Diskussion Radiotherapie Osteosarkome

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Diskussion Radiotherapie Osteosarkome
Osteosarkome des appendikulären Skeletts werden in der Regel nicht intensiv mit
Bestrahlung
therapiert,
da
entweder
durch
Amputation
oder
durch
gliedmaßenerhaltende Operationen eine komplette Tumorresektion möglich ist. Die
Kombination aus aggressiver lokaler Therapie und systemischer antineoplastischer
Therapie zur Verzögerung der Metastasierung ist notwendig zur Behandlung dieses
Tumors. Der alternative Einsatz der Radiotherapie zur lokalen Tumorkontrolle führt
zu weniger guten Ergebnissen als die Amputation oder gliedmaßenerhaltende
Operationen (Heidner et al., 1991b). Durch adjuvante Radiotherapie sind ebenfalls
keine besseren Behandlungserfolge zu erwarten. Im Vergleich verschiedener
Therapiegruppen
(Limb-sparing
und
Chemotherapie
mit/ohne
Radiotherapie)
ergaben sich keine Unterschiede in den Behandlungsergebnissen (LaRue et al.,
1989). Durch die präoperative Radiotherapie kann eine gute Tumornekroserate
erreicht werden, die direkt korreliert mit einer Verringerung der lokalen Rezidivgefahr.
Das
lokale
Rezidiv
untergeordneter
ist
beim
Bedeutung,
da
Osteosarkom
für
der
die meisten
Gliedmaßen
Patienten
jedoch
von
Fernmetastasen
lebenslimitierend sind. Nach dem derzeitigen Stand ist die Radiotherapie deshalb zur
kurativen Behandlung von appendikulären Osteosarkomen nicht indiziert.
Bei axialen Osteosarkomen dagegen ist eine komplette Tumorresektion oft nur
begrenzt möglich. Die deutlich geringere Neigung der axialen Osteosarkome zur
Metastasierung und die Tatsache, dass eine lokales Rezidiv die häufigste
Todesursache ist, heben in Verbindung mit den zuvor genannten chirurgischen
Einschränkungen
die
Bedeutung
anderer
lokaler
Therapien.
Die
mediane
Überlebenszeiten für rein chirurgisch behandelte Tiere mit axialen Osteosarkomen
liegt bei 99 bis 154 Tagen (15 bis 690 Tagen) (Heymann et al., 1992; Matthiesen et
al., 1992), die Überlebensraten nach ein und zwei Jahren sind einer Studie zufolge
26,3 % und 18,4 % (Heyman et al., 1992). Intensive Radiotherapie alleine oder in
Kombination mit chirurgischer Tumorexzision und Chemotherapie führen dagegen
laut Dickerson et al. (2001) zu einer medianen Überlebenszeit von 264 Tagen (95 %
CI = 66 bis 990 Tagen). Auch die signifikant längeren Überlebenszeiten bei Einsatz
eines intensiven Radiotherapieprotokolls im Vergleich zur palliativen Bestrahlung
zeigen, dass bei diesen Tumoren die aggressive lokale Therapie in Form von
kurativen Radiotherapieprotokollen erfolgversprechend sein kann.
Schmerz
ist
ein
häufig
vorhandenes
Problem
bei
Hunden
mit
primären
Knochentumoren (Straw 1996). Bei einigen Patienten ist aufgrund anderer
Erkrankungen des Bewegungsapparates, neurologischer Erkrankungen, starken
Übergewichts oder der Tumorlokalisation eine Amputation oder die Gliedmaße
erhaltende
Maßnahme
Gliedmaßenamputation
nicht
möglich.
grundsätzlich
oder
Einige
wegen
Besitzer
des
lehnen
Vorhandenseins
eine
von
Fernmetastasen ab. In diesen Fällen ist eine palliative Radiotherapie sinnvoll, um
eine Schmerzlinderung, bessere Gliedmaßenfunktion und damit auch bessere
Lebensqualität des Patienten zu erreichen. Eine Verlängerung der Überlebenszeit ist
zwar nicht die primäre Motivation bei der Entscheidung für ein palliatives
Bestrahlungsprotokoll, trotzdem ist auffällig, daß das von Green und Mitarbeitern
(1999) evaluierte Protokoll (viermal 8 Gy am Tag 0, 7, 14 und 21) bei der Behandlung
von appendikulären Osteosarkomen zu längeren Überlebenszeiten führt als die
bislang beschriebenen. Die Vermutung der Autoren, dass eine zusätzliche Therapie
am Tag 14 die Repopulation des Tumors signifikant beeinflußt, scheint sich zu
bestätigen.
