Universität Bayreuth Fakultät für Mathematik und Physik Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme Diplomarbeit aus dem Fachbereich Physik vorgelegt von Christian Harrer Erstgutachter: Prof. Dr. Cord A. Müller Zweitgutachter: Prof Dr. Vollrath M. Axt Tag der Einreichung: 18. Dezember 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung und Zielsetzung 1 2 Green’sche Funktionen in der Quantenmechanik 2.1 Resolvente, Green’sche Funktionen . . . . . . . . 2.2 Informationsinhalt und Verwendung . . . . . . . . 2.3 Störungstheorie mit externem Potential . . . . . . 2.4 Freie Green’sche Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 9 12 14 3 Physikalisches Modell 3.1 Materiewellen in Unordnungspotentialen . . . . . . . . . . . . . 3.2 Gauß’sche Unordnungspotentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Weitere Modelle für Unordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 17 22 24 4 Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme 4.1 Störungstheorie für die unordnungsgemittelte Green’sche Funktion 4.2 Selbstenergie und darin enthaltene Informationen . . . . . . . . 4.3 Born’sche Näherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1 Selbstenergie und freie Weglänge . . . . . . . . . . . . . 4.3.2 Gültigkeitsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.3 Vergleich mit Numerik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Verbesserungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 25 29 33 33 37 38 41 5 MA 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 43 43 44 47 49 52 53 54 57 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . als Verbesserung der Born’schen Näherung Idee der MA-Näherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MA-Näherung für Gauß’sche Unordnungspotentiale . . . . Anwendung der MA auf die Selbstenergie . . . . . . . . . . Kombinatorische Analyse der Reihen . . . . . . . . . . . . Asymptotische Natur der Reihe . . . . . . . . . . . . . . . Methoden zur Behandlung asymptotischer Störungsreihen 5.6.1 Borel-Summation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6.2 Borel-Padé-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . i . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhaltsverzeichnis 5.7 Vergleich der beiden Darstellungen der Selbstenergie in MA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vergleich der freien Weglänge in MA mit Numerik . . . . . . . . Diskussion und Erweiterungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . 58 59 62 6 Realteil der Selbstenergie in Born’scher Nährung 6.1 Effektive Dispersionsrelation und Gruppengeschwindigkeit . . . 6.2 2D, Gauß’sches Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 1D, Speckle-Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 63 65 68 7 Stochastische Natur der Observablen ungeordneter Systeme 7.1 Anderson-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Ergodizität und Selbstmittelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Verhalten der lokalen Zustanddichte . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4 Numerische Verfahren für ungeordnete Systeme . . . . . . . . . 7.5 Versuch der störungstheoretischen Behandlung . . . . . . . . . . 73 74 75 76 78 79 8 Zusammenfassung 81 A 83 83 83 5.8 5.9 A.1 Konventionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.2 Fouriertransformation rotationsymetrischer Funktionen . . . . . ii Kapitel 1 Einleitung und Zielsetzung “Ordnung ist das halbe Leben”. Diese Aussage hat - wörtlich genommen auch in der Physik ihre Berechtigung. Spätestens seit der Beobachtung von Anderson, dass Unordnung zu Lokalisierung von Wellenfunktionen und damit zu einem Metall-Isolator Übergang führen kann [1], ist bekannt, dass Unordnung eine signifikante Rolle spielen kann. Es ist interessant, dass Unordnung beim Quanten-Hall-Effekt - mittels welchem ein Widerstandsnormal dargestellt werden kann [2] - einen entscheidende Voraussetzung darstellt [3, 4]. Als Folge der Miniaturisierung in der Halbleitertechnik werden Unordnungseffekte auch in diesem Zusammenhang wichtig, als Beispiel seien die universellen Leitwert Fluktuationen, welche aus der phasenkohärenten Streuung an Störstellen resultieren [5], genannt. In dieser Arbeit wollen wir uns der Ausbreitung von Materiewellen in ungeordneten Potentialen widmen. Ziel ist insbesondere, die in numerischen Experimenten [6, 7] bestimmte Dämpfung einer in eine zweidimensionale Unordnungsregion eindringenden Materiewelle störungstheoreitsch zu berechnen. Der Großteil der vorliegenden Arbeit wird sich damit beschäftigen. Neben den hier untersuchten Materiewellen sind analoge Fragestellungen auch im Kontext der Propagation von seismischen Wellen [8] und Radiowellen [9] Gegenstand der physikalischen Forschung. Für alle Fällen kennzeichnend ist das Auftreten von Mehrfachstreuung, sowie die Bedeutung von Interferenzeffekten. Von experimenteller Seite sind Realisierungen mittels Bose-Einstein-Kondensaten in optischen Potentialen zu erwähnen. Mittels Feshbach-Resonanzen [10] ist es möglich die Wechselwirkung gewissermaßen auf den gewünschten Werte einzustellen und so insbesondere den hier betrachteten Fall wechselwirkungsfreier Kondensate zu realisieren. Mittels ultrakalten Quantengasen ist es somit möglich eine Vielzahl an Modellen der Festkörperphysik - insbesondere auch im Zusammenhang mit Unordnung - losgelöst von sytemspezifischen Details zu 1 Kapitel 1. Einleitung und Zielsetzung untersuchen [11]. Die Beschreibung der physikalischen Situation soll in der Sprache der sog. Green’schen Funktionen erfolgen. Deshalb wird im zweiten Kapitel eine kurze Einführung in deren Anwendung in der Quantenmechanik gegeben. Nachdem die Grundlagen gelegt sind, wird im dritten Kapitel das benutzte physikalische Modell zur Modellierung der Wellenausbreitung in ungeordneten Medien eingeführt. Bei der Wahl der Unordnungsklasse folgen wir [7] und setzen ein Gauß’sches Unordnungspotential voraus. Auf die statistischen Eigenschaften eines solchen Potentials wird kurz eingegangen. Kapitel vier führt die diagrammatische Störungstheorie für die unordnungsgemittelte Green’sche Funktion und den wichtigen Begriff der Selbstenergie ein. Auf diese Weise wird die zu bestimmende freie Weglänge störungstheoretisch zugänglich. Als erste Anwendung wird die Selbstenergie in niedrigster Ordnung (der sog. Born’schen Näherung) berechnet. Eine Abschätzung des Gültigkeitsbereichs dieser Näherung wird in Analogie zu [12] durchgeführt. Die sich ergebende freie Weglänge wird mit numerischen Daten verglichen. Der eingeschränkte Anwendnungsbereich der Born’schen Näherung, insbesondere in Bezug auf die Stärke der Unordnung ist die Hauptmotivation für das folgende zentrale Kapitel dieser Arbeit. Das Hauptziel des fünften Kapitels besteht darin, zu untersuchen, inwiefern die in [13, 14, 15] für das Polaron-Problem eingeführte Momentum-Average (MA) Methode auf den Fall der Propagation in ungeordneten Medien übertragen werden kann und auf diese Weise über die Born’sche Näherung hinausgehende Aussagen getroffen werden können. Nach Einführung der Idee der MA wird diese auf den vorliegenden Fall verallgemeinert und auf die Selbstenergiereihe angewandt. Unter Benutzung der Resultate einer kombinatorischen Analyse der Störungsreihe, sowie Methoden aus der Theorie asymptotischer Reihen gelingt es ein analytisches Resultat für die Selbstenergie in dieser Näherung zu erhalten. Ein Vergleich mit numerischen Daten wird durchgeführt. Im sechsten Kapitel gehen wird zurück zur Born’schen Näherung und untersuchen die aus der sich ergebenden effektiven Dispersionsrelation folgende Gruppengeschwindigkeit. Zusätzlich zum bisher betrachteten zweidimensionalen Gauß’schen Potential wird auch auf den Fall eines eindimensionalen SpecklePotenials eingegangen. 2 Das abschließende siebte Kapitel besitzt einen allgemeineren Charakter und soll die stochastische Natur der Oservablen ungeordneter Systeme illustrieren. Die in diesem Kontext wichtigen Begriffe der Ergodizität und der Selbstmittelung werden eingeführt. Auf diesen Ideen aufbauende numerische Verfahren werden vorgestellt. Es wird ein Versuch unternommen, die in diesem Zusammenhang auftretende geometrisch gemittelte lokalen Zustandsdichte störungstheoretisch zu bestimmen. 3 Kapitel 1. Einleitung und Zielsetzung 4 Kapitel 2 Green’sche Funktionen in der Quantenmechanik Green’sche Funktionen spielen insbesondere in der Vielteilchentheorie [16, 17] und der Quantenfeldtheorie [18] (dort auch als Propagatoren bezeichnet) eine herausragende Rolle. Aber auch in der Einteilchenquantenmechanik können sie mit Gewinn eingesetzt werden, etwa in der Streutheorie [19]. Die Formulierung des in dieser Arbeit zu untersuchenden physikalischen Problems der Ausbreitung von Materiewellen in ungeordneten Potentialen geschieht am besten direkt in der Sprache der Green’schen Funktionen, welche synonym auch als Greensfunktionen bezeichnet werden. Daher soll in diesem Kapitel eine kurze Einführung in die Anwendung dieser in der Quantenmechanik gegeben werden. Bei der Darstellung orientieren wir uns insbesondere an [5, 20, 21]. 2.1 Resolvente, Green’sche Funktionen Die Dynamik der uns interessierenden Systeme wird bestimmt durch die Schrödingergleichung mit nicht explizit zeitabhängigem Hamiltonoperator Ĥ. Der Zusammenhang mit wechselwirkungsfreien Bose-Einstein-Kondensate in Unordnungspotentialen ist durch die in diesem Fall mathematisch äquivalente GroßPitaevski-Gleichung [22] gegeben. Insbesondere werden wir uns in späteren Kapiteln dem Hamiltonian des freien Teilchens mit externem, statischem Potential zuwenden. Das Potential soll dann eine spezielle Realisierung der zu betrachtenden Unordnungsklasse darstellen. Alle in diesem Kapitel dargestellten Definitionen und Anwendungen sind jedoch von der speziellen Form des Hamiltonians unabhängig und gelten allgemein für zeitunabhängige Probleme. Eine Formulierung mit einem explizit 5 Kapitel 2. Green’sche Funktionen in der Quantenmechanik zeitabhängigen Hamiltonian führt auf die zeitabhängige Störungstheorie [17], welche aber im Folgenden nicht benötigt wird und deshalb auch nicht eingeführt werden soll. Es wird in der Schrödingerdarstellung gearbeitet, d.h. Operatoren sind zeitunabhängig, wohingegen die Zustandsvektoren zeitabhängig sind. Wir arbeiten in natürlichen Einheiten, insbesondere ~ = 1. Ausgangspunkt ist also die Schrödingergleichung in folgender Form: i∂t |Ψ(t)i = Ĥ|Ψ(t)i (2.1) Der Hamiltonoperator ist ein linearer, hermitescher Differentialoperator. Sein Spektrum Spec(Ĥ), d.h. die Menge der Eigenwerte, ist damit rein reell. Es ist eine Unterteilung in drei Bereiche mit jeweils verschiedenen Charakteristiken möglich [20]: • diskretes Spektrum • kontinuierliches Spektrum • dicht liegendes diskretes Spektrum Die zugehörigen Eigenfunktionen der diskreten Spektren sind gebundene (lokalisierte) Zustände, wohingegen die des kontinuierlichen ausgedehnt (propagierend) sind [20]. Der wichtige Fall eines dichten, diskreten Spektrums tritt insbesondere bei ungeordneten Systemen auf. Ein Beispiel liefert das AndersonModell [23, 1] (siehe auch Kapitel 7). Dort ist das diskrete Spektrum dicht und schließt direkt an das kontinuierliche an. Der Übergang zwischen beiden bedingt das Auftreten einer Mobilitätskante. Je nach Lage der Fermikante liegt dann im Anderson-Modell ein Metall bzw. ein Isolator vor. Siehe hierzu [24]. In der mathematischen Literatur zur Lokalisierung benutzt man das Auftreten eines dichten, diskreten Spektrums (mit der Wahrscheinlichkeit 1) als die Definition der Lokalisierung [25]. Die Form des Spektrums bestimmt direkt die analytischen Eigenschaften der sog. Resolvente, welche auch auch als Greenscher Operator bezeichnet wird. Sie ist für z ∈ C definiert als: Ĝ(z) := (z − Ĥ)−1 (2.2) Sei {|ϕn i} ein vollständiges Orthonormalsystem aus Eigenfunktionen von Ĥ mit zugehörigen Eigenwerten {εn }. D.h. die Spektralzerlegung des Hamiltonians ist gegeben durch: X Ĥ = εn |ϕn ihϕn | (2.3) n 6 2.1. Resolvente, Green’sche Funktionen Hierbei enthalte die Summation auch eine Integration über ein ggf. vorhandenes kontinuierliches Spektrum: X X Z := + dn (2.4) n n Die Spektraldarstellung erlaubt die Resolvente in der Form X |ϕn ihϕn | Ĝ(z) = z − εn n (2.5) zu schreiben. Die Spektraleigenschaften des Hamiltonians widerspiegelnd, besitzt die Resolvente im Bereich des kontinuierlichen Spektrums einen Schnitt auf der reellen Achse und Pole bei den Eigenwerten aus den diskreten Spektren. Rez Imz Ĝ(z): Einfache Pole Diskretes Spektrum Lokalisierte Eigenfkt. Ĝ(z): Natürliche Grenze Ĝ(z): Schnitt, Dichtes Punktspektrum Kontinuierliches Spektrum Ausgedehnte Eigenfkt. Lokalisierte Eigenfkt. Abbildung 2.1: Zusammenhang zwischen den Spektraleigenschaften des Hamiltonoperators Ĥ und der analytischen Struktur der Reslovente Ĝ(z), nach [20] Für ω ∈ R aus dem kontinuierlichen Spektrum existieren die beiden Grenzwerte lim Ĝ(ω ± iη). η→0 (2.6) Wegen des vorliegenden Schnitts sind diese alledings verschieden. Deshalb definiert man die sog. retardierten und avancierten Greenschen Operatoren. Die Ursache für diese Bezeichnung wird später klar werden. X |ϕn ihϕn | (2.7) ĜR/A (ω) := Ĝ(ω ± i0+ ) = (ω − Ĥ ± i0+ )−1 = ω − εn ± i0+ n 7 Kapitel 2. Green’sche Funktionen in der Quantenmechanik Entsprechende Basisdarstellungen werden wie üblich definiert als Matrixelemente. Diese werden als Green’sche Funktionen oder auch als Greensfunktionen bezeichnet. Die Ortsdarstellung der retardierten bzw. avancierten Green’schen Funktion lautet: GR/A (r, r′ , ω) = hr|ĜR/A (ω)|r′ i = X ϕn (r)ϕn (r′ ) ω − εn ± i0+ n (2.8) Die unterschiedliche Anordnung der Ortsargumente ist dadurch bedingt, dass Operatoren von rechts nach links wirken, man bei der Deutung der Greensfunktion hingegen eher an eine Bewegung von links nach rechts (von r nach r′ ) denkt. Im Bild der Streutheorie liegt die Quelle links und die Propagation erfolgt nach rechts. Mit dieser Konvention folgen wir [5]. Eine Fouriertransformation zeigt die Verwandtschaft der Green’schen Operatoren mit dem Zeitentwicklungsoperator Û (t) = exp(iĤt), welcher Zustände in der Zeit propagiert (der Hamitonoperator ist die Erzeugende der Zeittranslationen [19]): dω e−iωt = −iθ(t)e−iĤ t = −iθ(t)Û (t) + 2π ω − Ĥ + i0 Z dω e−iωt ĜA (t) = = iθ(−t)e−iĤt = iθ(−t)Û (t) 2π ω − Ĥ − i0+ R Ĝ (t) = Z (2.9) (2.10) D.h.: U(t) = i(GR − GA ) (2.11) Die obige Rechung macht vom Residuensatz (siehe z.B. [26]) Gebrauch. Da diese Technik in der vorliegenden Arbeit wiederholt benutzt wird, wollen wir an diesem Beispiel die Vorgehensweise exemplarisch illustrieren. Das Spektrum von Ĥ ist rein reell, der Pol von ĜR damit infinitesimal in die untere komplexe Halbebene verschoben. Betrachte hierzu Abb.2.2. Für t < 0 kann man den Integrationsweg in der oberen Halbebene schließen, der Bogen liefert keinen Beitrag. In diesem Fall verschwindet das Integral, da kein Pol umschlossen wird. Anders im Fall t > 0: Hier schließt man die Integrationskontur in der unteren Halbebene und der Beitrag des Pols liefert das obige Ergebnis. Hierbei ist der mathematisch negative Umlaufsinn der Kontur zu beachten. Im Fall von ĜA liegt der Pol in der oberen Halbebene. Das weitere Vorgehen ist analog zu dem bei ĜR . 