Giftpflanzen im Garten

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Giftpflanzen
im Garten?
(Teil 1)
Einführung:
Im Frühling und Sommer umgeben uns zahlreiche Pflanzen,
deren üppige Blütenpracht nicht daran denken lässt, dass diese
Pflanzen auch Stoffe enthalten können, die der Gesundheit des
Menschen oder der von Tieren nicht zuträglich sind. Wir wissen
andererseits, dass viele Pflanzen seit Menschengedenken
genutzt werden, um unser Wohlbefinden zu erhöhen,
Schmerzen zu lindern oder sogar Krankheiten zu heilen. So
nutzen wir Pfefferminze, Kamille oder Salbei als Teepflanzen.
Salbei, Majoran, Oregano, Thymian oder Bohnenkraut auch als
Gewürzpflanzen, Blauer Eisenhut, Roter Fingerhut oder Mohn
spielen in der Homöopathie ebenso eine Rolle wie in der
klassischen Medizin, sie sind Heilpflanzen aber die drei
letztgenannten Pflanzen sind zugleich auch Giftpflanzen.
Der Übergang vom Heilmittel zum Gift fließend ist- wie schon
Paracelsus sagte – nur von der aufgenommenen Dosis
abhängig.
Es soll nachfolgend auf einige einheimische Pflanzen hingewiesen
werden, die wir im Garten aufgrund ihrer Schönheit nicht missen
möchten, die aber durchaus gefährlich sind und die zu
Vergiftungen, auch mit tödlichem Ausgang geführt haben. Diese
Pflanzen sollen keineswegs verteufelt werden, aber Kinder und
Jugendliche sollten über die Gefährlichkeit aufgeklärt, Klein- und
Kleinstkinder müssen von diesen Pflanzen ferngehalten werden.
Was ist eine Vergiftung?
Von einer Vergiftung sprechen wir immer dann, wenn es nach der
Aufnahme des Giftes (hier eines Pflanzenteils) zu einer Erkrankung
gekommen ist, evtl. auch mit tödlichem Verlauf. Wurde ein Giftstoff
aufgenommen, ohne, dass es zu einem Schaden gekommen ist, spricht
man von einer Ingestion.
Wie erkennt man eine Vergiftung?
Das ist nicht so einfach zu beantworten: denn einerseits ist die
Giftempfindlichkeit von Mensch zu Mensch verschieden, damit sind
auch die Symptome, die auf die Vergiftung schließen lassen,
unterschiedlich stark ausgeprägt, andererseits schwankt der Giftgehalt
der Pflanzen in Abhängigkeit von der Pflanzensorte, vom Standort
und von den klimatischen Bedingungen, d.h. damit auch von Jahr zu
Jahr.
Es gibt aber eine Reihe von Symptomen, die bei vielen Vergiftungen
auftreten, die jedoch nicht spezifisch für den jeweiligen Giftstoff sind. Wir
sprechen in dem Fall von den sogenannten „unspezifischen“
Vergiftungserscheinungen. Zu ihnen gehören: Übelkeit, Erbrechen,
Schwindel,
Zittern,
Durchfall,
Benommenheit,
Schläfrigkeit,
Kopfschmerzen, Hitze- oder Kältegefühl, Krämpfe, Schmerzen im
Magen-Darm-Trakt oder auch starke Reizungen der Haut oder der
Augen.
Bei der nachfolgenden Beschreibung der Giftpflanzen werden diese
Symptome nicht wiederholt, sondern es wird nur auf diejenigen
Symptome hingewiesen, die zusätzlich auftreten, ggf. spezifisch für den
Giftstoff oder die jeweilige Giftpflanze sind.
Worin besteht die Erste Hilfe?
Wenn beobachtet wurde oder sicher bekannt ist, dass eine
Person giftige Pflanzenteile aufgenommen hat, oder wenn die
o.g. Symptome beobachtet werden, sollte zunächst versucht
werden, Erbrechen auszulösen. Dazu muss die betreffende
Person oder das Kind aber bei vollem Bewusstsein sein. In
jedem Fall ist der Arzt zu rufen oder der Arzt aufzusuchen, auch
bei Erwachsenen sollte unbedingt eine Begleitperson mitgehen.
