Medizinethik - Bioethik - ethikzentrum

Werbung
Medizinethik - Bioethik
Einführung in die Grundlagen
© Dr. Max Klopfer
Was ist Medizinethik?
• Unterscheidung zwischen Moral und Ethik
Moral (Ethos) = tatsächlich gelebte
Grundsätze.
Ethik = methodisch geleitetes,
diszipliniertes Nachdenken über Moral.
• Medizinethik: eine Disziplin der sog.
Angewandten Ethik (Bereichsethik).
© Dr. Max Klopfer
Was heißt „anwenden“?
1.
2.
3.
4.
5.
5-stellige Relation:
Jemand (Person),
wendet etwas,
in einer bestimmten Situation,
mit dem Ziel Z,
auf etwas anderes an.
© Dr. Max Klopfer
Angewandte Ethik: 3 Strategien
1. Deduktivismus: Top-down-Modell.
2. Kohärentistisch: Mittelposition.
3. Kontextualistisch: Bottom-up-Modell.
© Dr. Max Klopfer
3 Strategien
Darstellung
Kohärentismus
(c) Dr. Max Klopfer
(c) Dr. Max Klopfer
© Dr. Max Klopfer
Begriff: Gesundheit
• WHO (World Health Organization) von
1948:
• Gesundheit: „Zustand des vollständigen
körperlichen, geistigen und sozialen
Wohlbefindens und nicht nur das Freisein
von Krankheiten und Gebrechen.“
• (A state of complete physical, mental and social
well-being and not merely the absence of
disease)
© Dr. Max Klopfer
Körper und Leib
• Körper: etwas Sachliches, das der
Arzt behandelt; ich habe einen
Körper; man kann sich ihm gegenüber
distanziert verhalten.
• Leib: „mit Leib und Seele“, mein
Leibgericht, Leibeigener; ich bin mein
Leib; Leib = das PersönlichIndividuelle am Menschen
© Dr. Max Klopfer
Antike Medizinethik
• Theúrgische Medizin
(gr. Theós = Gott,
ergon = Werk, also
von Gott (Asklepios)
bewirkte Genesung.
Griechenland: Kos,
Knidos, Epidaurus;
Neuzeit: Lourdes u. a.
• Rational-empirische
Medizin
Begründer:
Hippokrates von
Kos.
© Dr. Max Klopfer
Hippokrates (460-375 vor Chr.) aus Kos
© Dr. Max Klopfer
Hippokrates *460 in Kos; Schule auch in Knidos
Epidaurus
© Dr. Max Klopfer
Eide
Promissorisch
Assertorisch
= zukunftsbezogen:
= vergangenheitsbezogen:
Ich werde . . .
Sog. hippokratischer Eid
(nicht Eid des
Hippokrates); seit 1943
gilt gesichert: er enthält
pythagoräische Ethik
© Dr. Max Klopfer
Ich habe . . .
Hippokratischer Eid
Ich schwöre bei
1. Apollon, dem Arzt, und
2. Asklepios (Apollons Sohn) und
3. Hygíeia (Tochter von Asklepios und
personifizierte Göttin der Gesundheit) und
4. Panakeía (Tochter von Asklepios; Pánakes =
Allheilmittel aus der Wurzel einer
Doldenblütlerfrucht; Panakeía, Panákion;
Panazee = Allheilmittel) …
Der Schwur erfolgt also vor 4 Mitgliedern einer
Götterfamilie: Vater, Sohn, 2 Enkeltöchter
© Dr. Max Klopfer
Die Heilgötter Asklepios (Sohn des Apollon) und
Hygíeia (Tochter des Asklepios) erhalten
Dankopfer von einer Familie
© Dr. Max Klopfer
Asklepieion von Kos: Vorderansicht
© Dr. Max Klopfer
Kos: Asklepiosheiligtum mit 3-facher Terrasse
© Dr. Max Klopfer
Kos: 3 Phasen der Heilung im Asklepieion
1.
2.
3.
Untere Ebene: Rituelle und medizinische Waschungen.
Mittlere Ebene: Opferungen (auch Geld als Honorar) für den
Gottessohn Asklepios; Schatzhaus.
Obere Ebene: Heilschlaf = Inkubation (Liege =gr. kline; dt.
Klinik): Asklepios gibt im Schlaf den Kranken einen Rat.
© Dr. Max Klopfer
Geburtsgeschichte des Asklepios
• Vater Apollon, Mutter Korónis (von Apollon
schwanger, lässt sich trotzdem mit einem
anderen Mann ein; Apollon lässt die Mutter
töten, rettet aber das Kind Asklepios (s.
Semele-Zeus-Geschichte: Gottessohn
Dionysos).
• Gottessohn Asklepios kommt in Epidaurus zur
Welt.
• Da göttlicher Glanz von ihm ausgeht, kommen
Hirten zu seiner Geburt (s. Dionysos, Jesus).
• Tiersymbole des Asklepios: Schlange (gilt als
gurtartig, heilt durch Lecken die Wunden; vgl.
Apollon-Heiligtum in Delphi; Pythia) und der
Hund (Unterwelt).
© Dr. Max Klopfer
Asklepieion von Kos: Blick auf das Meer
© Dr. Max Klopfer
Schlange und Asklepios
• Schlange als Symbol:
polyvalent, kann
zerstörerisch als auch
heilend sein; Gift der
Giftschlangen kann
auch Heilmittel sein.
• Schlange: kluges,
heilendes Tier.
• Die Häutung der
Schlange wird als
Prozess der Lebenserneuerung betrachtet.
© Dr. Max Klopfer
Kreta, 1.600 vor Chr.: Schlangengöttin als Heilerin
© Dr. Max Klopfer
Epidaurus: Theater (3. Jh. vor Chr.)
