) • Bei der Behandlung ökonomischer Fragen müssen wir zwischen Fakten und Wertvorstellungen unterscheiden unterscheiden. • Positive Fragen: lassen sich durch gründliche Analyse und mithilfe empirischer Daten lösen • Normative Fragen: Ethisches Verhalten und Normen der Fairness Fairness. Es gibt keine richtige und keine falsche Antwort Eine Lösung bedarf politischer Debatten und Entscheidungen, die ökonomische Analyse allein genügt nicht. Source: Frank 2000, p. 28-29 15 1. Einleitung: Positive und normative Fragen (2) • Beispiele: Sollten Bedürftige vom Staat, der sie unterstützt, zum Arbeiten angehalten werden? Führt Freihandel zu höheren oder niedrigeren Einkommen? Warum verdienen Ärzte mehr als Türsteher? Ist ein Anstieg der Arbeitslosigkeit wünschenswert, um einer rasanten Teuerung entgegenzuwirken? Welche Auswirkungen haben Computer auf die Produktivität? Soll der Staat Unternehmen zerschlagen, die gegen das Kartellrecht verstoßen haben? 16 2. Technologische Möglichkeiten: Inputs und Outputs (1) • Um die drei Grundfragen der Wirtschaft zu beantworten, hat jede Gesellschaft Entscheidungen bezüglich der Inputs und Outputs zu treffen. • Inputs: Waren oder DL, die ihrerseits zur Erzeugung von Waren oder DL dienen Wirtschaft setzt die ihr zur Verfügung stehenden Technologien ein, um mithilfe der Inputs Outputs zu erzeugen. • Outputs: werden entweder konsumiert oder weiter im Produktionsprozess eingesetzt 17 2. Technologische Möglichkeiten: Inputs und Outputs (2) • Inputs (Produktionsfaktoren) lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Arbeit die Zeit, die Menschen für die Produktion aufwenden Kapital dauerhafte Güter (Maschinen, Straßen, Computer…) Natürliche Ressourcen Geschenk der Natur (Boden, erneuerbare Ressourcen, nichterneuerbare Ressourcen)) 18 2. Technologische Möglichkeiten: Einführung (1) • Länder können nicht über eine unbegrenzte Menge aller Güter verfügen. verfügen • Durch das Angebot an Produktionsfaktoren und Technologien sind ihnen Grenzen gesetzt • Annahme: eine Gesellschaft bringt nur zwei Wirtschaftsgüter hervor: Kanonen (stehen für Militärausgaben) Butter (stehen für zivile Ausgaben) 19 2. Technologische Möglichkeiten: Einführung (2) • Nehmen wir an, dass die Wirtschaft alle Energie für zivile Güter einsetzt Jährlich kann davon eine maximale Menge produziert einsetzt. werden: Beispiel: 5 Millionen Pfund f Butter • Wenn alle Ressourcen in die Produktion von Kanonen gehen, ist die maximale Menge: Beispiel: 15.000 Kanonen Source: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 9 20 2. Technologische Möglichkeiten: Einführung (3) • Alternative Produktionsmöglichkeiten: A Butter (Millionen Pfund) 0 B 1 14 C 2 12 D 3 9 E 4 5 F 5 0 Möglichkeiten Kanonen (in Tausen) 15 Source: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 9 21 2. Technologische Möglichkeiten: Die PMK (1) Kanonen (in Tausend) 15 A B 12 I C 9 D 6 Produktionsmöglichkeitenkurve U E 3 F 1 2 3 4 Butter (in Millionen Pfund) 5 22 2. Technologische Möglichkeiten: Die PMK (2) • Definition: Die Produktionsmöglichkeitenkurve (PMK): •zeigt die maximalen Produktionsmengen, die eine Wirtschaft angesichts ihres technologischen Know-hows und der verfügbaren Menge an Produktionsfaktoren erzielen kann. •stellt die Gesamtheit der Güter und DL dar, die eine Gesellschaft produzieren kann. 23 2. Technologische Möglichkeiten: Die PMK – Beispiele (1) • Aufwärtsverschiebung der PMK infolge Wachstums Luxusgüter Luxusgüter B A A lebensn. lebensn Güter lebensn. lebensn Güter (a) Armes Land (b) Reiches Land 24 2. Technologische Möglichkeiten: Die PMK – Beispiele (2) • Wirtschaft muss zwischen öffentlichen und privaten Gütern wählen: Öffentliche Güter Öffentliche Güter B A A Private Güter Private Güter (a) Gesellschaft an der Grenze zum Wirtschaftswachstum (b) Urbane Gesellschaft 25 2. Technologische Möglichkeiten: Die PMK – Beispiele (3) • Investitionen zugunsten künftigen Konsums erfordern Opfer beim gegenwärtigen Konsum: Kapitalinvestition Kapitalinvestition B3 A3 A2 A1 B2 Gegenw. Gegenw Konsum (a) Heutige Entscheidung B1 Gegenw. Gegenw Konsum (b) Künftigen Folgen 26 2. Technologische Möglichkeiten: Opportunitätskosten • Das Leben ist voll von Wahlmöglichkeiten. • Da Ressourcen knapp sind, müssen wir überlegen, wofür wir unser Einkommen oder unsere Zeit aufwenden wollen. • Bei jeder Entscheidung muss stets die Kosten der Entscheidung in Form verlorener Möglichkeiten in Erwägung gezogen werden. • Die Kosten einer nicht gewählten Alternative werden als die Opportunitätskosten der Entscheidung bezeichnet bezeichnet. 27 3. Zur Umweltproblematik: Gängige Meinungen (1) • E.O. Wilson (1993): “Many of Earth’s vital resources are about to be exhausted, its atmospheric t h i chemistry h i t is i deteriorating, d t i ti and d human h populations l ti have already grown dangerously large. Natural ecosystems, the well-springs ell springs of a healthful healthf l environment, en ironment are being irreversibly irre ersibl degraded…. I am radical enough to take seriously the question heard with increasing frequency: Is humanity suicidal?” suicidal? Source: E.O. Wilson (1993): “Is humanity suicidal?”, BioSystems 31, 235-242 28 3. Zur Umweltproblematik: Gängige Meinungen (2) • Worldwatch Institute (2004): “This rising consumption in the U.S., other rich nations, and many developing ones is more than the planet can bear. Forests, wetlands, and other natural places are shrinking to make way for people and their homes, farms, malls, and factories… An estimated 75 percent of global fish stocks are now fished at or beyond their sustainable limit. And even though technology allows for greater fuel efficiency than ever before, cars and other forms of transportation account for nearly 30 percent of world energy use and 95 percent of global oil consumption.” Source: Worldwatch Institute, State of the World 2004 29 3. Zur Umweltproblematik: Gängige Meinungen (3) • J. Simon (1994): “Ask an average roomful of people if our environment is becoming dirtier or cleaner, and most will say “dirtier”. The irrefutable facts are that the air in the U.S. (and in other rich countries) is safer to breathe now than in decades past. The quantities of pollutants have been declining, especially h b d li i i ll particulates ti l t which hi h are the th main i pollutant. Concerning water, the proportion of monitoring sites in the U.S. U S with water of good drinkability has increased since the data began in 1961. Our environment is increasingly healthy, with every prospect that this trend will continue continue.” Source: Julian Simon (1994), “Scarcity or abundance? A debate on the environment”, Norton, New York 30 3. Zur Umweltproblematik: Gängige Meinungen (4) • B. Lomborg (2001): “ The fact is, as we have seen, that this civilization over the last 400 years has brought us fantastic and continued progress… And we ought to face the facts – that on the whole we have no reason to expect that this progress will not continue.” Source: Bjorn Lomborg (2001): „The Skeptical Environmentalist“ 31 3. Zur Umweltproblematik: Gängige Meinungen – Übersicht (1) • Am einen Ende des Spektrums steht die ökologische Philosophie mit ihrer Betonung der Grenzen und Gefahren des Wachstums: Aktivitäten des Menschen stören natürliche Ökosysteme. Sorglosigkeit des Menschen führt zu unbeabsichtigten Folgewirkungen • Am anderen Ende sind Vertreter der sog. “Füllhorntheorie”: glauben, glauben dass die nat. nat Ressourcen nicht im geringsten erschöpft Wirtschaftswachstum, Technologie und Marktkräfte als die Rettung der Menschheit. • Etablierte Ökonomen liegen i.A. zwischen den beiden Extremen. Source: Samuelson/Nordhaus 2010, pp. 267, 268 32 3. Zur Umweltproblematik: Ist reicher gesünder? (1) • Verschmutzungstrends beschreiben eine inverse U-förmige Kurve quer durch die verschiedenen Phasen der wirts. Entwicklung q g • Der ansteigende Teil der Kurve ist durch Urbanisierung bedingt. • Mit steigendem t i d Ei k Einkommen j d h jedoch, investieren Länder meist mehr in ökologische Massnahmen dehnt sich der Dienstleistungssektor aus. Source: Samuelson/Nordhaus 2007, pp. 365, 366 33 3. Zur Umweltproblematik: Ist reicher gesünder? (2) Verschmutzung gp pro Kopf oder je Produktionseinheit B A C Einkommen pro Kopf 34 3. Zur Umweltproblematik: Ist reicher gesünder? (3) • Die längerfristigen Trends in der Umweltverschmutzung der USA bestätigen diesen Trend Trend. • Ausmass der Verschmutzung je Produktionseinheit von fünf wichtigen U Umweltgiften lt ift sankk im i Verlauf V l f des d 20 20. Jahrhunderts. J hh d t Source: Samuelson/Nordhaus 2007, pp. 366 35 1. Introduction: Wealthier equals healthier? (4) • What is the relationship between economic development and human health? Studies clearly indicate that human health is positively associated with per capita income and education. • “The important environmental problems for the 75% of the world’s Example: W. Beckerman (1992): population that live in developing countries are local problems of access to safe drinking water or decent sanitation, and urban degradation. Furthermore, there is clear evidence that…in the end the best – and probably the only – way to attain a decent environment in most countries is to become rich.” Source: Wilfred Beckerman, “Economic growth and the environment”, World Development, 20(4), 482 36 3. Zur Umweltproblematik: „Cowboy-Ökonomie“ Wirtschaftliches System Konsumgüter Unternehmungen natürliche Ressourcen natürliche Umwelt als Rohstofflieferant Produktionsfaktoren Haushalte Reststoffe natürliche Umwelt als Abfalleimer Quelle: Frey et al. (1993), S. 16 37 3. Zur Umweltproblematik: „Raumschiff-Ökonomie“ Wirtschaftliches System Konsumgüter Unternehmungen Produktionsfaktoren Haushalte natürliche Ressourcen Reststoffe Recycling Ökologisches System Luft …. Boden Wasser Quelle: Frey et al. (1993), S. 17 38 3. Zur Umweltproblematik: Marktversagen • Im Umweltbereich häufig: externe Effekte öffentliche Güter Marktmacht (Monopole, Oligopole, Kartelle) • Ergebnis: Marktversagen (besser: Marktablehnung!) Situation, in welcher Markt nicht fähig ist, Ressourcen einer effizienten Allokation zuzuführen 39 3. Zur Umweltproblematik: Marktversagen – Externe Effekte • Externalität: Einfluss der Handlungen einer Person auf das Wohl von Dritten, ohne dass Abgeltung über den Markt stattfindet Einfluss schädlich negative Externalität (Bsp. Umweltverschmutzung) Einfluss nützlich positive Externalität (Bsp Anbau von Obstbäumen (Bsp. Obstbäumen, Bereitstellung Feuerlöscher) • Internalisierung: Änderung Ä der Anreize, so dass Externalität von Individuen berücksichtigt wird (z.B. mittels Steuer oder Subvention) 40 3. Zur Umweltproblematik: Marktversagen – Öffentliche Güter (1) • Umweltgüter wie z. B. gesunde Wälder oder biologische Vielfalt sind öffentliche Güter (≠ private Güter): • Merkmale öffentlicher Güter: Nichtrivalität im Konsum Nichtausschließbarkeit • Die effiziente Bereitstellung öffentlicher Güter erfordert häufig staatliches Handeln. 