Kapitel 4: Wahrscheinlichkeitsrechnung und Kombinatorik 1 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4. Wahrscheinlichkeitsrechnung Die Wahrscheinlichkeitsrechung stellt Modelle bereit zur Beschreibung und Interpretation solcher zufälliger Erscheinungen, die statistische Gesetzmäßigkeiten zeigen. Eine wichtige Triebfeder für die Wahrscheinlichkeitsrechnung war das Glückspiel. Zahlreiche Mathematiker verdienten sich ihr Geld als Berater für Glücksspiele. 2 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.1. Zufallsexperiment und Ereignisse Begriffe: a) Zufallsexperiment: Ein Zufallsexperiment muss es folgende Eigenschaften aufweisen: • Alle möglichen Ergebnisse des Experiments sind vorab bekannt. • Das Ergebnis eines einzelnen Experiments kann nicht vorhergesagt werden (Zufälligkeit). • Das Experiment kann unter identischen Bedingungen beliebig oft wiederholt werden. b) Ergebnismenge (Ereignismenge, Ereignisraum, Menge der Grundergebnisse) Die Menge aller möglichen (einfachen) Ergebnisse des Zufallsexperiments wird Ergebnismenge (Ereignismenge, Ereignisraum) genannt. Sie wird mit Ω bezeichnet. Bei jeder Durchführung tritt genau einer der zu Ω gehörenden Ausgänge ein. 3 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.1. Zufallsexperiment und Ereignisse c) d) Ereignis Ein Ereignis A ist eine Teilmenge von der Ergebnismenge Ω, also A ⊆ Ω . Wir sagen: Das Ereignis A ist eingetreten, wenn das Ergebnis des Zufallsexperiments ein Element von A ist. ω∈A ⊆Ω ⇒ ω∉A ⊆Ω⇒ A ist eingetreten A ist nicht eingetreten Elementarereignis einelementige Teilmenge von Ω, nicht weiter zerlegbar, besteht nur aus einem einzigen Versuchsergebnis. 4 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.1. Zufallsexperiment und Ereignisse e) Sicheres Ereignis Die Menge Ω stellt das Ereignis dar, das in jedem Fall eintritt und wird das sichere Ereignis genannt. f) Unmögliches Ereignis Tritt nie ein, die leere Menge { } bzw. ∅ ⊆ Ω beschreibt das unmögliche Ereignis. g) Realisierung eines Zufallsexperiments/Versuchsausgang: Das Ergebnis der tatsächlichen Durchführung eines Zufallsexperiments. Beachten Sie: „Versuchsausgang“ bzw. „Ergebnis eines Zufallsexperiments“ ist nicht das Gleiche wie „Ereignis“! Mit jedem Versuchsausgang treten gewisse Ereignisse ein und andere nicht. 5 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.2. Ereignisalgebra Bei der Ereignisalgebra werden Ereignisse miteinander verknüpft, um andere Ereignisse zu erhalten. Seien A und B Ereignisse mit A, B ⊆ Ω . a) Das Ereignis A und B entspricht A ⋂ B b) Das Ereignis A oder B entspricht A ⋃ B c) Das Gegenereignis von A, ist das Ereignis, das eintritt, wenn A nicht eintritt. Es wird mit Ā = Ω\A bezeichnet. d) Die Ereignisse A und B heißen unvereinbar, wenn A ⋂ B = { }. e) Die Ereignisse A und B heißen vereinbar, wenn A ⋂ B ≠ { }. f) Die Implikation Ereignis A folgt aus Ereignis B bedeutet B tritt ein ⇒ A tritt ein bzw. B ⊆ Α. Tipp: Benutzen Sie a) – c), um Text in Formeln umzuwandeln. 6 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.3. Laplace-Experiment Ein Laplace-Experiment ist ein Zufallsexperiment mit den folgenden Eigenschaften: Das Zufallsexperiment hat nur endlich viele mögliche Elementarergebnisse Jedes dieser Elementarergebnisse ist gleich wahrscheinlich Deshalb gilt: 1. Bei einem Laplace-Experiment mit n möglichen Elementarereignissen, besitzt jedes dieser Elementarereignisse die Wahrscheinlichkeit 1/n. 2. Die Wahrscheinlichkeit P(A) eines beliebigen Ereignisses A ⊆ Ω berechnet sich als P ( A) = k , wobei k die Anzahl der Elementarereignisse in A ist, n n die Anzahl der Elementarereignisse in Ω ist. Alternative Darstellung: Mit |A| bzw. |Ω| bezeichnen wir die Anzahl der Elemente von A bzw. Ω P( A) = Anzahl der für A günstigen Fälle A = Ω Anzahl aller möglichen Fälle 7 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.3. Laplace-Experiment Beispiele: - Fairer Würfel: P({i})=1/6 für i = 1,…,6 - Würfeln mit zwei verschiedenen Würfeln: A1 = „Augensumme 4“, A2 = „gleiche Augenzahl“ ⇒ P(A1) = 3/36 = 1/12 |A1| = 3, |A2| = 6, | Ω | = 36 P(A2) = 6/36 = 1/6 - Münzwurf: P({Kopf}) = P({Zahl}) = 1/2 Gegenbeispiele: Keine Laplace-Experimente sind - Werfen einer Reißzwecke mit den Elementarereignissen „liegt auf der Spitze“ und „liegt auf der Kappe“ - Würfeln mit zwei Würfeln, wobei nur die Augensumme betrachtet wird: Ω = {2,3,4, … , 12} aber P({6}) = P({1,5}, {2,4}, {3,3}, {4,2}, {5,1}) = 5/36 ≠ 1/11 Um bei einem Laplace-Experiment die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses richtig zu berechnen, muss man die Anzahl der möglichen und günstigen Elementarereignisse abzählen – das ist eine kombinatorische Fragestellung Kombinatorik (Lehre des Abzählens). 