Die Giftpflanze oder Teile von ihr, sollten dem Arzt ebenso wie
evtl. bereits Erbrochenes vorgelegt werden, das hilft bei der
Diagnose sehr viel weiter, insbesondere dann, wenn mit
verzögerten Wirkungen zu rechnen ist.
Bei Reizungen oder Verätzungen des Auges (durch spritzende
Pflanzensäfte) ist unbedingt mit Wasser zu spülen und in jedem Fall ist
ein Augenarzt aufzusuchen! Mehr kann man im Allgemeinen als Laie
nicht tun! Sofern Tiere Giftpflanzen aufgenommen haben, sollte
unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden.
Je schneller das Gift entfernt werden kann, umso günstiger sind die
Chancen zu überleben! Daher nicht zögern, den Notarzt zu rufen oder
den Augenarzt aufsuchen!
Maiglöckchen
(Convallaria majalis L.), Familie: Liliengewächse,
Liliaceae
Herkunft/ Standort: in Europa verbreitet,
bevorzugte Standorte sind lichte Laub- und
Mischwälder, Gebüsche und Bergwiesen, in Gärten als Zierpflanze.
Merkmale: ca. 30 cm hohe Pflanze mit kriechendem Wurzelstock,
Stängel mit 2 elliptischen. parallelnervigen Blättern, glockenförmige,
weiße stark duftende Blüten, die an einem blattlosen Stängel in
einseitswendiger Traube angeordnet sind, Beeren: rot, ca. erbsengroß,
Blüte: April-Mai; Beeren: Juli-August.
Alle Pflanzenteile sind giftig, besonders die Blüten und Früchte
(Beeren).
Hauptwirkstoffe: Digitalisglycoside (s.a. Roter Fingerhut),
Convallatoxin, Convallamarin, Convallosid, sowie Saponine und
Carotin.
Vergiftungserscheinungen: Koliken und Durchfälle, Absinken der
Pulsfrequenz, Herzrhythmusstörungen, Kollaps Herzstillstand. Es ist
zu tödlichen Vergiftungen gekommen, so z.B. durch das Trinken von
Wasser aus einer Blumenvase, in der ein Maiglöckchenstrauß
gestanden hatte.
Bei Kindern treten Vergiftungen meist nach dem Essen der roten
Beeren auf oder nach dem Lutschen und Kauen der Blätter /Stiele.
Roter Fingerhut
(Digitalis purpurea L.)
Gelber Fingerhut (Digitalis lutea L.)
Familie: Rachenblütler, Scrophulariaceae
Herkunft/Standort: in Westeuropa verbreitet.
In lichten Wäldern, an buschigen Abhängen, auf Lichtungen und
Kahlschlägen, häufig auch als Gartenpflanze kultiviert.
Merkmale: zweijährige, 40-140 cm hohe Pflanzen, wechselständige lanzettliche
Stängelblätter, Blüten 4-5 cm lang, bauchig-glockig purpurrot (bzw. gelb),
stehen einseitswendig als Trauben, Kapselfrüchte. Blüte: Juni-August.
Hauptwirkstoffe: Digitalin, Digitoxin, Gitatoxin, Gitarin, Gitoxin.
Wirkung auf die Herzmuskulatur und auf die Reizbildungszentren.
Vergiftungserscheinungen:
Das Kauen der Fingerhutblätter führt zu
Entzündungen der Mundschleimhaut, grasgrünes Erbrechen, vorübergehende
Sehstörungen mit Halluzinationen, Herzrhythmusstörungen, auch Ödembildung
(„Herzwassersucht“) mit Verzögerung möglich, größere Dosen können nach
starker Pulsverlangsamung zum Herzstillstand führen. Das Trinken eines
„alternativen Tees“, einem Aufguss von Digitalisblättern in heißem Wasser, war
für die Betreffenden tödlich.
Die Vergiftungserscheinungen durch den Gelben Fingerhut oder durch den
wolligen Fingerhut (Digitalis lanata) oder durch den geschützten großblättrigen
Fingerhut (Digitalis grandiflora) sind nach Art und Schwere des Verlaufs die
gleichen.
Goldregen
(Laburnum anagyroides L.),
Familie: Schmetterlingsblütler, Fabaceae
Herkunft/Standort: ursprüngliche Heimat
ist Süd -und Südosteuropa, wurde jedoch
bereits vor Jahrhunderten kultiviert und ist
inzwischen bereits auch in Südschweden zu
finden.
