37 3 Transformatoren 3.1 Magnetfeldgleichungen 3.1.1 Das Durchflutungsgesetz Ein Stromfluss ist immer mit einem Magnetfeld verbunden und umgekehrt: K H I Abb. 3.1.1-1 Verknüpfung von elektrischem Strom und Magnetfeld G G Θ = Š Hdr = nI mit Θ H r n I (3.1.1-1) = Magnetische Durchflutung (Magnetische Spannung) = Magnetische Feldstärke = Radius = Anzahl der Leiterschleifen = elektrischer Strom für die einfache geometrische Anordnung gilt: Θ = H 2π ⋅ r = nI H= nI 2π ⋅ r (3.1.1-2 bis 3) Das Magnetfeld von Permanentmagneten hat seine Ursache in den Spins der Elektronen, ist also mit atomar kleinen Kreisströmen verbunden. 3.1.2 Die magnetische Flussdichte B G G G B = µ H = µ0 µ r H mit µ = Magnetische Permeabilität µ0 = Magnetische Permeabilität im Vakuum µ0 = 1,256 10–6 Vs/Am (3.1.2-1) 38 3 Transformatoren 3.1.3 Der magnetische Fluss φ G G φ = ∫ BdA (3.1.3-1) für konstante Flussdichte B durch eine senkrecht dazu stehende Fläche A (Flächenvektor parallel zur Richtung von B) gilt: φ = BA G B G A (3.1.3-2) Abb. 3.1.3-1 3.1.4 Der magnetische Widerstand Rm Für homogene Flussdichten kann man auch einen magnetischen Widerstand definieren Rm = l (3.1.4-1) µA 3.1.5 Das „Ohmsche Gesetz“ für Magnetkreise Für magnetische Kreise mit konstanter Flussdichte gilt: Θ = φ ⋅ Rm (3.1.5-1) 3.1.6 Fremdinduktion Befindet sich eine Leiterschleife in einem sich ändernden Magnetfeld, so wird in der Leiterschleife eine elektrische Spannung induziert, die induzierte Spannung ist proportional zur zeitlichen Änderung des magnetischen Flusses eines externen (fremden) Magnetfeldes. JG B uind(t) Abb. 3.1.6-1 Externe Flussdichte und daraus resultierende induzierte Spannung in einer Spule 3.1 Magnetfeldgleichungen uind (t ) = 39 dφ dt (3.1.6-1) G G φ = ∫ BdA (3.1.6-2) B = µH (3.1.6-3) mit φ = Magnetischer Fluss B = Magnetische Flussdichte µ = Magnetische Permeabilität Es wird auch eine Spannung in der Leiterschleife induziert, wenn diese im konstanten Magnetfeld mit konst. Winkelgeschwindigkeit rotiert. Die Leiterschleife sieht dabei eine zeitlich cosinusförmige (sinusförmige) Änderung des magnetischen Flusses. Bildet man dφ / dt, folgt eine sinusförmige (cosinusförmige) induzierte Spannung. 3.1.7 Selbstinduktion Ändert sich in einer Leiterschleife der Strom, so induziert diese Änderung ebenfalls eine Spannung: uind (t ) = L di (t ) dt (3.1.7-1) Die induzierte Spannung ist proportional zur Induktivität L der Leiterschleife und zur Geschwindigkeit der Stromänderung. Den Vorgang der Selbstinduktion kann man sich durch ein Analogon mit einem Wasserstrom in einer Rohrleitung erklären: Überdruck p ∼ dIW/dt Unterdruck p ∼ -dIW/dt IW Abb. 3.1.7-1 Selbstinduzierter Überdruck in einer Wasserleitung, in der der Wasserstrom gesperrt wird Bremst man den Wasserstrom durch Einfügen eines Schiebers aus, so entsteht auf der einen Seite des Schiebers ein Überdruck und auf der anderen Seite ein Unterdruck, weil das Wasser wegen seiner Trägheit weiterfließen möchte. 