© Dr. Max Klopfer
Epidaurus: Theater als Therapie durch Katharsis
© Dr. Max Klopfer
Epidauros: Asklepios (4. Jh. vor Chr.)
© Dr. Max Klopfer
Textstellen, die den Eid als
pythagoräische Ethik ausweisen:
• „Nie werde ich irgend jemandem, auch
nicht, wenn man mich darum bittet,
ein tödliches Mittel verabreichen
oder auch nur einen derartigen Rat
erteilen, ebenso werde ich keiner
Frau ein keimvernichtendes
Vaginalzäpfchen verabreichen.“
© Dr. Max Klopfer
Pythagoras (* 576 auf Samos, t 496): 80
Jahre
•Gründet religiösen Orden mit Reinheitsvorschriften, rationaler Denkweise.
(Mathematik, Geometrie: z. B. Lehrsatz des
Pythagoras).
•Wiedergeburtslehre: er habe schon viele
Leben gelebt; Bild: fließendes Gewand
erinnert an Leichentuch; Binden um Brust
und Kopf sind Zeichen seiner Hadesfahrten
•Soll schönster Mann seines Jahrhunderts
gewesen sein (Statue ist von 480, also 16
Jahre nach seinem Tod; zeigt ihn in
apollinischer Schönheit).
© Dr. Max Klopfer
Älteste Medizinethik: Eid des Hippokrates
(460 – 375 v. Chr.) bzw. hippokratischer Eid
1. Niemals schaden!
2. Das Wohl des Patienten ist oberstes
Prinzip!
3. Der Wille des Patienten ist oberstes
Prinzip!
© Dr. Max Klopfer
Grundfrage der gegenwärtigen bioethischen
Diskussion hinsichtlich der Erlaubtheit von
Embryonenforschung
• Wer ist „Patient“?
Der Embryo?
Die Mutter?
• Wer entscheidet?
Die Mutter?
Der Arzt bzw. Forscher?
© Dr. Max Klopfer
•
•
•
•
•
Ärztliches Handeln
Unterschied Tun und Handeln (Tun um eines
Zieles willen).
Moralisch relevantes Ziel: die Intention des
Handelnden.
Zielerreichungsstrategie: Einsatz
geeigneter Mittel: teleologische Frage
(telos = Ziel).
Ziel- und Mittelüberprüfung:
deontologische Frage (deon = Pflicht).
Ärtzliches Handeln steht wie jedes Handeln
unter dieser Doppelbedingung.
© Dr. Max Klopfer
Medizinethische Verfahrensweisen
• Medizinethik in aristotelischkantischer Tradition: Prüfung der
ärztlichen Handlung (Erlaubtheit von
Ziel und Mittel).
• Medizinethik am amerikanischen VierPrinzipien-Ansatz
(Beauchamp/Childress).
© Dr. Max Klopfer
Vier-Prinzipien-Ansatz bei
Beauchamp und Childress
• Nonmaleficence: Nicht schaden!
• Beneficence: Fürsorgepflicht.
• Autonomy: Selbstbestimmung des
Patienten.
• Justice: Soziale Gerechtigkeit.
© Dr. Max Klopfer
Medizinethisches Entscheidungsmodell
Nicht schaden!
Fürsorge
Patientenwille
Soziale
Gerechtigkeit
© Dr. Max Klopfer
Hauptproblem:
Wie entscheiden in medizinethischen
Konfliktfällen?
Durch Einsatz von sog. Vorzugsregeln
1. Personale Vorzugsregel (Wille des
Patienten)
2. Naturale Vorzugsregel (Dringlichere
Handlung zuerst)
3. Soziale Vorzugsregel (Viele vor einem)
4. Ökologische Vorzugsregel (Gesamtsystem
vor Einzelsystem)
5. Ethos-Vorzugsregel (Ethos des Patienten)
© Dr. Max Klopfer
Was ist Bioethik?
• Reflexion auf den verantwortlichen Umgang
mit Leben („Ethik des Lebens“) in der
Anfangsphase.
• Klassische Fragen der Medizinethik, wie
Arzt-Patienten-Verhältnis, Intensivmedizin,
Sterbehilfe u. a.
• Organtransplantation,
Fortpflanzungsmedizin,
Embryonenforschung, genetische Diagnostik
u. a.
• Umfasst auch Tier- und Umweltschutz.
© Dr. Max Klopfer
Hauptfragen der Bioethik
• Wann beginnt menschliches Leben?
• Welchen Status hat der menschliche
Embryo?
• Ist der Embryo bereits ein Mensch,
eine Person?
• Welche Folgerungen ergeben sich
daraus?
© Dr. Max Klopfer
© Dr. Max Klopfer
Bioethische Probleme am Beginn
menschlichen Lebens
• Der Wunsch nach einem – gesunden – Kind:
das Problem der Vererbung.
• Klonen: ein Weg?
• Präimplantationsdiagnostik.
• Pränataldiagnostik.
• Prädiktive Medizin.
• Stammzellenforschung.
© Dr. Max Klopfer
Biologische Grundlagen
•
•
•
•
•
Was ist eine Zelle?
Was ist ein Zellkern?
Was ist die DNA?
Was ist das Chromosom?
Was ist Gentechnik?
© Dr. Max Klopfer
Biologische Grundbegriffe
Gene:
Sie enthalten die Erbinformationen.
Chromosomen:
Auf ihnen liegen die Gene.
Genotyp:
Erbbild eines Organismus.
Phänotyp:
Erscheinungsbild.
Zelle:
Darin ist der Zellkern; er steuert
die Tätigkeit der Zelle und enthält
die Informationen der DANN.
Gentechnik:
Man bringt Gene von einem Lebewesen in ein
anderes und verändert es.
