Argumentieren-Entscheiden-Handeln - ethikzentrum

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Grundbegriffe
der Ethik
Max Klopfer
(c) Dr. Max Klopfer
Ethikseminare
Ödipus und die Sphinx,
rotfigurige Schale, 470 vor Chr.,
Vatikanische Museen
(c) Dr. Max Klopfer
Das Rätsel der Sphinx (vor Theben)
Die Sphinx (gr. Würgerin) hat einen Frauenkopf und den Leib
eines geflügelten Löwen.
Sie sitzt vor der Stadt Theben und gibt jedem
Vorüberkommenden ein Rätsel auf:
„Es gibt ein Ding auf Erden, das zwei und vier und drei Füße hat.
Von allen Wesen, die sich auf der Erde kriechend oder in der
Luft und im Meer bewegen, wechselt es alleine seine Natur,
und wenn es sich auf die meisten Füße gestützt fortbewegt,
ist die Kraft seiner Glieder am geringsten.“
Wer das Rätsel nicht lösen kann, wird von der Sphinx
verschlungen.
Ödipus findet die Lösung:
„Der Mensch als kleines Kind (auf allen vieren), als Mann und als
Greis (mit einem Stock).“
(c) Dr. Max Klopfer
Was ist der Unterschied zwischen Moral
und Ethik?
Moral: aus Lateinisch mos,
moris; mores =
tatsächlich gezeigte
Lebenspraxis
Von Cicero gewähltes
Übersetzungswort für
Griechisch Ethos
(z. B. Berufsethos)
Ethik: Vom griechischen
Philosophen Aristoteles
geprägtes Wort für das
Prüfen der EthosAuffassungen
Gegenstand der Ethik
ist die Moral
(c) Dr. Max Klopfer
Folie 1
Zwei Bedeutungen von ethos
nach Aristoteles:
(Nikomachische Ethik II,1)
ethos
êthos
Gewöhnung
Charakter
(c) Dr. Max Klopfer
Athen und Akropolis
zu Beginn des vierten
Jahrhunderts
(c) Dr. Max Klopfer
Europäische Ethik:
Antike
(c) Dr. Max Klopfer
Nicht nur in
diesem Augenblick,
Sondern mein
ganzes Leben
Halte ich es so,
Dass ich nichts
Anderem Gehorche
als dem
LOGOS,
Der sich mir in
der Unterhaltung
Als der beste erweist.
(Platon, Kriton)
(c) Dr. Max Klopfer
Norm
- ein Regel – und Maßbegriff 3 Verwendungsweisen
deskriptiv
Normalität
Durchschnitt
Normalverbraucher
pragmatisch
Erwartungen,
aber ohne
Sanktionen
Nützlichkeit
Statistische
Häufigkeit
(c) Dr. Max Klopfer
präskriptiv
Sollen,
aber mit
Sanktionen
Spielregeln
Gesetze
Beispiel für die 3 Normen:
falsch geparktes Auto
Dieser Verstoß ist deskriptiv
„normal“.
2. Verstößt gegen die pragmatische
Normvorstellung der Fußgänger, die
über diese Autos schimpfen.
3. Verstößt aber auch gegen die
präskriptive Norm der
Bußgeldvorschriften.
1.
(c) Dr. Max Klopfer
Was sind Werte?
Begriff: Seit Mitte 19. Jh.; stammt
aus der Ökonomie.
Kant: Differenz von Wert und Würde.
(c) Dr. Max Klopfer
Typologie von Werten
Klassische Typologie: Selbstwerte
und Bedingungswerte.
Sozialwissenschaftliche Typologie,
Wertewandelsforschung:
1. Inglehart: Mangelthese, formative
Phase.
2. Noelle-Neumann: Schweigespirale
(1980).
3. Klages: Pflicht- und Selbstentfaltungswerte.
(c) Dr. Max Klopfer
Wertwandel-Forschung
In den USA: Inglehart
Zwei Ansatzpunke:
Mangelhypothese.