8 2.2. Informationsinhalt und Verwendung Im(ω) Im(ω) t<0 t<0 Re(ω) t>0 Re(ω) t>0 Abbildung 2.2: Integrationskonturen und Lage des Pols für ĜR bzw. ĜA Dieser Zusammenhang mit dem Zeitentwicklungoperator verdeutlicht auch die Bezeichung als Propagator: GR (r, r′ , t − t′ ) = hr′ |ĜR (t − t′ )|ri = −iθ(t − t′ )hr|U(t − t′ )|ri = −iθ(t − t′ )hr|U † (t′ )U(t)|ri = −iθ(t − t′ )hr′ , t′ |r, ti (2.12) (2.13) (2.14) (2.15) D.h. die Greensfunktion entspricht der (kausalen) Wahrscheinlichkeitsamplitude der Propagation von r zur Zeit t nach r′ zur Zeit t′ . An obiger Darstellung sieht man auch, dass die hier definierten Greensfunktionen Spezialfälle der entsprechenden Vielteilchengreensfunktionen sind [16, 17]. 2.2 Informationsinhalt und Verwendung Kenntnis der Greensfunktion erlaubt es, folgende Probleme zu lösen [20]: 1. Propagation der Zustände: Lösung des Anfangswertproblems, d.h. Berechnung von Ψ(r, t) aus gegebenen Anfangbedingungen Ψ(r, t0 ) 2. Berechnung der Zustandsdichte 3. Bestimmen der Entartung der gebundenen Eigenzustände, im Fall von Nichtentartung auch der Zustände selbst 4. Lösen der inhomogenen Schrödingergleichung 5. Entwicklung einer Störungstheorie 9 Kapitel 2. Green’sche Funktionen in der Quantenmechanik Die erste Eigenschaft ist wegen der oben gezeigten Verwandtschaft mit dem Zeitentwicklungsoperator klar. Die zweiten Eigenschaft sieht man auf folgende Weise: Mit der Darstellung (2.7) der retardierten Greensfunktion und der Dirac-Identität [27] 1 1 = P ∓ iπδ(x) + x ± i0 x (2.16) folgt ĜR (ω) = P X |ϕn ihϕn | n ω − εn − X n iπδ(ω − εn )|ϕn ihϕn |. (2.17) Durch Spurbildung in der Eigenbasis {|ϕn i} erhält man für den Imaginärteil: X T rImĜR (ω) = −iπ δ(ω − εn ) (2.18) n P Man erkennt in der letzten Summe die Zustandsdichte ρ(ω) = n δ(ω −εn ). Da die Spurbildung unabhängig von der gewählten Basis ist, gilt somit die folgende, basisunabhängige Darstellung: 1 ρ(ω) = − T rImĜR π (2.19) Beachte, dass die Zustandsdichte eine Distribution ist, welche im Fall eines vorhandenen diskreten Spektrums Deltadistributionen enthält. Die dritte Eigenschaft sieht man auf folgende Weise: Das Residuum an einem Pol εn von G(z) ist nach der Darstellung 2.7 von der Form: X ResĜ(εn ) = |ϕi ihϕi | (2.20) i Dabei verläuft die Summation über die Anzahl der entarteten, gebundenen Zustände mit der Energie εn . Spurbildung liefert somit die Entartung. Im Fall nichtentarteter Zustände kann man aus dem Residuum die zugehörige Wellenfunktion konstruieren. (vgl. [20]) Im Folgenden ist die vierte Eigenschaft von besonderer Bedeutung. Betrachten wir hierzu die inhomogene Schrödingergleichung, d.h wir fügen eine Quelle S(r, t) hinzu: (i∂t − H)Ψ(r, t) = S(r, t) (2.21) Per Konstruktion ist die retardierte Greensfunktion Lösung von (i∂t − Ĥ)ĜR (t) = 1 10 (2.22) 2.2. Informationsinhalt und Verwendung bzw. in der Ortsbasis: (i∂t − H)GR (r, r′ , t − t′ ) = δ(t − t′ )δ(r − r′ ). (2.23) Dies rechtfertigt insbesondere die Bezeichung Green’sche Funktion (bzw. Distribution) im Sinn der Mathematik. Die avancierte Greensfunktion ist ebenfalls Lösung dieser Gleichung. Beide unterscheiden sich aber in Bezug auf die Randbedingungen. Es gilt: GR (r, r′ , t − t′ ) = 0, t − t′ < 0 (2.24) GA (r, r′ , t − t′ ) = 0, t − t′ > 0 (2.25) Diese unterschiedlichen Randbedingungen werden durch die infinitesimale Verschiebung des Pols erzeugt, wie bereits diskutiert. Damit erhält man eine Lösung der inhomogenen Gleichung bis auf eine Lösung ϕ(r, t) der homogenen Gleichung gemäß Z Z ′ dt′ GR (r, r′ , t − t′ )f (r′ , t′ ) (2.26) Ψ(r, t) = ϕ(r, t) + dr wie man mit Hilfe von Gleichung 2.23 durch direkte Rechnung leicht nachprüft. Die kausale Natur der retardierten Greensfunktion äußert sich darin, dass nur die Eigenschaften der Quelle zur vergangenen Zeiten t′ < t einen Einfluss auf die Wellenfunktion zur Zeit t haben. Von dieser Anwendung der Greenschen Funktion werden wir später bei der Untersuchung der Propagation in ungeordneten Medien Gebrauch machen. Die Quelle wird dort von der Form S0 e−iω0 t sein und das Auftreffen einer ebenen Welle simulieren. Bei der Diskussion des verwendeten physikalischen Modells im nächsten Kapitel werden wir dies ausführlich darlegen. Nachdem die ersten Anwendungsgebiete der Green’schen Funktionen dargestellt sind, stellt sich die Frage, wie man diese erhält. Bei Kenntnis der Eigenwerte und Eigenfunktionen, d.h bei durchgeführter Diagonalisierung des Problems, ist die Greensfunktion gem. Formel 2.8 bzw. 2.7 gegeben. Es ist aber nicht speziell dieser Fall, in welchem die Technik der Greensfunktionen gewinnbringend eingesetzt werden kann: Es sind ja bereits alle Eigenschaften des Systems in Form von Eigenenergien und zugehörigen Eigenfunktionen bekannt. Vielmehr liegt die Stärke der Technik darin, dass bei Kenntnis der Greensfunktion eines Hamiltonians die eines weiteren, welcher aus dem ursprünglichen durch Hinzufügen einer Störung hervorgeht, störungstheoretisch berechnet werden kann. Dies soll im nächsten Abschnitt erläutert werden. Als Ausgangshamiltonian werden wir später freie Teilchen wählen. Die Störung wird dann 11 Kapitel 2. Green’sche Funktionen in der Quantenmechanik durch das externe Potential gegeben sein. Generell kann man die Technik auf jedes Paar von Hamiltonoperatoren anwenden, solange nur der “freie“ Teil lösbar ist. Neben dem von uns betrachteten Fall kann man auch Gittermodelle untersuchen [28]. Weitere Verallgemeinerungen sind zeitabhängige Störungen oder Vielteilchenprobleme. Die Herleitung der Störungstheorie erfolgt in der bisher verwendeten Operatorformulierung, ein alternativer Zugang ist mittels Pfadintegralen möglich [21], liefert aber natürlich die gleichen Resultate. 2.3 Störungstheorie mit externem Potential Die Anwendung der Technik der Störungstheorie erläutern wir am Beispiel des Hamiltonians eines Teilchens in einem externen Potential. Im Folgenden werden wir meist nur mit der retardierten Green’schen Funktion arbeiten, so dass bis auf die Fälle, in denen dies explizit anders angegeben ist - die retardierte Funktion gemeint ist. Damit ist der Ausgangpunkt: Ĥ = Ĥ0 + V̂ (2.27) Essentiell ist die Zerlegung in einen ungestörten Teil Ĥ0 und eine Störung V̂ . Die Greensfunktionen des ungestörten Teils werden als bekannt vorausgesetzt. Siehe dazu Abschnitt 2.4 für den Fall freier Teilchen und z.B. [28] für Gittermodelle. Bei dem ungestörten Anteil des Hamiltonians muss es sich keineswegs um freie Teilchen handeln, beispielsweise beim sog. Anderson-Modell (einem tight binding Hamiltonian mit diagonaler Unordnung, siehe Kapitel 7), geht eine störungstheoretische Behandlung von lokalisierten, d.h. auf einem bestimmten Gitterplatz konzentrierten Zuständen aus (locator expansion) [1, 23]. Mit Hilfe der als bekannt vorausgetzten Greensfunktion bzw. dem Green’schen Operator Ĝ0 (ω) zu Ĥ0 ist es nun möglich, den vollen Green’schen Operator Ĝ(ω) des gestörten Problems störungstheoretisch zu berechnen. Dazu benötigt man die Operatoridentität: 1 1 1 1 = + B A−B A A−B A (2.28) Anwendung auf den (retardierten) Green’schen Operator mit der Identifikation A = ω − Ĥ0 + i0+ , B = V̂ führt auf Ĝ(ω) = 12 1 ω − Ĥ + i0+ = 1 ω − Ĥ0 + i0+ − V̂ = Ĝ0 (ω) + Ĝ(ω)V̂ Ĝ0 (ω) (2.29) 2.3. Störungstheorie mit externem Potential Iteration liefert die sog. Born’sche-Reihe: Ĝ(ω) = Ĝ0 (ω) + Ĝ0 (ω)V̂ Ĝ0 (ω) + Ĝ0 (ω)V̂ Ĝ0 (ω)V̂ Ĝ0 (ω) + ... (2.30) Zur anschaulichen Deutung betrachten wir die Darstellung der obigen Reihe im Ortsraum: R Dazu schieben wir die Zerlegung 1 = dr|rihr| ein, benutzen die Form des (lokalen) Potentials hr|V̂ |r′ i = δ(r − r′ )V (r) und erhalten: G(r, r′ , ω) = G0 (r, r′ , ω) Z + dr1 G0 (r − r1 , ω)V (r1 )G0 (r1 − r′ , ω) Z Z + dr1 dr2 G0 (r − r1 , ω)V (r1 )G0 (r1 − r2 , ω) (2.31) (2.32) (2.33) · V (r2 )G0 (r2 − r′ , ω) +··· (2.34) Da das Potential statisch ist, kann die Energie nicht geändert werden, d.h.die Frequenz ω bleibt erhalten. Die Terme der Störungstheorie lassen sich durch sog. Feynman-Diagramme darstellen. Der Vorteil ihrer Anwendung wird später, wenn wir uns der Propagation in ungeordneten Potentialen zuwenden, deutlicher hervortreten. G(r, r′ , ω) + r r’ + r r1 r’ r r1 r2 r’ + Æ ··· (2.35) Die Übersetzung der Diagramme zurück in Integrale geschieht mittels der sog. Feynman-Regeln. In diesem Fall geschieht die Übersetzung durch die Zuordnungen: = := G (r − r ), := V (r) r1 r2 0 1 2 r r r1 r2 r3 r’ + (2.36) Über die Orte ri , an denen die Streuprozesse stattfinden, ist zu integrieren. Dies lässt die anschauliche Deutung zu, dass sich die Propagation von r nach r′ zusammensetzt aus der freien Propagation und den entsprechenden Beiträgen mehrfacher Streuung am Potential. 13 Kapitel 2. Green’sche Funktionen in der Quantenmechanik 2.4 Freie Green’sche Funktionen Wie wir gesehen haben, benötigt man zur Durchführung der Störungstheorie die freien Green’schen Funktionen. In dem uns interessierenden Fall beschreibt der ungestörte Hamitonian Ĥ0 freie Teilchen: Ĥ0 = k̂ 2 2m (2.37) k2 Die Eigenbasis ist durch ebene Wellen {|ki} mit ε(k) = gegeben, das 2m Spektrum ist rein kontinuierlich. Für frei die Green’sche Funktion folgt: R/A G0 ˆ R/A (k, k′ , ω) = hk′ |G0 (ω)|ki Z dk1 hk′ |k1 ihk1 |ki = k2 (2π)d ω − 2m ± i0+ 1 = (2π)d δ(k − k′ ) k2 ω − 2m ± i0+ (2.38) (2.39) (2.40) Der Index 0 kennzeichnet die Zugehörigkeit zu H0 . Die Greensfunktion in Impulsdarstellung ist diagonal und hängt nur vom Betrag von k ab. Dies ist durch die Translations- bzw. Rotationsinvarianz des Hamiltonians bedingt. Wir definieren: R/A G0 (k, k′ , ω) = (2π)d δ(k − k′ ) 1 ω− k2 2m ± i0+ =: (2π)d δ(k − k ′ )G0 (k, ω) (2.41) Durch Fouriertransformation ergibt sich die Greensfunktion im Ortsraum. Wegen der bereits erwähnten Symmetrien hängt diese nur von r := |r − r′ | ab. In der von uns gewählten Konvention ist die Ortsdarstellung der ebenen Wellen hr|ki = exp(ikr). Damit: GR/A (r, r′ , ω) = hr|′ ĜR/A (ω)|ri = Z = dk1 dk2 hr′ |k1 iδ(k1 − k2 )G0 (k, ω)hk2 |ri = Z exp ik(r − r′ ) = dk k2 ± i0+ ω − 2m 14 (2.42) (2.43) (2.44) 2.4. Freie Green’sche Funktionen Die Rechnung [5, 20] liefert: √ im (r, ω) = ∓ √ exp(±i 2mωr) 2mω p −im R/A (1) G0 (r, ω) = H0 (± 2mω)r) 2 √ −m exp(±i 2mωr R/A G0 (r, ω) = 2π r R/A G0 (1D) (2.45) (2D) (2.46) (3D) (2.47) (1) Dabei beizeichnet H0 (x) = J0 (x) + iY0 (x) die aus den Besselfunktionen zusammengesetzte Hankelfunktion [29]. Interpretiert man die Greensfunktion als Antwort des Systems auf eine am Ort r lokalisierte Anregung der Frequenz ω (vgl. 2.23), so sieht man, dass einlaufende bzw. auslaufende ebene Wellen (1D), Zylinderwellen (2D) bzw. Kugelwellen (3D) erzeugt werden. Das räumliche Abklingen der Greensfunktionen entspricht der Erhaltung des von der Quelle emittierten konstanten Stroms. Die Greensfunktionen liefern die bekannten Zustandsdichten: 1 m (2mω)− 2 π m ρ(ω) = 2π 1 m ρ(ω) = 2 (2mω) 2 2π ρ(ω) = (1D) (2.48) (2D) (2.49) (3D) (2.50) Da nun die Grundlagen zur Beschreibung des zu untersuchenden physikalischen Modells gelegt sind, wenden wir uns im folgenden Kapitel dessen Darstellung zu. 15 Kapitel 2. Green’sche Funktionen in der Quantenmechanik 16 Kapitel 3 Physikalisches Modell Mit Hilfe von Bose-Einstein Kondensaten in optischen Potentialen sind Experimente zur Propagation und Lokalisierung von Materiewellen in Unordnungspotentialen realisierbar [30],[31]. Wir werden uns auf den Fall nichtwechselwirkender Kondensate beschränken. Somit ist die Behandlung äquivalent mit der Ausbreitung von Schrödinger-Teilchen. Bei der Beschreibung des physikalischen Modells orientieren wir uns an der in [7] beschriebenen Versuchsgeometrie. Im vorhergehenden Kapitel sind die für die weitere Beschreibung nötigen Greensfunktionen eingeführt worden. In diesem Kapitel wollen wir zeigen, wie diese zur Beschreibung der Propagation von Materiewellen in ungeordneten Medien genutzt werden können. Ziel soll insbesondere sein, die in der Numerik von [7] und [6] bestimmte exponentielle Dämpfung der mittleren Wellenfunktion im Medium zu beschreiben. 3.1 Materiewellen in Unordnungspotentialen Wenden wir uns zunächst dem zu untersuchenden System zu. Den numerischen Experiment in [7] entsprechend, modellieren wird die physikalische Situation folgendermaßen: √ Eine ebene Welle der Frequenz ω, d.h. mit zugehörigem Wellenvektor k = 2mω, treffe aus dem Halbraum x < 0 ohne Potential auf den Halbraum x > 0 mit Unordnungspotential. 17 Kapitel 3. Physikalisches Modell y k, ω V =0 1111111111111111111 0000000000000000000 0000000000000000000 1111111111111111111 0000000000000000000 1111111111111111111 0000000000000000000 1111111111111111111 0000000000000000000 1111111111111111111 0000000000000000000 1111111111111111111 0000000000000000000 1111111111111111111 0000000000000000000 1111111111111111111 0000000000000000000 1111111111111111111 0000000000000000000x 1111111111111111111 V 6= 0 Abbildung 3.1: Schematische Darstellung des physikalischen Modells: Eine ebene Welle (k, ω) trifft aus dem Halbraum x < 0 mit V = 0 auf den Halbraum x > 0 mit einem Unordnungspotential V 6= 0. Im numerischen Experiment wurden sowohl die Reflexion (insbesondere der Einfluss der hier nicht betrachteten Wechselwirkung, d.h. der Nichtlinearität in der Groß-Pitaevski-Gleichung auf die kohärente Rückstreuung) als auch das Eindringverhalten untersucht. Weitere nummerische Daten wurden von D. Delande bereitgestellt [6]. Für Rechnungen und Simulationen ist es notwendig, ein konkretes Modell für die Unordnung zu wählen. Die physikalischen Eigenschaften sollen dann aus den statistischen Eigenschaften der zugrunde gelegten Unordnungklasse bestimmt werden. Um einen Vergleich mit der Numerik zu ermöglichen, wählen wir ein Gauß’sches Unordnungspotential, dessen statistische Eigenschaften in Abschnitt 3.2 dargestellt werden. Eine Analyse des numerischen Experiments liefert Einsichten, wie die entsprechenden Größen störungstheoretisch zu berechnen sind. Das Auftreffen eine ebenen Welle wird in der Numerik auf folgende Weise modelliert: Man fügt der Schrödingergleichung eine Quelle der Form x −iω0 t (3.1) S(r, t) = S0 e δ(x), r = y hinzu - d.h. auf die Linie x = 0 konzentrierte Punktquellen. Diese emittiert dann im Fall verschwindenden Potentials eine ebene Welle, wie folgende Rechnung zeigt (vgl. [32]). 18 3.1. Materiewellen in Unordnungspotentialen Ausgehend von (i∂t − ∆ )Ψ(r, t) = S(r, t) 2 (3.2) kann die Lösung mit Hilfe der retardierten Greenschen Funktion gefunden werden: Z Z ′ ′ ′ ′ ′ dt′ GR (3.3) Ψ(r, t) = dr 0 (r − r , t − t )S(r , t ) Die noch hinzuzufügenden Lösung der homogenen Lösung verschwindet wegen der Randbedingungen. Aus den Faltungsintegralen bzgl. des Orts- und Zeitarguments wird unter Fouriertransformation ein Produkt. Die Fouriertransformierte der Quelle ist von der Form: 2 S(k, ω) = (2π) S0 δ(ω − ω0 )δ(ky ), k= kx ky (3.4) Dies liefert: Ψ(k, ω) = (2π)2 S0 δ(ω − ω0 )δ(ky ) k2 ω− + i0+ 2m (3.5) Die Rücktransformation lautet: −iω0 t Ψ(r, t) = −2mS0 e Z eikx x dkx √ √ 2π (k − 2mω0 − i0+ )(k + 2mω0 + i0+ ) (3.6) Durch Schließen des Integrationsweges nach oben (x > 0) bzw. nach unten (x < 0) zeigt sich, dass die Quelle in beide √ Richtungen ebene Wellen mit der Frequenz ω0 und dem Wellenvektor k0 := 2mω0 emittiert: Ψ(r, t) = −iS0 i(k0 |x|−ω0t) e k0 (3.7) Die Situation entspricht also der Emission eines konstanten Stroms von der Quelle. In der Numerik wurde unter anderem das Verhalten der mittleren Wellenfunktion in der Unordnungsregion x > 0 untersucht. Betrachten wir nun das Problem mit hinzugefügtem Unordnungspotential. 