Eugenik:
(gr. eugenes) = von guter Abstammung; Lehre von
der Erbgesundheit.
© Dr. Max Klopfer
Zelle - Zellkern (rosa: Chromosomen) – Genaustausch
Zelle = 1/1000 mm
© Dr. Max Klopfer
Chromosomen von Menschen:
23 Chromosomenpaare:
männlich, weiblich
© Dr. Max Klopfer
Das menschliche Erbgut
• In den Kernen der menschlichen Körperzellen befinden
sich die Chromosomen, auf
denen die DNA wie auf einer
Strickleiter aufgewickelt ist.
• Auf jeder Leitersprosse sind je
2 Stickstoffbasen
(„Genbuchstaben“).
• Die 30.000 bis 40.000
menschlichen Gene werden von
4 Basen (A, C, G, T) gebildet,
insgesamt aus 3 Milliarden
„Genbuchstaben“.
© Dr. Max Klopfer
© Dr. Max Klopfer
Vorgang der Befruchtung
© Dr. Max Klopfer
Früher menschlicher Embryo
•
•
Links: Embryo im Stadium von
10 Zellen (auf einer
Nadelspitze)
Unten: Von der Zygote
(totipotent) bis zur Blastozyste
(pluripotent)
© Dr. Max Klopfer
Blastozyste
= Embryo vom 4. – 7. Tag
150 – 200 Zellen, 1/10 Millimeter
= Quelle der embryonalen Stammzellen
© Dr. Max Klopfer
Begriffe
• Totipotent = Allseitige
Entwicklungsfähigkeit (kann ein Mensch
oder auch nur ein Organ werden).
• Pluripotent = Vielseitige
Entwicklungsfähigkeit (kann zu verschieden
Organen sich entwickeln, aber nicht mehr
zu einem Menschen).
• Multipotent = Mehrfache
Entwicklungsfähigkeit (bei adulten
Stammzellen).
© Dr. Max Klopfer
Befruchtete Eizelle
BRD: Leben beginnt mit Befruchtung;
Präimplantationsdiagnostik (PID) verboten
1.Tag
2 Zellen
Zygote
Zellen totipotent
2. Tag
4 Zellen
Zellen: von totipotent zu pluripotent
3. Tag
8 Zellen
Embryo: Heißt vom 4. bis 7. Tag Blastozyste
Blastozyste mit pluripotenten embryonalen
Stammzellen: § 8 ESchG definiert totipotente
Zellen als Embryonen – nach § 6 ESchG ist das
Klonen von Embryos verboten
4. Tag
16 Zellen
5. Tag
32 Zellen
6. Tag
64 Zellen
7. Tag
128/256
Zellen
GB: Leben beginnt mit Einnistung des Embryos im
Uterus
2.
Woche
BRD: § 218 bis Ende 12. Woche: rechtswidrig, aber
straffrei
3.
Monat
© Dr. Max Klopfer
Von der Zygote zur Blastozyste
Zygote = befruchtete Eizelle
© Dr. Max Klopfer
(1) Fünf Wochen (1 cm); (2) 10 Wochen;
(3) 14 Wochen (6 cm); (4) 20 Wochen (30 cm)
3
1
2
4
© Dr. Max Klopfer
Genotyp und Phänotyp
• Genotyp
• Phänotyp
• Genetische
Ausstattung (Gene,
auch Allele, die nicht
aktiviert sind)
• Ist die vom Genotyp
erzeugte körperliche
Gestalt
• Das Zusammentreffen
von Genotyp und
Umwelt ergibt den
Phänotyp
© Dr. Max Klopfer
• Zwei Lebewesen mit
gleichem Genotyp können
unterschiedliche
Phänotypen sein (und
umgekehrt!)
Genotyp und Phänotyp
• Genotypischer
Unterschied zwischen
Mensch und
Schimpanse: nur 1,6 %
• Phänotypischer
Unterschied
(Aussehen, Verhalten)
dagegen beträchtlich
• Die Vögel Zilpzalp und
Fitislaubsänger können
selbst von geübten Vogelkundlern nur an ihrem
Gesang unterschieden
werden, so ähnlich sehen
sie sich. Genetisch
unterscheiden sie sich
aber stärker als Mensch
und Schimpanse.
© Dr. Max Klopfer
Kinderwunsch: in jedem Fall?
• In-vitro-Fertilisation (IVF)
- homolog
- heterolog
- doppelt heterolog
• ICSI-Verfahren
(Intracytoplasmatische
Spermieninjektion)
• Präimplantationsdiagnostik.
• Pränataldiagnostik.
• Leihmutterschaft.
© Dr. Max Klopfer
Schwangerer Mann bekommt ein Kind
Der 34-jährige transsexuelle Amerikaner Thomas
Beatie war früher eine Frau und behielt Gebärmutter
und Eierstücke. Er /Sie ist verheiratet mit einer Frau
(Nancy) und nach einer künstlichen Befruchtung im 8.
Monat schwanger, Geburt durch Kaiserschnitt am 6. Juli
2008 vorgesehen. (Bild: Juni 2008)
© Dr. Max Klopfer
Reproduktionstechnologien:
In-Vitro-Fertilisation
3 Konstellationen
Homologe
Insemination
Heterologe
Insemination
Ei- und Samenzellen
stammen von
Ehepartnern
Ei- oder Samenzellen
stammen von
dritten Personen
Ethisches Problem:
Dritte Person
übernimmt keine
Verantwortung
© Dr. Max Klopfer
Doppelt heterologe
Insemination
Ei- und Samenzellen
stammen von
dritten Personen
Ethisches Problem:
Dritte Personen
übernehmen
keine Verantwortung
Künstliche Befruchtung durch ICSI
(Intracytoplasmatische Spermieninjektion)
Das Spermium ist in der Pipette (links)
© Dr. Max Klopfer
Probleme bei der ICSI-Methode
• Setzt die natürliche Selektion außer Kraft, dass
nur „fitte“ Spermien bei der Befruchtung zum Zug
kommen.
