LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 1 11 Spezielle Relativitätstheorie 11.1 Michelson1-Experiment Im 19. Jahrhundert versuchte man, die unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeiten von Licht nachzuweisen. Bis dahin war Licht als Welle interpretiert worden und demnach an einen Stoff gebunden. Diesen Stoff sah man im Äther, den Träger der Lichtwellen. Die Grundidee des Michelson-Experiments (1886) geht auf eine Idee von Maxwell zurück. Ein Lichtstrahl durchläuft eine Strecke hin Spiegel Spiegel und zurück parallel zur Bewegung der Erde um die Sonne. Ein zweiter Lichtstrahl durchläuft die gleichlange Strecke senkrecht d zur Bewegungsrichtung der Erde um die d Sonne. Dieses wird erreicht, in dem ein Lichtbündel durch einen halbdurchlässigen halbdurchlässiger Spiegel Spiegel in einen senkrechten und einen parallelen Bündel geteilt wird. Wegen der Bewegung der Erde besitzen die Teilbündel Fernrohr Lichtquelle unterschiedliche Laufzeiten. Damit ändern sich ihre Drehung Phasenbeziehungen. der Anordnung Je nach wäre eine v unterschiedliches Interferenzmuster erkennbar gewesen. c2 v2 Das Experiment wurde zu verschiedenen v und führte stets zum Fehlschlag. t par t senk d d 2dc 2d 2 2 cv cv c v c 2d 2d 2 2 c c v 1 v2 1 2 c 1 v2 1 2 c t par mit γ 1 c-v c+v Zeiten an verschiedenen Orten durchgeführt c 1 v2 1 2 c v c t senk γ t senk t par t senk 1 v2 1 2 c Albert Abraham Michelson, 1852-1931, amerikanischer Physiker v c (relativistischer Faktor) LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 2 Auch Michelson konnte den von Newton geforderten absoluten Raum nicht nachweisen. Es gibt demnach kein Bezugssystem, das physikalisch vor einem anderen ausgezeichnet ist. Jedes Bezugssystem ist in gleicher Weise zur Beschreibung der Naturgesetze geeignet. So haben sich zwei Prinzipien als Grundlage der Relativitätstheorie herausgebildet. 1. Postulat2 - Relativitätsprinzip: Alle Inertialsysteme sind zur Beschreibung von Naturvorgängen gleichberechtigt. Die Naturgesetze haben in allen Inertialsystemen die gleiche Form. 2. Postulat – Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: In allen Inertialsystemen breitet sich das Licht im Vakuum isotrop3 in allen Richtungen aus und unabhängig von der momentanen Bewegung der lichtaussendenden Quelle mit der Geschwindigkeit c = 299 793 km·s-1 Größe des relativistischen Faktors γ 1 v in % von c 0 10 50 80 86,6 90 99 99,5 99,9 99,99 99,999 99,9999 100 v2 1 2 c 1,000 0,995 0,866 0,600 0,500 0,436 0,141 0,100 0,045 0,014 0,004 0,001 0 v2 1 2 c 1,000 1,005 1,155 1,667 2,000 2,294 7,09 10,01 22,37 70,71 223,6 707,1 ∞ Da der Faktor γ für v > c imaginär wird, folgt dass v ≤ c. Das bedeutet Die Vakuumlichtgeschwindigkeit ist die obere Grenze aller Geschwindigkeiten für die Ausbreitung einer beliebigen Wirkung, d.h. von Teilchen und Wellensignalen jeglicher Art. Für v << c ist γ ≈ 1 und es gilt die klassische Mechanik! Übung: LB. - Michelson-Experiment: 1 und 2 - Grundprinzip : 1 und 2 2 Postulat [lat.] nicht beweisbare, aber glaubhafte aber einleuchtende Annahme 3 isotrop [griech.] nach allen Richtungen des Raumes hin die gleichen physikalischen Eigenschaften aufweisend LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 3 11.2 Relativitätsprinzip Relativität der Gleichzeitigkeit Laut der klassischen Physik