Merkmale: baumähnlicher bis 7 m hoher Strauch mit glatter Rinde.
Blätter büschelig, dreizählig, kleeähnlich, an der Oberseite glatt, an
der Unterseite schwach behaart. Blüten goldgelb in hängenden
Trauben. Früchte: Samen in knotigen, bohnenähnlichen Hülsen,
anfangs grün und seidig behaart, dann fast kahl und bräunlich/grau;
Blüte: Mai - Juni, Früchte: Juli - Winter.
Infolge seiner Anspruchslosigkeit und seiner herrlichen Blüten wird
Goldregen gern in Anlagen, Gärten, Freibädern und in der Umgebung
von Schulen und Kindergärten angebaut und hat daher schon
mehrmals zu Massenvergiftungen geführt.
Die meisten Vergiftungsfälle ereignen sich mit Kindern im
Vorschulalter (durch Essen der Samen). Alle Pflanzenteile sind giftig,
für Kinder sind 3-4 Schoten tödlich, d.h. 15-20 Samen.
Hauptwirkstoff: Cytisin
Vergiftungserscheinungen: nach dem Kauen der Samen, der Blüten
und Blätter oder an der nach Süßholz schmeckenden Wurzel zunächst
anregende, später lähmende Wirkung. Ca. ¼ - 1 Stunde nach
Giftaufnahme Brennen im Mund und im Rachen, Übelkeit, Erbrechen,
starker Durst, Magen-Darm-Krämpfe, Kreislaufkollaps, Tod durch
Atemlähmung.
Besenginster
(Cytisus scoparius L.), Familie: Schmetterlingsblütler, Fabaceae
Herkunft/Standort: in West- und Südeuropa verbreitet, auf sonnigen,
felsigen Plätzen, an Wegrändern, auf Sand- und Heidegebieten, an
Bahndämmen, in Gärten kultiviert.
Merkmale: im Frühjahr blühender 1-2 m hoher
Strauch
mit
binsenförmigen,
spärlich
belaubten, stielrunden Zweigen. Blüten gelb,
sitzen z.T. zu zweit am Stängel, die Frucht ist
eine schwarz-braune Hülse, die zahlreiche
Samen enthält.
Hauptwirkstoff: das Alkaloid Spartein.
Vergiftungserscheinungen: Spartein wirkt
auf das Zentralnervensystem, erst erregend,
dann lähmend, es sind schwere Störungen der
Herztätigkeit zu erwarten, Tod durch
Herzstillstand.
Der Spanische Ginster
(Spartium junceum L.),
der zur gleichen Familie gehört, enthält als Hauptwirkstoff in den Blüten
Cytisin, das Vergiftungsbild ähnelt daher dem des Goldregens.
Blauer Eisenhut,
Sturmhut
(Aconitum napellus L.), Familie:
Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae
Herkunft/Standort: Europa,
Hauptvorkommen im Mittelgebirge
und in den Alpen, an schattigen
Plätzen, auf feuchten Böden, an
Gebirgsbächen, auch in Gärten
verbreitet.
Merkmale: ausdauernde krautige
Pflanze, rübenartige Wurzel, Pflanze überwintert auch bei strengen
Frösten, der aufrecht stehende Stängel wird 50-150 cm hoch, trägt
dunkelgrüne, gefingerte, 5-7-fach eingeschnittenen Blätter. Die
Pflanze blüht von Juni bis September mit dunkelblauen bis
dunkelvioletten Blüten, die helmartig aussehen, die Früchte sind
mehrsamige Balgkapseln.
Hauptwirkstoff: das Alkaloid Aconitin. Eisenhut wird oft als giftigste
Giftpflanze Europas bezeichnet: alle Pflanzenteile: Blätter, Wurzeln
und die Blüten enthalten Aconitin. Dieses Gift kann bei direktem
Hautkontakt mit der Pflanze (z.B. beim Vermehren, Umsetzen oder
auch beim Abpflücken der Blätter oder Stängel) in den Körper
eindringen. Berührung mit dem Pflanzensaft kann zu Hautreizungen
und Hautentzündungen führen.
Tödliche Vergiftungen sind bekannt geworden durch Verwechslungen
mit Sellerie- bzw. mit Meerrettichwurzeln sowie durch die fälschliche
Verwendung in Salaten bzw. als Tee.