• Das Risiko einer – schweren oder leichten –
Fehlbildung ist nach ersten Befunden wesentlich
höher als bei einer natürlichen Befruchtung.
• Schwere Defekte sind z. B. Herzdefekte,
Gaumenspalte u. a.
© Dr. Max Klopfer
Leihmutterschaft
Seelische Probleme der biologischen Mutter
Während der Schwangerschaft und bei der Geburt
© Dr. Max Klopfer
Ethische Probleme der Leihmutterschaft
• Motiv der Leihmutter: finanzielle Gründe
Gefahr, dass die Leihmutter in ihrer Lebensführung
nicht auf die Situation des Kindes Rücksicht nimmt.
• Entwicklung einer starken Bindung der Leihmutter an
das Kind – verweigert vielleicht die Herausgabe.
• Was ist, wenn das Kind behindert ist?
• Lässt die Leihmutter die pränatale Diagnostik
durchführen?
• Wie verkraftet später das Kind die Information
über seine Herkunft?
• Fazit: Wie bei der IvF dringt eine dritte Person
unmittelbar in die Entstehung eines Kindes ein; aus
ethischer Sicht ist sie deshalb abzulehnen.
© Dr. Max Klopfer
Klonen: ungeschlechtliche Erzeugung von erbgleichen
Nachkommen
1997: „Dolly“
Das Erbgut eines Schafes wurde
in die Eizelle eines zweiten
Schafes verpflanzt und diese
Eizelle durch einen leichten
Stromschlag zur Teilung
angeregt.
In ein drittes Schaf verpflanzt,
war das geborene Lamm mit
dem ersten Schaf genetisch
identisch. Erst beim 277.
Versuch erfolgreich.
© Dr. Max Klopfer
Geschichte der künstlichen Fortpflanzung
© Dr. Max Klopfer
Zwei vorgeburtliche Diagnostiken
• Präimplantationsdiagnostik
Bei
In-vitroFertilisation
In Deutschland
verboten
•
Pränataldiagnostik
in utero
Methoden u. a.:
1. Amniozentese
2. Choriozottenbiopsie
(opsis = Sehen)
3. Utraschall
© Dr. Max Klopfer
Was ist „pränatale Diagnostik“?
• Sie ist Teil der pränatalen Medizin = Betreuung der
Schwangeren und des Ungeborenen.
• Von der Bundesärztekammer existieren zwei
Stellungnahmen:
1987: Empfehlungen zur pränatalen Diagnostik
Methoden u. a.: Amniozentese,
Ultraschalldiagnostik, Choriozottenbiopsie
1998: Richtlinien zur pränatalen Diagnostik
Medizinisch-technischer Fortschritt in der
Chromosomendiagnostik (DNA-Analyse) zur
Erfassung monogener Krankheitsbilder,
intrauterine Therapie (innerhalb des Uterus) u. a.
Zunehmende Patientenautonomie mit dem Recht
auf „informed consent“
© Dr. Max Klopfer
Pränatale Diagnostik
Fruchtwasserpunktuation
= Amniozentese
(gr. ámnion = Haut; gr. kéntesis =
das Durchstechen)
Frühamniozentese:
12. Schwangerschaftswoche.
Standardamniozentense:
15. Schwangerschaftswoche.
© Dr. Max Klopfer
Pränatale Diagnostik
Amniozentese
© Dr. Max Klopfer
Pränatale Diagnose
Amniozentese
© Dr. Max Klopfer
Pränatale Diagnostik
1.
Ultraschall
Während der
Schwangerschaft
mindestens dreimal
2. Choriozottenbiopsie
gr. chórion = Haut; gr. bios =
Leben; gr. ópsis = Sehen
10. Schwangerschaftswoche
Begleitende Beratung bei pränataler Diagnostik
Schwangere soll sich vor und nach der pränatalen
Diagnostik beraten lassen.
• Vor: Ziel, Risiko, Grenzen, Sicherheit, Alternativen
der pränatalen Diagnostik.
• Nach: Therapiemöglichkeiten, Alternativen,
Inanspruchnahme von Hilfe (Selbsthilfegruppen,
ärztliche Hilfe).
Grundproblem: Diagnostische Möglichkeiten größer
als therapeutische Möglichkeiten:
Schwangerschaftsabbruch erscheint vielen
Schwangeren dann als einziger Ausweg.
Ethisches Dilemma: Krankheit wird dadurch
beseitigt, dass der Patient/Kranke (=
Embryo/Fetus) zum Verschwinden gebracht wird.
Ethische Argumente zur pränatalen Diagnostik
• „ Genetisch Kranke‘“ sind zwar symptomlose
Kranke, deren Krankheit aber vielleicht niemals
ausbricht.
• Jeder Mensch trägt ca. 20 genetische Defekte in
sich.
• Zur Würde des Menschen gehört seine genetische
Identität, Zufälligkeit und Unvollkommenheit.
• Die Würde und Individualität gründen auch darin,
Produkt des Zufalls, der „genetischen Lotterie“ zu
sein.
• Eltern sind nur für das Leben ihrer Kinder, nicht
aber für deren kosmetische Eigenschaften
verantwortlich.