2. Formative Phase der Jugendzeit.
1.
(c) Dr. Max Klopfer
Die Schweigespirale
Elisabeth Noelle-Neumann (*1918)
(c) Dr. Max Klopfer
Nur Werte“wandel“?
Suspensiver Wertewandel.
Additiver Wertewandel.
Interdependenter Wertewandel.
(c) Dr. Max Klopfer
Wertewandel: Typologie
Kriterium
Existieren d.
Werte
Intensität d.
Werte
Zahl d. Wertanhänger
Varianten
Wertzerfall
Wertentstehung
Intensivierung,
Abschwächung
Wertausbreitung
Wertbeschränkung
Zahl der veränderten
Werte
Additiver/suspensiv. Zu alten Werten
Wertewandel
kommen neue
hinzu
(c) Dr. Max Klopfer
Beispiele
Patriotismus
Umweltschutz
Schweigespirale
Ausgelöst durch
Medien u.a.
Woraus werden Normen abgeleitet?
Im Sinne einer Geltungslogik können
Normen nicht wieder aus Normen
abgeleitet (legitimiert) werden.
Sie müssen aus Sätzen oder
Begriffen höheren Niveaus – Werten
- abgeleitet werden. Für die
Grundrechte ist dies die „Würde des
Menschen“ (Art. 1 GG). Diese ist also
– begründungslogisch – selbst keine
Norm, sondern der Geltungsgrund
der Normen des
Grundrechtekatalogs.
(c) Dr. Max Klopfer
Regelethik
Die Goldene Regel
(c) Dr. Max Klopfer
Goldene Regel
„Positive“ Fassung
„Negative“ Fassung
„Alles was du willst,
dass dir die
Menschen tun,
das sollst auch
du ihnen tun!“
„Was du nicht willst,
dass man dir tu´,
das füg´auch
keinem andern zu!“
(c) Dr. Max Klopfer
Goldene Regel
Die methodische Hauptfrage in der
negativen Fassung lautet:
Möchte ich der von meiner eigenen
Handlung Betroffene sein oder nicht?
(c) Dr. Max Klopfer
Grundstruktur der Goldenen Regel
Sie beruht auf mindestens 2 Personen:
Handelnder (H)
Ja
Betroffener (B)
Nein
Ja
Selbstwiderspruch
(c) Dr. Max Klopfer
Nein
(c) Dr. Max Klopfer
Regel
Zu einer Regel gehören folgende 5 Elemente:
1. Die allgemeine Situationsbeschreibung,
die den Geltungsbereich der Regel angibt.
2. Die von der Regel angesprochenen
Personen.
3. Der Grad der Verpflichtung (eine
Willensäußerung oder ein deontisches
Urteil)
4. Das Zeitintervall für die Geltung der
Regel.
5. Die spezifische Aufforderung, die die
Regel ausspricht.
(c) Dr. Max Klopfer
Beispiel für eine ethische Regel
3 deontische
Prädikatoren:
sollen – müssen –
dürfen
Studenten
Betroffene
Personen
sollen
Spezifische
Aufforderung
täglich
Zeitintervall
(c) Dr. Max Klopfer
pünktlich
zur Vorlesung
kommen
Allgemeine
Situationsbeschreibung,
Geltungsbereich der
Regel
TAT TVAN ASI (DAS BIST DU)
= upanishadische Einheitsformel
Gemeint ist damit die Identität von Atman
und Brahman.
„DAS“ = Brahman = das Absolute, Ewige
„DU“ = Atman (dt. atmen) = todloses Selbst,
jenseits aller Dualität (Advaita-Lehre)
Erkennt man sich im angesprochenen „DU“
als Atman, dann hat man auch die Verbindung
mit Brahman erreicht.
(c) Dr. Max Klopfer
Moralisches und ethisches Argumentieren
Moralisches Argumentieren
Bezugnahme auf
ein Faktum,
Gefühle,
mögliche Folgen,
Moralkodex,
moralische
Kompetenz,
Gewissen.
