Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Allgemeines Gleichgewicht Dr. Alexander Westkamp 30. November 2010 Allgemeines Gleichgewicht I 1/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Einleitung I I Partielle Gleichgewichtsanalyse nützlich, wenn es wenig Interdependenzen zwischen verschiedenen Märkten gibt Viele Märkte stehen aber natürlicherweise in enger Abhängigkeit zueinander: I I I Benzinpreise beeinflussen Nachfrage nach Automobilen und öffentlichem Nahverkehr Absatzchancen von Unternehmen beeinflussen Nachfrage nach Arbeitskräften .. . Allgemeine Gleichgewichtstheorie: I I Simultane Analyse mehrerer/aller Märkte Berücksichtigung der komplexen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Märkten Allgemeines Gleichgewicht I 2/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Plan 1. Eine 2-Güter Ökonomie (Eis und Kuchen) 2. Tausch 3. Allgemeines Gleichgewicht mit Produktion 4. Anwendungen Allgemeines Gleichgewicht I 3/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Einleitung: Literatur (optional!) I Douglas Bernheim, Michael Whinston: Microeconomics, Kapitel 16 I Hal Varian: Intermediate Microeconomics (7th edition), Kapitel 31, 32, 33 I Geoffrey Jehle, Philip Reny: Advanced Microeconomic Theory, Kapitel 5 I Andreu Mas-Colell, Michael Whinston, Jerry Green: Microeconomic Theory, Kapitel 15, 16, 17 Allgemeines Gleichgewicht I 4/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Eine 2-Güter-Ökonomie Allgemeines Gleichgewicht I 5/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Eine 2-Güter-Ökonomie I I Betrachte Ökonomie mit zwei Gütern: Eis und Kuchen Nachfrage (reduzierte Form) I I I Angebot (reduzierte Form) I I I Eis: DE (PE , PK ) = 85 − 4PE + αPK Kuchen: DK (PE , PK ) = 110 − 5PK + αPE Eis: SE (PE , PK ) = 5PE − 5 Kuchen: SK (PE , PK ) = 3PK − 10 Mögliche Beziehungen zwischen den Gütern: 1. Substitute, falls Nachfrage nach einem Gut steigend im Preis des anderen Gutes (α > 0) 2. Komplemente, falls Nachfrage nach einem Gut fallend im Preis des anderen Gutes (α < 0) I Bemerkung: Wenn α = 0 können wir beide Märkte separat untersuchen! Allgemeines Gleichgewicht I 6/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Markträumungskurven und partielle Gleichgewichte I Die Markträumungskurve eines Gutes gibt die Preiskombinationen an, für die der Markt des betrachteten Gutes im Gleichgewicht ist. I I I Eis: DE (PE , PK ) = SE (PE , PK ) ⇔ PE = 10 + α9 PK Kuchen: DK (PE , PK ) = SK (PE , PK ) ⇔ PK = 15 + α8 PE Beachte: Jeder Punkt auf einer Markträumungskurve ist ein partielles Gleichgewicht im entsprechenden Markt! Allgemeines Gleichgewicht I 7/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Allgemeines Gleichgewicht I I I Ein allgemeines Gleichgewicht liegt vor, wenn beide Märkte im Gleichgewicht sind. Mathematisch: Schnittpunkt der Markträumungskurven In unserem Beispiel: Allgemeines Gleichgewicht gegeben durch PE = 720 + 120α 72 − α2 und 1080 + 90α 72 − α2 Nehmen im √ Folgenden immer an, dass PE , PK ≥ 0 (also das α ∈ (−6, 72)) PK = I Allgemeines Gleichgewicht I 8/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Allgemeines Gleichgewicht: Graphisch Allgemeines Gleichgewicht I 9/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Substitute