Vergiftungserscheinungen:
Bereits 10-20 Minuten nach der
Giftaufnahme kann es zunächst zur Erregung, später zu Lähmungen
der sensiblen Nervenendigungen kommen (typisches Taubheitsgefühl,
Kribbeln in den Fingern, später am ganzen Körper, kolikartige
Durchfälle, Sehstörungen (Gelb-Grün-Sehen), vermehrter Harnfluss,
in schweren Fällen Atembeschleunigung, dann Herz-Atemlähmung
und Untertemperatur, Tod bei erhaltenem Bewusstsein.
Neben dem blauen Eisenhut gibt es den gelben Eisenhut, auch
Wolfseisenhut genannt (Aconitum vulparia Rchb.), dieser enthält kein
Aconitin, ist aber durch die Wirkstoffe Lycoconitin und Lycoctonin
ebenfalls sehr giftig. Die Blüten sind schwefelgelb, vielblütige etwas
verästelte Traube. Die Pflanze steht unter Naturschutz.
In Gärten findet sich auch der blau-gelbgefleckte Eisenhut, auch er ist
stark giftig.
Scharfer Hahnenfuß
(Ranunculus acris L.), Familie:
Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae
(In manchen Gegenden auch als Butterblume
bezeichnet, in anderen Gegenden bezeichnet man
Löwenzahn als Butterblume)
Herkunft/Standort: in Europa weit verbreitet, sehr
häufig auf Wiesen in der Ebene und im Gebirge.
Merkmale: bis zu 1 m hohe Pflanze, stark
verästelter Stängel, stark handförmig geteilte Blätter, 5-7 teilig,
langgestielt, nach oben kürzer werdend. Blüten langgestielt, fettglänzend, 5blättrig, Blütezeit: Mai bis September, Frucht: einsamige Nüsschen.
Hauptwirkstoffe alle Pflanzenteile sind giftig, besonders die Wurzeln enthalten
Saponine, Protoanemonin, Anemonin und Ranunculin. Vergiftungen beim
Menschen sind selten, aber sie sind, auch mit tödlichem Verlauf, vorgekommen
durch Essen von Wurzeln und Trinken von Pflanzensaft!
Vergiftungserscheinungen: Brennen im Mund, Übelkeit, Magen- und
Leibschmerzen, Schock, Krämpfe, Abnahme der Leistung des Herzens,
Atemnot, Tod. Vergiftungen bei Weidetieren nur bei massenhaftem Auftreten
der Hahnenfußgewächse. Weitere gelbblühende Hahnenfußgewächse mit
ähnlicher Wirkung sind: Knolliger Hahnenfuß (R.bulbosus), Brennender
Hahnenfuß (R.flammula), Gift-Hahnenfuß (R. sceleratus), Wolliger Hahnenfuß
(R. lanuginosus) und Wald-Hahnenfuß (R. nemorosus)
Schlafmohn
(Papaver somniferum L.,) Familie: Mohngewächse, Papaveraceae
Herkunft/Standort: in Mitteleuropa als
Zierpflanze, ursprünglich verbreitet im
Mittelmeergebiet,
Zentralasien,
Kleinasien, früher häufig als Ölpflanze
angebaut.
Merkmale: 40 - 150cm hohe einjährige
Pflanze mit weißem Milchsaft; Blätter
länglich eiförmig, buchtig, gezähnt,
stängelumfassend, Unterseite blaugrün
bereift. Die großen Blüten sind weiß bis
lilafarben, mit violettem Fleck am Grund,
4-blättrig, vielkammerige Kapsel, mit
Streulöchern, enthält die Mohnsamen
Blütezeit: Juni-August, Früchte: Juli-September.
in allen milchsaftführenden Pflanzenteilen sind die
typischen Opiumalkaloide enthalten: Morphin, Codein, Thebain,
Papaverin und Narcotin, das Spektrum variiert.
In reifen Mohnsamen sind nur noch 0,01% der Alkaloide enthalten
(daher stimmt nicht: „Mohnkuchen macht dumm“, der Slogan kommt
daher, dass man in früheren Zeiten, vor allem auf dem Lande und bei
Heimarbeitern (besonders bei Webern!), den kleinen Kindern Tee aus
unreifen Mohnsamen gab, damit sie einschlafen und die Eltern
arbeiten konnten, statt Tee gab man den Kindern auch unreife
Wirkstoffe:
Mohnsamen in Leinenbeuteln zum Kauen mit der gleichen
Einschlafwirkung.