existiert eine absolute Zeit und damit eingeschlossen eine absolute Gleichzeitigkeit. Zum Vergleich zweier Ereignisse reicht es demnach nur auf zwei synchrone Uhren zu sehen. Doch wie synchronisiert man Uhren? Einstein4-Synchronisation: Zwei Uhren, die an verschiedenen Orten aufgestellt sind, werden synchronisiert, in dem von ihrer geometrischen Mitte zwei Lichtsignale gleichzeitig ausgesendet werden, die bei ihrer Ankunft die Uhren in Gang setzen. Uhr A Uhr B 000 000 In der Praxis wird dies zur Synchronisation von Atomuhren angewendet. 4 Albert Einstein, 1879-1955, deutscher Physiker LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 4 Anwendung auf Gedankenexperimente Gedankenexperiment 1 Nebenstehendes Gedankenexperiment soll zeigen, dass die in der klassischen Physik Synchronisationsblitz angenommene Gleichzeitigkeit nicht C D existiert. In zwei Raketen befinden sich je zwei A B Uhren (am Bug und am Heck). Beide Uhr B startet Raketen bewegen sich mit der RelativC D geschwindigkeit v = c/2. Im Moment des Vorbeifluges wird von der momentanen A B Mitte ein Synchronisationsblitz ausUhren C und D starten gesendet. Aus der Sicht der unteren Rakete C D erreicht das Lichtsignal zuerst die Uhr B. Sie läuft dem Lichtsignal entgegen. A B Anschließend werden die Uhren C und D Uhr A startet synchron gestartet. Die Uhr A wird zuletzt C D erreicht, da sie dem Signal davoneilt. Nun verlangt die Relativitätstheorie, dass aus Sicht der oberen Rakete dasselbe eintritt. Doch dies ist nicht der Fall. A B Gedankenexperiment 2 Der Relativitätsexpress rast mit nahezu (30%) Lichtgeschwindigkeit dahin, als ein Blitz in das vordere und einer in das hintere Ende des Zuges einschlägt. Ein Reisender, der sich in der Mitte des Zuges befindet, und ein Bahnwärter draußen am Bahndamm sehen die Blitze gleichzeitig. Beim Eintreffen der von den Blitzen ausgesandten Lichtsignale befinden sich der Reisende und der Bahnwärter auf gleicher Höhe. Welche Schlüsse ziehen beide daraus über die Zeiten, zu denen die Blitze einschlugen? A’ B’ A B LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 5 Der Zug soll eine Länge von 600 m besitzen, so dass die Mitte 300m von den einschlagenden Blitzen entfern ist. Das Licht breitet sich mit 300000 km·s-1 bzw. mit 300 m·µs-1 aus Wir beobachten nun die Lichtimpulse, die von den beiden Blitzen auf den Reisenden und den Bahnwärter zulaufen. Die von diesen Blitzen ausgehenden Lichtimpulse treffen nach 1 µs in der Mitte zusammen. Aber: In der Mitte von A und B oder in der Mitte von A' und B'? Je nach Standort des Beobachters hat sich nämlich inzwischen das System S' um 100 m nach rechts bewegt oder das System S um 100 m nach links – und mit dem System auch die Einschlagpunkte der Blitze. Das bedeutet dann: Die beiden Lichtimpulse treffen sich in der Mitte. Beobachter in S bzw. Die beiden Lichtimpulse treffen sich in der Mitte. Beobachter in S' Am Beispiel der Rakete erklärt (rückwärts betrachtet): Der Reisende sitzt in der Mitte der unteren (ruhenden) Rakete. Für ihn sind, da ihn die Blitzsignale gleichzeitig erreichen, die beiden Blitze auch gleichzeitig an den Enden eingeschlagen. Der Bahnwärter steht draußen und beobachtet die obere (bewegte) Rakete. Für ihn ist der Blitz eher in die Spitze der Rakete (also das Ende des Zuges) eingeschlagen und später in den Anfang