8 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.4. Kombinatorik („Kunst des Abzählens“) Grundproblematik: • Auswählen einer Teilmenge aus einer Grundmenge („Ziehen“) • Anordnen der Elemente einer Menge Bezeichnungen: • n-Menge: • k-Stichprobe: … … Menge von n Elementen (alle verschieden) Teilmenge von k Elementen einer Grundmenge • • geordnet: ungeordnet: … … Reihenfolge ist wichtig (Variationen) Reihenfolge ist unwichtig (Kombinationen) • mit Zurücklegen … • ohne Zurücklegen … gezogenes Element wird vor der nächsten Ziehung zurückgelegt gez. Element wird nicht zurückgelegt 9 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.4. Kombinatorik („Kunst des Abzählens“) a) Fundamentales Zählprinzip – Produktregel: • Aus r Mengen M1, ... , Mr mit n1, … , nr Elementen lassen sich N = n1 · n2 · … · nr verschiedene r-Tupel (x1, x2, … ,xr) bilden mit xi ∈ Mi oder • Hat man eine Folge von Entscheidungen zu treffen, bei denen es für die i. Entscheidung ni Möglichkeiten gibt (i = 1, … , r), dann ist die Gesamtzahl aller möglichen Entscheidungs-Folgen gegeben durch N = n1 · n2 · … · nr Für die vier Grundprobleme der Kombinatorik gilt: b) Geordnete k-Stichproben mit Zurücklegen (Variationen mit Wiederholung) • Einer n-Menge kann man N = nk geordnete k-Stichproben mit Zurücklegen entnehmen. 10 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.4. Kombinatorik („Kunst des Abzählens“) c) Geordnete k-Stichproben ohne Zurücklegen (Variationen ohne Wiederholung) • Einer n-Menge kann man ( n ) k = n ⋅ (n − 1) ⋅ K ⋅ (n − k + 1) = n! (n − k )! geordnete k-Stichproben ohne Zurücklegen entnehmen. Sonderfall für k = n: Permutation • Eine n-Menge kann auf (n! = „n-Fakultät“) (n)n = n · (n – 1) · … · 2 · 1 = n! Arten angeordnet werden. Bemerkung: Fakultät • n! = 1 · 2 · 3 · … · n (lies: n Fakultät) und 0! = 1 (Definition) Berechnung von n! mit Taschenrechner • bis 69! i. d. R. mindestens möglich 1 n • für größere n näherungsweise mit lg(n! ) ≈ lg(2π n) + n lg 2 e (Formel von Stirling); lg = Logarithmus zur Basis 10 – TR: log-Taste 11 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.4. Kombinatorik („Kunst des Abzählens“) d) Ungeordnete k-Stichproben ohne Zurücklegen (Kombinationen ohne Wiederholung) • Einer n-Menge kann man n n ⋅ ( n − 1) ⋅ K ⋅ (n − k + 1) n! = = 1⋅ 2 ⋅K⋅ k ( n − k )!⋅k! k (k ≤ n ) ungeordnete k-Stichproben ohne Zurücklegen entnehmen. Sprechweise: • Binomialkoeffizient: „n über k“ n k e) Ungeordnete k-Stichproben mit Zurücklegen (Kombinationen mit Wdh.) • Einer n-Menge kann man n + k − 1 ( n + k − 1)! = k ( n − 1)!⋅k! ungeordnete k-Stichproben mit Zurücklegen entnehmen. 12 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.4. Kombinatorik („Kunst des Abzählens“) Übersicht: Stichprobenauswahl k aus n mit Zurücklegen ohne Zurücklegen mit Beachtung der Reihenfolge n ohne Beachtung der Reihenfolge n + k − 1 k k mit Mehrfachbesetzung n! = (n )k (n − k )! n k ohne Mehrfachbesetzungen mit unterscheidbaren Kugeln nicht unterscheidbare Kugeln Verteilen von k Kugeln auf n Zellen 13 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.4. Kombinatorik („Kunst des Abzählens“) Permutationen • • Permutation = Anzahl der möglichen Anordnungen oder Vertauschungen Permutationen ohne Wiederholung: Wie viele Möglichkeiten gibt es, n verschiedene Objekte anzuordnen Schon gesehen: n! (n Fakultät) • Permutationen mit Wiederholung Von n Objekten gibt es nur k verschiedene, d.h. von Objekt 1 gibt es n1 (gleiche) Exemplare, von Objekt 2 n2 (gleiche) Exemplare, … , von Objekt k gibt es nk gleiche Exemplare. Auf wie viele Arten kann man die n = n1 + … + nk Objekte anordnen? Anzahl der möglichen Anordnungen: n! n1!⋅n2!⋅K ⋅ nk ! Durch die ni! Möglichkeiten der Anordnung in jeder Klasse muss man dividieren. 14 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.5. Eigenschaften von Wahrscheinlichkeiten • Bei zufälligen Ereignissen kann man keine exakte Voraussagen treffen. Es stellt sich in der Mathematik jedoch der Wunsch ein, zumindest ein Maß für die Sicherheit (oder Unsicherheit) anzugeben, die mit einer Aussage verbunden ist. Ein solches Maß ist die Wahrscheinlichkeit. • Die Wahrscheinlichkeitsrechnung ordnet jedem Ereignis eines Zufallsexperiments eine Wahrscheinlichkeit für sein Eintreten zu. Dem Ereignis A zugeschriebene Wahrscheinlichkeit wird mit P(A) bezeichnet. (P von engl. probability). • Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses A ist immer eine reelle Zahl, für die gilt. 0 ≤ P(A) ≤ 1 • Zwei Extremfälle kennzeichnen Sicherheit: - Ist P(A) = 1, so tritt A mit Sicherheit ein. - Ist P(A) = 0, so tritt A mit Sicherheit nicht ein. • Die Werte dazwischen drücken Grade an Sicherheit aus. Je größer die Wahrscheinlichkeit P(A), umso „eher“ ist anzunehmen, dass das Ereignis A eintritt. • Was aber bedeutet das genau? Wie sind die Grade an Sicherheit, die durch Wahrscheinlichkeiten ausgedrückt werden, definiert? 