Der Dialog aus islamischer Sicht

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Imam .Abdelmalik Hibaoui
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Dialog der Religionen aus islamischer Sicht
Der Dialog auf religiöser Ebene hingegen bedeutet, dass sowohl verschiedene
Gruppen einer Religion, als auch Menschen, die verschiedenen Religionen angehören,
miteinander über gemeinsame Probleme sprechen, sich austauschen, miteinander
arbeiten und zusammenleben können, und dies ohne dass man gegenseitig versucht,
die eigenen Ansichten und den eigenen Glauben der anderen Seite aufzuzwingen, nein
ganz im Gegenteil, man macht dies indem man sich gegenseitig respektiert. Doch
stellt sich die Frage, wie weit der Dialog geht oder gehen soll, besonders aus der
islamischen Sicht? Inwiefern ist wirklich der Islam eine Religion des Dialogs und
Toleranz?
Der Dialog zwischen den Religionen insbesondere mit den Christen und Juden wird
vom Islam gefordert. Die Menschen - gleich welchem Volk sie zugehören - sollen
sich gegenseitig kennenlernen. In Sure 49,13 heisst es:"O ihr Menschen! Wir haben
euch aus Mann und Weib (Adam und Eva) erschaffen und haben euch zu
Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr euch kennenlernt"
Alle Menschen sind Allahs Schöpfung. Allah hat sie aus einer Quelle, aus Adam und
Eva in verschiedensten Gestalten geschaffen. In Sure 30,22 heisst es „Und unter
Seinen Zeichen ist die Schöpfung der Himmel und der Erde und die
Verschiedenheit eurer Sprachen und Farben. Darin sind Zeichen für die
Wissenden.“
Dialog auf dieser Welt ist, den Menschen mit allen seinen Unterschieden, Farben,
Sprachen und Ansichten kennen- und lieben zu lernen. Jede Anstrengung, jeder
Impuls in diese Richtung wird eine große Rolle darin spielen, Respekt, Akzeptanz und
Liebe und somit Dialog zwischen Religionen zu fördern.
Die Anfänge des Islams sind voll von Beispielen des friedlichen Zusammenlebens
verschiedener Religionsangehörigen mit Muslimen. Vor allem die Verhaltensweisen
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und Beispiele des Propheten Muhammad und auf anderer Seite Verse aus dem Koran,
die diese Verhaltensweisen bestimmen1
Die Anfänge eines solchen Dialogs seitens des Islam mit den anderen Religionen
(Christentum und Judentum) begannen bereits in der Zeit, als sich Muhammad noch
in Mekka befand. Eine mekkanische Sure, sagt:" Und streitet nich mit dem Volk
der Schrift; es sei denn auf die beste Art und Weise. Ausgenommen davon sind
jene, die ungerecht sind. Und sprecht: Wir glauben an das, was zu uns
herabgesandt wurde und was zu euch herabgesandt wurde; und unser Gott und
euer Gott ist Einer; und ihm sind wir ergeben."
Auf dieser gemeinsamen Basis, nämlich auf der Basis der Überzeugung, das es sich
innerhalb der drei Religionen um einen einzigen und denselben Gott handelt, wird
hier empfohlen, in bester Form Gespräche mit Juden und Christen zu führen und nicht
zu hart und zu grob zu reden.
Diese Haltung entwickelt sich dann zu einem Prinzip, das, das Verhältnis der
Muslimen zu den Nichtmuslimen regeln soll. In Sure 16,125 heißt es:" Rufe zum
Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung auf, und streite mit
ihnen auf die beste Art. Wahrlich, dein Herr weiß am Besten, wer von seinem
Wege abgeirrt ist; und Er kennt jene am Besten, die rechtgeleitet sind."
Nicht missionieren, sondern die Selbstdarstellung und das Umwerben, ist das Prinzip.
