Posttraumatische Belastungsstörungen und

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SGPP Kong
ress 2014
Parallel- Se
ssion 4; 12.0
9.2014
Posttrauma
tische
Belastungs
störung un
d
Körpersym
ptome
Dr. Matthia
s Kollmann
Oberarzt P
sychotraum
Fachpsycho
atologie
therapeut fü
r Traumath
erapie
Clienia Litte
nheid AG
Fallvignette
Frau R. H. 54 Jahre:
Anamnese:
PTBS - Symptome: Flashbacks Numbing
wechselnd mit emotionaler Überflutung,
Hyperarousal, Konstriktion
Schmerzen im Nacken und vor allem der LWS mit Ausstrahlung in das rechte oder
linke Bein, dann Taubheitsgefühl des gleichseitigen Unterschenkels und Fußes.
Dauer der Attacken ca. 2 Stunden, Auslöser oft durch psychische Belastungen
Fallvignette
Frau R. H. 54 Jahre:
Biographie:
• Vater bedrohlich(„Exekutive der Mutter“)
• Zwillingsschwester als Verbündete gegen Eltern
• Grosseltern als Bezugspersonen verstorben als sie 11 Jahre alt war
Trauma-Anamnese:
• Emotional kalte und nur auf Leistung ausgerichtete Atmosphäre im Elternhaus
• Jahrelange z. T. sexuelle Gewalttätigkeit ihres Ex-Mannes, verbal abwertend
und tätlich,
• Missbrauch ihrer Schwester und deren Tochter durch ihren Ex-Mann
• 2005 Tankstellenüberfall
Klinische Symptomatik der komplexen PTBS
•
Flashbacks (visuell, auditiv, somatisch),
•
Übererregung (Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit,
Affektintoleranz, Konzentrationsstörungen)
•
Vermeidungsverhalten (Rückzug, Interesselosigkeit, Teilnahmslosigkeit)
•
Dissoziative Symptome
•
Emotionale Taubheit (reduzierte oder aufgehobene Gefühlswahrnehmung)
•
Somatisierungsstörung / -neigung, körperliche Erkrankungen
•
Reviktimisierungsneigung und Triggerung
•
Beeinträchtigtes Identitätsgefühl, Sinnverlust
Ersatzhandlungen:
Sucht (stoffgebunden, nicht stoffgebunden, Essstörungen)
Selbstverletzungen
Hermann 1993, Boos 2005
Anhaltende Somatoforme Schmerzstörung
ICD 10:F45.40
Die vorherrschende Beschwerde ist ein andauernder, schwerer und
quä
quälender Schmerz,
Schmerz der durch einen körperlichen Prozess oder eine
körperliche Störung nicht hinreichend erklärt werden kann. Er tritt in
Verbindung mit emotionalen Konflikten oder psychosozialen Belastungen
auf, denen die Hauptrolle für Beginn, Schweregrad, Exazerbation oder
Aufrechterhaltung der Schmerzen zukommt.
Die Folge ist meist eine beträchtlich gesteigerte persönliche oder
medizinische Hilfe oder Unterstützung.
Anhaltende Somatoforme Schmerzstörung
Symptomatik
Die häufigsten Symptome
Rückenschmerzen
30%
Kopf- und Gesichtsschmerzen
19%
Völlegefühl, Blähungen
13%
Bauchschmerzen
11 %
Palpitationen
11 %
Gleichgewichtsstörungen
9%
Schweißausbrüche
9%
Leichte Erschöpfbarkeit
8%
(repräsentative Stichprobe der deutschen Allgemeinbevölkerung, Rief et al. 2001)
Fallvignette
Frau R. H. 54 Jahre
Somatische Diagnostik:
•NMR: Leichte degenerative Veränderungen der HWS und LWS
•Orthopädisches Konsil: Leichtes HWS- und LWS- Syndrom mit leichten
altersentsprechenden degenerativen Veränderungen und Myogelosen
•Neurologisches Konsil: Kein pathologischer Befund
•Labor: CRP 7,5 mg/dl
Prävalenz PTBS
•
Nach Kriegserlebnissen: 50-60%
•
Nach Vergewaltigungen und sexuellem Missbrauch: 50-55%
•
Nach Verkehrsunfällen: 3-11%
•
Nach Natur-, Brand- und Feuerkatastrophen: 5%
•
Nach Zeugenschaft von Unfällen und Gewalthandlungen: 2-7%
Diese Prävalenz ist in allen Ländern etwa gleich gross.