und Komplemente I Steigende Substitutionsbereitschaft (α ↑) ⇒ beide Preise steigen! Intuition? I Steigende Komplementaritäten (α ↓) ⇒ beide Preise fallen! Intuition? Allgemeines Gleichgewicht I 10/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Steuern Steuern I Wie verändert sich das Gleichgewicht, wenn eine Mengensteuer T auf Eis erhoben wird? I Bisher: Veränderung des Gleichgewichts im Eismarkt unter der Annahme, dass sich im Kuchenmarkt nichts ändert. I Jetzt: Veränderung des Gesamtgleichgewichts. Allgemeines Gleichgewicht I 11/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Steuern Steuern - Markträumungskurven I Veränderung des Gleichgewichts im Eismarkt: DE (PE , PK ) = SE (PE − T , PK ) I Neue Markträumungskurve für den Eismarkt ist α 5 PE = 10 + T + PK 9 9 I ⇒ Partieller Gleichgewichtseffekt: Preis steigt um 59 T ! Markträumungskurve für Kuchen unverändert gegeben durch PK = 15 + Allgemeines Gleichgewicht I α PE 8 12/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Steuern Steuern - Änderung des allgemeinen Gleichgewichts I Gleichgewicht mit Mengensteuer T gegeben durch PE = 720 + 40T + 120α 72 − α2 PK = 1080 + 5αT + 90α 72 − α2 und Allgemeines Gleichgewicht I 13/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Steuern Steuern - Änderung des allgemeinen Gleichgewichts∗∗∗ I Vergleich zum partiellen Gleichgewichtseffekt: I √ Eis: Falls α ∈ (0, 72) gilt 40 72 − α2 | {z } > Eispreiserhöhung (pro Steuereinheit) 5 9 |{z} partieller Gleichgewichtseffekt √ I Kuchen: Falls α ∈ (0, 72) gilt 5α 72 − α2 | {z } > 0 |{z} partieller Gleichgewichtseffekt Kuchenpreiserhöhung (pro Steuereinheit) I Falls Eis und Kuchen Substitute sind, steigen die (allgemeinen) Gleichgewichtspreise für Eis und Kuchen! Allgemeines Gleichgewicht I 14/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Steuern Anwendung: Kapital- versus Einkommenssteuern∗ I Häufige Forderung: Einkommen aus Kapital sollte mindestens genau so hoch besteuert werden wie Arbeitseinkommen! I Gegenargument: Hohe Kapitalsteuern führen zu niedrigen Löhnen! I Wer hat recht? I In unserem einfachen Modell: Kapital = Eis, Arbeit = Kuchen Effekt einer Erhöhung der Kapitalsteuer auf Arbeitslohn? I I I Positiv, falls α > 0 bzw. falls Arbeit und Kapital Substitute Negativ, falls α < 0 bzw. falls Arbeit und Kapital Komplemente Allgemeines Gleichgewicht I 15/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Tausch Allgemeines Gleichgewicht I 16/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Tausch I Betrachten Ökonomie in der jedes Gut in fixer Menge vorhanden ist (keine Produktion). I Jeder Konsument besitzt anfangs eine bestimmte Menge jedes Gutes (seine Anfangsausstattung) Perfekter Wettbewerb: I I I I Konsumenten nehmen Marktpreise als gegeben an Einkommen = Wert der Anfangsausstattung zu Marktpreisen (nicht exogen) Beschränken uns zunächst auf Analyse einer Ökonomie mit 2 Gütern, 2 Konsumenten Allgemeines Gleichgewicht I 17/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Modell (einfache Fassung) I Zwei Konsumenten (A und B) I Zwei (beliebig teilbare) Güter (1 und 2) I Nutzenfunktionen von Konsument i: ui (xi1 , xi2 ), wobei xij ≥ 0 konsumierte Menge von Gut j