41 3. Zur Umweltproblematik: Marktversagen – Öffentliche Güter (2) Rivalitätsgrad=1 Rivalitätsgrad=0 Exklusionsgrad=1 Exklusionsgrad=0 Pri ate Güter Private Allmendegüter -Kleidung -Freibad Freibad im Juli -Fisch im Ozean -Strand Strand im Juli Klubgüter Öffentliche Güter -Pay-TV -Freibad im April -Armee -Strand im April 42 4. Der Ressourcenbegriff: Einleitung • Natürliche Ressourcen sind von der Natur bereitgestellte Produktionsfaktoren • Unterscheidung zwischen: Vorrat (oder Stock) und Erntemenge (oder Früchten) einer Ressource Eigentümer („owner“), Nutzungsberechtigten („appropriator“) und Endnutzer ((„final final consumer consumer“)) einer Ressource nicht erneuerbaren (erschöpflichen) und erneuerbaren ( (regenerierbaren) i b )R Ressourcen 43 4. Der Ressourcenbegriff: Taxonomie (1) • Unterscheidung nach Art der Bereitstellung und Nutzungsmöglichkeit: Bestandsabbau direkte Nutzung g Bestandesressource -Kupfer (rezyklierbar) -Öl (nicht rezyklierbar) Boden Stromressource Zwischenspeicher in Biomassen (Fische, (Fische Bäume) Sonneneinstrahlung Erdwärme Quelle: Ströbele (1987), S. 8 44 4. Der Ressourcenbegriff: Taxonomie (2) • U t Unterscheidung h id nach h natürlicher tü li h Erneuerungszeit: E it Zeithorizont der Erneuerung Zeitpunkt der Nutzung Unter einem Jahr Nach Reifung sofort 1-150 Jahre 100-1000 Jahre Über 1000 Jahre Beispiele Theoretische Konzeptionen Früchte / Getreide Mikroökonomik (mit Zeithorizont von Ernte zu Ernte) Nach Optimierungskalkül Fische / Bäume Theorie regenerierbarer. natürlicher Ressourcen ? Lufthülle (CO2Problem) / Genetische At Artenvielfalt i lf lt - Nach p g Optimierungskalkül Kupferlager / Mineralöl / Kohle Theorie erschöpfbarer natürlicher Ressourcen Quelle: Ströbele (1987), S. 13 45 Technische Universität München Teil A: Ressourcenökonomische Einführung I Grundlagen I. II. Theorie nicht-regenerierbarer natürlicher Ressourcen III. Theorie regenerierbarer natürlicher Ressourcen Aufbau II. Theorie nicht-regenerierbarer natürlicher Ressourcen • 1. Einleitung • 2. Die optimale Abbaurate • 3. Das Beispiel Ölmarkt • 4. Einflussfaktoren auf den Ölpreis 47 1. Einleitung • Nicht-regenerierbare Ressourcen: Von der Erde „bereitgestellter“ Gesamtbestand (in dem für menschliche Planungen relevanten Zeitraum) ist konstant. Gegenwart und Zukunft rivalisieren hier vollständig um die Ressourcen. • Regenerierbare Ressourcen: Können sich im für die menschliche Planung relevanten Zeitraum vermehren. Zusammenhang zwischen gegenwärtiger und zukünftiger Nutzung komplexer. 48 1. Einleitung: Konzepte der Nachhaltigkeit • Nachhaltigkeit als: Konstanz einer Ressource gerechte Verteilung über die Generationen Möglichkeit, dass die gegenwärtige Generation ihre Bedürfnisse befriedigt, g , ohne die Fähigkeit g der zukünftigen g Generation zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können. • Ökologische ökonomische und soziale Nachhaltigkeit Ökologische, 49 1. Einleitung: Ressourcen und Reserven Ressourcen und Reserven: McKelvey-Diagramm: Nicht wirtscchaftlich gewiinnbar Ressourcen Wirtscchaftlich gewinnbar Abneh hmenderr Grad an n Wirtsch haftlichkeit • Reserven sicher bekannt verlässlich geschätzt vermutet Abnehmender Grad an geologischer Sicherheit 50 1. Einleitung: Statische Reichweite • statische Reichweite = Reserven / Jahresverbrauchsmenge Quelle: www.erdgas.ch 51 1. Einleitung • Frage: Wie soll eine nicht-regenerierbare Ressource am besten über die Zeit verteilt werden? optimale Abbaurate • Der intertemporale Aspekt des Ressourcenabbaus entsteht aus der Nicht-Regenerierbarkeit der Ressource: Die Einheit der Ressource, die abgebaut und verbraucht wurde, ist in Zukunft nicht mehr verfügbar. Mögliche Ressourcennutzungen konkurrieren über die Zeit Opportunitätskosten Die Di Opportunitätskosten O t ität k t d der N Nutzung t einer i Ei Einheit h it h heute t iistt d der Nutzen aus entgangenen zukünftigen Nutzungen. 52 2. Die optimale Abbaurate: Modellannahmen • Ansatzpunkt: Entscheidungsproblem des Eigentümers einer Ressource der auf Absatzpreis keinen Einfluss hat Ressource, • Modellannahmen: Ressourcenvorrat S fest vorgegeben und bekannt unter den Anbietern herrscht vollkommene Konkurrenz Nachfragefunktion ist über alle Perioden konstant Ressourcenpreis R i zum Z Zeitpunkt it kt t ist i t pt keine Extraktionskosten Kapitalmarktzins r Zwei Perioden: t0 und t1 53 2. Die optimale Abbaurate: Arbitrage-Überlegung (1) • Alternativen des Ressourcenbesitzer: 1. Extraktion in t0 und Anlage des Gewinns am Kapitalmarkt oder 2. Belassen der Ressource im Boden und Extraktion in t1 • Entscheidungskalkül: wenn p1 < p0(1 + r): Alternative 1 Angebot0↑ und p0↓ wenn p1 > p0(1 + r): Alternative 2 Angebot0↓ und p0↑ wenn p1 = p0(1 + r): indifferent zwischen Alternative 1 und 2 Mehrere Perioden: p0 = p1 / (1 + r) = p2 / (1 + r)2 = … = pt / (1 + r)t Hotelling-Regel: pt = p0(1 + r)t 54 2. Die optimale Abbaurate: Arbitrage-Überlegung (2) • In kontinuierlicher Schreibweise: pt = p0 · ertt für alle t ≥ 0 • Konkreter Verlauf von Extraktions- und Preispfad abhängig von der Marktnachfragefunktion. • Nachfolgend g lineare Nachfrage: g Dt = a – b · pt mit a,b > 0 existiert es i ti t immer i ein i Prohibitivpreis P hibiti i pPR 55 2. Die optimale Abbaurate: Das Marktgleichgewicht (1) • Nachfrage: Dt = a – b · pt p pPR = a/b Menge 56 2. Die optimale Abbaurate: Das Marktgleichgewicht (2) • Preispfad: pt = p0 · ert pt pPr p0 T t 57 2. Die optimale Abbaurate: Das Marktgleichgewicht (2) • 4-Quadranten-Darstellung pt Nachfrage pPr Preispfad p0 T Dt Markträumung R0 t Extraktionspfad 45° Rt 58 2. Die optimale Abbaurate: Monopol. Ressourcenanbieter • Was passiert im Fall eines monopolistischen Ressourcenanbieters? pt pPr p0(Mon) p0(Wett) T(Wett) • t T(Mon) Resultat: p0(Mon) > p0(Wett) and T(Mon) > T(Wett) Solow (1974): „The monopolist is the conservationist‘s best friend“ 59 3. Das Beispiel Ölmarkt: Überblick (1) • Nach dem 2. Weltkrieg wird Erdöl zur wichtigsten Energiequelle. • Zwischen 1945 und 1973 verachtfacht sich die Produktion und der Anteil am Primärenergiekonsum steigt von 23% auf 47%. • Dieses rasante Wachstum war lange problemlos, weil immer wieder neue Ölquellen gefunden wurden. • Anfang der 70er Jahre wurde die Endlichkeit von Ressourcen langsam zum Thema: “Limits to Growth” (1972): “Proven petroleum reserves will be exhausted h t d within ithi twenty t t years.”” Aber: neue Funde und Nachfragerückgang. 60 3. Das Beispiel Ölmarkt: Überblick (2) • Rohöl ist ein Gemisch aus verschiedenen Kohlenwasserstoffen. • Rohöl unterscheidet sich je nach Herkunft. • Rohöl muss in Raffinerien in verschiedene andere Produkte umgewandelt werden . • Die übliche Volumeneinheit für Öl ist Barrel ((159 Liter). ) • Reserven, Produktion und Konsum von Öl sind ungleich über die Welt verteilt. verteilt Source: Rauscher (1988), p. 9 61 3. Das Beispiel Ölmarkt: Überblick (3) OPEC: -1963 -1973 1973 -1979 -1987 Nordamerika: -1963 -1973 -1979 -1987 1987 Westeuropa: -1963 -1973 -1979 -1987 Anteil an Reseven Anteil an Produktion Anteil an Konsum 0.749 0 725 0.725 0.691 0.759 0.443 0 559 0.559 0.492 0.309 0.016 0 022 0.022 0.043 0.055 0.121 0.077 0.058 0 034 0.034 0.315 0.197 0.160 0 177 0.177 0.473 0.336 0.312 0 287 0.287 0.008 0.030 0.027 0.025 0.015 0.008 0.036 0.073 0.220 0.255 0.226 0.189 Source: Rauscher (1988), p. 12 62 3. Das Beispiel Ölmarkt: OPEC (1) • Gegründet 1960 von fünf Ölstaaten (Iran, Irak, Kuwait, SaudiArabien und Venezuela) • Heute verfügt OPEC über mehr als drei Viertel der weltweiten Reserven und knapp 40% an der weltweiten Ölförderung. • In der Vergangenheit großer Einfluss auf die Ölpreisbildung • Jedoch: Interessenkonflikte und mangelnde Förderdisziplin Clumsy cartel „Clumsy cartel“ • Die einzelnen Mitgliedsländer unterscheiden sich hinsichtlich B ölk Bevölkerungsgröße, öß Ei Einkommen k und dE Erdölreserven döl b beträchtlich. t ä htli h 63 3. Das Beispiel Ölmarkt: OPEC (2) Source: Rauscher (1988), p. 14 64 3. Das Beispiel Ölmarkt: Geschichtlicher Überblick • Vor 1973: Markt wird von „Seven Sisters“ (Majors) dominiert • Diese Unternehmen verfügten durch Konzessionsverträge mit den Förderländern über deren komplette Ölreserven (Posted-priceSystem). • 1960: Gründung OPEC (Reaktion auf Senkung des posted price) • Anfang der 70er: Zusammenbruch des alten Konzessionssystems/Verstaatlichung • Ölkrisen 1973/74 und 1979/80 • Preissturz 1986 65 3. Das Beispiel Ölmarkt: Historische Preisentwicklung Quelle: Wikipedia 66 3. Das Beispiel Ölmarkt • Laut Hotelling-Modell verläuft der Preispfad jedoch stetig pt pPr p0 T t Unregelmäßigkeiten g g als exogene g Schocks im Hotelling-Modell g 67 4. Einflussfaktoren auf den Ölpreis: Ressourcenbestand • Auswirkung einer unerwarteten Verknappung der Ressource: pt pPr pt 2 pt 1 t T2 T1 t Source: Rauscher 1988, pp. 48,49 68 4. Einflussfaktoren auf den Ölpreis: Eigentumsrechte • Auswirkung einer Senkung der Diskontrate von r1 auf r2: pt Preispfad mit r1 pPr Preispfad mit r2 < r1 p02 p01 T1 T2 t 69 4. Einflussfaktoren auf den Ölpreis: Monopolmacht • Auswirkung einer Kartellbildung: pt pPr pt 2 pt 1 t T1 T2 t 70 4. Einflussfaktoren auf den Ölpreis: Backstoppreis • Auswirkungen eines höheren Backstoppreises: pt c2 pPr2 pPr1 c1 p02 p01 T1 T2 t 71 Technische Universität München Teil A: Ressourcenökonomische Einführung I Grundlagen I. II. Theorie nicht-regenerierbarer natürlicher Ressourcen III. Theorie regenerierbarer natürlicher Ressourcen Aufbau: Theorie regenerierbarer natürlicher Ressourcen • 1. Einleitung • 2. Biologische Bestandsaufnahme: Das Schäfer-Modell • 3. Das Konzept der maximal nachhaltigen Ernte • 4. Der Zusammenhang zwischen heutiger und morgiger Nutzung • 5. Der optimale Fang-/Erntepfad Fang /Erntepfad 73 1. Einleitung (1) • Regenerierbare oder erneuerbare Ressourcen: Ressourcen wie Fische oder Wälder, die prinzipiell regenerierbar sind (über den Einsatz anderer Ressourcen wie z.B. Licht und Biomasse), • Eine Gemeinsamkeit zu nicht-regenerierbaren Ressourcen: beide sind prinzipiell erschöpflich! Nicht-regenerierbare Nicht regenerierbare R R.:: Konsequenz aus der Endlichkeit des Gesamtbestandes Regenerierbare R.: Bestand kann durch Übernutzung Ü irreversibel zerstört werden. Reproduktionsfähigkeit kann auch durch Umweltbedingungen beeinträchtigt werden. Source: Perman et al. 2003, pp. 555, 556 74 1. Einleitung (2) • Regenerierbare Ressourcen fanden erst relativ spät Beachtung durch Ökonomie ungeachtet der wirtschaftlichen Bedeutung Ökonomie, Erste Versuche einer statischen Analyse erneuerbarer Ressourcen reichen lediglich in die 1950er Jahre zurück. Dynamische Betrachtung des Problems setzte sich erst in den 1970er Jahren durch (hoher Rechenaufwand). • Fragen: g Was sind Bedingungen für eine gute Nutzung solcher Ressourcen? Sind Si d diese di B Bedingungen di in i Marktwirtschaften M kt i t h ft erfüllt? füllt? Wenn nein, welche institutionellen Regelungen können diese Bedingungen gewährleisten? 