des Zuges. Dies sind ganz unterschiedliche, anscheinend widersprüchliche und nicht zu vereinbarende Befunde: Die Lichtimpulse begegnen einander nur für jeweils einen Beobachter in der Mitte, für den anderen Beobachter haben sie unterschiedlich lange Wege zurückgelegt. Wenn wir darauf bestehen, dass die Lichtgeschwindigkeit in beiden Bezugssystemen und für alle Lichtimpulse dieselbe ist, dann bedeuten unterschiedlich lange Wege der Lichtimpulse auch unterschiedlich lange Laufzeiten. Und dies wiederum bedeutet, dass sie – für den betreffenden Beobachter – nicht gleichzeitig gestartet sind. Relativität der Gleichzeitigkeit: Zwei Ereignisse, die an verschiedenen Orten stattfinden und von einem Inertialsystem aus als gleichzeitig angesehen werden, finden aus der Sicht eines anderen, relativ zum ersten bewegten Inertialsystems zu verschiedenen Zeiten statt. LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 6 11.3 Relativistische Dynamik Einsteins Relativitätstheorie hat in unserem täglichen Leben keine allzu große praktische Auswirkung. Wir bewegen uns mit Geschwindigkeiten, die deutlich kleiner sind als die Lichtgeschwindigkeit. Doch in der Teilchenphysik, bei der Teilchengeschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit keine Seltenheit sind, spielt sie eine sehr große Rolle. Hier ist es notwendig mit Masse, Energie und Impuls zu rechnen. 11.3.1 Versuch von Bucherer – relativistische (dynamische) Masse Alfred Bucherer5 entwickelte im Jahre 1909 - auf den Experimenten von Walter Kaufmann aufbauend - ein Experiment, das die sehr genaue Messung der spezifischen Ladung von Elektronen gestattete (vgl. Bestimmung der spezifischen Ladung von Elektronen Klasse 12). In das Zentrum eines Plattenkondensators wird ein radioaktives Präparat gebracht, das kontinuierlich Elektronen verschiedener Geschwindigkeit aussendet. Neben dem elektrischen Feld des Kondensators herrscht noch ein zu diesem senkrechtes homogenes Magnetfeld (Geschwindigkeitsfilter). Dann treten die Elektronen in einen Raum, in dem nur noch das homogene Magnetfeld wirkt. Hier durchlaufen die Teilchen den Teil einer Kreisbahn. Für die Teilchen, welche das Geschwindigkeitsfilter unabgelenkt durchlaufen, gilt: v E . Aus der magnetischen Flussdichte B, der Geschwindigkeit v und dem Radius r B der Kreisbahn lässt sich die spezifische Ladung der Teilchen berechnen: e v . m Br (Animation: http://www.leifiphysik.de/web_ph11_g8 /versuche/03bucherer/bucherer.htm) 5 Alfred Heinrich Bucherer, 1863 - 1927 , deutscher Physiker LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 7 e mit zunehmender Geschwindigkeit nicht m Bucherer stellte fest, dass die spezifische Ladung konstant war, sondern abnahm. Da die Ladung der Elektronen nicht von der Geschwindigkeit abhängt, folgt daraus, dass die Elektronenmasse mit steigender Geschwindigkeit zunimmt. Das folgende Diagramm stellt die experimentell gefundene Abhängigkeit der Elektronenmasse von der Geschwindigkeit dar. Die Masse m0 ist dabei die Masse des Elektrons bei v = 0 (Ruhemasse). Die durchgezogene Kurve stellt die von Einstein theoretisch vorhergesagte Geschwindigkeitsabhängigkeit der Masse dar. Die gute Übereinstimmung der theoretisch berechneten Kurve und den experi- mentell gewonnenen Werten stellt eine Bestätigung für die von Einstein gewonnene Formel für die