Giftpflanzen im Garten

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Giftpflanzen
im Garten?
(Teil 1)
Juni 2011
Einführung:
Im Frühling und Sommer umgeben uns zahlreiche Pflanzen, deren
üppige Blütenpracht nicht daran denken lässt, dass diese Pflanzen
auch Stoffe enthalten können, die der Gesundheit des Menschen oder
der von Tieren nicht zuträglich sind. Wir wissen andererseits, dass
viele Pflanzen seit Menschengedenken genutzt werden, um unser
Wohlbefinden zu erhöhen, Schmerzen zu lindern oder sogar
Krankheiten zu heilen. So nutzen wir Pfefferminze, Kamille oder
Salbei als Teepflanzen. Salbei, Majoran, Oregano, Thymian oder
Bohnenkraut auch als Gewürzpflanzen, Blauer Eisenhut, Roter
Fingerhut oder Mohn spielen in der Homöopathie ebenso eine Rolle
wie in der klassischen Medizin, sie sind Heilpflanzen aber die drei
letztgenannten Pflanzen sind zugleich auch Giftpflanzen.
Der Übergang vom Heilmittel zum Gift fließend ist- wie schon
Paracelsus sagte – nur von der aufgenommenen Dosis abhängig.
Es soll nachfolgend auf einige einheimische Pflanzen hingewiesen
werden, die wir im Garten aufgrund ihrer Schönheit nicht missen
möchten, die aber durchaus gefährlich sind und die zu Vergiftungen,
auch mit tödlichem Ausgang geführt haben. Diese Pflanzen sollen
keineswegs verteufelt werden, aber Kinder und Jugendliche sollten
über die Gefährlichkeit aufgeklärt, Klein- und Kleinstkinder müssen
von diesen Pflanzen ferngehalten werden.
Was ist eine Vergiftung?
Von einer Vergiftung sprechen wir immer dann, wenn es nach der
Aufnahme des Giftes (hier eines Pflanzenteils) zu einer Erkrankung
gekommen ist, evtl. auch mit tödlichem Verlauf. Wurde ein Giftstoff
aufgenommen, ohne, dass es zu einem Schaden gekommen ist, spricht
man von einer Ingestion.
Wie erkennt man eine Vergiftung?
Das ist nicht so einfach zu beantworten: denn einerseits ist die
Giftempfindlichkeit von Mensch zu Mensch verschieden, damit sind
auch die Symptome, die auf die Vergiftung schließen lassen,
unterschiedlich stark ausgeprägt, andererseits schwankt der Giftgehalt
der Pflanzen in Abhängigkeit von der Pflanzensorte, vom Standort
und von den klimatischen Bedingungen, d.h. damit auch von Jahr zu
Jahr.
Es gibt aber eine Reihe von Symptomen, die bei vielen Vergiftungen
auftreten, die jedoch nicht spezifisch für den jeweiligen Giftstoff sind.
Wir sprechen in dem Fall von den sogenannten „unspezifischen“
Vergiftungserscheinungen. Zu ihnen gehören: Übelkeit, Erbrechen,
Schwindel, Zittern, Durchfall, Benommenheit, Schläfrigkeit,
Kopfschmerzen, Hitze- oder Kältegefühl, Krämpfe, Schmerzen im
Magen-Darm-Trakt oder auch starke Reizungen der Haut oder der
Augen.
Bei der nachfolgenden Beschreibung der Giftpflanzen werden diese
Symptome nicht wiederholt, sondern es wird nur auf diejenigen
Symptome hingewiesen, die zusätzlich auftreten, ggf. spezifisch für
den Giftstoff oder die jeweilige Giftpflanze sind.
Worin besteht die Erste Hilfe?
Wenn beobachtet wurde oder sicher bekannt ist, dass eine Person
giftige Pflanzenteile aufgenommen hat, oder wenn die o.g. Symptome
beobachtet werden, sollte zunächst versucht werden, Erbrechen
auszulösen. Dazu muss die betreffende Person oder das Kind aber bei
vollem Bewusstsein sein. In jedem Fall ist der Arzt zu rufen oder der
Arzt aufzusuchen, auch bei Erwachsenen sollte unbedingt eine
Begleitperson mitgehen. Die Giftpflanze oder Teile von ihr, sollten
dem Arzt ebenso wie evtl. bereits Erbrochenes vorgelegt werden, das
hilft bei der Diagnose sehr viel weiter, insbesondere dann, wenn mit
verzögerten Wirkungen zu rechnen ist.