75 1. Einleitung (3) • Stock: Maß für die Menge zu einem bestimmten Zeitpunkt wird gemessen als: • Gewicht/Volumen des biologisches Material (Biomasse) oder • Größe der Population. Population • Flow: Die Änderung Ä des Vorrats über einen bestimmten Zeitraum. Die Änderung resultiert aus: • biologischer Aktivität (Geburt oder Tod) oder • Ernte Source: Perman et al. 2003, p. 556 76 2. Biologische Bestandsaufnahme: Das Schäfer-Modell (1) • Biologisches Fischerei-Modell (1957) • Unterstellt einen bestimmten durchschnittlichen Zusammenhang zwischen dem Wachstum und dem Bestand einer Fischpopulation. • Der Zusammenhang ist deshalb durchschnittlich, weil er von bestimmten exogene Einflüssen wie z.B. Wassertemperatur oder Nährstoffgehalt abstrahiert. • Das Modell versucht die Dynamik eines Fischbestand als langfristigen Durschnitt zu charakterisieren, wodurch sich diese verschiedenen exogenen Einflüsse gegenseitig ausgleichen sollten sollten. • Das Schäfer-Modell ist ein Ein-Spezies-Modell (ökologische Beziehungen verschiedener Arten nicht berücksichtigt). 77 2. Biologische Bestandsaufnahme: Das Schäfer-Modell (2) • Annahmen: X = Bestand w(X) = jährliches Wachstum r = Wachstumsparameter (intrinsische Wachstumsrate) Logistische Wachstumsfunktion: w(X) = r(1 – X/Xmax)X 78 2. Biologische Bestandsaufnahme: Das Schäfer-Modell (3) • Xmax =biologische Sättigungsmenge Tragfähigkeit des ökologischen Systems (carrying capacity of the habitat). hängt von umweltbedingten Eigenschaften, z.B. der Nahrungsverfügbarkeit ab. 79 2. Biologische Bestandsaufnahme: Das Schäfer-Modell (4) • Wachstum in Abhängigkeit des Bestandes: w(X) (X) = r(1 (1 – X/Xmax)X w (Wachstum) wmax X0 0 5Xmax 0.5X Xmax X ((Bestand)) 80 2. Biologische Bestandsaufnahme: Das Schäfer-Modell (5) • Verlauf des Bestandes über die Zeit: Bestand Zeit Sources: Perman et al. 2003, p.558; Wikipedia 81 2. Biologische Bestandsaufnahme: Das Schäfer-Modell (6) 1) Lag phase: Period where individuals adapt to the new environment. environment 2) Positive acceleration phase: Period of slow increase in the population. 3) Logarithmic or exponential phase: Period of rapid rise in population due to availability of food and requirements in plenty and no competition. p 4) Negative acceleration phase: Period with a slow rise in population as the environmental resistance increases increases. 5) Stationary phase: Finally, growth rate becomes stable because mortality and birth rates become equal. Source: Wikipedia 82 2. Biologische Bestandsaufnahme: Das Schäfer-Modell (7) • Die logistische Gleichung beschreibt einen sehr häufig auftretenden Zusammenhang und findet weit über die Idee der Beschreibung einer Population von Lebewesen hinaus Anwendung. • Bspw. kann auch der Lebenszyklus eines Produktes im Markt mit der logistischen Funktion nachgebildet werden. Einführungsphase Wachstumsphase Reifephase Sättigungsphase Degenerationsphase 83 2. Biologische Bestandsaufnahme: Das Schäfer-Modell (8) • Abwandlung 1: Es existiere ein positiver Schwellenwert XMIN so dass die Population unausweichlich ausstirbt ausstirbt, wenn sie unter diesen fallen sollte: w(X) (X) 0 w(X) (X) = r(X (X – XMIN)(1 – X/XMAX)X XMIN X* X XMAX X Source: Perman et al. 2003, p. 559 84 2. Biologische Bestandsaufnahme: Das Schäfer-Modell (9) • Abwandlung 2: Bei kleiner Bestandesgröße (X<XD) sei die Wachstumsrate (w(X)/X)) eine in der Bestandesgröße zunehmende Funktion (“depensation”): w(X) XMIN w(X) = rXα(1 – X/XMAX)X mit α >1 XD XMAX X 85 3. Das Konzept der maximal nachhaltigen Ernte (1) • y = jährliche Fang- bzw. Erntemenge • Es gilt die Beziehung: X1 = X0 + w(X0) – y0 • Wenn jährliche Ernte y0 dem jährlichem Wachstum w(X0) entspricht , bleibt der Bestand unangetastet, d.h. es gilt X0 = X1 • Die diese Bedingungen g g erfüllenden Erntemengen g y sind g gerade durch Wachstumsparabel w(X) gegeben. Alle Fang Fang-Loci Loci auf der Wachstumsparabel stellen biologische Gleichgewichte dar. • yMSY = wmax ist die maximale bestandserhaltende, d.h. in einem biologischen Gleichgewicht maximal abbaubare Jahreserntemenge (maximum sustainable yield) 86 3. Das Konzept der maximal nachhaltigen Ernte (2) • y > yMSY Ausrottung Bestand • y < yMSY Zwei Gleichgewichte (stabil und instabil) w(X) A: instabiles GG B: stabiles GG wMAX = yMSY y* - + XMIN X‘ X‘ X‘ XMSY - + X‘‘ X‘‘ X‘‘ XMAX X Source: Endres/Querner 2000, p. 106 87 4. Zusammenhang zwischen heutiger und morgiger Nutzung (1) • Betrachten diskreten Dreiperiodenabschnitt (Periode 0 bis 2): X1 = X0 + w(X0) – y0 X2 = X1 + w(X1) – y1 X1 X1 X2 = X0 + w(X0) – y0 + w[(X0) + w(X0) – y0] – y1 X2 = X0 + w(X0) + w[(X0) + w(X0) – y0] –y0 – y1 y1 = X0 – X2 + w(X0) + w[(X0) + w(X0) – y0] – y0 X1 88 4. Zusammenhang zwischen heutiger und morgiger Nutzung (2) • y1 = X0 – X2 + w(X0) + w(X1) – y0 • Wie groß ist der Effekt einer marginalen Erhöhung der Ernte in Periode 0 auf Ernte in Periode 1? dy1 / dy0 = – 1 – dw / dX1 • Primäreffekt P i ä ff kt • marginaler Regenerationseffekt 89 4. Zusammenhang zwischen heutiger und morgiger Nutzung (3) • Die Entnahme in 0 beeinflusst die Erntemöglichkeit in 1 auf zwei Arten: Entnahme einer Einheit in 0 reduziert Anfangsbestand in 1 um diese Einheit, welche nun in 1 nicht mehr entnommen werden kann. Entnahme in 0 beeinflusst auch das Regenerationsvermögen w(X1) der Ressource in 1: • Wenn X1 < XMSY: dw / dX1 positiv • Wenn X1 > XMSY: dw / dX1 negativ w(X) wMAX dw / dX XMSY XMAXX X 90 5. Der optimale Fang-/Erntepfad (1) • yMSY als optimale Soll-Erntemenge? Ökologen/Biologen: Ö ja Ökonomen: i.A. nein, da Nichtberücksichtigung u.a. von • Zeitprofil • Erntekosten • Erntenutzen Optimaler Pfad i.A. komplizierter 91 5. Der optimale Fang-/Erntepfad (2) • Bei privaten Gütern: Marktergebnis optimal • Vi l regenerierbare Viele i b R Ressourcen sind i d Allmendegüter: All d üt Übernutzung Üb t sehr gut möglich Exklusionsgrad=1 Exklusionsgrad=0 Rivalitätsgrad=1 Private Güter Allmendegüter Rivalitätsgrad=0 Klubgüter Ö Öffentliche Güter 92 5. Der optimale Fang-/Erntepfad (3) • Beispiel Wald: Entwaldungsraten 1990-2000 Net change in Afforestation forest area Gross deforestation Natural expansion Tropics -14.2 +1.0 +0.9 -12.3 N Non-tropics t i -0.4 04 +2 6 +2.6 +0 7 +0.7 +2 9 +2.9 World -14.6 +3.6 +1.6 -9.4 Quelle: FAO, FRA 2000 93 5. Der optimale Fang-/Erntepfad (4) • Entwaldung in den Tropen: oft keine durchsetzbaren Eigentumsrechte Nichtausschließbarkeit jjeder zusätzlich g gefällte Baum schmälert die Verdienstmöglichkeiten g von anderen. Rivalität im Konsum „Tragedy of the Commons“ (Garret Hardin 1968) 94 5. Der optimale Fang-/Erntepfad (5) • Beispiel Fisch: weltweiter lt it Pro-Kopf-Verbrauch: P K fV b h • 1960: 9,9 kg • 2005: 16,4 kg Anteil der übernutzten Bestände weltweit: • 1995: 65% • 2005: 80% Quelle: Wittmer-Braun 2008 95 5. Der optimale Fang-/Erntepfad (6) • Meeresfischerei: keine durchsetzbaren Eigentumsrechte Nichtausschließbarkeit jeder Fischer dehnt seinen Fang aus, solange der Fang seine Kosten deckt. Er berücksichtigt dabei nicht die Verringerung der Verdienstmöglichkeiten der anderen Fischer, die durch seine eigene g Aktivität entsteht Rivalität im Konsum „Tragedy of the Commons“ (G. Hardin 1968) 96 5. Die optimale Fang-/Erntemenge (7) • Denkbare Instrumente zur Entschärfung von Allmende-Problemen: Saisons- und Gebietsschließungen technologische Restriktionen (z.B. Bootgrößen) Reduktion von Flottengrößen Erhebung von Steuern (Handelbare) Fangquoten 97 Technische Universität München Teil B: Marktlehre – theoretische Grundlagen I Rationale Konsumwahl I. II. Theorie der Unternehmung III. Markt- und Preistheorie Aufbau: Rationale Konsumwahl • 1. Einleitung • 2. Budgetrestriktion • 3. Präferenzen des Konsumenten • 4. Haushaltsoptimum • 5. Individuelle Nachfrage 99 1. Einleitung (1) • Realer Wirtschaftskreislauf: Wirtschaftliches System Konsumgüter Unternehmungen Produktionsfaktoren Haushalte 100 1. Einleitung (2) • Privater Haushalt: Wirtschaftseinheit, die Einkommen (Y) bezieht Konsumgüter (C) verbraucht Steuern (T) zahlt und mittels Ersparnis (S) Vermögen bildet Einnahmen-Ausgaben-Gleichung: Y = C + T + S 101 1. Einleitung (3) • Ziel: Verstehen der rationalen Konsumwahl als Optimierungsproblem • subjektive Präferenzen vs. objektive Restriktionen (wie Einkommen und zu bezahlende Preise) • Indifferenzkurven zur Dastellung der Präferenzen • Budgetrestriktion g zur Darstellung g der Einschränkungen g 102 1. Einleitung: Beispiel (1) • Kauf einer CD für 10 Euro Situation 1: Sie verlieren auf dem Weg in den Laden 10 Euro. Situation 2: Beim Verlassen des Geschäfts rutscht Ihnen die gekaufte CD aus der Hand und zerbricht. • Wie würden Sie sich verhalten? Situation Sit ti 1 1: K Kaufen f Si Sie di die CD ttrotzdem? t d ? Situation 2: Würden Sie die CD nochmals kaufen? Source: Frank 2000, p. 69 103 1. Einleitung: Beispiel (2) • Grundsätzlich: In beiden Situationen Verlust von je 10 Euro, der Sie nicht wesentlich ärmer macht Antwort sollte in beiden Situation gleich sein. • Resultat: 54% sagen “ja” in Situation 1; 32% sagen “ja” in Situation 2. Source: Frank 2000, p. 70 104 2. Budgetrestriktion: Güterbündel • Vereinfachung: betrachten zwei Güter (Wohnraum und Nahrung) Food [kg/wk] 6 B A 5 30 50 Shelter [m²/wk] 105 2. Budgetrestriktion: Graphische Darstellung • M: wöchentl. Einkommen; PS, PF: Preise; S, F: Mengen PSS + PFF = M (Ausgaben (A b = Ei Einkommen) k ) • Umformung: F = (M/PF) – (PS/PF)S Food [kg/wk] M/PF Steigung = – (PS/PF) M/PS Shelter [m [m²/wk] /wk] 106 2. Budgetrestriktion: Auswirkung einer Preisänderung • Annahme: Mieterhöhung von PS1 auf PS2 Food [kg/wk] M/PF Neue Steigung = – (PS2/PF) M/PS2 M/PS1 Shelter [m²/wk] 107 2. Budgetrestriktion: Auswirkung einer Einkommensänderung • Annahme: Einkommen sinkt von M1 auf M2 Food [kg/wk] M1 /PF M2 /PF M2 /PS M1 /PS Shelter [m²/wk] 108 2. Budgetrestriktion: Verallgemeinerung zu N Gütern • 2 Güter: Budgetrestriktion ist eine Gerade • 3 Güter: Ebene in einem 3-dimensionalen Raum • N Güter: Hyperebene im N-dimensionalen Raum P1X1 + P2X2 +…+ + + PnXn = M • Einfache Lösung: Zusammenfassen der N-1 anderen Güter in ein Kombinationsgut Y (A. Marshall, ca. 1900) • Preis von Y kann auf 1 normiert werden Ymax = M/1 = M Kombinationsgut M M/P1 Gut 1 109 3. Präferenzen des Konsumenten: Präferenzordnung (1) • Präferenzordnung: Eine subjektive Rangordnung von Güterbündeln • Wir betrachten zwei Bündel A und B. Der Konsument kann darüber eine der drei folgenden Aussagen machen: 1) A wird B vorgezogen 2)) B wird A vorgezogen g g 3) A und B sind gleichwertig. Source: Frank 2000, p. 79, 80 110 3. Präferenzen des Konsumenten: Präferenzordnung (2) • Eigenschaften der Präferenzordnung: 1. Vollständigkeit: Es muss entweder A>B oder A~B gelten. 