© Dr. Max Klopfer
Monogen vererbte Krankheiten,
erfahrbar durch pränatale Diagnostik
Zeigen sich erst in späterem
Zeigen sich schon in früher
Lebensalter
Kindheit
• Chorea Huntington
• Zystische Fibrose
= „Veitstanz“
= Mukoviszidose
• Typ 3 der Zystenniere
• Sichelzellenanämie
= Form des Nierenversagens
= Blutarmut durch
• Myotone Dystrophie
Zerfall der roten
• Muskeldystrophie Becker
Blutkörperchen
Myotonie = Muskelschwund,
• Hämophilie
Probleme beim Öffnen und
Schließen von Faust und
= Bluterkrankheit
Augenlidern u. a.
• Phenylketonurie
Dystrophie = Ernährungsstörung
= ab 4. Monat massive
eines Gewebes
Beeinträchtigung der
Intelligenz, Lähmungen
u. a.
© Dr. Max Klopfer
Präimplantationsdiagnostik
(in Deutschland verboten, in x-EU-Ländern erlaubt)
Präimplantationsdiagnostik (PID)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Hormonbehandlung: Die Frau erhält eine Hormonbehandlung und
produziert bis zu 10 Eizellen.
Künstliche Befruchtung: Diese werden durch IVF = In-vitroFertilisation in einer Petrischale befruchtet oder durch ICSI =
Intracystoplasmatische Spermien-injektion mittels Hohlnadel
direkt in die Eizelle gespritzt.
Biopsie: Aus den entstandenen Embryonen wird im 4-12Zellenstadium je eine Zelle abgesaugt.
Check: Die abgesaugten Zellen werden auf Defekte untersucht =
Gen- bzw. Chromosomencheck.
Selektion: Embryo mit gesunden Erbanlagen wird ausgesucht, die
anderen tiefgefroren (oder vernichtet).
Implantation: Der ausgewählte Embryo wird mit einem dünnen
Schlauch in die Gebärmutter der Frau eingespült.
© Dr. Max Klopfer
Was ist Präimplantationsdiagnostik?
• Präimplantationsdiagnostik, engl. preimplantation
genetic diagnosis = PGD, dt. PID
• Diagnostik an einem in vitro erzeugten Embryo vor
seinem Transfer in den uterus.
• Im Anschluss an die IvF werden dem Embryo Zellen
entnommen, deren Erbgut (DNA) auf Krankheiten
untersucht wird.
• Die entnommenen Zellen werden dabei zerstört.
• Die Entnahme der Zellen erfolgt meist am 3. Tag nach
der IvF (Blastomerbiopsie) = 4-10-Zell-Stadium.
• Bis zum 8-Zell-Stadium ist eine Zelle totipotent.
• Im Blastozystenstadium (5./6. Tag) sind die Zellen nur
mehr pluripotent (Blastozystenbiopsie).
© Dr. Max Klopfer
Präimplantationsdiagnostik (PID)
Grundlage: Hormonbehandlung
1. ICSI-Befruchtung oder IVF
2. Kerne von Ei- und Samenzelle
verschmelzen
3. Nach 3 Tagen: 8-12 Zellen; 1
Zelle wird abgesaugt
4-5:Aus deren Kern wird die
doppelsträngige DNA isoliert;
in DNA: genetische
Information
6-9:Länge der DNA-Fragmente
gibt Aufschluss über
Krankheiten;
9 = krank, da zu lang;
Maßstab: gesunde DNA
10. Untersuchter Embryo wird in
Uterus transferiert; Größe 6
Tage nach Befruchtung (oben
links); Größe 40 Tage nach
Befruchtung (oben rechts)
© Dr. Max Klopfer
Präimlantations-Gen-Diagnostik
Aufschlitzen eines Embryos und Heraussaugen einer Zelle aus dem
8-12-Zell-Embryo
Ethisches Fundamentalschema
Unterscheidung
Erlaubtheit der
Ziele
© Dr. Max Klopfer
Erlaubtheit der
Mittel
Widersprüche?
• Erlaubt
In-vivo erzeugte
Feten im Mutterleib
(in utero) dürfen
abgetrieben werden
(lat. vivus = lebendig)
• Pränataldiagnostik
erlaubt.
• Verboten
• In-vitro erzeugte Feten
dürfen nicht getötet
werden (lat. vitrum = Glas).
• Präimplantationsdiagnostik
verboten (in vielen EULändern erlaubt).
• In-vitro erzeugte
überschüssige Embryonen
dürfen nicht für
wissenschaftliche Zwecke
verwendet werden.
© Dr. Max Klopfer
Klonen: therapeutisch und reproduktiv
Stammzellen
Stammzellen = „Urzellen des
Lebens“: können sich durch
biochemische Manipulationen in
jede der 210 menschlichen Zellen
entwickeln
Oben: Blastozyste, 6 Tage alt; in ihr
befinden sich embryonale
Stammzellen.
Unten: embryonale Stammzellen.
5 Methoden der Stammzellgewinnung
1. Fetale Stammzellen (aus abgetriebenen Embryonen).
2. Embryonale Stammzellen (aus
überzähligen Embryonen).
3. Adulte Stammzellen.
4. Stammz. aus Nabelschnurblut.
5. Stammz. nach Kerntransfer (ohne
Embryonenentwicklung).
© Dr. Max Klopfer
Veränderung einer Eizelle
• Ein Gentechniker
befruchtet oder klont unter
dem Mikroskop eine Eizelle.
• Mittels Saugpipette wird
die Eizelle festgehalten.
• Beim Klonen wird die Eizelle
entkernt.
• Der Kern einer Körperzelle
wird eingesetzt.
• Die geklonte Zelle wird zur
Teilung angeregt.
Stammzellen: embryonal und adult
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Eizelle wird entkernt.
Erbgut aus Körperzelle injiziert.
Geklonte Eizelle teilt sich und wird
zur Blastozyste.
Embryonale Stammzellen werden der
Blastozyste entnommen.
In einer Kulturschale entwickeln
diese sich zur gewünschten
Gewebeart.
