Grundbegriffe der Ethik Max Klopfer (c) Dr. Max Klopfer Ethikseminare Ödipus und die Sphinx, rotfigurige Schale, 470 vor Chr., Vatikanische Museen (c) Dr. Max Klopfer Das Rätsel der Sphinx (vor Theben) Die Sphinx (gr. Würgerin) hat einen Frauenkopf und den Leib eines geflügelten Löwen. Sie sitzt vor der Stadt Theben und gibt jedem Vorüberkommenden ein Rätsel auf: „Es gibt ein Ding auf Erden, das zwei und vier und drei Füße hat. Von allen Wesen, die sich auf der Erde kriechend oder in der Luft und im Meer bewegen, wechselt es alleine seine Natur, und wenn es sich auf die meisten Füße gestützt fortbewegt, ist die Kraft seiner Glieder am geringsten.“ Wer das Rätsel nicht lösen kann, wird von der Sphinx verschlungen. Ödipus findet die Lösung: „Der Mensch als kleines Kind (auf allen vieren), als Mann und als Greis (mit einem Stock).“ (c) Dr. Max Klopfer Was ist der Unterschied zwischen Moral und Ethik? Moral: aus Lateinisch mos, moris; mores = tatsächlich gezeigte Lebenspraxis Von Cicero gewähltes Übersetzungswort für Griechisch Ethos (z. B. Berufsethos) Ethik: Vom griechischen Philosophen Aristoteles geprägtes Wort für das Prüfen der EthosAuffassungen Gegenstand der Ethik ist die Moral (c) Dr. Max Klopfer Folie 1 Zwei Bedeutungen von ethos nach Aristoteles: (Nikomachische Ethik II,1) ethos êthos Gewöhnung Charakter (c) Dr. Max Klopfer Athen und Akropolis zu Beginn des vierten Jahrhunderts (c) Dr. Max Klopfer Europäische Ethik: Antike (c) Dr. Max Klopfer Nicht nur in diesem Augenblick, Sondern mein ganzes Leben Halte ich es so, Dass ich nichts Anderem Gehorche als dem LOGOS, Der sich mir in der Unterhaltung Als der beste erweist. (Platon, Kriton) (c) Dr. Max Klopfer Norm - ein Regel – und Maßbegriff 3 Verwendungsweisen deskriptiv Normalität Durchschnitt Normalverbraucher pragmatisch Erwartungen, aber ohne Sanktionen Nützlichkeit Statistische Häufigkeit (c) Dr. Max Klopfer präskriptiv Sollen, aber mit Sanktionen Spielregeln Gesetze Beispiel für die 3 Normen: falsch geparktes Auto Dieser Verstoß ist deskriptiv „normal“. 2. Verstößt gegen die pragmatische Normvorstellung der Fußgänger, die über diese Autos schimpfen. 3. Verstößt aber auch gegen die präskriptive Norm der Bußgeldvorschriften. 1. (c) Dr. Max Klopfer Was sind Werte? Begriff: Seit Mitte 19. Jh.; stammt aus der Ökonomie. Kant: Differenz von Wert und Würde. (c) Dr. Max Klopfer Typologie von Werten Klassische Typologie: Selbstwerte und Bedingungswerte. Sozialwissenschaftliche Typologie, Wertewandelsforschung: 1. Inglehart: Mangelthese, formative Phase. 2. Noelle-Neumann: Schweigespirale (1980). 3. Klages: Pflicht- und Selbstentfaltungswerte. (c) Dr. Max Klopfer Wertwandel-Forschung In den USA: Inglehart Zwei Ansatzpunke: Mangelhypothese. 2. Formative Phase der Jugendzeit. 