Patienten mit Doppeldiagnose in der Suchtselbsthilfe Bild: www.ohm-hochschule.de Referent: Hartmut Zielke, Kreuzbund Stadtverband Bingen Doppeldiagnose Zeitliches Zusammentreffen eines Missbrauchs bzw. einer Abhängigkeit von einer oder mehreren psychotropen Substanzen und einer anderen schweren psychischen Störung. Dies können affektive Störungen, Persönlichkeitsstörungen und schizophrenen Psychosen in Verbindung mit stofflichen Missbrauch/ Abhängigkeit sein. Ausgangslage • Doppeldiagnosen-Patienten machen es erforderlich, Ansätze aus der psychischen Krankenversorgung und der Suchttherapie zu integrieren und aufeinander abzustimmen. • Das ist innerhalb der professionellen Angebote nicht immer einfach und mitunter ein Spagat. • Nicht anders sieht es in der Selbsthilfearbeit aus. Erreichbarkeit • Doppeldiagnosen-Patienten sind oftmals für die Suchtselbsthilfe schwer erreichbar • Gleichwohl sind die SHG gefordert, sich mit dieser Problematik auseinander zu setzen und eine eigene Haltungen zu finden. Parallelen Sucht/ Psychose • • • • • Genetische Disposition Chronisch rezidivierend Schwierigkeiten in Regulation von Emotionen Positiv- und Negativsymptome Krankheitsfortschritt bei Nicht-Behandlung/ Verbesserung bei Behandlung • Störungen durch Verleugnen in akuter und chronischer Phasekann Verzweiflung und Depressionen hervorrufen Parallelen Sucht/ Psychose • Krankheiten betreffen auch das persönliche Umfeld • Störungen werden als moralische Angelegenheit bewertet, als Folge von der persönlichen Schwäche und nicht als multikausal • Schuldgefühle, Versagungsängste,Schamgefühl, Stigmatisierung • Ganzheitliche Störung: physisch, psychisch, sozial und spirituell Herausforderung • Eingeschränkte Belastbarkeit, Leistungsfähigkeit und Durchhaltevermögen daher kleinschrittiges Vorgehen • übrigen Gruppenteilnehmer müssen psychotrope Medikamente/ Neuroleptika als notwendige Behandlungsmittel akzeptieren • Gesprächssettings ohne Konfrontation, eher mit beschützend-beschaulichem Charakter Hilfemöglichkeiten • • • • • Hilfe bei der Tagesstrukturierung Praktische Lebensbewältigung Selbstversorgungsfähigkeit unterstützen Niederschwellige, freizeitorientierte Angebote Förderung kommunikativer Kompetenz und Beziehungsfähigkeit (Abfederung von Rückzugstendenzen) • Training von konsumbezogenen „skills“ (Nein-sagen/ Abgrenzungsmechanismen) Hilfemöglichkeiten • SHG für Suchtkranke bieten Vorteil eines vergleichsweise gesunden und durchaus tragfähigen Umfeldes zur längerfristigen Stabilisierung • Man muss sich auf längeren Betreuungsaufwand mit vielen Irrwegen einlassen • SHG mit längjährigen festen Gruppenmitgliedern können in stabileren und abstinenten Zeiten eine „schützende Insel“ sein. Grenzen der Selbsthilfe • Eine grundsätzliche Gruppenfähigkeit muss gegeben sein. • Oftmals beziehen sich DD- Patienten wegen ihrer autistischer Tendenzen und sozialen Ängste mit ihren Beiträgen nur auf den Gruppenleiter und halten sich ganz zurück. • Eine begrenzte Konzentrationsfähigkeit und emotionale Schwingungsfähigkeit schränken ihre Gruppenfähigkeit ein. • Betroffene können nur zum Teil von den Beiträgen anderer profitieren. Grenzen der Selbsthilfe • Selbsthilfe scheint für vitalere Betroffene geeignet, nicht aber für Menschen mit einer chronifizierten Schizophrenie. • Abstinenz ist nicht immer einhaltbar. Teilerfolge, ggfls. Teilabstinenz müssen gewürdigt werden • Klassische Suchtselbsthilfe scheint derzeit nur für abstinenzorientierte DD-Betroffene geeignet • Eine solche Abstinenzmotivation sollte sich aber auch dieses Klientel erst entwickeln dürfen. Dies stellt die SHG vor die Frage des Selbstverständnisses. Grenzen der Selbsthilfe Eine Krankheitseinsicht für beide Erkrankungen sollte weitestgehend vorhanden sein. Gutes Klima ist Voraussetzung Vermeidung von komplexe Reizsituationen und emotionale Belastungssituationen – daher: fürsorgliches, akzeptierendes und stützenden Klima in der SHG. Gute Vernetzung der SGH mit Fachleuten.