Geschwindigkeitsabhängigkeit der Masse dar: m m 0 γ . m m0 1 mit v 1 c0 m – relativistische Masse des bewegten Körpers 2 m0 – Masse des ruhenden Körpers c0 – Vakuumlichtgeschwindigkeit (FS. S. 78) 11.3.2 Relativistischer Impuls Die aus der klassischen Physik bekannte Beziehung für den Impuls p = m·v wird in der speziellen Relativitätstheorie beibehalten. Allerdings setzt man für die Masse die dynamische Masse ein. p m v m0 p p0 1 1 v 1 c0 v 1 c0 2 2 v LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 8 11.3.3 E = m·c2 – Masse-Energie-Beziehung Um 1900 hatte man experimentell herausgefunden, dass sich die Masse von Elektronen bei zunehmender Geschwindigkeit vergrößerte. Bereits um 1880 erkannte man einen Zusammenhang zwischen Energie und Masse in der Elektrodynamik. Aber erst Einstein konkretisierte 1905 diesen Zusammenhang mit der Formel6 E m c 02 . Energie kann in Masse umgewandelt werden und umgekehrt. Energie und Masse sind äquivalente Größen, sie unterscheiden sich nur in dem Proportionalitätsfaktor c02 . E m c 02 Sie sind nur zwei Erscheinungsformen der Materie. Ruhende Teilchen besitzen Energie: E 0 m 0 c 02 – Ruheenergie des Elektrons: m e c 02 = 0,511 MeV – Ruheenergie des Protons: m p c 02 = 938 MeV Beispielhaft ist die Umwandlung von Materie in Energie bei Kernprozessen – Kernfusion in der Sonne. Die Sonne verliert allein durch ihr abgestrahltes Licht (Leuchtkraft ca. 3,8·1026 W) in jeder Sekunde rund 4 Millionen Tonnen Masse. Die Entstehung neuer Elementarteilchen in Teilchenbeschleunigern beruht auf der Umwandlung der Energie der Stoßpartner in Masse. Die Umwandlung ist keine chemische Reaktion: Ein Kilogramm Materie birgt mit E = m0·c² soviel Energie in sich, wie bei der Verbrennung von 3 Millionen Tonnen Braunkohle frei wird - Materie speichert Energie. http://www.aip.de/~lie/Energie/Energie.html Die Energie dE, die einem Körper durch Beschleunigung zugeführt wird, ist nach dem zweiten Newtonschen Axiom dE = F ds, das zunächst in dE = (dp/dt) ds dE = (d(mv)/dt) ds, dann weiter in dE = (d(mv)/dt) ds dE = d(mv) v und schließlich; in dE = dm c2 umgeformt werden kann. Der Zuwachs an kinetischer Energie ist also proportional dem Massenzuwachs. Addieren wir alle kleinen Schritte zusammen, und unterstellen wir m = 0 für E = 0, so erhalten wir E = m c2. 6 auch Einstein hatte keine konkrete Form beibehalten und die Schreibweise mehrmals geändert LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 9 11.3.4 Relativistische kinetische Energie Entsprechend der Äquivalenz von Masse und Energie eines ruhenden Teilchens E0 = m0·c² ergibt sich auch für die relativistische Gesamtenergie der Zusammenhang zur relativistischen Masse: E m c 02 . E m c m0 2 0 E – relativistische Gesamtenergie 1 v 1 c0 2 c m 0 c γ m – relativistische Masse 2 0 2 0 m0 – Ruhemasse c0 – Vakuumlichtgeschwindigkeit (FS. S. 79) γ – relativistischer Faktor Diese relativistische Gesamtenergie E setzt sich aus der Ruheenergie E0 und der kinetischen Energie Ek aufgrund seiner Bewegung zusammen. Es gilt: E E k E0 Entsprechend erhält man für die kinetische Energie eines Teilchens: E k E E0 m c02 m 0c02 m m 0 c02 (FS. S. 79) Für kleine Geschwindigkeiten v sollte diese Formel mit der klassischen Formel übereinstimmen. E k m m 0 c 02 m0 m 0 c 02 2 1 v c 0 1 1 m 0 c 02 2 v 1 c 0 1 v 2 1 1 m 0 c 02 2 