akana - Akademie für Naturheilkunde Frankfurt www.akana-frankfurt.de Additive Krebsbehandlung am Beispiel Hyperthermie – Mit Wärmestrahlen gegen Tumorzellen Vortrag von Dr. Dieter Rixen, Arzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren Bereits im 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung sagte ein griechischer Arzt namens Parmenides „Gib mit Fieber und ich heile alle Krankheiten“. Und tatsächlich weiß man heute, dass viele Krebskranke über viele Jahre hinweg keine erhöhte Temperatur beispielsweise anlässlich eines winterlichen Erkältungsinfektes haben. Andererseits frieren extrem viele Betroffene. Vor allem Tumorpatienten erscheinen lange gesund ohne wirklich gesund zu sein. Man hat festgestellt, dass von 1000 Spontanheilungen über die Hälfte nach einem Fieberschub festgestellt werden konnte. Dies führte dazu, dass man sich mit der Überwärmung von Tumorzellen beschäftigte und sich die Hyperthermie (HT) als sinnvolle Erweiterung der Krebstherapie etablierte. Sie kann zu langanhaltenden Remmissionen führen und zur Heilung beitragen. Metastasen können sich teilweise oder ganz zurückbilden und Primärtumore lassen sich verkleinern, so dass eine Operation oder andere aussichtsreiche Behandlungen möglich werden. Sie wird zur Bekämpfung von Rückfällen eingesetzt. Für die Überwärmung werden Mikrowellen, Radiowellen, Ultraschallwellen und Infrarotstrahlen eingesetzt. Es gibt verschiedene Formen der Überwärmungstherapie, unter anderem eine aktive und eine passive Form. Bei der aktiven Hyperthermie werden dem Patienten Bruchstücke von bestimmten Bakterien ins Blut oder in den Po gespritzt, um eine Reaktion des Körpers zu provozieren. Vor allem die Behandlung mit Streptokokken und dem anschließend entstehenden Fieber hat hier zu einer Vielzahl von Spontanheilungen geführt. Nachteil der Behandlung ist allerdings, dass die Reaktionen im Körper der Patienten nicht steuerbar sind. Die passive Hyperthermie wird aufgeteilt in • die Ganzkörper-Hyperthermie (GHT), • die Regionale Tiefen-Hyperthermie (RHT), • die Oberflächen-Hyperthermie (OHT), • die Perfussions-Hyperthermie (IPHT) und • die Prostata-Hyperthermie (PHT) Regionale Tiefen-Hyperthermie Bei örtlich begrenzten Tumorleiden bringt vor allem die Regionale Tiefen-Hyperthermie nachweisbare Vorteile, wie das Beispiel eines Patienten mit Pankreaskopf-Karzinom beweist, dessen Krebs bereits in die Leberpforte metastasiert war. Die Onkologen wollten in diesem Stadium nichts mehr tun. Der Patient wurde dann mit Sauerstofftherapie, Thymus-Peptiden, Enzymen und Orthomolekularer Medizin behandelt. Im Zentrum der Behandlung aber stand die Regionale Tie fen-Hyperthermie, weil der Tumor in seiner räumlichen Ausbreitung begrenzt war und mit dieser Methode am Tumor leichter die wirksamen Temperaturen von 42 bis 44 Grad Celsius erreicht werden können. Nur der Tumor wird mittels angelegter Plattenelektroden oder mit Strahlung gezielt überwärmt, der Patient dabei insgesamt weniger belastet. Das ganze wurde bei dem genannten Patienten 10 mal 60 Minuten lang gemacht und nach 5 Monaten konnte bei einem Wiederholungs-CT kein Hinweis mehr auf tumoröse Raumforderung gefunden werden. Seite 1 akana - Akademie für Naturheilkunde Frankfurt