1. (c) Dr. Max Klopfer Die Schweigespirale Elisabeth Noelle-Neumann (*1918) (c) Dr. Max Klopfer Nur Werte“wandel“? Suspensiver Wertewandel. Additiver Wertewandel. Interdependenter Wertewandel. (c) Dr. Max Klopfer Wertewandel: Typologie Kriterium Existieren d. Werte Intensität d. Werte Zahl d. Wertanhänger Varianten Wertzerfall Wertentstehung Intensivierung, Abschwächung Wertausbreitung Wertbeschränkung Zahl der veränderten Werte Additiver/suspensiv. Zu alten Werten Wertewandel kommen neue hinzu (c) Dr. Max Klopfer Beispiele Patriotismus Umweltschutz Schweigespirale Ausgelöst durch Medien u.a. Woraus werden Normen abgeleitet? Im Sinne einer Geltungslogik können Normen nicht wieder aus Normen abgeleitet (legitimiert) werden. Sie müssen aus Sätzen oder Begriffen höheren Niveaus – Werten - abgeleitet werden. Für die Grundrechte ist dies die „Würde des Menschen“ (Art. 1 GG). Diese ist also – begründungslogisch – selbst keine Norm, sondern der Geltungsgrund der Normen des Grundrechtekatalogs. (c) Dr. Max Klopfer Regelethik Die Goldene Regel (c) Dr. Max Klopfer Goldene Regel „Positive“ Fassung „Negative“ Fassung „Alles was du willst, dass dir die Menschen tun, das sollst auch du ihnen tun!“ „Was du nicht willst, dass man dir tu´, das füg´auch keinem andern zu!“ (c) Dr. Max Klopfer Goldene Regel Die methodische Hauptfrage in der negativen Fassung lautet: Möchte ich der von meiner eigenen Handlung Betroffene sein oder nicht? (c) Dr. Max Klopfer Grundstruktur der Goldenen Regel Sie beruht auf mindestens 2 Personen: Handelnder (H) Ja Betroffener (B) Nein Ja Selbstwiderspruch (c) Dr. Max Klopfer Nein (c) Dr. Max Klopfer Regel Zu einer Regel gehören folgende 5 Elemente: 1. Die allgemeine Situationsbeschreibung, die den Geltungsbereich der Regel angibt. 2. Die von der Regel angesprochenen Personen. 3. Der Grad der Verpflichtung (eine Willensäußerung oder ein deontisches Urteil) 4. Das Zeitintervall für die Geltung der Regel. 5. Die spezifische Aufforderung, die die Regel ausspricht. (c) Dr. Max Klopfer Beispiel für eine ethische Regel 3 deontische Prädikatoren: sollen – müssen – dürfen Studenten Betroffene Personen sollen Spezifische Aufforderung täglich Zeitintervall (c) Dr. Max Klopfer pünktlich zur Vorlesung kommen Allgemeine Situationsbeschreibung, Geltungsbereich der Regel TAT TVAN ASI (DAS BIST DU) = upanishadische Einheitsformel Gemeint ist damit die Identität von Atman und Brahman. „DAS“ = Brahman = das Absolute, Ewige „DU“ = Atman (dt. atmen) = todloses Selbst, jenseits aller Dualität (Advaita-Lehre) Erkennt man sich im angesprochenen „DU“ als Atman, dann hat man auch die Verbindung mit Brahman erreicht. (c) Dr. Max Klopfer Moralisches und ethisches Argumentieren Moralisches Argumentieren Bezugnahme auf ein Faktum, Gefühle, mögliche Folgen, Moralkodex, moralische Kompetenz, Gewissen. Ethisches Argumentieren Bezugnahme auf Methoden Analogische Methode (Aristoteles), Dialogische Methode (Platon), Transzendentale Methode (Kant), Analytische Methode. (c) Dr. Max Klopfer Moralisches Argumentieren 1. Bezugnahme auf ein Faktum (I) Warum hast du diesem Menschen geholfen? Weil - er mein Freund ist - weil er mir Geld geboten hat - weil dieser Mensch eine schwangere Frau war. Es handelt sich hier um bereits allgemein anerkannte Fakten für Hilfeleistung. Wer oder was verbürgt aber das Anerkanntsein? (c) Dr. Max Klopfer Moralisches Argumentieren 1. Bezugnahme auf ein Faktum (II) Warum hast du diesem Menschen - nicht - geholfen? Weil - er ein Farbiger ist - er ein Rauschgiftsüchtiger ist Es handelt sich hier um - nicht allgemein konsensfähige Berufungen auf ein Faktum. (c) Dr. Max Klopfer Moralische Begründungen 2. Berufung auf