Ethisches Argumentieren
Bezugnahme auf Methoden
Analogische Methode
(Aristoteles),
Dialogische Methode
(Platon),
Transzendentale
Methode (Kant),
Analytische Methode.
(c) Dr. Max Klopfer
Moralisches Argumentieren
1. Bezugnahme auf ein Faktum (I)
Warum hast du diesem Menschen geholfen?
Weil
- er mein Freund ist
- weil er mir Geld geboten hat
- weil dieser Mensch eine schwangere Frau
war.
Es handelt sich hier um bereits allgemein
anerkannte Fakten für Hilfeleistung. Wer
oder was verbürgt aber das Anerkanntsein?
(c) Dr. Max Klopfer
Moralisches Argumentieren
1. Bezugnahme auf ein Faktum (II)
Warum hast du diesem Menschen - nicht
- geholfen?
Weil
- er ein Farbiger ist
- er ein Rauschgiftsüchtiger ist
Es handelt sich hier um - nicht allgemein konsensfähige Berufungen auf
ein Faktum.
(c) Dr. Max Klopfer
Moralische Begründungen
2. Berufung auf Gefühle
Warum hast du ihm geholfen?
Weil
- ich in so guter Laune war
- ich ihn so sympathisch fand
Gefühle sind zwar verständliche Handlungsgründe, können aber nicht die Moralität
einer Handlung begründen, weil niemand zu
einem bestimmten Gefühl verpflichtet
werden kann.
(c) Dr. Max Klopfer
Moralische Begründungen
3. Bezugnahme auf Folgen
Warum hast du ihm geholfen?
Weil
- er sonst seine Arbeit verloren hätte
- ich ihm dadurch Ärger erspart habe
Auch hier ist der Bezug auf die Folgen nicht
geeignet, die Moralität einer Handlung zu
begründen, weil dadurch noch nicht
entschieden ist, ob z. B. das Schimpfen oder
Ärgern nicht angebracht (moralisch
geboten) gewesen wäre.
(c) Dr. Max Klopfer
Moralische Begründungen
4. Bezugnahme auf einen Moralkodex
Warum hast du ihm geholfen?
Weil
- meine Erziehung es so verlangt
- weil Helfen eine Tugend ist
- weil die Bibel/der Koran dies gebietet.
Die Berufungen auf einen Moralkodex allein
können die Moralität einer Handlung auch nicht
begründen, weil ein Moralkodex selbst noch
begründet werden muss.
(c) Dr. Max Klopfer
Moralisches Begründen
5. Bezugnahme auf eine moralische Kompetenz
Warum hast du ihm geholfen?
Weil
- ich als gut erzogener Mensch so etwas
weiß
- dies auch mein (Chef, Bischof u. a.) sagt
Auch hier ist die Berufung auf eine moralische
Kompetenz keine hinreichende Begründung für
die Moralität einer Handlung, weil die Frage nach
der wirklichen Kompetenz in diesem Fall noch
nicht entschieden ist.
(c) Dr. Max Klopfer
Moralisches Begründen
5. Bezugnahme auf eine moralische Kompetenz
Warum hast du ihm geholfen?
Weil
- ich als gut erzogener Mensch so etwas
weiß
- dies auch mein (Chef, Bischof u. a.) sagt
Auch hier ist die Berufung auf eine
moralische Kompetenz keine hinreichende
Begründung für die Moralität einer
Handlung, weil die Frage nach der
wirklichen Kompetenz in diesem Fall noch
nicht entschieden ist.
(c) Dr. Max Klopfer
Zwischenergebnis
Die moralische Argumentation liefert
zwar plausible Begründungen für den
Alltag, aber es kann hier immer
gefragt werden, warum diese
Begründung die Moralität einer
Handlung sichert. Dies leistet erst ein
anderer Begründungstyp, nämlich die
ethische Argumentation.