www.akana-frankfurt.de Mit der Methode wird schon seit einigen Jahren vor allem außerhalb Deutschlands gearbeitet. Ein niederländischer Radiologe, der bereits seit den 80-erJahren auf Hyperthermie setzt konnte in Zahlen ausgedrückt folgende Ergebnisse verbuchen: Erkrankung Patienten gesamt Brustwandrezidiv Mamma-Karzinom Hals-Nacken-Bereich Uterus Magen-Darm 281 529 425 143 603 Ansprechrate ohne Hyperthermie 36 % 75 % 35 % 50 % 29 % Ansprechrate mit Hyperthermie 71 % 88 % 64 % 75 % 60 % Ansprechraten heißt der Tumor wird kleiner. Es gibt inzwischen verschiedene Studien, die den Erfolg der Hyperthermie belegen. So veröffentlichte die Zeitschrift Lancet – eine der wenigen pharmaunabhängigen Mediziner-Fachzeitschriften – eine Studie über Cervix Karzinome (Gebärmutterhalskrebs), wobei man 115 Patientinnen nut mit Strahlentherapie und 115 mit Strahlentherapie und Hyperthermie behandelte. Das Ergebnis war nach drei Jahren eine Überlebensrate von 27 % bei den nur strahlenbehandelten Patientinnen und eine von 52 % bei den mit Strahlen und Hyperthermie behandelten Patientinnen. Mittlerweile gehört die Hyperthermie zu den Standardverfahren beim Cervix -Karzinom. Diverse Studien weltweit belegen auch eine Wirksamkeit bei rektalen Karzinomen, bei malignen Melanomen, bei Mamma-Karzinomen und bei Mamma-Redzidiven. Derzeit befinden sich 1400 Patienten in offiziellen Studien, um die Wirksamkeit der Hyperthermie auch in anderen Bereichen offiziell zu belegen. Wie aber funktioniert die Hyperthermie eigentlich, was passie rt mit oder in dem Tumor? Seit langem ist bekannt, dass Tumorgewebe besonders hitzeempfindlich ist. Im Temperaturbereich von 40 bis 42 Grad wird die Zellmembran geschädigt. Im Tumor werden Interferon Gamma, welches ein schnelles Wachstum des Tumors verhindert, TNT-Alpha (Tumor-Nekrose-Faktor) und Apoptose-Gene aktiviert, die Tumorzellen töten können. Zudem kommt es an den Zellwänden zu Veränderungen durch Hitzeschockproteine, die Natürliche Killerzellen aus dem Thymus aktivieren, die die Krebszellen erkennen und bekämpfen können. Außerdem reagieren Krebszellen durch die Schädigung der Zellmembran auch sehr viel empfindlicher auf Zytostatika oder Strahlen. Die Wirksamkeit einer Strahlen- oder Chemotherapie wird so gesteigert. Ein ganz wichtiger Effekt ist der, dass Tumorzellen in ihrer Durchblutung nicht so reagieren wie normale Zellen, die bei Wärmeeinwirkung sehr viel stärker durchblutet werden, um dann wieder abzukühlen. Die Tumorzelle jedoch kann sich nicht weit stellen und deshalb die aufgenommene Hitze nicht abführen. Dennoch entsteht durch die Temperaturerhöhung eine Mehrdurchblutung, die es den Killerzellen und den Zytostatika einfacher machen zum Tumor vorzudringen. Nebenwirkungen gibt es dabei kaum. Leichte Verbrennungen sind möglich, aber eher selten. Wichtig bei der Hyperthermie ist, dass man die Therapie nicht zu häufig anwendet, da es eine Wärmegewöhnung gibt. Man wartet mindestens 48 Stunden zwischen den einzelnen Behandlungen und macht maximal 10 Anwendungen hintereinander, dann folgt eine Pause von vier Wochen. In Japan ist die Lokale Hyperthermie sehr viel weiter verbreitet als in Deutschland. Hier wird die Lokale Hyperthermie derzeit nur an vier Universitätskliniken (Uniklinikum Lübeck, Charité Seite 2 akana - Akademie für Naturheilkunde Frankfurt www.akana-frankfurt.de in Berlin, Klinikum rechts der Isar in München und Uniklinikum Essen) praktiziert. Aber 16 biologische Krebsklinken bieten die Therapie bereits seit Jahren an. Man hat also einen Überblick über zehn Tausende Patienten. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Erfahrungen der Biomedklinik n i Bad Bergzabern, die eine Studie mit 80 Patienten mit metastasiertem Colon-Karzinom mit Streuung in die Leber durchführten. Die Hälfte der Patienten wurde mit Chemotherapie behandelt, die andere Hälfte mit Tiefen-Hyperthermie ohne Chemotherapie aber ergänzt um eine biologische Krebstherapie. Das erstaunliche Ergebnis war, dass die, ohne Chemotherapie eine deutlich höhere Lebenserwartung hatten. Eine Studie in China mit 7000 Patienten, die an Lungen-, Leber-, Magen- und anderen Krebsleiden erkrankt waren und ohne Chemotherapie behandelt wurden, zeigte ähnlich positive Ergebnisse. Wirkungsweise bestimmter Chemotherapeutika potenzieren und addieren sich mit der Hyperthermie vor allem bei Temperaturen von 42 bis 44 Grad. Oder man macht ein Ganzkörper-Hyperthermie, dabei wird wie der Name schon sagt der ganze Körper auf 42 bis 44 Grad Temperatur gebracht, was wegen der Nebenwirkungen nicht ganz ohne ist. Es gibt auch die Möglichkeit die Chemotherapeutika einlaufen zu lassen, um dann anschließend eine Hyperthermie-Behandlung zu machen. Es gibt auch Varianten, wo die Überwärmung im Abstand von 24 Stunden erfolgt. Erfolgreich eingesetzt wird die Hyperthermie auch zum Downstaging, das heißt, ein Tumor wird mit Hilfe der Hyperthermie verkleinert, so dass er anschließend operiert werden kann bzw. eine Operation weniger invasiv ausfällt. Dies ist unter anderem interessant bei Tumoren der Brust, des Darms und der Leber. Die Hyperthermie ist in jedem Fall eine sinnvolle Methode bei ansonsten ausbehandelten Patienten. Voraussetzung für eine Hyperthermie -Behandlung ist aber, dass der Körper des Patienten in einem guten Allgemeinzustand bzw. belastbar sein muss. Oberflächen-Hyperthermie Die Oberflächen-Hyperthermie (OHT) wird vor allem bei Tumoren, die aus der Haut herauswachsen eingesetzt oder wenn die befallenen Stellen dicht unter der Haut liegen. Dies kann unter anderem bei Haut-, Lymph-, Brust-, Weichteil- und HNO-Tumoren der Fall sein. Hier werden Infrarotstrahlen lokal eingesetzt, und zwar wassergekühlte Infrarot-A-Strahlen, weil speziell diese Strahlen nur einige Zentimeter unter die Haut gehen, aber dennoch die gewünschten Temperaturen erzielen. Bestrahlt wird 60 jeweils Minuten. Ganzkörper-Hyperthermie Die Ganzkörper-Hyperthermie wird angewandt, wenn das Krebsleider generalisiert ist, also Metastasen an mehr als einer Stelle der Körpers vorliegen oder vermutet werden. Dementsprechend erwärmt man mit der Ganzkörper-Hyperthermie auch den ganzen Körper. Dabei gibt es verschiedene Systeme, hauptsächlich aber setzt man auf Infrarotstrahlen, die unter die Haut gehen und im ganzen Körper Temperaturen von 38 bis 40, 5 bei der moderaten und 42 bis 44 Grad Celsius bei der hohen Ganzkörper-Hyperthermie erzielen. Entscheidend ist hierbei eine Veränderung der Körperkerntemperatur in den gewünschten Bereich, wie