2010 4 WissensWert Trabectedin: Therapie zur Behandlung fortgeschrittener Weichteilsarkome. Trabectedin (Handelsname Yondelis® ) ist ein Medikament, das man ursprünglich aus einer bestimmten Meerestierart - den Manteltieren oder Tunicata - gewonnen hat, das heute jedoch synthetisch von dem Unternehmen PharmaMar hergestellt wird. Es gehört zu den wenigen innovativen Arzneimitteln in der Behandlung von Weichteil­sarkomen, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind. Die den Krebs bekämpfende Wirkung beruht im Wesentlichen darauf, dass es bestimmte Proteine hemmt, die für ein korrektes Funktionieren der DNA unbedingt erforderlich sind. Die DNA (Desoxyribonukleinsäure) befindet sich im Kern einer Zelle und enthält die genetischen Informationen darüber, wie eine Zelle wächst, sich teilt und welche Aufgabe sie zu erfüllen hat. Trabectedin bindet an die DNA und produziert Brüche in der Kette, die tödlich für die Krebszellen sind. Es verlangsamt auch die Vermehrung der Krebszellen, indem es in ihren Zellzyklus eingreift. Die Therapie mit Trabectedin wird als intravenöse Infusion über einen zentral­ venösen Katheter verabreicht, und zwar jeweils alle drei Wochen über einen Zeitraum von 24 Stunden. Zusammen mit Trabectedin erhalten Patienten in der Regel ein Arzneimittel, das die Leber schützt und das Risiko reduziert, dass Nebenwirkungen auftreten wie Übelkeit und Erbrechen. In regelmäßigen Abständen wird der Gesundheitszustand des Patienten überprüft, um die Wirkungen der Therapie auf den Organismus zu überwachen. Der Arzt wird über die Behandlungsdauer entscheiden, je nach dem Befinden des Patienten und dem Verlauf seiner Erkrankung. Nebenwirkungen Wie jedes Medikament kann auch Trabec­ tedin Nebenwirkungen unterschiedlicher Art verursachen – wobei es durchaus Patienten gibt, bei denen keinerlei Nebenwirkungen auftreten. Im Folgenden werden die häufigsten Nebenwirkungen aufgeführt. 18 n Erschöpfung oder Fatigue Übelkeit und Erbrechen n Beeinträchtigung Verdauungsapparat – ggf ls. Durchfälle, Verstopfung n Entzündungen, Schwellungen im Mund n Veränderungen des Geschmacks n Eine verringerte Anzahl an Blutkörperchen. Kann dazu führen, dass Patienten anfälliger für Infektionen werden. n Möglicherweise eine erhöhte Blutungsneigung n Möglicherweise Störung der Leberfunktion n Erhöhung des Bilirubinspiegels im Blut kann eine Gelbsucht verursachen (eine Gelbfärbung der Haut, der Schleimhäute und der Augen) n Muskelschmerzen Andere Nebenwirkungen: n Haarausfall oder Gewichtsverlust n Kopfschmerzen n Erschwerte Atmung/Luftnot, Husten n Schlafstörungen n WICHTIG Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über ihre Nebenwirkungen! Für viele Nebenwirkungen gibt es Hilfen, Mittel, Gegenmaßnahmen! Kein Patient sollte unter vermeidbaren Nebenwirkungen leiden müssen oder glauben er könne seinen Arzt nicht damit „behelligen“. Wechselwirkungen Patienten sollten ihrem behandelnden Arzt unbedingt mitteilen falls sie vorhaben, weitere Medikamente einzunehmen, diese bereits einnehmen oder vor kurzem eingenommen haben. Dies gilt auch für Medikamente, die nicht rezeptpf lichtig sind sowie für Impfungen, Arzneimittel auf Pf lanzenbasis – alle oralen komplementären Therapien. Impfstoffe, die Partikel von Lebend­ viren enthalten (wie bei der Gelbfieberimpfung) sind während der Behandlung mit Trabectedin zu vermeiden. Trabectedin kann die Wirkung von Medikamenten, die Phenytoin enthalten (bei Epilepsie) abschwächen. Daher ist von diesen Medikamenten abzuraten. Sollten Patienten eines der folgenden Medikamente einnehmen, welche die Wirkung von Trabectedin abschwächen können, ist eine zusätzliche Kontrolle der Behandlung erforderlich: n Rifampicin (bei bakteriellen Infektionen) n Phenobarbital (bei Epilepsie) n Johanniskraut (Hypericum perforatum, ein Arzneimittel auf Pf lanzenbasis) Eine zusätzliche Kontrolle ist auch erforderlich, wenn Sie Medikamente nehmen, welche die Wirkung von Trabectedin verstärken könnten. Dazu gehören: n Ketoconazol oder Fluconazol (bei Pilzinfektionen) n Ritonavir (bei Aids) n Clarithromycin (bei bakteriellen Infektionen) n Cyclosporin (hemmt das Immunsystem des Körpers) n Verapamil (bei hohem Blutdruck und Herzerkrankungen) 2010 # .