2. Transitivität: Wenn A>B und B>C, dann gilt auch A>C. Ebenso, wenn A~B und B~C, dann gilt A~C. 3. Nichtsättigung: g g Wenn bei Bündel A mehr von einem Gut als bei Bündel B und von keinem Gut weniger, dann A>B. 4 Konvexität: Gemischte Güter werden vorgezogen 4. Source: Frank 2000, p. 80 111 3. Präferenzen des Konsumenten: Indifferenzkurven (1) Food [kg/wk] Besser als A Z A B Schlechter als A W C Shelter [m²/wk] 112 3. Präferenzen des Konsumenten: Indifferenzkurven (2) • Indifferenzkurve: beschreibt die Menge aller Güterbündel, die der Konsument als gleichwertig betrachtet betrachtet. Food [kg/wk] A B C Shelter [m²/wk] 113 3. Präferenzen des Konsumenten: Indifferenzkurven (3) • Durch jeden Punkt der Ebene geht eine Indifferenzkurve (wg. Vollständigkeit). Vollständigkeit) Food [kg/wk] I3 I2 I1 Shelter [m²/wk] 114 3. Präferenzen des Konsumenten: Indifferenzkurven (3) EXKURS: Höhenlinien Höhenlinien verbinden Punkte gleicher Höhe. Höhe Um einen Hügel oder Berg läuft eine solche (gedachte) Linie wie ein ebener Rundweg herum. Quelle: Tipps zum Kartenlesen ©Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern (www.lvg.bayern.de) 115 3. Präferenzen des Konsumenten: Indifferenzkurven (4) • Eigenschaften von Indifferenzkurven (und Indifferenzkurvenscharen): 1. Indifferenzkurven sind ubiquitär. 2. Indifferenzkurven haben eine negative Steigung. 3. Indifferenzkurven weiter rechts oben werden vorgezogen. 4 Indifferenzkurven können sich nicht schneiden. 4. schneiden Source: Frank 2000, p. 84 116 3. Präferenzen des Konsumenten: Indifferenzkurven (5) • Nehmen wir an, zwei Indifferenzkurven würden sich schneiden: E~D E D und dD D~F F E~F E F (wegen ( T Transitivität) iti ität) Aber: F>E (wegen Unersättlichkeit) Widerspruch! Food [kg/wk] D F E Shelter [m²/wk] 117 3. Präferenzen des Konsumenten: Grenzrate der Substitution (1) • Grenzrate der Substitution (GRS): Absolutwert der Steigung in einem Punkt der Indifferenzkurve. zeigt an, wie viel der Konsument bereit ist, vom Gut der horizontalen Achse herzugeben, um dafür 1 Einheit mehr vom anderen Gut zu haben. widerspiegelt die subjektive Wertung eines Gutes 118 3. Präferenzen des Konsumenten: Grenzrate der Substitution (2) Food [kg/wk] GRSA = IΔFA / ΔSAI ΔFA A ΔSA GRSB = IΔFB / ΔSBI B ΔFB ΔSB I1 Shelter [m²/wk] Source: Frank 2000, p. 85 119 4. Haushaltsoptimum (1) • Frage: Welches Güterbündel wählt der Haushalt unter Berücksichtigung seiner : Präferenzen (Indifferenzkurve) Restriktionen (Budgetrestriktion) Haushaltsoptimum 120 4. Haushaltsoptimum (2) • Optimum: Tangentialpunkt von Indifferenzkurve und Budgetrestriktion Food [kg/wk] A F F* G D E S* I1 I0 I2 Shelter [m [m²/wk] /wk] 121 5. Individuelle Nachfrage: Übersicht • Allgemeine Nachfragefunktionen: F = F(PF, PS, M) S = S(PF, PS, M) • Frage: Wie ändert sich die Nachfrage Nachfrage, bei einer c.p. c p -Änderung: Änderung: des eigenen Güterpreises? des Einkommens? (des Preises des anderen Guts)? 122 5. Individuelle Nachfrage: Die Preis-Konsum-Kurve Food [kg/wk] F2 F1 F0 E2 E1 E0 PKK I0 S2 S1 I1 I2 M0/PS2 M0/PS1 M0/PS0 Shelter [m²/wk] 123 5. Individuelle Nachfrage: Nachfragekurve (1) • Alle Informationen, die wir brauchen, um die individuelle Nachfragekurve zu konstruieren konstruieren, sind in der PKK enthalten enthalten. Preis von Wohnraum Nachgefragte Menge Wohnraum PS0 S0 PS1 S1 PS2 S2 124 5. Individuelle Nachfrage: Nachfragekurve (2) PS Individuelle Nachfragekurve E2 PS2 E1 PS1 PS0 E0 S2 S1 S0 Shelter [m²/wk] Source: Frank 2000, pp. 106,107 125 5. Individuelle Nachfrage: Die Einkommens-Konsum-Kurve Food [kg/wk] E2 F2 F1 F0 EKK E1 I2 E0 I1 I0 S0 S1 S2 M0/PS M1/PS M2/PS Shelter [m²/wk] 126 5. Individuelle Nachfrage: Die Engel-Kurve (1) • Das Analogon zur individuellen Nachfragekurve im Einkommensbereich ist die individuelle Engel-Kurve. Engel Kurve • Alle Informationen zur Konstruktion der individuellen Engel-Kurve sind in der IKK enthalten. Einkommen Nachgefragte Menge Wohnraum M0 S0 M1 S1 M2 S2 127 5. Individuelle Nachfrage: Die Engel-Kurve (2) M Individuelle Engel-Kurve Engel Kurve E2 M2 M1 M0 E1 E0 S0 S1 S2 Shelter [m [m²/wk] /wk] 128 Technische Universität München Teil B: Marktlehre – theoretische Grundlagen I Rationale Konsumwahl I. II. Theorie der Unternehmung III. Markt- und Preistheorie Aufbau: Theorie der Unternehmung • 1. Einleitung • 2. Effiziente Produktion • 3. Kostenminimierung • 4. Unternehmensoptimum 130 1. Einleitung (1) • Realer Wirtschaftskreislauf: Wirtschaftliches System Konsumgüter Unternehmungen Produktionsfaktoren Haushalte 131 1. Einleitung (2) • Unternehmung: Wirtschaftseinheit, die Güter verkauft und aus deren Verkauf Umsatzerlöse (U) erzielt Produktionsfaktoren einsetzt und damit Kosten (C) auf sich nimmt Steuern (T) zahlt durch Ersparnis (S) Vermögen bildet Einnahmen-Ausgaben-Gleichung: U = C + T + S 132 1. Einleitung (3) • Firmen bestehen meist aus vielen Individuen konsequente Anwendung mikroökonomischer Prinzipien sollte von Entscheidungen dieser Individuen ausgehen • Hier: Firma als Individuum Reduktion von Komplexität, p , um Märkte zu begreifen g • Nicht: Verständnis des Innenlebens von Organisationen, Organisation als soziales Gebilde Gebilde, etc etc. Organisationsökonomik, BWL 133 2. Effiziente Produktion: Kurzfristige Produktionsfunktion (1) • Grundbegriffe: Produktion: Prozess der Transformation von Inputs zu Outputs Inputs: Produktionsfaktoren Produktionsfunktion: • beschreibt funktionalen Zusammenhang zwischen Input und Output; • gibt ibt an, wie i viel i lO Output t t man mit it d den IInputs t höchstens hö h t erreichen i h kann 134 2. Effiziente Produktion: Kurzfristige Produktionsfunktion (2) • Annahmen: 2 Produktionsfaktoren: Kapital K, Arbeit L Q=F(K,L) Beispiel: Q=2KL • Kurzfristige Analyse: mindestens einer der Produktionsfaktoren ist fix meistens Kapital (kann nur zu extrem hohen Kosten variiert werden) 135 2. Effiziente Produktion: Kurzfristige Produktionsfunktion (2) • Beispiel: Q=2K0L K0=1 Q=2L K0=3 Q=6L Q Q L L 136 2. Effiziente Produktion: Kurzfristige Produktionsfunktion (3) • Für realistischere kurzfristige Produktionsfunktionen: Q=0, Q 0 wenn d der variable i bl F Faktor=0 kt 0 Steigung zunächst positiv: dQ/dL > 0 für L klein Steigung zunächst zunehmend: d2Q/dL2 > 0 für L klein Gesetz des abnehmenden Grenzertrags: d2Q/dL2 < 0 für L > Lkrit eventuell: dQ/dL < 0 Q L 137 2. Effiziente Produktion: Wichtige Konzepte (1) • Faktorgrenzproduktivität (MP): gibt an, um wie viel der Output steigt, wenn etwas mehr vom variablen Input eingesetzt wird. 1. Ableitung der kurzfristigen Produktionsfunktion. Hier: MPL=dQ/dL • Durchschnittsproduktivität (AP): gibt ibt an, wie i viel i l Ei Einheiten h it O Output t t Q mit it einer i Ei Einheit h it L iim Durchschnitt erzeugt werden, d.h. APL=Q/L Graphisch: Steigung der Sekante aus dem Ursprung an die Produktionsfunktion 138 2. Effiziente Produktion: Wichtige Konzepte (2) Q L MP, AP APL L MPL 139 2. Effiziente Produktion: Wichtige Konzepte (3) • Graphisch Vergleich der Steigung der Produktionsfunktion und der Steigung der Sekante an die Produktionsfunktion MPL ≈ APL für niedrige Werte von L APL erreicht ihr Maximum bei APL = MPL 140 2. Effiziente Produktion: Isoquante (1) • Langfristig: alle Produktionsfaktoren variabel • Ei Isoquante Eine I t besteht b t ht aus allen ll IInputkombinationen, tk bi ti di die auff ein i bestimmtes Outputniveau führen K Q=15 Q=12 Q 12 Q=10 L • Bemerkung: Wert der Isoquante hat kardinale Interpretation, anders als Indifferenzkurve 141 2. Effiziente Produktion: Isoquante (1) • Grenzrate der technischen Substitution (Isoquantensteigung): gibt an, wie viel zusätzliche Einheiten von Input K nötig sind, um die Produktion trotz einer kleinen Reduktion des anderen Inputs L konstant zu halten. Erinnerung: GRS misst, wie viel zusätzliche Einheiten von Y nötig sind, um einen Konsumenten für ein Opfer von X zu kompensieren. p Bemerkung: GRTS nimmt meist ab, d.h. Reduktion von L muss mit wenig K kompensiert werden werden, wenn L groß ist. ist 142 2. Effiziente Produktion: Isoquante (3) • Vollkommene Substitute: Beispiel: B i i l 2A Arten B Benzin i GRTS konstant • Vollkommene Komplemente: Beispiel: Schreibmaschine und Schreibkraft GRTS=0 wenn L/K gross GRTS=-∞ wenn L/K klein 143 2. Effiziente Produktion: Skalenerträge (1) • Manche Güter können “besser” auf hohem Outputniveau produziert werden werden. • Zunehmende Skalenerträge: Proportionale Erhöhung aller Faktoren überproportionales Outputwachstum • Beispiel: F(2K, 2L)=3F(K, L) • Idee: zunehmende Skalenerträge können durch Spezialisierung erreicht werden werden. • Mögliche Folgen: Bei zunehmenden Skalenerträgen versorgt ein U t Unternehmen h d den ganzen M Markt kt (“ (“natürliches tü li h M Monopol”) l”) 144 2. Effiziente Produktion: Skalenerträge (2) K C 16 8 4 B A Q0=45 Q0=20 Q0=10 2 4 8 L 145 2. Effiziente Produktion: Skalenerträge (3) • Wichtig: abnehmende Skalenerträge folgen aus dem Gesetz der abnehmenden Grenzerträge. Grenzerträge • Skalenerträge: sämtliche Faktoren werden hochgefahren • Grenzerträge: Ergebnis der Variation eines Produktionsfaktors, mindestens 1 Faktor fix • Abnehmende Grenzerträge: Eigenschaft der meisten Produktionsfunktionen unabhängig von Skalenerträgen Produktionsfunktionen, Skalenerträgen. 