Bei Reizungen oder Verätzungen des Auges (durch spritzende
Pflanzensäfte) ist unbedingt mit Wasser zu spülen und in jedem Fall
ist ein Augenarzt aufzusuchen! Mehr kann man im Allgemeinen als
Laie nicht tun! Sofern Tiere Giftpflanzen aufgenommen haben, sollte
unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden.
Je schneller das Gift entfernt werden kann, umso günstiger sind die
Chancen zu überleben! Daher nicht zögern, den Notarzt zu rufen oder
den Augenarzt aufsuchen!
Maiglöckchen
(Convallaria majalis L.), Familie: Liliengewächse,
Liliaceae
Herkunft/ Standort: in Europa verbreitet,
bevorzugte Standorte sind lichte Laub- und
Mischwälder, Gebüsche und Bergwiesen, in Gärten als Zierpflanze.
Merkmale: ca. 30 cm hohe Pflanze mit kriechendem Wurzelstock,
Stängel mit 2 elliptischen. parallelnervigen Blättern, glockenförmige,
weiße stark duftende Blüten, die an einem blattlosen Stängel in
einseitswendiger Traube angeordnet sind, Beeren: rot, ca. erbsengroß,
Blüte: April-Mai; Beeren: Juli-August.
Alle Pflanzenteile sind giftig, besonders die Blüten und Früchte
(Beeren).
Hauptwirkstoffe: Digitalisglycoside (s.a. Roter Fingerhut),
Convallatoxin, Convallamarin, Convallosid, sowie Saponine und
Carotin.
Vergiftungserscheinungen: Koliken und Durchfälle, Absinken der
Pulsfrequenz, Herzrhythmusstörungen, Kollaps Herzstillstand. Es ist
zu tödlichen Vergiftungen gekommen, so z.B. durch das Trinken von
Wasser aus einer Blumenvase, in der ein Maiglöckchenstrauß
gestanden hatte.
Bei Kindern treten Vergiftungen meist nach dem Essen der roten
Beeren auf oder nach dem Lutschen und Kauen der Blätter /Stiele.
Roter Fingerhut
(Digitalis purpurea L.)
Gelber Fingerhut (Digitalis lutea L.)
Familie: Rachenblütler, Scrophulariaceae
Herkunft/Standort: in Westeuropa
verbreitet. In lichten Wäldern, an buschigen
Abhängen, auf Lichtungen und Kahlschlägen, häufig auch als
Gartenpflanze kultiviert.
Merkmale: zweijährige, 40-140 cm hohe Pflanzen, wechselständige lanzettliche
Stängelblätter, Blüten 4-5 cm lang, bauchig-glockig purpurrot (bzw. gelb),
stehen einseitswendig als Trauben, Kapselfrüchte. Blüte: Juni-August.
Hauptwirkstoffe: Digitalin, Digitoxin, Gitatoxin, Gitarin, Gitoxin.
Wirkung auf die Herzmuskulatur und auf die Reizbildungszentren.
Vergiftungserscheinungen:
Das Kauen der Fingerhutblätter führt zu
Entzündungen der Mundschleimhaut, grasgrünes Erbrechen, vorübergehende
Sehstörungen mit Halluzinationen, Herzrhythmusstörungen, auch Ödembildung
(„Herzwassersucht“) mit Verzögerung möglich, größere Dosen können nach
starker Pulsverlangsamung zum Herzstillstand führen. Das Trinken eines
„alternativen Tees“, einem Aufguss von Digitalisblättern in heißem Wasser, war
für die Betreffenden tödlich.
Die Vergiftungserscheinungen durch den Gelben Fingerhut oder durch den
wolligen Fingerhut (Digitalis lanata) oder durch den geschützten großblättrigen
Fingerhut (Digitalis grandiflora) sind nach Art und Schwere des Verlaufs die
gleichen.
Goldregen
(Laburnum anagyroides L.), Familie:
Schmetterlingsblütler, Fabaceae
Herkunft/Standort: ursprüngliche Heimat
ist Süd -und Südosteuropa, wurde jedoch
bereits vor Jahrhunderten kultiviert und ist
inzwischen bereits auch in Südschweden zu
finden.