I Anfangsausstattungen: ei = (ei1 , ei2 ) ≥ 0 für i = A, B I Gesamtmenge von Gut j: ej = eAj + eBj I Ein Konsumvektor x = (xA1 , xA2 , xB1 , xB2 ) ≥ 0 ist eine Allokation Eine Allokation x ist I I I durchführbar, falls xAj + xBj ≤ ej für j = 1, 2. markträumend, falls xAj + xBj = ej für j = 1, 2. Allgemeines Gleichgewicht I 18/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Angebot und Nachfrage Gegeben Preisvektor p = (p1 , p2 ) mit p1 , p2 > 0 I Einkommen von Konsument i (gegeben p) ist Mi (p) := p1 ei1 + p2 ei2 I Optimierungsproblem von Konsument i gegeben p ist max ui (xi1 , xi2 ) so dass p1 xi1 + p2 xi2 ≤ Mi (p) xi1 ,xi2 I Nachfrage nach Gut j: xij (p, Mi (p)) Im Folgenden xij (p) ≡ xij (p, Mi (p)) I Nettonachfrage nach Gut j: nij (p) := xij (p) − eij ; Falls nij (p) > 0 (< 0), ist i Nettonachfrager (Nettoanbieter) von Gut j Allgemeines Gleichgewicht I 19/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Angebot und Nachfrage: Graphisch Allgemeines Gleichgewicht I 20/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Edgeworth Box I Können gesamtes Modell in einem Diagramm, der Edgeworth Box, zusammenfassen. I Dazu: Rechteck der Breite e1 und Höhe e2 I Konsum von Konsument A (B) wird vom südwestlichem (nordöstlichen) Eckpunkt aus gemessen I Jeder Punkt in der Box repräsentiert eine markträumende Allokation. Allgemeines Gleichgewicht I 21/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Edgeworth Box: Graphisch Allgemeines Gleichgewicht I 22/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Gleichgewicht Gleichgewicht I Perfekter Wettbewerb vollkommen dezentralisiert: Jeder Konsument entscheidet allein auf Basis der Marktpreise über seinen optimalen Konsum I Problem: Entscheidungen möglicherweise nicht kompatibel miteinander! I Die Übernachfrage nach Gut j/das Überangebot von Gut j gegeben Preisvektor p ist zj (p) = nAj (p) + nBj (p) I Wir sprechen von einem Gleichgewicht, wenn beide Märkte geräumt werden. Allgemeines Gleichgewicht I 23/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Gleichgewicht Gleichgewicht Definition Ein Gleichgewichtspreisvektor ist ein Preisvektor p ∗ = (p1∗ , p2∗ ) der beide Gütermärkte simultan ins Gleichgewicht bringt, d.h. ein Preisvektor für den gilt zj (p ∗ ) = 0, j = 1, 2. Ein (kompetitives/Walrasianisches/allgemeines) Gleichgewicht besteht aus einem Preisvektor p ∗ und einer markträumenden ∗ , x ∗ , x ∗ , x ∗ ) welche den optimalen Allokation x ∗ = (xA1 A2 B1 B2 Konsumplänen entspricht, d.h. xij∗ = xij (p ∗ ), i = A, B, j = 1, 2 Allgemeines Gleichgewicht I 24/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Gleichgewicht Gleichgewicht: Graphisch Allgemeines Gleichgewicht I 25/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Gleichgewicht Gleichgewicht: Mathematisch I (p ∗ , x ∗ ) ist ein Gleichgewicht, falls ∗ ,x ∗ ) ∂ui (xi1 i2 ∂xi1 ∗ ∗) ∂ui (xi1 ,xi2 ∂xi2 ≤ p1∗ p2∗ ∗ ∗ (= , falls xi1 , xi2 > 0), i = A, B und ∗ ∗ xAj + xBj = ej , I j = 1, 2 Bemerkung: Aus dieser Formulierung folgt sofort, dass im Gleichgewicht nur der relative Preis der beiden Güter bestimmt wird! Allgemeines Gleichgewicht I 26/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Gleichgewicht Gleichgewicht: Beispiel I Nutzenfunktion