Dr. med. Béatrice Klein Symptome des Schielens V 1.0 Augenärztin Werderstr. 1 68165 Mannheim 0621-449019 [email protected] Kinder mit auffälligem Schielen werden glücklicherweise schon aufgrund des Schönheitsfehlers frühzeitig dem Augenarzt vorgestellt. Verstecktes ( latentes ) Schielen ist viel gefährlicher, da es von Laien nicht erkannt werden kann. Auch bei den Vorsorgeuntersuchungen U 1 bis U 10, auf die alle Kinder einen gesetzlichen Anspruch haben, können bestehende Stellungsfehler übersehen werden, da keine dieser Untersuchungen von einem Augenarzt durchgeführt wird. Das kindliche Schielen kann bereits kurz nach der Geburt oder aber auch erst im Laufe der ersten Lebensjahre auftreten. Babys können schon kurz nach der Geburt ihre Umwelt wahrnehmen. Die wesentliche Entwicklung der Sehschärfe vollzieht sich in den ersten zwölf Lebensmonaten. Die Entwicklung des räumlichen Sehens ( Stereopsis ) ist schon im ersten Lebensjahr weit entwickelt, aber erst im sechsten Lebensjahr abgeschlossen. Bereits im dritten Lebensmonat können Säuglinge fixieren. Schielt in diesem Alter ein Auge ständig, sollte unbedingt einen Augenarzt aufgesucht werden. Damit wir den Raum um uns richtig wahrnehmen können, müssen beide Augen in dieselbe Richtung schauen. In jedem Auge entsteht dabei ein Bild, das sich geringfügig von dem des anderen Auges unterscheidet. Diese beiden Bilder werden im Gehirn zu einem dreidimensionalen Seheindruck verschmolzen. Beim Schielen ist der Unterschied zwischen den beiden Bildern durch die Fehlstellung zu groß, so dass sie im Gehirn nicht mehr zur Deckung gebracht werden. Es entstehen Doppelbilder. Das kindliche Gehirn kann sich gegen Doppelbilder wehren, indem es das vom schielenden Auge übermittelte Bild unterdrückt. Der Vorgang hat meist verhängnisvolle Folgen: das nicht benutzte Auge wird nach einiger Zeit sehschwach ( amblyop ). Amblyopie nennt man die Sehschwäche eines organisch sonst gesunden Auges. Unbehandelt entwickeln fast 90 % aller Schielkinder eine einseitige Amblyopie, die lebenslang bestehen bleibt. Das Kind kann nie mehr lernen, richtig beidäugig oder gar dreidimensional zu sehen. Hinweise und Alarmzeichen sind: deutliche Fehlstellung der Augen ("Schielen"), Vorbeigreifen, häufiges Stolpern und Anstoßen, Zukneifen eines Auges, Unlust am Lesen oder anderen Tätigkeiten im Nahbereich, Schiefhalten des Kopfes , Lese – Rechtschreibstörungen, Augenzittern, Doppelbildwahrnehmung, Kopfschmerzen, Augenbrennen, Verschwommensehen, Lichtempfindlichkeit und chronische Lidrandentzündungen. Jedes Zeichen für sich ist ein guter Grund, einen Augenarzt zu Rate zu ziehen. Plötzliches Schielen bei Erwachsenen, häufig begleitet von Doppeltsehen, entsteht z. B. durch Augenmuskellähmungen oder die Manifestation eines bestehenden latenten Schielens. Die Zahl der Patienten mit belastungsabhängigen Störungen im beidäugigen Sehen nimmt deutlich zu, was auf die ständig wachsenden Anforderungen an das Sehen (z.B. in der Schule oder bei der Arbeit am Bildschirm) zurückzuführen ist. Diese Störungen machen sich durch Kopfschmerzen, schnelles Ermüden der Augen, Lesestörungen und chronische Reizung der Bindehaut und Lider bemerkbar. Diagnostik Die Diagnostik des Schielens erfolgt in der unserer Sehschule. In der Regel ist vor einem Besuch in der Sehschule der Organbefund am Auge erhoben und bei einem vorliegenden Brechungsfehler die notwendige Brille verordnet. Diese Brille muss - auch im Kleinkindalter - ständig getragen werden. Die Orthoptistin untersucht den Schielwinkel und die beidäugige Zusammenarbeit. Sie wirkt bei der Verhütung, der Erkennung und der Behandlung von Schielerkrankungen, Sehschwächen (Amblyopie) und des Augenzitterns (Nystagmus) sowie deren Folgen mit. Für die verschiedenen Formen der Schielerkrankung stehen in der Sehschule unterschiedliche Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung (Orthoptik und Pleoptik). Der Name "Sehschule" kommt daher, dass früher in großem Umfang Übungsbehandlungen („Schulungen“) zur Wiedergewinnung des beidäugigen und räumlichen Sehens durchgeführt wurden. Die Überlegungen, die diesen Schulungen zugrunde lagen, waren sehr klug und raffiniert – leider haben sie die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen können.