Merkmale: baumähnlicher bis 7 m hoher Strauch mit glatter Rinde.
Blätter büschelig, dreizählig, kleeähnlich, an der Oberseite glatt, an
der Unterseite schwach behaart. Blüten goldgelb in hängenden
Trauben. Früchte: Samen in knotigen, bohnenähnlichen Hülsen,
anfangs grün und seidig behaart, dann fast kahl und bräunlich/grau;
Blüte: Mai - Juni, Früchte: Juli - Winter.
Infolge seiner Anspruchslosigkeit und seiner herrlichen Blüten wird
Goldregen gern in Anlagen, Gärten, Freibädern und in der Umgebung
von Schulen und Kindergärten angebaut und hat daher schon
mehrmals
zu
Massenvergiftungen
geführt.
Die
meisten
Vergiftungsfälle ereignen sich mit Kindern im Vorschulalter (durch
Essen der Samen). Alle Pflanzenteile sind giftig, für Kinder sind 3-4
Schoten tödlich, d.h. 15-20 Samen.
Hauptwirkstoff: Cytisin
Vergiftungserscheinungen: nach dem Kauen der Samen, der Blüten
und Blätter oder an der nach Süßholz schmeckenden Wurzel zunächst
anregende, später lähmende Wirkung. Ca. ¼ - 1 Stunde nach
Giftaufnahme Brennen im Mund und im Rachen, Übelkeit, Erbrechen,
starker Durst, Magen-Darm-Krämpfe, Kreislaufkollaps, Tod durch
Atemlähmung.
Besenginster
(Cytisus scoparius L.), Familie: Schmetterlingsblütler, Fabaceae
Herkunft/Standort: in West- und Südeuropa verbreitet, auf sonnigen,
felsigen Plätzen, an Wegrändern, auf Sand- und Heidegebieten, an
Bahndämmen, in Gärten kultiviert.
Merkmale: im Frühjahr blühender 1-2 m hoher
Strauch mit binsenförmigen, spärlich belaubten,
stielrunden Zweigen. Blüten gelb, sitzen z.T. zu
zweit am Stängel, die Frucht ist eine schwarzbraune Hülse, die zahlreiche Samen enthält.
Hauptwirkstoff: das Alkaloid Spartein.
Vergiftungserscheinungen: Spartein wirkt auf
das Zentralnervensystem, erst erregend, dann
lähmend, es sind schwere Störungen der
Herztätigkeit
zu
erwarten,
Tod
durch
Herzstillstand.
Der Spanische Ginster
(Spartium junceum L.),
der zur gleichen Familie gehört, enthält als Hauptwirkstoff in den Blüten
Cytisin, das Vergiftungsbild ähnelt daher dem des Goldregens.
Blauer Eisenhut,
Sturmhut
(Aconitum napellus L.), Familie:
Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae
Herkunft/Standort: Europa,
Hauptvorkommen im Mittelgebirge
und in den Alpen, an schattigen
Plätzen, auf feuchten Böden, an
Gebirgsbächen, auch in Gärten
verbreitet.
Merkmale: ausdauernde krautige Pflanze, rübenartige Wurzel, Pflanze
überwintert auch bei strengen Frösten, der aufrecht stehende Stängel
wird 50-150 cm hoch, trägt dunkelgrüne, gefingerte, 5-7-fach
eingeschnittenen Blätter. Die Pflanze blüht von Juni bis September
mit dunkelblauen bis dunkelvioletten Blüten, die helmartig aussehen,
die Früchte sind mehrsamige Balgkapseln.
Hauptwirkstoff: das Alkaloid Aconitin. Eisenhut wird oft als giftigste
Giftpflanze Europas bezeichnet: alle Pflanzenteile: Blätter, Wurzeln
und die Blüten enthalten Aconitin. Dieses Gift kann bei direktem
Hautkontakt mit der Pflanze (z.B. beim Vermehren, Umsetzen oder
auch beim Abpflücken der Blätter oder Stängel) in den Körper
eindringen. Berührung mit dem Pflanzensaft kann zu Hautreizungen
und Hautentzündungen führen.
Tödliche Vergiftungen sind bekannt geworden durch Verwechslungen
mit Sellerie- bzw. mit Meerrettichwurzeln sowie durch die fälschliche
Verwendung in Salaten bzw. als Tee.