Diskussion Radiotherapie anderer Knochentumoren
Der Erfolg der Bestrahlung bei diesen Tumoren ist aufgrund der geringen Fallzahlen
und der uneinheitlichen Patientenselektion nicht zu beurteilen. Für die adjuvante
Radiotherapie bei MLO wurden zum Beispiel ausschließlich Patienten ausgewählt,
die aufgrund der Tumorlokalisation oder Tumorhistologie eine schlechtere Prognose
hatten als rein chirurgisch behandelte Tiere (Dernell et al., 1998), oder es handelte
sich bereits um Tumorrezidive (Straw et al., 1989).
Die Radiotherapie eines
Synovialsarkoms nach lokaler Exzision des Tumors war in einem Fall kurativ (Vail et
al., 1994). Diese Therapie kann als Alternative bei niedrig-malignen Tumoren
angesehen werden, die lokal exzidiert werden können.
Bei allen Publikationen handelte es sich um retrospektive Studien. Zur Untersuchung
der Effektivität adjuvanter Therapieformen wären kontrollierte Therapiestudien mit
einheitlichem Patientengut nötig. Aufgrund der zu erreichenden Langzeitremissionen
mit aggressiver chirurgischer Therapie ist nach derzeitigem Stand eine aufwendige
adjuvante Therapie nicht unbedingt in jedem Falle sinnvoll.
Knochentumoren der Katze
Die Inzidenz primärer Knochentumoren bei der Katze wird mit 3,1 pro 100.000 Tiere
angegeben und liegt dabei deutlich unter der des Hundes (Straw 1996).
Der häufigste Tumor ist auch bei der Katze das Osteosarkom, dessen Anteil bei 70
bis 80 % liegt (Turrel und Pool, 1982). Eine Rasse- oder Geschlechtsprädisposition
scheint nicht vorzuliegen (Kessler et al., 1997). Im Gegensatz zum Hund ist bei der
Katze eine geringere Inzidenz von Metastasen zu finden. Das Durchschnittsalter
betroffener Katzen liegt bei über zehn Jahren. Die Hintergliedmaßen sind häufiger
betroffen als die Vordergliedmaßen und Tumoren der platten und kurzen Knochen
sind überwiegend im Bereich des Schädels zu finden, wobei die Kieferknochen oft
mit einbezogen sind (Turrel und Pool, 1982; Kessler et al., 1997). Dementsprechend
variieren die klinischen Symptome abhängig von der Lokalisation des Tumors.
Während Tumorlokalisationen am Kiefer am häufigsten Ausfälle von Zähnen,
Schädeldeformitäten
und
Nasenausfluß
hervorrufen,
sind
bei
Katzen
mit
Osteosarkomen der Gliedmaßen in erster Linie Lahmheiten zu beobachten (Kessler
et al., 1997). Da im Gegensatz zum Hund bei Katzen die Metastasierungstendenz
der Osteosarkome deutlich geringer ist, kann durch alleinige Gliedmaßenamputation
mit guten Ergebnissen gerechnet werden. Adjuvante Therapieformen spielen
deswegen eine geringere Rolle. Dementsprechend ist das Schrifttum über
Radiotherapie bei Osteosarkomen der Katze auf die Erwähnung von drei Fällen
beschränkt (Lord et al., 1982; Turrel und Pool, 1982). Turrel und Mitarbeiter (1982)
beschreiben die Bestrahlung eines Osteosarkoms des Humerus bei zwei Katzen als
alleinige Therapie. Eine Katze verstarb nach vier Monaten. Das zweite Tier wurde
nach zwölf Monaten aufgrund der massiven Behinderung durch den Tumor
euthanasiert, wobei post mortem kein Hinweis auf eine Metastasierung des Tumors
gefunden wurde.
In einer weiteren Publikation wird die Bestrahlung eines osteogenen Sarkoms der
Nasenhöhle mit einer Gesamtdosis von 40 Gy, verabreicht in sieben Fraktionen im
Abstand von jeweils einer Woche, beschrieben (Lord et al., 1982). Die Katze erhielt
jeweils drei Stunden vor der Bestrahlung 6 g/m2 Metronidazol per os als hypoxischen
Zell-Sensitizer. Die Therapie verlief ohne schwere Nebenwirkungen, und der Patient
befand sich zwei Jahre nach Therapieende in Remission.
Eine Aussage über die Effektivität dieser Therapieform ist aufgrund der seltenen
Anwendung nicht möglich. In Erwägung gezogen werden könnte sie jedoch durchaus
bei nicht vollständig resezierbaren Tumoren als adjuvante Therapie oder als palliative
Therapie zur Linderung von schmerzhaften Zuständen.
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