146 3. Kostenminimierung: Isokostenlinie • Inputs: Kapital K, Arbeit L; Faktorpreise: r, w; Gesamtkosten C • Definition: Die Isokosten-Gerade besteht aus allen InputKombinationen, die bei gegebenen Faktorpreisen auf die gleichen Kosten führen. g • C = rK +wL K = (C/r) – (w/r) L K C/r Steigung = – (w/r) C/w L 147 4. Unternehmensoptimum (1) • Frage: optimale Inputkombination • Ziel: gegebenen Output zu minimalen Kosten bereitstellen oder: bei gegebenen Kosten den Output maximieren. 148 4. Unternehmensoptimum (1) Quelle: http://www.mikrooekonomie.de/Unternehmenstheorie/Grenzrate%20der%20technischen%20Substitution.htm 149 4. Unternehmensoptimum • Optimalitätsbedingungen: Kostenminimum liegt g dort,, wo Isokostengerade g die Isoquante q tangiert GRTS= – (w/r) bei gegebenen Kosten höchste Isoquante bzw. bzw gegebene Isoquante bei niedrigsten Kosten) K K* Q0 L* L 150 4. Unternehmensoptimum: Anwendung (1) • Frage: Warum wird Kies in Nepal von Hand abgebaut, in einem Industrieland aber maschinell? • Annahmen: identische Isoquantensysteme für verschiedene Länder Nutzungspreis g p von Kapitalgütern p g r: • weltweit ähnlich (Baumaschinen international handelbar) Nutzungspreis N t i d der A Arbeit b it (L (Lohnsatz) h t ) w: • in Nepal bis zu 100 mal niedriger als in einem Industrieland 151 4. Unternehmensoptimum: Anwendung (1) K Steigung = – (wD/r) K*D Steigung g g = – ((wNepal/r)) K*Nepal Q= 1 Tonne L*D L*Nepal L 152 Technische Universität München Teil B: Marktlehre – theoretische Grundlagen I Rationale Konsumwahl I. II. Theorie der Unternehmung III. Markt- und Preistheorie Aufbau: Markt- und Preistheorie • 1. Einleitung • 2. Qualitative Beschaffenheit eines Marktes • 3. Quantitative Besetzung eines Marktes • 4. Konkurrenzmarkt • 5. Preiselastizität der Nachfrage • 6. Preiselastizität des Angebots 154 1. Einleitung: Definition Markt • Ein Markt: Ursprünglich: Ort, an dem Käufer und Verkäufer einander physisch, von Angesicht zu Angesicht, gegenübertreten. Allgemein: Mechanismus, mit dessen Hilfe Käufer und Verkäufer miteinander in Beziehung treten, um Preis und Menge einer Ware oder Dienstleistung zu ermitteln. „Ökonomischer Ökonomischer Ort“ Ort eines Tausches Abgrenzung in räumlicher, sachlicher und zeitlicher Hinsicht Quelle: Samuelson/Nordhaus (2007) 155 1. Einleitung: Die unsichtbare Hand (1) • Adam Smith (1776): „The Wealth of Nations“ Individuen handeln „wie von einer unsichtbaren Hand geleitet“ Individuelle, vom Eigeninteresse geleitete Entscheidungen können auch zum Vorteil der Gesellschaft ausfallen. 156 1. Einleitung: Die unsichtbare Hand (2) • Adam Smith (1776): „The Wealth of Nations“ „Jeder Mensch ist bemüht, sein Kapital so einzusetzen, dass er daraus den größtmöglichen Wert bezieht. Er möchte damit i.A. nicht dem öffentlichen Interesse dienen und weiß auch nicht, wie sehr er diesem dient. Er hat ausschließlich seine eigene Sicherheit, seinen eigenen Nutzen im Sinn. Und er wird dabei von einer unsichtbaren Hand geleitet, letztlich doch ein Ziel zu verfolgen, das es ursprünglich nicht beabsichtigt hatte. Indem der Mensch seinen eigenen g Nutzen anstrebt, fördert er häufig g den Nutzen der Gesellschaft wirksamer, als hätte er dies beabsichtigt. beabsichtigt.“ 157 1. Einleitung: Die unsichtbare Hand (3) • Metzger und Bäcker: Metzger besitzt 2 EH Wurst, mit je U(Wurst) = 5 Bäcker besitzt 2 EH Brot, mit je U(Brot) = 5 Beide: U(Wurstbrot) = 20 Beide stellen sich (und damit die Gesamtwohlfahrt) durch einen i T Tausch h jje einer i EH W Wurstt b bzw. B Brott b besser, obwohl b hl b beide id nur in ihrem eigenen Interesse gehandelt haben. Aber: Marktversagen möglich 158 1. Einleitung: Transaktionskosten (1) • Kosten, die bei der Benutzung eines Marktes entstehen, z.B.: Informationsbeschaffungs- /Anbahnungskosten • Bsp: Kosten für Marktforschung Vereinbarungskosten • Bsp: Kosten im Zusammenhang mit Vertragsabschlüssen Abwicklungskosten • Bsp: Transportkosten Kontrollkosten • Bsp: Einhaltung von Termin-, Qualitäts-, Mengenabsprachen Anpassungskosten/Änderungskosten 159 1. Einleitung: Transaktionskosten (2) • Ex-ante vs. Ex-post-Transaktionskosten • Transaktionskosten beeinflussen Make-or-Buy-Entscheidungen Je geringer die Transaktionskosten (insbesondere in Relation zu den Produktionskosten), desto eher ist es für einen Produzenten günstiger, das benötigte Vorprodukt am Markt zu beziehen und nicht selbst zu produzieren. 160 1. Einleitung: Marktmorphologie • Strukturanalyse des Marktes: 1. qualitative Beschaffenheit: • vollkommene und unvollkommene Märkte • organisierte und nicht organisierte Märkte • Märkte mit beschränktem und unbeschränktem Zugang • freie und regulierte Märkte globale Märkte • lokale, nationale und g • Käufer- und Verkäufermärkte 2 quantitative Besetzung: 2. • Anzahl und relative Größe der Marktteilnehmer 161 2. Qualitative Beschaffenheit: vollkommen u. unvollkommen (1) Homogenitätsbedingung • Vollkommener Markt: 1. Sachliche Gleichartigkeit der Güter (Homogenität) 2. Nichtvorhandensein persönlicher Präferenzen von Käufern für bestimmte Verkäufer. 3. Nichtvorhandensein räumlicher Differenzierungen g zwischen den einzelnen Anbietern bzw. Nachfragern. 4 Nichtvorhandensein zeitlicher Differenzierungen zwischen 4. den einzelnen Anbietern bzw. Nachfragern. 5. Vollständige Markttransparenz 162 2. Qualitative Beschaffenheit: vollkommen u. unvollkommen (2) Homogenitätsb di bedingung=1 1 Homogenitätsbedingung=0 • Markttransparenz=1 p Markttransparenz=0 p vollkommener Markt temporär unvollkommener Markt unvollkommener Markt „Gesetz der Unterschiedslosigkeit der Preise“ Auf vollkommenem Markt kann es nur einen einheitlichen Preis geben,, zu dem alle Umsätze g g getätigt g werden. 163 2. Qualitative Beschaffenheit: vollkommen u. unvollkommen (3) • Wichtig: die Bezeichnungen vollkommener und unvollkommener Markt dürfen nicht als Werturteile aufgefasst werden werden. • Der vollkommene Markt stellt das System von Bedingungen dar, das einen reibungslosen Ablauf des Marktgeschehens und eine sehr schnelle Bildung des Marktpreises garantiert. • Aber: vollkommene Konsumgütermärkte wären relativ trostlos ((uniforme Güter,, kein „Laden an der Ecke“,, kein aufmerksamer Ober….) 164 2. Qualitative Beschaffenheit: organisiert und nicht organisiert • organisierte Märkte: das Zusammentreffen von Anbietern und Nachfragern erfolgt nach von einer Instanz festgelegten Regeln und in besonderen Einrichtungen. Bsp.: Börse, Auktionen, Messen • nicht organisierte Märkte: Angebot und Nachfrage treffen mehr oder weniger zwanglos aufeinander. 165 2. Qualitative Beschaffenheit: unbeschränkt und beschränkt • Mä kt mit Märkte it unbeschränktem b h ä kt Z Zugang: Das Eindringen neuer Anbieter bzw. Nachfrager ist jederzeit möglich • Märkte mit beschränktem Zugang: Das Eindringen neuer Anbieter bzw. Nachfrager ist nur unter bestimmten Bedingungen bzw. gar nicht möglich. Mögliche Mö li h Gründe G ü d für fü Markthemmnisse: M kth i • rechtlich • z.B. B Investitions-, I titi N Neugründungs-, ü d Ni d l Niederlassungsverbote b t • rechtlich-wirtschaftlich • z.B. z B spezielle Steuern • wirtschaftlich • z.B. z B mangelndes Kapital, Kapital mangelnde Qualifikation 166 2. Qualitative Beschaffenheit: frei und reguliert • freier Markt: Preis bildet sich durch autonome Entscheidungen der Marktpartner • regulierter Markt: Staat greift in Preisgestaltung ein Festlegung eines Fest-, Mindest- oder Höchstpreises z.B. Mindestlohn 167 2. Qualitative Beschaffenheit: lokal, national und global • lokale oder regionale Märkte: Produkte mit hohen Transportkosten Produkte mit schneller Verderbnis Personalisierte Dienstleistungen • nationale Märkte: nationale rechtliche Rahmenbedingungen nationale Traditionen, Normen und Sprachbarrieren • globale Märkte: Weltmarktpreis 168 2. Qualitative Beschaffenheit: Käufer- und Verkäufermärkte • Käufermärkte: Angebot größer als Nachfrage Position des Käufers stärker als des Verkäufers • Verkäufermärkte: Nachfrage größer als Angebot Position des Verkäufers stärker als des Käufers Heute: Käufermärkte Früher (Nachkriegsjahre): Verkäufermärkte 169 3. Quantitative Besetzung: Einleitung • Wesentlich: Anzahl und relative Größe der Marktteilnehmer • Symmetrieannahme: Marktteilnehmer unterscheiden sich nicht oder nur unwesentlich in ihrer relativen Größe (Anteil am Gesamtangebot/nachfrage des Marktes) Anzahl und relative Größe der Marktteilnehmer hängen voneinander ab: • einer groß • wenige mittel • viele klein 170 3. Quantitative Besetzung: Polypol Markt • Kein Anbieter ist groß genug, den Marktpreis zu beeinflussen ((vollständiger g Wettbewerb)) 171 3. Quantitative Besetzung: Angebotsoligopol Markt • Bsp. Deutschland: Strommarkt, Fahrtreppenbau, Mobilfunkmarkt • Spezialfall: Duopol (Pepsi/Coca (Pepsi/Coca-Cola; Cola; Airbus/Boeing; Intel/AMD Intel/AMD…)) 172 3. Quantitative Besetzung: Nachfrageoligopol Markt • viele Forstbetriebe, wenige Sägewerke • Bsp: Weltkakaomarkt (Cargill/Archer Daniels Midland/Callebaut) 173 3. Quantitative Besetzung: Angebotsmonopol Markt • Bsp: p Lotteriemonopol; p ; Früher: Postmonopol p 174 3. Quantitative Besetzung: Nachfragemonopol Markt • Realität: meist nur eingeschränktes Monopson ((militärische Produkte,, Produkte für Inhaber von Angebotsmonopolen) g p ) 175 3. Quantitative Besetzung: Übersicht (1) Nachfrager einer wenige viele Bilaterales Monopol Beschränktes Monopol Monopol p wenige Beschränktes Monopson Bilaterales Oligopol Oligopol viele Nachfragemonopol ((Monopson) p ) Nachfrageoligopol ((Oligopson) g p ) Polypol Anbie eter einer • Hauptproblem: Abgrenzung Oligopol/Polypol (wenig/viele) 176 3. Quantitative Besetzung: Übersicht (2) „Ein Ei Oligopol Oli l (Oligopson) (Oli ) liegt li t vor, wenn die di Anzahl A hl der d Anbieter (Nachfrager) so gering ist, der Anteil des Einzelnen am Gesamtmarkt ist also so hoch ist , dass der einzelne Marktteilnehmer mit seinem Einfluss auf das Marktgeschehen rechnen muss, dass also „oligopolistisches Verhalten“ als das Resultat der objektiven Marktstruktur betrachtet werden kann.