Vergiftungserscheinungen:
Bereits 10-20 Minuten nach der
Giftaufnahme kann es zunächst zur Erregung, später zu Lähmungen
der sensiblen Nervenendigungen kommen (typisches Taubheitsgefühl,
Kribbeln in den Fingern, später am ganzen Körper, kolikartige
Durchfälle, Sehstörungen (Gelb-Grün-Sehen), vermehrter Harnfluss,
in schweren Fällen Atembeschleunigung, dann Herz-Atemlähmung
und Untertemperatur, Tod bei erhaltenem Bewusstsein.
Neben dem blauen Eisenhut gibt es den gelben Eisenhut, auch
Wolfseisenhut genannt (Aconitum vulparia Rchb.), dieser enthält kein
Aconitin, ist aber durch die Wirkstoffe Lycoconitin und Lycoctonin
ebenfalls sehr giftig. Die Blüten sind schwefelgelb, vielblütige etwas
verästelte Traube. Die Pflanze steht unter Naturschutz.
In Gärten findet sich auch der blau-gelbgefleckte Eisenhut, auch er ist
stark giftig.
Scharfer Hahnenfuß
(Ranunculus acris L.), Familie:
Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae
(In manchen Gegenden auch als Butterblume
bezeichnet, in anderen Gegenden bezeichnet man
Löwenzahn als Butterblume)
Herkunft/Standort: in Europa weit verbreitet, sehr
häufig auf Wiesen in der Ebene und im Gebirge.
Merkmale: bis zu 1 m hohe Pflanze, stark
verästelter Stängel, stark handförmig geteilte
Blätter, 5-7 teilig, langgestielt, nach oben kürzer werdend. Blüten
langgestielt, fettglänzend, 5-blättrig, Blütezeit: Mai bis September,
Frucht: einsamige Nüsschen.
Hauptwirkstoffe:
alle Pflanzenteile sind giftig, besonders die
Wurzeln enthalten Saponine, Protoanemonin, Anemonin und
Ranunculin. Vergiftungen beim Menschen sind selten, aber sie sind,
auch mit tödlichem Verlauf, vorgekommen durch Essen von Wurzeln
und Trinken von Pflanzensaft!
Vergiftungserscheinungen: Brennen im Mund, Übelkeit, Magenund Leibschmerzen, Schock, Krämpfe, Abnahme der Leistung des
Herzens, Atemnot, Tod. Vergiftungen bei Weidetieren nur bei
massenhaftem Auftreten der Hahnenfußgewächse. Weitere
gelbblühende Hahnenfußgewächse mit ähnlicher Wirkung sind:
Knolliger Hahnenfuß (R.bulbosus), Brennender Hahnenfuß
(R.flammula), Gift-Hahnenfuß (R. sceleratus), Wolliger Hahnenfuß
(R. lanuginosus) und Wald-Hahnenfuß (R. nemorosus)
Schlafmohn
(Papaver somniferum L.,) Familie:
Mohngewächse, Papaveraceae
Herkunft/Standort: in Mitteleuropa als
Zierpflanze, ursprünglich verbreitet im
Mittelmeergebiet,
Zentralasien,
Kleinasien, früher häufig als Ölpflanze
angebaut.
Merkmale: 40 - 150cm hohe einjährige
Pflanze mit weißem Milchsaft; Blätter
länglich eiförmig, buchtig, gezähnt,
stängelumfassend, Unterseite blaugrün
bereift. Die großen Blüten sind weiß bis lilafarben, mit violettem
Fleck am Grund, 4-blättrig, vielkammerige Kapsel, mit Streulöchern,
enthält die Mohnsamen
Blütezeit: Juni-August, Früchte: Juli-September.
Wirkstoffe: in allen milchsaftführenden Pflanzenteilen sind die
typischen Opiumalkaloide enthalten: Morphin, Codein, Thebain,
Papaverin und Narcotin, das Spektrum variiert.
In reifen Mohnsamen sind nur noch 0,01% der Alkaloide enthalten
(daher stimmt nicht: „Mohnkuchen macht dumm“, der Slogan kommt
daher, dass man in früheren Zeiten, vor allem auf dem Lande und bei
Heimarbeitern (besonders bei Webern!), den kleinen Kindern Tee aus
unreifen Mohnsamen gab, damit sie einschlafen und die Eltern
arbeiten konnten, statt Tee gab man den Kindern auch unreife
Mohnsamen in Leinenbeuteln zum Kauen mit der gleichen Einschlafwirkung.