(c) Dr. Max Klopfer
Zwei Unterscheidungen
Moral/Sitte
Moralität/Sittlichkeit
Ordnungsbegriff
Prinzipienbegriff
= Fasst empirisch
Mannigfaltiges zu einer
Einheit zusammen,
hier unsere
Alltagsvorstellungen von Gut
bzw. Böse zu einer Moral
Frage:
Welche Komponenten und
welche Handlungen
gehören zu einer
bestimmten Moral?
= Begründet einen
Sinnanspruch, hier den
der gelebten Moral
Frage:
Was ist das Moralische
bzw. Unmoralische an
einer bestimmten Moral?
(c) Dr. Max Klopfer
Arten und Ebenen des moralisch-ethischen
Argumentierens
Normativ
Deskriptiv
Moral
Metamoral
= Singuläre oder allgemeine Gebote
= Tatsachenfeststellung über
und
bestimmte Werte und Normen
Werturteile; gelebte moralische
Überzeugungen
z. B.:Beim Stamm x in y gibt es
z. B.: Du sollst nicht stehlen
noch die Blutrache.
Ethik
= Maßstab zur Beurteilung der
Moralität
einer Moral
Metaethik
= Analyse, Beschreibung,
Rekonstruktion von ethi-schen
Argumenten u. a.
(c) Dr. Max Klopfer
Alltagsbeispiel für die 4 Argumentationsebenen:
Mutter-Sohn-Dialog
Normativ
Deskriptiv
Moral
Mutter:
„Du sollst nicht schwarzfahren!“
Metamoral
Sohn:
„Mein Freund Peter fährt auch oft
schwarz.“
Ethik
Mutter:
„Dein Standpunkt ist als Maxime
nicht universalisierbar!“
Metaethik
Sohn:
„Was heißt schon
‚Universalisierung‘? Und
überhaupt: Wer bestimmt schon
darüber, ich oder du?“
(c) Dr. Max Klopfer
Beispiel für einen Satz mit „gut“
Dies
ist ein
Terminus 1:
Referiert den
bewerteten
Gegenstand..
gutes
Prädikator gut:
Sagt, dass das
Objekt die in
Terminus 2
beschriebene
Funktion hat.
(c) Dr. Max Klopfer
Messer.
Terminus 2:
Funktionaler
Prädikator
Enthält Ziel,
Zweck.
„Gut“
„Gut“ als attributives Adjektiv ist eine Relation
(Beziehung) zwischen 2 Termini:
Terminus 1: benennt einen bestimmten
Gegenstand (deskriptiv).
Terminus 2: Drückt Wunsch, Erwartung,
Sollen aus (präskriptiv).
Relation: Wird durch funktionale Prädikatoren
(geben Ziel/Zweck der Existenz eines
Gegenstandes an) hergestellt.
(c) Dr. Max Klopfer
Entscheiden und Handeln
Handlungen beruhen auf Entscheidungen.
Kann man einer Entscheidung ausweichen?
Wenn ein „Signal“ zur Entscheidung
wahrgenommen wird, kann man nicht mehr
nicht entscheiden!
(c) Dr. Max Klopfer
Tun und Handeln
Erschließung durch 2 spezifische Fragewörter:
Handlung
Wozu tust
Tun
Was (tust du)?
du dies?
= Frage nach
dem Ziel
der Tätigkeit
z.B.: Ich möchte
eine Prüfung
bestehen.
Frage nach einer
äußerlich sichtbaren
Tätigkeit,
z. B. Ich lese.
(c) Dr. Max Klopfer
Differenzierung des „Zieles“
„Ziel“
Ziel
z. B.: Was ist das
Ziel deiner
Urlaubsreise?
z. B. ein Ort.
(c) Dr. Max Klopfer
Ziel
z.B.: Was für ein
Ziel
verfolgst du
an deinem
Urlaubsort?