40 3 Transformatoren Überdruck Unterdruck Abb. 3.1.7-2 Wasserkreislauf mit Pumpe und Schieber Beim elektrischen Strom bremst man durch Öffnen eines Schalters Ladungsträger aus. Dadurch entsteht ein Ladungsträgerstau auf der einen Seite des Schalters, was eine Überspannung verursacht (induziert) und auf der anderen Seite des Schalters eine Unterspannung induziert. Überspannung Kontakt geschlossen Kontakt geöffnet Unterspannung i Überspannung 1 Unterspannung = U0 uind Leitungsinduktivität Abb. 3.1.7-3 Entstehung der Selbstinduktionsspannung im elektrischen Stromkreis Das Vermögen, den Stromfluss aufrecht zu erhalten, wird durch die Leitungsinduktivität dargestellt. 3.1 Magnetfeldgleichungen 41 Beispiel: Der Strom beträgt vor Öffnen des Schalters 10 A und der Strom geht linear innerhalb einer Millisekunde beim Schalten auf Null. Die Leitungsinduktivität beträgt 10 mH. Die induzierte Spannung errechnet sich dann uind (t ) = L di (t ) −10 A = 10mH = −100V dt 1ms Das lässt sich auch grafisch darstellen: i(t) I0 U0 1ms t uind Abb. 3.1.7-4 Selbstinduktionsspannung durch Stromänderung in einer Spule Wird zum Beispiel ein Strom im Bordnetz abgeschaltet, treten am Verbraucher hohe Spannungsspitzen auf! Misst man die Spannung (Abb. 3.1.7-4) vor dem Schalter (zwischen Punkt 1 und Masse) kehrt die Induktionsspannung ihr Vorzeichen um: uind I0 u(t) i(t) U0 1ms t Abb. 3.1.7-5 Induktionsspannung im Bordnetz Das nachfolgende Scopebild zeigt die Messung von Strom (1div = 100 A) und Spannung (1div = 100 V) bei der Trennung eines Kurzschlussstroms durch einen pyrotechnischen Schalter am Pluspol einer Autobatterie. 42 3 Transformatoren Nach Gleichung 3.1.7-1 kann man aus der Messung der Stromänderung ∆I, der Schaltzeit ∆t und der induzierten Spannungsspitze Uind die Induktivität eines Schaltkreises ermitteln. Schaltvorgang mit ∆I ≅ –450 A exponentieller Stromanstieg 280 V Spannungspeak Abb. 3.1.7-6 Oszilloskopie eines Schaltvorgangs im KFZ-Bordnetz Aus dem Scopebild ergibt sich ein näherungsweise linearer Stromabfall von ∆I = –450 A in einer Zeit ∆t = 20 µs mit einem resultierenden Spannungspeak von 280 V. Daraus berechnet sich die Bordnetzinduktivität zu: L= U ind 280V ⋅ 20µ s = = 12, 44 µH ∆I −450 A ∆t 3.2 Gekoppelte Spulen Ein Transformator besteht aus zwei Spulen, welche über ein magnetisches Wechselfeld miteinander gekoppelt sind. i2 i1 w1 w2 u2 u1 w1 = Windungszahl der Primärseite w2 = Windungszahl der Sekundärseite φ Abb. 3.2-1 Zwei über das Magnetfeld gekoppelte Spulen bilden einen Transformator 3.2 Gekoppelte Spulen 43 Eine Seite des Transformators wird von einem Wechselstrom gespeist, dieser Strom verursacht ein magnetisches Wechselfeld, welches wiederum die andere Spule durchdringt und dort eine Wechselspannung induziert. Wird ein Verbraucher angeschlossen, fließt ein entsprechender Strom. 3.2.1 Idealer Übertrager Ist die magnetische Kopplung perfekt und treten keinerlei Verluste auf, so spricht man vom idealen Übertrager. Beim idealen Übertrager werden Spannungen und Ströme gemäß u1 w1 = =ü u2 w2 (3.2.1-1) i1 w2 1 = = i2 w1 ü (3.2.1-2) transformiert. 3.2.2 Transformator mit Streufluss Bei einem realen Transformator wird ein Teil des Magnetfeldes gestreut. Man unterscheidet zwischen Streufluss und Hauptfluss. Der Hauptfluss durchdringt beide Spulen gleichermaßen, der Streufluss durchdringt nur eine Spule. i1 Streufluss der Primärspule u1 i2 u2 Streufluss der Sekundärspule Hauptfluss Abb. 3.2.2-1 Streufluss und Hauptfluss in einem Transformator Das Verhältnis von Streufluss zu Hauptfluss definiert die Streuziffer σ σ= Streufluss Hauptfluss (3.2.2-1)