Vergiftungserscheinungen: ca. ½ Stunde nach Aufnahme der
Giftstoffe in den Körper kommt es zu einer Schwere im Kopf,
Schwindelgefühl, Erbrechen, zunehmende Benommenheit, allgemeine
Erschlaffung, Schlaf, tiefe Bewusstlosigkeit
und zunehmende
Atemschädigung, dazu extreme Pupillenverengung, Störung der
Herztätigkeit, Absinken der Körpertemperatur, nach Stunden Tod
durch Atemlähmung.
Die ebenfalls milchsaftführende Gartenzierpflanzen Papaver
orientale L. (Gartenmohn, Türkischer Mohn) und Papaver
bracteatum Lindl. (Armenischer Mohn), Riesenmohn mit
zinnoberroten großen Blüten (ebenfalls dunkler Fleck am Grund)
enthalten die Alkaloide Isothebain, Glaucidin, aber auch sie sind giftig
und das Vergiftungsbild entspricht dem des Schlafmohnes.
Schöllkraut, Schellkraut,
Warzenkraut
(Chelidonium majus), Familie: Mohngewächse,
Papaveraceen
Herkunft/Standort: Europa, insbesondere
Mitteleuropa, Nordasien, weite Verbreitung: Wegränder,
Raine, Hecken, Gebüsch, an Zäunen, Gemäuern, auf
Schutt und in Laubwäldern
Merkmale: bis zu 70 cm hohe krautige Pflanze mit
orangefarbenem Milchsaft, Blätter einfach gelappte und
gekerbte
Teilblättchen,
oben
grün,
unten
blaugrün/hellgrün, zerstreute Behaarung, aufrechte,
innen hohle Stängel, an den Knoten verdickt, Blüten goldgelb, 4-teilig in
langgestielten Dolden. Blüte von Mai bis Oktober. Früchte schotenähnliche
Kapseln, aufspringend, beinhalten eiförmige, schwarze Samen.
Wirkstoffe:
alle Pflanzenteile sind giftig und enthalten 10
verschiedene
Alkaloide,
darunter
Chelerytrin,
Chelidonin,
Chelidoxanthin, Spartein und Sanguiarin.
Vergiftungserscheinungen: bei äußerlicher Einwirkung, d.h. bei
direktem Kontakt mit der Haut können sich Blasen und Geschwüre
bilden. Nach Verschlucken /Kauen von Pflanzenteilen kommt es zu
heftigen Reizerscheinungen im gesamten Verdauungskanal,
Erbrechen, blutige Durchfälle, Harndrang, Schwindel, Benommenheit, Tod
im Kollaps.
Haustiervergiftungen sind selten.
Schwarzer Nachtschatten
(Solanum nigrum L.) Familie Nachtschattengewächse, Solanaceae
Herkunft/Standort: ursprünglich
Mittelmeergebiet, inzwischen in Mitteleuropa
verbreitet, Wegränder, Zäune, Hecken,
Schuttplätze, Gärten, Äcker (als „Unkraut“)
Merkmale: einjähriger, krautige bis zu 75 cm
hohe Pflanze, Blätter gestielt, eiförmig, zugespitzt,
ganzrandig oder gezähnt, dunkelgrün. 5-zählige,
weiße Blüten, die kurzgestielt in seitenständiger
Trugdolde hängen , gelbe Staubblätter, Früchte:
schwarze, erbsengroße Beeren. Blütezeit: Juli bis
Oktober, Früchte: September, Oktober.
Hauptwirkstoff: Solanin, ein
Alkaloidgemisch aus 6 Bestandteilen, dazu Saponine, ist in allen
Pflanzenteilen, vor allem in den Samen und damit in den Beeren
enthalten. Der Alkaloidgehalt hängt vom Entwicklungsstand der
Pflanze ab. Die Aufnahme von 6-10 Beeren kann bereits für Kinder
tödlich sein.
