WE III „Wirtschaft und Sozialstruktur“ Fakultät für Soziologie Universität Bielefeld Curriculum für das Lehrgebiet Sozialstrukturanalyse im Rahmen folgender Studiengänge: BA Soziologie BA Sozialwissenschaften BA Politikwissenschaften sowie Lehrgebiet 1.2. im Grundstudium des Diplomstudiengangs (Pflichtfach, 8 SWS) Lehrgebiet 2.3.2. im Hauptstudium des Diplomstudiengangs (Wahlpflichtfach, 8 SWS) Bielefeld, Juni 2005 1 Einleitung Im Folgenden wird das Lehrangebot in der Sozialstrukturanalyse für die sozialwissenschaftlichen Studiengänge innerhalb der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld dargestellt und erläutert. Weitere aktuelle Informationen zu einzelnen Veranstaltungen, Terminen und Prüfungen finden Sie im Internet auf den Homepages der WE III „Wirtschaft und Sozialstruktur“ sowie der Lehrenden innerhalb dieser WE. Außerdem finden Sie dort auch allgemeine Hinweise zu Bedingungen für eine erfolgreiche Teilnahme an Lehrveranstaltungen sowie etliche wichtige und nützliche Informationen und Hilfestellungen zum Verfassen von Hausarbeiten, zur Verarbeitung von Literatur und für erfolgreiche mündliche Präsentationen. Im Folgenden wird zunächst die allgemeine Konzeption des Curriculums für den Bereich Sozialstruktur dargestellt, wie sie für alle sozialwissenschaftlichen Studiengänge der Bielefelder Fakultät Gültigkeit hat (Teil I). Anschließend werden die spezifischen Angebote und Anforderungen für die verschiedenen aktuell angebotenen Studiengänge aufgelistet, Empfehlungen für den Studienaufbau gegeben und die jeweils notwendigen Leistungsnachweise spezifiziert (Teil II), bevor einzelne Veranstaltungen im Detail erläutert werden (Teil III). Abschließend werden die wichtigsten Bezüge zu anderen Teilgebieten der Sozialwissenschaften dargestellt (Teil IV), und es wird zur weiteren Orientierung einige einführende Literatur zur Sozialstrukturforschung genannt (Teil V). 1 2 I. Lehrkonzeption Sozialstrukturanalyse für alle sozialwissenschaftlichen Studiengänge innerhalb der Bielefelder Fakultät für Soziologie Wie durch die folgende Lektüre hoffentlich deutlich werden wird, ist eine Universitätsausbildung in Sozialstrukturanalyse etwas anderes als bloße Sozialkunde. Über verschiedene theoretische Sozialstruktur-Konzeptionen und empirisches Wissen zur Sozialstruktur Deutschlands im internationalen Vergleich hinaus wird ein tieferes Verständnis über Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Komplementarität und Konkurrenz, Vor- und Nachteile verschiedener speziellerer Theorien angestrebt. Es soll darüber hinaus methodisches Wissen vermittelt werden, d.h. welche empirischen Herangehensweisen es gibt, was sie jeweils leisten, und wie man entsprechende Untersuchungen jeweils bewerten kann, nicht zuletzt im Hinblick auf ihre unterschiedliche Qualität und damit auch Aussagekraft. Kurz zusammengefasst geht es also nicht nur darum zu wissen, was ist (beispielsweise Entwicklung der Fertilität in Europa und speziell in Deutschland), sondern auch, warum es so ist wie es ist (Entscheidungen im Zusammenhang mit Ressourcen- und Vereinbarkeitsproblemen, Wert von Kindern, Zusammenhang mit Bildung und Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern, Bedeutung unterschiedlicher wohlfahrtsstaatlicher Profile). Im fortgeschrittenen Studium geht es dann verstärkt auch darum, wie man selbst solche Fragestellungen untersucht. Ausbildung in Sozialstrukturanalyse ist damit eng an den Erwerb von Kenntnissen in Methoden der empirischen Sozialforschung gekoppelt, was zunächst in Methodenveranstaltungen im engeren Sinn, aber auch teilweise innerhalb der Veranstaltungen zur Sozialstrukturanalyse möglich ist. Letzteres bezieht sich vor allem auf speziell für die Sozialstrukturforschung relevante fortgeschrittene Methoden, die primär im Hauptstudium der Diplom-Soziologie bzw. künftigen MA-Studiengängen vermittelt werden. Erst durch diese Merkmale erhält die Ausbildung in Sozialstrukturanalyse ihre hohe berufspraktische Relevanz. Nicht zuletzt dieser Fakt dürfte ausschlaggebend dafür sein, dass die internationalen Sozialstrukturanalyse und im historischen der Bundesrepublik Vergleich seit den Deutschland Vorschlägen im der Studienreformkommission Sozialwissenschaften obligatorischer Bestandteil der 2 3 Grundausbildung in Soziologie bzw. Sozialwissenschaften in allen Universitäten der Bundesrepublik ist. Bekanntermaßen konkurrieren Soziologen auf dem Arbeitsmarkt meist mit Vertretern anderer Disziplinen um ein und dieselben Stellen. Die