Vergiftungserscheinungen: ca. ½ Stunde nach Aufnahme der Giftstoffe in den
Körper kommt es zu einer Schwere im Kopf, Schwindelgefühl, Erbrechen,
zunehmende Benommenheit, allgemeine Erschlaffung, Schlaf, tiefe
Bewusstlosigkeit
und zunehmende Atemschädigung, dazu extreme
Pupillenverengung, Störung der Herztätigkeit, Absinken der Körpertemperatur,
nach Stunden Tod durch Atemlähmung.
Die ebenfalls milchsaftführende Gartenzierpflanzen Papaver
orientale L. (Gartenmohn, Türkischer Mohn) und Papaver
bracteatum Lindl. (Armenischer Mohn), Riesenmohn mit
zinnoberroten großen Blüten (ebenfalls dunkler Fleck am Grund)
enthalten die Alkaloide Isothebain, Glaucidin, aber auch sie sind giftig
und das Vergiftungsbild entspricht dem des Schlafmohnes.
Schöllkraut, Schellkraut,
Warzenkraut
(Chelidonium majus), Familie: Mohngewächse, Papaveraceen
Herkunft/Standort: Europa, insbesondere Mitteleuropa, Nordasien, weite
Verbreitung: Wegränder, Raine, Hecken, Gebüsch, an Zäunen, Gemäuern, auf
Schutt und in Laubwäldern
Merkmale: bis zu 70 cm hohe krautige Pflanze
mit orangefarbenem Milchsaft, Blätter einfach
gelappte und gekerbte Teilblättchen, oben grün,
unten blaugrün/hellgrün, zerstreute Behaarung,
aufrechte, innen hohle Stängel, an den Knoten
verdickt,
Blüten
goldgelb,
4-teilig
in
langgestielten Dolden. Blüte von Mai bis Oktober.
Früchte schotenähnliche Kapseln, aufspringend,
beinhalten eiförmige, schwarze Samen.
Wirkstoffe:
alle Pflanzenteile sind giftig und enthalten 10
verschiedene
Alkaloide,
darunter
Chelerytrin,
Chelidonin,
Chelidoxanthin, Spartein und Sanguiarin.
Vergiftungserscheinungen: bei äußerlicher Einwirkung, d.h. bei
direktem Kontakt mit der Haut können sich Blasen und Geschwüre
bilden. Nach Verschlucken /Kauen von Pflanzenteilen kommt es zu
heftigen Reizerscheinungen im gesamten Verdauungskanal,
Erbrechen, blutige Durchfälle, Harndrang, Schwindel, Benommenheit, Tod
im Kollaps.
Haustiervergiftungen sind selten.
Schwarzer Nachtschatten
(Solanum nigrum L.) Familie Nachtschattengewächse, Solanaceae
Herkunft/Standort: ursprünglich Mittelmeergebiet, inzwischen in Mitteleuropa
verbreitet, Wegränder, Zäune, Hecken, Schuttplätze, Gärten, Äcker (als
„Unkraut“)
Merkmale: einjähriger, krautige bis zu 75 cm
hohe Pflanze, Blätter gestielt, eiförmig, zugespitzt,
ganzrandig oder gezähnt, dunkelgrün. 5-zählige,
weiße Blüten, die kurzgestielt in seitenständiger
Trugdolde hängen , gelbe Staubblätter, Früchte:
schwarze, erbsengroße Beeren. Blütezeit: Juli bis
Oktober, Früchte: September, Oktober.
Hauptwirkstoff: Solanin, ein
Alkaloidgemisch aus 6 Bestandteilen, dazu
Saponine, ist in allen Pflanzenteilen, vor
allem in den Samen und damit in den
Beeren enthalten. Der Alkaloidgehalt hängt
vom Entwicklungsstand der Pflanze ab. Die Aufnahme von 6-10
Beeren kann bereits für Kinder tödlich sein.
