Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Sanierung und Erweiterung Wilhelmstraße 64, Berlin Verfahrensbeteiligte Bauherr / Auslober Bundesrepublik Deutschland vertreten durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten 2. Rundgang: Arbeit 1002 Collignon Architektur & Design GmbH, Berlin 2. Rundgang: Arbeit 1010 Peter Kulka Architektur Dresden GmbH, Dresden 2. Rundgang: Arbeit 1015 Rolf Mühlethaler Architekt BSA SIA, Bern (Schweiz) 1. Rundgang: Arbeit 1009 Vautz Mang Architekten BDA mit Sodenkamp Architekten, Stuttgart 2. Rundgang: Arbeit 1004 Max Dudler, Berlin 2. Rundgang: Arbeit 1011 Patrik Dierks Norbert Sachs Architekten BDA, Berlin 1. Rundgang: Arbeit 1005 Code Unique Architekten, Dresden 1. Rundgang: Arbeit 1013 Knoche Architekten BDA, Leipzig 2. Rundgang: Arbeit 1007 studioinges Architektur und Städtebau, Berlin 2. Rundgang: Arbeit 1012 LIN Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin 1. Rundgang: Arbeit 1008 Dinse Feest Zurl Architekten, Hamburg 1. Rundgang: Arbeit 1014 Kaag + Schwarz, Stuttgart Nutzer Deutscher Bundestag Koordination und Durchführung Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Ref. A 2 - Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsmaßnahmen Beate Hückelheim-Kaune (Referatsleitung) Markus Popp (Projektleitung) Fasanenstr. 87, 10623 Berlin Vorprüfung Dr.-Ing. Olga Hungar, Architektin Friedhelm Gülink, Architekt Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Cranzbau, 1. Obergeschoß Fasanenstraße 87, 10623 Berlin Ausstellungsdauer: 29. Juli 2011 bis 11. August 2011 Montag bis Freitag 12 bis 18 Uhr Anlass und Ziel des Wettbewerbs Im Jahre 2007 wurde das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) vom Deutschen Bundestag beauftragt, ein baufachliches Gutachten für das seit mehreren Jahren leer stehende Gebäude an der Wilhelmstraße 64 in Berlin-Mitte zu erstellen. Das Gutachten schloss aufgrund des festgestellten baulichen Zustands mit der Empfehlung einer baulichen Grundsanierung. Mit dem Ziel, im Gebäude künftig die Unterabteilung PM – Mandatsdienste der Bundestagsverwaltung unterzubringen, beschloss die Kommission des Ältestenrates für Bau- und Raumangelegenheiten des Deutschen Bundestages für die Liegenschaft Wilhelmstraße 64 eine Entscheidungsunterlage-Bau (ES-Bau) aufzustellen und beauftragte das BBR mit der Erstellung dieser Unterlage. 1. Preis: Arbeit 1006 Preisrichter Prof. Rebecca Chestnutt, Architektin, Berlin Henning Ehrhardt, Architekt, Stuttgart Benedikt Schulz, Architekt, Leipzig Petra Vondenhof-Anderhalten, Architektin, Berlin Dr. h. c. Wolfgang Thierse, MdB, Bundestagsvizepräsident Günther Hoffmann, Abteilungsleiter, BMVBS Rita Ruoff-Breuer, Präsidentin, BBR Abelmann Vielain Pock Architekten, Berlin Entwurfsverfasser: Renate Abelmann, Walter Vielain Stellvertretende Preisrichter Prof. Florian Fischer, Architekt, München Johann Nettekoven, Referatsleiter ZT 1, DBT Ralf Poss, Unterabteilungsleiter, BMVBS Eva Jedelhauser, Abteilungsleiterin, BBR Sachverständige Dr. Matthias Dunger (Denkmalpflege), SenStadt Berlin Wilhelm Bölte (Planungsrecht), SenStadt Berlin André Sonnenburg (Kosten), Ingenieurbüro DGS Büro für Bauwesen Jana Ecke/Richard Zweck (Bauordnungsrecht), BBR VI S 3 Entscheidung und Empfehlung des Preisgerichts Das Preisgericht tagte am 4. Juli 2011 unter dem Vorsitz von Herrn Benedikt Schulz und beschloss einstimmig, drei Preise zu vergeben. Die Empfehlung des Preisgerichts lautet, den ersten Preis mit der Realisierung zu beauftragen. Abbildungen Luftbild: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin Modellfotos: H.