“ Quelle: Ott (1991), S. 43 177 4. Konkurrenzmarkt: Vorgehen 1a) Rationale Konsumwahl: individuelle Nachfrage 1b) Theorie der Unternehmung: individuelles Angebot P P Q Q 2a) horizontale Addition: Marktnachfrage g 2a) horizontale Addition: g Marktangebot Marktnachfrage g + Marktangebot g Marktgleichgewicht 178 4. Konkurrenzmarkt: Die Marktnachfrage (1) • Einfacher Fall: Markt mit zwei Nachfragern P P P 20 20 20 16 16 16 12 12 12 8 8 8 4 4 4 d1 2 4 6 8 10 12 Q d2 2 4 6 8 10 12 Q D 2 4 6 8 10 12 Q Individuelle Nachfrage 1 + Individuelle Nachfrage 2 = Marktnachfrage Quelle: Frank 2000, p. 119 179 4. Konkurrenzmarkt: Die Marktnachfrage (2) • Beispiel 1: Nachfrage John: P = 30 – 2QJ Nachfrage Sam: P = 30 – 3QS wobei QJ, QS die Mengen bezeichnen, die von John resp. Sam nachgefragt g g werden. Was ist die Marktnachfrage? QJ = 15 – (P/2) QS = 10 – (P/3) Q = QJ + QS = 15 – (P/2) + 10 – (P/3) = 25 – (5P/6) Nach P auflösen: P = 30 – (6Q/5) ( Q ) Source: Frank 2000, pp. 119,120 180 4. Konkurrenzmarkt: Das Marktangebot • Einfacher Fall: Markt mit zwei Anbietern P P P 20 20 16 16 s1 12 20 16 s2 12 12 8 8 8 4 4 4 2 4 6 8 10 12 Individuelles Angebot 1 Q 2 4 6 8 10 12 + Individuelles Angebot 2 Q S 2 4 6 8 10 12 Q = Marktangebot 181 4. Konkurrenzmarkt: Das Marktgleichgewicht (1) • Marktnachfrage + Marktangebot Marktgleichgewicht p Angebot E p* Nachfrage X* X 182 4. Konkurrenzmarkt: Das Marktgleichgewicht (2) • Eigenschaften des Marktgleichgewichtes: Stabilität Existenz Eindeutigkeit 183 4. Konkurrenzmarkt: Stabilität des Marktgleichgewichtes p ÜberschussAngebot Angebot ph p* pl ÜberschussNachfrage Nachfrage X 184 4. Konkurrenzmarkt: Existenz des Marktgleichgewichtes p Nachfrage Angebot X 185 4. Konkurrenzmarkt: Eindeutigkeit des Marktgleichgewichtes p Nachfrage Angebot X 186 4. Konkurrenzmarkt: Kräfte hinter der Nachfragekurve • Durchschnittseinkommen Bsp: Mit steigenden Einkommen kaufen die Leute mehr Autos Autos. • Marktgröße Bsp: Eine Bevölkerungszunahme treibt Autoverkäufe nach oben. • Preise verwandter Güter (Substitute und Komplemente) Bsp: Niedrigere Benzinpreise erhöhen die Nachfrage nach Autos. • Präferenzen Bsp: Ein neues Auto zu haben wird zum Statussymbol. • Spezielle Einflüsse Bsp: Angebot an alternativen Transportmitteln, erwartete künftige Preissteigerungen, g g Wetter Quelle: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 83 187 4. Konkurrenzmarkt: Kräfte hinter der Angebotskurve • Technologie Bsp: CAD und CAM senken die Produktionskosten und erhöhen das Angebot • Faktorpreise Bsp: p Niedrigere g Löhne senken die Produktionskosten und erhöhen das Angebot g • Preise verwandter Güter Bsp: Bei sinkenden LKW-Preisen steigt das PKW-Angebot PKW-Angebot. • Wirtschaftspolitische Maßnahmen Bsp: B B Beseitigung iti von Importquoten I t t und d Zöllen Zöll auff iimportierte ti t Autos A t erhöht höht d das Angebot. • S Spezielle i ll Einflüsse Ei flü Bsp: Wetter Source: based on Samuelson/Nordhaus 2007, p. 53 188 4. Konkurrenzmarkt: Verschiebung der A/N-Kurven • Beispiele für Angebotserhöhung: Neue Anbieter aus dem In- und Ausland Erhöhung der Produktivität Windwurf Sinken der Preise anderer Güter …. • Beispiele für Nachfragesenkung: Sinken von Preisen für Konkurrenzprodukte Rückgang der Konjunktur; Steuererhöhung … 189 4. Konkurrenzmarkt : Angebotserhöhung • Wirkung einer Angebotserhöhung: p↓, X↑ p p0* p1* E0 E1 X0* X1* X 190 4. Konkurrenzmarkt: Angebotssenkung • Wirkung einer Angebotssenkung: p↑, X↓ p p1* p0* E1 E0 X1* X0* X 191 4. Konkurrenzmarkt: Nachfrageerhöhung • Wirkung einer Nachfrageerhöhung: p↑, X↑ p E1 p1* p0* E0 X0* X1* X 192 4. Konkurrenzmarkt: Nachfragesenkung • Wirkung einer Nachfragesenkung: p↓, X↓ p E0 p0* p1* E1 X1* X0* X 193 4. Konkurrenzmarkt: Saisonale Preisänderungen • Frage: Warum ist der Preis mancher Güter und Leistungen (wie z B Äpfel) niedrig in Monaten mit großem Absatz z.B. Absatz, während der Preis anderer Güter und Leistungen (wie z.B. Ferienwohnungen) dann besonders hoch ist? • Erklärung: Äpfel: saisonale Zunahme des Angebots Ferienwohnungen: saisonale Zunahme der Nachfrage 194 5. Preiselastizität der Nachfrage: Einführung • Mit der Theorie von Angebot und Nachfrage lassen sich eine ganze Reihe von praktischen Fragen beantworten beantworten. • Wir müssen wissen, wie stark Angebot und Nachfrage auf Preisänderungen reagieren. • Die quantitative Beziehung zwischen dem Preis und der gekauften/angebotenen Menge wird mit dem Konzept der Elastizität ermittelt. 195 5. Preiselastizität der Nachfrage: Definition (1) • Definition: Die Preiselastizität der Nachfrage (auch nur: “Preiselastitzität”), misst, inwieweit sich die nachgefragte Menge eines Gutes i f l von Preisänderungen infolge P i ä d verändert ä d (prozentuale ( l Änderung Ä d der nachgefragten Menge dividiert durch prozentuale Ä d Änderung des d Preises) P i ) Quelle: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 68 196 5. Preiselastizität der Nachfrage: Definition (2) • N Numerisch: i h ED = ((% Änderung g der nachg. g Menge) g ) / (% ( Preisänderung) g) = (dQ/Q) / (dP/P) • Der Einfachheit wird das Minuszeichen weggelassen. • Drei Kategorien: Wenn eine 1% Preisänderung eine mehr als 1% Änderung der nachgefragten Menge nach sich zieht, spricht man von preiselastischer Nachfrage. Wenn eine 1% Preisänderung eine weniger als 1% Änderung der nachgefragten Menge nach sich zieht, spricht man von preisunelastischer Nachfrage. Sonderfall: ED=1 Quelle: Samuelson/Nordhaus 2007, pp. 68,69 197 5. Preiselastizität der Nachfrage: Einflussgrößen (1) • Die Preiselastizität der Nachfrage ist sehr unterschiedlich: Gut/Dienstleistung Preiselastizität der Nachfrage g Erbsen 2.8 Strom 1.2 Bier 1.19 Filme 0.87 Flugreise 0.77 Schuhe 0.70 Quelle: Frank 2000, p. 126 198 5. Preiselastizität der Nachfrage: Einflussgrößen (2) 1) Für lebensnotwendige Güter wie Nahrungsmittel, Schuhe und Treibstoff ist die Nachfrage zumeist unelastisch. unelastisch Man kann nicht auf sie verzichten, nur weil ihr Preis steigt. Luxusgüter lassen sich im Gegensatz dazu meist problemlos substituieren. 2) Güter, die man problemlos substitutieren kann, weisen meist eine elastischere Nachfrage auf als jene jene, für die es keinerlei Ersatz gibt. 199 5. Preiselastizität der Nachfrage: Einflussgrößen (3) 3) Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Zeit, die den Leuten bleibt, um auf Preisänderungen zu reagieren reagieren. Beispiel Benzin: Bei Preisanstieg werden die Leute ihr Auto nicht sofort verkaufen. verkaufen • Kurzfristig gesehen ist die Nachfrage nach Benzin eher unelastisch. • Auf A f längere lä Si Sicht ht jedoch j d h werden d di die L Leute t ih ihr V Verhalten h lt anpassen (kleineres, sparsameres Auto, mit dem Fahrrad fahren, die Bahn nehmen sich näher am Arbeitsplatz niederlassen nehmen, niederlassen…)) • Preiselastizität der Nachfrage auf lange Sicht gesehen höher als k f i ti kurzfristig. 200 5. Preiselastizität der Nachfrage: Einflussgrößen (3) • Vorläufiges Resultat: Die Preiselastizität der Nachfrage einzelner Güter wird von wirtschaftlichen Faktoren bestimmt. Die Elastizität ist tendenziell höher: • wenn es sich um Luxusgüter g handelt,, • wenn Ersatzgüter verfügbar sind • wenn die di K Konsumenten t länger lä Z Zeit it h haben, b ih ihr V Verhalten h lt anzupassen Quelle: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 68 201 5. Preiselastizität der Nachfrage: Beispiel (1) • Beispiel: P D 120 100 B A 80 D 60 40 20 Q 40 80 120 160 200 240 280 320 202 5. Preiselastizität der Nachfrage: Beispiel (2) • Beispiel: Punkt A: Preis = 90 und Menge = 240 Punkt B: Preis = 110 und Menge = 160 Die Formel für die prozentuale Preisänderung lautet dP/P. Es ist nicht ganz offensichtlich, welcher Wert für P im Nenner einzusetzen ist Wir verwenden den Durchschnittspreis p als Basispreis p für die Berechnung der Preisänderung (analog für die Menge) Prozentuale Preisänderung: dP/P = 20/100 = 20% Prozentuale Mengenänderung: dQ/Q = -80/200 = -40% ED = 40/20 = 2 Quelle: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 69 203 5. Preiselastizität der Nachfrage: Extreme • Nachfrage ist vollkommen unelastisch, wenn die nachgefragte Menge auf die Preisänderung überhaupt nicht reagiert reagiert. • Nachfrage ist vollkommen elastisch, wenn eine geringfügige Preisänderung zu einer unendlich großen Änderung Ä der nachgefragten Menge führt. P D D‘ Vollkommen unelastische Nachfrage (ED = 0) D‘ Vollkommen elastische Nachfrage(ED = ∞) D Q Quelle: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 70 204 5. Preiselastizität der Nachfrage: Elastizität und Ertrag • Viele Unternehmen wollen wissen, ob steigende Preise die Erträge (= Preis mal Menge) heben oder senken senken. • Diese Frage hat z.B. für Fluglinien große Bedeutung, müssen sie doch darüber entscheiden entscheiden, ob es sich lohnen könnte könnte, die Preise anzuheben anzuheben, und ob die höheren Preise die geringere Nachfrage ausgleichen würden. • 3 Fälle: Bei preisunelastischer Nachfrage verringert eine Preissenkung den Gesamtertrag Bei preiselastischer Nachfrage erhöht eine Preissenkung den G Gesamtertrag t t Im Grenzfall ED=1: Preissenkung bewirkt keinerlei Veränderung des G Gesamtertrages t t Quelle: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 72 205 5. Preiselastizität der Nachfrage: Anwendungen (1) • A Anwendung d 1: 1 Flugreisen Fl i Geschäftsreisende reagieren unelastisch, Freizeitreisende eher elastisch. Im Idealfall würden die Fluglinien Geschäftsreisenden natürlich gerne einen relativ hohen Preis verrechnen, während sie den Preis für Freizeitreisende niedrig genug halten würde, um eine maximale Auslastung zu garantieren. Aber: wie können die beiden Klassen von Passagieren getrennt werden? Antwort: Preisdiskriminierung: von verschiedenen Kunden für dieselbe Dienstleistung verschiedene Preise verlangen (Rabatte für Vorausbucher oder für Leute, die übers Wochenende bleiben) Quelle: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 73 206 5. Preiselastizität der Nachfrage: Anwendungen (2) • Anwendung 2: Das Paradoxon der Superernte: Annahme: in einem bestimmten Jahr beschere die Natur der Bauernfamilie eine besonders reiche Ernte. Aber: Das gute Wetter und die Superernte haben sich auf das Einkommen der Familie und auf das der anderen Landwirte negativ ausgewirkt. Wie das? Antwort: Die wichtigen Lebensmittelmärkte, etwa für Weizen und Mais, sind in der Regel unelastisch unelastisch. Das zusätzliche