19 Kapitel 3. Physikalisches Modell W source y 0 2 g 0x 0 2 <|ψ| > |<ψ>| 0 x L x0 0 x L Abbildung 3.2: Illustration der Vielfachstreuung in der Unordnungsregion sowie des Verhaltens der mittleren Wellenfunktion und Intensität. Dargestellt ist die Wellenfunktion welche aus sich als Folge der von der Quelle emittierten ebenen Welle ergibt. (Aus [7], beachte, dass in diesem Fall die Wechselwirkung g nicht verschwindet.) In der Unordnungsregion ist die Welle vielfältigen Streuprozessen unterworfen. Insbesondere interessieren wir uns für die als mittlere freie Weglänge bezeichnete exponentielle Dämpfung der Amplitude der mittleren Wellenfunktion, d.h. |Ψ|2 . Zur Berechnung wiederholen wir die oben durchgeführten Schritte, diesmal mit Potential. Über die Unordnung ist zu mitteln, da nur das mittlere Verhalten von Interesse ist. In der Sprache der Greensfunktionen ist die Wellenfunktion als Resultat der Quelle mit Hilfe der retardierten Greensfunktion (man denkt sich die Quelle adiabatisch bei t = −∞ eingeschaltet, so dass der zeitabhängige Eindringvorgang bereits abgeklungen ist und ein stationärer Zustand eingestellt ist) gegeben durch: Z dr′ dt′ GR (r′ , r, t − t′ )S0 δ(x′ = 0) exp(−iω0 t′ ) = Z Z 0 x ′ ′ R ′ , t − t exp(iω(t − t′ )) , dt G = dy ′ y y · S0 exp(−iω0 t) Z 0 x ′ R , ω0 , = S0 exp(−iω0 t) dy G y′ y Ψ(r, t) = 20 (3.8) (3.9) (3.10) 3.1. Materiewellen in Unordnungspotentialen Führen wir nun eine Unordnungsmittelung durch. Vor der Mittelung ist das Problem nicht translationsinvariant und die ungemittelte Greensfunktion ist von beiden Ortsargumenten abhängig. Mittelung stellt Translationsinvarianz wieder her, deshalb hängt die gemittelte Greensfunktion nur von der Differenz ihrer Ortsargumente ab: GR (r, r′ , t − t′ ) = GR (r − r′ , t − t′ ) (3.11) Diese Tatsache erlaubt uns später die einfachere Behandlung im Fourierraum. Für die mittlere Wellenfunktion in der Unordnungsregion ergibt sich als Folge der längs der y-Achse ausgedehnten Quelle durch Konfigurationsmittelung von (3.10): Ψ(r, t) = S0 exp(−iω0 t) = S0 exp(−iω0 t) Z Z R dy ′G (x, −y ′ , ω0 ) (3.12) R dy ′ exp(−iy ′ (ky = 0))G (x, −y ′ , ω0 ) + = S0 exp(−iω0 t)G (x, ky = 0, ω0 ) (3.13) (3.14) Dabei haben wir ausgenutzt, dass G aus Symmetriegründen nicht vom speziellen Ort y abhängen kann. Das Abklingverhalten der Wellenfunktion ist also über die Greensfunktion zu bestimmen. Die Tatsache, dass nicht das tatsächliche Abklingverhalten der Greensfunktion in radialer Richtung ausschlaggebend ist, sondern über die yRichtung zu integrieren ist, lässt sich folgendermaßen verstehen: Die Greensfunktion beschreibt die Antwort des Systems auf eine auf einen Punkt konzentrierte Anregung. Die auftreffende Welle ist hingegen eine ausgedehnte Quelle, so dass die entsprechenden Beiträge von allen Punkten zu integrieren sind. Auf diese Weise ergibt sich im Mittel im Medium wiederum eine ebene Welle. Für spätere Anwendung halten wir noch fest: Ψ(r, t) = S0 exp(−iω0 t) Z R dkx exp(ikx x)G (kx , ky = 0, ω0 ) (3.15) Wir sehen, dass zur Beschreibung der mittleren Wellenfunktion d.h. der auftretenden Dämpfung der kohärenten Mode eine Berechnung der unordnungsgemittelten Greensfunktion nötig ist. Um eine störungstheoretische Berechnung dieser Größe zu ermöglichen, sind noch einige Eigenschaften des zugrundegelegten Unordungsmodells von Bedeutung. Dies ist Gegenstand des nächsten Unterkapitels. 21 Kapitel 3. Physikalisches Modell 3.2 Gauß’sche Unordnungspotentiale Um tatsächliche numerische oder analytische Rechungen durchführen zu können ist ein konkretes Modell der Unordnung nötig. In der vorliegenden Arbeit setzen wir ein sog. Gauß’sches Unordnungspotential voraus. Dies erlaubt den Vergleich mit den numerische Resultaten, insbesondere [6]. Bei der folgenden Darstellung orientieren wir uns an [5]. Allgemein charakterisiert man R ein Zufallspotential durch ein normiertes Verteilungsfunktional P [V ], d.h DV P [V ] = 1. Der Mittelwert einer vom Potential funktional abhängigen Größe f [V ] über die Unordnungskonfigurationen ergibt sich damit gemäß: Z f [V ] = DV P [V ]f [V ] (3.16) Eine weitere Möglichkeit der Charakterisierung liefert das erzeugende Funktional: Z Φ[g] = exp drg(r)V (r) (3.17) Durch funktionale Differentiation von Φ (Momenten-Erzeugendes Funktional) bzw. ln Φ (Kumulanten-Erzeugendes Funktional) erhält man die Momente bzw. Kumulanten: δ n Φ[g] V (r1 )V (r2 ) · · · V (rn ) = (3.18) δg(r)1 · · · g(rn ) g=0 c δ n ln Φ[g] V (r1 )V (r2 ) · · · V (rn ) = (3.19) δg(r)1 · · · g(rn ) g=0 Wie man leicht an den (funktionalen) Taylorentwicklungen sehen kann: Z ∞ X 1 dr1 · · · drn g(r1 ) · · · g(rn )V (r1 ) · · · V (rn ) Φ[g] = n! n=0 Z ∞ X c 1 dr1 · · · drn g(r1 ) · · · g(rn )V (r1 ) · · · V (rn ) ln Φ[g] = n! n=1 (3.20) (3.21) Wir betrachten im Folgenden ein (zentriertes) Gauß’sches Zufallspotential. Für ein solches verschwinden per Definition alle Kumlanten von höherer Ordnung als zwei. Der Mittelwert sei Null: V (r) = 0. Ein von Null verschiedener Mittelwert würde lediglich eine Verschiebung des Nullpunkts der Energieskala bedeuten und ist deshalb im Weiteren uninteressant. Damit ist ein solches Potential allein 22 3.2. Gauß’sche Unordnungspotentiale c durch Angabe der zweiten Kumulante V (r)V (r) = V (r)V (r′ ) =: P (r−r′ ), auch Korrelationsfunktion des Potentials genannt, gekennzeichnet. Das Verteilungsfunktional und das erzeugende Funktional sind für Gauß’sche Zufallspotentiale gegeben durch: Z Z 1 1 ′ ′ ′ dr dr V (r)∆(r − r )V (r ) (3.22) P [V ] = exp − Z 2 bzw. Z Z 1 ′ ′ ′ dr dr g(r)P (r − r )g(r ) Φ[g] = exp 2 Wobei Z einen Normierungskonstante ist und Z dr′′ ∆(r − r′′ )P (r′′ − r′ ) = δ(r − r′ ) (3.23) (3.24) gilt. Halten wir die für uns wichtigen statistischen Eigenschaften fest: V (r) = 0, V (r)V (r′ ) = P (r − r′ ), c V (r1 ) · · · V (rn ) = 0, (n > 2) Die Korrelationsfunktion P wählen wir nach [7] von der Form: 2 r 2 P (r) = V exp 2σ (3.25) (3.26) Die Größe V gibt die Stärke der Potentialfluktuationen wieder. σ wird als Korrelationslänge bezeichnet und gibt die Skala an, auf welcher diese Fluktuationen auftreten. Eine weitere charakteristische Eigenschaft des Gauß’schen Zufallspotentials ist die Tatsache, dass alle höheren Momente durch P (r − r′ ) darstellbar sind. Es verschwinden alle ungeraden Momente: V (r1 ) · · · V (r2n+1 ) = 0 (3.27) Das Zerfallen der Momente entspricht dem Wick-Theorem in der Feldtheorie [18]. Es gilt: X V (r1 ) · · · V (r2n ) = V (ri1 )V (ri2 ) · · · V (ri2n−1 )V (ri2n ) (3.28) {vollständige Paare} Die Summe erstreckt sich hierbei über alle Möglichkeiten, aus den 2n Ortsargumenten vollständige Paarungen zu bilden. 23 Kapitel 3. Physikalisches Modell Als Beispiel zur Anwendung der obigen Formel berechen wir die VierpunktKorrelationsfunktion (d.h. das vierte Moment): V (r1 )V (r2 )V (r3 )V (r4 ) = V (r1 )V (r2 ) V (r3 )V (r4 ) + V (r1 )V (r3 ) V (r2 )V (r4 ) + V (r1 )V (r4 ) V (r2 )V (r3 ) 3.3 (3.29) Weitere Modelle für Unordnung In diesem Abschnitt soll kurz auf ein weiteres Unordnungsmodell, das sog. Edwards-Modell [5, 17] eingegangen werden. Es zeigt sich, dass dieses unter gewissen Umständen äquivalent zu einem Gauß’schen Modell ist. Das Edwards-Modell geht davon aus, dass das Unordnungpotential durch Nimp zufällig verteilte Störstellen erzeugt wird: Nimp V (r) = X i=1 u(r − ri ) (3.30) Die Positionen ri der Störstellen sind als zufällig verteilt angenommen. Das von einer einzelnen Störstelle erzeugte Potential ist durch u(r) gegeben. Die Dichte N der Störstellen sei durch nimp = Vimp bezeichnet. Man kann zeigen, dass das Edwardsmodell für den Grenzfall einer hohen Dichte (nimp → ∞) von schwach streuenden Störstellen (u(r) → 0) in ein Gaußschen Modell übergeht[5], d.h die Kumulanten von höherer Ordnung als 2 verschwinden. Die Fouriertransformierte der Korrelationsfunktion kann dann in der folgenden Form erhalten werden: P (q) = nimp u(q)2 (3.31) Eine weitere, experimentell leicht zu realisierende Unordnungsklasse ist durch ein Speckle-Potential [33, 31] gegeben. Dieses besitzt jedoch eine vom Gauß’schen Fall abweichende Statistik. Die hier genannten Unordnungen sind alle diagonal. Es gibt jedoch auch sog. nichtdiagonale Unordnung, etwa bei Gittermodellen mit zufälligen hopping Elementen. Viele weiter Beispiele von Unordnungsmodellen finden sich in [24]. 24 Kapitel 4 Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme Im vorhergehenden Kapitel wurde die Bedeutung der unordnungsgemittelten Greensfunktion für die Beschreibung des Verhaltens der mittleren Wellenfunktion gezeigt. In diesem Kapitel wird die störungstheoretische Berechnung dieser, ausgehend von Kapitel 2, dargestellt. Hierbei wird das Unordnungspotential als Störung aufgefasst. Es ergibt sich eine Entwicklung nach Potenzen der Potentialkorrelationsfunktion [21]. Gemäß dem zu untersuchenden Modell werden wir Gauß’sche Unordnung voraussetzen. Die statistischen Eigenschaften des Potentials beeinflussen direkt die Struktur der zu entwickelnden Störungstheorie. Generell ist die Mittelung aber auch für andere Statistiken durchzuführen, etwa für Speckle-Potentiale [12] oder lokalisierte Störstellen (Edwards-Modell) [21, 17]. Nachdem der Darstellung der Theorie wird als erste Anwendung die niedrigste Ordnung berechnet und mit numerischen Daten verglichen. 4.1 Störungstheorie für die unordnungsgemittelte Green’sche Funktion Ausgangspunkt ist die aus Kapitel 2 bekannte Entwicklung des (retardierten) Green’schen Operators in Form der Born’schen Reihe: Ĝ(ω) = Ĝ0 (ω) + Ĝ0 (ω)V̂ Ĝ0 (ω) + Ĝ0 (ω)V̂ Ĝ0 (ω)V̂ Ĝ(ω)0 + ... (4.1) Hiervon haben wir das Konfigurationsmittel zu bilden: Ĝ(ω) = Ĝ0 (ω) + Ĝ0 (ω)V̂ Ĝ0 (ω) + Ĝ0 (ω)V̂ Ĝ0 (ω)V̂ Ĝ0 (ω) + ... (4.2) Nach der Mittelung ist der Raum homogen und isotrop. Dies hat zur Folge, dass für die Green’sche Funktion G(r, r′ , ω) = G(|r − r′ |, ω) gilt. Deshalb ist 25 Kapitel 4. Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme eine Behandlung im Fourierraum von Vorteil, da die mittlere Greensfunktion in dieser Darstellung diagonal und nur vom Betrag des k -Vektors abhängig ist. Bilden wir zunächst das Analogon zu Gl.(2.34) aus Kapitel 2 in der ImpulsBasis: hk′ |Ĝ(ω)|ki = hk′ |Ĝ0 (ω)|ki + hk′ |Ĝ(ω)V̂ Ĝ0 (ω)|ki = (2π)d δ(k − k′ )G0 (k, ω) Z dk1 dk2 ′ hk |Ĝ(ω)|k1 ihk1 |V̂ |k2 ihk2 |Ĝ0 (ω)|ki + (2π)d (2π)d = (2π)d δ(k − k′ )G0 (k, ω) Z dk1 ′ hk |Ĝ(ω)|k1 ihk1 |V̂ |kiG0 (k, ω) + (2π)d (4.3) (4.4) (4.5) Mit der Substitution k1 → k − k1 folgt: G(k, k′ , ω) = (2π)d δ(k − k′ )G0 (k, ω) Z dk1 d + (−1) hk′ |Ĝ(ω)|k − k1 ihk − k1 |V̂ |kiG0 (k, ω) d (2π) d = (2π) δ(k − k′ )G0 (k, ω) Z dk1 d G(k − k1 , k′ , ω)V (k1 )G0 (k, ω) + (−1) (2π)d (4.6) (4.7) Durch Iteration erhält man wieder die Born’sche Reihe, diesmal in Fourierdarstellung: G(k, k′ , ω) = (2π)d δ(k − k′ )G0 (k, ω) (4.8) Z dk1 + (−1)d (2π)d δ(k − k′ − k1 ) d (2π) · G0 (k − k1 , ω)V (k1 )G0 (k′ , ω) Z dk1 dk2 + (2π)d δ(k − k′ − k1 − k2 ) (2π)d (2π)d · G(k − k1 − k2 , ω)V (k2 )G0 (k − k1 , ω)V (k1 )G0 (k, ω) + .... Der je nach Dimension auftretende Vorzeichenwechsel ist im Folgenden nicht von Bedeutung, da wir sehen werden, dass die Terme mit ungerader Anzahl an Potentialstreuungen zur mittleren Greensfunktion nicht beitragen. Die Deltadistribution garantiert, dass der ausgehende Impuls k′ wird. 26 4.1. Störungstheorie für die unordnungsgemittelte Green’sche Funktion Nun wollen wir die Mittelung durchführen. Betrachten wir dazu zunächst den n + 1-ten, also den Term ∝ V n , der Reihe: (−1)d Z Y n n X dki ′ d (2π) δ(k − k − ki ) (2π)d i=1 i=1 · G0 (k, ω)G0(k − k1 , ω) · · · G0 (k − k1 − · · · kn , ω)V (k1 ) · · · V (kn ) Z Y n n X dki ′ d d = (−1) (2π) δ(k − k − ki ) d (2π) i=1 i=1 · G0 (k, ω)G0(k − k1 , ω) · · · G0 (k − k1 − · · · kn , ω)V (k1 ) · · · V (kn ) (4.9) (4.10) Benutzen wir nun die Eigenschaft Gauß’scher Potentiale bei der Mittelung vollständige Paare von korrelierten Streuvorgängen zu bilden, welche auch in der Impulsdarstellung gilt, so erhalten wir: X V (k1 ) · · · V (k2n ) = V (ki )V (kj ) (4.11) {P aare} V (k1 ) · · · V (k2n+1 ) = 0 (4.12) Im Weiteren wollen wir uns auf den dem phyiskalischen Modell entsprechenden Fall eines zweidimensionalen Gauß’schen Potentials mit Gauß-förmiger Korrelationsfunktion beschränken. Diese Wahl liefert: Z ′ ′ ′ V (k)V (k ) = drdr′ eikr eik r V (r)V (r′ ) (4.13) Z (r−r′ )2 ′ ′ = drdr′ eikr eik r V 2 e− 2σ2 (4.14) Z r2 ′ 2 2 (4.15) d reikr e− 2σ2 = (2π) δ(k + k )V = (2π)2 δ(k + k′ )(2πσ 2 )V 2 e =: (2π)2 δ(k + k′ )P (k), −k2 σ 2 2 (4.16) (4.17) Mit P (k) haben wir die Potentialkorrelationsfunktion im Impulsraum eingeführt. Die Terme ungerader Ordnung verschwinden bei der Mittelwertbildung. In den anderen Fällen erlauben die Deltadistributionen die Hälfte der Integrationen durchzuführen und erzwingen globale Impulserhaltung δ(k − k′ ): Die Diagonalität der Green’schen Funktion, wie allein aus Symmetrieüberlegungen schon gefordert. 27 Kapitel 4. Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme Jeder Term der Ordnung V 2 n liefert also, entsprechend der Anzahl der vollständigen Paarungen, (2n − 1)!! Terme der Art: Z Y n Y dki ′ G (k, ω)G (k − k , ω) · · · G (k , ω) = 1n P (kj ) (2π) δ(k − k ) 0 1 0 2 0 (2π) j i=1 ′ 2 (4.18) Je nach betrachtetem Summanden treten bei den Korrelationsfunktionen andere P Argumente kj = |k − ni αi ki | mit αi ∈ {0, 1} auf, abhängig von der Art der Paarung in dem entsprechenden Term. Das ganze Vorgehen stellt sich graphisch folgendermaßen dar. Die Born’sche Reihe G(k, k′ , ω) = + + + !" + · · · (4.19) wird unter Mittelung zu: # =$+%+&+' (4.20) Die Übersetzung der Diagramme in Integrale geschieht wieder mittels FeymanRegeln. Wegen der Diagonalität können wir schreiben: hk′ |Ĝ(ω)|ki = G(k, k′ , ω) = (2π)d δ(k − k′ )G(k, ω) (4.21) und die Feynmanregeln direkt für G(k, ω) aufstellen. ( • ) • * • Volle Greensfunktion G(k, ω) Freie Greensfunktion G0 (k, ω) Korrelationsfunktion P (k) • Impulserhaltung am Vertex • Integration über freie Impulse R dqi (2π)2 Die Impulserhaltung am Vertex spiegelt die Translationsinvarianz des konfigurationsgemittelten Systems wider. 