Gefühle Warum hast du ihm geholfen? Weil - ich in so guter Laune war - ich ihn so sympathisch fand Gefühle sind zwar verständliche Handlungsgründe, können aber nicht die Moralität einer Handlung begründen, weil niemand zu einem bestimmten Gefühl verpflichtet werden kann. (c) Dr. Max Klopfer Moralische Begründungen 3. Bezugnahme auf Folgen Warum hast du ihm geholfen? Weil - er sonst seine Arbeit verloren hätte - ich ihm dadurch Ärger erspart habe Auch hier ist der Bezug auf die Folgen nicht geeignet, die Moralität einer Handlung zu begründen, weil dadurch noch nicht entschieden ist, ob z. B. das Schimpfen oder Ärgern nicht angebracht (moralisch geboten) gewesen wäre. (c) Dr. Max Klopfer Moralische Begründungen 4. Bezugnahme auf einen Moralkodex Warum hast du ihm geholfen? Weil - meine Erziehung es so verlangt - weil Helfen eine Tugend ist - weil die Bibel/der Koran dies gebietet. Die Berufungen auf einen Moralkodex allein können die Moralität einer Handlung auch nicht begründen, weil ein Moralkodex selbst noch begründet werden muss. (c) Dr. Max Klopfer Moralisches Begründen 5. Bezugnahme auf eine moralische Kompetenz Warum hast du ihm geholfen? Weil - ich als gut erzogener Mensch so etwas weiß - dies auch mein (Chef, Bischof u. a.) sagt Auch hier ist die Berufung auf eine moralische Kompetenz keine hinreichende Begründung für die Moralität einer Handlung, weil die Frage nach der wirklichen Kompetenz in diesem Fall noch nicht entschieden ist. (c) Dr. Max Klopfer Moralisches Begründen 5. Bezugnahme auf eine moralische Kompetenz Warum hast du ihm geholfen? Weil - ich als gut erzogener Mensch so etwas weiß - dies auch mein (Chef, Bischof u. a.) sagt Auch hier ist die Berufung auf eine moralische Kompetenz keine hinreichende Begründung für die Moralität einer Handlung, weil die Frage nach der wirklichen Kompetenz in diesem Fall noch nicht entschieden ist. (c) Dr. Max Klopfer Zwischenergebnis Die moralische Argumentation liefert zwar plausible Begründungen für den Alltag, aber es kann hier immer gefragt werden, warum diese Begründung die Moralität einer Handlung sichert. Dies leistet erst ein anderer Begründungstyp, nämlich die ethische Argumentation. (c) Dr. Max Klopfer Zwei Unterscheidungen Moral/Sitte Moralität/Sittlichkeit Ordnungsbegriff Prinzipienbegriff = Fasst empirisch Mannigfaltiges zu einer Einheit zusammen, hier unsere Alltagsvorstellungen von Gut bzw. Böse zu einer Moral Frage: Welche Komponenten und welche Handlungen gehören zu einer bestimmten Moral? = Begründet einen Sinnanspruch, hier den der gelebten Moral Frage: Was ist das Moralische bzw. Unmoralische an einer bestimmten Moral? (c) Dr. Max Klopfer Arten und Ebenen des moralisch-ethischen Argumentierens Normativ Deskriptiv Moral Metamoral = Singuläre oder allgemeine Gebote = Tatsachenfeststellung über und bestimmte Werte und Normen Werturteile; gelebte moralische Überzeugungen z. B.:Beim Stamm x in y gibt es z. B.: Du sollst nicht stehlen noch die Blutrache. Ethik = Maßstab zur Beurteilung der Moralität einer Moral Metaethik = Analyse, Beschreibung, Rekonstruktion von ethi-schen Argumenten u. a. (c) Dr. Max Klopfer Alltagsbeispiel für die 4 Argumentationsebenen: Mutter-Sohn-Dialog Normativ Deskriptiv Moral Mutter: „Du sollst nicht schwarzfahren!