Boger_PPP Trauma in den ersten Lebensjahren Skript

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Trauma in
den ersten Lebensjahren
Katrin Boger
Kinder/ Jugendpsychotherapie (VT/ TP)
Bindungsbasierte Psychotherapie
Spezielle Psychotraumatologie Kinder/ Jugendliche (DeGPT)
EMDR
Ab wann können Traumata auftreten?
• Pränatale Traumata
• Perinatale Traumata
• Postnatale Traumata
1
Pränatale Traumata
•
•
•
•
•
•
•
Stress der Mutter (Gewalterfahrungen, eigene Traumata/ Belastungen)
Psychische Belastung/ Erkrankung der Mutter (z.B. Depression, Ängste etc.)
Ablehnung durch die Mutter
Abtreibungsversuch
Zwillingstod
Drogen (Nikotin, Alkohol, Medikamente etc.)
Umwelteinflüsse
Entstehung pränataler Traumata
• Emotionaler Spiegel der Mutter mit Auswirkungen auf die
Gehirnentwicklung
•
•
•
•
Transgenerationale Weitergabe von Traumata/ Epigenetik
Psychische Erkrankungen der Mutter
Stress der Mutter
Bindung beginnt bereits im Mutterleib!
2
Perinatale Traumata
• Geburtstrauma
• Kaiserschnitt
• Frühgeburt
Entstehung perinataler Traumata
• Geburt an sich als Herausforderung und erfolgreich bewältigtes „NahtodErlebnis“
• Was, wenn die Glückshormone, etwas geschafft zu haben, z.B. durch
Kaiserschnitt ausbleiben?
• Was, wenn Bonding nicht stattfinden kann?
3
Frühkindliche
Gehirnentwicklung
• Bereits bei der Geburt ist das Gehirn voll
funktionsfähig und verfügt über ein
komplexes und persönliches
Erinnerungsvermögen
• Sie können genau zuhören, Sprache verstehen,
auf ihre Weise kommunizieren, Beziehung
herstellen, Gefühle/ Schmerz empfinden und
zeigen
• Sie verfügen über ein Bewusstsein ihrer Selbst
• Vorgeburtliches Gedächtnis
Bindung
• Was ist Bindung?
• Welche Bindungsformen gibt es?
• Wie verhält es sich mit der
Bindung im weiteren
Lebensverlauf ? Auswirkungen?
Veränderbarkeit?
4
Postnatale Traumata
Gerade in den ersten drei
Lebensjahren ist das Kind
besonders auf die Fürsorge
der Bezugspersonen
angewiesen.
Postnatale Traumata
•
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•
•
•
•
Bindungs-/ Entwicklungstraumata
Körperliche Misshandlung
Emotionale Misshandlung
Vernachlässigung
Sexueller Missbrauch
Gewalterfahrungen
Unfälle, Operationen, schmerzhafte ärztliche Untersuchungen
5
Entstehung postnataler Traumata
•
•
•
•
•
•
•
Bindungs-/ Entwicklungstraumata
Körperliche Misshandlung
Emotionale Misshandlung
Vernachlässigung
Sexueller Missbrauch
Gewalterfahrungen
Unfälle, Operationen, schmerzhafte ärztliche Untersuchungen
Auswirkungen früher
Kindheitsbelastungen
• Körperliche und psychische
Erkrankungen
• Bindungs- und Entwicklungsstörungen
• Auswirkungen auf die
Gehirnentwicklung
• Lebenslange Auswirkungen bis hin zu
einem fast 20 Jahre früheren Tod
6
Gesundheitliches Risikoverhalten und Einwirken von ≥ 4 frühen Stressfaktoren (N=17.000,
Altersdurchschnitt: 57 Jahre) (nach Felitti et al. 1998, zitiert nach Cierpka et al. 2014)
Risikoverhalten
≥ 4 Stressfaktoren
Drogenkonsum
28,4%
Alkoholabusus
Drogen i.v.