-J. Wuthenow, Berlin Zeichnungen 1. Preis: Abelmann Vielain Pock Architekten, Berlin Foto Bestand: BBR Standardbüro 3.6 15,73 m2 WC 5,67 m2 WC 5,67 m2 Teek 2 9,26 m2 Beurteilung durch das Preisgericht Die stadträumliche Entwurfsidee, geleitet vom Anspruch die bauzeitliche Kubatur aufzunehmen und die Neuformulierung einer Dachfigur daran zu orientieren gelingt insofern, als die vertikale Fassadenentwicklung insgesamt gut proportioniert wirkt. Die Lesbarkeit dieser historischen Bezugnahme ist nicht eindeutig. Das ehemalige Pseudodrempelgeschoß im 4. OG als Teil der Dachfigur neu zu interpretieren, versucht eine Zwittergestalt herzustellen, die möglicherweise die notwendige architektonische Differenzierung zwischen Bestand und Neubau verklärt. Proportionen und Gliederung der hofseitigen Fassaden sind weniger überzeugend strukturiert und bedürfen einer weiteren Konkretisierung. Der innenräumliche Leitgedanke, das historische Treppenhaus freizulegen und eine Erschließungshalle zuzuordnen, die dem Grundriss in allen Geschossen und insbesondere im Erdgeschoss eine angemessene Großzügigkeit verleiht, trägt den Entwurf auf einfache Weise. Es entsteht eine gute Orientierung zum kleinen Innenhof auch durch die natürliche Belichtung. Die Funktionalität der Eingangssituation als Sicherheitsschleuse ist allerdings nicht eindeutig, obwohl scheinbar genügend Fläche hierfür vorgesehen ist. Insgesamt ist die angemessene und raffinierte räumliche Gestaltung im Umgang mit dem Bestand festzustellen. Eine große Kohärenz zwischen Nutzung und Raumgliederung wird erzeugt. Zu Materialität und Farbgebung vermittelt der Entwurf jedoch relativ wenig Detailinformation. Die Funktionalität des Entwurfs hinsichtlich der Nutzerfreundlichkeit, die Erfüllung des Raumprogramms sowie der technischen Nutzungsanforderungen sind gegeben. Die Wirtschaftlichkeit ist ebenfalls im vorgegebenen Rahmen eingehalten. Standardbüro 3.7 16,48 m2 Standardbüro 3.8 15,99 m2 Referatsleiter 3.1 36,86 m2 Standardbüro 3.9 18,79 m2 Standardbüro 3.10 16,09 m2 Referent 3.2 17,31 m2 Büro 3.3 17,28 m2 Kopier + Lager 10,30 m2 Standardbüro 3.12 17,23 m2 Schulung 3.55 22,95 m2 Standardbüro 3.13 20,67 m2 Standardbüro 3.14 15,93 m2 Standardbüro 3.15 21,22 m2 Standardbüro 3.16 17,46 m2 Schulung 3.52 20,82 m2 Standardbüro 3.11 17,90 m2 Schulung 3.53 23,95 m2 Grundriss 1. Obergeschoss Liegeraum 5.6 10,29 m2 Kopierraum 1 10,45 m2 WC 5,56 m2 Standardbüro 3.4 20,26 m2 Standardbüro 3.5 20,85 m2 Pausenhof WC 5,56 m2 Teeküche 1 11,04 m2 RB-WC 9,00 m2 Lag 3,20 m2 Foyer Übergang Standardbüro 5.3 18,32 m2 Standardbüro 5.3 20,61 m2 Kofferschleuse / Wartebereich 49,24 m2 Grundriss Erdgeschoss Pforte 5.1 10,67 m2 Ausgang Der Wettbewerb zur Sanierung und Erweiterung der Wilhelmstraße 64 wurde als nichtoffener, anonymer Wettbewerb nach RPW 2008 (Richtlinien für Planungswettbewerbe) mit vorgeschaltetem Bewerberverfahren ausgelobt. Aus den eingereichten Bewerbungen wurden 15 Architekturbüros in einem Auswahlverfahren durch ein vom Preisgericht unabhängiges Gremium ausgewählt und zur Teilnahme am Wettbewerb eingeladen. Preisgericht Eingang Verfahren Ansicht Zugang vom Hof Im Rahmen der ES-Bau konnte festgestellt werden, dass neben der umfangreichen Sanierung eine Erweiterung der Nutzfläche notwendig ist, um den räumlichen Anforderungen des Deutschen Bundestages gerecht zu werden. Im vorliegenden Realisierungswettbewerb sollte ein Vorschlag für eine baulich adäquate Lösung ermittelt werden, die unter Berücksichtigung dieser Nutzervorgaben und weiterer Rahmenbedingungen innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens zu realisieren ist. Unter anderem waren dabei Belange des Ensembleschutzes und Risikoabwägungen mit einzubeziehen. Sowohl baulich, gebäudetechnisch sowie auch im Hinblick auf die informations- und kommunikationstechnische