Vergiftungserscheinungen: erste Anzeichen sind ein hochroter Kopf,
stark erweiterte Pupillen, durch die Saponine Kratzen und Brennen im
Mund und Rachen, Übelkeit, schmerzhafte Durchfälle. Solanin hat
erregende, später lähmende Wirkungen, Angstzustände, Fieber,
Krämpfe, Atemleistung fällt ab, Koma, Tod. Ähnlich wirkt der
ebenfalls verbreitete
Bittersüße Nachtschatten
(Solanum dulcamara L.), der zur gleichen Familie gehört, auch als
Bittersüßer Nachtschatten oder Waldnachtschatten bezeichnet. Es
handelt sich dabei um einen Halbstrauch mit unten verholzten, oben
krautigen Stängeln.
Er wächst entweder niederliegend oder rechts bzw. linksrankend in die
Höhe, wobei die Triebe bis zu 1,5 m lang werden. Die Blätter sind
gestielt, spitzoval und haben am Grund 1-2 buchtig abgetrennte
Seitenblätter. Die violetten Blüten bilden Rispen, an denen dann die
Früchte, rote, eiförmige etwa erbsengroße glänzende Beeren hängen.
Gift und Vergiftungserscheinungen entsprechen dem Schwarzen
Nachtschatten.
Gemeiner
Stechapfel
(Datura stramonium L.), Familie:
Nachtschattengewächse, Solanaceae
Herkunft/Standort: ursprünglich war
der Stechapfel in Zentralamerika
heimisch, er wurde im 16. Jahrhundert
nach Europa eingeführt und kommt
nun in Süd- und Mitteleuropa
verwildert vor: an Waldrändern, auf
Weinbergen, Dämmen und Schuttplätzen, als attraktive Pflanze wird
er auch in Gärten kultiviert.
Merkmale: einjährige bis zu 1 m hohe krautige Pflanze. Die Blätter
sind eiförmig zugespitzt, Oberseite dunkelgrün, unten heller, buchtig
gezähnt und gestielt. Blüten trichterförmig, fünfzipflig, weiß, achsel- oder
endständig. Fruchtkapsel stachelig, 4fächrig, Samen braun-schwarz bis zu 3,5
mm lang.
Hauptwirkstoff:
die Alkaloide L-Hyoscyamin, Atropin, LScopolamin, es sind alle Pflanzenteile giftig, besonders die Wurzel
und die Samen.
Vergiftungserscheinungen: nach Aufnahme in den Körper zunächst
allgemeine Erregung von Heiterkeit bis Tobsucht, Sinnestäuschungen,
starke Hautreizung, Übelkeit, weite Pupillen, Sehstörungen,
Benommenheit, Atemlähmung, Tod. Wird die Vergiftung überlebt
und kommt es mehrmals zur Aufnahme von StechapfelPflanzenteilen, so können die Folge Geistesstörungen sein
(Verblödung).
Auch für Pferde und Rinder sind Vergiftungen beschrieben durch
Futter, das mit Stechapfelsamen kontaminiert war.
Engelstrompete
(Datura suaveolens Humb.et.Bonpl.exWilld.; Brugmansia),
Familie: Nachtschattengewächse. Solanaceae
Herkunft/Standort: Heimat: Brasilien, bei uns als sehr
attraktive Kübelpflanze, kann nicht im Freien überwintern.
Merkmale: Strauch bis zu 5 m hoch, Blätter wechselständig,
grün, eiförmig mit gewelltem Rand, Blüten 20-30 cm lang weiß (auch
rot oder gelb) trompetentrichterförmig. Früchte: spiralig, lang.
Blütezeit: August bis Oktober. Eine andere Zierpflanze ist Datura
sanguinea, die von Januar bis März blüht.
Hauptwirkstoffe: Die Alkaloide Scopolamin, Hyoscyamin und
Atropin. alle Pflanzenteile sind giftig.
Vergiftungserscheinungen: wie bei Stechapfel beschrieben (s.o.),
schon der Duft der Blüten soll narkotisierende Eigenschaften haben
und Kopfschmerzen und Benommenheit hervorrufen. Auch
Vergiftungen, die überlebt werden, dauern sehr lange, das am längsten
bestehende Symptom sind die weiten Pupillen. Die Aufnahme der
Pflanzenteile (auch als Tee) hat zum Teil zu tödlichen Vergiftungen
geführt.