sie beispielsweise in der Sauna und mit Rotlicht nicht erzeugt wird. Normalerweise wird der Patient durch milde Narkotika sediert bevor man mit der Therapie, die bei der hohen Ganzkörper-Hyperthermie 45 bis 60 Minuten dauert, beginnt. Die Anwärmund Abkühlphase dauert jeweils ein bis zwei Stunden. Seite 3 akana - Akademie für Naturheilkunde Frankfurt www.akana-frankfurt.de Bei der moderaten Ganzkörper-Hyperthermie werden nur Temperaturen von 39 bis 40 Grad erreicht, dafür dauert die Überwärmungsphase aber vier bis sechs Stunden. Angewandt wird die Ganzkörper-Hyperthermie vor allem dann, wenn sich die beim Patienten eingesetzten Chemotherapeutika mit der Wärme potenzieren. Insgesamt aber ist die Ganzkörper-Hyperthermie sehr anstrengend und sie zerstört das Immunsystem.. Derzeit laufen Studien am Nordwest-Krankenhaus in Frankfurt bei Brust- und Darmkrebs im metastasierten Stadium, in Hamburg zum kleinzelligen Bronchial-Karzinom und in München zum Eierstockkrebs. In Praxen wird ambulant meist die moderate Ganzkörper-Hyperthermie mit Temperaturen zwischen 38,5 und 40 Grad in Kombination mit dem kompletten Programm der biologischen Krebstherapie durchgeführt. Sinnvoll ist dies zur Rezidiv -Prophylaxe, Anregung des Immunsystems, bei Chemoresistenz – nach einer Hyperthermie -Behandlung spricht die Chemotherapie meist wieder an –, nach einer OP oder Tumoren in ihrer Größe konstant zu halten. Allerdings kann bei stark geschwächten Patienten selbst die moderate Hyperthermie nicht eingesetzt werden, da sie für den Gesamtorganismus sehr anstrengend ist. Im allgemeinen werden vor einer Therapie ein EKG, Belastungs-EKG, Blutanalysen und Lungenfunktionstests gemacht, um die Belastbarkeit des Patienten einschätzen zu können. Während der Behandlung wird die Körpertemperatur, die Herzströme (EKG) und die Sauerstoffsättigung permanent gemessen. Hinzu kommen Infusionen gegen den Wasserverlust und Heparin-Spritzen, um das Blut flüssig zu halten. Manchmal werden gleichzeitig Mistelinfusionen gegeben. Prostata-Hyperthermie Die Prostata-Hyperthermie wird bei gut- und bösartigen Wucherungen der Vorsteherdrüse eingesetzt. Mit einem Katheder fährt man durch die Harnröhre und erzeugt in der Prostata Temperaturen zwischen 42 und 60 Grad. Vorteil der Behandlung ist, dass man Operationsfolgen wie Inkontinenz und Impotenz , die bei 50 % der operierten Patienten auftreten, vermeiden kann. Möglich ist die Behandlung allerdings nur, wenn der Tumor noch in der Prostata lokalisiert ist. Perfussions-Hyperthermie Die Perfussions-Hyperthermie kommt bei Tumoren im Bauchraum wie beispielsweise Eierstock-, Blasen- oder Darmkrebs zum Einsatz. Problem dieser Tumoren ist, dass die Chemotherapie hier kaum hinkommt und deshalb nicht wirken kann. Bei dieser Form der Hyperthermie legt man einen Katheder und gibt erwärmtes Wasser (42 bis 44 Grad) mit einem Chemotherpeutikum in den Bauchraum und lässt es dort lokal kursieren. Dies kann man in ähnlicher Form in der Blase machen. Die Hyperthermie gehört noch nicht zu den Regelleistungen der Krankenkassen, wird allerdings von privaten Krankenkassen meist übernommen, bei den gesetzlichen Kassen ist dies noch unterschiedlich. Eine Hyperthermie -Behandlung kostet derzeit 140 Euro. Seite 4