Maerker 2007
Prävalenz Schmerzstörung
•
Sexuelle/körperliche Misshandlung in Kindheit erhöht die Wahrscheinlichkeit
von chronischen Schmerzen um 4-5x1
•
Bei Fibromyalgie 37% sexueller Missbrauch in Kindheit/Jugend2
•
Bei somatoformen Schmerzpatienten schlechte emotionale Bindung zu Eltern;
in 16% schwerer sexueller Missbrauch vor dem 15 Lj, 33% regelmässige
körperliche Misshandlung3
•
65% der Patienten mit atypischem Gesichtsschmerz zeigen gestörtes
Bindungsverhalten im AAI4
•
30% der High Health Care User berichten Kindheitstraumata5
1: Linton et al 1997; 2: Boisset-Pioro et al. 1995; 3: Egle et al 1998; 4: Slawsby 1995;
5: Heim et al 2009
Zusammenhang Schmerz und PTBS
•
Schmerzen können bei komorbider PTBS im Rahmen von Intrusionen
auftreten
•
Schmerzen können umgekehrt auch Intrusionen auslösen
•
Hyperarousal wirkt schmerzverstärkend und chronifizierend
•
Vermeidung erschwert Schmerzbewältigung und Aktivitätsaufbau
•
Bei Typ II Traumatisierung sind zusätzlich somatoforme Schmerzen und
dissoziative Symptome häufig
Köllner 2014
PTBS und körperliche Erkrankungen
-
Relatives Risiko für Herzinfarkt und letale KHK bei PTBS um 1,26 erhöht
(bedingt durch verlängerte endokrine Stressreaktion)1
-
Signifikant häufigeres Auftreten von immunologisch bedingten Erkrankungen
wie Asthma, Arthritis und Ekzem2
-
Intensivere Symptomatik des Schädel Hirntrauma bei Vorliegen einer PTBS3
4
1: Kubanski et al 2007; 2: Quershi et al 2009; 3: Bryant et al 2003 4: Hart ,Gieler 2006
Emotionale Deprivation in Kindheit und
Jugend psychogener Schmerzpatienten
Egle et al 1991
Bio-psychosoziale Mechanismen der
Schmerzentstehung
Egloff, Egle & von Känel 2009
Übersicht traumareaktiver Entwicklungen
Flatten et al 2011: S3 – Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung 2011
Trauma und Schmerz: Manual zur
Behandlung traumatisierter
Schmerzpatienten
Neurobiologische Erklärungsmodelle
Nach Kruse 2014
(Sapolsky 1996; McEwen 2003)
Disstress
Eustress
Hypothalamus
LC-NE
CRH/AVP
CRH/AVP
BD-NF
Glukocorticoide
Adrenalin
Noradrenalin
EGLE
Amygdala,
HYPERTROPHIE
Hippocampus,
Cortex
präfrontalis
DER AMYGDALA
HPA
u.egle@klinik–kinzigtal.de
STRESS UND ALLOSTASE
Synaptogenese
adaptives Verhalten
Lernen
Glukocorticoide
Somatisierung
Das Perpetual Avoidance Model
Liedl, Knaevelsrud 2008
Therapie
MPTT Mehrdimensionale psychodynamische Traumatherapie1:
PITT Psychodynamische imaginative Traumatherapie2 Traumazentrierte
Psychotherapie3
Phasen der Traumatherapie:
-I Stabilisierung
-II Traumakonfrontation / Arbeit mit Inneren Anteilen
-III Reintegration
1: Fischer et al 2009; 2: Reddemann 2004; 3: Sachsse 2004
I Stabilisierung
-Stabile therapeutische Arbeitsbeziehung
-Pharmakotherapie
-Psychoedukation –
Information und Aufklärung
-Imagination = Reaktivierung bekannter innerer Ressourcen
(Innerer Sicherer Ort, Innerer Tresor, Innerer Helfer, Baumübung, etc.)
-Skills, Achtsamkeitstraining
-Flashback – Management und Dissoziationsstopp
II Traumaexposition
Wirkprinzip:
Traumasynthese durch
Traumaexposition
Defragmentierung der vormals
dissoziierten Traumainhalte
und Integration in die individuelle Biographie1
Es zeigt sich hohe Wirksamkeit der Traumafokussierenden Verfahren ohne
signifikante Unterschiede der einzelnen Verfahren (Metaanlysen2,
systematische Reviews3).
1: Esslinger et al 1998; 2: Bradle et al 2005, Seidler et al 2006, Bisson et al 2007,
3: Cloitre 2009, Ponniah, Hollon 2009, Stein et al 2009
II Traumaexposition
Sceentechnik (Bildschirmtechnik)1
•EMDR (Eye Movement Desensitation and Reprocessing)2
•Beobachtertechnik3: ähnlich Bildschirmtechnik
•NET (Narrative Expositionstechnik)4
•Imagery Rescripting and Reprocessing5
•Kognitive Therapie6
•Prolonged exposure therapy7
•Cognitive Processing therapy8
1: Brom et al 1989, Sachsse et al 2006 modifiziert nach Besser 2009;
2: Shapiro 1998, Hoffmann 2009; 3: Reddemann 2004; 4: Lange et al 2003, Neuner et al 2004, 2009
5. Schmucker 1999, Hadouch, Steil 2014, 6: Ehlers, Clark 2000, 7: Eftekhari et al 2006 Foa et al 2014
8: Resick et al 1993, 2007
III Reintegration
•Zeit für Trost, Abschied, Trauer und Neuorientierung
•Fähigkeit der Abgrenzung von Wünschen und Erwartungen Anderer
•Stärkung eigener Interessen, Sinnfindung
•Wenn nötig: Entlastung von Schuldgefühlen
Fallvignette
Frau R. H. 54 Jahre:
Therapeutisches Vorgehen:
- Aufbau einer stabilen Arbeitsbeziehung
- Reaktivieren der Stabilisierungs- und Distanzierungstechniken der
ambulanten Phase
Traumakonfrontation:
- Auswahl einer Szene
- Konfrontation durch Screentechnik
Reintegration in der ambulanten Phase
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