c 0 1 2 m0 v 2 mathematische Nebenbetrachtung: 1 Der Term 1 x2 lässt sich für kleine Werte von x → 0 durch eine quadratische Funktion p(x) = ax² + bx + c darstellen. Funktion f (x ) f´(0) = 0 x 1 x 2 3 1 2x 2 f ( x ) 1 x 2 5 1 1 x f(0) = 1 1 x 2 f ( x ) an x = 0 1 2 f"(0) = 1 p(x) = ax² + bx + c 1 = a·0² + b·0 + c → c = 1 0 = 2·a·0 + b → b = 0 1 = 2·a → a = 1 2 1 2 x 1 2 (besser durch Reihenentwicklung ) LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 10 Übungen zur relativistischen Dynamik (Aufgaben aus http://www.leifiphysik.de) 1. Bei welcher Geschwindigkeit ist die dynamische Masse dreimal so groß wie die Ruhemasse? 2. [0,94·c] Berechnen Sie, bis zu welcher Geschwindigkeit v die relativistische Massenzunahme Δm = m - mo weniger als 1 % von mo beträgt. 3.0 In ein homogenes Magnetfeld schießt [0,14·c] man Elektronen senkrecht zur Richtung des Feldes ein. Sie beschreiben dort Kreisbahnen. 3.1 Zeigen Sie, dass die Umlaufzeit T der Elektronen auf ihren Kreisbahnen nicht von ihrer Geschwindigkeit v abhängt, solange v < 0,1c ist. 3.2 Wie hängt die Umlaufzeit T von der Geschwindigkeit ab, wenn man den relativistischen Massenzuwachs der Elektronen berücksichtigen muss? 3.3 Bei welcher Bahngeschwindigkeit der Elektronen ergibt sich gegenüber dem nichtrelativistischen Fall die 1,25-fache Umlaufdauer? 4.0 [0,60·c] α-Teilchen (zweifach positiv geladene Heliumkerne) bewegen sich im Vakuum mit der Geschwindigkeit v in einem homogenen Magnetfeld der Flussdichte auf einer Kreisbahn vom Radius r. 4.1 Berechnen Sie den Betrag der Flussdichte B in Abhängigkeit von der spezifischen 4.2 Ladung und der Zeitdauer T für einen Umlauf zunächst allgemein. Begründen Sie, warum bei vorgegebenem T der Betrag von B vom Radius r der Kreisbahn abhängt, obwohl r in der unter Teilaufgabe 4.1 berechneten Gleichung nicht mehr explizit vorkommt. 4.3 Berechnen Sie den Betrag von B , wenn die α-Teilchen in T = 5,0·10-8 s einen Kreis mit r = 1,0 m durchlaufen. 4.4 [0,42·c; 2,87 T] Schießt man α-Teilchen der Geschwindigkeit v = 4,0·106 ms-1 unter dem Einschusswinkel ε bezüglich der Magnetfeldrichtung in ein Feld der Flussdichte B = 1,3 Vsm-2 ein, so durchlaufen sie eine Schraubenlinie der Ganghöhe h = 8,0 cm. Berechnen Sie den Einschusswinkel ε. [8,0·105 ms-1; 79°] LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 5.0 5.1 5.2 5.3 6.0 6.1 6.2 7 8.0 8.1 8.2 8.3 9.0 9.1 9.2 9.3 11 Elektronen treten senkrecht zu den magnetischen Feldlinien in ein Magnetfeld (B = 6,0·10-2 Vs/m2), wodurch die Teilchen auf einer Kreisbahn mit dem Radius r = 4,4 cm geführt werden. Berechnen Sie den Impuls der Elektronen. Zeigen Sie, dass bei klassischer Rechnung sich für die Elektronen Überlichtgeschwindigkeit ergeben würde. Ermitteln Sie die Elektronengeschwindigkeit unter Berücksichtigung der relativistischen Massenzunahme. [4,22·10-22 Ns; 4,6·108 ms-1; 2,5·108 ms-1] Ruheenergie und kinetische Energie von Elektronen Berechnen Sie für Elektronen (Ruhemasse m0 = 9,11 ·10-31kg) die Ruheenergie in eV. Bestimmen Sie die kinetische Energie von Elektronen (in eV) für folgende Werte von v/c: 0,300; 0,600; 0,800; 0,900; 0,950; 0,990. Stellen Sie v in Abhängigkeit von der kinetischen Energie in einem Ekin-v-Diagramm dar. Bestimmen rechnerisch Sie die Geschwindigkeit eines Elektrons, das eine Beschleunigungsspannung von 800kV