Kombination von Sozialstruktur- und darauf bezogenen Methodenkenntnissen ist jedoch fast ein Alleinstellungsmerkmal von Soziologen gegenüber Absolventen anderer Disziplinen, und dies insbesondere auf den Feldern der Sozialforschung sowie Markt- und Meinungsforschung. Dies gilt sowohl für die Prognose-, Markt- und Meinungsforschungsinstitute selbst als auch für deren Auftraggeber, also Privatbetriebe, Interessenorganisationen oder Kommunen, Länder und Gemeinden. Auf der Auftraggeberseite dienen solche Tätigkeiten dann auch als Einfallstore in die innerbetrieblichen Karrierewege, die nach einiger Zeit eventuell in ganz andere Tätigkeiten münden können. Nicht zuletzt ist auch ein Großteil der im Wissenschaftsbetrieb selbst angebotenen Stellen mit empirischer Sozialforschung zu institutionellen und sozialstrukturellen Themen verknüpft. Worum geht es in der Sozialstrukturanalyse? Die Sozialstrukturanalyse hat sich immer wieder mit den Selbstbeschreibungen von Gegenwartsgesellschaften und postulierten Großtrends ihrer jüngeren Entwicklung auseinandergesetzt, um sie zu bestätigen oder zu widerlegen – oder sie in entscheidenden Punkten einzuschränken bzw. zu präzisieren: Sind moderne Gesellschaften tatsächlich so meritokratisch wie sie von sich behaupten? Inwiefern kann man tatsächlich von „Individualisierung“ als einem Epochenbruch sprechen, und hat sie zu einem Abbau traditioneller Ungleichheiten geführt? Ist die Arbeitsgesellschaft an ihr Ende gekommen, oder wandelt sie sich in eine bestimmte Richtung? Wie macht sich Globalisierung bemerkbar? In diesem Sinne haben Sozialstrukturanalysen stets auch nach den hinter solchen Selbst- bzw. Fremdbeschreibungen einer Gesellschaft stehenden Positionen zu fragen. Speziellere Fragen, die in diesen Zusammenhängen oder für sich selbst stehend immer wieder im Rahmen von Sozialstrukturanalyseveranstaltungen behandelt werden sind etwa: Warum nehmen soziale Ungleichheiten derzeit zu und nicht ab? Warum werden bei uns weniger Kinder geboren als vor 20 Jahren und auch weniger als in den meisten Nachbarländern? Warum sind Kinder aus unteren sozialen Schichten immer noch an Gymnasien und Universitäten stark unterrepräsentiert, 3 4 obwohl andere Bildungsungleichheiten erfolgreich eingeebnet wurden? Warum finden sich auf den Führungsebenen der großen Unternehmen so wenige Frauen? Warum haben in der PISA-Studie Migrantenkinder in Deutschland schlechter abgeschnitten als in anderen Ländern? Können soziale Beziehungen den Mangel an Bildung und Geld ausgleichen? Diese und ähnliche Fragen zielen auf ein grundlegendes Problem, dem sich die Soziologie seit ihren Anfängen immer wieder zugewandt hat, nämlich auf das Problem sozialer Ungleichheit bzw. genauer der Formen sozialer Ungleichheit, die von den Menschen negativ bewertet und damit als ungerecht empfunden werden. Das hinter der soziologischen Analyse sozialer Ungleichheit stehende soziale Problem ist damit soziale Ungerechtigkeit. Die zentrale Frage lautet in diesem Zusammenhang dann: Wer bekommt was, wie und warum? Diese Frage bezieht sich einerseits auf die Verteilung von Gütern im Rahmen sozialer Kooperation und andererseits auf die Allokation von Lasten. Stellt man diese Frage in normativer Hinsicht: Wer soll was, wie und warum bekommen? stellt man die Frage nach der Verteilungsgerechtigkeit, die seit dem 19. Jahrhundert auch im Mittelpunkt des sozialen und sozialpolitischen Interesses steht. Will man diese Fragen beantworten, muss man diejenigen sozialen Systeme, in denen die Menschen leben und arbeiten, hinsichtlich derjenigen Strukturen bzw. Faktoren untersuchen, die die Chancen der Menschen bestimmen, in diesen Systemen unterschiedlich hoch bewertete soziale Positionen und Status, und damit letztlich unterschiedliche materielle und immaterielle soziale Anerkennung zu erreichen. Zu den hier vornehmlich zu untersuchenden Systemen gehören im Einzelnen: - die Herkunftsfamilie und der lokale Lebenskontext mit ihren kulturellen, sozialen, ökonomischen und infrastrukturellen Bedingungen zur Bestimmung des sozialen Status, - das Bildungs- und Ausbildungssystem mit seinen Strukturen und Mechanismen zur Bestimmung des erwerbbaren Bildungsstatus, - der Arbeitsmarkt und das Beschäftigungssystem mit seinen Strukturen und Mechanismen zur Bestimmung des Berufs-, Einkommens- und Vermögensstatus, - der Konsum- und Freizeitbereich mit seinen Möglichkeiten, über Konsum und Freizeitaktivitäten sozialen Status zu erlangen bzw. zu sichern, 4 5 die Zugehörigkeit der Menschen