Behandlung des akuten Magen-Darm-Infektes Zur Behandlung des Flüssigkeitsverlustes muss man das Kind rehydrieren (Flüssigkeit wieder zuführen). "Hausmittel" haben Nachteile: stilles Wasser oder Tee enthalten keine Energie/Zucker und keine Salze. Cola entzieht dem Körper weiteres Wasser. Das von Erwachsenen oft benutzte Medikament Loperamid/Immodium sollte Kindern nicht verabreicht werden, da die Gefahr einer Darmlähmung/Ileus oder einer Blutvergiftung/Sepsis besteht. Der Nutzen einer durch den Kinderarzt verordneten oralen Rehydratationslösung aus der Apotheke lässt sich erklären: Im Darm befindet sich ein Transportmechanismus, der Natrium und Glukose immer gemeinsam in die Darmzellen hineinbringt, ohne dabei Energie zu verbrauchen. Aus diesem Grund befinden sich in oralen Rehydratations-Lösungen immer sowohl Natrium(Kochsalz) als auch Glukose(Zucker). Von der Darmzelle aus gelangt Natrium und Glukose ins Blut. Wasser fließt passiv aus dem Darm mit ins Blut. Sie werden vom Darm besonders gut vertragen. Die praktische Durchführung der oralen Rehydratation: Wichtig: Aufmerksamkeit und Geduld! Die Rehydratations-Lösung sollte gekühlt sein, und man sollte alle ein bis zwei Minuten kleine Mengen von etwa 5 ml zuführen. In vier bis sechs Stunden erreicht man auf diese Weise beträchtliche Mengen von 50 bis 100 ml pro kg. Wichtig ist, auch trotz anfänglichen Erbrechens weiterzumachen. Auch im Magen wird bereits Flüssigkeit aufgenommen und beim Erbrechen entleert sich der Magen nicht vollständig. Um den unangenehmen Salzgeschmack abzudecken, bietet es sich an, den Geschmack der Rehydratations-Lösung mit etwas Saft zu verbessern. Der häufigsten Grund für eine Krankenhausaufnahme bei einem Magen-DarmInfekt / Gastroenteritis ist, dass eine Bezugsperson fehlt, die die orale Rehydratation des Kindes erfolgreich durchführt. Andere Gründe die eine Krankenhausbehandlung notwenig machen können: Säuglinge unter 2500 Gramm Körpergewicht oder unter drei Monaten - Unterernährung - Schock - Toxikose - Elektrolytentgleisung. Die Flüssigkeitszufuhr orientiert sich am Ausmaß des Flüssigkeitsverlustes. Bei Kindern ohne Vorerkrankungen und ohne Elektrolytimbalancen innerhalb von vier Stunden bei leichtem Flüssigkeitsverlust 50 ml/kg und bei mittelschwerem Flüssigkeitsverlust bis zu 100 ml/kg Körpergewicht. Kinder mit schwerer Dehydratation erhalten eine Infusion im Krankenhaus von 20 bis 40 ml isotoner Lösung pro kg Körpergewicht und Stunde. Dies wird eventuell wiederholt, solange die Zirkulation noch nicht normalisiert ist. Kostaufbau / Realimentation: Eine "Teepause" ist nicht sinnvoll, weil sich die Darmzellen von Glukose(Zucker) aus dem Darm ernähren und auch unter Durchfall Glukose(Zucker) weiterhin aufnehmen können. Schon nach kurzer Nahrungskarenz sterben die Zotten ab. Muttermilchernährte Säuglinge sollten auf jeden Fall weiter gestillt werden. Ansonsten füttert man Säuglingsmilch weiter, die im ersten Lebenshalbjahr kurzzeitig 1:1 mit oraler Rehydratations-Lösung verdünnt werden kann. Ziel ist es, möglichst bald die volle Energiezufuhr zu erreichen. Die Nahrung sollte fettreduziert und reich an polymeren Kohlenhydraten sein. Medikamente • Antibiotika sind nur bei bestimmten Erregern (z.B. Amöben, Shigellen) sinnvoll. Schwer kranke Säuglinge (V.a. Sepsis), Patienten mit Immundefekt oder mit Sichelzellanämie sind Kandidaten für eine Antibiotikatherapie bei Verdacht auf Salmonellose. • Probiotika können bei Durchfall wirksam sein • Vomex: kurzzeitige Anwendung bei Kindern über 6kg bei Erbrechen • Tiorfan: einziges wirksames und sinnvolles Medikament gegen Durchfall zur Vermeidung des Austrocknens Stuhluntersuchungen haben in der Regel keine Konsequenz für die Behandlung, so dass man meist darauf verzichten kann. Nur bei sehr schweren Durchfällen vor allem mit blutigen Stühlen sollte dies, auch zum Schutz der Umgebung, erwogen werden. Die Entscheidung hierfür liegt beim Arzt! Hygiene ist wichtig, da die Erreger über Stuhl und Hände übertragen werden. Also häufiges und konsequentes Händewaschen nach dem Toilettenbesuch, Windelwechsel, vor dem Kontakt mit anderen Personen, Essen etc. Solange die Stühle flüssig sind, sollten Vorschulkinder keine Gemeinschaftseinrichtungen besuchen (Krippe, Kindergarten).