Vergiftungserscheinungen: erste Anzeichen sind ein hochroter Kopf,
stark erweiterte Pupillen, durch die Saponine Kratzen und Brennen im
Mund und Rachen, Übelkeit, schmerzhafte Durchfälle. Solanin hat
erregende, später lähmende Wirkungen, Angstzustände, Fieber,
Krämpfe, Atemleistung fällt ab, Koma, Tod. Ähnlich wirkt der
ebenfalls verbreitete
Bittersüße Nachtschatten
(Solanum dulcamara L.), der zur gleichen Familie gehört, auch als Bittersüßer
Nachtschatten oder Waldnachtschatten bezeichnet. Es handelt sich dabei um
einen Halbstrauch mit unten verholzten, oben krautigen Stängeln.
Er wächst entweder niederliegend oder rechts bzw. linksrankend in die Höhe,
wobei die Triebe bis zu 1,5 m lang werden. Die Blätter sind gestielt, spitzoval
und haben am Grund 1-2 buchtig abgetrennte Seitenblätter. Die violetten Blüten
bilden Rispen, an denen dann die Früchte, rote, eiförmige etwa erbsengroße
glänzende Beeren hängen. Gift und Vergiftungserscheinungen entsprechen dem
Schwarzen Nachtschatten.
Gemeiner Stechapfel
(Datura stramonium L.), Familie:
Nachtschattengewächse, Solanaceae
Herkunft/Standort:
ursprünglich war
der Stechapfel in Zentralamerika
heimisch, er wurde im 16. Jahrhundert
nach Europa eingeführt und kommt
nun in Süd- und Mitteleuropa
verwildert vor: an Waldrändern, auf
Weinbergen,
Dämmen
und
Schuttplätzen, als attraktive Pflanze
wird er auch in Gärten kultiviert.
Merkmale: einjährige bis zu 1 m hohe krautige Pflanze. Die Blätter
sind eiförmig zugespitzt, Oberseite dunkelgrün, unten heller, buchtig
gezähnt und gestielt. Blüten trichterförmig, fünfzipflig, weiß, achsel- oder
endständig. Fruchtkapsel stachelig, 4fächrig, Samen braun-schwarz bis zu 3,5
mm lang.
Hauptwirkstoff:
die Alkaloide L-Hyoscyamin, Atropin, LScopolamin, es sind alle Pflanzenteile giftig, besonders die Wurzel
und die Samen.
Vergiftungserscheinungen: nach Aufnahme in den Körper zunächst
allgemeine Erregung von Heiterkeit bis Tobsucht, Sinnestäuschungen,
starke Hautreizung, Übelkeit, weite Pupillen, Sehstörungen,
Benommenheit, Atemlähmung, Tod. Wird die Vergiftung überlebt
und kommt es mehrmals zur Aufnahme von StechapfelPflanzenteilen, so können die Folge Geistesstörungen sein
(Verblödung).
Auch für Pferde und Rinder sind Vergiftungen beschrieben durch
Futter, das mit Stechapfelsamen kontaminiert war.
Engelstrompete
(Datura suaveolens Humb.et.Bonpl.exWilld.; Brugmansia),
Familie: Nachtschattengewächse. Solanaceae
Herkunft/Standort: Heimat: Brasilien, bei uns als
sehr
attraktive Kübelpflanze, kann nicht im Freien
überwintern.
Merkmale: Strauch bis zu 5 m hoch, Blätter wechselständig,
grün, eiförmig mit gewelltem Rand, Blüten 20-30 cm lang weiß (auch
rot oder gelb) trompetentrichterförmig. Früchte: spiralig, lang.
Blütezeit: August bis Oktober. Eine andere Zierpflanze ist Datura
sanguinea, die von Januar bis März blüht.
Hauptwirkstoffe: Die Alkaloide Scopolamin, Hyoscyamin und
Atropin. alle Pflanzenteile sind giftig.
Vergiftungserscheinungen: wie bei Stechapfel beschrieben (s.o.),
schon der Duft der Blüten soll narkotisierende Eigenschaften haben
und Kopfschmerzen und Benommenheit hervorrufen. Auch
Vergiftungen, die überlebt werden, dauern sehr lange, das am längsten
bestehende Symptom sind die weiten Pupillen. Die Aufnahme der
Pflanzenteile (auch als Tee) hat zum Teil zu tödlichen Vergiftungen
geführt.
Liguster
Ligustrum vulgare L.), Familie:
Ölbaumgewächse, Oleaceae
Herkunft/Standort:
Europa,
in
Mitteleuropa weit verbreitet, Wälder,
Waldränder,
verbreitet
als
Schnitthecken gepflanzt. Strauch von
4-5m
Höhe,
Blätter
länglichlanzettlich, gegenständig, kurzgestielt.