28 4.2. Selbstenergie und darin enthaltene Informationen Folgendes Beispiel soll die Anwendung der Regeln illustrieren: q1 q2 + k − q1 k − q1 − q2 k − q2 = Z dq1 dq2 G0 (k−q1 , ω)P (q1 )G0 (k−q1 −q2 , ω)P (q2 )G0 (k−q2 , ω) (4.22) (2π)2 (2π)2 Im Folgenden verstehen wir unter der Ordnung eines Diagramms die Anzahl der Korrelationsfunktionslinen. Ein Diagramm der Ordnung n ist somit proportional zu V 2n . Prinzipiell wäre nun hiermit eine Berechung der Green’schen Funktion möglich. Es ist aber von Vorteil, die Störungstheorie in eine andere Form umzuschreiben, welche bei einer gegebenen Ordnung bereits eine unendliche Anzahl von Teildiagrammen umfasst. Dazu werden wir im nächsten Abschnitt die Selbstenergie einführen und erläutern, wie aus ihr die interessierenden physikalischen Größen, insbesondere die mittlere freie Weglänge, gewonnen werden können. Die obigen Diagramme topologisch äquivalent zu den aus der Festkörperphysik bekannten Diagrammen beim Polaron -Problem [16]. Die freien Greensfunktionen beschreiben dann Elektronen und die Potentialkorrelationsfunktionen entsprechen der Emission bzw. Absorption eines Phonons. Grundlegender Unterschied ist jedoch, dass unser statisches Potential keine Energie überträgt, im Gegensatz zum Polaronproblem, bei welchen die Emission bzw. Absorption von Phononen mit Energieänderung verbunden ist. Die Analogie werden wir später aufgreifen, um eine Verbesserung der Rechnung über die niedrigste Ordnung hinaus zu erhalten. 4.2 Selbstenergie und darin enthaltene Informationen Die wichtigen physikalischen Eigenschaften eines Systems werden durch die analytischen Eigenschaften des Propagators bestimmt. Eine Störung wird die Polstruktur der freien Greensfunktion verändert. Benutzt man nur eine endliche Anzahl der Terme der Born’schen Reihe, so kann die Polstruktur nicht verändert werden. Man muss eine ganze Klasse von unendlich vielen Diagrammen aufsummieren, um den Pol zu verschieben. 29 Kapitel 4. Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme Erinnern wir uns an die Form der Störungsreihe: , = - +.+/+0+1+··· (4.23) Definieren wir zunächst die sog. (unordnungsgemittelte) T-Matrix als die Summe der Diagramme ohne die externen ein- bzw. auslaufenden freien Greensfunktionen [20]. 2T := 3 + 4 + 5 + 6 + ... (4.24) Damit wird aus Gl. XY 7 = 8 + 9:T ; (4.25) G(k, ω) = G0 (k, ω) + G0 (k, ω)T (k, ω)G0(k, ω). (4.26) bzw. Betrachtet man die T-Matrix, so fällt auf, dass sie Diagramme enthält, die aus Diagrammen niedrigerer Ordnung durch Verbinden mit freien Greensfunktionen zusammengesetzt sind. Dies Motiviert das weitere Vorgehen. Eine bewährte Weise der Umorganisation der Störungsreihe ist das Einführen der Selbstenergie. Dabei definiert man die Selbstenergie als die Summe der amputierten, irreduziblen Diagramme. Darunter versteht man diejenigen Diagramme, welche beim Durchtrennen einer freien, internen Greenschen Funktion nicht in zwei einzelne Teile zerfallen. Die externen Propagatoren werden entfernt. Zur Verdeutlichung zeigen wir zwei Beispiele: < = (4.27) Das linke der oben gezeigten Diagramme ist reduzibel, das rechte hingegen irreduzibel. Der Vorteil des Arbeitens mit irreduziblen Diagrammen liegt darin, dass sich alle anderen wieder durch Verbinden zweier oder mehrerer solcher irreduziblen erzeugen lassen. Graphisch stellt sich die Selbstenergie folgendermaßen dar: >Σ = ? + + A + ... (4.28) Die Reihe für die Green’sche Funktion liegt dann in der Form B = C + DEΣ F + GHΣ IJΣ K + ... 30 (4.29) 4.2. Selbstenergie und darin enthaltene Informationen vor. Per Konstruktion enthält diese Darstellung alle Diagramme und ist somit zur Born’schen Reihe äquivalent. Durch Vergleich sieht man, dass sie durch Iteration der sog. Dyson-Gleichung L = M + NOΣ P (4.30) G(k, ω) = G0 (k, ω) + G0 (k, ω)Σ(k, ω)G(k, ω) (4.31) bzw. erhalten werden kann. Im Fourierraum ist diese eine algebraische Gleichung, im Ortsraum wird aus dem Produkt eine Faltung und man erhält eine Integralgleichung. Die Dyson-Gleichung hat die Lösung: G(k, ω) = G0 (k, ω)−1 1 = − Σ(k, ω) + i0+ 1 2 k − Σ(k, ω) + iη ω− 2m (4.32) Wie man sieht, verschiebt die Selbstenergie den Pol der freien Greensfunktion. Insbesondere resultiert aus einem nicht verschwindenden Imaginärteil ein je nach Sichtweise als räumlich oder als zeitlich aufgefasster Zerfall der Greensfunktion. Später werden wir noch den Zusammenhang zwischen T-Matrix und Selbstenergie benötigen. Dazu erzeugen wir rückwärts aus der Selbstenergie alle zur T-Matrix beitragenden Diagramme: QT = RΣ + SΣ TUΣ + VΣ WXΣ YZΣ + · · · = [Σ + \Σ ℄^T Es resultiert _Σ = T̀ 1+ bzw. Σ(k, ω) = (4.33) abT T (k, ω) . 1 + G0 (k, ω)T (k, ω) (4.34) (4.35) Wie man durch Entwicklen sehen kann, liegt die Funktion des Nenners in obiger Gleichung darin, in jeder Ordnung die reduziblen Anteile zu entfernen. Die Berechnung der Selbstenergie in bestimmter Ordnung liefert eine Näherung für die Greensfunktion, welche eine ganze Klasse von Diagrammen enthält. 31 Kapitel 4. Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme Z.B. liefert die Selbstenergie in niedrigster Ordnung, Born’sche Näherung genannt, folgende Greensfunktion: Σ ≈ d e ≈ f + g + h + ... (4.36) (4.37) Durch Arbeiten mit der Selbstenergie resummiert man also bestimmte Klassen von unendlich vielen Beiträgen zu G. Mit der Gl.(4.32 lässt sich der Zusammenhang zwischen Selbstenergie und der mittleren freien Weglänge beschreiben. Wir sind am räumlichen Abklingen einer Störung mit der √ Frequenz ω bzw. dem Verhalten der eindringenden ebenen Welle mit k = 2mω, wie im physikalischem Modell beschrieben, interessiert. Dafür gilt: Z R (4.38) Ψ(r, t) = exp(−iωt) dkx exp(ikx x)G (kx , ky = 0, ω) bzw. unter Benutzung der Selbstenergie: Z Ψ(r, t) = exp(−iωt) dk exp(ikx) ω− k2 2m 1 − Σ(k, ω) + i0+ (4.39) Es ist also die Fouriertransformation durchzuführen. Mit Hilfe des Residuensatzes ergibt sich der exponentielle Anteil auf folgende Weise: Die Lage des Pols wird durch die Lösung der als komplexe Dispersionsrelation bezeichneten impliziten Gleichung festgelegt: kω2 ω= + Σ(kω , ω) (4.40) 2m Diese ist im Allgemeinen komplex: kω = kR + ikI . Der Imagiärteil ist dann für das exponentielle Abklingen verantwortlich und es tritt eine Verschiebung der Wellenlänge hin zu kR auf: Ψ(r) ∝ exp(−kI x) exp(ikR x) (4.41) 1/ls = 2kI . (4.42) Da die freie Weglänge über |Ψ|2 ∝ exp −x/ls definiert ist, folgt die Beziehung Diese Relation bietet also eine Möglichkeit aus der Selbstenergie die gewünschte freie Weglänge zu extrahieren. Eine komplementäre Sichtweise besteht darin, nach dem zeitlichen Zerfall einer k-Mode zu fragen. Dann ist der Pol ωk bei festgehaltenem k zu untersuchen. Es resultiert in diesem Fall ein zeitliches Abklingen. Physikalisch lässt sich das räumliche bzw. zeitliche Abklingen durch die Tatsache verstehen, dass ebene Wellen keine Eigenzustände des Hamiltonians sind und durch Streuung ihren Charakter verlieren. 32 4.3. Born’sche Näherung 4.3 4.3.1 Born’sche Näherung Selbstenergie und freie Weglänge Als erste Anwendung des Formalismus berechnen wir das erste Diagramm der Selbstenergiereihe, d.h. die sog. Born’sche Näherung, wie oben bereits eingeführt: (4.43) Σ ≈ i j Mit Hilfe der Feynman-Regeln übesetzen wir das Diagramm in folgendes Integral: Z ΣBA (k, ω) = dk1 R G (k1 , ω)P (|k − k1 |) (2π)2 0 P (k) = (2πσ 2 )V 2 e (4.44) −k2 σ 2 2 (4.45) Weitere Behandlung führt zunächst auf: Z dq −(k−q)2 σ2 q2 2 2 2 ΣMA (k, ω) = 2πσ V0 e + i0+ )−1 (ω − 2 (2π) 2m Z 2π Z ∞ 2 σ 2 2 = (2π)−1 σ 2 V02 2m dθ dq qe− 2 (k −2kq cos θ+q ) (2mω − q 2 + i0+ )−1 0 Z ∞ 0 σ2 2 2 2 2 = (2mσ V0 dq q I0 (kqσ 2 )e− 2 (k +q ) (2mω − q 2 + i0+ )−1 Z ∞0 √ 2 − σ2 (k2 +u) 1 2 2 P = mσ V0 du I0(k uσ )e 2 − iπδ(2mω − u) (4.46) 2mω − u 0 Insbesondere also: 2 2 ReΣMA (k, ω) = mσ V P Z ∞ 0 ImΣMA (k, ω) = −πmσ 2 V 2 e− √ 2 du I0(k uσ )e σ2 (k 2 +2mω 2 2 − σ2 (k 2 +u) √ )I0 (k 2mωσ 2 ) 1 2mω − u (4.47) (4.48) Hierbei haben wir die Dirac-Identität benutzt. Das Hauptwertintegral konnte analytisch nicht gelöst werden. Es gibt jedoch eine alternative Darstellungsweise des Realteils, welcher für numerische Zwecke besser geeignet ist. Da das Hauptwertintegral, welches sich bei der Berechnung des Realteils der Selbstenergie im Fourierraum auftritt nicht in geschlossener Form berechnet werden kann, erfolgt die Rechnung im Folgenden im Ortsraum. Aus der Faltung wird hiermit ein Produkt. Diese Selbstenergie im 33 Kapitel 4. Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme Ortsraum kann anschließend fouriertransformiert werden. Das Integral, welches sich bei dieser Vorgehensweise für den Imaginärteil ergibt ist in geschlossener Form zu lösen und ergibt das selbe Ergebnis wie bei der Anwendung der DiracIdentität. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der (Vakuum) on-shell Wert des Realteils der Selbstenergie in geschlossener Form angegeben werden kann. Mit der Bezeichnung on-shell ist, in Analogie zu der in Quantenfeldtheorien k2 ) verwendeten Ausdrucksweise [18], das Auswerten an der Stelle (k, ω)=(k, 2m gemeint. In Ortsdarstellung ist die Selbstenergie gegeben durch: ΣMA (|r − r′ |, ω) = P (|r − r’|)G0 (r − r′ ) (4.49) im (1) √ H ( 2mω|r − r′ |) 2 0 (4.50) Die freie Greensfunktion in 2D ist aus Kapitel 2 bekannt: G0 (|r − r′ |) = − Die Fouriertransformation in 2D für rotationsinvariante Funktionen, siehe Anhang A.2 liefert: ΣMA (k, ω) = Z ∞ dr r 2πJ0 (kr)V 2 exp(− 0 r 2 −im (1) √ ) H0 ( 2mωr|) 2σ 2 2 (4.51) √ r2 (1) )H ( 2mωr) 0 2σ 2 (4.52) Damit erhält man also: Σ(k, ω) = −iπV 2 Z ∞ 0 dr r J0 (kr)exp(− Trennen von Real- und Imaginärteil liefert: Z ∞ √ r2 2 ImΣ = −πV dr r J0 (kr)J0( 2mωr)exp(− 2 ) 2σ 0 Z ∞ √ r2 dr r J0 (kr)Y0( 2mωr)exp(− 2 ) ReΣ = πV 2 2σ 0 (4.53) (4.54) Der Realteil kann weiter umgeformt werden. Nach [34] gilt: ∞ 1 (− 4η1 (a2 +b2 ) 2 e dx e−ηx J0 (ax)Y0 (bx) = − 2πη 0 # "Z Z ∞ a/b √ √ ab 1 ab 1 2 dx xe−ηx J0 ( abx)Y0 ( abx) · du exp( (u + )) − 2πηe 2η u 4η u 0 1 (4.55) Z 34 4.3. Born’sche Näherung Durch diese Transformation wird erreicht, dass im hinteren Integranden die Besselfunktionen dasselbe Argument tragen und das Integral dann lösbar ist [34]: Z 0 ∞ 2 dx x e−ηx J0 (x)Y0 (x) = − 1 1 − 2η1 e K0 ( ) 2πη 2η (4.56) Insgesamt erhält man: Z ∞ 2 dx e(−ηx J0 (ax)Y0 (bx) = 0 # "Z a/b ab 1 ab 1 1 (− 4η1 (a2 +b2 ) e du exp( (u + )) + K0 ( ) − 2πη u 4η u 2η 1 (4.57) (4.58) Der Realteil der Selbtenergie in Born’scher Näherung lautet damit: n 2 o √ σ 2 ReΣMA (k, ω) = −σ V exp − (k + 2mω) K0 (s2 k 2 2mω) + F (k, ω) 2 (4.59) Hierbei ist die Funktion F gegeben durch: 2 2 F (k, ω) = Z √ k 2mω 1 1 du exp u ! √ σ 2 k 2 2mω 1 (u + ) 2 u (4.60) Beachte, dass F (k, 0.5k 2) = 0, d.h ihr on-shell Beitrag verschwindet und der on-shell Wert des Realteils der Selbstenergie in geschlossener Form gegeben ist. Im Rahmen der Born’schen Näherung sind nur die on-shell Werte relevant, wie wir noch sehen werden. Bei der späteren Erweiterung der Theorie werden wir aber auch die off-shell Werte benötigen. 35 Kapitel 4. Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme 0 5 -1 ImΣBA (k, ω) -2 V 2σ2 -3 0 4 3 2 1 2 kσ ωσ 2 1 3 40 Abbildung 4.1: Imaginärteil der Selbstenergie in Born’scher Näherung 0.5 5 ReΣBA (k, ω) 0 V 2 σ2 -0.5 4 3 0 2 1 2 kσ ωσ 2 1 3 40 Abbildung 4.2: Realteil der Selbstenergie in Born’scher Näherung 36 4.3. Born’sche Näherung 4.3.2 Gültigkeitsbereich Bei der Abschätzung des Gültigkeitsbereichs der Born’schen Näherung folgen wir [12]. Dort wurde die Abschätzung für ein Speckle-Potential hergeleitet. Die wesentlichen Unterschiede zu unserem Fall bestehen darin, dass die Korrelationsfunktion dort einen endlichen Träger besitzt und eine weitere Klasse von Diagrammen sowie eine weitere Korrelationsfunktion auftreten. Diese Unterschiede liegen in der vom Gauß’schen Fall abweichenden Statistik des SpecklePotentials begründet. Die wesentliche Idee lässt sich jedoch auf unseren Fall übertragen. Mit der Korrelationslänge haben wir eine charakteristische Energie und einen charakteristischen Wellenvektor gegeben: kσ2 = σ −2 m−1 (4.61) m Mit Hilfe dieser können wir eine dimensionslose Energie und einen dimensionslosen Wellenvektor einführen: k ω κ := , ε := (4.62) kσ ωσ √ Wenden wir uns zunächst dem Fall κ = 2ε ≫ 1 zu: Jedes irreduzible Diagramm der Ordnung n (also ∝ V 2n )besteht aus 2n − 1 freien Propagatoren und n Korrelationsfunktionen. Die P Nenner der freien Greensfunktionen werden bei Impulsen der Form κj = κ − i αi κi ausgewertet. Die κi sind die Argumente der Korrelationsfunktionen und die Impulse über welche zu integrieren ist. Aufgrund des exponentiellen Abfallens der Korrelationsfunktionen werden die κi auf einen Betrag der Ordnung 1 eingeschränkt. (Bei der Speckle-Korrelationsfunktion existiert ein scharfer Cutoff, das wesentliche Argument bleibt aber das Gleiche). Wir interessieren uns nun für den on-shell Wert der Selbstenergie: Nach Voraussetzung ist κ ≫ κi , so dass wir die freien Propagatoren um den on-shell Wert linearisieren können. Dann liefert jeder freie Propagator eine Potenz κ−1 . Insgesamt bleibt also für den n-ten Term der Selbstenergiereihe: kσ := σ −1 , ωσ := Σ(n) (k, k 2 /2m) ∝ V 2n κ1−2n ωσ1−2n bn (4.63) Dabei bezeichnet bn die Anzahl der irreduziblen Diagramme. Damit erhalten wir: bn V 2 Σ(n) /ω ∝ ( 2 2 )n (4.64) κ κ ωσ Der effektive Entwicklungsparamter ist damit gegeben durch: V2 κ2 ωσ2 (4.65) 37 Kapitel 4. Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme Als Gültigkeitbereich folgt also: V /ωσ ≪ κ (4.66) Der Wellenvektor in Einheiten von kσ muss also größer sein als die Stärke der Potentialfluktuationen bezogen auf ωσ . Die durchgeführte Abschätzung ist unabhängig von der Dimension und gilt für alle Korrelationsfunktionen, welche die Integrationsbereiche der internen Integrationen genügend einschränken. Der zweite Fall κ ≪ 1 kann ähnlich diskutiert werden [12], wobei hierbei verschiedene Dimensionen getrennt behandelt werden müssen. 4.3.3 Vergleich mit Numerik Die freie Weglänge ergibt sich aus der exakten Selbstenergie als Imaginärteil der Lösung der komplexen Dispersionsrelation: ω= kω2 + Σ(kω , ω) 2m (4.67) Da die Bornsche Näherung nur bis zur Ordnung V 2 exakt ist, dürfen wir aus Konsistenzgründen die komplexe Dispersionsrelation nur on-shell auswerten, denn ein implizites Lösen der Gleichung enthielte Terme höherer Ordnung. D.h. wir dürfen in der Selbstenerige die nullte Ordnung der Lösung kω0 = k einsetzen. Dies entspricht dem ersten Schritt einer iterativen Lösung: kω2 ω≈ + ΣBA (k, ω) (4.68) 2m √ Mit k = 2mω, dem Wellenvektor im Vakuum, folgt nach Entwickeln der Wurzel: r 2mΣBA (k, 0.5k 2 k (4.69) kω ≈ 1 − 2 k mReΣMA (k, 0.5k 2 ) mImΣBA (k, 0.5k 2 ) ≈ 1− k (4.70) −i k2 k2 D.h. für die freie Weglänge in Born’scher Näherung haben wir: 1/ls = −2Imkω = − 2mImΣBA (k, 0.5k 2 ) k (4.71) Gleichung (4.70) lässt auch die Interpretation als effektiven, komplexen Brechungsindex zu. Der Imaginärteil ist aber hier, anders als in der Optik, nicht 38 4.3. Born’sche Näherung die Ursache von Absorption, sondern vielmehr darin begründet, dass durch Steuung die Ausbreitungsrichtung der Welle geändert und somit die kohärente Mode geschwächt wird. Nach der freien Weglänge ist die Information an die Ausgangsrichtung verloren gegangen [28]. Das Verhalten des on-shell Imaginärteils ist in Abb. 4.3 dargestellt. Es zeigt sich, dass die Wellen mit höherer Energie weniger Gedämpft werden. −ImΣBA (k, 0.5k 2 ) V 2 σ2 3 2 1 1 2 3 4 5 kσ Abbildung 4.3: On-shell Wert des Imaginärteils der Selbstenergie in Born’scher Näherung In den folgenden Abbildungen wird die Born’sche Näherung mit numerischen Daten [6] verglichen. Es ist jeweils die auf die Wellenlänge im Vakuum normierte inverse freie Weglänge kl1s als Funktion der Stärke der Potentialfluktuationenen dargestellt. Dabei ist m = σ = 1 gesetzt. 39 Kapitel 4. Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme 1 kls 2 1.5 1 0.5 0.2 0.4 0.6 0.8 1 V Abbildung 4.4: Vergleich der Born’schen Näherung (rot) mit Numerik [6], kσ = 1. Gemäß des Gültigkeitsbereichs der Näherung ist die Übereinstimmung nur für kleine V gegeben. 1 kls 1.4 1.2 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0.5 1 1.5 2.0 V Abbildung 4.5: Vergleich der Born’schen Näherung (rot) mit Numerik [6], kσ = 2. Gemäß des Gültigkeitsbereichs der Näherung ist die Übereinstimmung nur für kleine V gegeben. 40 4.4. Verbesserungsmöglichkeiten 4.4 Verbesserungsmöglichkeiten Zur Verbesserung der Näherung müssten weitere Diagramme hinzugezogen werden. Die Schwierigkeit liegt dabei einerseits darin, geeignete Diagrammklassen auszuwählen und insbesondere die Integrale auch analytisch oder numerisch durchzuführen. Ein weiterer Ansatz ist das Verwenden einer sog. selbstkonsistenten Theorie [17]. Tatsächlich werden wir im folgenden Kapitel einen anderen Weg einschlagen, um die Vorhersagen zur freien Weglänge zu verbessern. 41 Kapitel 4. Green’sche Funktionen ungeordneter Quantensysteme 42 Kapitel 5 MA als Verbesserung der Born’schen Näherung Die im vorhergehenden Kapitel betrachtete Born’sche Näherung hat wie wir gesehen haben einen beschränkten Gültigkeitsbereich. Insbesondere bei größeren Werten der Potentialfluktuationen V ist die Born’sche Näherung nicht mehr gültig. Ziel dieses Kapitels ist die Entwicklung einer Theorie, welche auch Aussagen bei stärkerer Unordnung ermöglicht. Dazu soll die in [13, 14] für das PolaronProblem entwickelte Momentum-Average (MA) Methode auf den Fall der Ausbreitung von Materiewellen in Unordungpotentialen verallgemeinert werden. 5.1 Idee der MA-Näherung Übliche Verfahren der Störungstheorie arbeiten gewöhnlich auf zwei verschiedene Weisen: • Abbrechen der Selbstenergiereihe nach einer bestimmten Ordnung • Summation einer geeigneten Klasse von Teildiagrammen: Selbstkonsistente Methoden Die Born’sche Näherung gehört zur ersten Klasse, während die selbstkonsistente Born’sche Näherung ein Beispiel für die zweite Klasse ist. Die Schwierigkeit liegt in der Berechnung höherer Diagramme, da komplizierte Integrationen durchgeführt werden müssen. In der Regel ist dies nur numerisch mit einigem Aufwand zu bewerkstelligen. Auch die Wahl einer geeigneten Diagrammklasse für selbstkonsistente Schemata ist nicht immer leicht zu begründen. Hinzu kommt die in jeder Ordnung stark zunehmende Anzahl an Diagrammen. Auch die aus der Quantenelektrodynamik (QED) [18] und der Theorie kritischer 43 Kapitel 5. MA als Verbesserung der Born’schen Näherung Phänome [35] bekannte Tatsache, dass störungstheoretische Reihen asymptotische Entwicklungen sind, stellt ein Problem dar. In der QED ist dies wegen des kleinen Werts der Feinstrukturkonstanten nicht so problematisch. Im Rahmen der Theorie kritischer Phänomene kommen Methoden zur Behandlung der asymptotischen Reihen zur Anwendung. Beim Unordnungsproblem ist die “Kopplungskonstante” proportional zu V 2 und damit nicht klein, so dass die asymptotische Natur der Reihe klar zutage tritt. Zu Verbesserung der Born’schen Näherung wollen wir hier nun einen anderen Weg einschlagen: Basierend auf den Artikeln [13, 14], in welchen für das (Holstein-) Polaron-Problem ein MA (Momentum Average) genanntes Verfahren beschrieben wird, wollen wir untersuchen, inwiefern diese Methode auf das Unordnungsproblem verallgemeinert werden kann. Die auftretenden Diagramme beim Polaronproblem haben topologisch die gleiche Struktur, die Interpretation ist jedoch völlig verschieden. Die beiden größten Unterschiede sind zum einen, dass die Phononenlinen Energie tragen, was beim hier untersuchten Problem eines statischen Potentials nicht möglich ist. Des Weiteren besitzt die Kopplung (d.h. die Potentialkorrelationsfunktion) eine Impulsabhängigkeit. Die Grundidee der MA lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Führe eine (möglichst gute) Approximation ein, welche eine näherungsweise Berechnung jedes einzelnen Diagramms ermöglicht. Dann kann die gesamte Reihe aufsummiert werden. Dabei ist die Motivation, dass sich der bei der Berechnung der Diagramme tolerierte Fehler weniger stark auswirkt, als der Gewinn, den man dadurch erzielt, alle Diagramme zu betrachten. Im Polaronproblem besteht dies Approximation darin, die freien Greensfunktionen in den Diagrammen durch ihre über den Impuls gemittelten Werte zu ersetzen, was den Namen MA erklärt. Aufgrund dieser Näherung ist dann jedes Diagramm in geschlossener Form dargestellt. 5.2 MA-Näherung für Gauß’sche Unordnungspotentiale Der erste Schritt der Anwendung der MA-Methode besteht darin, eine Approximation für die Diagramme zu konstruieren. Wir orientieren uns an [13] und versuchen das Konzept der Impulsmittelung auf unseren Fall zu verallgemeinern. 44 5.2. MA-Näherung für Gauß’sche Unordnungspotentiale Betrachten wir dazu zunächst ein typisches Diagramm der Selbstenergie: q1 q2 k k − q1 k − q1 − q2 k − q2 = R dq1 dq2 G (|k (2π)2 (2π)2 0 − q1 |, ω)P (q1)G0 (|k − q1 − q2 |, ω)P (q2)G0 (|k − q2 |, ω) Wir machen nun zwei Beobachtungen: Zum einen tragen, insbesondere bei Diagrammen von hohen Ordnungen, die freien Greensfunktionen Impulsargumente, welche durch eine Summe von einund auslaufenden Impulsen bestimmt sind. In diesem Sinn wollen wir als erste Näherung annehmen, dass diese jeweils unabhängig voneinander sind. Die Argumente der freien Greensfunktionen vollführen gewissermaßen einen ”random walk“. −σ 2 q 2 Zum anderen schränken die Korrelationsfunktionen P (q) = 2πσ 2 V 2 e 2 die Integration über die freien Impulse auf einen Bereich der Größe 1/σ ein. Die √ freien Greensfunktionen werden jeweils bei den Polen k = 2mω über einem Bereich der oben genannten Größe integriert. √ Dabei beizeichnet in unserem Modell ω die Frequenz bzw. k = 2mω den daraus folgenden Welle im Vakuum. Ist nun √ Wellenvektor der auftreffenden ebenen 2 1/σ << 2mω = k, d.h gilt ω >> 1/(2mσ ), wird jede Greensfunktion um einen schmalen Bereich der Größe 1/σ um den Pol integriert. Von den vielen freien Impulsintegrationen wird nur eine effektiv beitragen, bei den anderen sorgt die Korrelationsfunktion für exponentielle Dämpfung. Die Konstruktion der Näherung basiert also auf der Annahme, dass die Potentialkorrelationsfunktion als Funktion des Impulses schnell genug abfällt. Dies ist bei der hier verwendeten Form zutreffend. Problematisch wären z.B. potenzartige Korrelationsfunktionen. Motiviert durch die obigen Beobachtungen versuchen wir das Konzept der Impulsmittelung auf unseren Fall zu übertragen, indem wir die freien Greensfunktionen durch ihr um den Pol gemitteltes Pendant ersetzen. Wir definieren die Mitteilung der freien Greensfunktion mit Hilfe einer Gewichtsfunktion (bei nur einem freien Impuls): g0 (k, ω) := Z d2 q G0 (k − q, ω)ρ(q) (2π)2 (5.1) Nun wird der Name MA (Momentum Average) wegen der Impulsmittelung klar. Im Unterschied zum Vorgehen bei [13], bedingt durch die Impulsabhängigkeit der Kopplung, ist unsere gemittelte Greensfunktion explizit impulsabhängig. Im 45 Kapitel 5. MA als Verbesserung der Born’schen Näherung Polaronproblem hingegend ist die gemittelte Greensfunktion wegen des Energieübertrags energieabhängig. Als Ansatz für die Gewichtsfunktion wählen wir die geeignet normierte Potentialkorrelationsfunktion. Durch diese Wahl wird das erste Diagramm, d.h. die Born’sche Näherung, korrekt wiedergegeben. D.h. wir setzen: g0 (k, ω) := Z 2 2 d2 q 2 −σ2 q G (|k − q|, ω)2πσ e 0 (2π)2 (5.2) Man sieht: g0 ist bis auf den Faktor V 2 mit der bereits behandelten Größe ΣBA (k, ω) identisch. Insbesondere können wir die bereits bekannten Resultate der Born’schen Näherung aus Kapitel 4.3.1 verwenden. Es muss jedoch betont werden, dass diese Ersetzungsregel lediglich einen Ansatz darstellt. Man kann diese im Folgenden als MA bezeichnete Näherung auf alle störungstheoretischen Reihen, wie etwa die Selbstenergie, oder auch die T-Matrix anwenden. Aus der obigen Argumentation wird deutlich, dass hierbei allerdings nur solche G0 , welche einer Impulsintegration unterworfen werden, durch g0 ersetzt werden dürfen. Bei der T-Matrix beispielsweise sind die freien Greensfunktionen, welche die irreduziblen Anteile verbinden nicht zu ersetzen. Diese werden aus Impulserhaltungsgründen bei dem externem Impuls ausgewertet und tragen somit keine freien Impulse im Argument. Die Anwendung dieser Ersetzungsregel wird unten an einfachen Beispielen erläutert. Definieren wir aber zunächst formal die MA-Näherung. Die Abhängigkeit von den Parametern σ und V wird unterdrückt. Sei D[G0 ](k, ω) ein Diagramm. Definiere die MA-Näherung folgendermaßen: Ersetze alle freien G0 , mit mindestens einem freien Impuls durch g0 . Dadurch wird D[G0 ](k, ω) in DMA ((G0 (k, ω), g0(k, ω)) überführt. Wie die Notation andeuten soll, hat ein so genähertes Diagramm evtl. immer noch eine Abhängigkeit von G0 , welche aber nicht mehr funktional ist. Nach der Ersetzung können die Integrationen über die freien Impulse durchgeführt werden und liefern entsprechende Potenzen von V 2 , entsprechend der Ordnung des betrachteten Diagramms, d.h. V 2n bei der Ordnung n. Betrachten wir zwei Beispiele, am übersichtlichsten in diagrammatischer Schreib46 5.3. Anwendung der MA auf die Selbstenergie weise. Dazu führen wir ein weiteres Symbol für die gemittelte Greensfunktion g0 ein: g0 (k, ω) =: (5.3) l Die Linien der Korrelationsfunktionen sind im Prinzip nach der Näherung ohne Bedeutung, es ist aber von Vorteil diese weiterhin mit darzustellen, um zu sehen aus welchem Diagramm das genäherte hervorgeht. Beispiele: m o q −→ −→ −→ n p r = g0 (k, ω)2 G0 (k, ω)V 4 (5.4) = g0 (k, ω)3 V 4 (5.5) = g0 (k, ω)(k, ω)3V 4 (5.6) Man sieht, dass irreduzible Diagramme komplett durch Potenzen von g0 (k, ω) ausgedrückt werden - und zwar alle irreduziblen der gleichen Ordnung durch den gleichen Ausdruck. Bei reduziblen bleiben noch Faktoren G0 (k, ω), jedoch rein multiplikativ - nicht funktional - übrig. Die MA-Näherung wandelt also im Fall der Selbstenegie die funktionale Abhängigkeit von G0 - welche sich in den komplizierten Integrationen über freie Impulse äußert- in eine Potenzreihe in g0 (k, ω) um. Beim Anwenden auf die T-Matrix bleiben noch Beiträge von G0 (k, ω), allerdings rein multiplikativ, übrig. Diese resultieren aus den freien Greensfunktionen, welche die reduziblen Anteile verbinden. 5.3 Anwendung der MA auf die Selbstenergie Wir interessieren uns für die Selbstenergie, mittels welcher Größen wie die freie Weglänge berechnet werden können. Es wird sich aber auch als vorteilhaft erweisen, die T-Matrix zu betrachten. Da im k-Raum gearbeitet wird, kann im Folgenden auf die Angabe der Variablen (k, ω) verzichtet werden. Erinnern wir uns kurz an die Definition der Selbstenergie und der T-Matrix: sT := t + u + v + w + · · · xΣ := y + z + { + · · · (5.7) (5.8) 47 Kapitel 5. MA als Verbesserung der Born’schen Näherung Unter der MA nehmen diese die folgende Form an: |+} +~+ +··· = + ++··· TMA = ΣMA (5.9) (5.10) bzw.: TMA = g0 V 2 + g02 G0 V 4 + g03 V 4 + g03 V 4 + · · · ΣMA = g0 V 2 + g03 V 4 + g03 V 4 + g03V 4 + · · · (5.11) (5.12) Die Selbstenergie in der MA-Näherung enthält also im Gegensatz zur T-Matrix nur noch Potenzen von g0 . Sei an die Anzahl aller Diagramme der Ordnung n, d.h. die Anzahl der Diagramme, welche zur T-Matrix beitragen. Im Gegensatz dazu bezeichne bn die Zahl der zur Selbstenergie beitragenden Diagramme, also der irreduziblen Diagramme. Diese Koeffizienten werden im nächsten Abschnitt näher untersucht. Alle Diagramme der Selbstenergie der Ordnung n werden durch die MA auf g02n−1 V 2n abgebildet. Damit erhalten wir eine erste Reihe für die Selbstenergie in MA: ΣIMA = ∞ X bn g02n−1V 2n (5.13) n=1 In dieser Form ist die Selbstenergie somit als Potenzreihe in der gemittelten Greensfunktion g0 , welche bekannt ist, gegeben. Es sei daran erinnert, dass die Frequenz- und Impulsabhängigkeit in g0 = g0 (k, ω) steckt. Es wird sich zeigen, dass für die bn keine geschlossene Formel, sondern nur eine rekursive Definition bekannt ist. Deshalb betrachten wir eine weitere Darstellung unter Verwendung der T-Matrix. Folgender Zusammenhang zwischen Selbstenergie und T-Matrix ist aus Kapitel 4.2 bekannt: T Σ= (5.14) 1 + G0 T Da die Koeffizienten für T gemäß an = (2n − 1)!! als Anzahl der vollständigen Paarungen aus 2n Objekten bekannt sind (beachte dazu die ausführliche kombinatorische Analyse im nächsten Abschnitt), wollen wir versuchen, eine Darstellung mittels dieser zu erzielen. 48 5.4. Kombinatorische Analyse der Reihen Durch Anwenden der MA-Näherung wird aus der obigen Gleichung: ΣMA = TMA 1 + G0 TMA (5.15) In dieser Form ist aus dem bereits erwähnten Grund, dass bei der MA-Näherung der T-Matrix Faktoren von G0 übrig bleiben, eine Summation noch nicht möglich. Da aber die linke Seite, welche die Selbstenergie darstellt, per Definition nur solche G0 enthält, welche im Sinne der MA durch g0 zu ersetzen sind, muss - aufgrund der Gleichheit der beiden Seiten - dies auch für die rechte Seite gelten. Damit erhalten wir eine zweite Darstellung der Selbstenergie in der MA-Näherung welche, nur die bekannten Koeffizienten an enthält: ΣII MA P∞ 2n−1 2n V t0 n=1 an g0 P∞ = 2n−1 2n =: 1 + g0 t0 1 + g0 n=1 an g0 V (5.16) Die Reihe t0 wird durch ersetzen aller G0 durch g0 auf der T-Matrix gewonnen. t0 := ∞ X an g02n−1 V 2n (5.17) n=1 Beachte, dass es sich bei t0 nicht um die MA-Näherung der T-Matrix handelt. Wie bereits gesehen besteht die Funktion des Nenners darin, die reduziblen Diagramme in jeder Ordnung zu entfernen. In jeder endlichen Ordnung sind die beiden hergeleiteten Darstellungen der Selbstenergie also äquivalent. 5.4 Kombinatorische Analyse der Reihen Für eine weitere Behandlung der Reihen ist die Kenntnis der Koeffizienten an und bn unerlässlich. Diese stellen jeweils die Anzahl aller bzw. nur der irreduziblen Diagramme der Ordnung n - bei Gauß’schem Unordnungspotential - dar. Im Fall der T-Matrix ist eine explizite Angabe mit Hilfe von elementarer Kombinatorik möglich. Für die Anzahl der Diagramme, die in der jeweiligen Ordnung zur Selbstenergie beitragen konnte nur eine Rekursionsformel hergeleitet werden. Diese Tatsache führt bei der Auswertung dazu, dass zur Summation der Reihen unterschiedliche Methoden benötigt werden. 49 Kapitel 5. MA als Verbesserung der Born’schen Näherung Die Koeffizienten an sind mit elementarer Kombinatorik zu erhalten. Sie stellen die Anzahl der Möglichkeiten aus den 2n Streuungen am Potential Paare zu bilden dar. an = (2n)!! = (2n − 1)(2n − 3) · · · 1 = (2n)! 2n n! (5.18) Für die Selbstenergie betrachten wir, da es uns nur auf die Koeffizienten der Reihe ankommt, die folgenden formalen Potenzreihen (aufgefasst als Elemente des Rings N[[G0 , V ]] [36]). G[[G0 , V ]] = G0 + G0 T G0 = G0 ∞ X 2n an G2n 0 V0 (5.19) n=0 Σ[[G0 , V ]] = G−1 0 ∞ X 2n bn G2n 0 V0 (5.20) n=0 Hierbei wurde a0 := 1 und b0 := 0 definiert. Diese Reihen stellen G durch die Koeffizienten an und die Selbstenergie durch bn dar. Einer Idee aus [37] folgend setzen wir die beiden Reihen unter Benutzung der Dyson-Gleichung 4.31 gleich und setzen so beide Koeffizienten in Beziehung zueinander. Mit der Lösung der Dyson-Gleichung folgt: G[[G0 , V ]] = G−1 0 1 − Σ[[G0 , V ]] G[[G0 , V ]](G−1 0 − Σ[[G0 , V ]]) = 1 ⇐⇒ (5.21) Der nächste Schritt ist das Einsetzten der beiden Reihen: ! ! ∞ ∞ X X 2n −1 2n =1 bn G2n G−1 G0 an G2n 0 V0 0 − G0 0 V0 Ausführen des Cauchy-Produkts von Potenzreihen [38] liefert: ! ∞ ! ∞ ∞ X X X 2n 2n 2n an G2n an G2n bn G2n +1 0 V0 = 0 V0 0 V0 n=0 ∞ X n=0 50 n=0 2n an G2n 0 V0 = (5.22) n=0 n=0 n=0 ∞ n X X n=0 (5.23) k=0 an−k bk ! 