Dieses Prinzip schließt eine Aufforderung zum Bekhren der anderen aus und räumt
den anderen eine Freiheit ein, den Ruf anzunehmen oder abzulehnen, nachdem das
Anliegen eindeutig klar geworden ist.2
Die Diskussion soll also in vernünftiger Weise und in anständiger Sprache geführt
werden, so dass sie das Herz des Anderen anspricht. Das Ziel der Diskussion ist nicht
einen anderen Menschen zu überwinden. Es soll vielmehr mit Freundlichkeit und
Aufrichtigkeit diskutiert werden. Der Islam fordert nicht nur zum Dialog auf, sondern
geht noch weiter, indem er den Muslim dazu aufruft andere Religionen und Kulturen
PT1 TPSiehe Beispiele in: Murad Hofmann, Der Islam als Alternative, Kreuzlingen; München:
Hugendubel,1999 (Diederichs) S: 97,98
PT2 TPSiehe Sigrid Hunke, Allah ist ganz anders – Entfühlung von 1001 Vorurteile über die Araber,
SKD Bavaria Verlag 2002, München, S:18 -
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zu tolerieren, das heißt sie anzuerkennen und zu respektieren.3 Der Islam gebietet
Toleranz und Respekt gegen die Andersgläubigen. Gerade Toleranz und Respekt sind
auch die wesentlichen Elemente des Dialogs. Ohne sie wäre ein sinnvoller Dialog
nicht möglich.
Zu beachten ist stets, dass der Andersgläubige nicht zum Islam gezwungen werden
kann. Der Dialog muss also auf freier und ungezwungener Basis stattfinden. Im
Qur´an heißt es: "Es gibt keinen Zwang in der Religion." (2;256)
Dialog im Islam heißt, dass man erlaubt, dass Individuen das Recht haben, ihre
Religion zu leben, zu praktizieren4 und sie anderen zu erzählen. Es ist nicht möglich,
einen Frieden zwischen Völkern zu ermöglichen, ohne dass es einen Frieden zwischen
den Religionen gibt
Hieraus wird deutlich, dass man keinen Menschen zum Verlassen seiner Religion und
zur Annahme des Islam zwingen kann. So konnten Juden und Christen in der
islamischen Welt ihrer Religion zugehörig bleiben.
In Sure 3,64 heisst es :" Sprich: ’O Volk der Schrift, kommt herbei zu einem
gleichen Wort zwischen uns und euch, dass wir nämlich Allah alleine dienen und
nichts neben Ihn stellen und daß nicht die einen von uns die anderen zu
Gottheiten nehmen außer Allah".
In diesem Vers erfolgt eine Einladung zur Diskussion, zum Dialog. Der Islam rät den
Muslimen, Kontakte zu suchen und interreligiöse Beziehungen zu pflegen. Diese
Grundhaltung des Korans den Christen und Juden gegenüber wurde abschließend als
eine gesellschaftliche Regelung erkündet.
Trotz aller Auseinandersetzungen, die innerhalb von 23 Jahren der Koran und
Muhammad mit Juden und Christen aufweisen, trotz Kritik, die an Glaubensinhalten
und Verhaltensweisen der Juden und Christen geübt wird, wird gegen Ende der
Offenbarungszeit den Muslimen nahe gelegt, sich auf eine dauerhafte und
versöhnliche Koexistenz mit den Schriftbesitzern einzustellen. So heißt es in Sure
5,5:"Heute sind euch alle guten Dinge erlaubt. Und die Speise derer denen die
PT3 TP Allah ist ganz anders, S:42, 43
PT4 TPDer Islam als Alternative, S: 100, 101
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Schrift gegeben wurde, ist euch erlaubt, wie auch eure Speise ihnen erlaubt ist.
Und ehrbare gläubige Frauen und ehrbare Frauen unter den Leuten, denen vor
euch die Schrift gegeben wurde, wenn ihr ihnen die Brautgabe gebt, und nur für
die Ehe und nicht für Unzucht und heimliche Liebschaften."
Diese Tisch –und Ehegemeinschaft mit den Schriftbesitzern ist insofern von großer
Bedeutung, als es sich bei den beiden Phänomenen, zumindest zu jener Zeit, nicht um
eine Verbindung zweier einzelner Menschen, sondern um die Verbundenheit von
Großfamilien handelte.