15 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.5. Eigenschaften von Wahrscheinlichkeiten 4.5.1. Wahrscheinlichkeit und relative Häufigkeit • Aus Erfahrung: die meisten Zufallsexperimente weisen eine gewisse statistische Regelmäßigkeit auf, d.h. wiederholt man ein Zufallsexperiment oft, so scheinen sich die relativen Häufigkeiten eines Ereignisses mit zunehmender Versuchsanzahl um einen bestimmten Wert einzupendeln. Z.B. Werfen eines gezinkten Würfels n Versuchsreihe 1 Versuchsreihe 2 Anzahl der Würfe Absolute Häufigkeit von "6„ Relative Häufigkeit von "6" Absolute Häufigkeit von "6" Relative Häufigkeit von "6" 10 2 0,2 4 0,4 50 15 0,3 19 0,38 100 26 0,26 31 0,31 1000 248 0,248 252 0,252 Auf lange Sicht scheint das Würfeln einer 6 mit einer relativen Häufigkeit von ¼ aufzutreten. • In der Praxis: Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses ≈ relative Häufigkeit dieses Ereignisses in einer großen Anzahl von Versuchen (Näherungswert) 16 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.5. Eigenschaften von Wahrscheinlichkeiten 4.5.1. Wahrscheinlichkeit und relative Häufigkeit • Für verschiedene Versuchsreihen ist die relative Häufigkeit i.d.R. verschieden (s. Beispiel). Für sehr große n ergibt sich jedes Mal ungefähr die gleiche relative Häufigkeit. Grenzwert: geht n gegen ∞, so sollte die relative Häufigkeit einen fixen, nur vom Zufallsexperiment und dem betrachteten Ereignis A abhängigen Wert annehmen. Diesen Wert nennen wir die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses. • Damit können wir eine Definition der Wahrscheinlichkeit formulieren: Die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses ist die für eine gegen unendlich strebende Anzahl n von Durchführungen des betreffenden Zufallsexperiments vorausgesagte relative Häufigkeit seines Eintretens. fn = hn n → P( A) für n → ∞ • Das Maß für die Sicherheit, mit dem gezinkten Würfel eine 6 zu würfeln, könnte man so formulieren (Wahrscheinlichkeit, eine 6 zu würfeln beträgt bei dem gezinkten Würfel ¼): "Unter einer sehr großen Zahl n von Würfel-Versuchen wird ungefähr n/4 mal die Augenzahl 6 auftreten". 17 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.5. Eigenschaften von Wahrscheinlichkeiten 4.5.2. Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten Um mit Wahrscheinlichkeiten rechnen zu können, müssen erst ein paar grundsätzliche Eigenschaften festgelegt werden. Diese Eigenschaften wurden 1933 vom russischen Mathematiker Andrey Kolmogorov aufgestellt und werden auch als Axiome bezeichnet. Aus diesen Axiomen (Punkt a) bis c)) können die restlichen Eigenschaften hergeleitet werden. a) Die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses A ⊆ Ω liegt immer zwischen 0 und 1: 0 ≤ P(A) ≤ 1 b) Das sichere Ereignis besitzt die Wahrscheinlichkeit 1: P(Ω) = 1 c) Sind die beiden Ereignisse A und B unvereinbar, so addieren sich die Wahrscheinlichkeiten: P(A ⋃ B) = P(A) + P(B), wenn A ⋂ B = { }. 18 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.5. Eigenschaften von Wahrscheinlichkeiten 4.5.2. Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten d) Das unmögliche Ereignis besitzt die Wahrscheinlichkeit 0: P({ }) = 0 e) Die Wahrscheinlichkeit des Gegenereignisses Ā von A ist P(Ā) = 1 – P(A) f) Für beliebige (also nicht notwendigerweise unvereinbare) Ereignisse A und B gilt: P(A ⋃ B) = P(A) + P(B) – P(A ⋂ B ) (Additionssatz) g) Die Wahrscheinlichkeit ist monoton d.h. P(A) ≤ P(B), für A ⊆ B. h) Wahrscheinlichkeit, dass zwei Ereignisse gleichzeitig eintreten berechnet sich als P(A ⋂ B) = P(A) · P(B|A) = P(B) · P(A|B), (Multiplikationssatz) dabei ist P(B|A) die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses B unter der Bedingung, dass A eingetreten ist und P(A|B) die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A unter der Bedingung, dass B eingetreten ist. i) Wenn sich zwei Ereignisse nicht beeinflussen, spricht man von unabhängigen Ereignissen, dann gilt P(B|A) = P(B) und damit: P(A ⋂ B) = P(A) · P(B) 19 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.5. Eigenschaften von Wahrscheinlichkeiten 4.5.2. Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten Wann dürfen Sie die Wahrscheinlichkeiten von zwei Ereignissen einfach • addieren? • multiplizieren? Beispiel: Ein zufällig gewählter PC besitze • mit Ws-keit 0,5 eine Festplatte mit mind. 80GB, • mit Ws-keit 0,4 einen Flachbildschirm und • mit Ws-keit 0,25 beide Eigenschaften. • P(PC hat mindestens eine der Eigenschaften) = ? • P(PC hat Festplatte mit mind. 80GB aber keinen Flachbildschirm) = ? 20 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.6. Zufallsvariablen 4.6.1 Definitionen und Beispiele abstrakt (Modell) • Zufallsvariable • Realisierung der Zufallsvariablen • Wahrscheinlichkeit real (Daten) • Merkmal • Merkmalsausprägung • relative Häufigkeit Definition: Eine Zufallsvariable ist eine Funktion auf Ω (Ereignisraum), die jedem Elementarereignis ω ∈Ω eine reelle Zahl zuordnet X :Ω→ℜ ω a X (ω ) ∈ ℜ so dass die Wahrscheinlichkeit angegeben werden kann, mit der eine Ausprägung auftritt (bzw. so dass P(X ≤ t) angegeben werden kann). a) Eine Zufallsvariable heißt diskret, wenn sie nur einzelnen Punkte (endlich viele oder unendliche viele) auf dem Zahlenstrahl annehmen kann. b) Eine Zufallsvariable heißt stetig, wenn sie jeden beliebigen Wert in einem Intervall annehmen kann. 21 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.6. Zufallsvariablen 4.6.1 Beispiele für Zufallsvariablen: - Augensumme zweier Würfel (diskret) X: Ω → ℝ , (i,j) → i+j - Anzahl der Einsen in einer Folge von 0 und 1 (diskret) Ω = Menge der (0,1)-Folgen der Länge n X: Ω → ℝ , ω → k = # Einsen - Anzahl der Würfe einer Münze, bis zum ersten Mal „Kopf“ oben liegt (diskret), Ω = {K, ZK, ZZK, ZZZK, … } X: Ω → ℝ , ω → k = # Würfe - Anzahl defekter Artikel in einer Stichprobe (diskret), Gewinn