“ Metamoral Sohn: „Mein Freund Peter fährt auch oft schwarz.“ Ethik Mutter: „Dein Standpunkt ist als Maxime nicht universalisierbar!“ Metaethik Sohn: „Was heißt schon ‚Universalisierung‘? Und überhaupt: Wer bestimmt schon darüber, ich oder du?“ (c) Dr. Max Klopfer Beispiel für einen Satz mit „gut“ Dies ist ein Terminus 1: Referiert den bewerteten Gegenstand.. gutes Prädikator gut: Sagt, dass das Objekt die in Terminus 2 beschriebene Funktion hat. (c) Dr. Max Klopfer Messer. Terminus 2: Funktionaler Prädikator Enthält Ziel, Zweck. „Gut“ „Gut“ als attributives Adjektiv ist eine Relation (Beziehung) zwischen 2 Termini: Terminus 1: benennt einen bestimmten Gegenstand (deskriptiv). Terminus 2: Drückt Wunsch, Erwartung, Sollen aus (präskriptiv). Relation: Wird durch funktionale Prädikatoren (geben Ziel/Zweck der Existenz eines Gegenstandes an) hergestellt. (c) Dr. Max Klopfer Entscheiden und Handeln Handlungen beruhen auf Entscheidungen. Kann man einer Entscheidung ausweichen? Wenn ein „Signal“ zur Entscheidung wahrgenommen wird, kann man nicht mehr nicht entscheiden! (c) Dr. Max Klopfer Tun und Handeln Erschließung durch 2 spezifische Fragewörter: Handlung Wozu tust Tun Was (tust du)? du dies? = Frage nach dem Ziel der Tätigkeit z.B.: Ich möchte eine Prüfung bestehen. Frage nach einer äußerlich sichtbaren Tätigkeit, z. B. Ich lese. (c) Dr. Max Klopfer Differenzierung des „Zieles“ „Ziel“ Ziel z. B.: Was ist das Ziel deiner Urlaubsreise? z. B. ein Ort. (c) Dr. Max Klopfer Ziel z.B.: Was für ein Ziel verfolgst du an deinem Urlaubsort? „Ziel“ im Sinne einer Handlung Ziel (telos, finis) = Intention = Absicht = Zweck = Sinn (c) Dr. Max Klopfer Kombination von Ziel und Umständen Umstände - 1. Ort: Wo? 2. Wann? 3. Womit? 4. Wie? 5. Wer? 6. Wozu? (c) Dr. Max Klopfer Ist Musizieren gut oder schlecht? Umstände Hellhöriges Haus 1. Wo? Landhaus Mitternacht 2. Wann? Nachmittag Trompete 3. Womit? Trompete Laut und falsch 4. Wie? Meisterhaft Anfänger 5. Wer? Profimusiker 6. Wozu? Geburtstagsständchen Nachb arn ärgern (c) Dr. Max Klopfer Handlungsmodell Mittel Wer Wo Wann Ziel Wie Womit (c) Dr. Max Klopfer Was Wozu Rettung eines Ertrinkenden 1 Prüfung der Intentionen: 1 a) Des Rettungsschwimmers 1 b) Des/Der um Hilfe Rufenden 2. Der anderen Umstände (c) Dr. Max Klopfer Privatmann als Rettungsschwimmer „Blick“ Retter: Moralisches Subjekt = seine Handlung wird bewertet . Ertrinkender: Ziel, das zum Mittel Wird. (c) Dr. Max Klopfer Wahre Absicht, = Vorteile. Kardinaltugenden (lat. cardo = Türangel) „Eine Tugend heißt Kardinaltugend als Haupttugend, weil in ihr die anderen Tugenden befestigt sind wie die Tür in einer Türangel.“ (Thomas v. Aquin) (c) Dr. Max Klopfer Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust! (c) Dr. Max Klopfer Kant: Seelenstruktur des Menschen Mensch Sinnenmensch Vernunftmensch in uns in uns Befehl (Imperativ) (c) Dr. Max Klopfer Aristoteles *384 in Stagira. Vater: königlicher Leibarzt. Als Siebzehnjähriger tritt er in die Akademie Platons ein. Als 42jähriger: Erzieher Alexanders. Nikomachische Ethik. (c) Dr. Max Klopfer Aristoteles: Anthropologie Seele Rational Irrational Vegetativ Streben nach … Praktische Vernunft (c) Dr. Max Klopfer Theoret. Vernunft Aristoteles: die Mesoteslehre (gr. Mesotes = Mitte) Werthöhe Mesotes: durch dianoetische Tugend der Klugheit zu wenig Menge (c) Dr. Max Klopfer zu viel Tugenden Dianoetische Ethische Tugenden Tugenden gr. Für sie gilt: es gibt im Diánoia = Vernunft, Handlungsbereich ein Verstand: Zuviel und ein VerstandesZuwenig = beide sind tugenden: Klugheit, falsche Handlungen Weisheit Die richtige Für sie gibt es kein Handlung: Mitte Zuviel bzw Zuwenig zwischen Zuviel und und damit auch Zuwenig keine „Mitte“ (gr. Beispiele: Tapferkeit, Mesotes) Gerechtigkeit u. a.(c) Dr. Max Klopfer Definition des Glücks über den Tugendbegriff Das Glück besteht in einer Tätigkeit der Seele. Wenn es mehrere Tätigkeiten der Seele gibt, dann im Sinne der höchsten. Diese höchste Tätigkeit ist die Weisheit. Also: Denjenigen nennt Aristoteles weise, der den Zusammenhang von Tätigkeit und Glück kennt. (c) Dr. Max Klopfer Zwei Zugänge zum Glücksbegriff Über den Begriff des Handlungszieles/zweckes Über den Begriff der Tugend = Tüchtigkeit (Arete) Güterhierarchie Oberstes Gut = Glück Glück (c) Dr. Max Klopfer Hedone = Lust Aristoteles: Zwei Lustabhandlungen Erste Lustabhandlung Zweite Lustabhandlung Hedone ist eine zur Hedone ist Tätigkeit (enérgeia) unbehinderte hinzukommende Tätigkeit (enérgeia) Vollendung, d. h. mit der naturgemäßen jeder vollkommenen Verfassung. Tätigkeit ist Hedone verbunden. (c) Dr. Max Klopfer Kant 22. April 1724 – 12. Februar 1804 (79 Jahre) (c) Dr. Max Klopfer Kants Büste von 1798 (74jährig) (c) Dr. Max Klopfer Kant: Seelenstruktur des Menschen Mensch Sinnenmensch Vernunftmensch in uns in uns Befehl (Imperativ) (c) Dr. Max Klopfer Rationalität und Emotionalität (Aristoteles, NE VI, 13) „...dass uns die Erfahrung folgendes zeigt: Wie ein kräftiger Körper, der sich ohne Sehkraft bewegt, heftig anstoßen kann .... Kommt aber die geistige Lenkung hinzu .... so entsteht die Trefflichkeit des Charakters im eigentlichen Sinn.“ (c) Dr. Max Klopfer 4 Typen von Pflichten Vollkommene Unvollkommene Pflichten Pflichten Anderen gegenüber Versprechen halten Hilfe in Not leisten Sich selbst gegenüber Selbstmordverbot Verbot der Faulheit (c) Dr. Max Klopfer Vertreter des Utilitarismus Jeremy Bentham 1748-1832 John Stuart Mill 1806-1873 (c) Dr. Max Klopfer Utilitarismus Bentham: Glück Das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl (von Menschen) 2 Variablen zur Verteilung Zahl von Menschen (c) Dr. Max Klopfer Hans Jonas Neue Dimension der Verantwortung: 1. Räumlich 1. Zeitlich (c) Dr. Max Klopfer Verantwortungsethik Ver-antworten = Antwort geben auf … Bereich Justiz: Der Angeklagte muss antworten. Wer ist verantwortlich? Wem ist man verantwortlich? Wofür ist man verantwortlich? Nach welchem Maßstab ist man verantwortlich? (c) Dr. Max Klopfer Was ist die primäre und eigentümliche Leistung der praktischen Vernunft? Nicht Reflexivität, sondern Intentionalität. Das bedeutet: Das „Gewissen“ (als conscientia) und Werte sind nachgeordnete Phänomene der Reflexion. (c) Dr. Max Klopfer 2 Arten der Gerechtigkeit (c) Dr. Max Klopfer (c) Dr. Max Klopfer Austeilende und ausgleichende Gerechtigkeit. Justitia generalis Gekrönt = Königin der Tugenden 2 partikulare