Diese Weisungen zeigen, dass als Folge der Heirat eines Muslems mit einer Jüdin
oder Christin Verwandtschaft hergestellt werden kann, und dass jede Seite eine
Einladung zu einer Mahlzeit annehmen kann. Dies sind die Grundlagen, die die
Errichtung gerechter menschlicher Beziehungen und eines glücklichen Kommunalen
Lebens sicherstellen. Da der Quran solch eine gerechte und tolerante Haltung
empfielt, ist es undenkbar, dass ein Muslem eine gegensetzliche Einstellung vertreten
könnte.
Der offene Dialog, die faire und tolerante Handlungsweise des Propheten Muhammad
in Bezug auf Menschen der Schrift wurden zu einem vorbildlichen Beispiel für die
Muslime. Im Vertrag, der mit den Christen von Nadschran abgeschlossen wurde, die
in Südarabien lebten, gab der Prophet eines der Beispiele von Dialog, Toleranz,
Respekt und Gerechtigkeit. Der Vertrag enthielt den folgenden Artikel: “Das Leben
der Menschen von Nadschran und Umgebung, ihre Religion, ihr Land, Besitz
und Vieh, sowohl derer die anwesend sind, als auch derer die abwesend sind,
ihre Botschafter und Andachtsstätten stehen unter dem Schutz Allahs und der
Bewachung seines Propheten”.
Ein sehr schönes Beispiel ist auch, dass der Prophet die Moschee in Medina einer
christlichen Delegation zur Verfügung stellte, damit diese dort beten konnte. Dies ist
ein Beispiel, das mit goldenen Lettern in die Geschichtsbücher eingetragen werden
müsste als ein beispielhafte Handlung für Toleranz.
Die Aufgabe der gesamten Menschheit heute ist es, dem Ruf des Dialoges zwischen
Religionen und Zivilisationen Gehör zu schenken. Der Prophet Muhammad hat es
untersagt, Nicht-Muslime auf irgendeine Weise zu verletzen, ihnen Schaden
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zuzufügen oder überhaupt nur zu stören. Einige der entsprechenden Hadithe
(Aussprüche des Propheten) lauten wie folgt: „Wer einen Juden oder Christen
belästigt, wird am Tage des jüngsten Gerichts mich als Ankläger finden.“
„Glaubt etwa jemand, der einen Juden oder Christen tötet, mit dem ich eine
Vereinbarung getroffen habe, das Paradies jemals sehen wird? Er wird es nicht
einmal riechen können.“
Lernen andere Religionen und andere Lebensbräuche zu tolerieren, so dass man den
andersgläubigen Menschen respektiert, ist für ein rücksichtsvolles Zusammenleben
unerlässlich. Nur so können alle am Dialog gleichwertig beteiligt sein
Eine Empfehlung des Propheten an nachfolgende Führer (in Armee und Verwaltung)
lautet wie folgt: „Betrügt nicht, tötet die Kinder nicht. Wenn ihr mit einer
feindlichen Armee im Krieg seid, lasst die Zivilbevölkerung in Frieden und seid
barmherzig mit Kindern, Alten und Kranken. Tötet die Tiere nicht. Zerstört
keine Gärten, fällt die Bäume nicht.“
Im Ergebnis ist festzuhalten, dass aus islamischer Sicht der Weg zum Dialog geebnet
ist.
Der entscheidende Schritt für einen Dialog wäre getan, wenn die Menschen bereit
wären Andersgläubige/Andersdenkende auch wirklich zu tolerieren und zu
respektieren und bereit wären, ihre Vorurteile abzubauen. Sprich: Auch andere
Religionen, insbesondere die im Westen herrschende, müsste dem Islam mit Toleranz
begegnen. Der Islam selber fordert die Toleranz, den Respekt und den Dialog mit den
anderen Religionen. Ein sinnvoller Dialog kann nur dann stattfinden, wenn alle
Partner im Dialog gleichwertig behandelt werden und bereit sind aufeinander
einzugehen, zu diskutieren ohne jedoch dem anderen seinen Glauben aufzwingen zu
wollen.
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