bei einem Glücksspiel (diskret), Verbrauch einer Öltankfüllung innerhalb eines Jahres in Prozent (stetig) X: Ω → ℝ , ω → x ∈ [0,1] Länge (Masse, Volumen, Temperatur etc.) eines Gegenstandes bei einer mit zufälligen Einflüssen und Fehlern behafteten Messung (stetig) - 22 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.6. Zufallsvariablen 4.6.2 Diskrete Zufallsvariablen a) Wahrscheinlichkeitsverteilung oder Dichtefunktion Die Menge aller Ausprägungen X = xi mit zugehörigen Wahrscheinlichkeiten P(X = xi) heißt Wahrscheinlichkeitsverteilung oder (diskrete) Dichtefunktion Dichte = Liste aller Wahrscheinlichkeiten P(X = xi) - Die Wahrscheinlichkeiten pk = P(X = xk ) heißen auch Gewichte der Verteilung von X. - Darstellung der Gewichte/Wkts.verteilung: Stab- oder Säulendiagramm b) Verteilungsfunktion Die Funktion F : ℜ → 0,1 heißt Verteilungsfunktion von X. [ ], x a F ( x ) = P( X ≤ x ) - Die Funktion F(t) beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass die Zufallsvariable X kleiner als der fixe Wert t ist. - Darstellung der Verteilungsfunktion: (Funktions-)Graph 23 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.6. Zufallsvariablen 4.6.2 Diskrete Zufallsvariablen c) Zusammenhang Wahrscheinlichkeitsverteilung – Verteilungsfunktion • Die (kumulative) Verteilungsfunktion F(x) = P(X ≤ x) wird durch die Gewichte pk eindeutig bestimmt: F ( x ) = P( X ≤ x ) = ∑ P( X = x ) = ∑ p xk ≤ x • k k : xk ≤ x k Dichte und Verteilungsfunktion lassen sich ineinander überführen. Es gilt: ∑p k = 1, 0 ≤ pk ≤ 1 k • • lim F(x) = 0 für x –∞, lim F(x) = 1 für x +∞, F(x) ist monoton wachsend. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung ist sozusagen die theoretische Verteilung eines Ereignisses. Wenn man etwa das Zufallsexperiment Würfelwurf betrachtet, so bestimmt die Wahrscheinlichkeitsverteilung, mit welchen Wahrscheinlichkeiten die einzelnen Ausprägungen auftreten. 24 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.6. Zufallsvariablen 4.6.2 Diskrete Zufallsvariablen Beispiel: Augensumme beim Werfen zweier Würfel X((1,1)) = 2; X((1,2)) = 3; X((2,1)) = 3; X((2,3)) = 5; X((2,2)) = 4;… Wahrscheinlichkeitsverteilung als Tabelle: 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1/36 2/36 3/36 4/36 5/36 6/36 5/36 4/36 3/36 2/36 1/36 k P(X=k) Wahrscheinlichkeitsverteilung als Säulendiagramm: 0,18 0,16 0,14 0,12 0,1 0,08 0,06 0,04 0,02 0 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 25 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.6. Zufallsvariablen 4.6.2 Diskrete Zufallsvariablen Beispiel: Augensumme beim Werfen zweier Würfel (Forts.) Verteilungsfunktion als Tabelle: k P(X≤k) 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1/36 3/36 6/36 10/36 15/36 21/36 26/36 30/36 33/36 35/36 36/36 Verteilungsfunktion als Graph: Treppenfunktion 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 26 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.6. Zufallsvariablen 4.6.2 Diskrete Zufallsvariablen Beispiel: Würfeln mit einem Würfel X = Augenzahl eines fairen Würfels Wahrscheinlichkeitsverteilung und (kumulative) Verteilungsfunktion: k 1 2 3 4 5 6 P(X = k) P(X ≤ k) Beispiel: Würfeln mit einem Würfel und einer Münze in einem Becher falls Münze = Kopf Augenzahl des Würfels X = falls Münze = Zahl 2 × Augenzahl des Würfels Wahrscheinlichkeitsverteilung und (kumulative) Verteilungsfunktion: k 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 P(X = k) P(X ≤ k) 27 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.6. Zufallsvariablen 4.6.3 Kennzahlen diskreter Wahrscheinlichkeitsverteilungen a) Erwartungswert µ = E ( X ) = ∑ xi ⋅ P ( X = xi ) i Gewichtetes Mittel der möglichen Realisationen, daher heißen die P(X = xi) auch Gewichte der Verteilung. b) Varianz [ ] σ 2 = Var ( X ) = E ( X − µ )2 = ∑ (xi − µ )2 ⋅ P ( X = xi ) i Taschenrechnerformel: σ 2 = ∑ xi2 ⋅ P( X = xi ) − µ 2 = E [(X 2 )]− µ 2 i c) Standardabweichung σ = σ 2 = Var ( X ) 28 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.6. Zufallsvariablen 4.6.3 Kennzahlen diskreter Wahrscheinlichkeitsverteilungen Bemerkungen zu Erwartungswert µ und arithmetisches Mittel x : Im Allgemeinen gilt: µ ≠ x . Pro Zufallsexperiment ist µ eine Konstante, während x vom Zufall abhängt, nämlich von der jeweiligen Messreihe x1, x2, x3, … xn , den Realisierungen der Zufallsvariablen X. Falls n groß ist, gilt das „Gesetz der großen Zahlen“, das besagt, dass µ ≈ x . Der Wert x wird später (siehe Kapitel 5) zur Schätzung von µ benutzt. Bemerkungen zu Varianz σ2 und empirische Varianz s2: Im Allgemeinen gilt: σ2 ≠ s2. Pro Zufallsexperiment ist σ2 eine Konstante, während s2 vom Zufall abhängt, nämlich von der jeweiligen Messreihe x1, x2, x3, … xn , den Realisierungen der Zufallsvariablen X. Falls n groß ist, gilt das „Gesetz der großen Zahlen“, das besagt, dass σ2 ≈ s2 . Der Wert s2 wird später (siehe Kapitel 5) zur Schätzung von σ2 benutzt. 