„Ziel“ im Sinne einer Handlung
Ziel (telos, finis)
= Intention
= Absicht
= Zweck
= Sinn
(c) Dr. Max Klopfer
Kombination von Ziel und Umständen
Umstände
-
1. Ort: Wo?
2. Wann?
3. Womit?
4. Wie?
5. Wer?
6. Wozu?
(c) Dr. Max Klopfer
Ist Musizieren gut oder schlecht?
Umstände
Hellhöriges Haus
1. Wo?
Landhaus
Mitternacht
2. Wann?
Nachmittag
Trompete
3. Womit?
Trompete
Laut und falsch
4. Wie?
Meisterhaft
Anfänger
5. Wer?
Profimusiker
6. Wozu?
Geburtstagsständchen
Nachb arn ärgern
(c) Dr. Max Klopfer
Handlungsmodell
Mittel
Wer
Wo
Wann
Ziel
Wie
Womit
(c) Dr. Max Klopfer
Was
Wozu
Rettung eines Ertrinkenden
1
Prüfung der
Intentionen:
1 a) Des Rettungsschwimmers
1 b) Des/Der um
Hilfe Rufenden
2.
Der anderen
Umstände
(c) Dr. Max Klopfer
Privatmann als Rettungsschwimmer
„Blick“
Retter:
Moralisches
Subjekt
= seine
Handlung
wird bewertet
.
Ertrinkender:
Ziel,
das zum
Mittel
Wird.
(c) Dr. Max Klopfer
Wahre
Absicht,
= Vorteile.
Kardinaltugenden
(lat. cardo = Türangel)
„Eine Tugend heißt Kardinaltugend als Haupttugend,
weil in ihr die anderen Tugenden befestigt sind wie die Tür in einer
Türangel.“ (Thomas v. Aquin)
(c) Dr. Max Klopfer
Zwei Seelen wohnen,
ach! in meiner Brust!
(c) Dr. Max Klopfer
Kant:
Seelenstruktur des Menschen
Mensch
Sinnenmensch
Vernunftmensch
in uns
in uns
Befehl (Imperativ)
(c) Dr. Max Klopfer
Aristoteles
*384 in Stagira.
Vater: königlicher
Leibarzt.
Als Siebzehnjähriger tritt
er in die Akademie
Platons ein.
Als 42jähriger: Erzieher
Alexanders.
Nikomachische Ethik.
(c) Dr. Max Klopfer
Aristoteles: Anthropologie
Seele
Rational
Irrational
Vegetativ
Streben
nach …
Praktische
Vernunft
(c) Dr. Max Klopfer
Theoret.
Vernunft
Aristoteles: die Mesoteslehre
(gr. Mesotes = Mitte)
Werthöhe
Mesotes: durch dianoetische Tugend der Klugheit
zu wenig
Menge
(c) Dr. Max Klopfer
zu viel
Tugenden
Dianoetische
Ethische Tugenden
Tugenden gr.
Für sie gilt: es gibt im
Diánoia = Vernunft,
Handlungsbereich ein
Verstand:
Zuviel und ein
VerstandesZuwenig = beide sind
tugenden: Klugheit,
falsche Handlungen
Weisheit
Die richtige
Für sie gibt es kein
Handlung: Mitte
Zuviel bzw Zuwenig
zwischen Zuviel und
und damit auch
Zuwenig
keine „Mitte“ (gr.
Beispiele: Tapferkeit,
Mesotes)
Gerechtigkeit u. a.(c) Dr. Max Klopfer
Definition des Glücks über den
Tugendbegriff
Das Glück besteht in einer Tätigkeit der
Seele.
Wenn es mehrere Tätigkeiten der Seele
gibt, dann im Sinne der höchsten.
Diese höchste Tätigkeit ist die Weisheit.
Also: Denjenigen nennt Aristoteles weise,
der den Zusammenhang von Tätigkeit und
Glück kennt.