zu unterschiedlichen Geschlechtern, - Altersgruppen und Ethnien und ihre Folgen für ihren sozialen Status. Fragt man nach einzelnen Faktoren, die den sozialen Status und die Lebenschancen der Menschen im weitesten Sinne bestimmen, zeigen empirische und auch historische Analysen immer wieder, dass hier sowohl Merkmale in Frage kommen, die von Geburt aus vorhanden sind, wie Geschlecht, Altersgruppenzugehörigkeit, Ethnie oder soziale Herkunft, als auch Merkmale, die man erwerben kann, wie einen eigenen Bildungsstatus, eine eigene Berufsposition usw. Das Verhältnis, in dem sogenannte „auf der Basis von Geburt zugeschriebene“ im Unterschied zu sogenannten „auf der Basis von Leistung erworbene“ Faktoren den gesellschaftlichen Status der Menschen bestimmen, gibt zugleich eine Antwort auf die relative Offenheit oder Geschlossenheit der Gesellschaft. Diese auf die in einer Gesellschaft existierende soziale Ungleichheit gerichteten Fragestellungen bilden einen Schwerpunkt der Sozialstrukturanalyse moderner Gesellschaften. Darüber hinaus geht es aber auch um Fragestellungen, die sich auf die Mechanismen und die Güte der sozialen Integration beziehen. Dies betrifft zum einen die Primärintegration in soziale Beziehungen und Netzwerke. In dieser Perspektive geht es um Fragen wie die folgenden: Hat die gesellschaftliche Individualisierung zu vermehrter Vereinzelung geführt? Sind Generationenbeziehungen heute im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten tatsächlich weniger bedeutsam? Hat sich die Bedeutung von Ehe und Familie als Institution verringert? Können Freundschaften die Familie gegebenenfalls ersetzen? Zum anderen geht es um die Frage, woher die Gesellschaftsmitglieder Verhaltensrichtlinien beziehen, so das sie bei der Ausbildung einer sozialen Identität sowie in ihrer Lebensplanung und Lebensführung nicht heillos überfordert werden. Hier kommen zum Teil wieder klassenspezifische Milieus ins Spiel, aber auch verstärkt Milieus, wie sie sich entlang von Lebensalter und Generationenzugehörigkeiten ausbilden können. Nicht zuletzt haben die modernen Wohlfahrtsstaaten und deren Lebenslaufmuster geprägt, die Arbeitsmärkte das Leben Anforderungen entlang kaum an bestimmte hintergehbarer Anforderungen (wie zum Beispiel das Alter bei der Einschulung oder bei Anspruchsberechtigungen innerhalb der sozialen Sicherungssysteme) und auch von 5 6 Anreizsystemen (z.B. Einkommensrenditen verschiedener Bildungsabschlüsse oder Rechte und Pflichten innerhalb von Ehen im Unterschied zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften) ordnen. Hierbei kann es allerdings zu erheblichen Abstimmungsproblemen innerhalb und zwischen verschiedenen Lebensbereichen kommen, für die in verschiedenen Ländern unterschiedliche Lösungsversuche angeboten werden. War diese Abstimmung im Rahmen eines traditionellen, geschlechtsspezifisch arbeitsteiligen „Normallebenslaufs“ und darauf abgestimmter Institutionen des Arbeitsmarkts und Wohlfahrtstaats noch relativ unproblematisch, ist beispielsweise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen, teilweise auch für Männer zu einem immer größeren (Integrations-)Problem geworden. Untersucht man Veränderungen über die Zeit, erhält man sowohl Aussagen über die individuellen Veränderungen auf der Mikroebene als auch Aussagen über den strukturellen Wandel einer Gesellschaft auf der Makroebene. Unter zeitlichem Aspekt geht es somit sowohl um die Diagnose und Analyse individueller Biographien unter Mobilitätsaspekten, z.B. Aufwärts- und Abwärtsmobilität, als auch um die Diagnose und Analyse des Wandels des Systems der sozialen Ungleichheit insgesamt, z.B. von der Ständegesellschaft über die Klassengesellschaft, die geschichtete Gesellschaft bis hin zur nach sozialen Milieus und Lebensstilen differenzierten Gesellschaft. Allen gesellschaftlichen Strukturen ist gemeinsam, dass sie einerseits das Handeln der Menschen dadurch steuern, dass sie bestimmte Handlungsmöglichkeiten selektiv bereitstellen, andererseits andere Handlungsmöglichkeiten durch die Formulierung von Restriktionen zwar nicht grundsätzlich ausschließen, aber behindern. Strukturen stellen damit relative Invarianten dar: Einerseits erscheinen sie im Sinne der „sozialen Tatsachen“ (Durkheim) wie „fest gemauert“, andererseits können sie durch absichtsvolle, aber auch unbeabsichtigte Handlungen und Interaktionen geändert werden (z.B. die Bedingungen der Infrastruktur durch wissenschaftlich-technische Innovationen, die institutionellen Regelungen durch