Frische Haut-, Nerven- oder andere
Zellen werden injiziert.
Ersatzorgan wird gezüchtet und
transplantiert.
Adulte Stammzellen werden direkt in
die benötigte Gewebeart
transformiert.
In der Gebärmutter entwickelt sich
der geklonte Embryo als genetische
(DNA)-Kopie.
Biologisch-juristische Argumentation
• Durch therapeutisches Klonen wird eine totipotente bzw.
pluripotente Zelle geschaffen.
• Zur Entnahme von embryonalen Stammzellen muss sie vernichtet
werden.
• Dies bedeutet einen Grundrechtseingriff bzw. –übergriff.
• Zusammenhang von Art. 1 und Art. 2 GG:
Der Lebensschutzgrundsatz von Art. 2 GG ist naturale Basis für die
Inanspruchnahme von Art. 1 GG: Art. 1 ist das höchste, Art. 2 das
fundamentalste Gebot.
„Wo menschliches Leben existiert, kommt ihm Würde zu; es ist
nicht entscheidend, ob der Träger sich dieser Würde bewusst ist
und sie selbst zu wahren weiß.“ [BVerfG 39,1 (41)]
Das grundgesetzliche Paradoxon wird darin gesehen: Herstellung
von Trägern des Grundrechts Art. 2, um sie sogleich als
Forschungsmaterial wieder zu verbrau-chen.
© Dr. Max Klopfer
Kant: Metaphysik der Sitten, § 28
„Denn da das Erzeugte eine Person ist, und es unmöglich ist, sich von
der Zeugung eines mit Freiheit begabten Wesens durch eine
physische Operation einen Begriff zu machen: so ist es in praktischer
Hinsicht ganz richtige und auch notwendige Idee, den Akt der
Zeugung als einen solchen anzusehen, wodurch wir eine Person ohne
ihre Einwilligung auf die Welt gesetzt, und eigenmächtig in sie
herüber gebracht haben; für welche Tat auf den Eltern nun auch eine
Verbindlichkeit haftet, sie, soviel in ihren Kräften ist, mit diesem
ihren Zustande zufrieden zu machen. –
Sie können ihr Kind nicht gleichsam als ihr Gemächsel (denn ein solches
kann kein mit Freiheit begabtes Wesen sein) und als ihr Eigentum
zerstören oder es auch nur dem Zufall überlassen, weil an ihm nicht
bloß ein Weltwesen, sondern auch ein Weltbürger in einen Zustand
herüber (ge)zogen, der ihnen nun auch nach Rechtsbegriffen nicht
gleichgültig sein kann.“
© Dr. Max Klopfer
Ethische Argumentsfiguren zur Stammzellenforschung
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Güterabwägung zwischen dem Ziel (der Heilung vieler Menschen) und
dem Mittel (der Instrumentalisierung eines Embryos)?
Kant: Vorrang der Rechtspflichten vor den Tugendpflichten
Unterscheidung: therapeutisches und reproduktives Klonen: ZielMittel-Zusammenhang?
Ziel verschieden, Mittel gleich = Instrumentalisierung des Embryos
Abgestufter Lebensschutz?
Frage nach dem Beginn des individuellen Lebens
Ethik des Heilens oder Ethik der Rechte?
Vorrang der negativen Unterlassungspflichten vor den positiven
Handlungspflichten
Schicksal verwaister Embryonen?
In-vitro erzeugte Embryonen können faktisch besser geschützt
werden als in-vivo erzeugte
Unterschiedliche Rechte in Europa?
Moralische Abwärts- oder Aufwärtsspirale?
Schutz des Embryos?
Fragen und Argumente
zum status embryonis
Sind Mensch
und Person
das Gleiche?
Wann beginnt
Menschsein
physiologisch?
Gibt es einen
„gestuften
Lebensschutz“?
Probleme und Anfragen:
Problem einheitlicher Kriterien: Willkürlichkeit?
„Ethik des Heilens“ als „therapeutischer Imperativ?
© Dr. Max Klopfer
Argumente für und gegen therapeutisches Klonen
Contra-Argumente
Pro-Argumente
• Ethik des Heilens: in die
Diskussion eingeführt von
Reinhard Merkel
• Therapeutischer
Imperativ: eingeführt von
Andreas Kuhlmann
• Ethik der Rechte
• Kant:
Unterlassungspflichten
haben Vorrang vor
Handlungspflichten
Ethik-Grundtyp:
konsequentialistische Ethik
der Interessen
Personbegriff:
aktualistisch-qualitativ
© Dr. Max Klopfer
Ethik-Grundtyp:
kategorische Pflichtethik
der Menschenwürde
Personbegriff:
Selbstzwecklichkeit
Internationale Erklärungen
zur Bioethik
• Europarat
April 1997: Europäische
Bioethikkonvention
• UNESCO
November 1997:
Internationale Erklärung zum
menschlichen Genom und zu
den Menschenrechten
© Dr. Max Klopfer
Unterschied:
Europarat und Europäische Union (EU)
• Europarat:
41 Mitgliedsländer (von
Albanien über Russland bis
Zypern): 800 Mill. Menschen
Beide haben gleiche Symbole: Fahne
und Hymne
• Europäische Union
(EU)
450 Mill. Menschen
© Dr. Max Klopfer
Europarat
Europarat
4. April 1997:
Europäische Menschenrechtskonvention zur Bioethik
Bis heute von 28 der 41 Staaten des Europarates unterzeichnet,
darunter Staaten, nicht Deutschland
Enthält u. a. folgende Schutzprinzipien:
• Schutz der menschl. Würde.
• Vorrang des Individuums vor
den Interessen der
Gesellschaft.
• Prinzip des „informed consent“.