Blüten klein, weiß in endständigen
Rispen, stark riechend, Blütezeit:
Juni/Juli, Früchte September bis zum
Winter. Die Früchte sind kugelige, etwa erbsengroße Steinbeeren, die
glänzend schwarz werden, sie schmecken unangenehm bitter.
Hauptwirkstoffe sind der Farbstoff Ligulin, in den Blättern und in der
Rinde das Glycosid Ligustrin, in der Rinde, ferner die Bitterstoffe
Syringopicrin und Ligustron.
Vergiftungserscheinungen: Durch Aufnahme der Beeren sind
Kinder zu Tode gekommen. Nach dem Essen der Beeren oder anderer
Pflanzenteile kommt es zu schweren Magen-Darm-Beschwerden mit
heftigen Erbrechen, starken Durchfällen, Krämpfen und
Kreislauflähmung. Lokal kann es zu Hautreizungen kommen.
Erklärungen:
Alkaloide: Bezeichnung für vorwiegend im Pflanzenreich vorkommende
alkalisch reagierende Naturstoffe mit einem oder mehreren stickstoffhaltigen
Ringsystemen im Molekül. Sie haben meist eine stark ausgeprägte
pharmakologische oder toxische Wirkung, z.B. Nicotin, Aconitin, Chelidonin. In
den Pflanzen liegen sie nicht in freier Form vor, sondern sie bilden entweder
Salze mit typischen Pflanzensäuren, wie Weinsäure, Äpfelsäure, oder
Zitronensäure oder sie gehen eine Bindung mit Zuckern und bilden die sog.
Glycoside
Glucoside: s. Glycoside
Glycoside : Bezeichnung für Pflanzenstoffe, die in echter chemischer Bindung
(meist über ein Sauerstoffatom) an einen Pflanzenzucker gebunden sind. Die
sog. Glucoside sind Pflanzeninhaltsstoffe, die an Glucose gebunden sind
(Glucose: Traubenzucker)
Hämolyse: Auflösung der roten Blutkörperchen
Koma: tiefe Bewusstlosigkeit, aus der der Patient nicht erweckt werden kann
Kollaps: Physischer oder psychischer Zusammenbruch,
Kreislaufkollaps: Zusammenbruch des Herz-Kreislaufsystems (mit oder ohne
Bewusstlosigkeit)
Saponine: Bezeichnungen für eine Gruppe von pflanzlichen Glycosiden, die mit
Wasser seifenartige Lösungen bilden. Einige von ihnen sind starke
Pflanzengifte, da sie in der Blutbahn zur Auflösung der roten Blutkörperchen
führen (Hämolyse).
Literatur
1) Giftpflanzen (Giftliste), ecomed verlagsgesellschaft, Landshut, jährliche
Ergänzungslieferungen, Hrsg. Roth /Daunderer
2) Habermehl, G. und P. Ziemer, Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe,
2. erweiterte Auflage, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York,
1999
3) Altmann, H., Giftpflanzen, Gifttiere (Merkmale, Giftwirkung, Therapie), BLV
Verlagsgesellschaft mbH, München, Wien, Zürich, 1995
Der Verband bedankt sich bei unserem Einzelmitglied
Frau Prof. Dr. Ursula Stephan aus Halle für die
Zusammenstellung der
„Giftpflanzen im Garten“ – Teil 1Neu aufgelegt: 2013
aktiv – stark – engagiert
für Haus, Garten und Freizeit
Unser Verband möchte mit dieser Broschüre seinen
Mitgliedern und Freunden einen Ratgeber für den
Gartenbereich in die Hand geben, um unliebsame
Schädigungen im Vorfeld zu vermeiden.
Es ist gut, Mitglied in unserem Verband zu sein, denn
MITGLIEDER WISSEN MEHR!
MITGLIEDER SIND BESSER
BERATEN!
MITGLIEDER HABEN VIELE
VORTEILE!
Verband Wohneigentum Sachsen-Anhalt e.V.
(vormals Deutscher Siedlerbund, LV Sachsen-Anhalt e.V.)
Krausenstraße 22, 06112 Halle (Saale)
Telefon/Fax: 0345 5220114
www.verband-wohneigentum.de/sachsen-anhalt
eMail: [email protected]
(Erstauflage 2011)
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