Gesetzesänderungen z.B. als Folge gehäuft auftretenden abweichenden Verhaltens, die kulturellen Werte z.B. durch soziale Bewegungen). Um zu untersuchen, was davon wann warum zutrifft, bedarf es eines handlungs-strukturtheoretischen Ansatzes, der Makro- und Mikrophänomene, situative Strukturen und individuelle Handlungen gleichermaßen 6 7 einbezieht, der sowohl Unterschiede im Rahmen einer statischen als auch Veränderungen im Rahmen einer dynamischen Analyse zu erklären vermag. Deshalb nehmen handlungstheoretische Ansätze innerhalb der Sozialstrukturanalyse mittlerweile einen großen Stellenwert ein. Sie erlauben es nämlich eher als andere theoretische Ansätze, nicht nur die Einwirkung gesellschaftlicher Institutionen und Positionssysteme auf individuelles Verhalten plausibel zu machen, sondern auch zu zeigen, wie gesellschaftliche Strukturen durch menschliche Handlungen und Interaktionen entstehen, sich erhalten oder verändern. Und nicht zuletzt liefern sie damit Anhaltspunkte sozialpolitische für Interventionen. Die Etablierung der Längsschnittforschung als „Königsdisziplin“ der Sozialstrukturforschung ist eng mit der Hoffnung verbunden gewesen, dass sie präzisere Anhaltspunkte liefern kann als die herkömmliche Querschnittsforschung. In Deutschland geht die Etablierung der für die heutige Sozialstrukturforschung so wichtigen Umfrageprogramme der Lebensverlaufsstudien und des Sozio- oekonomischen Panels geht auf einen der ersten Sonderforschungsbereiche der DFG zurück, den Sonderforschungsbereich 3 mit dem Namen „Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik“. Ähnliche Wege der Etablierung solcher Studien lassen sich insbesondere für Großbritannien und die USA sowie die skandinavischen Länder nachzeichnen. Für die Ausbildung in Sozialstrukturanalyse bedeutet das, Konzepte und Methoden der Längsschnittanalyse Generation und Kohorte, zu vermitteln, etwa verschiedenen die Unterscheidung Lebenslauftheorien oder zwischen zwischen Perioden- und Kohortenbetrachtung bzw. Alters-, Perioden- und Kohorteneffekten. Für die moderne Sozialstrukturanalyse wichtig sind darüber hinaus historische wie internationale Vergleiche. Aussagen über empirisch beobachtete Ungleichheitsverhältnisse in Deutschland erscheinen in einem neuen Licht, wenn man sie mit den Verhältnissen in anderen Ländern (internationaler Vergleich) und zu unterschiedlichen Zeiten (historischer Vergleich) in Beziehung setzt. Erst dann sind Besonderheiten des Zustands und der Entwicklung feststellbar, die man bei der Analyse nur eines Falls zu einem bestimmten Zeitpunkt (z.B. Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland um 2000) nicht sehen würde. 7 8 Die Unterscheidung verschiedener Ausprägungen von Wohlfahrtsstaaten und institutioneller Systeme gehört damit ebenfalls zum Grundwissen der Sozialstrukturanalyse. In methodischer Hinsicht gilt es, auch die Probleme internationaler Vergleiche zu vermitteln. Damit lassen sich noch einmal folgende Lernziele der Ausbildung in Sozialstrukturanalyse zusammenfassend festhalten: 1. Die Studierenden sollen befähigt werden, die grundlegenden Konzepte der Soziologie und die allgemeinen wie die spezielleren theoretischen Ansätze zur Diagnose und Analyse der Sozialstruktur in der Bundesrepublik einzusetzen. Hierzu gehört es auch, die komparativen Vorteile verschiedener Theorieangebote für spezifische Fragestellungen zu erkennen. 2. Die Studierenden sollen befähigt werden, die Methoden empirischer Sozialforschung sowohl zur Gewinnung als auch zur Analyse sowie zur kritischen Einschätzung empirischer Daten zu Phänomenen der Sozialstruktur einzusetzen. Dies schließt die Kenntnis entsprechender amtlicher und nichtamtlicher Datenquellen mit ein. 3. Die Studierenden sollen inhaltliches Wissen über die Sozialstruktur der Bundesrepublik Deutschland im historischen und internationalen Vergleich erwerben und in der Lage sein, dieses Wissen theoretisch, methodisch und methodologisch kritisch zu hinterfragen. 