von Konsument i hat die Form α x (1−α) für ein α ∈ (0, 1) ui (xi1 , xi2 ) = xi1 i2 I Anfangsausstattungen: eA = (1, 2), eB = (2, 1) Einkommen gegeben Preisvektor p: I I I I MA (p) = p1 + 2p2 MB (p) = 2p1 + p2 Nachfragefunktionen: I xi1 (p) = I xi2 (p) = Allgemeines Gleichgewicht I αMi (p) p1 (1−α)Mi (p) p2 27/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Gleichgewicht Gleichgewicht: Beispiel I Markträumung für Gut 1 erfordert xA1 (p) + xB1 (p) = 3 I Dies ergibt α p1∗ = ∗ p2 1−α I I Für jeden Preisvektor p ∗ mit dieser Eigenschaft gilt automatisch xA2 (p ∗ ) + xB2 (p ∗ ) = 3. Also: 1. Nur der relative Preis der beiden Güter wird im Gleichgewicht bestimmt. 2. Jeder Preisvektor der einen Markt ins Gleichgewicht bringt, bringt automatisch beide Märkte ins Gleichgewicht. Allgemeines Gleichgewicht I 28/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Diskussion des Gleichgewichtskonzepts Wieso Gleichgewichte? I I Wie gelangt die Ökonomie ins Gleichgewicht? Eine Idee: 1. “Auktionator” setzt Preise für die beiden Güter 2. Konsumenten entscheiden über Konsum/Angebot gegeben diese Preise 3. Falls Übernachfrage/Überangebot wird Preis erhöht/gesenkt I Falls dieser Prozess konvergiert, wird ein Gleichgewicht erreicht! Allgemeines Gleichgewicht I 29/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Diskussion des Gleichgewichtskonzepts Perfekter Wettbewerb mit zwei Konsumenten? I Perfekter Wettbewerb sinnvolle Annahme mit zwei Konsumenten? I Beispielsweise könnte ja einer der beiden Konsumenten die gesamte Anfangsausstattung eines Gutes besitzen... I Aber: Bisherige Analyse identisch für den Fall vieler Konsumenten, wobei jeweils Hälfte von “Typ” A/B I Denn: Alle Konsumenten von Typ i haben den gleichen optimalen Konsumplan. ⇒ Gleichgewichtsbedingung bei N Konsumenten ist N N N N xAj (p ∗ ) + xBj (p ∗ ) = eAj + eBj , j = 1, 2 2 2 2 2 Allgemeines Gleichgewicht I 30/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Diskussion des Gleichgewichtskonzepts Markträumung und das Gesetz von Walras I Im Beispiel: Markträumung des einen Marktes impliziert Markträumung des zweiten. I Gilt das immer? I Zunächst: Das Gesetz von Walras Für jeden Preisvektor p >> 0 ist der Wert der Gesamtübernachfrage Null, d.h. p1 z1 (p) + p2 z2 (p) = 0 I Begründung? Allgemeines Gleichgewicht I 31/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Diskussion des Gleichgewichtskonzepts Markträumung und das Gesetz von Walras I Nun betrachten wir einen Preisvektor p = (p1 , p2 ) >> 0. I Behauptung: z1 (p) = 0 ⇔ z2 (p) = 0 I Begründung: Walras Gesetz I Im allgemeinen gilt also: Wenn ein strikt positiver Preisvektor einen Markt ins Gleichgewicht bringt, bringt er automatisch auch den zweiten Markt ins Gleichgewicht. I Preisfrage: Kann einer der Preise im Gleichgewicht Null sein? Allgemeines Gleichgewicht I 32/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Diskussion des Gleichgewichtskonzepts Existenz eines Gleichgewichts I Gibt es immer ein Gleichgewicht? I Gegeben das Gesetz von Walras ist dies äquivalent zu: I Gibt es eine Lösung der Gleichung z1 (p) = 0? Annahmen: 1. ui ist hinreichend “schön” zB stetig + strikt steigend + strikt (quasi-)konkav 2. e1 , e2 > 0 I Behauptung: Annahmen