Promiskuität (≥ 30 Sexualpartner)
Sexuell übertragene Erkrankungen
Rauchen
BMI ≥ 35
Weitreichender Bewegungsmangel
Im vorangegangenen Jahr ≥ 2 Wochen depressiv
Suizidversuche
OR*
16,1%
7,4
3,4%
10,3
16,7%
2,5
6,8%
16,5%
12,0%
26,6%
50,7%
18,3%
* Korrigierte Odds Ratio (Alter, Geschlecht, Rasse, Bildung)
4,7
3,2
2,2
1,6
1,3
4,6
12,2
Risikofaktoren
•
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•
•
•
•
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•
Niedriger sozioökonomischer Status
Schlechte Schulbildung der Eltern
Arbeitslosigkeit
Große Familien und sehr wenig Wohnraum
Kontakte mit Einrichtungen der „sozialen Kontrolle“ (z.B. Jugendamt)
Kriminalität oder Dissozialität eines Elternteils
Chronische Disharmonie in der Primärfamilie
Unsicheres Bindungsverhalten nach dem 18./ 24. Lebensmonat
Psychische Störung der Mutter/ des Vaters
7
Risikofaktoren
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Parentifizierung/ Rollenumkehr
Chronisch erkranktes Geschwister
Alleinerziehende Mutter
Längere Trennung von den Eltern in den ersten sieben Lebensjahren
Anhaltende Auseinandersetzung infolge Scheidung/ Trennung der Eltern
Häufig wechselnde frühe Beziehungen (z.B. Waisenhaus, Au-pair-Mädchen)
Gewalterfahrungen: sexueller und/ oder aggressiver Missbrauch
Schlechte Kontakte zu Gleichaltrigen in der Schule
Altersabstand zu Geschwister < 18 Monate
Geschlecht (Jungen vulnerabler als Mädchen)
Resilienzfaktoren
•
•
•
•
•
•
•
•
Dauerhafte gute Beziehung zu mindestens einer primären Bezugsperson
Sicheres Bindungsverhalten
Großfamilie, kompensatorische Elternbeziehungen
Entlastung der Mutter (v.a., wenn alleinerziehend)
Gutes Ersatzmilieu nach früherem Mutterverlust
Überdurchschnittliche Intelligenz
Robustes, aktives und kontaktfreudiges Temperament
Internale Kontrollüberzeugungen, „self-efficacy“
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Resilienzfaktoren
•
•
•
•
•
•
Soziale Förderung (z.B. durch Jugendgruppe, Schule, Kirche)
Verlässlich unterstützende Bezugsperson/ en im Erwachsenenalter
Lebenszeitlich spätere Familiengründung (i. S. v. Verantwortungsübernahme)
Geschlecht (Mädchen sind weniger vulnerabel)
V.a. Sichere Bindung
Oxytocin direkt nach der Geburt
Diagnostik
• Nach der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften (AWMF) wird in der aktuellen Leitlinie „Psychische
Störungen im Säuglings-, Kleinkind- und Vorschulalter“ (Stand 26.09.15)
empfohlen, zur Diagnostik einer Posttraumatischen Belastungsstörung die
RDC-PA Kriterien zu verwenden, da sie das ICD-10 für jüngere Kinder als
weniger geeignet empfindet.
9
Diagnosekriterien PTBS
Symptomgruppen
Symptome
B. Wiedererleben
Posttraumatisches
Spiel:
Zwanghafte
Wiederholung von Themen und Aspekten des
Traumas, kein Angstabbau durch das Spiel.