8 9 II. Struktur des Lehrangebots und Leistungsanforderungen in den verschiedenen Studiengängen II.1 Diplom-Soziologie Lehrangebot Das Lehrangebot im Bereich der Sozialstrukturanalyse besteht im Grundstudium (Lehrgebiet 1.2) aus einer Vorlesung und einer Übung als Pflichtveranstaltung im Umfang von 4 SWS sowie zwei weiteren Übungen zur Vertiefung von insgesamt 4 SWS, so dass die Studierenden die Möglichkeit haben, insgesamt 8 SWS zu studieren. Die Pflichtübungen werden jeweils parallel zur Vorlesung in einer Anzahl angeboten, dass die Obergrenze von maximal 30 Studierenden je Veranstaltung nicht überschritten wird.1 Im Hauptstudium, in dem die Sozialstrukturanalyse (neben Methoden) ein Wahlpflichtfach (Lehrgebiet 2.3.2) darstellt, wird in jedem Semester wenigstens ein Seminar von 2 SWS zu einem Spezialthema angeboten, so dass die Studierenden die Möglichkeit haben, insgesamt 8 SWS Sozialstrukturanalyseveranstaltungen zu besuchen. Empfehlungen für den Studienaufbau Angesichts dessen, dass die Veranstaltungen zur Sozialstrukturanalyse mit Gewinn erst dann besucht werden können, wenn die begrifflichen, theoretischen und methodischen Grundlagen bereits gelegt sind, sollte mit dem Besuch der Veranstaltungen erst im 2. Semester begonnen werden. 1 Einen genauen Überblick über die aktuell angebotene Vorlesung und Übung samt den dazu gehörigen Materialien finden sie auf den Homepages der WE III sowie des jeweiligen Dozenten. 9 10 Empf. Fachsem. Veranstaltung SWS Veranstaltungstyp Leistungsnachweis ___________________________________________________________________________ 2. 3. SS Einführung 2 V 1.2 - SS Pflichtübung 2 Ü 1.2 WS Wahlpflichtüb./ 2 Ü 1.2 „ Ü 1.2 „ Referat/Hausarbeit Vertiefungsüb. 4. SS Wahlpflichtüb./ 2 Vertiefungsüb. -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------i---------insgesamt GS 8 1.2 ein Leistungsnachw. ___________________________________________________________________________ 5. WS Wahlpflicht- 2 2.3.2 Referat/Hausarbeit 2 2.3.2 Referat/Hausarbeit 2 2.3.2 Referat/Hausarbeit 2 2.3.2 Referat/Hausarbeit seminar 6. SS Wahlpflichtseminar 7. WS Wahlpflichtseminar 8. SS Praxissemester 9. WS Wahlpflichtseminar ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------insgesamt HS 8 2.3.2 ein Leistungsnachw. _________________________________________________________________________________ Leistungsnachweise und Prüfungshinweise Im Grundstudium können Leistungsnachweise entweder in der sich an die Vorlesung anschließenden Pflichtübung und/oder in einer der nachfolgenden WahlpflichtVertiefungsübung erworben werden. Für die Zulassung zur Diplomvorprüfung ist wenigstens ein Leistungsnachweis erforderlich. Leistungsnachweise werden üblicherweise für eine mündliche Präsentation, z.B. in Form eines Referates, und ihrer schriftlichen Ausarbeitung oder einer Hausarbeit vergeben. Darüber hinaus ist 10 11 im Rahmen der Diplomvorprüfung eine mündliche Themenbereiche zu absolvieren. 2 Im Leistungsnachweise Hauptstudium können in Prüfung den über Seminaren zwei zur Sozialstrukturanalyse erworben werden. Grundlage eines Leistungsnachweises ist ähnlich wie im Grundstudium entweder eine mündliche Präsentation eines bearbeiteten Themas und seiner schriftlichen Ausarbeitung oder eine schriftliche Hausarbeit. Sofern Sozialstrukturanalyse als Wahlpflichtfach gewählt worden ist, ist für die Zulassung zur Diplomprüfung wenigstens ein Leistungsnachweis vorzulegen. II.2 BA Soziologie Die Sozialstrukturanalyse ist verpflichtend in Form einer Vorlesung mit begleitendem Tutorium im Rahmen des Moduls „Empirische Sozialforschung und Sozialstrukturanalyse“. Die Modulabschlussprüfung besteht aus einer benoteten Klausur. Für die Klausur Sozialstruktur sind sowohl Vorlesung als auch Tutorium relevant.3 Voraussetzung für die Zulassung zur Klausur ist die erfolgreiche Absolvierung des Tutoriums, was in Form mehrerer kleiner Aufgaben zu Übungszwecken überprüft wird. Näheres dazu finden Sie in der Ankündigung der jeweiligen Veranstaltung. Der Besuch von Vorlesung und Tutorium ist für das 2.-3. Fachsemester empfohlen. II.3 BA Sozialwissenschaften Die Sozialstrukturanalyse ist verpflichtend in Form einer Vorlesung mit begleitendem Tutorium im Rahmen des Moduls „Einführung in die Soziologie“. Die Modulabschlussprüfung besteht aus einer benoteten Klausur, die in zwei getrennte, jeweils zweistündige Teilklausuren – Grundbegriffe und Sozialstruktur – 2 Eine Liste der möglichen Prüfungsthemen und –inhalte sowie die dazugehörige Literatur zur Prüfungsvorbereitung finden Sie auf den Homepages der WE III sowie der für die Prüfung infragekommenden Dozenten 3 Einen genauen Überblick über die aktuell angebotene Vorlesung und Übung samt den dazu gehörigen Materialien finden sie auf den Homepages der WE III sowie des jeweiligen Dozenten. 