• Diskriminierungsverbot
gegenüber genetischem Erbe.
• Verbot des Eingriffs in die
menschliche Keimbahn.
• Verbot der Geschlechtswahl
bei der Fortpflanzungsmedizin.
• Verbot der Herstellung von
Embryonen zu Forschungszwecken.
• Embryonenschutz für in-vitroEmbryonen.
• Einwilligungskriterien für
Organspende.
• Verbot des Organhandels.
• Verbot der
Lebendorganspende bei
nichteinwilligungsfähigen
Personen.
Art. 27: National strengere
Bestimmungen können
beibehalten werden
© Dr. Max Klopfer
Die UNESCO
U
N
E
S
C
O
United
Nations
Educational,
Scientific and
Cultural
Organization
• 188 Mitgliedsstaaten.
• Eine der 16 rechtlich
eigenständigen Sonderorganisationen der Vereinten
Nationen.
• Sitz: Paris.
• Unterzeichnung von 37
Staaten am 16. November
1945 in London.
• 4. Nov. 46: Verfassung tritt
in Kraft.
• BRD: 1951 Beitritt.
• DDR: 1972 Beitritt.
© Dr. Max Klopfer
Pro- und Contra-Positionen des Nationalen
(Deutschen) Ethikrates zur Stammzellenforschung
Pro
Contra
• Es gibt einen vorgeburtlichen abgestuften
Lebensschutz.
• Art. 2 Abs. 2 Satz 3 GG.
• Art. 5 Abs. 3 GG.
• Embryonen in vivo und in
vitro: Doppelte Moral.
• „Dammbruchargument“ zieht
nicht.
• Ethik des Heilens.
• Potenzialitätsargument zieht
ebenfalls nicht.
• 14-Tage-Argument.
• Es gibt keinen abgestuften
Lebensschutz.
• Der einzig qualitative Sprung
für die Individualentwicklung
ist die Verschmelzung von Eiund Samenzelle.
• Embryonale Entwicklung ist ein
kontinuierliche Prozess.
• Die Zygote trägt die Anlage zur
aktiven Gestaltung in sich
selbst.
• Zwillingsentwicklung kein
Argument gegen Individualität.
• Rechtspflichten vor
Tugendpflichten.
© Dr. Max Klopfer
Leid, Sterben, Tod
• Der Kranke
• Sterben und Tod
• Hoffnungen: Organspenden,
Organtransplantationen usw.
© Dr. Max Klopfer
Die Frage nach Leid, Tod und dem
Sinn des Lebens
• Was heißt „Sinn des Lebens“?
• Welche Aussagen machen hierzu die
Religionen?
• Welchen Stellenwert haben darin
Glück und Freude, aber auch Leid und
Tod?
• „Ewiges Leben“? Wodurch kann es in
den Religionen erreicht werden?
• Ist dies für heutige Gesellschaften
vermittelbar?
© Dr. Max Klopfer
Sterben
• Sterben = Prozess, Tod = Zustand
• Heute andere Todeserfahrungen als
früher (ars moriendi)
• Veränderte Einstellungen zum Tod
(Jugendkult in der Werbung;
Fernsehbericht vom Tod in fernen
Ländern, Kriege, Naturkatastrophen)
• Patientenverfügungen
© Dr. Max Klopfer
© Dr. Max Klopfer
Sterben und Tod
• Apparate-Medizin: Behandlungsverzicht
und Behandlungsabbruch
• Palliative (schmerzlindernde) Therapie
• Sterben gehört zum Menschen und somit
zu seiner Würde.
• Sterbebeistand = bezieht sich auf den
kranken Menschen.
• Sterbebegleitung = bezieht sich auf den
Sterbevorgang.
© Dr. Max Klopfer
Der Tod und der Tote
1.
Todesbestimmung: Keine Todesdefinition
möglich, denn ein Tod ist „je meiner“; der Tod
ist mitten im Leben (media in vita in morte
sumus); Unwiderbringlichkeit des „erfüllten
Augenblicks“, Kostbarkeit der Zeit
2. Todeskriterium: Herz-Kreislauf-Stillstand
und Ganzhirntod (seit 1968), nicht nur
Teilhirntod; Problem: Grenze zwischen Leben
und Tod kann verwischt werden.
3. Todesfeststellung: medizinische Fachaufgabe
© Dr. Max Klopfer
Sterbephasen
1. Nicht-Wahr-haben-Wollen
2. Zorn: Warum ausgerechnet ich?
3. Verhandeln, kämpfen, warten auf ein
Wunder
4. Depression, Abschiedsschmerz, Trauer,
Testament
5. Zustimmung, Einfügung in das
Unabänderliche, Warten auf den Tod
© Dr. Max Klopfer
Organtransplantation
1. Anthropologie: Leib haben und Leib sein.
2. Organgewinnung (Lebendspende oder
Totenspende)
3. Spezialprobleme, z. B. Xenotransplantation (=
Tierethik)
4. Organverteilung: Verbot des Organhandels;
wer bekommt das Organ? (Eurotransplant,
Leiden, Holland); Kriterien für
Organverteilung: Kombatibilität, Dringlichkeit,
Wartezeit.
© Dr. Max Klopfer
Organgewinnung
•
•
•
•
Organ-Spende = Freiwilligkeit.
Keine Ökonomisierung.
Kein psychischer Druck auf Spender.
Lebendorganspende: paarige Organe
(Niere) oder regenerierbare Organe
(Knochenmark), keine Dauerfolgen;
Problem: nicht-einwilligungsfähige
Spender (in Ausnahmefällen, z. B.
enge Familienangehörige) möglich.