hinreichend für Existenz! Allgemeines Gleichgewicht I 33/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Diskussion des Gleichgewichtskonzepts Existenz eines Gleichgewichts ∗ 1. Es reicht ein p1∗ zu finden, so dass z1 (p1∗ , 1) = 0 I Übernachfrage homogen vom Grade Null. 2. Für sehr kleine p1 gilt z1 (p1 , 1) > 0 I I I Zumindest einer der Konsumenten, sagen wir A, hat eA2 > 0 Für A gilt MA (p1 , 1) ≥ eA2 > 0 für alle p1 Da Nutzen strikt steigend in xA1 , muss limp1 →0 xA1 (p1 , 1) = ∞ gelten (nicht ganz einfach). 3. Für sehr große p1 gilt z1 (p1 , 1) < 0 I Konsequenz aus erstem Statement, da z1 (p1 , 1) = z1 (1, 1 1 1 ) = − z2 (1, ) p1 p1 p1 4. Da z1 (p1 , 1) stetig in p1 , muss es nach dem Zwischenwertsatz ein p1∗ geben so dass z1 (p1∗ , 1) = 0! Allgemeines Gleichgewicht I 34/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Effizienz I Welche Allokationen sind aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive wünschenswert? I Minimale Anforderung: Pareto-effizienz I Hier: Eine durchführbare Allokation x ist Pareto effizient, wenn es keine zweite durchführbare Allokation y gibt, die einen der beiden Konsumenten strikt besser stellt, ohne den zweiten Konsumenten strikt schlechter zu stellen. I Beachte: Definition von Effizienz ausschließlich über Allokationen! Allgemeines Gleichgewicht I 35/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Effizienz: Mathematisch I Mathematisch lässt sich die Effizienz einer Allokation über die Grenzraten der Substitution beschreiben... I Eine Allokation x ist genau dann Pareto-effizient, wenn 1. Indifferenzkurven tangential zueinander, d.h. ∂uA (xA1 ,xA2 ) ∂xA1 ∂uA (xA1 ,xA2 ) ∂xA2 = ∂uB (xB1 ,xB2 ) ∂xB1 ∂ui (xB1 ,xB2 ) ∂xB2 2. beide Märkte geräumt werden xAj + xBj = ej , für j = 1, 2 Allgemeines Gleichgewicht I 36/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Effizienz: Graphisch Allgemeines Gleichgewicht I 37/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Effizienz: Beispiel I Im Cobb-Douglas Beispiel sind Grenzraten der Substitution gleich genau dann wenn xA1 xB1 = xA2 xB2 I Markträumung erfordert xAj + xBj = 3 für j = 1, 2 I Für den Fall xA1 = xA2 = β, ist jede Aufteilung (β, 3 − β) der beiden Güter Pareto effizient. Allgemeines Gleichgewicht I 38/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Direkte Verhandlungen und die Kontraktkurve I Betrachte alternativen Handelsmechanismus: Konsumenten verhandeln direkt über Allokationen. I Falls es keine Friktionen gibt, sollten wir ein effizientes Ergebnis erwarten! (Warum?) I Machen alle effizienten Allokationen als Ergebnis dieses Mechanismus Sinn? I Falls Tausch freiwillig: Kein Konsument darf schlechter “dran sein”, als würde er seine Anfangsausstattung konsumieren. Die Kontraktkurve besteht aus allen effizienten Allokationen x so dass ui (xi1 , xi2 ) ≥ ui (ei1 , ei2 ) für i = A, B. Allgemeines Gleichgewicht I 39/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Kontraktkurve: Graphisch Allgemeines Gleichgewicht I 40/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Kontraktkurve: Beispiel∗∗∗ I I I I Im Cobb-Douglas Beispiel war eA = (1, 2) und eB = (2, 1) Nehmen wir an, dass α = 21 √ √ Es gilt uA (1, 2) = 2, uB (2, 1) = 2 Kontraktkurve