Angebot durch die Superernte drückt den Preis, doch der niedrigere Preis bewirkt keinen Anstieg der Nachfrage Nachfrage. Das impliziert, dass gute Ernten einen geringen Ertrag (geringer Wert P*Q) zur Folge haben haben. Source: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 73 207 5. Preiselastizität der Nachfrage: Anwendungen (3) • Anwendung 3: Die Auswirkung von Tabaksteuern auf das Rauchen: Manchen Leute sagen: “Rauchen ist eine solche Sucht, dass Raucher jeden Preis bezahlen.” New Jersey verdoppelte seine Tabaksteuer 1998. Der Durchschnittspreis stieg von $2.40 auf $2.80 pro Packung. Zigarettenkonsum nahm von 52 auf 47.5 Millionen Packungen zurück. Elastizitätsformel: ED = 0.59. Empirie: E i i Zi Zigarettennachfrage tt hf auff kurze k Sicht Si ht unelastisch, l ti h aber b reagiert klar auf Preis. Source: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 74 208 5. Preiselastizität der Nachfrage: Anwendungen (4) • Anwendung 4: Der langsame und stetige Rückgang der Landwirtschaft: Die Landwirtschaft war einmal der wichtigste Wirtschaftszweig. Im letzten Jahrhundert sind die Preise für lw. Produkte im Vergleich zu den Einkommen und zu anderen Preisen drastisch gesunken. Quelle: Samuelson/Nordhaus 2007, pp. 76,77 209 5. Preiselastizität der Nachfrage: Anwendungen (5) Nachfrageseite: Nachfrage nach landw. Produkten steigt langsam an (preisunelastische Nachfrage) Angebotsseite: Hohe Produktivitätszunahme (Mechanisierung, Düngung Bewässerung Düngung, Bewässerung, spezielle Züchtungen) hat enormes Angebotswachstum ermöglicht. P D D‘ S S‘ E1900 Etoday S S‘ D D‘ Q Source: Samuelson/Nordhaus 2007, pp. 76,77 210 6. Preiselastizität des Angebots: Definition (1) • Nicht nur die Nachfrage ändert sich bei steigenden oder fallenden Preisen. Preisen • Unternehmen machen ihre Produktionsmenge auch vom Preis abhängig. Ökonomen definieren die Preiselastizität des Angebots als das Ausmaß der Veränderung der angebotenen Menge eines Gutes in Abhängigkeit von seinem Marktpreis. • Definition: Die Preiselastizität des Angebots ist die prozentuale Änderung der angebotenen Menge dividiert durch die prozentuale Änderung des Preises. Quelle: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 74 211 6. Preiselastizität des Angebots: Definition (2) • Berechnung: ES = (% Änderung der ang. Menge) / (% Preisänderung) = (dQ/Q) / (dP/P) • Jetzt: Reaktion der Menge auf Preis ist meistens positiv • Drei Kategorien: Wenn eine 1% Preisänderung eine mehr als 1% Änderung der angebotenen Menge nach sich zieht, spricht man von preiselastischem Angebot. Wenn eine 1% Preisänderung eine weniger als 1% Änderung der angebotenen Menge nach sich zieht, spricht man von preisunelastischem Angebot. Sonderfall: ES=1 212 6. Preiselastizität des Angebots: Extreme • Extreme: Angebot ist vollkommen unelastisch wenn die angebotene Menge überhaupt nicht auf Preisänderungen reagiert. Angebot ist vollkommen elastisch wenn eine kleine Preisänderung zu einer unendlichen großen Mengenänderung führt. P S S‘ Vollkommen unelastisches Angebot(ES = 0) S‘ Vollkommen elastisches Angebot (ES = ∞) S Q Quelle: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 75 213 6. Preiselastizität des Angebots: Einflussfaktoren 1) Die Leichtigkeit, mit der sich die Produktion steigern lässt: Wenn alle Inputs problemlos zu den gängigen Marktpreisen aufgetrieben werden können, lässt sich die Produktion schon bei einer geringen Preissteigerung kräftig erhöhen (ES rel. groß). Wenn die Produktionskapazität stark eingeschränkt ist, löst auch eine starke Erhöhung des Preises nur minimale Mengenänderungen g g aus ((ES rel. klein). ) 2) Der Zeitraum der Betrachtung: Unmittelbar U itt lb nach h einem i P Preisanstieg i ti sind i d Fi Firmen hä häufig fi nicht i ht iin der Lage ihre Inputs zu vermehren. 214 Technische Universität München Teil C: Außenhandelstheorie – Grundlagen Aufbau: Außenhandelstheorie – Grundlagen • 1. Einleitung • 2. Das Ein-Güter-Modell • 3. Die Theorie der komparativen Kosten 216 1. Einleitung: Überblick • Außenhandelstheorie (Theorie des internationalen Handels): befasst sich mit den Problemen des Handels zwischen verschiedenen Ländern Erklärt, wieso internationaler Handel stattfindet, bzw. welche Auswirkungen dieser Handel auf die beteiligten Akteure hat. • Nationen als relevante Wirtschaftseinheiten (nicht Regionen oder Einzelpersonen): international Mobilität von Produktionsfaktoren beschränkt innerhalb eines Staates gleiche Rahmenbedingungen 217 1. Einleitung: Zentrale Fragestellungen • Was bestimmt die Richtung und Struktur des internationalen Handels? • Wie groß ist der Umfang des Handels und wie bestimmen sich die Preise, zu denen die Güter getauscht werden? • Welche Effekte haben Handelsrestriktionen? 218 1. Einleitung: Internationaler Handel vs. Binnenhandel • Drei wichtige Unterschiede zwischen Binnenhandel und dem internationalen Handel: 1. Souveräne Staaten 2. Erweiterte Handelsmöglichkeiten: Könnte man nur inländische Waren konsumieren, wäre die Welt ärmer. 3. Wechselkurse: der relative Preis verschiedener Währungen (z.B. der Preis von USD in Euro) Source: Samuelson/Nordhaus 2007, pp. 297, 298 219 1. Einleitung: Die Quellen des internationalen Handels • Frage: Worin bestehen die wirtschaftlichen Faktoren, die die Muster des internationalen Handels bestimmen? • Antwort: Für die einzelnen Länder ist es aus verschiedenen Gründen vorteilhaft, sich am internationalen Handel zu beteiligen: Unterschiedliche natürliche Ressourcen Verschiedene Geschmäcker Kostenunterschiede Source: Samuelson/Nordhaus 2007, pp. 298, 299 220 1. Einleitung: Annahmen der Außenhandelstheorie • Flexible Preise und vollständige Konkurrenz • Gegebene Faktorausstattung • Alle Produzenten eines Landes haben die gleiche Technologie • Gegebene Konsumpräferenzen innerhalb eines Landes • Keine Transport Transport-, Informations Informations- und Kommunikationskosten • Gegebene und bekannte Einkommensverteilung innerhalb eines L d Landes 221 2. Das Ein-Güter-Modell: Aggregation zur Gesamtnachfrage • Bsp.: 60 Millionen Nachfrager (von Holz) Preis [[€/m3] Preis [[€/m3] 400 400 183 m3 11 Mio. m3 222 2. Das Ein-Güter-Modell: Aggregation zum Gesamtangebot • Bsp.: 110‘000 Anbieter (von Holz) Preis [[€/m3] Preis [[€/m3] 400 400 100 m3 11 Mio. m3 223 2. Das Ein-Güter-Modell: Internationaler Handel (1) Preis [€/m3] Preis [€/m3] S D Überschußangebot (Exportangebot) 600400- 400Überschußnachfrage (Importnachfrage) 200S D 11 Binnenmarkt Mio m3 Mio m3 Weltmarkt 224 2. Das Ein-Güter-Modell: Internationaler Handel (2) • 3 Situationen: Weltmarktpreis = Preis auf Binnenmarkt kein Außenhandel Weltmarktpreis > Preis auf Binnenmarkt Holzexport Weltmarktpreis < Preis auf Binnenmarkt Holzimport • Wichtig: Ist Überschußnachfrage/Überschußangebot eines L d iim V Landes Vergleich l i h mit it W Weltmarktvolumen lt kt l kl klein, i kkann ein i Weltmarktpreis ≠ Preis auf Binnenmarkt beliebig lange bestehen. für kleines Land ist Weltmarktpreis ein Datum 225 2. Das Ein-Güter-Modell: Einbezug des Wechselkurses (1) II I Preis [USD] 1 USD = 2 € C‘ C ṗ‘ B‘ B Preis [€] EXA IMN m3 Holz B Überschußnachfrage ṗ C III 45° Preis [€] Überschußangebot IV 226 2. Das Ein-Güter-Modell: Einbezug des Wechselkurses (2) II 1 USD = 1 € I Preis [USD] C‘‘ 1 USD = 2 € EXA‘ ṗ‘‘ ṗ B‘‘ B ṗ‘ C‘ EXA IMN‘ B‘ B IMN Preis [€] m3 Holz B Überschußnachfrage ṗ 45° III C Preis [€] Überschußangebot IV 227 2. Das Ein-Güter-Modell: Einbezug des Wechselkurses (3) • Zwischenfazit: Ein kleines Land, dessen Währung im Wert steigt, dessen • Exportangebot nimmt ab • Importnachfrage nimmt zu Ein kleines Land, dessen Währung im Wert sinkt, dessen • Exportangebot nimmt zu • Importnachfrage nimmt ab Ein kleines Land hat keinen Einfluss auf den Weltmarktpreis Weltmarktpreis. 228 3. Die Theorie der komparativen Kosten: Einleitung (1) • David Ricardo 1817: internationale Spezialisierung ist für Staaten von Nutzen • Ein Land kann selbst dann durch Handel profitieren, wenn es bei der Produktion aller Güter absolut effizienter (oder weniger effizient) als andere Länder ist. • Jedes Land profitiert wenn es sich auf Produktion und Export jjener Güter spezialisiert, p , die es zu relativ niedrigen g Kosten herstellen kann. • Im Gegensatz dazu profitiert ein Land Land, wenn es jene Güter importiert, deren Produktion für es relativ teuer ist. Source: Samuelson/Nordhaus 2007, pp. 299, 300 229 3. Die Theorie der komparativen Kosten: Einleitung (2) • Vereinfachung: Zwei Regionen, zwei Güter Erforderlicher Arbeitseinsatz (Arbeitsstunden) Amerika Europa 1 Nahrungsmitteleinheit 1 3 1 Bekleidungseinheit 2 4 Produkt P d kt Source: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 300 230 3. Die Theorie der komparativen Kosten: Einleitung (3) • Amerika hat bei der Produktion beider Güter einen absoluten Vorteil, weil die absolute Produktionseffizienz in Amerika höher ist als in Europa Europa. • Trotzdem verfügt Amerika über einen komparativen Vorteil bei Nahrung, während Europas komparativer Vorteil in der Bekleidung liegt. • Um die Auswirkungen des Handels zu analysieren, muss man die Mengen an Nahrungsmitteln und Bekleidung messen, die in jeder Region g p produziert und konsumiert werden: 1. ohne internationalen Handel 2 mit 2. it internationalem i t ti l H Handel d l und d wenn sich i h jjede d R Region i auff d das Gebiet ihres komparativen Vorteils spezialisiert. Source: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 300 231 3. Die Theorie der komparativen Kosten: Ohne Handel • Reallohn eines Arbeiters für eine Arbeitsstunde in Amerika: 1 Einheit Nahrung oder 1/2 Einheit Bekleidung • Reallohn eines Arbeiters für eine Arbeitsstunde in Europa: 1/3 Einheit Nahrung oder 1/4 Einheit Bekleidung • Natürlich sind die Preise für Nahrung und Bekleidung in den beiden isolierten Regionen bei vollständigem Wettbewerb wegen untersch hohen Produktionskosten verschieden hoch: untersch. In Amerika ist Bekleidung doppelt so teuer wie Nahrung. In Europa ist der Preis für Bekleidung nur 4/3 des Nahrungsmittelpreises. 232 3. Die Theorie der komparativen Kosten: Mit Handel (1) • Bekleidung ist in Amerika relativ teurer (Preisverhältnis von 2/1 verglichen mit 4/3) Amerika importiert Bekleidung Preise fallen • Lebensmittel sind in Europa relativ teurer (Preisverhältnis von 3/4 verglichen mit 1/2) Europa p importiert p Lebensmittel Preise fallen • Nach all den Anpassungsprozessen des internationalen Handels müssen die Preise für Kleidung und Nahrungsmittel in Europa und Amerika ausgeglichen sein. • Ohne weiteres Wissen über die genaue Angebots- und Nachfrageentwicklung können wir das genaue Preisniveau nicht im voraus bestimmen. 