(c) Dr. Max Klopfer
Zwei Zugänge zum Glücksbegriff
Über den Begriff des
Handlungszieles/zweckes
Über den Begriff der
Tugend = Tüchtigkeit
(Arete)
Güterhierarchie
Oberstes Gut = Glück
Glück
(c) Dr. Max Klopfer
Hedone = Lust
Aristoteles: Zwei Lustabhandlungen
Erste Lustabhandlung Zweite Lustabhandlung
Hedone ist eine zur
Hedone ist
Tätigkeit (enérgeia)
unbehinderte
hinzukommende
Tätigkeit (enérgeia)
Vollendung, d. h. mit
der naturgemäßen
jeder vollkommenen
Verfassung.
Tätigkeit ist Hedone
verbunden.
(c) Dr. Max Klopfer
Kant
22. April 1724 – 12. Februar 1804 (79 Jahre)
(c) Dr. Max Klopfer
Kants Büste von 1798 (74jährig)
(c) Dr. Max Klopfer
Kant:
Seelenstruktur des Menschen
Mensch
Sinnenmensch
Vernunftmensch
in uns
in uns
Befehl (Imperativ)
(c) Dr. Max Klopfer
Rationalität und Emotionalität
(Aristoteles, NE VI, 13)
„...dass uns die Erfahrung
folgendes zeigt:
Wie ein kräftiger Körper,
der sich ohne Sehkraft
bewegt, heftig anstoßen
kann
.... Kommt aber die
geistige Lenkung hinzu
.... so entsteht die
Trefflichkeit des
Charakters im
eigentlichen Sinn.“
(c) Dr. Max Klopfer
4 Typen von Pflichten
Vollkommene Unvollkommene
Pflichten
Pflichten
Anderen
gegenüber
Versprechen
halten
Hilfe in Not
leisten
Sich selbst
gegenüber
Selbstmordverbot
Verbot der
Faulheit
(c) Dr. Max Klopfer
Vertreter des Utilitarismus
Jeremy Bentham 1748-1832
John Stuart Mill 1806-1873
(c) Dr. Max Klopfer
Utilitarismus
Bentham:
Glück
Das größtmögliche Glück der größtmöglichen
Zahl (von Menschen)
2 Variablen zur Verteilung
Zahl von Menschen
(c) Dr. Max Klopfer
Hans Jonas
Neue Dimension der Verantwortung:
1. Räumlich
1.
Zeitlich
(c) Dr. Max Klopfer
Verantwortungsethik
Ver-antworten = Antwort geben auf …
Bereich Justiz: Der Angeklagte muss
antworten.
Wer ist verantwortlich?
Wem ist man verantwortlich?
Wofür ist man verantwortlich?
Nach welchem Maßstab ist man
verantwortlich?
(c) Dr. Max Klopfer
Was ist die primäre und
eigentümliche Leistung der
praktischen Vernunft?
Nicht Reflexivität, sondern
Intentionalität.
Das bedeutet: Das „Gewissen“ (als
conscientia) und Werte sind
nachgeordnete Phänomene der
Reflexion.
(c) Dr. Max Klopfer
2 Arten der Gerechtigkeit
(c) Dr. Max Klopfer
(c) Dr. Max Klopfer
Austeilende und ausgleichende Gerechtigkeit.
Justitia generalis
Gekrönt = Königin der Tugenden
2 partikulare Gerechtigkeiten
Austeilende
Gerechtigkeit:
Blickt auf die
geometrischen
Proportionen
Ausgleichende
Gerechtigkeit:
•Waage
•Rute
•Pranger
Geometr.
Methode
Arith. Meth.
(c) Dr. Max Klopfer
Gerechtigkeit
Austeilende
Gerechtigkeit:
Blickt auf die
geometrischen
Proportionen
Geometr.
Methode
Ausgleichende
Gerechtigkeit:
Waage
Rute
Pranger
Arith. Meth.