29 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.7. Spezielle diskrete Zufallsvariablen In diesem Kapitel werden die folgenden diskreten Verteilungen behandelt - Hypergeometrische Verteilung - Binomialverteilung - Poisson-Verteilung • • • • • Zufallsvariablen werden durch ihre Verteilung vollständig charakterisiert. Bei diskreten Zufallsvariablen entspricht die Verteilung der Angabe der Wahrscheinlichkeiten für die Elementarereignisse (Dichte). Statt der Dichte kann man auch die Verteilungsfunktion angeben. Dichte und Verteilungsfunktion lassen sich ineinander überführen. Aus der Verteilung lassen sich die Wahrscheinlichkeiten für alle Ereignisse berechnen. Außerdem lassen sich alle anderen Kennzahlen ableiten: - Erwartungswert - Varianz - Standardabweichung 30 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.7. Spezielle diskrete Zufallsvariablen 4.7.1 Hypergeometrische Verteilung Gegeben: - Grundgesamtheit aus N Elementen, M Elemente der Grundgesamtheit haben eine spezifische Eigenschaft, entnommen wird eine Stichprobe (ohne Zurücklegen) vom Umfang n Die Zufallsvariable X beschreibe die Anzahl der Elemente mit der spezifischen Eigenschaft in der Stichprobe. Dann beträgt die Wahrscheinlichkeit, genau x Elemente mit der spezifischen Eigenschaft in der Stichprobe vorzufinden: M N − M ⋅ x n − x P( X = x ) = N n Man sagt X ist hypergeometrisch verteilt mit den Parametern n, N, M und schreibt X ~ H ( n; N ; M ) Achtung: in machen Büchern ist die Reihenfolge der Parameter anders. 31 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.7. Spezielle diskrete Zufallsvariablen 4.7.1 Hypergeometrische Verteilung Erwartungswert und Varianz für X ~ H (n; N ; M ) : µ = E(X ) = n ⋅ M = n ⋅ p , wobei p = M = Anteil der Objekte mit N N spezifischer Eigenschaft in Grundgesamtheit M M N −n 1 − ⋅ N N N −1 N −n = n⋅ p⋅q⋅ , mit q = 1 − p N −1 σ 2 = Var ( X ) = n ⋅ 32 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.7. Spezielle diskrete Zufallsvariablen 4.7.2 Binomialverteilung Gegeben: - Ein Zufallsexperiment wird n-mal durchgeführt. Bei jeder der Durchführungen kann ein Ereignis A mit der Wahrscheinlichkeit P(A) = p auftreten. Das Gegenereignis Ā tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von P(Ā) = 1 – p auf. Die Zufallsvariable X beschreibe die Anzahl der Durchführungen von Zufallsexperimenten, bei denen A eintritt. Dann beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass das Ereignis A genau k-mal bei den n Durchführungen des Zufallsexperimentes eintritt: n n −k P ( X = k ) = ⋅ p k ⋅ (1 − p ) k k = 0, 1, ..., n Man sagt X ist binomialverteilt mit den Parametern n, p und schreibt X ~ B(n; p) Erwartungswert und Varianz für X ~ B(n; p): µ = E(X) = n · p , σ2 = Var(X) = n · p · q mit q=1-p 33 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.7. Spezielle diskrete Zufallsvariablen 4.7.2 Binomialverteilung Typische Anwendungssituationen sind: a) n unabhängige Wiederholungen eines Zufallsexperimentes (z.B. Aufgabe 75: n-maliges Werfen eines Würfels mit X = Anzahl der Einsen) b) n-maliges Ziehen mit Zurücklegen aus einer endlichen Grundgesamtheit (z.B. Aufgabe 70: n-maliges Ziehen von schwarzen Kugeln mit X = Anzahl der gezogenen schwarzen Kugeln) c) n-maliges Ziehen ohne Zurücklegen aus einer unendlichen Grundgesamtheit (z.B. Aufgabe 72: laufende Produktion oder Massenproduktion mit X = Anzahl der defekten Teile in der Stichprobe) d) Als Näherung beim n-maligen Ziehen ohne Zurücklegen aus einer endlichen aber sehr großen Grundgesamtheit bei kleinem Stichprobenumfang. (z.B. Aufgabe 78: Lieferung sehr vieler Einheiten mit X = Anzahl der fehlerhaften Einheiten in Stichprobe vom Umfang 60) Hier wird die Binomialverteilung also als Näherung der hypergeometrischen Verteilung benutzt. Faustregel: Näherung erlaubt, wenn in der Literatur!) n ≤ 0,05 N (verschieden Faustregeln 34 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.7. Spezielle diskrete Zufallsvariablen 4.7.3 Poissonverteilung (Siméon Denis Poisson 1781-1840) Gegeben: Betrachtungseinheit wie z.B. Länge, Zeit oder Fläche - Eine mittlere Anzahl λ (lambda) von Vorkommnissen pro Betrachtungseinheit Die Zufallsvariable X beschreibt die Anzahl der Vorkommnisse pro Betrachtungseinheit. Dann beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass genau k Vorkommnisse pro Betrachtungseinheit auftreten: P( X = k ) = λk k! e −λ Man sagt X ist Poissonverteilt mit dem Parameter λ und schreibt X ~ Po(λ) 35 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.7. Spezielle diskrete Zufallsvariablen 4.7.3 Poisson-Verteilung Erwartungswert und Varianz für X ~ Po(λ): µ = E(X) = λ σ2 = Var(X) = λ Typische Anwendungssituationen sind: a) Beschreibung der Anzahl von Vorkommnissen (Unfälle, Fehler, Anrufe,…) pro Betrachtungseinheit (Längen-, Zeit-, Flächeneinheit,…) (z.B. Aufgabe 83) b) Als Näherung für die Binomialverteilung. (z.B. Aufgabe 81) Faustregel: Näherung erlaubt, wenn n ≥ 30 und p ≤ 0,1. (verschieden Faustregeln in der Literatur!) 36 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.8. Eigenschaften von Erwartungswert & Varianz a) Lineare Transformation: Für eine beliebige Zufallsvariable X und Konstanten a,b ∊ ℝ gilt immer E (aX + b ) = aE ( X ) + b Var (aX + b ) = a 2Var ( X ) b) Summe von Zufallsvariablen: Für zwei beliebige Zufallsvariablen X und Y gilt immer E ( X + Y ) = E ( X ) + E (Y ) Für zwei unabhängige Zufallsvariablen X und Y gilt Var ( X + Y ) = Var ( X ) + Var (Y ) Zwei diskrete Zufallsvariablen X und Y sind unabhängig, wenn P (( X = xi ) ∩ (Y = yi )) = P ( X = xi ) ⋅ P (Y = yi ) Zwei beliebige Zufallsvariablen X und Y sind unabhängig, wenn P (( X ≤ xi ) ∩ (Y ≤ yi )) = P ( X ≤ xi ) ⋅ P (Y ≤ yi ) Standardisierung von Zufallsvariablen: Wenn E(X) = µ und Var(X) = σ2 , dann ist c) Z= X −µ σ eine Zufallsvariable mit E (Z ) = 0 und Var ( Z ) = 1 . 