© Dr. Max Klopfer
Organgewinnung
• Toten-Organ-Spende (postmortale
Organentnahme):
• Enge Zustimmungsregelung = bevorzugt den
Spender, vernachlässigt den Empfänger
• Erweiterte Zustimmungsregelung
(Informationslösung) = mutet den
Angehörigen kurz nach dem Ableben die
Entscheidung zu.
• Widerspruchsregelung (gilt in Österreich,
dort auch für Ausländer, z. B. Deutsche) =
bevorzugt den Empfänger.
© Dr. Max Klopfer
Tissue Engineering
= Gewebezüchtung
• Haut, Knochen, Nerven, Zähne u. a. aus der
Petrischale
• Bild: Maus mit einem menschlichen Ohr auf
dem Rücken
• Einem Menschen wurde das bei einem
Unfall verlorene Ohr durch gezüchtetes
Knorpelgewebe ersetzt; die Zellen
stammten aus der Rippe des Patienten
© Dr. Max Klopfer
Tierversuche
• Maus, auf deren Rücken ein
menschliches Ohr angewachsen
ist: Mit Hilfe von Stammzellen
wollen Biotechniker
menschliche Frischzellen,
Ersatzgewebe oder ganze
Organe herstellen.
• Fruchtfliege Drosphila: Am
Kopf sind Beine statt der
Fühler.
UNESCO
Allgemeine Erklärung zum menschlichen Genom und zu den
Menschenrechten
Die Erklärung hat politischen Charakter, keine völkerrechtliche
Verbindlichkeit
• Zentrale Aussage:
Menschliches Genom
ist ein „Erbe der
Menschheit“.
• Betont die Würde des
Menschen.
• Klare Absage an jede
Diskriminierung
aufgrund von genetischen Merkmalen.
• Klonen von Menschen
verboten.
• Das Genom jedes
einzelnen Menschen
stellt seine
spezifische genetische
Identität dar.
• Die Persönlichkeit
jedes Menschen lässt
sich nicht auf seine
genetischen Eigenschaften reduzieren.
© Dr. Max Klopfer
Prinzipien der UNESCO
Präambel (16. Nov. 1945, London):
• „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss
auch der Friede im Geist der Menschen verankert
werden.“
• „Ein ausschließlich auf politischen und
wirtschaftlichen Abmachungen von Regierungen
beruhender Friede kann die einmütige, dauernde und
aufrichtige Zustimmung der Völker der Welt nicht
finden. Friede muss – wenn er nicht scheitern soll – in
der geistigen und moralischen Solidarität der
Menschheit verankert werden.“
© Dr. Max Klopfer
Der Nationale Ethikrat
• 2. Mai 2001: Beschluss der Bundesregierung zur Errichtung
eines Nationalen Ethikrates
• Aufgaben: Forum des Dialogs über ethische Fragen in den
Lebenswissenschaften
• Er ist unabhängig und bestimmt seine Aufgaben und seine
Arbeitsweise selbst
• Seine Stellungnahmen werden veröffentlicht
• Er arbeitet mit vergleichbaren Einrichtungen internationaler
Organisationen zusammen
• Er repräsentiert naturwissenschaftliche, medizinische,
theologische, philosophische, soziale, rechtliche, ökologische und
ökonomische Belange
• Er besteht aus 25 Mitgliedern
• Sitz: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
© Dr. Max Klopfer
Frankreich
• 1983: Mitterand beruft das „Comité Consultatif
National d‘Éthique pour les sciences de la vie et de la
santé“ CCNE
• 1994: Bioethik-Gesetz: verbietet Forschung an
Embryonen, es sei denn, sie erleiden dadurch keinen
Schaden
• 2000: Konflikt zwischen Staatspräsident Chirac
(dagegen) und Ministerpräsient Jospin (dafür)
• CCNE: Embryo = potentielle menschliche Person; Verbot
der réification = Verdinglichujng
© Dr. Max Klopfer
Stammzellenforschung: Frankreich
• Contra
• Pro
1. Réification´
1. Solidarität
2. Forschungsnachteil
3. Missbrauchseingrenzung
(Verdinglichung)
1. Missbrauch
2. Merkantilisierung
3. Unsichere
Forschungsaussicht
en
© Dr. Max Klopfer
Frage, ob es sich beim Embryo um individuelles, in seiner
genetischen Identität und Einmaligkeit bereits festgelegtes
Leben handelt, das sich nicht erst zum Menschen, sondern als
Mensch entwickelt.
Handelt es sich bei totipotenten Zellen bereits um
Individualität? Es könnte sich aus jeder Zelle durch
Abspaltung ein eigener vollständiger Embryo entwickeln – also
eineiige Zwillinge entstehen.
Unterscheidung zwischen
Singularität
Individualität
= numerische Einmaligkeit
= Quantität
= genetische Identität
= Qualität
Diese Frage ist bei
totipotenten Zellen
noch nicht entschieden.
Diese Frage ist ab dem
Stadium der Zygote bereits
entschieden.
© Dr. Max Klopfer
Islam
• Dem Wort Islam liegt die
Konsonantengruppe
S-l-m
zugrunde. Die Grundbedeutung ist „Friede“.
Islam heißt also: Frieden machen mit Gott
(indem man seinen menschlichen
Individualwillen zugunsten des göttlichen
Willens aufgibt, d. h. sich seinen Geboten
und Verboten unterwirft).
© Dr. Max Klopfer
Je fünf Säulen des Islam
1.
2.
3.
4.
5.
5 Säulen des
Glaubens
An Gott
An das Jüngste
Gericht
An die Engel
An den Koran
An den Propheten
Mohammed
5 Säulen der
Pflichten
1. Glaubensbekenntnis
2. Täglich 5 Gebete
3. Almosensteuer
4. Ramadan-Fasten
5. Wallfahrt nach
Mekka
© Dr. Max Klopfer
Herunterladen