Liguster
(Ligustrum vulgare L.), Familie:
Ölbaumgewächse, Oleaceae
Herkunft/Standort: Europa, in Mitteleuropa weit
verbreitet, Wälder, Waldränder, verbreitet als
Schnitthecken gepflanzt. Strauch von 4-5m Höhe,
Blätter
länglich-lanzettlich,
gegenständig,
kurzgestielt. Blüten klein, weiß in endständigen
Rispen, stark riechend, Blütezeit: Juni/Juli,
Früchte September bis zum Winter. Die Früchte
sind kugelige, etwa erbsengroße Steinbeeren, die
glänzend schwarz werden, sie schmecken
unangenehm bitter.
Hauptwirkstoffe sind der Farbstoff Ligulin, in den Blättern und in der Rinde
das Glycosid Ligustrin, in der Rinde, ferner die Bitterstoffe Syringopicrin und
Ligustron.
Vergiftungserscheinungen: Durch Aufnahme der Beeren sind Kinder zu Tode
gekommen. Nach dem Essen der Beeren oder anderer Pflanzenteile kommt es zu
schweren Magen-Darm-Beschwerden mit heftigen Erbrechen, starken
Durchfällen, Krämpfen und Kreislauflähmung. Lokal kann es zu Hautreizungen
kommen.
Erklärungen:
Alkaloide: Bezeichnung für vorwiegend im Pflanzenreich vorkommende
alkalisch reagierende Naturstoffe mit einem oder mehreren stickstoffhaltigen
Ringsystemen im Molekül. Sie haben meist eine stark ausgeprägte
pharmakologische oder toxische Wirkung, z.B. Nicotin, Aconitin, Chelidonin. In
den Pflanzen liegen sie nicht in freier Form vor, sondern sie bilden entweder
Salze mit typischen Pflanzensäuren, wie Weinsäure, Äpfelsäure, oder
Zitronensäure oder sie gehen eine Bindung mit Zuckern und bilden die sog.
Glycoside
Glucoside: s. Glycoside
Glycoside : Bezeichnung für Pflanzenstoffe, die in echter chemischer Bindung
(meist über ein Sauerstoffatom) an einen Pflanzenzucker gebunden sind. Die
sog. Glucoside sind Pflanzeninhaltsstoffe, die an Glucose gebunden sind
(Glucose: Traubenzucker)
Hämolyse: Auflösung der roten Blutkörperchen
Koma: tiefe Bewusstlosigkeit, aus der der Patient nicht erweckt werden kann
Kollaps: Physischer oder psychischer Zusammenbruch,
Kreislaufkollaps: Zusammenbruch des Herz-Kreislaufsystems (mit oder ohne
Bewusstlosigkeit)
Saponine: Bezeichnungen für eine Gruppe von pflanzlichen Glycosiden, die mit
Wasser seifenartige Lösungen bilden. Einige von ihnen sind starke
Pflanzengifte, da sie in der Blutbahn zur Auflösung der roten Blutkörperchen
führen (Hämolyse).
Literatur
1) Giftpflanzen (Giftliste), ecomed verlagsgesellschaft, Landshut, jährliche
Ergänzungslieferungen, Hrsg. Roth /Daunderer
2) Habermehl, G. und P. Ziemer, Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre
Wirkstoffe,
2. erweiterte Auflage, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York,
1999
3) Altmann, H., Giftpflanzen, Gifttiere (Merkmale, Giftwirkung, Therapie),
BLV
Verlagsgesellschaft mbH, München, Wien, Zürich, 1995
Der Verband bedankt sich bei unserem Einzelmitglied
Frau Prof. Dr. Ursula Stephan aus Halle für die
Zusammenstellung der
„Giftpflanzen im Garten“ – Teil 1(Teil 2 erscheint im Herbst 2011)
aktiv – stark – engagiert
für Haus, Garten und Freizeit
Unser Verband möchte mit dieser Broschüre seinen
Mitgliedern und Freunden einen Ratgeber für den
Gartenbereich in die Hand geben, um unliebsame
Schädigungen im Vorfeld zu vermeiden.
Es ist gut, Mitglied in unserem Verband zu sein, denn
MITGLIEDER WISSEN MEHR!
MITGLIEDER SIND BESSER
BERATEN!
MITGLIEDER HABEN VIELE
VORTEILE!
Verband Wohneigentum Sachsen-Anhalt e.V.
(vormals Deutscher Siedlerbund, LV Sachsen-Anhalt e.V.)
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