37 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen • Das Konzept der diskreten Zufallsgrößen P( X = xi ) = pi > 0 , Σpi = 1 (Gewichte) passt in vielen Situationen nicht: - • • • • Zeit bis zum Eintreten eines Ereignisses (Ausfall eines Geräts, Antwort eines Servers) Messungen auf kontinuierlicher Skala (Größe, Gewicht, Widerstand, Spannung,…) Beispiel: P(Körpertemperatur übermorgen um 7:00 Uhr ist 36,457812 °C ) = ? Es gibt keine Gewichte! Modellvorstellungen mit Wahrscheinlichkeiten oder gar kombinatorischen Berechnungen von Laplace-Wktn. sind hier nicht möglich! Neue Vorstellung: Die Gewichte werden „verschmiert“, aus den {pi} entsteht eine positive Funktion f , die Wahrscheinlichkeits-Dichte. 38 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen Die Wahrscheinlichkeits-Dichte kann man sich vorstellen als idealisiertes Histogramm sehr viele Beobachtungen viele Klassen 39 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen Definition: Eine Zufallsvariable X ist eine stetige Zufallsvariable, wenn sie • jeden beliebigen Wert in einem Intervall annehmen kann, das ist genau dann der Fall, x F ( x ) = P ( X ≤ x ) = • wenn eine Funktion f ≥ 0 existiert, mit ∫ f (u)du −∞ f heißt Dichtefunktion von X und die Verteilungsfunktion F(x) = P(X ≤ x) ist eine stetige Funktion. 40 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen Folgerungen: ∞ • • ∫ f (u)du = 1 −∞ F(x) = P(X ≤ x) entspricht dem Flächeninhalt unter dem Graphen von f im Intervall von –∞ bis xx bzw. der „Fläche unter der Dichte links von x“: F ( x) = P( X ≤ x) = b • ∫ f (u)du −∞ P(a ≤ X ≤ b) = ∫ f ( x )dx = F (b) − F ( a ) a P( X ≤ b) = F (b), • • F (a ≤ X ) = 1 − F (a ) P(X=x) = 0 für alle x ∊ ℝ P(X ≤ x) = P(X < x) und P(X ≥ x) = P(X > x) jedes „≤“ darf für stetige ZV durch „<“ ersetzt werden. • F´(x) = f(x) Ws-keiten werden durch Integration der Wkts-Dichte berechnet ! 41 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen Berechnung von Kennzahlen und Wahrscheinlichkeiten einer diskreten und stetigen Zufallsvariable X im Vergleich: Ausdruck Wert der Verteilungsfunktion an der Stelle x Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Zufallsvariable X einen Wert zw. a und b annimmt Erwartungswert Symbol X diskret FX ( x ) = P ( X ≤ x ) ∑ P( X = k ) ∫ f (u ) du −∞ b b ∑ P( X = k ) P(a ≤ X ≤ b ) ∫ f (u ) du k =a a ∞ ∑ x P( X = x ) µ = E(X ) σ 2 = Var ( X ) x k≤x i ∫ u ⋅ f (u ) du i i 2 ∑ ( xi − µ ) P ( X Varianz X stetig −∞ ∞ = xi ) = i ∑x 2 i P ( X = xi ) − µ i 2 ∫ (u − µ ) f (u ) du = 2 −∞ ∞ ∫ u f (u ) du − µ 2 2 −∞ 42 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen 4.9.1. Beispiele für stetige Zufallsvariablen a) Gleichverteilung Eine Zufallsvariable mit der Dichtefunktion 1 , f (x ) = b − a 0, für a ≤ x ≤ b sonst heißt gleichverteilt auf dem Intervall [a,b]. Schreibweise: X ~ U(a,b) Erwartungswert und Varianz sind in diesem Fall gegeben durch (b − a ) a+b µ= und σ 2 = 2 12 2 43 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen 4.9.1. Beispiele für stetige Zufallsvariablen b) Exponentialverteilung Eine Zufallsvariable mit der Dichtefunktion λe − λx , für x > 0 f (x ) = sonst 0, oder mit der Verteilungsfunktion 1 − e − λx , für x > 0 F (x ) = sonst 0, heißt exponentialverteilt mit Parameter λ. Schreibweise: X ~ Exp(λ) Für Erwartungswert und Varianz gilt: µ= 1 λ und σ 2 = 1 λ2 44 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen 4.9.1. Beispiele für stetige Zufallsvariablen c) Normalverteilung Eine Zufallsvariable X heißt normalverteilt mit Erwartungswert µ und Varianz σ2, wenn für ihre Dichtefunktion gilt: − 1 f (x ) = ⋅e 2π σ ( x − µ )2 2σ 2 Schreibweise: X ~ N(µ,σ2) - Erwartungswert µ und Varianz σ2 sind gegeben oder werden aus Daten über das arithmetische Mittel und die empirische Varianz geschätzt Die zugehörige Wahrscheinlichkeitsverteilung heißt Normalverteilung oder Gauß-Verteilung. Der Graph der Dichtefunktion wird Gauß´sche Glockenkurve genannt. 45 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen 4.9.1. Beispiele für stetige Zufallsvariablen c) Normalverteilung Die Gauß´schen Glockenkurve besitzt die folgenden Eigenschaften: sie ist symmetrisch zu x0=µ, die einzige Maximumsstelle existiert bei x0=µ, sie besitzt zwei Wendepunkte an den Stellen x1=µ + σ und x2=µ – σ, Flächeninhalt unter der Gauß´schen Glockenkurve ist gleich 1 (d.h. eine schmale Glockenkurve ist hoch, eine breite Glockekurve ist niedrig). 1 FX ( x) = P( X ≤ x) = Die Verteilungsfunktion σ ⋅ 2π nur numerisch berechnet werden. x ∫e − 1 (t − µ )2 2 σ2 dt kann −∞ Für die Praxis werden deshalb Tabellen für die Standardnormalverteilung N(0,1) verwendet. 