Gerechtigkeiten Austeilende Gerechtigkeit: Blickt auf die geometrischen Proportionen Ausgleichende Gerechtigkeit: •Waage •Rute •Pranger Geometr. Methode Arith. Meth. (c) Dr. Max Klopfer Gerechtigkeit Austeilende Gerechtigkeit: Blickt auf die geometrischen Proportionen Geometr. Methode Ausgleichende Gerechtigkeit: Waage Rute Pranger Arith. Meth. (c) Dr. Max Klopfer Kommutative Gerechtigkeit = Tauschgerechtigkeit Verkäufer: Wunschpreis: 8.000 - 1.000 = 7.000 Käufer: Wunschpreis: 6.000 +1.000 7.000 (c) Dr. Max Klopfer Freiheit Aristoteles: Seeleute in Not. Kant: Das Phänomen der Reue. Schopenhauer: Das handlungsauslösende Motiv. (c) Dr. Max Klopfer Gewissen Dargestellt als sog. „Innerer Gerichtshof“ (lat. Forum internum). Dargestellt im Modell des praktischen Syllogismus (Syllogismus = Verfahren des Schlussfolgerns mit 3 Elementen; praktisch = eine Handlung bezweckend; theoretisch = eine Erkenntnis bezweckend). (c) Dr. Max Klopfer Gewissen als Innerer Gerichtshof Drei Instanzen (bei Philo, Paulus, Kant): 1. Angeklagter 2. Ankläger oder Verteidiger 3. Richter (= Sind die sich selbst anklagenden oder freisprechenden Gedanken) (c) Dr. Max Klopfer Gewissen als praktischer Syllogismus Obersatz: Allgemeine Norm Allen Menschen, die in Not sind, soll man helfen! Untersatz: Wahrnehmungsurteil Dieser Mensch ist ….. in Not (1) nicht in Not (2) Schlussfolgerung: praktischer Syllogismus (1) Diesem Menschen soll man helfen! (2) Diesem Menschen braucht man nicht zu helfen! (c) Dr. Max Klopfer Gewissen als praktischer Syllogismus Obersatz: Syneidesis Untersatz: Applikation der syneidesis = conscientia X X Schlussfolgerung: Diesem Menschen soll man helfen! (Dies drückt die gelungene Applikation der Syneidesis aus.) (c) Dr. Max Klopfer 3 Bedeutungen von syneídesis: 1. Mitwissen, auch auf das eigene Verhalten bezogen. Demokrit: Bewusstsein (syneidesis) von ihrem schlechten Lebenswandel. 2. Zustand (aber mit Bewusstsein) 3. Das Innere als Summe (der Gedanken, Gesinnungen und des Wollens). (c) Dr. Max Klopfer Person 2 Unterscheidungen Qualitativsubstantialistischer Begriff (Boethius u.a.) Alle Menschen sind Personen. Quantitativaktualistischer Begriff (J. Locke, P. Singer u.a.) Personsein ist gebunden an bestimmte aktuelle Eigenschaften. (c) Dr. Max Klopfer Medizinethik: Eid des Hippokrates Das Wohl des Patienten erstreben! Den Willen des Patienten respektieren! Niemals schaden! (c) Dr. Max Klopfer Medizinethisches Entscheidungsmodell Nicht schaden! Patientenwille Fürsorge Soziale Gerechtigkeit (c) Dr. Max Klopfer Textbeispiel für die Tat-Twan-Asi-Formel Kurzkommentar vorweg: Das bist du! bedeutet: Du bist Gott! Ein Gottsucher klopfte an die Tür von Gottes Herzen. Gott fragte: „Wer ist da?“ Der Gottsucher antwortete: „Ich bin es.“ Die Tür blieb verschlossen. Er klopfte mehrmals, Gott stellte jeweils die gleiche Frage, der Suchende antwortete immer „Ich bin es.“ Die Tür blieb verschlossen. Dann klopfte er wieder an Gottes Herzen und er bekam die gleiche Frage: „Wer bist du?“ Der Suchende antwortete nun: „Du bist es!“ Sofort öffnete Gott die Tür seines Herzens und der Suchende wurde eingelassen. Dies ist der upanishadische Gottsucher, der die Formel tat-twan-asi verstanden hat. (c) Dr. Max Klopfer