Weniger elaboriertes und kreatives Spiel
Nachspielen bestimmter Aspekte des Traumas,
ohne Charakteristika des posttraumatischen
Spiels
A. Traumatisches Ereignis
Diagnosekriterien PTBS
Mindestens 1 Symptom
Wiederholte Erinnerung des traumatischen
Ereignisses außerhalb des Spiels, ohne
offensichtliche psychische Belastung
Albträume mit Bezug zum Trauma oder
mit zunehmender Frequenz ohne wieder
erkennbaren Inhalt
Episoden mit objektiven Anzeichen eines
Flashbacks oder von Dissoziation
Psychische Belastung bei der Konfrontation
mit Hinweiszeichen
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Diagnosekriterien PTBS
C. Vermeidung
Tatsächliche oder versuchte Vermeidung
von Aktivitäten, Gegenständen, Orten oder
Personen, welche mit dem Trauma
assoziiert sind
Einengung des Spielverhaltens
Mindestens 1 Symptom
Sozialer Rückzug
Eingeschränkte Bandbreite des Affekts
Diagnosekriterien PTBS
D. Erhöhte Erregung
Mindestens 2 Symptome
Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
Erhöhte Irritierbarkeit, Wutausbrüche,
Affektlabilität
Verringerte
Konzentrationsfähigkeit
Vergleich zu vor dem Trauma
Übertriebene Wachsamkeit
(Hypervigilanz)
im
Übertriebene Schreckreaktion
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Diagnosekriterien PTBS
E. Neue Ängste und Aggressionen
Verlust bereits erworbener Fertigkeiten
insbesondere
im
Bereich
der
Sauberkeitsentwicklung und der Sprache
Neu auftretende Ängste
Für Diagnose nicht erforderlich
Neu auftretende Trennungsangst
Neu auftretende Aggressionen
Bindungs-/ Entwicklungstraumatisierung
• Emotionale Vernachlässigung
• Chronische Entwertung von Kindern und Zuschieben einer Sündenbockrolle
• Behinderung der psychosozialen Entwicklung des Kindes durch Quälen, Isolieren
(Abschneiden von Außenkontakten wie Spielkameraden), Terrorisierung (Drohung der
Erwachsenen, das Kind zu töten oder zu verlassen) oder Ignorieren des Kindes
• Erleben einer Vielzahl von Trennungen und Verlusten
• Erleben von Gewalt, Gewaltandrohungen oder Suiziddrohungen zischen den Eltern,
Erleben von Substanzmissbrauch durch die Eltern
• Missachtung aller elementaren psychischen Bedürfnisse eines Kindes, wie wahrgenommen
werden, gehalten werden, beschützt werden und Ähnliches
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Bindungs-/ Entwicklungstraumatisierung
A Traumakriterium -
Mehrfaches oder anhaltendes Ausgesetzt sein gegenüber einer
oder mehreren Formen von entwicklungsschädigenden
Traumen wie Vernachlässigung, zwischenmenschlichen
Verrat, körperlicher Gewalt oder sexualisierter Übergriffen,
aber auch Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit,
emotionalen Missbrauch oder Zeugenschaft von Gewalt und
Tod
-
Subjektive Erfahrungen und Reaktionen (Wut, Enttäuschung,
Angst, Resignation, Ekel, Scham)
Bindungs-/ Entwicklungstraumatisierung
B Anhaltende
Fehlregulationsmuster
-
Gestörte Affekt- und Impulsregulation
-
Somatisierungsphänomene wie häufige psychogene
in Zusammenhang mit
traumabezogenen
Erinnerungsreizen
Beeinträchtigungen oder manifeste Krankheiten
-
Verhaltensveränderungen wie Reviktimierungsneigung oder
Nachkonstellieren der traumatischen Situation
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Bindungs-/ Entwicklungstraumatisierung
-
Kognitive Veränderungen von Aufmerksamkeit und
Bewusstsein wie dissoziative Symptomatik oder
anhaltende Aufmerksamkeitsstörungen
-
Interpersonelle Veränderungen wie die Unfähigkeit zur
gleichberechtigten partnerschaftlichen Interaktion oder
dysfunktionale Wahrnehmung des Täter
-
Selbstbildveränderungen wie beeinträchtigtes Identitätsgefühl
Bindungs-/ Entwicklungstraumatisierung
C Anhaltend veränderte
Erwartungen und
-
Selbstbeschuldigungen
-
Fremdbeschuldigungen gegenüber schützende Personen
Begründungsmuster,
sogenannte
soziokognitive
Veränderungsmuster
-
Verlust der Erwartung des Geschütztseins durch andere
Menschen
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Bindungs-/ Entwicklungstraumatisierung
-
Verlust des Vertrauens in die Schutzfunktion von
-
Verlust der sozialen Erwartung sozialer Gerechtigkeit und
Institutionen oder anderen Menschen
Wiedergutmachung
-
Überzeugung, auch zukünftig erneut zum Opfer zu werden
Funktionelle Beeinträchtigungen bezogen auf Bildung,
Familie, persönliche Beziehungen, Justiz- und
Rechtsangelegenheiten sowie Beruf
Empfehlungen der AWMF
• - Die Trauma Symptoms Checklist for Young Childrens (TSCYC) mit 90 Items.