11 12 geteilt ist, so dass sie jeweils unmittelbar im Anschluss an das Semester, in dem die Veranstaltungen zu Grundbegriffen bzw. Sozialstruktur besucht wurden, geschrieben werden können. Für die Teilklausur Sozialstruktur sind sowohl Vorlesung als auch Tutorium relevant.4 Voraussetzung für die Zulassung zur Klausur ist die erfolgreiche Absolvierung des Tutoriums, was in Form mehrerer kleiner Aufgaben zu Übungszwecken überprüft wird. Näheres dazu finden Sie in der Ankündigung der jeweiligen Veranstaltung. Der Besuch von Vorlesung und Tutorium ist für das 2.-3. Fachsemester empfohlen. II.4 BA Politikwissenschaften Im BA Politikwissenschaften ist die Sozialstrukturanalyse verpflichtend in Form einer Vorlesung. Abschlussprüfung ist eine Klausur, und zwar ausschließlich über den Stoff der Vorlesung.5 Die Klausur im BA Politikwissenschaften unterscheidet sich also von derjenigen im BA Sozialwissenschaften dadurch, dass sie sich nicht auch auf das begleitende Tutorium bezieht. Der Besuch des begleitenden Tutoriums ist damit definitiv nicht notwendig zum Bestehen der Klausur. III. Erläuterungen zu einzelnen Veranstaltungen III.1 Grundstudium bzw. BA Gemeinsames Ziel Sozialstrukturanalyse“ von ist Vorlesung es, und theoretisches, Tutorium „Einführung empirisches und in die methodisches Grundwissen über die Sozialstruktur moderner Gesellschaften zu vermitteln. Das theoretische Wissen beinhaltet einen Überblick über Grundbegriffe und einschlägige 4 Einen genauen Überblick über die aktuell angebotene Vorlesung und Übung samt den dazu gehörigen Materialien finden sie auf den Homepages der WE III sowie des jeweiligen Dozenten. 5 Einen genauen Überblick über die aktuell angebotene Vorlesung samt den dazu gehörigen Materialien finden sie auf den Homepages der WE III sowie des jeweiligen Dozenten. 12 13 Begriffsdefinitionen, verschiedene Sozialstrukturkonzeptionen und spezielle Theorien zu einzelnen Gebieten der Sozialstrukturanalyse. Allgemein wird ein besonderes Gewicht darauf gelegt zu verdeutlichen, dass gesellschaftliche Strukturen einerseits das Leben und die Handlungen der Gesellschaftsmitglieder steuern, andererseits aber auch ständig durch die Auseinandersetzung der Gesellschaftsmitglieder mit Handlungsmöglichkeiten und -zwängen verändert werden. Das empirische Wissen zielt auf solide Kenntnisse der sozialstrukturellen Gliederung insbesondere der Bundesrepublik – dies aber möglichst im historischen Vergleich (wie sieht es heute aus z.B. im Vergleich zur vorindustriellen Zeit/Vorkriegszeit, vor 1968?) und/oder im internationalen Vergleich mit anderen modernen Gesellschaften. Methodisches Wissen zielt auf das Kennenlernen verschiedener methodischer Herangehensweisen, Möglichkeiten der Darstellung von Sozialstruktur inklusive der wichtigsten Maßzahlen, wichtiger verfügbarer Datenquellen sowie Recherchemöglichkeiten. Wichtige zu behandelnde Bereiche der Sozialstruktur sind u.a. Bevölkerungsaufbau, Bildung, soziale Ungleichheiten, Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Familie und Lebensformen, Geschlechterverhältnisse. Darüber hinaus geht es bereits in diesen grundlegenden Veranstaltungen um die Vernetzung dieser unterschiedlichen Wissensbestände, d.h. anhand verschiedener Sozialstrukturkonzepte soll ein Verständnis über Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Komplementarität und Konkurrenz, Vor- und Nachteile sowohl verschiedener Theorien als auch empirischer Herangehensweisen erlangt werden. Was tragen beispielsweise unterschiedliche Theorien des Bildungserwerbs zum Verständnis von Bildungsungleichheiten bei? Worin unterscheiden sie sich? Oder: Wenn ich an sozialen Ungleichheiten interessiert bin, wann verwende ich besser graduelle Konzepte wie Status-/Prestigeskalen oder kategoriale Klassenkonzepte? Insbesondere durch solche Ziele und Inhalte grenzt sich die Unterrichtskonzeption klar gegen bloße Sozialkunde ab. III.1.1 Vorlesung: Einführung in die Sozialstrukturanalyse Diese Vorlesung ist Pflichtveranstaltung sowohl in der Diplom-Soziologie als auch den BAs Soziologie, Sozialwissenschaften und Politikwissenschaften. In der Vorlesung soll zunächst ein systematischer Überblick über die Fragestellungen, 13 14 theoretischen Ansätze und methodischen Grundlagen der Sozialstrukturanalyse im internationalen und historischen Vergleich gegeben werden. Anschließend werden die wichtigsten Teilbereiche und Themen der Sozialstrukturanalyse dargestellt. Im Einzelnen können die folgenden Themen behandelt werden: Allgemeiner Teil 1. Gesellschaft, Institutionen, Sozialstruktur: Begriffe und theoretische Ansätze 2. Wichtige Gesellschaftskonzeptionen (z.B. Moderne und Modernisierung, Individualisierung, Arbeitsgesellschaft, Typen von Wohlfahrtsstaaten) 3. Struktur und Handeln 