2n G2n 0 V0 + 1 (5.24) 5.4. Kombinatorische Analyse der Reihen Anschließend führt man einen Koeffizientenvergleich (n ≥ 1) durch. an = n X an−k bk (5.25) k=0 Für n = 0 folgt lediglich die Konsitenz der Definitionen a0 := 1 und b0 := 0. Damit folgt nach weiterer Manipulation eine Rekursionsformel für die gesuchten Koeffizienten bn . an = an = n−1 X k=0 n−1 X an−k bk ! + a0 bn ! + bn , an−k bk k=0 (5.26) (a0 = 1) (5.27) (5.28) Das Ergebnis ist die Relation: bn = an − n−1 X an−k bk (5.29) k=0 Dies ist eine lineare Differenzengleichung mit konstanten Koeffizienten von unendlicher Ordnung. Eine geschlossene Lösung dieser ist im Rahmen dieser Arbeit nicht gelungen. Für Differenzengleichungen endlicher Ordnung existiert ein systematisches Lösungsverfahren ähnlich dem Vorgehen bei linearer Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten mittels des charakteristischen Polynoms [39]. Dies ist aber auf unseren Fall nicht anwendbar. Gl. 5.29 lässt die Interpretation zu, dass die Anzahl der irreduziblen Diagamme durch Subtrahieren der entsprechenden Anzahlen der n-Teilchen reduziblen Anteile erzeugt wird. In der folgenden Tabelle finden sich einige Werte für an bzw. bb . n an bn 1 2 1 3 1 2 3 4 5 6 7 8 9 15 105 945 10395 135135 2027025 34459425 10 74 706 8162 110410 1708394 29752066 Tabelle 5.1: Einige Werte der Koeffizienten an (alle Diagramme) und bn (irreduzible Diagramme) 51 Kapitel 5. MA als Verbesserung der Born’schen Näherung Das asymptotische Verhalten ist in Abb. 5.1 dargestellt. Es zeigt sich, dass bei höheren Ordnungen die Anzahl der reduziblen Diagramme im Wesentlichen gegenüber den irreduziblen zu vernachlässigen ist, d.h. an ∼ bn . bn an 0.98 0.96 0.94 0.92 20 40 60 80 100 n Abbildung 5.1: Asymptotisches Verhalten der Koeffizienten. Es gilt an ∼ bn 5.5 Asymptotische Natur der Reihe Das starke Wachstum der Koeffizienten sorgt für ein Divergieren der zu untersuchenden Potenzreihen wie die nachfolgende Abbildung zeigt. Es wurde jeweils die Reihe 5.13 nach einer endlichen Anzahl N von Termen abgebrochen und die (inverse) mittlere freie Weglänge l1s = 2Im kω analog zur Born’schen Näherung durch on-shell Näherung bestimmt. ΣN MA = N X bn g02n−1(k, ω)V 2n (5.30) n=1 kω ≈ q 2 k 2 − 2mΣN MA (k, 0.5k ) (5.31) Im Prinzip wäre diese on-shell Näherung nicht nötig, sondern man könnte die Polgleichung je nach benutzter Ordnung der Störungstheorie auf entsprechende 52 5.6. Methoden zur Behandlung asymptotischer Störungsreihen Ordnung in V genau lösen. Da aber lediglich das Divergieren der Reihe demonstriert werden soll, wurde darauf verzichtet. 1 kls 3 5 3 1 2 1 0.2 0.6 0.4 0.8 1 V 1 - 2 - 4 2 3 - Abbildung 5.2: Asymptotische Natur der Störungsreihe ΣN MA (5.31): Es sind jeweils N = 1, 2, ...4 Terme berücksichtigt. Tatsächlich hat die Reihe wegen des Wachstums der Koeffizienten bn Konvergenzradius Null und wir müssen Methoden zur Summation divergenter Reihen benutzen, um sinnvolle Ergebnisse zu extrahieren. Dazu benutzen wir eine Verallgemeinerung der z.B. aus der Theorie der kritischen Phänomene und der Quantenfeldtheorie bekannten Borel-Summierung [40] im Fall ΣII MA sowie eine I Borel-Padé-Analyse [40, 27] im Fall ΣMA . 5.6 Methoden zur Behandlung asymptotischer Störungsreihen Die Methoden zur Summation divergierender Störungsreihen, welche in diesem Abschnitt vorgestellt werden, wollen wir später pragmatisch, ohne einen formalen Beweis der Borel-Summierbarkeit zu erbringen anwenden. Für die beiden Darstellungen der Selbstenergie in MA-Näherung sind jeweils verschiedene Methoden notwendig. 53 Kapitel 5. MA als Verbesserung der Born’schen Näherung 5.6.1 Borel-Summation Widmen wir uns zunächst der mit Hilfe der T-Matrix gewonnenen Darstellung 5.16, da in diesem Fall die Koeffizienten vollständig bekannt sind. Die Abhängigkeit von den Argumenten k und ω unterdrücken wir. t0 1 + g0 t0 (5.32) an g02n−1V 2n (5.33) ΣII MA = Die Reihe t0 = ∞ X n=1 schreiben wir in der Form: t0 = g0−1 ∞ X n=0 an (g02 V 2 )n − 1 =: g0−1 Z(z) − 1 , z := g02V 2 (5.34) Zu untersuchen haben wir also die folgende in Zähler und Nenner auftretende Reihe: Z(z) = ∞ X an z n = n=0 ∞ X (2n)!!z n = ∞ X (2n)! n=0 n=0 2n n! zn (5.35) Wir nehmen an, dass die Behandlung in Zähler und Nenner jeweils getrennt vorgenommen werden kann. Dies wird nicht formal begründet. Eine Rechtfertigung für dieses Vorgehen wird durch Vergleich mit der zweiten Darstellung der Selbstenergie, welche im nächsten Abschnitt mit eine anderen Methode behandelt wird, gegeben. Zur Summation von Z(z) benutzen wir eine dem Problem angepasste, verallgemeinerte Borel-Summations Methode [40]. Diese besteht aus den folgenden Schritten: Sei die ursprüngliche Reihe gegeben durch f (z) = ∞ X an z n (5.36) n=0 dann definiert man den Wert der Reihe in folgender Weise: Zunächst ordnet man der ursprünglichen Reihe ein Borel-transformierte Reihe zu (k, l ∈ N): (k,l) Bf (z) := ∞ X n=0 54 an Γ(kn + l) (5.37) 5.6. Methoden zur Behandlung asymptotischer Störungsreihen Besitzt diese dann, im Gegensatz zur ursprünglichen Reihe, einen endlichen Konvergenzradius so definiert man den Wert der ursprünglichen Reihe über das sog. Borel-Integral: Z ∞ (k,l) f (z) := dtBf (ztk ) exp(−t) (5.38) 0 (k,l) Bf (z) Dabei ist gegebenenfalls analytisch fortzusetzen. Der Fall k = l = 1 entspricht der gewöhnlichen Borel-Summation wie z.B. in [27] beschrieben. In unserem Fall ist die Wahl (k, l) = (2, 1), d.h. Γ(2n + 1) = (2n)!, besonders vorteilhaft, da in diesem Fall die transformierte Reihe eine einfache Exponentialreihe darstellt und damit eine evtl. nötige analytische Fortsetzung entfällt. Berechnen wir zunächst die Borel-Transformierte Reihe von Z(z): (2,1) BZ (z) = ∞ X n=0 ∞ z (2n)! n X 1 z n z = = exp (2n)!n!2n n! 2 2 n=0 Das zu lösende Borel-Integral lautet demnach 2 Z ∞ zt Z(z) = dt exp(−t) exp 2 0 (5.39) (5.40) und ist in der Form: Z(Z) = Z ∞ 0 t2 dt exp − −t −2/z (5.41) unter der Voraussetzung Re(−2/z) > 0, d.h. Re(1/g02) < 0 lösbar nach [41]. Dies entspricht folgender Forderung an g: Re(1/g02) <0 1 <0 Re (Reg0 + iImg0 )2 (Reg0 )2 − (Img0 )2 <0 |Reg0 | <|Img0 | (5.42) (5.43) (5.44) (5.45) Die Tatsache, dass das Borel-Integral nur unter diesen Voraussetzungen an g0 durchgeführt werden kann, stellt eine wichtige Konsistenzbedingung an die zu entwickelnde Theorie dar. Die mit Hilfe der MA-Näherung gewonnene Selbstenergie darf nur an solchen Stellen (k, ω) ausgewertet werden, welche die obige Bedingung erfüllen. 55 Kapitel 5. MA als Verbesserung der Born’schen Näherung Eine erste Abschätzung des Gültigkeitsbereiches liefert die Betrachtung der onShell Werte. Insbesondere deutet sich an, dass die Theorie für kleine kσ nicht anwendbar ist. Reg0 (k, 0.5k 2), Img0 (k, 0.5k 2 ) 8 6 4 2 1 0.5 1.5 2 2.5 3 kσ Abbildung 5.3: Abschätzung zum Gültigkeitsbereich der MA: Es ist jeweils der Betrag des Realteil (blau) und des Imaginärteil (schwarz) von g0 (k, 0.5k 2 ) dargestellt.√Mit der Bedingung |Reg0 | < |Img0 | läßt sich unter der Anahme, dass kω ≈ 2mω gilt sehen, dass für kσ klein die MA nicht gültig ist wird. Dies ist jedoch nur eine grobe Abschätzung, im konkreten Fall ist der veränderte Wert kω gemäß der komplexen Dispersionsrelation einzusetzten. Das Ergebnis der Integration lautet: Z(z) = p −π1/(2z) exp(−1/(2z))[1 − Φ( mit z := g02 V 2 und dem Gauß’schen Fehlerintegral Z z 2 Φ(z) = √ dt exp(−t2 ) π 0 p −1/(2z)] (5.46) (5.47) Hier sieht man die Nichtanalytizität in der Potentialstärke. Die auftretende Funktion exp(−1/V 2 ) stellt ja gerade ein Paradebeispiel für eine bei V = 0 unendlich oft differenzierbare, aber nicht taylorentwickelbare Funktion dar. 56 5.6. Methoden zur Behandlung asymptotischer Störungsreihen Insgesamt erhalten wir für die Selbstenergie in MA-Näherung nach Σ= t0 1 + g0 t0 (5.48) mit t0 = g0−1 Z(g02 V 2 ) − 1 ΣMA (k, ω) = g0−1 1− r −2g02 V 2 π exp s !#−1 " 1 −1 1 − Φ 2g02V 2 2g02 V 2 Die Impuls- und Frequenzabhängigkeit liegt in g0 = g0 (k, ω). Dieser Ausdruck für die Selbstenergie in MA-Näherung stellt ein zentrales Resultat der Arbeit dar. Es ist gelungen die gesamte Störungsreihe in der MANäherung analytisch aufzusummieren. Um die separate Behandlung der asymptotischen Reihen in Zähler und Nenner zu rechtfertigen, analysieren wir im nächsten Abschnitt die zweite Darstellung 5.13 und vergleichen die Resultate. 5.6.2 Borel-Padé-Analyse Da bei der zweiten Darstellung 5.13 die Koeffizienten nur rekursiv bekannt sind, benötigen wir eine Möglichkeit asymptotische Reihen zu untersuchen, bei denen nur eine endliche Anzahl an Koeffizienten zur Verfügung steht. Eine solche stellt die Borel-Padé Methode [40, 27] dar, welche eine Kombination zweier Methoden ist. Diese besteht darin, zunächst eine der Borel-Transformierten P∞ Padé-Approximation bn n Reihe (mit k = l = 1) d.h. n=1 n! z zu konstruieren und dann das BorelIntegral durchzuführen. Die Padé-Approximation [l/m]f (z) einer Reihe f (z) = weise definiert (l, m ∈ N): [l/m]f (z) = P∞ n=0 cn z p0 + p1 z + ... + pl z l Pl (z) = Qm (z) 1 + q1 z + .... + qm z m n ist folgender- (5.49) Dabei werden die Polynome Pl und Qm so konstruiert, dass die Taylorentwicklung der Padé-Approximation bis zur Ordnung l + m in z mit der Reihe f (z) 57 Kapitel 5. MA als Verbesserung der Born’schen Näherung übereinstimmt. D.h. f (z) − [l/m]f (z) = O(z l+m+1 ) (5.50) Die Padé-Approximation wird auch ohne die Kombination mit der Borel-Methode benutzt. Vorteil der Anwendung zusammen mit der Borel-Methode ist eine schnellere Konvergenz [27]. In der Regel verwendet man diagonale Padé-Approximationen l = m =: n. Die Rücktransformation erfolgt dann mit der gewöhnlichen Borel-Integration und definert den Wert der Reihe: fn (z) := Z ∞ dt exp(−t)[n, n]f (zt) (5.51) 0 Auf diese Weise erhält man unter Benutzung endlich vieler Koeffizienten eine Folge von Approximationen für den Wert der Reihe. Die Anwendung der Methode auf unseren Fall verlangt die Berechnung der Padé-Approximation und eine Integration. Dies wird mit Mathematica durchgeführt. Numerisch gesehen ist das Verfahren wenig aufwendig da lediglich ein lineares Gleichungssystem gelöst werden muss für die Bestimmung der Koeffizienten, sowie die Integration einer rationalen Funktion zu erfolgen hat. 5.7 Vergleich der beiden Darstellungen der Selbstenergie in MA Vergleichen wir das analytische Resultat der ersten Methode mit dem numerischen Ergebnis der Borel-Padé Analyse. Hierbei wird die Selbstenergie on-shell ausgewertet. Es zeigt sich eine recht schnelle Konvergenz der mittels Borel-PadéAnalyse gewonnenen Approximationen aus 5.13 gegen das analytische Resultat 5.6.1. 58 5.8. Vergleich der freien Weglänge in MA mit Numerik 1 kls 3 2.5 2 1.5 1 0.5 1 2 3 4 V Abbildung 5.4: Vergleich der Borel-Padé Analyse mit n = 3 (rot), n = 6 (orange) und n = 8 (grün) mit dem analytischen Resultat der Borel-Summation (schwarz). 5.8 Vergleich der freien Weglänge in MA mit Numerik Anders als die Born’sche Näherung ist die MA nicht auf die Ordnung V 2 beschränkt, sondern enthält alle Ordnungen von V , so dass wir die komplexe Dispersionsrelation nicht on-shell auszuwerten haben. Vielmehr können wir die freie Weglänge ls aus der Lösung kω der impliziten komplexen Dispersionsrelation 4.40 gewinnen. Die Lösung der impliziten Gleichung wird mittels der Mathematica Routine findroot durchgeführt. Dabei ist es von Vorteil, die alternative Darstellung 4.59 des Realteils für die Selbstenergie ohne Hauptwertintegral zu benutzen. Das entsprechende Integral ist dann numerisch besser zu behandeln, da es über einen kompakten und unter der Annahme, dass der neue Wellenvektor nicht zu sehr von dem im Vakuum abweicht, kleinen Bereich, auszuführen ist. Eine vereinfachte Methode, welche ein analytisches Resultat liefert, ist die bereits mehrfach angwandte Methode, die Selbstenergie on-shell auszuwerten. Dies entspricht der ersten Näherung bei iterativer Lösung der komplexen Dis59 Kapitel 5. MA als Verbesserung der Born’schen Näherung persionsrelation entspricht. Dies soll als on-shell MA-Näherung bezeichnet werden. Die folgenden Abbildungen zeigen die Resultate. Es ist jweils m = σ = 1. Die Konsistenzbedingung 5.45 ist in allen Fällen erfüllt, so dass die MA anwendbar ist. Die auf diese Weise gewonnenen freien Weglängen zeigen bessere Übereinstimmung mit der Numerik als die Born’sche Näherung. Mögliche Ursachen für die zu sehenden Abweichungen von den exakten numerischen Werten werden im nächsten Abschnittt diskutiert. 1 kls 2 1.5 1 0.5 0.2 0.4 0.6 0.8 1 V Abbildung 5.5: kσ = 1:Vergleich der on-shell MA (grün) und der MA (blau) mit der Numerik (schwarz). Zusätzlich ist die Born’sche Näherung (rot) gezeigt. 60 5.8. Vergleich der freien Weglänge in MA mit Numerik 1 kls 1.4 1.2 1 0.8 0.6 0.4 0.2 1.5 1 0.5 2.0 V Abbildung 5.6: kσ = 2:Vergleich der on-shell MA (grün) und der MA (blau) mit der Numerik (schwarz). Zusätzlich ist die Born’sche Näherung (rot) gezeigt. 1 kls 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.5 1 1.5 2 1.5 3 3.5 V Abbildung 5.7: kσ = 1:Vergleich der on-shell MA (grün) und der MA (blau) mit der Numerik (schwarz). Zusätzlich ist die Born’sche Näherung (rot) gezeigt. 61 Kapitel 5. MA als Verbesserung der Born’schen Näherung 5.9 Diskussion und Erweiterungsmöglichkeiten Es wurde die MA-Methode auf die mittlere Greensfunktion in Gauß’schen Unordnungspotentialen übertragen. Dazu wurde eine von k abhängige, gemittelte Greensfunktion g0 eingeführt. Diese wurde so definiert, dass das erste Diagramm, d.h. die Born’sche Näherung exakt behandelt wird. Es werden zwei Reihen für die Selbstenergie hergeleitet und mit unterschiedlichen Methoden aus der Theorie asymptotischer Reihen behandelt. Beim Vergleich mit numerischen Daten zeigt sich eine Verbesserung gegenüber der Born’schen Näherung. Generell gibt die MA das Verhalten der freien Weglänge in Vergeleich zur Born’schen Näherung besser wieder. Die Ursache in den Abweichungen sind insbesondere in der als Ansatz gewählten Ersetzungsregel zu suchen. Bei näherer Betrachtung wird klar, dass die im Rahmen dieser Arbeit gwählte Ersetzungsregel das in einem Diagramme der Ordnung n vorliegende Verhältnis zwischen den 2n − 1 freien Green’schen Funktion und den n Korrelationsfunktionen falsch wiedergibt. In der hier betrachteten Form wird jedoch jede freie Green’sche Funktion mittels einer Korrelationsfunktion gemittelt. Das Anwenden der Borel- bzw. Borel-Padé-Methode um die in den Koeffizienten an bzw. bn enthaltenen nichtstörungstheoretischen Informationen der asymptotischen Entwicklung zu extrahieren kann die Grundlage für Verbesserung der vorgestellten Theorie bilden. Es ist zu erwarten, dass durch Konstruktion einer besseren Approximation der Diagramme die Aussagen verbessert werden können. Dazu könnte es nötig sein, die Ersetzungsregel von der Ordnung des entsprechenden Diagramms abhängig zu machen. In diesem Fall müsste man zwar unter Unständen auf eine vollständig analytische Lösung mittels Borel-Summation verzichten, es steht aber immer noch die Borel-Padé-Methode (mit den rekursiv definierten Koeffizienten bn ) zur Verfügung. Denkbar wäre auch die Kombination mit numerischen Verfahren zur Bestimmung des Werts der Diagramme. 