• - Die Traumatic Events Screening Inventory – Parents Report (Rehwild) mit 24 Items.
• - Auch die Child Behavior Checklist (CBCL 1 ½ -5) kann als Screeninginstrument für die PTBS verwendet
werden.
• Zwei strukturierte Interviews liegen ferner vor:
• - Die Posttraumatic Stress Disorder, Semi
• - Structured Interview and Observational Record for Infants and Young Children (PTSD-SSIORIYC).
Dieses klinische valide Instrument wurde ins Deutsche übersetzt und ausführlich bei Graf et al. (2008)
dargestellt. Es ist ein semistrukturiertes Interview und Beobachtungsinstrument zugleich. Neben einer
Auflistung möglicher Traumata enthält es einen detaillierten Fragenkatalog zu Symptomen und deren Folgen
nach der Alternativklassifikation von Scheeringa et al. (2003).
15
Empfehlungen der AWMF
• Des Weiteren sollte auf Anraten der AWMF bei Verdacht auf komorbide
psychische Störungen bei den Eltern diesen ebenfalls eine Diagnostik und
Behandlung empfohlen werden. Komorbide Störungen (vor allem PTBS und
Depression) sind bei Eltern von Kindern mit PTBS häufig. Es gibt einen
hoch signifikanten Zusammenhang zwischen PTBS/Depression bei Eltern
und Kindern, sodass von einer „Beziehungs-PTBS“ gesprochen werden
kann.
WICHTIG
Psychisch erkrankte Eltern sind meist
nicht in der Lage, ihre Kinder
ausreichend zu schützen. Gleichzeitig ist
es für die Eltern eine große Belastung,
ihre eigenen Kinder leiden sehen zu
müssen. Eine Ausgeprägte elterliche
PTBS ist in der Regel mit einem
schlechteren Outcome für die PTBS der
Kinder verbunden. Die Behandlung der
elterlichen PTBS hat deshalb einen
hohen Stellenwert.
16
Grundlagen der Traumabehandlung
„Von traumatisierenden Erlebnissen kann man sich
auch nicht einfach erholen, wie das bei stressvollen
Erfahrungen durchaus der Fall ist. Sie bleiben
solange psychisch aktiv, bis sie gezielt aufgearbeitet
werden“ (Ruppert, 2014).
3 Aspekte bei der Traumabehandlung
• Belastung und Ressourcen der Bezugspersonen
• Bindung zwischen Bezugspersonen und Kind
• Belastung und Ressourcen des Kindes
17
Grundprinzipien der
Traumabehandlung
• Grundhaltung des Therapeuten
(wertschätzend, feinfühlig,
wohlwollend… v.a. authentisch)
• Raum der Geborgenheit als
Grundlage
• Transparenz auch gegenüber
dem Kind
Grundhaltung des Therapeuten
„Ich werte nie, ich bewundere nur. Und ich arbeite mit
einem offenen Herzen: Wenn ich meine Liebe zu den
Menschen spüre, die zu mir gekommen sind, weil sie Hilfe
suchen, dann weiß ich: Jetzt beginnt Heilung. Das gilt für
erwachsene Menschen wie auch für Babys und Kinder“
(Renggli, 2013).