46 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen Verteilungsfunktion Φ(z ) der StandardNormalverteilung N(0; 1) z 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 2,9 3,0 0 0,5000 0,5398 0,5793 0,6179 0,6554 0,6915 0,7257 0,7580 0,7881 0,8159 0,8413 0,8643 0,8849 0,9032 0,9192 0,9332 0,9452 0,9554 0,9641 0,9713 0,9772 0,9821 0,9861 0,9893 0,9918 0,9938 0,9953 0,9965 0,9974 0,9981 0,9987 1 0,5040 0,5438 0,5832 0,6217 0,6591 0,6950 0,7291 0,7611 0,7910 0,8186 0,8438 0,8665 0,8869 0,9049 0,9207 0,9345 0,9463 0,9564 0,9649 0,9719 0,9778 0,9826 0,9864 0,9896 0,9920 0,9940 0,9955 0,9966 0,9975 0,9982 0,9987 2 0,5080 0,5478 0,5871 0,6255 0,6628 0,6985 0,7324 0,7642 0,7939 0,8212 0,8461 0,8686 0,8888 0,9066 0,9222 0,9357 0,9474 0,9573 0,9656 0,9726 0,9783 0,9830 0,9868 0,9898 0,9922 0,9941 0,9956 0,9967 0,9976 0,9982 0,9987 3 0,5120 0,5517 0,5910 0,6293 0,6664 0,7019 0,7357 0,7673 0,7967 0,8238 0,8485 0,8708 0,8907 0,9082 0,9236 0,9370 0,9484 0,9582 0,9664 0,9732 0,9788 0,9834 0,9871 0,9901 0,9925 0,9943 0,9957 0,9968 0,9977 0,9983 0,9988 4 0,5160 0,5557 0,5948 0,6331 0,6700 0,7054 0,7389 0,7704 0,7995 0,8264 0,8508 0,8729 0,8925 0,9099 0,9251 0,9382 0,9495 0,9591 0,9671 0,9738 0,9793 0,9838 0,9875 0,9904 0,9927 0,9945 0,9959 0,9969 0,9977 0,9984 0,9988 5 0,5199 0,5596 0,5987 0,6368 0,6736 0,7088 0,7422 0,7734 0,8023 0,8289 0,8531 0,8749 0,8944 0,9115 0,9265 0,9394 0,9505 0,9599 0,9678 0,9744 0,9798 0,9842 0,9878 0,9906 0,9929 0,9946 0,9960 0,9970 0,9978 0,9984 0,9989 6 0,5239 0,5636 0,6026 0,6406 0,6772 0,7123 0,7454 0,7764 0,8051 0,8315 0,8554 0,8770 0,8962 0,9131 0,9279 0,9406 0,9515 0,9608 0,9686 0,9750 0,9803 0,9846 0,9881 0,9909 0,9931 0,9948 0,9961 0,9971 0,9979 0,9985 0,9989 7 0,5279 0,5675 0,6064 0,6443 0,6808 0,7157 0,7486 0,7794 0,8078 0,8340 0,8577 0,8790 0,8980 0,9147 0,9292 0,9418 0,9525 0,9616 0,9693 0,9756 0,9808 0,9850 0,9884 0,9911 0,9932 0,9949 0,9962 0,9972 0,9979 0,9985 0,9989 8 0,5319 0,5714 0,6103 0,6480 0,6844 0,7190 0,7517 0,7823 0,8106 0,8365 0,8599 0,8810 0,8997 0,9162 0,9306 0,9429 0,9535 0,9625 0,9699 0,9761 0,9812 0,9854 0,9887 0,9913 0,9934 0,9951 0,9963 0,9973 0,9980 0,9986 0,9990 9 0,5359 0,5753 0,6141 0,6517 0,6879 0,7224 0,7549 0,7852 0,8133 0,8389 0,8621 0,8830 0,9015 0,9177 0,9319 0,9441 0,9545 0,9633 0,9706 0,9767 0,9817 0,9857 0,9890 0,9916 0,9936 0,9952 0,9964 0,9974 0,9981 0,9986 0,9990 Ablesebeispiel: Φ (0,92) = 0,8212 Werte für negatives z mit der Formel Φ (− z ) = 1 − Φ ( z ) , z. B. Φ( −1,55) = 1 − 0,9394 = 0,0606 47 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen 4.9.1. Beispiele für stetige Zufallsvariablen d) Standardnormalverteilung Eine Zufallsvariable Z heißt standardnormalverteilt, wenn Z~N(0,1). In diesem Fall gilt für ihre Dichtefunktion: 2 z − 1 f (z ) = ⋅e 2 2π Die Verteilungsfunktion lautet: 1 Φ (z ) = P (Z ≤ z ) = 2π z ∫e − t2 2 dt −∞ Die Standardnormalverteilung ist symmetrisch, d. h. - f(z) = f(-z) und - Φ(-z) = 1 – Φ(z) 48 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.9. Stetige Zufallsvariablen 4.9.1. Beispiele für stetige Zufallsvariablen d) Standardnormalverteilung Umrechnung Normalverteilung in Standardnormalverteilung: X −µ Ist X~N(µ,σ2). Dann ist die Zufallsvariable Z = σ (Standardisierung s. Abschnitt 4.8). ~ N (0,1) Für die Verteilungsfunktionen gilt dann: x−µ FX (x ) = P ( X ≤ x ) = Φ = P (Z ≤ z ) σ Anwendung: diese Formel wird für die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten für normalverteilte ZVen benutzt. 49 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.10. Quantile der Standardnormalverteilung & Zufallsstreubereiche 4.10.1. Quantile der Standardnormalverteilung Für eine Zufallsvariable Z~N(0;1) heißt die Zahl zp mit P(Z ≤ zp) = Φ(zp) = p für 0 ≤ p ≤ 1 das p-Quantil der Standardnormalverteilung. Auch die p-Quantile der Standardnormalverteilung sind tabelliert. 50 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.10. Quantile der Standardnormalverteilung & Zufallsstreubereiche der t-Verteilung mit m Freiheitsgraden und 2,576 0,995 63,656 9,925 5,841 4,604 4,032 3,707 3,499 3,355 3,250 3,169 3,106 3,055 3,012 2,977 2,947 2,921 2,898 2,878 2,861 2,845 2,831 2,819 2,807 2,797 2,787 2,779 2,771 2,763 2,756 2,750 2,724 2,704 2,690 2,678 2,660 2,648 2,639 2,632 2,626 2,601 2,586 3,090 0,999 318,289 22,328 10,214 7,173 5,894 5,208 4,785 4,501 4,297 4,144 4,025 3,930 3,852 3,787 3,733 3,686 3,646 3,610 3,579 3,552 3,527 3,505 3,485 3,467 3,450 3,435 3,421 3,408 3,396 3,385 3,340 3,307 3,281 3,261 3,232 3,211 3,195 3,183 3,174 3,131 3,107 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer der Standard-Normalverteilung (NV) 2,326 0,99 31,821 6,965 4,541 3,747 3,365 3,143 2,998 2,896 2,821 2,764 2,718 2,681 2,650 2,624 2,602 2,583 2,567 2,552 2,539 2,528 2,518 2,508 2,500 2,492 2,485 2,479 2,473 2,467 2,462 2,457 2,438 2,423 2,412 2,403 2,390 2,381 2,374 2,368 2,364 2,345 2,334 2 1− α2 [µ − z Quantile 1,960 0,975 12,706 4,303 3,182 2,776 2,571 2,447 2,365 2,306 2,262 2,228 2,201 2,179 2,160 2,145 2,131 2,120 2,110 2,101 2,093 2,086 2,080 2,074 2,069 2,064 2,060 2,056 2,052 2,048 2,045 2,042 2,030 2,021 2,014 2,009 2,000 1,994 1,990 1,987 1,984 1,972 1,965 ⋅ σ ; µ + z1− α ⋅ σ ] a) Zweiseitiger Zufallsstreubereich für X~N(µ;σ2): Quantile 1,645 0,95 6,314 2,920 2,353 2,132 2,015 1,943 1,895 1,860 1,833 1,812 1,796 1,782 1,771 1,761 1,753 1,746 1,740 1,734 1,729 1,725 1,721 1,717 1,714 1,711 1,708 1,706 1,703 1,701 1,699 1,697 1,690 1,684 1,679 1,676 1,671 1,667 1,664 1,662 1,660 1,653 1,648 q 1,282 0,9 3,078 1,886 1,638 1,533 1,476 1,440 1,415 1,397 1,383 1,372 1,363 1,356 1,350 1,345 1,341 1,337 1,333 1,330 1,328 1,325 1,323 1,321 1,319 1,318 1,316 1,315 1,314 1,313 1,311 1,310 1,306 1,303 1,301 1,299 1,296 1,294 1,292 1,291 1,290 1,286 1,283 . 