62 Kapitel 6 Realteil der Selbstenergie in Born’scher Nährung 6.1 Effektive Dispersionsrelation und Gruppengeschwindigkeit In den vorhergehenden Kapiteln wurde die Dämpfung einer ins Medium eindringenden ebenen Welle diskutiert. Neben dieser Dämpfung tritt auch eine Änderung der Wellenläge im Medium auf, ausgedrückt durch den Realteil kR = Re kω der Lösung der komplexen Dispersionsrelation zu festgehaltener Frequenz ω: k2 (6.1) ω = ω + Σ(kω , ω) 2m Eine komplementäre Sichtweise besteht darin, einer Welle mit Wellenvektor k im Medium eine (komplexe) Frequenz ωk = ωR (k) + iωI (k) zuzuordnen. Diese k2 bestimmten ab. weicht von der im Vakuum durch die Beziehung ω0 (k) = 2m Sie ist gegeben durch Lösung der impliziten Gleichung ωk − k2 − Σ(k, ωk ) 2m (6.2) welche das Analogon zu (6.1) darstellt, mit dem Unterschied, dass nun der Wellenvektor k fest vorgegeben ist. Ein zeitliches Abklingen dieser k-Mode gemäß exp(−ωI t), d.h. mit der charakteristischen Lebensdauer τ = ω1 , wird in diesem Bild durch den Imaginärteil ωI der Frequenz bedingt. Physikalisch bedeutet das, dass die Eigenzustände des ungeordneten Systems nicht mehr durch ebene Wellen gegeben sind. Im Laufe der Zeit verlieren ebene Wellen ihre Identität durch Streuprozesse. Das zeitliche Abklingen soll uns im Folgenden nicht interessieren. Wir wollen uns auf die Änderung des Realteils, d.h. die neue Frequenz 63 Kapitel 6. Realteil der Selbstenergie in Born’scher Nährung ωR (k) beschränken. Analog zu der im Vakuum gültigen Relation ω0 (k) kann ωR (k) als effektive Dispersionsrelation im Medium gedeutet werden. Das weitere Vorgehen ist analog zu der Definition der Quasiteilchendispersionsrelation in der Viel-Teilchen-Theorie der Fermi-Flüssigkeiten [17, 27] bzw. der Kern-Materie [42]. Im Unterschied dazu beschreiben wir aber hier das mittlere Verhalten eines ungeordneten Systems. Die Ableitung der effektiven Dispersionsrelation ergibt die Gruppengeschwindigkeit. Wir wollen uns bei den folgenden Rechnungen auf die Born’sche Näherung beschränken, um explizite analytische Resultate zu erhalten. Dabei ist jedoch stets der eingeschränkte Gültigkeitsbereich der Born’schen Näherung zu beachten. Im Rahmen der Born’schen Näherung gilt: ωk = k2 + ΣBA (k, 0.5k 2 ) 2m (6.3) Wobei wie bei der Behandlung der ω-Mode die Lösung der nullten Ordnung, d.h. ωk0 = 0.5k 2 , in die Selbstenergie eingesetzt wurde, um die Genauigkeit V 2 zu garantieren. Der Realteil dieser Gleichung ergibt die effektive Dispersionsrelation im Medium: k2 + ReΣ(k, 0.5k 2 ) (6.4) ωR (k) = 2m Eine aus der eben eingeführten Dispersionsrelation extrahierbare Größe ist die Gruppengeschwindigkeit: vg = dωR (k) k =: ∗ dk m (k) (6.5) Dabei wurde die effektive Masse [43] über 1 dωR (k) 1 := m∗ (k) k k (6.6) definiert, mit welcher die Gruppengeschwindigkeit analog zum Vakuumfall vg0 (k) = k gemäß vg (k) = m∗k(k) bestimmt ist. m Diese Definition ist durch das Vorgehen bei der Fermi-Flüssigkeits-Theorie bzw. der Kern-Materie motiviert. In diesem Kontext wird die Quasiteilchendispersionsrelation E(k) definiert über: E(k) = E0 (k) + ReΣ(k, E(k)) (6.7) Die Berechnung der effektiven Masse über m∗1(k) = dE(k) ist dann bei Kenntnis k dk der Selbstenergie möglich. Zunächst folgt durch Einsetzen der Definition der 64 6.2. 2D, Gauß’sches Potential Quasiteilchen-Dispersionsrelation: k m∗ (k) d[E0 (k) + ReΣ(k, E(k))] dk dReΣ(k, ω) dk dReΣ(k, ω) k + = + m dk dk dE(k) ω=E(k) ω=E(k) k dReΣ(k, ω) dReΣ(k, ω) k = + + ∗ m dω dk m (k) = ω=E(k) (6.8) (6.9) (6.10) ω=E(k) Folglich erhält man: 1 = ∗ m (k) 1+ m dReΣ(k,ω) k dk ω=E(k) 1− (6.11) dReΣ(k,ω) dω ω=E(k) Den Zusammenhang mit unserer Darstellung sieht man folgendermaßen: Da man bei der Born’schen Näherung nur bis zur Ordnung V 2 arbeitet, darf man die Ableitungen on-shell auswerten und den Nenner entwickeln: dReΣMA (k, ω) 1 1 1 dReΣBA (k, ω) + (6.12) ≈ + m∗ (k) m k dk dω ω=0.5k 2 ω=0.5k 2 2 k d 2 + ReΣBA + ReΣBA (k, 0.5k ) (6.13) = k dk 2m In den folgenden Abschnitten soll diese effektive Masse bzw. die Korrektur der Gruppengeschwindigkeit in Born’scher Näherung berechnet werden. Dazu wollen wir sowohl das bereits untersuchte 2D Gauß’sche Unordnungpotential als auch ein 1D Speckle-Potential untersuchen. Es wird sich ein grundlegend verschiedenes Verhalten zeigen. 6.2 2D, Gauß’sches Potential Aus Kapitel 4 ist der on-shell Wert der Relateils der Selbstenergie in Born’scher Näherung für ein Gauß’sches Zufallspotential in 2D mit der Korrelationsfunk 2 −r 2 tion P (r) = V exp 2σ2 bekannt (vgl. Gl. 4.59: ReΣBA (k, 0.5k 2 ) = −σ 2 V 2 exp(−σ 2 k 2 )K0 (s2 k 2 ) (6.14) 65 Kapitel 6. Realteil der Selbstenergie in Born’scher Nährung Die daraus folgende effektive Dispersionsrelation ist in Abb. 6.1 dargestellt. Die Divergenz bei k → 0 liegt außerhalb des Gültigkeitsbereiches der Born’schen Näherung und es ist zu erwarten, dass dieses Verhalten durch Diagramme höherer Ordnung kompensiert wird. ωR (k) 1 0.75 0.5 0.25 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 kσ -0.25 -0.5 -0.75 -1 Abbildung 6.1: Effektive Dispersionsrelation in Born’scher Näherung. Die negativen Werte liegen außerhalb des Gültigkeitsbereichs kσ ≫ 1 der Bornschen Näherung. Es sind die sich ergebenden effektiven Dispersionsrelationen für V = 0.2, (grün), V = 0.4 (rot) V = 0.6 (blau) sowie der Fall freier Teilchen (schwarz) dargestellt. Aus Gl. 6.14 berechnet man die (inverse) effektive Masse: 1 m∗ (k) dωR (k) k dk 2 k d 2 + ReΣ(k, 0.5k ) = k dk 2m 1 = + 2σ 4 V 2 exp(−σ 2 k 2 )[K0 (σ 2 k 2 ) + K1 (σ 2 k 2 )] m = D.h. wir lesen ab: m = 1 + 2σ 4 V 2 exp(−σ 2 k 2 )[K0 (σ 2 k 2 ) + K1 (σ 2 k 2 )] ∗ m 66 (6.15) (6.16) (6.17) (6.18) 6.2. 2D, Gauß’sches Potential Dies ist in der nachfolgenden Abbildung für verschiedene Unordnungsstärken zu sehen: m m∗ (k) 2 1.8 1.6 1.4 1.2 0.5 1 1.5 2 2.5 3 kσ 0.8 Abbildung 6.2: Effektive Masse für ein zweidimensionales Gauß’sches Unordungspotential gem. dem physikalischen Modells nach Kapitel 3 für V = 0.2 (grün), V = 0.4 (rot) und V = 0.6 (blau). Beachte wieder, dass für die gezeigten Unordnungsstärken die Bornsche Näherung nur für kσ ≫ 1 gültig ist. Die Gruppengeschwindigkeit im Medium ist gegenüber dem Vakuum erhöht. Für große k, also hohe kinetische Energie, verschwindet der Einfluss des Potentials und m∗ (k) strebt gegen m. Der Gültigkeitsbereich der Born’schen Näherung ist bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten. Eine weiter Folgerung ist, dass diese Korrektur zur effektiven Masse im Fall eines Delta-korrelierten Potentials (d.h. Gauß’sches weißes Rauschen, σ → 0, V → ∞, V = σV = const.) verschwindet. Dies ist konsistent mit dem (unendlichen) konstanten Realteil der Selbstenergie in Born’scher Näherung für Delta-Korrelierte Potentiale [21]. Die Änderung der Gruppengeschwindigkeit (in niedrigster Ordnung V 2 ) ist also nur für endliche Korrelationslängen zu erwarten. 67 Kapitel 6. Realteil der Selbstenergie in Born’scher Nährung 6.3 1D, Speckle-Potential Wir wollen dieselbe Rechnung wie oben für ein eindimensionales Speckle-Potential durchführen. Ein solches Potential ist besonders für Experimente mit BoseEinstein-Kondensaten gut zu realisieren [30, 31]. Die entsprechende Störungstheorie, welche wegen der vom Gauß’schen Fall verschiedenen Statistik von der in den vorigen Kapitlen vorgestellten abweicht, ist in [12] entwickelt. Die Speckle-Korrelationsfunktion ist gegeben durch [30]: 2 sin(x − x′ )kσ ′ 2 P (x − x ) = V (6.19) (x − x′ )kσ mit der Korrelationslänge σ und der Definition kσ := σ1 . Es wird sich zeigen, dass auch hier eine Behandlung im Ortsraum und anschließende Fouriertransformation zum Ziel führen. In einer Dimension ist die (retardierte) Greensfunktion von der Form 2.45: √ −i −i exp(ik0 |x − x′ |) (6.20) exp(i 2mω|x − x′ |) =: k0 2mω √ Wir haben hierbei k0 := 2mω definiert. Für die Selbstenergie niedrigster Ordnung gilt: G0 (x − x′ , ω) = √ Σ1D BA (x, ω) = G0 (x, ω)PV (x) Z ∞ 1D ΣBA (k, ω) = dxe−ikx Σ1DBA (x, ω) (6.21) (6.22) −∞ Σ1D BA (k, ω) 2 −i sin xkσ 2 = dx exp(−ikx) exp(ik0 |x|)V k0 xkσ −∞ Z ∞ 1 −iV 2 dx 2 cos kx(cos k0 x + i sin k0 |x|) sin2 xkσ = 2 k0 kσ −∞ x Z −2iV 2 ∞ 1 · dx 2 cos kx(cos k0 x + i sin k0 x) sin2 xkσ 2 k0 kσ 0 x Z ∞ Real- und Imaginärteil ergeben sich daraus zu: Z 2V 2 ∞ 1 1D ImΣBA (k, ω) = − dx cos kx cos k0 x sin2 xkσ 2 2 k0 kσ 0 x 2 Z ∞ 1 2V dx 2 cos kx sin k0 x sin2 xkσ ReΣ1D BA (k, ω) = 2 k0 kσ 0 x 68 (6.23) (6.24) (6.25) (6.26) (6.27) (6.28) 6.3. 1D, Speckle-Potential Ziel ist nun die Berechnung des Realteils, wobei wir uns wieder auf den on-shell Wert, d.h k0 =k, beschränken können: 2 ReΣ1D BA (k, 0.5k ) 2V 2 = kkσ2 Z ∞ dx 0 1 cos kx sin kx sin2 xkσ x2 (6.29) Nach einer Umformung mittels der trigonometrischen Identität sin kx cos kx = erhält man: ReΣ1D MA V2 = 2 kkσ Z 0 ∞ 1 sin 2kx 2 1 sin(2kx)sin2 (kσ x)dx 2 x (6.30) (6.31) Wegen der Symmetrie bzgl. k könne wir ohne Einschränkung k > 0 setzen. Dann ist die Integration möglich: Dazu benötigen wird das Integral 3.763(3) aus [41]: Z ∞ 0 sin ax sin bx sin cx dx = x2 1 1 (c + a + b) ln(c + a + b) − (c + a − b) ln(c + a − b) 4 4 1 − |c − a − b| ln |c − a − b|sgn(a + b − c) 4 1 + |c − a + b| ln |c − a + b|sgn(a − b − c) , (a ≥ b ≥ 0, c ≥ 0) 4 In unserem Fall für a = b wird daraus: Z ∞ 1 sin(cx) sin2 (ax)dx = 2 x 0 1 [(c + 2a) ln(c + 2a) + (c − 2a) ln |c − 2a| − 2c ln c] 4 (6.32) (6.33) (6.34) (6.35) (6.36) (6.37) so dass für den on-shell Realteil folgt: 2 ReΣ1D BA (k, 0.5k ) = V 2 σ2 (k + σ −1 ) ln(k + σ −1 ) + (k − σ −1 ) ln |k − σ −1 | − 2k ln k 2k (6.38) (6.39) Die sich ergebende Dispersionsrelation ist in Abb. 6.3 dargestellt. Im Gegensatz zum 2D Fall ist die Korrektur diesmal positiv. 69 Kapitel 6. Realteil der Selbstenergie in Born’scher Nährung ωR (k) 3 2.5 2 1.5 1 0.5 0.5 1 1.5 2 2.5 kσ Abbildung 6.3: Effektive Dispersionsrelation für ein eindimensionales SpecklePotemtial für V = 0.2 (grün), V = 0.4 (rot) und V = 0.6 (blau). Zusätztlich ist die freie Dispersionsrelation in Schwarz dargestellt. Es ist der Gültigkeitsbereich der Born’schen Näherung für die dargestellten Unordnungsstärken, insbesondere kσ ≫ 1, zu beachten. Für die effektive Masse folgt schließlich: m m dE(k) = m∗ (k) k dk kσ + 1 V 2σ4 =1− ln 2(kσ)3 kσ − 1 Dies ist in nachfolgender Abbildung dargestellt: 70 (6.40) (6.41) 6.3. 1D, Speckle-Potential m m∗ (k) 1.02 1.5 2 2.5 3 kσ 0.98 0.96 0.94 0.92 0.9 Abbildung 6.4: Effektive Masse für ein eindimensionales Speckle-Potemtial für V = 0.2(grün), V = 0.4(rot) und V = 0.6(blau). Beachte den Gültigkeitsbereich der Born’schen Näherung für die dargestellten Unordnungsstärken, insbesondere kσ ≫ 1. In 1D ist die effektive Masse also größer als die ursprüngliche Masse, bzw. die Gruppengeschwindigkeit im Medium ist gegenüber dem Vakuum reduziert. 71 Kapitel 6. Realteil der Selbstenergie in Born’scher Nährung 72 Kapitel 7 Stochastische Natur der Observablen ungeordneter Systeme Bisher haben wir uns mit den Eigenschaften ungeordneter Systeme im Mittel beschäftigt. Im folgenden Kapitel soll diskutiert werden, welche Konsequenzen sich ergeben, wenn man die stochastische Natur eines ungeordneten Quantensystems ernst nimmt und die Observablen als Zufallsvariablen auffasst. Die in diesem Kapitel vorgestellten Methoden sollen nicht im Detail beschrieben werden, es sei hierfür jeweils auf die angegebene Literatur verwiesen. Ziel ist vielmehr zu zeigen, mit welchen weiteren Methoden ungeordnete Quantensysteme behandelt werden können. Zuerst wollen wir das Anderson-Modell einführen und einige bekannte Resultate zusammenfassen. Dann werden wir uns den wichtigen Begriffen der Ergodizität und der Selbstmittelung bei ungeordneten Systemen zuwenden. Am Beispiel der lokalen Zustandsdichte beim Anderson-Modell lernen wir eine Größe kennen, deren mittleres Verhalten vom wahrscheinlichsten abweicht. Genauer werden wir sehen, dass die lokale Zustandsdichte durch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung beschrieben wird, welche - abhängig von der Stärke der Unordnung - nicht gut durch ihren Mittelwert gekennzeichnet wird. In diesem Kontext wird die geometrisch gemittelte lokale Zustandsdichte als (nicht ausgezeichneter) Schätzer für den wahrscheinlichsten Wert der (lokalen) Zustandsdichte vorgestellt. Numerische Verfahren, welche auf diesem und erweiterten Konzepten beruhen, werden kurz dargestellt. Eine Möglichkeit, die geometrisch gemittelte lokale Zustandsdichte störungstheoretisch zu berechnen, wird untersucht. Dabei zeigt sich, dass die Berechnung dieser Größe (unter Verwendung der Replika-Theorie) genauso aufwendig 73 Kapitel 7. Stochastische Natur der Observablen ungeordneter Systeme ist wie die Behandlung der gesamten Verteilung selbst. Prinzipiell ist die Berechnung zwar möglich, praktisch aber schwer durchzuführen. Für jedes Moment der lokalen Zustandsdichte ist eine andere Feldtheorie nötig, je höher die Momente desto komplizierter die Theorie (vgl. [44]). 7.1 Anderson-Modell Die wohl bekannteste Folge der Unordnung ist die Lokalisierung der Wellenfunktionen (Anderson-Lokalisierung) und der damit verbundene Metall-Isolator Übergang, Anderson-Übergang genannt. In diesem und den nächsten Abschnitten wird mit dem von Anderson eingeführten Hamiltonian [23, 1] gearbeitet: Ĥ = X i εi c+ ic − t X c†i cj (7.1) <i,j> Wir betrachten also tight-binding Elektronen auf einem Gitter mit diagonaler Unordnung. Die Operatoren c† bzw. c erzeugen bzw. vernichten ein Elektron am Gitterplatz ri . Zur vollständigen Beschreibung des Modells muss noch die Verteilungsfunktion der {εi} angegeben werden. Diese werden z.B. als auf dem Intervall [−W/2, W/2] gleichverteilt angenommen. Der Hamiltonian beschreibt also eine ganze Materialklasse, wohingegen eine einzelne vorliegende Probe immer einer konkreten Realisierung entspricht (“No real atom is an average atom, nor is an experiment ever done on an ensemble of samples.”’ [23]). Nähere Untersuchung dieser Beobachtung führt auf die im nächsten Abschnitt erläuterten Begriffe der Ergodizität und der selbstmittelnden Größen. Zunächst sollen jedoch die bekannten Resultate für das Anderson Modell zusammengefasst werden. In [1] zeigt Anderson durch die locator expansion, dass bei einer kritischen Unordnungstärke die Elektronen lokalisiert sind und somit ein Isolator vorliegt. Bereits hier tritt die stochastische Behandlung zutage, es werden Aussagen über die Terme der Störungstheorie bzgl. der Wahrscheinlichkeitsverteilung gemacht. Es ergibt sich das Bild der Mobilitätskante vgl. Abb. 7.1 (für Dimensionen D > 2, unterhalb tritt immer Lokalisierung auf). D.h. je nach Lage der Fermikante ist ein Metall oder ein Isolator vorhanden. 