durchlaufen hat. [0,92·c] Relativistische Protonen Von welcher Beschleunigungsspannung an müsste man für Protonen den relativistischen Massenzuwachs berücksichtigen, wenn man dies, wie üblich für v ≥ 0,1·c zu tun pflegt? Ein Proton habe eine Gesamtenergie von 3,0 GeV. Berechnen Sie den Anteil seiner kinetischen Energie, seine Geschwindigkeit und das Verhältnis seiner Masse zur Ruhemasse. Um Protonen von 3,0GeV auf einer Kreisbahn von 1,5km Umfang zu halten benötigt man ein magnetisches Führungsfeld. Wie groß muss dessen Flussdichte sein? Im Punkt P treten Elektronen mit der Geschwindigkeit v = 0,98·c in ein begrenztes homogenes Magnetfeld ein. In der Skizze ist die halbkreisförmige Bahn der Elektronen im Magnetfeld dargestellt. Übertragen Sie die nebenstehende Skizze auf Ihr Blatt. Ergänzen Sie diese durch eine beschriftete schematische Darstellung einer Anordnung zur Erzeugung und Beschleunigung der Elektronen und zeichnen Sie die Orientierung des Magnetfeldes ein. (4 BE) Berechnen Sie die Masse der Elektronen in Vielfachen der Ruhemasse und bestimmen Sie damit die notwendige Beschleunigungsspannung UB. [zur Kontrolle: m = 5,0·m0] (9 BE) Die Flussdichte B des Magnetfelds beträgt 500 mT. Berechnen Sie den Bahnradius und die Flugdauer von P nach Q. (7 BE) LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie AP 2004/III Hinweis zu 2.3.2: AP 2001/I x1 = v2·Δt mit Δt = γ·Δt` mit Δt` = T1/2 – Zeitdilatation ist nicht mehr lehrplankonform 12 LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 13 ******Ende von Kapitel 11. – Spezielle Relativitätstheorie ***** 2012-12-18 LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie Folie 1 MICHELSON-EXPERIMENT Spiegel Spiegel d d halbdurchlässiger Spiegel Lichtquelle Fernrohr v c2 v2 c-v c+v v c v c c v LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie Folie 2 RELATIVITÄT DER GLEICHZEITIGKEIT Einstein-Synchronisation Uhr A Uhr B 000 000 Gedankenexperiment - aus der Sicht der unteren Rakete A B Synchronisationsblitz C D A B Uhr B startet C D A B Uhren C und D starten C A D B Uhr A startet C D LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie Folie 3 Größe des relativistischen Faktors γ 1 v in % von c 0 10 50 80 86,6 90 99 99,5 99,9 99,99 99,999 99,9999 100 v2 1 2 c v2 1 2 c 1,000 0,995 0,866 0,600 0,500 0,436 0,141 0,100 0,045 0,014 0,004 0,001 0 1,000 1,005 1,155 1,667 2,000 2,294 7,09 10,01 22,37 70,71 223,6 707,1 ∞ Da der Faktor γ für v > c imaginär wird, folgt dass v ≤ c. Das bedeutet Die Vakuumlichtgeschwindigkeit ist die obere Grenze aller Geschwindigkeiten für die Ausbreitung einer beliebigen Wirkung, d.h. von Teilchen und Wellensignalen jeglicher Art. Für v << c ist γ ≈ 1 und es gilt die klassische Mechanik! LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie Folie 4 Versuch von Bucherer Versuchsnordnung Versuchsergebnis: - experimentell gefundene Abhängigkeit der Elektronenmasse von der Geschwindigkeit - durchgezogene Kurve stellt die von Einstein theoretisch vorhergesagte Geschwindigkeitsabhängigkeit der Masse m m0 1 v 1 c0 2 LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie Folie 5 Approximation der kinetischen Energie Mathematische Vereinfachung von f ( x ) Funktion f (x) f ( x ) f ( x ) an der Stelle x = 0 1 1 x2 x 1 x 2 3 1 2x 2 1 x 1 x2 p(x) = ax² + bx + c f(0) = 1 1 = a0² + b0 + c → c = 1 f´(0) = 0 0 = 2a0 + b → b = 0 f´´ (0) = 1 2 5 1 1 = 2a → a = → an der Stelle x = 0 gilt in guter Näherung: 1 1 x2 1 2 x 1 2 durch Reihenentwicklung ergibt sich ein noch genauerer Term 1 2 LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie Folie 6 LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie aus http://www.aip.de/~lie/index.html Folie 7 LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie Lösungen 1 1. 