besteht aus Allokationen x die folgende Bedingungen erfüllen A1 1. xxA2 = xxB1 B2 2. xi1 xi2 ≥ 2 für i = A, B 3. xAj + xBj = 3 für j = 1, 2 I Bonusfrage: Gibt es eine Allokation auf der Kontraktkurve so dass xA1 = x2A2 ? x2 Nein: Wg. Bedingung 2 müsste 2A2 ≥ 2 gelten bzw. xA2 ≥ 2. Wg. Bedingung 1 müsste ebenfalls xB2 ≥ 2 gelten, also xA2 + xB2 ≥ 4. Allgemeines Gleichgewicht I 41/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Gleichgewicht und Effizienz: 1. Wohlfahrtstheorem Theorem (Das 1. Theorem der Wohlfahrtsökonomik) Jedes Marktgleichgewicht ist Pareto-effizient. I Warum? Beide Konsumenten bestimmen Konsum so, dass Grenzrate der Substitution gleich relativem Verhältnis der Marktpreise (für alle gleich im perfekten Wettbewerb)! I Intuition wie im partiellen GG Modell mit quasilinearen Präferenzen (dort: Partielle Ableitung nach Geld immer eins!). Allgemeines Gleichgewicht I 42/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Gleichgewicht und Effizienz: 1. Wohlfahrtstheorem Ein zweites Argument für die Effizienz des Gleichgewichts: I Angenommen (p ∗ , x ∗ ) ist ein Gleichgewicht aber es gibt eine markträumende Allokation y so dass ∗ ∗ ui (yi1 , yi2 ) > ui (xi1 , xi2 ), i = 1, 2 I Dann muss p1∗ yi1 + p2∗ yi2 > Mi (p ∗ ) für i = A, B gelten (Optimalität der Konsumentscheidungen) I Aber p1∗ (yA1 +yB1 )+p2∗ (yA2 +yB2 ) = p1∗ e1 +p2∗ e2 = M1 (p ∗ )+M2 (p ∗ ), da y markträumend ⇒ Widerspruch! Allgemeines Gleichgewicht I 43/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Gleichgewicht und Effizienz I Das 1. Theorem der Wohlfahrtsökonomik zeigt uns, dass Gleichgewicht notwendigerweise Pareto-effizient sind! I Gilt auch der Umkehrschluss, d.h. kann jede Pareto-effiziente Allokation für einen bestimmten Preisvektor im Gleichgewicht erreicht werden? I Wenn wir die Anfangsausstattungen umverteilen können ist die Antwort oft ja. Allgemeines Gleichgewicht I 44/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Gleichgewicht und Effizienz: 2. Wohlfahrtstheorem Theorem (Das 2. Theorem der Wohlfahrtsökonomik) Wenn alle Nutzenfunktionen konkav bzw. alle Präferenzen konvex sind, gibt es für jede effiziente Allokation x eine Anfangsausstattung e x und einen Preisvektor p x , so dass (p x , e x ) ein Gleichgewicht ist. I Warum? 1. Effizienz gleichbedeutend mit Tangentialität der Indifferenzkurven 2. Wenn “Bessermengen” konvex finden wir eine Budgetgerade, die keine der beiden Indifferenzkurven schneidet. 3. Jede Anfangsausstattung auf dieser Budgetgerade führt zum gewünschten Gleichgewicht! Allgemeines Gleichgewicht I 45/ 46 Einleitung Eine 2-Güter-Ökonomie Tausch Effizienz Gleichgewicht und Effizienz: Diskussion I 1. Wohlfahrtstheorem: Perfekter Wettbewerb führt zu Effizienz I I I Geringe informationelle Voraussetzungen für funktionieren des Marktmechanismus Problem: Möglicherweise extreme Ungleichheit 2. Wohlfahrtstheorem: Durch Umverteilung kann jedes effiziente Ergebnis durch den Marktmechanismus erreicht werden. I I Keine Umverteilung über Manipulation des Preissystems notwendig, Transfer von Einkommen reicht aus Wichtig: Umverteilung darf nicht von Entscheidungen der Konsumenten abhängen Wie aber soll das praktisch funktionieren? Allgemeines Gleichgewicht I 46/ 46