74 7.2. Ergodizität und Selbstmittelung Abbildung 7.1: Zustandsdichte des Andersonmodells für verschiedene Unordnungsstärken (aus [3]). Bei den schraffierten Energien liegen lokalisierte Zustände vor. Daraus folgt das Bild der Mobilitätskante. Bei der kritischen Unordnungsstärke sind alle Zustände lokalisiert. Weiter Ansätzte zum Problem der Anderson-Lokalisierung umfassen z.B. [28]: • Skalierungstheorie • selbstkonsistente Theorie • numerische Methoden Auf diese soll im Rahmen dieser Arbeit nicht einzeln näher eingegangen werden. Einen Überblick liefert z.B. [45]. Die Frage nach einem Ordnungparameter ist noch nicht geklärt. Es gibt Ansätze, die davon ausgehen, dass diese Rolle von einer sog. Ordnungparameterfunktion, welche mit der später zu betrachtenden lokalen Zustanddichte verwandt ist, übernommen wird (vgl. [46]). 7.2 Ergodizität und Selbstmittelung Jeder Hamiltonian, welcher ein Zufallspotential enthält, beschreibt effektiv eine ganze Klasse von Systemen. Für ein Experimente liegt jedoch in der Regel ein einzelnes Exemplar vor. Man definert Observablen als selbstmittlend, wenn ihr Wert in einer spezielle Realisierung der Unordnung durch ihren Mittelwert 75 Kapitel 7. Stochastische Natur der Observablen ungeordneter Systeme bezüglich der Unordungskonfigurationen beschrieben werden kann [47]. Dies ist analog zur Darstellung von Observablen durch ihren Mittelwert in der statistischen Physik. Dies wirft die Frage auf, inwiefern ein einzelnes System typisch für die ganze Klasse ist. Für unendliche Systeme liefert das Ergodizitätstheorem [47] (geeignete Voraussetzungen an das Potential vorausgesetzt) eine Antwort. Dessen Aussage ist, dass alle Realisierungen eines System,s welches diese Bedungungen erfülllt, typisch sind und lediglich durch eine Translation auseinander hervorgehen. Daraus resultiert die Äquivalenz von Orts- und Ensemblemittel. Diese räumliche Ergodizität ähnelt der zeitlichen Ergodizität in der statistischen Physik. Als Folge daraus nehmen spezifische (d.h. auf ein Einheitsvolumen normierte), extensive Größen in jeder konkreten Realisierung mit Wahrscheinlichkeit eins einen nicht zufälligen Wert an, d.h. sind selbstmittelnd. Ein Beispiel ist die Zustandsdichte (pro Einheitsvolumen), da sie eine extensive Größe ist. Es gibt jedoch auch Größen, welche nicht selbstmittelnd sind. Da diese nicht durch ihren Ensemblemittelwert charakterisiert werden können, muss für solche die gesamte Wahrscheinlichkeitsverteilung betrachtet werden, um Aussagen über ihr Verhalten in einer konkreten Realisierung der Unordung zu machen. Alternativ kann auch der - per Definition vom Mittelwert abweichende - wahrscheinlichste Wert, d.h. das Maximum der Wahrscheinlichkeitsverteilung, betrachtet werden. Mit der lokalen Zustandsdichte im Anderson-Modell werden wir im folgenden Abschnitt eine solche nicht selbstmittelnde Größe kennen lernen. 7.3 Verhalten der lokalen Zustanddichte Gegenstand diese Abschnittes soll die lokale Zustandsdichte 1 1 G(ri , ri , ω + iη) = − GR (ri , ri , ω) η→∞ π π ρ(ri , ω) = − lim (7.2) sein. Sie entspricht der Anzahl der Zustände mit der Energie ω am Gitterplatz ri . Bei einem homogenen System ist sie mit der Zustandsdichte pro Gitterplatz identisch und hängt nicht vom betrachteten Ort ri ab. Im ungeordneten System ist sie ortsabhängig. Betrachten wir das Resultat einer numerischen Diagonalisierung [48] (Abb. 7.2): 76 7.3. Verhalten der lokalen Zustanddichte Abbildung 7.2: Lokale Zustandsdichte in der metallischen (links) und der lokalisierten Phase (rechts). Im Gegensatz zum Metall ist sie im Isolator auf endliche, getrennte Regionen konzentriert. (Aus [48]. Siehe dort auch für weitere Diskussion.) Abbildung 7.3: Verteilungsfunktion der lokalen Zustandsdichte in der metallischen (links) und der isolierten Phase (rechts). ρ(ω) kennzeichnet die Zustandsdichte. Im metallischen Fall ist die Verteilungsfunktion maximal bei ρ(ω). Im anderen Fall hingegen ist die Verteilung breit und asymetrisch, sie wird nicht gut durch ρ(ω) gekennzeichnet. (Aus [48]) Es lässt sich deutlich ein Unterschied in den beiden Regimes der lokalisierten und der propagierenden Eigenfunktionen feststellen. Es stellt sich die Frage, ob sich dies zur Identifikation der beiden Phasen heranziehen lässt. Betrachten wir dazu die Verteilungsfunktion (Abb. 7.3). In der numerischen Untersuchung wird die Verteilung P [ρ({r}, ω, Vi)] der lokalen Zustanddichte bzgl. 77 Kapitel 7. Stochastische Natur der Observablen ungeordneter Systeme der Gitterplätze {r} einer Realisierung Vi bestimmt. Dies ist nicht von der entsprechend untersuchten Realisation abhängig. Analytisch besser zugänglich ist die entsprechende Verteilungsfunktion P [ρ(ri , ω, {V }] bei festem Ort ri bzgl. der Unordungskonfigurationen {V }. Diese hängt dann nicht mehr vom betrachteten Ort ri ab. Grundlage dieser Gleichheit ist wieder die bereits behandelte Ergodizität. Die Charakteristik der Verteilungsfunktion ist je nach vorliegender Phase, d.h. entweder einem Metall mit ausgedehnten Eigenzuständen oder einem Isolator mit lokalisierten Eigenfunktionen, verschieden. Insbesondere sieht man, dass der Mittelwert im Fall der lokalisierten Phase vom wahrscheinlichsten Wert abweicht. Die lokale Zustandsdichte ist somit eine nicht selbstmittelnde Größe. 7.4 Numerische Verfahren für ungeordnete Systeme Das im vorigen Abschnitt gezeigte Verhalten der lokalen Zustandsdichte motiviert verschiedene numerische Zugänge zu ungeordneten Systemen. In diesem Rahmen beschränkt man sich nicht auf wechselwirkungsfreie Systeme, sondern behandelt die evtl. vorhandenen Wechselwirkungen z.B. im Rahmen der DMFT (dynamic mean-field theory) [49] . D.h. die Wechselwirkung wird in einer meanfield Näherung berücksichtigt. Aufgrund des lokalen Charakters der DMFT ist es möglich, das Verhalten der lokalen Zustandsdichte in diese Theorie aufzunehmen. Dabei wird der nicht selbstmittelnde Charakter der lokalen Zustandsdichte auf zwei verschiedene Weisen behandelt. Im Rahmen der TMT (typical medium theory) [50, 51] wird mit einem Schätzer für den wahrscheinlichsten Wert der Zustanddichte gearbeitet. Dies entspricht einer mean-field Behandlung der Unordnung [52]. Bei der sog. statistischen DMFT [52] bzw. dem Ansatz in [53, 48] wird hingegen mit der gesamten Verteilungfunktion gearbeitet, die Unordnung somit exakt behandelt. Mit diesen Methoden sind verschiedene ungeordnete Systeme wie etwa das Anderson-Modell und das Legierung-Modell [53] oder auch der Anderson-MottHubbard Metall-Isolator Übergang im Rahmen des Falicov-Kimball-Modells mit lokaler Unordnung [52] untersucht worden. 78 7.5. Versuch der störungstheoretischen Behandlung Wenden wir uns noch dem in der TMT benutzten Schätzer für den wahrscheinlichsten Wert der Zustandsdichte zu. Dieser wird in der Form der geometrisch (über den Ort) gemittelten lokalen Zustandsdichte ρg (ω) := "N Y i=1 ρ(ri , ω) # N1 (7.3) angenommen und als typische Zustandsdichte bezeichnet. Ein Verschwinden dieser Größe bei einer Energie ω wird als Zeichen der Lokalisierung gewertet. Eine kritische Diskussion hierzu findet sich in [51]. Eine weitere Motivation dieser Größe wird in [48] gegeben. Hier wird insbesondere gezeigt, dass diese keinesfalls als Zustandsdichte der delokalisierten Zustände interpretiert werden darf. Das geometrische Mittel ist ein Spezialfall des Hölder-Mittels: !q N 1X q Mq (x) = x . (7.4) n i=1 i Für q → 0 liefert es das geometrische Mittel und für q = 1 das arithmetische Mittel. In [54] wurde für das Falicov-Kimball-Modell mit Unordnung gezeigt, dass die Wahl des geometrischen Mittels (q → 0) nicht ausgezeichnet ist, sondern für die Werte q ∈ [0, 12 [ die Anderson-Lokalisierung wiedergegeben werden konnte. 7.5 Versuch der störungstheoretischen Behandlung Wegen der Beziehung ρg (ω) = "N Y i=1 ρ(ri , ω) # N1 # N 1 X = exp ln ρ(ri , ω) = exp ln ρ(ri , ω) N i=1 " (7.5) folgt, dass die Berechnung der geometrisch gemittelten lokalen Zustandsichte äquivalent durch das arithmetische Mittel des Logarithmus erfolgen kann. Aus Ergodizitätsgründen kann das Ortsmittel durch ein Konfigurationsmittel ersetzt werden. Eine Möglichkeit der weiteren Behandlung legt die aus der Theorie der Spin-Gläser [55] bekannte Replika Methode nahe. Grundlage bildet die Relation Zn − 1 . n→0 n ln Z = lim (7.6) 79 Kapitel 7. Stochastische Natur der Observablen ungeordneter Systeme Diese erlaubt, die Berechnung des Mittelwerts des Logarithmus auf die Bestimmung der Momente zu reduzieren. Ist eine geschlossene Form für die Momente bekannt, so ist es möglich, durch den Limes n → 0 die gewünschte Größe zu erhalten. Aus der Replika-Theorie lässt sich nur ein Gewinn ziehen, wenn für beliebige n die Lösung gefunden werden kann. Übertragen auf das Unordnungsproblem bedeutet dies, dass die Momente der lokalen Zustandsdichte (bzgl. der Unordungskonfigurationen) i [GR (ri , ri , ω) − GA (ri , ri , ω)]n 2π n i X n R = [G (ri , ri , ω)]n−k [GA (ri , ri , ω)]k i 2π ρ(ri , ω)n = (7.7) (7.8) k=1 zu bestimmen sind. Praktisch ist die Berechung schwierig durchzuführen, man erinnere sich nur an die Probleme, welche schon mit der Berechung des ersten Moments (d.h. effektiv der Greenschen Funktion) verbunden sind. Die im zweiten Moment auftauchenden Größen der Form GR GA sind auch bei der Behandlung der Diffusion relevant [5]. Eine allgemeine Darstellung der Momente für beleibige n ist also nicht einfach zu erzielen, die Berechung wird für jedes feste n separat durchgeführt werden müssen. Sind die Momente für alle n aber bekannt, so ist eine Berechung der gesamten Verteilungsfunktion möglich und die Anwendung der Replika-Methode stellt keine Vereinfachung dar. 80 Kapitel 8 Zusammenfassung Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit bestand in der Übertragung der MANäherung [13, 14] aus der Polaron-Theorie auf die Propagation von Materiewellen in Gauß’schen Unordnungspotentialen. Insbesondere sollten über die Bornsche Näherung hinausgehenden Aussagen für starke Unordnungspotentiale getroffen werden. Dazu wurde in den ersten Kapiteln die Technik der Greenschen Funktionen eingeführt und das physikalische Modell in dieser Sprache formuliert. Ausgangspunkt hierfür war die in [7] eingeführte physikalische Situation. Anschließend wurde gezeigt, wie eine Störungstheorie für die unordnungsgemittelte Greensche Funktion entwickelt werden kann. In diesem Rahmen wurde die wichtige Größe der Selbstenergie eingeführt. Diese wurde in niedrigster Ordnung (d.h. in Bornscher Näherung) berechnet. Für die spätere Anwendung wurde eine alternative Berechnungsweise im Ortsraum - ohne die bei der Behandlung im Fourierraum auftretenden Hauptwertintegrale - vorgestellt. Auf diese Weise gelang es unter Anderem den on-shell Wert der Selbstenergie in geschlossener Form anzugeben. Der beschränkte Gültigkeitsbereich der niedrigsten Ordnung Störungstheorie wurde durch analytische Abschätzungen in Analogie zu [12] und durch Vergleich der aus der Selbstenergie extrahierten freien Weglänge mit numerischen Daten aufgezeigt. Um über die niedrigste Ordnung hinaus zu gehen wurde basierend die Möglichkeit untersucht, die MA auf das vorliegende Problem zu übertragen. Die Grundidee der MA ist, eine Näherung für jedes einzelne Diagramm der Störungsreihe der Selbstenergie einzuführen und somit die gesamte Reihe behandeln zu können. Dazu wurde die mittels der normierten Korrelationsfunktion gemittelte Greensfunktion g eingeführt. Als wichtige Annahme wird vorausgesetzt, dass die Potentialkorrelationsfunktion auf einer Längenskala σ abklingt. Dies schließt z.B. potenzartige Korrelationsfunktionen aus. Die genaue Form der Korrelationsfunktion und die Dimension des Problems sind prinzipiell nicht auf die unter81 Kapitel 8. Zusammenfassung suchte Gaußförmige Korrelationsfunktion und zwei Dimensionen beschränkt. Mit Hilfe der Ersetzung der freien Greenschen Funktion G0 durch g0 wird die funktionale Abhängigkeit der Selbstenergie von G0 in eine Potenzreihe in g0 überführt. Es werden zwei Darstellungen der Selbstenergie gewonnen: Die Reihe für die Selbstenergie direkt, mit dem Problem der nur rekursiv bekannten Koeffizienten, und die alternative Darstellung mit Hilfe der T-Matrix. Eine kombinatorische Analyse der Diagramme mittels formaler Potenzreihen wurde durchgeführt. Es wurde eine Rekursionsformel für die Anzahl der irreduziblen Diagramme hergeleitet. Aufgrund der wachsenden Koeffizienten sind die zu untersuchenden Reihen für die Selbstenergie divergent, sie stellen asymptotische Entwicklungen dar. Die beiden Reihen werden mit Hilfe der Borel-Summation und der Borel-PadéMethode analysiert und ihre Äquivalenz numerisch gezeigt. Das zentrale Ergebnis der MA-Näherung ist ein analytisches Resultat für die Selbstenergie. Deutlich tritt die Nichtanalytizität des Ergebnisses in der Potentialstärke zutage. Es wurde die MA mit numerischen Daten verglichen und ihre Stärke im Bereich ihrer Gültigkeit demonstriert. Es zeigte sich, dass durch Beachten der asysmptotischen Natur der Störungreihe vebesserte Aussagen getroffen werden können. In einem weiteren Kapitel wurde der Realteil der Bornschen Näherung untersucht. Aus der effektiven Dispersionsrelation wurde die Gruppengeschwindigkeit bestimmt. Hierbei wurde neben dem bisher betrachteten zweidimensionalen Gauß’schen Potenital auch ein eindimensionales Speckle-Potential untersuvht. Es ergab sich, dass im ersten Fall die Gruppengeschwindigeit gegenüber dem Vakuum erhöht, im zweiten Fall verringert wird. In einem abschließenden Kapitel wurde auf die stochastische Natur der Observablen ungeordneter Systeme eingegangen. An Beispiel des Anderson-Modells wurden die Begriffe der Ergodizität und der Selbstmittelung eingeführt. Mit der lokalen Zustandsdichte wurde eine nicht selbstmittelnde Größe vorgestellt, deren Wahrscheinlichkeitsverteilung eine Unterscheidung der lokalisierten von der metallischen Phase ermöglicht. Es wurden auf diesen Ideen aufbauende numerische Verfahren vorgestellt und ein Versuch unternommen die geometrisch gemittelte Zustandsdichte - als Schätzer für den wahrscheinlichsten Wert der lokalen Zustandsdichte - störungstheoretisch zu Behandeln. Dies stellte sich als prinzipiell möglich, praktisch aber schwer durchführbar heraus. 82 Anhang A A.1 Konventionen Es werden Einheiten mit ~=1 verwendet. Bzgl. Fouriertransformation verwende wir folgende Konvention: f (k) = f (r) = f (ω) = f (t) = A.2 Z Z Z Z dr exp(−ikr)f (r) (A.1) dk exp(ikr)f (k) (2π)d (A.2) dt exp(iωt)f (t) (A.3) dω exp(−iωt)f (ω) 2π (A.4) Fouriertransformation rotationsymetrischer Funktionen Für Rotationssymetrische Funktionen berechnet sich die Fourierransformation bzw. die Umkehrung in 2D nach Durchführung der Winkelintegration (Fourier Bessel Transformation) 83 Anhang A. f (k) = Z dr exp(−ikr) Z 2π Z ∞ = dϕ dr r exp(−ikr cos ϕ)f (r) 0 0 Z ∞ = 2π dr rf (r)J0(kr) (A.5) (A.6) (A.7) 0 dk exp(ikr) (2π)2 Z ∞ 1 dk kf (k)J0 (kr) = 2π 0 f (r) = 84 Z (A.8) (A.9) (A.10) Literaturverzeichnis [1] P. Anderson, “Absence of Diffusion in Certain Random Lattices,” Physical Review, vol. 109, no. 5, pp. 1492–1505, 1958. [2] E. Braun and H. Bachmair, “Der Quanten-Hall-Effekt und das Ohm: Elektrische SI-Einheiten,” Physik in unserer Zeit, vol. 32, no. 6, pp. 260–266, 2001. [3] G. 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