Wahlprüfsteine des Free Software Foundation Europe e.V., Berlin Antworten der ÖDP Rheinland-Pfalz vom 21.03.2011 1. Planen Sie, Freie Software zu fördern? Wenn ja: wie? Planen Sie auch, gezielt kleine und mittelständische Freie-Software-Unternehmen zu fördern; und wenn ja, wie? Wir fordern die Umstellung aller Behörden und staatlichen Einrichtungen (einschließlich der Bildungsstätten) auf freie Software und offene Standards, soweit adäquate, nichtproprietäre Alternativen zur Verfügung stehen. Bei der Umstellung auf freie Software und der anschließenden Betreuung sollten regional ansässige kleine und mittelständische Unternehmen den Vorzug vor großen Konzernen erhalten. 2. Bei unfreier Software bestimmt allein der Hersteller, wer die Software verändern darf. Dies führt zu Dienstleistungsmonopolen und, damit verbunden, zu Herstellerabhängigkeit. Planen Sie, etwas gegen diese Dienstleistungsmonopole im Softwarebereich zu tun? Hersteller haben zwar ein berechtigtes Interesse daran, dass ihre Software angemessen vergütet wird. Dennoch muss neben diesen wirtschaftlichen Belangen gleichberechtigt der Schutz der Verbraucher stehen. Um eine Abhängigkeit der Nutzer unfreier Software zu verhindern, muss der Umstieg auf Alternativen durch die Nutzung offener Standards auch in kommerziell vertriebener Software gewährleistet sein. 3. Eine konsequente Umsetzung Offener Standards in der öffentlichen Verwaltung ermöglicht einen Wettbewerb unter Software-Unternehmen. Stimmen Sie der Definition Offener Standards unter http://www.fsfe.org/projects/os/def.de.html zu? Treten Sie für einen konsequenten Einsatz Offener Standards in der Verwaltung ein und wenn ja: Wie wollen sie dabei vorgehen? Wir stimmen der Definition Offener Standards zu. In der Verwaltung sind Offene Standards vorzuziehen, so dass Dokumente und Daten zwischen Behörden ausgetauscht und an Bürgerinnen und Bürger weitergegeben werden können, ohne dass diese auf die Verwendung von Programmen bestimmter Hersteller angewiesen sind. Die Umstellung ist schrittweise vorzunehmen, angefangen bei den wichtigsten Standards. Bei der Einführung neuer Systeme ist von Anfang an auf Offene Standards zu setzen. 4. Beabsichtigt Ihre Partei, den Einsatz Freier Software in Bildungseinrichtungen zu fördern, um keine Produktschulung, sondern herstellerunabhängige Grundlagenschulung zu fördern? Wenn ja, wie? Ja, die Einführung Freier Software in den Bildungseinrichtungen ist zu fördern. Hierzu ist eine ausführliche Schulung des Lehrpersonals notwendig, das heute oft noch zu wenig Erfahrung mit Freier Software hat. Sofern bereits Hausaufgaben über elektronische Kommunikation übermittelt werden, sollten diese grundsätzlich nur in einem Offenen Standard von den Schülern eingefordert und Lehrmaterialien nur mit diesen ausgeben werden. 5. Viele Behörden machen auf ihren Webseiten Werbung für unfreie Software, z.B. in Form von Adobe Acrobat Reader (http://fsfe.org/campaigns/pdfreaders/buglist.de.html#DE). Was ist Ihre Meinung zu dieser Form von Werbung für unfreie Software und was werden Sie diesbezüglich tun? Wir stehen diesen Hinweisen kritisch gegenüber und setzen uns für eine Entfernung derselbigen in den Internetangeboten der Behörden ein. 6. Software fällt in Deutschland unter das Urheberrecht und wird, wie Literatur auch, vom Patentrecht ausgeschlossen. Trotzdem werden Softwarepatente von Patentämtern erteilt. Dieses zusätzliche Monopol verhindert Wettbewerb, führt zu Rechtsunsicherheit für Software-Unternehmen und schädigt die Innovation aller europäischen Unternehmen. Was ist Ihre Position zu Software-Patenten? Wie wollen Sie den Schaden für die deutsche Wirtschaft verhindern? Patente auf Software lehnen wir ab. Wir sehen einen großen Reformbedarf des gesamten Urheberrechts, im Zuge dessen sichergestellt werden muss, dass die Lücken geschlossen werden, die aktuell noch zur Erteilung der Softwarepatente durch Patentämter führen.