(c) Dr. Max Klopfer
Kommutative Gerechtigkeit
= Tauschgerechtigkeit
Verkäufer:
Wunschpreis:
8.000
- 1.000
= 7.000
Käufer:
Wunschpreis:
6.000
+1.000
7.000
(c) Dr. Max Klopfer
Freiheit
Aristoteles: Seeleute in Not.
Kant: Das Phänomen der Reue.
Schopenhauer: Das
handlungsauslösende Motiv.
(c) Dr. Max Klopfer
Gewissen
Dargestellt als sog. „Innerer Gerichtshof“
(lat. Forum internum).
Dargestellt im Modell des praktischen
Syllogismus (Syllogismus = Verfahren des
Schlussfolgerns mit 3 Elementen;
praktisch = eine Handlung bezweckend;
theoretisch = eine Erkenntnis bezweckend).
(c) Dr. Max Klopfer
Gewissen als Innerer Gerichtshof
Drei Instanzen (bei Philo,
Paulus, Kant):
1. Angeklagter
2. Ankläger oder
Verteidiger
3. Richter
(= Sind die sich selbst
anklagenden oder
freisprechenden
Gedanken)
(c) Dr. Max Klopfer
Gewissen als praktischer Syllogismus
Obersatz: Allgemeine Norm
Allen Menschen, die in Not sind, soll man helfen!
Untersatz: Wahrnehmungsurteil
Dieser Mensch ist …..
in Not (1)
nicht in Not (2)
Schlussfolgerung: praktischer Syllogismus
(1) Diesem Menschen soll man helfen!
(2) Diesem Menschen braucht man nicht zu helfen!
(c) Dr. Max Klopfer
Gewissen als praktischer Syllogismus
Obersatz: Syneidesis
Untersatz: Applikation der syneidesis = conscientia
X
X
Schlussfolgerung: Diesem Menschen soll man helfen!
(Dies drückt die gelungene Applikation der Syneidesis aus.)
(c) Dr. Max Klopfer
3 Bedeutungen von syneídesis:
1. Mitwissen, auch auf das eigene Verhalten
bezogen.
Demokrit: Bewusstsein (syneidesis) von
ihrem schlechten Lebenswandel.
2. Zustand (aber mit Bewusstsein)
3. Das Innere als Summe (der Gedanken,
Gesinnungen und des Wollens).
(c) Dr. Max Klopfer
Person
2 Unterscheidungen
Qualitativsubstantialistischer
Begriff
(Boethius u.a.)
Alle Menschen
sind Personen.
Quantitativaktualistischer
Begriff
(J. Locke,
P. Singer u.a.)
Personsein ist
gebunden an bestimmte aktuelle
Eigenschaften.
(c) Dr. Max Klopfer
Medizinethik:
Eid des Hippokrates
Das Wohl des Patienten erstreben!
Den Willen des Patienten
respektieren!
Niemals schaden!
(c) Dr. Max Klopfer
Medizinethisches Entscheidungsmodell
Nicht schaden!
Patientenwille
Fürsorge
Soziale
Gerechtigkeit
(c) Dr. Max Klopfer
Textbeispiel für die Tat-Twan-Asi-Formel
Kurzkommentar vorweg: Das bist du! bedeutet: Du bist Gott!
Ein Gottsucher klopfte an die Tür von Gottes Herzen.
Gott fragte: „Wer ist da?“ Der Gottsucher
antwortete: „Ich bin es.“ Die Tür blieb
verschlossen. Er klopfte mehrmals, Gott stellte
jeweils die gleiche Frage, der Suchende antwortete
immer „Ich bin es.“ Die Tür blieb verschlossen.
Dann klopfte er wieder an Gottes Herzen und er
bekam die gleiche Frage: „Wer bist du?“ Der
Suchende antwortete nun: „Du bist es!“ Sofort
öffnete Gott die Tür seines Herzens und der
Suchende wurde eingelassen.
Dies ist der upanishadische Gottsucher, der die
Formel tat-twan-asi verstanden hat.
(c) Dr. Max Klopfer
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