4. Wichtige Perspektiven der Sozialstrukturanalyse (internationaler Vergleich und Transnationalisierung, historischer Vergleich, Gender mainstreaming, Datenquellen und Datenarten) 5. Soziologie des Lebenslaufs und Kohortenansatz (Perioden- vs. Kohortenbetrachtung, Alters-, Perioden-, Kohorteneffekte, Institutionalisierung des Lebenslaufs) Spezielle Themen 6. Bevölkerungsentwicklung und Migration (wichtige demografische Kennziffern zu Fertilität, Mortalität, Migration; historische Entwicklung; Bevölkerungsprognosen; Alterung; ausländische Bevölkerung) 7. Bildung (Bedeutungen von Bildung, Bildungsexpansion, Bildungsungleichheiten, Bildungssysteme) 8. Arbeitsmarkt und Beschäftigung Beschäftigungsstruktur, (Arbeitslosigkeit, Beschäftigungsregime und Wandel der Mobilitätsmuster, Berufsprinzip, Typen von Arbeitskontrakten, Normalarbeitsverhältnis und Flexibilisierung 9. Soziale Ungleichheit von Lebenschancen 10. Klassische kategoriale und graduelle Ansätze der Ungleichheitsforschung: Klassen, Schichten, Status, Prestige, Macht, Elite 11. Einkommen und Vermögen 12. Armut, Underclass, Exklusion 13. Statuserhalt und Statuserwerb (integenerationale Mobilität, Wisconsin-Modell, Bourdieu: Habitus und Lebensstil) 14 15 14. Sozialberichterstattung und Wohlfahrtsforschung (Lebenslagen, Lebensstile, Lebensbedingungen und Lebensqualität) 15. Chancenverteilung auf dem Arbeitsmarkt und im Wohlfahrtsstaat (Arbeitsmarktsegmentation, Versorgungsklassen) 16. Wandel von Ehe und Familie (Haushalt und Familie; Funktionsverlust und Funktionswandel; generatives Verhalten und Fertilität im historischen und internationalen Vergleich; 1. und 2. demografischer Übergang; Stabilität von Ehe und Familie) 17. Lebensformen und gelebte Beziehungen (Pluralisierung von Lebensformen im Querschnitt und Längsschnitt; Generationenbeziehungen; Ehe/nichteheliche Lebensgemeinschaft/Living-apart-together; Geschlechterrollen und Arbeitsteilung in Partnerschaften) 18. Soziale Netzwerke und soziales Kapital (Definitionen Netzwerke, Unterstützung, Sozialkapital; Coping, Direkteffekt, Puffereffekt; Typologie sozialer Unterstützung; Beschreibung und Analyse von Beziehungen und Beziehungsstrukturen; soziale Netzwerke und sozialer Wandel; soziale Netzwerke und soziale Ungleichheit) Da es sich um mehr Themen handelt als üblicherweise in einem Semester Termine zur Verfügung stehen und auch weil unterschiedliche Dozenten jenseits eines gemeinsam geteilten Grundverständnisses, wie es in Teil I dieses Curriculums zum Ausdruck kommt, unterschiedliche Akzente setzen können, dürften nie wirklich alle diese Themen bzw. Unterpunkte der einzelnen Themen angesprochen werden können. Der Kern der Veranstaltungsthemen bilden die Punkte 1-13 und 16-17. III.1.2 Tutorium zur Vorlesung: Einführung in die Sozialstrukturanalyse Das Tutorium folgt der Vorlesung eng in thematischer Hinsicht und soll deren Inhalte anhand beispielhafter Materialien und Texte zur Sozialstrukturanalyse vertiefen. Dies geschieht zum einen, indem das in der Vorlesung vermittelte theoretische und konzeptuelle Wissen auf empirisches Material angewendet wird, beispielsweise indem international/historisch vergleichende Statistiken zu Lebensformen, Fertilität oder Ungleichheit von Bildungschancen interpretiert werden. Zum anderen werden 15 16 beispielhafte Studien diskutiert: Wie werden in der Sozialstrukturanalyse Fragestellungen definiert, operationalisiert und analysiert? Was sind bessere und was sind schlechtere Vorgehensweisen? Das Tutorium ist Pflichtveranstaltung für die Studiengänge Diplom-Soziologie, BA Soziologie und BA Sozialwissenschaften, nicht jedoch für den BA Politikwissenschaften. III.1.3 Vertiefungsübungen – Wahlpflichtveranstaltungen In den zwei Vertiefungsübungen mit insgesamt 4 SWS können sozialstrukturrelevante Themen aus dem gesamten Themenspektrum der Vorlesung und darüber hinaus bearbeitet werden. Dabei bieten sich im Grundstudium insbesondere Themen aus den Bereichen Familie, Demographie, Bildung, Arbeit und Beruf und der Vermessung und der Genese sozialer Ungleichheiten an. III.2 Hauptstudium im Studiengang Diplom-Soziologie Im Hauptstudium sind Lehrveranstaltungen in Form von Seminaren im Umfang von 8 SWS, verteilt über vier Semester, anzubieten. Da Sozialstrukturanalyse ein Wahlpflichtfach (2.3.2) darstellt, ist bei ihrer Wahl in wenigstens einem Seminar ein Leistungsnachweis zu erwerben. Gegenstände und Themen der Veranstaltungen können im Einzelnen die gleichen wie in den Übungen im Grundstudium sein. Zusätzlich kommen Themen in Betracht, die Sozialstrukturanalyse exemplarisch mit anderen Bereichen der Sozialwissenschaften und Nachbarwissenschaften vernetzen (z.B. Arbeitsmarkt und Organisation; Familie, soziale Netzwerke und soziale Integration; Lebenslauf und individuelle Entwicklung) oder auf Gesellschaftsinterpretationen und Theoreme des sozialen Wandels anwenden. Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt darin, dass voraussetzungsvollere Texte verwendet und auch voraussetzungsvoller bearbeitet werden können. Dies kann sich sowohl auf speziellere und komplexere Theorien 16 17 beziehen als auch insbesondere auf die methodischen Voraussetzungen, die im Grundstudium noch nicht vorhanden waren. unterschiedlicher Theorien und Beispiele wären ein Vergleich Untersuchungen zur Reproduktion sozialer Ungleichheit oder internationale Vergleiche der Sozialstruktur. IV. Bezug zu anderen Fächern Sowohl Grundkenntnisse in allgemeiner Soziologie und den Theorien als auch in den Methoden der empirischen Sozialforschung sind bereits für die Sozialstrukturveranstaltungen im Grundstudium bzw. im BA eine Voraussetzung für das Verständnis des dort behandelten Stoffes. Für das Hauptstudium mit seiner Schwerpunktverlagerung in Richtung Sozialstrukturanalyse sind vertiefte Kenntnisse der Methoden der empirischen Sozialforschung wünschenswert, wobei quantitative Methoden eine größere Rolle spielen als qualitative Verfahren. Diese können teilweise in vorherigen Methodenveranstaltungen und teilweise in speziellen kombinierten Veranstaltungen zur praktischen Sozialstrukturanalyse vermittelt werden. Darüber hinaus existieren Querverbindungen zu einer ganzen Reihe von speziellen Soziologien wie insbesondere der Familiensoziologie, Bildungssoziologie, Organisationssoziologie, Industrie-, Arbeits-, Berufs- und Wirtschaftssoziologie und der Soziologie sozialer Probleme. Was andere wissenschaftliche Disziplinen und damit auch die Wahl passender Ergänzungsfächer angeht, sind Bezüge besonders zur Ökonomie, zur Bevölkerungswissenschaft, zur Gender Studies sowie zur Sozialpolitik und zum Sozialrecht gegeben. Neben diesen naheliegenden Kombinationen gibt es zusätzlich weitere Kombinationsmöglichkeiten, die mit spezielleren Perspektiven der Sozialstrukturanalyse in Verbindung stehen. So ist für die Lebenslaufforschung und die handlungstheoretische Analyse zusätzlich die Psychologie, insbesondere die Entwicklungspsychologie, von einiger Bedeutung. 17 18 V. Literatur zur Einführung Leider existiert derzeit kein Lehrbuch, das alle Themen auf aktuellem Stand in befriedigender Weise abdecken würde, zumindest nicht in deutscher Sprache. Viele kleinere Abhandlungen mit breitem Themenspektrum inklusive auch speziellerer Themen und verbunden mit vergleichsweise viel Empirie, finden sich in a) Schäfers, Bernhard/Zapf, Wolfgang (Hg.), Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands, Opladen 2001 (2. Aufl.) b) dem vom Statistischen Bundesamt herausgegebenen „Datenreport“, der in zweijährigem Turnus neu erscheint und mehr oder weniger kostenlos über die Bundeszentrale für politische Bildung erhältlich ist und auch als download im Internet verfügbar ist. Am ehesten sind informative Lehrbücher mit Schwerpunkt auf soziale Ungleichheiten verfügbar: a) Geißler, Rainer, Die Sozialstruktur Deutschlands. Zur gesellschaftlichen Entwicklung mit einer Zwischenbilanz der Vereinigung, 2. Aufl. Opladen 1996 b) Hradil, Stefan, Soziale Ungleichheit in Deutschland, Opladen 1999 c) Lange, Elmar, Gegenwartsgesellschaften: Bundesrepublik Deutschland. Die Wirtschafts- und Sozialstruktur der Bundesrepublik, Stuttgart 1990 d) Schäfers, Bernhard, Sozialstruktur und sozialer Wandel in Deutschland. 8. völlig neu bearbeitete Aufl., Stuttgart 2004 Auf englisch gibt es eine vorzügliche, anspruchsvolle Textsammlung zu sozialen Ungleichheiten: Grusky, David: Social Stratification: Class, Race, and Gender in Comparative Perspective (Westview Press, 2001 (2nd edition). Außerdem zu empfehlen, allerdings nicht als erste Lektüre, sind die Artikel in Annual Review of Sociology u.a. auch zu verschiedenen Teilgebieten der Sozialstrukturanalyse. Zu Familie: Hill, Paul B./Kopp, Johannes 1995: Familiensoziologie. Grundlagen und theoretische Perspektiven. Stuttgart: Teubner 18 19 Kopp, Johannes 2002: Geburtenentwicklung und Fertilitätsverhalten. Konstanz UVK. und Kopp/Hill zu Familie Zu sozialen Netzwerken: Diewald, Martin 1991: Soziale Beziehungen. Verlust oder Liberalisierung? Berlin: sigma 19