Ausstattung wird dieser Baumaßnahme der übliche hohe Standard für den Deutschen Bundestag zugrunde gelegt. Pförtner 5.4 13,40 m2 Schulung 3.58 69,29 m2 Schulung 3.54 23,63 m2 2. Preis: Arbeit 1003 3. Preis: Arbeit 1001 Grüntuch Ernst Architekten GmbH, Berlin Entwurfsverfasser: Armand Grüntuch, Almut Grüntuch-Ernst Mitarbeiter: Dominic Queck, Mareike Schlatow Hilfskräfte und Studierende: Andreas Hoppe, Bianka Hejl Behles & Jochimsen Architekten BDA, Berlin Entwurfsverfasser: Armin Behles, Jasper Jochimsen Mitarbeiter: Tilman Dorn, Susanne Glöckner, Christa Kleine Hilfskräfte und Studierende: Anaïs Champeaux, Laura Casado Albo Fachberater: Peter Stanek, Berlin (Brandschutz); Volker Dick, Eisenloffel, Sattler + Partner, Berlin (Tragwerk); Axel Semler, Rentschler und Riedisser, Berlin (Gebäudetechnik) Beurteilung durch das Preisgericht (Auszug) Die Arbeit setzt im Straßenraum der Wilhelmstraße ein signifikantes und modernistisch anmutendes Zeichen, das kontrovers diskutiert wurde. Dem Gründerzeitbau, der in der baulichen Ausformung der Fassade unangetastet bleibt, wird eine Aufstockung um 2 Geschosse als neue „Zeit“-Schicht hinzugefügt. Eine besondere konzeptionelle Stärke gewinnt der Entwurf durch die Ausformung der neuen baulichen Elemente als Mäander, der sich horizontal durch das Erdgeschoss über eine Vertikale – den Neubau des Hofgebäudes – bis hin zur Dachaufstockung manifestiert. Dieses markante Entwurfsmerkmal wird in leichter Stahl-Glasbauweise errichtet und besitzt feststehende Aluminium-Lamellen als Sonnenschutz, die die Bewegung des Mäanders nachzeichnen. [...] Die Erschließung erfolgt über eine neue Treppenanlage und erhält einen großzügigen Vorraum, sowie alle notwendigen Funktionen wie Pförtnerloge und separaten Ein- und Ausgang. Der hofseitige Anbau wird komplett erneuert und mit einer transparenten Glasfassade versehen. Er nimmt in der Vertikalen alle Schulungs- und notwendigen Seminarräume, sowie Freiräume und Platz für informelle Gespräche auf. Alle Geschosse sind als Zweispänner mit klar gegliederter Raumaufteilung ausgeformt. [...] Aus denkmalpflegerischer Sicht scheint die Entscheidung, das 4. Obergeschoss auf 3,3 m zu erhöhen, sowie die starke Überformung des Bestandes durch eine zweigeschossige Aufstockung nicht geeignet, die Denkmaleigenschaft des Gebäudes zu bewahren. Der Entwurf ist hinsichtlich der Bau und Betriebskosten im oberen Preissegment einzuordnen. Beurteilung durch das Preisgericht Der Entwurf versucht, das bestehende Gebäude in der Wilhelmstraße in seiner Gesamtheit zu akzeptieren und es respektvoll umzunutzen und weiterzubauen. Dies gelingt dem Verfasser insbesondere in der Ausbildung wohldurchdachter und gut organisierter Grundrisse, die die bestehende Gebäudestruktur wahren. Die Positionierung der Aufzüge im Hofflügel im Zusammenhang mit der bestehenden Treppe führt zu großzügigen Vorzonen in den einzelnen Geschossen und ermöglicht eine geschickte Anordnung der Schulungsräume im Erdgeschoß mit Bezug zum neu geschaffenen Innenhof. Der Zugangsschleusenbereich müsste allerdings überarbeitet werden. Kritisch wird die neue zweigeschossige Dachkonstruktion im städtebaulichen Gesamtkontext gesehen, welche mit ihren groß dimensionierten Gauben als mächtig erscheint. Ebenso wird die Dachlaterne zur Belichtung des Treppenhauses als zu starker Fremdkörper wahrgenommen. Anerkannt wird gleichwohl der konzeptionelle Ansatz, das Thema Dach und Dachgaube in Form eines „Faltwerks“ neu zu interpretieren. Das Raumprogramm wurde in allen Teilen erfüllt. Die Kennwerte bezüglich der Wirtschaftlichkeit des Entwurfes liegen im positiven Bereich und bestätigen den insgesamt angemessenen Umgang mit dem Bestandsgebäude.