0,842 und 0,8 1,376 1,061 0,978 0,941 0,920 0,906 0,896 0,889 0,883 0,879 0,876 0,873 0,870 0,868 0,866 0,865 0,863 0,862 0,861 0,860 0,859 0,858 0,858 0,857 0,856 0,856 0,855 0,855 0,854 0,854 0,852 0,851 0,850 0,849 0,848 0,847 0,846 0,846 0,845 0,843 0,842 ; NV ; mit den Formeln m 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 35 40 45 50 60 70 80 90 100 200 500 Ablesebeispiele: Beispiele hierfür: Werte für Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 51 4.10. Quantile der Standardnormalverteilung & Zufallsstreubereiche 4.10.2. Zufallsstreubereich oder Prognoseintervall Unter einem Zufallsstreubereich oder einem Prognoseintervall einer normalverteilten Zufallsvariable X versteht man ein Intervall um den Erwartungswert µ, indem sich die Ausprägungen von X mit einer Wahrscheinlichkeit p (z. B. p = 90%, 98%, 99%) befinden. ⇒ Die Ausprägungen von X befinden sich außerhalb des Zufallsstreubereiches mit einer Wahrscheinlichkeit von α =1-p. Zufallsstreubereiche können die folgende Form annehmen: b) Einseitig nach oben beschränkter Zufallsstreubereich für X~N(µ;σ2): (− ∞; µ + z1−α ⋅ σ ] c) Einseitig nach unten beschränkter Zufallsstreubereich für X~N(µ;σ2): [µ − z1−α ⋅ σ ; ∞ ) 52 4.11. Der Zentrale Grenzwertsatz 4.11.1. Summen normalverteilter Zufallsvariablen (ZV) Sind X1, X2, X3, … Xn unabhängige (!) und normalverteilte Zufallsvariablen mit Erwartungswerten µ1, µ2, µ3, …, µn und Standardabweichungen σ1, σ2, σ3, …, σn , dann gilt: X1+ X2+X3+… +Xn ~ N(µ1+µ2+µ3+ …+µn ; σ12 + σ22 + σ32 + …+ σn2 ) Insbesondere heißt das, wenn X1 und X2 unabhängig und normalverteilt sind: X1+ X2 ~ N(µ1 + µ2; σ12 + σ22 ) X1 – X2 ~ N(µ1 – µ2; σ12 + σ22 ) und wenn µ1= µ2 = µ3 = …= µn und σ12 = σ22 = σ32 = …= σn2 X1+ X2+X3+… +Xn ~ N(nµ ; nσ2 ) 1/n (X1+ X2+X3+… +Xn) ~ N(µ ; σ2/n ) (Summe normalverteilter ZV) (Durchschnitt normalverteilter ZV) 53 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.11. Der Zentrale Grenzwertsatz 4.11.2. Der zentrale Grenzwertsatz Sind X1, X2, X3, … Xn (nicht notwendigerweise normalverteilte) Zufallsvariablen, die unabhängige Durchführungen desselben Zufallsexperimentes beschreiben, mit Erwartungswerten E(X1)= E(X2)=…=E(Xn) = µ und Varianzen Var(X1)=Var(X2)=…=Var(Xn)= σ2, dann gilt für große n: X 1 + X 2 + ... + X n ≈ N (nµ ; nσ 2 ) σ2 X 1 + X 2 + ... + X n ≈ N µ ; n n 54 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.11. Der Zentrale Grenzwertsatz 4.11.2. Beispiele des zentralen Grenzwertsatzes a) Näherung der Binomialverteilung durch die Normalverteilung 0 0 0,45 0,25 0,4 0,35 0,2 0,3 0,15 0,25 0,2 0,1 0,15 0,1 0,05 0,05 0 0 0 0 0,16 0,14 0,12 0,1 0,08 0,06 0,04 0,02 0 0 55 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.11. Der Zentrale Grenzwertsatz 4.11.2. Beispiele des zentralen Grenzwertsatzes b) Näherung einer Summe von Gleichverteilungen durch die Normalverteilung 1,2 1,2 1 1 0,8 0,8 0,6 0,6 0,4 0,4 0,2 0,2 0 0 0,7 -3 -2,6 -2,2 -1,8 -1,4 -1 -0,6 -0,2 0,2 0,6 1 1,4 1,8 2,2 2,6 3 3,4 3,8 -3 -2,6 -2,2 -1,8 -1,4 -1 -0,6 -0,2 0,2 0,6 1 1,4 1,8 2,2 2,6 3 3,4 3,8 -3 -2,6 -2,2 -1,8 -1,4 -1 -0,6 -0,2 0,2 0,6 1 1,4 1,8 2,2 2,6 3 3,4 3,8 -0,2 0,45 0,6 0,4 0,35 0,5 0,3 0,4 0,25 0,3 0,2 0,15 0,2 0,1 0,1 0,05 0 -3 -2,6 -2,2 -1,8 -1,4 -1 -0,6 -0,2 0,2 0,6 1 1,4 1,8 2,2 2,6 3 3,4 3,8 0 56 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.11. Der Zentrale Grenzwertsatz 4.11.2. Stetigkeitskorrektur Wird eine diskrete Zufallsvariable X, die nur ganzzahlige Werte annehmen kann, durch eine Normalverteilung approximiert, sollten Wahrscheinlichkeiten mit den Formeln a − µ − 0,5 b − µ + 0,5 P ( a ≤ X ≤ b) ≈ Φ − Φ σ σ b − µ + 0,5 ≈ Φ P ( X ≤ b) σ a − µ − 0,5 ≈ 1 − Φ P(a ≤ X ) σ berechnet werden. Achtung: Bei diesen Formeln darf „“ nicht durch „<“ ersetzt werden. Die Summanden „+0,5“ bzw. „–0,5“ nennt man „Stetigkeitskorrektur“. Sie sind erforderlich, wenn eine diskrete Zufallsvariable X mit ganzzahligen Werten durch eine stetige Zufallsvariable (Normalverteilung) angenähert wird. 57 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer 4.11. Der Zentrale Grenzwertsatz 4.11.2. Approximation verschiedener Verteilungen durch die Normalverteilung Aus dem zentralen Grenzwertsatz folgt, dass a) B(n;p) ≈ N(µ;σ2) mit µ = n·p und σ2 = n·p·q, wobei q = 1 – p. Faustregel: Approximation ist gültig für n·p·q ≥ 9. b) Po(λ) ≈ N(µ;σ2) mit µ = λ und σ2 = λ. Faustregel: Approximation ist gültig für λ ≥ 9. c) H(n;M;N) ≈ N(µ;σ2) mit µ = n·p und σ2 = n·p·q·(N – n)/(N – 1), wobei p = M/N und q = 1 – p. Faustregel: Approximation ist gültig für n/N ≤ 0,05 und n·p·q ≥ 9. Merke: Alle Faustregeln bedeuten σ ≥ 3. In allen drei Fällen ist die Stetigkeitskorrektur zu beachten. 58 Statistik, Prof. Dr. Karin Melzer