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Grundhaltung des Therapeuten
„Wenn man als Analytikerin einem Säugling zuhört, sind alle Sinne
auf Empfang gestellt, schwingen in der Stille des Selbst. Dieses
Mitschwingen (wie auch die freischwebende Aufmerksamkeit) sollte
von jeder Wertung frei sein, schließt aber die Phantasietätigkeit
keineswegs aus, sondern bezieht sie ein; nur deren Freisetzung
nämlich erlaubt die „Übersetzung“ eines zunächst unverständlichen
Empfindens“ (Eliacheff, 2015).
Arbeiten mit den
Bezugspersonen
• Gemeinsames Arbeiten (Bezugspersonen
als Experte für das Kind)
• Entlastung von der Schuldfrage
• Symptome als Überlebensstrategie
anerkennen, das ehemals einen Sinn hatte
• Psychoedukation, Aufklären über
Vorgehen der Traumaarbeit
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Bedeutung von Ressourcen
• Ohne das Aktivieren von
Ressourcen kann Traumaarbeit
nicht gelingen
• Pendeln zwischen Trauma
(Vergangenheit) und Ressource
(Gegenwart) ist das Kernstück
jeder Traumaarbeit
• Ressource als Miss-MatchErfahrung
Arbeit mit den Bezugspersonen
• Deren eigene Belastung aufarbeiten
• Arbeiten an der Bindung zwischen Bezugspersonen und Kind
• Feinfühliges Verhalten der Bezugspersonen als sichere Basis und Ressource
für die Traumabehandlung mit dem Kind
• Sichere Bindung zwischen Bezugspersonen und Kind auch als Schutz vor
Retraumatisierung und als zukünftiger Resilienzfaktor
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Techniken des Therapeuten
• Von Beginn an Ressourcenorientiert
• Wertschätzung und Würdigung der
bisherigen Lösungsversuche der
Bezugspersonen
• Anleiten, der Bezugspersonen den
Blick „weg von dem was belastet“,
hin zu „dem, was gut läuft“ zu lenken
Prinzipien in der
Traumaarbeit mit Kindern
• Entschleunigung!
• Traumaarbeit bei jüngeren
Kindern ist auch Körperarbeit
• Therapeut: authentisch, in sich
ruhend, dem Prozess und den
Selbstheilungskräfte vertrauend
• Mehr prozess-, weniger
zielorientiert
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Traumaarbeit im ersten Lebensjahr
• Methode: Integrative Bindungsorientierte Traumatherapie (IBT)
• Elemente der Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie, bindungsbasierten
Psychotherapie, Traumatherapie, EMDR
• Messung der Herzfrequenz als Prädiktor für Stress
• Bezugspersonen und deren Bindung zum Kind als Ressource und
Verankerung in der Gegenwart
Durchführung der Traumaarbeit
im ersten Lebensjahr
• 1. Bezugspersonen berichten Ressourcen auf drei Ebenen (kognitiv, physisch,
emotional)
• 2. Traumaaktivierung durch die Bezugspersonen aus der Sicht des Kindes auf drei
Ebenen (kognitiv, physisch, emotional)
• 3. Wenn das Kind unter Stress ist (Herzfrequenz hoch), bilaterale Stimulierung
(EMDR: Tapping) bis das Trauma durchgearbeitet ist (Herzfrequenz reguliert)
• 4. Bezugspersonen berichten Ressourcen auf drei Ebenen (kognitiv, physisch,
emotional)
22
Was ist zu beachten?
•
•
•
•
Herstellen einer Sinnhaftigkeit des Geschehens für das Kind
Würdigung des Leids
Einbettung des Traumas in Ort und Zeit
Klare Wertehaltung
Traumaarbeit im zweiten und dritten Lebenjahr
• Methode: Integrative Bindungsorientierte Traumatherapie (IBT)
• Elemente der Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie, bindungsbasierten
Psychotherapie, Traumatherapie, EMDR
• Körperspannung, Verhalten als Prädiktor für Stress
• Bezugspersonen und deren Bindung zum Kind als Ressource und
Verankerung in der Gegenwart
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Durchführung der Traumaarbeit
im zweiten und dritten Lebensjahr
• 1. Bezugspersonen berichten Ressourcen auf drei Ebenen (kognitiv, physisch,
emotional), Inhalte: Selbstwirksamkeit, erlebte Bewältigungsstrategien
• 2. Traumaaktivierung durch die Bezugspersonen aus der Sicht des Kindes
auf drei Ebenen (kognitiv, physisch, emotional) direktiv oder über einen
Stellvertreter (Narrativ)
• 3. Während der Traumaaktivierung bilaterale Stimulierung (EMDR: Tapping)
• 4. Bezugspersonen berichten Ressourcen auf drei Ebenen (kognitiv, physisch,
emotional), Inhalte: Selbstwirksamkeit, erlebte Bewältigungsstrategien
Was ist zu beachten?