2. 3.1 Die notwendige Zentripetalkraft wird durch die Lorentzkraft aufgebracht: Für die Umlaufdauer gilt: Setzt man (1) in (2) ein, so ergibt sich: Der Ausdruck für T0 ist konstant, solange sich m nicht wesentlich ändert. Dies ist für v < 0,1c gut erfüllt. 3.2 Nun muss man die Massenveränderlichkeit berücksichtigen: 3.3 Für das Verhältnis der Umlaufdauern gilt aus der Angabe: Mit Hilfe der Teilaufgaben 3.1 und 3.2 kann man für das Verhältnis auch schreiben: LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie Lösungen 2 4.1 Zentripetalkraft = Lorentzkraft 4.2 In der obigen Formel kommt zwar r nicht explizit vor, jedoch ist bei festem T die von r Abhängig. Da die dynamische Masse Geschwindigkeit nach der Formel der α-Teilchen geschwindigkeitsabhängig ist, hängt B also "indirekt" doch vom Radius ab. 4.3 Berechnung der Geschwindigkeit der α-Teilchen: Berechnung der Flussdichte: 4.4 Da v < 0,1·c ist, kann nichtrelativistisch gerechnet werden. Zunächst wird die Umlaufdauer T der α-Teilchen mit Hilfe der in Teilaufgabe a) hergeleiteten Formel berechnet: Für die Bewegung parallel zur Achse der Schraubenlinie ist die Geschwindigkeit v|| bestimmend. Berechnung der Geschwindigkeit v|| der α-Teilchen aus der Ganghöhe h und der Umlaufdauer: Aus nebenstehender Skizze ersieht man: 5.1 Die Zentripetalkraft, welche für die Kreisbahn notwendig ist, wird durch die Lorentzkraft aufgebracht. Es gilt: 5.2 Die klassische Rechnung mit einer geschwindigkeitsunabhängigen Masse würde für v 5.3 ergeben: Unter Berücksichtigung der relativistischen Massenformel ergibt sich: LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie Lösungen 3 6.1 6.2 Für die kinetische Energie gilt: kinetische Energie = Gesamtenergie - Ruheenergie v/c Ekin in eV 7 0,300 2,47·10 0,600 4 0,800 5 1,27·10 0,900 5 3,41·10 Gesamtenergie = kinetische Energie + Ruheenergie 0,950 5 6,61·10 0,990 6 1,13·10 3,11·106 LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie Lösungen 4 8.1 Klassische Abschätzung der Beschleunigungsspannung Um, ab der die Massenzunahme zu berücksichtigen ist: Relativistisch korrekte der Beschleunigungsspannung Um, ab der die Massenzunahme zu berücksichtigen ist: 8.2 Bestimmung der kinetischen Energie: Verhältnis von dynamischer Masse zur Ruhemasse: Bestimmung der Geschwindigkeit: 8.3 Bestimmung des Radius der Kreisbahn: Bestimmung der Flussdichte: LZ F13.3 /B13.3 Spezielle Relativitätstheorie 9.1 Aufgrund des Glühelektrischen Effekts treten die Elektronen aus der Heizwendel aus und werden zur positiv geladenen Anode hin beschleunigt (evtl. Fokussierungselektroden bleiben unberücksichtigt). Durch ein Loch in der Anode treten sie in ein homogenes Magnetfeld, welches in die Zeichenebene hinein gerichtet ist. 9.2 Berechnung der geschwindigkeitsabhängigen Masse m: Berechnung von Ub: 9.3 Zentripetalkraft = Lorentzkraft Zeit für das Durchlaufen des Halbkreises: Lösungen 5