233 3. Die Theorie der komparativen Kosten: Mit Handel (2) • Aber wir wissen, dass die relativen Preise irgendwo zwischen dem europäischen Preisverhältnis (Nahrung/Bekleidung 3/4) und jenem in Amerika (1/2) liegen müssen. • Nehmen wir an, dass das endgültige Verhältnis bei 2/3 liegt, was bedeutet, dass zwei Einheiten Bekleidung gegen drei Einheiten Nahrung gehandelt werden können • Der Einfachheit halber messen wir die Preise in USD und nehmen an, dass der Freihandelspreis für Nahrung 2 USD beträgt, woraus abzuleiten ist, dass der Preis für Bekleidung bei 3 USD liegt. 234 3. Die Theorie der komparativen Kosten: Mit Handel (3) • Zwischenfazit Im freien Handel haben die Regionen ihre Produktivitätsaktivitäten verschoben: • Amerika: Bekleidung↓, Lebensmittel↑ • Europa: p Bekleidung↑, g↑, Lebensmittel↓ ↓ Im Freihandel verlagern die Länder ihre Produktion auf die Gebiete ihres jeweiligen komparativen Vorteils Vorteils. 235 3. Die Theorie der komparativen Kosten: Viele Länder • Die Einführung vieler Länder muss unsere Analyse nicht unbedingt verändern. verändern Für jedes Land lassen sich alle anderen Länder zu einer Gesamtgruppe “restliche Welt” zusammenfassen. Die bereits dargelegten Prinzipien gelten ebenso zwischen Gruppen von Ländern wie zwischen verschiedenen Regionen desselben Landes. Source: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 305 236 3. Die Theorie der komparativen Kosten: Viele Güter • W Wenn zweii R Regionen i b beii kkonstanten t t K Kosten t viele i l Güt Güter erzeugen, kann diese Produktion entsprechend dem jeweiligen komparativen Kostenvorteil aufgeteilt werden. Komparativer Vorteil Mik MikroproComputer Flugzeuge zessoren Amerikas • Autos Wein Komparative Vorteil Croissants Europas Wir können fast sicher prognostizieren prognostizieren, dass die Öffnung gegenüber dem Außenhandel Amerika dazu veranlasst, Mikroprozessoren zu exportieren während sich Europa auf Croissants konzentriert exportieren, • Frage: Wo aber liegt die Trennlinie zwischen amerikanischer und europäischer Produktion? • Antwort: Das hängt von Angebot und Nachfrage der einzelnen Güter ab. Source: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 305 237 3. Die Theorie der komparativen Kosten: Multilateraler Handel • Kommen viele Länder ins Spiel, so wirkt sich die Aufnahme von Dreiecks oder multilateralen Handelsbeziehungen ii.A. DreiecksA vorteilhaft aus. Entwicklungsländer Öl Japan Elektronische Konsumartikel Computer USA • NB: In der Realität sind die Handelsmuster sehr viel komplexer als in diesem Beispiel. Source: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 305 238 3. Die Theorie der komparativen Kosten: Bewertung • Zwei wichtige Einschränkungen der Theorie der komparativen Kosten: Klassische Annahmen, d.h. kein Marktversagen betrachtet Einkommensverteilung, d.h. die Auswirkungen des Handels auf einzelne Menschen, Sektoren oder Produktionsfaktoren nicht betrachtet • Trotz der genannten Einschränkungen ist die Theorie des k komparativen ti V Vorteils t il eine i d der grundlegendsten dl d t „Wahrheiten“ W h h it “ d der gesamten Volkswirtschaftslehre. Source: Samuelson/Nordhaus 2007, p. 306 239 Technische Universität München Teil D: Internationale Holzmärkte Aufbau: Internationale Holzmärkte • 1. Einleitung • 2. Entwicklung Waldfläche/Holzeinschlag • 3. Weltholzhandel • 4. Ausblick 241 1. Einleitung: Einige Zahlen • Waldfläche: ca. 4 Milliarden Hektar (weltweit) ca. 11 Millionen Hektar (Deutschland) • Anteil Wald an der totalen Landfläche: 30,3 30 3 % (weltweit) 31,7 % (Deutschland) • Waldfläche pro Kopf: 0,62 Hektar (weltweit) 0,14 Hektar (Deutschland) Quelle: FAO (2005) 242 1. Einleitung: Nationen mit den größten Waldflächen Rest 34% Russland 20% Brasilien 12% Indien Peru 2% 2% Indonesien 2% D Dem. R Republik blik Australien Kongo 4% 3% Kanada 8% China 5% USA 8% Quelle: FAO (2005) 243 1. Einleitung: Wälder weltweit 25 % 15 % 18 % 16 % 21 % 5% Q ll FAO (2005) Quelle: 244 2. Entwicklung Waldfläche/Holzeinschlag (1) • Jährliche Veränderungsraten der Waldfläche 2000-2005 (in %): Quelle: FAO (2005) 245 2. Entwicklung Waldfläche/Holzeinschlag (2) • Jährliche Veränderungsraten der Waldfläche nach Regionen (in Mio ha): Quelle: Altwegg und Meier (2009), S. 16 246 2. Entwicklung Waldfläche/Holzeinschlag (2) • Rohholzeinschlag nach Nutz- und Brennholz weltweit 1961-2005: Quelle: Dieter (2009), S. 8 247 2. Entwicklung Waldfläche/Holzeinschlag (3) • Pro-Kopf-Verbrauch von Rohholz nach Region (2000): Quelle: Altwegg und Meier (2009), S. 46 248 2. Entwicklung Waldfläche/Holzeinschlag (4) • Der Welthandel mit Nutz- und Brennholz 1961-2005: Quelle: Dieter (2009), S. 10 249 2. Entwicklung Waldfläche/Holzeinschlag (5) • Zwischenfazit: abnehmende Waldfläche weltweit (7,3 Millionen ha/Jahr) steigender Holzeinschlag 250 3. Weltholzhandel: Umrechnungsfaktoren • Rohholz, Nutzholz (m³): 1 m³(r) • Nadelschnittholz (m³): 1,4 m³(r) • Laubschnittholz (m³): 1,5 m³(r) • Holzwerkstoffe (m³): 1,7 m³(r) • Holz- u. Holz u Zellstoff (t): 4 4,2 2 m³(r) m (r) • Papier und Pappe (t): 3,5 m³(r) 251 3. Weltholzhandel: Entwicklung • Entwicklung des Weltholzhandels 1963 1963-1999: 1999: Quelle: Altwegg und Meier (2009), S. 48 252 3. Weltholzhandel: Die 8 Regionen Quelle: Ollmann (2003) 253 3. Weltholzhandel: Weltholzhandel 1999 (in Mio. m³) Quelle: Altwegg und Meier (2009), S. 49 254 3. Weltholzhandel: Holz und Waren aus Holz • Holz Rohholz • Nadelrundholz • Laubrundholz • Hackschnitzel Schnittholz • Nadelschnittholz Holz und Waren aus Holz • Laubschnittholz Holzwerkstoffe • Papier Holz- und Zellstoff Papier und Pappe 255 3. Weltholzhandel: Holz und Waren aus Holz 1993 • Handelsmenge: 622 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 256 3. Weltholzhandel: Holz und Waren aus Holz 2002 • Handelsmenge: 900 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 257 3. Weltholzhandel: Holz 1993 • Handelsmenge: 262 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 258 3. Weltholzhandel: Holz 2002 • Handelsmenge: 381 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 259 3. Weltholzhandel: Rohholz/Nutzholz 1993 • Handelsmenge: 74 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 260 3. Weltholzhandel: Rohholz/Nutzholz 2002 • Handelsmenge: 115 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 261 3. Weltholzhandel: Nadelrundholz 1993 • Handelsmenge: 44 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 262 3. Weltholzhandel: Nadelrundholz 2002 • Handelsmenge: 71 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 263 3. Weltholzhandel: Laubrundholz 1993 • Handelsmenge: 30 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 264 3. Weltholzhandel: Laubrundholz 2002 • Handelsmenge: 44 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 265 3. Weltholzhandel: Hackschnitzel 1993 • Handelsmenge: 27 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 266 3. Weltholzhandel: Hackschnitzel 2002 • Handelsmenge: 41 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 267 3. Weltholzhandel: Schnittholz 1993 • Handelsmenge: 125 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 268 3. Weltholzhandel: Schnittholz 2002 • Handelsmenge: 158 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 269 3. Weltholzhandel: Nadelschnittholz 1993 • Handelsmenge: 99 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 270 3. Weltholzhandel: Nadelschnittholz 2002 • Handelsmenge: 136 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 271 3. Weltholzhandel: Laubschnittholz 1993 • Handelsmenge: 26 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 272 3. Weltholzhandel: Laubschnittholz 2002 • Handelsmenge: 30 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 273 3. Weltholzhandel: Holzwerkstoffe 1993 • Handelsmenge: 63 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 274 3. Weltholzhandel: Holzwerkstoffe 2002 • Handelsmenge: 108 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 275 3. Weltholzhandel: Papier 1993 • Handelsmenge: 360 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 276 3. Weltholzhandel: Papier 2002 • Handelsmenge: 519 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 277 3. Weltholzhandel: Holz- und Zellstoff 1993 • Handelsmenge: 125 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 278 3. Weltholzhandel: Holz- und Zellstoff 2002 • Handelsmenge: 166 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 279 3. Weltholzhandel: Papier und Pappe 1993 • Handelsmenge: 125 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 280 3. Weltholzhandel: Papier und Pappe 2002 • Handelsmenge: 166 Mio. m3 (r) Quelle: Ollmann (2003) 281 3. Weltholzhandel: Zwischenfazit • Der Weltholzhandel entwickelt sich dynamisch • Die Struktur verändert sich sowohl hinsichtlich der Zusammensetzung der Produktpalette als auch hinsichtlich des Gewichts der Regionen. • Osteuropa inkl. Russland sowie Südostasien sind die aufstrebenden Zentren im internationalen Holzhandel. • Brennholz wird bisher überwiegend regional gehandelt gehandelt. 282 3. Weltholzhandel: Die wichtigsten Akteure Quelle: Dieter (2009), S. 27 283 3. Weltholzhandel: Die Situation Deutschlands Quelle: Dieter (2009), S. 30 284 3. Weltholzhandel: Die Situation Deutschlands • Hauptaussagen: kontinuierlicher Anstieg von Importen und Exporten anfänglicher Importüberschuß abgebaut Bedeutung von Fertigwaren kontinuierlich gestiegen Rohholz nach wie vor von geringer Bedeutung 285 4. Ausblick: Wachsende Nachfrage nach Holz • Prognose für den Konsum von industriellem Rundholz: Quelle: Weiner et al. (2000) 286 4. Ausblick: Forstplantagen (1) • Anteile am industriellen Plantagenholzangebot nach Region (2000): Süd Südamerika 14% Ozeanien 4% Nord- und Zentralamerika 23% Afrika 3% Asien A i 18% Europa (inkl. Ehemaliger UdSSR) 38% Quelle: Altwegg und Meier (2009), S. 31 287 4. Ausblick: Forstplantagen (2) • Baumartenvorkommen auff Plantagen: B t k Pl t Akazien 4% Unspezifiziert 29% Eukalyptus 10% Gummi Gummibaum 5% Teak 3% andere Nadelbäume 11% andere Laubbäume 18% Kiefer 20% Quelle: Altwegg und Meier (2009), S. 28 288 4. Ausblick: Forstplantagen (3) Quelle: Altwegg und Meier (2009), S. 27 289