•
•
•
•
•
•
Herstellen einer Sinnhaftigkeit des Geschehens für das Kind
Würdigung des Leids
Einbettung des Traumas in Ort und Zeit
Klare Wertehaltung
Vermeidungsverhalten
Keine Widersprüchlichkeiten oder Ambivalenzen
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Bisherige Erkenntnisse
Die Integrative Bindungsorientierte
Traumatherapie stärkt nach
erfolgreicher Behandlung die
Bindung zwischen Bezugspersonen
und Kind und steigert damit die
Resilienz des Kindes
Bisherige Erkenntnisse
•
•
•
•
Wirksamkeit kann nachgewiesen werden
Kurze Behandlungsdauer (im Durchschnitt 2,5 Sitzungen)
Hilfreich ist eine feinfühlige Bindung der Bezugspersonen
Das Kind reagiert nur auf eigene Belastungen und nicht auf Belastungen, die
nur die Bezugspersonen betreffen
• Traumainhalte sind besonders Situationen mit Schmerz und Angst
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EMDR
"Die Wirksamkeit von EMDR ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. Die
Forschungsergebnisse zeigen: Nach der Behandlung einer einfachen posttraumatischen
Belastungsstörung mit EMDR fühlen sich 80 Prozent der Patientinnen und Patienten deutlich entlastet
– und das bereits nach wenigen Sitzungen. Ein zentrales Element der EMDR-Behandlung ist die
Nachverarbeitung der belastenden Erinnerung unter Nutzung bilateraler Stimulation. [...] Diese
Stimulation unterstützt das Gehirn, die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren und die belastenden
Erinnerungen zu verarbeiten"
(EMDRIA Deutschland e.V.).
EMDR
Überaus verkürzt zusammengefasst, wird bei
der Behandlung mit EMDR belastende
Erinnerungen auf drei Ebenen, kognitiv,
emotional und körperlich aktiviert und das
Gehirn des Betroffenen schließlich über
bilaterale
Stimulierung
(Rechts-links
Augenbewegungen oder Tapping (recht-links
klopfen) unterstützt, die Selbstheilungskräfte
zu aktivieren und belastende Erinnerungen zu
verarbeiten und zu integrieren. Im Sinne der
Rekonsolidierung werden zudem aktiv
Ressourcen aktiviert und eingewoben.
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EMDR
Desweiteren konstituiert nach Hensel die Wirksamkeit bei EMDR nach folgenden Aspekten:
"Modell der psychischen Selbstheilungskräfte
Emotionale Aktualisierung der traumatischen Erinnerung (Target) #
Zustand des Mindfullness (Beobachterposition)
Duale Aufmerksamkeit
Bilaterale Stimulierung #
Einsetzen eines Verarbeitungsprozesses #
Die mit # versehenen Punkten sind die minimalsten Anforderungen, um eine therapeutische
Intervention als EMDR zu bezeichnen" (Hensel, 2007).
Kontaktdaten
Katrin Boger
Kinder-/ Jugendpsychotherapie (VT/ TP), Bindungsbasierte Psychotherapie
Spezielle Psychotraumatologie für Kinder und Jugendliche (DeGPT), EMDR
Supervisorin und Dozentin
Leitung des WeiterbildungsZentrum für Pädagogik und Psychologie WZPP
Alfred-Delp-Strasse 2, D-73430 Aalen
[email protected]
www.psychotherapie-aalen.de // www.wzpp.de
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