( /#( (/ #(/ / !C/ / 3 ! ( #( . " / #( #( . / Eine zusätzliche Kontrolle ist außerdem notwendig, wenn Trabectedin zusammen mit Medikamenten verabreicht wird, welche Statine enthalten (zur Senkung des Cholesterinspiegels und als Vorbeugung gegen kardiovaskuläre Erkrankungen). Behandlung mit Trabectedin: Genauer nachgefragt… Wer kann behandelt werden? Trabectedin ist angezeigt für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Weichteilsarkom (WTS) n die nicht für eine Behandlung mit Anthrazyklinen und Ifosfamid geeignet sind, n nach erfolgloser Behandlung mit diesen Wirkstoffen. Die derzeitigen Wirksamkeitsdaten basieren vorwiegend auf Patienten mit Liposarkomen oder Leiomyosarkomen. Für die Behandlung dieser beiden Sarkomarten und ggf ls. weiterer Sarkom-Subtypen sollten Patienten die Expertise erfahrener SarkomZentren einholen. Patienten im Kindesalter: Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Trabectedin bei pädiatrischen Patienten ist bislang nicht erwiesen. Es darf daher nicht bei Kindern und Jugendlichen angewendet werden, bis weitere Daten vorliegen. Ältere Patienten: Es wurden keine Studien speziell bei älteren Patienten durchgeführt. Insgesamt waren 20% der 1.164 Patienten in der integrierten Analyse zur Sicherheit der klinischen Prüfungen in der WTSMonotherapie über 65 Jahre alt. Es wurden keine relevanten Unterschiede im Sicherheitsprofil bei dieser Patientenpopulation festgestellt. Dosisanpassungen, die allein auf Alterskriterien basieren, werden nicht routinemäßig empfohlen. SARKOME 4 (/ (/ Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion müssen bestimmte Kriterien erfüllen, um eine Behandlung mit Trabectedin beginnen zu können. Desweiteren sind ggf ls. unter Therapie engmaschigere Kontrollen und spezielle Untersuchungen erforderlich. Welche Dosis ist empfohlen? Für die Behandlung des Weichteilsarkoms mit Trabectedin beträgt die empfohlene Dosis 1,5 mg/m 2 Körperoberf läche, gegeben als intravenöse Infusion über 24 Stunden mit einem dreiwöchigen Intervall zwischen den Therapiezyklen. Wie sollte die Therapie verabreicht werden? Trabectedin muss unter der Aufsicht eines in der Anwendung von Chemotherapien erfahrenen Arztes angewendet werden. Die Verabreichung sollte auf qualifizierte Onkologen oder sonstige auf die Gabe von zytotoxischen Substanzen spezialisierte medizinische Fachkreise beschränkt bleiben. Welche Blutuntersuchungen sollten vorgenommen werden und wann? Vor Beginn der Behandlung muss ein großes Blutbild und die Blutchemie erstellt werden, um sicherzustellen, dass dem Patien­ ten das Arzneimittel vom klinischen Standpunkt aus gegeben werden kann. In den ersten Zyklen sollte eine wöchentliche Überwachung der hämatologischen Parameter: - Bilirubin, - Aminotransferasen und Kreatin-Phosphokinase (CPK) erfolgen. In den nachfolgenden Zyklen sollten die oben genannten Werte mindestens einmal zwischen den Behandlungen überprüft werden. Sollte in allen Zyklen die gleiche Dosis gegeben werden? In allen Zyklen sollte die gleiche Dosis gegeben werden, vorausgesetzt es treten keine Nebenwirkungen (Toxizitäten) der Schwere­ grade 3-4 auf und der Patient erfüllt die Kriterien für eine erneute Behandlung. Vor einer erneuten Behandlung müssen Patienten speziell definierte Ausgangskriterien (Laborwerte) erfüllen. Wenn jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt (z.B. zwischen den Behandlungszyklen) bestimmte Werte nicht erfüllt sind, dann muss die Dosis für die nachfolgenden Zyklen auf 1,2 mg/m 2 bei Weichteilsarkomen (WTS) reduziert werden. Wurde eine Dosis aufgrund einer Toxizität reduziert, wird eine Dosiseskalation in den nachfolgenden Zyklen nicht empfohlen. Wenn es bei einem Patienten, der klinisch profitiert, in den nachfolgenden Zyklen erneut zu einer dieser Toxizitäten kommen sollte, kann die Dosis weiter auf 1 mg/m 2 bei WTS reduziert werden. Für den Fall, dass weitere Dosisreduktionen notwendig sind, sollte eine Beendigung der Behandlung in Betracht gezogen werden. Wie lange soll die Behandlung erfolgen? Die Behandlung mit Trabectedin sollte solange fortgesetzt werden, wie ein klinischer Nutzen festgestellt werden kann. In den klinischen Studien wurden keine Grenzen für die Zahl der durchzuführenden Zyklen festgelegt. Trabectedin wurde folgendermaßen über 6 Zyklen oder mehr angewendet: n WTS 29.5% der Patienten in Behandlung mit der Monotherapie. n Dieses Regime kam bis zu 38 Zyklen lang zur Anwendung. Es wurden keine kumulativen Toxizitäten (sich steigernde, addierende Nebenwirkungen) bei Patienten, beobachtet, die mit mehrfachen Zyklen behandelt wurden. 19