Stetige Verteilungsfamilien Stetige Verteilungsfamilien Stetige Gleichverteilung Zur Beschreibung von Zufallsvorgängen, deren Werte gleichmäßig über einem Intervall [a,b] verteilt sein sollen, verwendet man die Stetige Gleichverteilung Eine stetige Zufallsvariable heißt gleichverteilt auf dem Intervall [a, b], wenn sie die Dichte 1 b − a , a ≤ x ≤ b, f (x ) = 0, sonst besitzt. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 171 Stetige Verteilungsfamilien Bezeichnungsweise: Zur verkürzten Bezeichnung von Funktionen, die auf gewissen Intervallen unterschiedlich definiert sind, verwendet man die Indikatorfunktion. J sei ein Intervall, z.B. J=[a,b], dann gilt I J (x ) = 1, wenn x ∈ J , 0, sonst. Wie in der Definition der Indikatorfunktion haben wir solche Funktionen bisher mit Hilfe von Fallunterscheidungen definiert. Die Dichtefunktion der stetigen Gleichverteilung auf [a,b] ist dann f (x ) = 1 I[ a ,b ] ( x). b−a Bei mehr als zwei Bedingungen kann man auch mehrere Indikatorfunktionen verwenden: - 2, wenn x < -1, g ( x ) = −2 ⋅ I ( −∞, −1) ( x) + 2x ⋅ I[ −1,1] ( x) + 2 ⋅ I (1,∞ ) ( x) = 2x, wenn - 1 ≤ x ≤ 1, 2, wenn x > 1. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 172 Stetige Verteilungsfamilien Verteilungsfunktion der stetigen Gleichverteilung: Fallunterscheidung x < a : F (x ) = ∫ f (t ) dt = ∫ 0 dt = 0. −∞ x x 1 1 x−a a ≤ x ≤ b : F ( x ) = ∫ f (t ) dt = ∫ I [a,b ] (t ) dt = ∫ dt = , −∞ −∞ b − a ab−a b−a x x x b x > b : F ( x ) = ∫ f (t ) dt = ∫ f (t ) dt + ∫ f (t ) dt = F (b) + ∫ 0 dt = 1. x x −∞ x −∞ −∞ b b x−a ( ) F x = I [a , b ] ( x ) + I (b , ∞ ) ( x ) b−a I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 173 Stetige Verteilungsfamilien Erwartungswert der stetigen Gleichverteilung: ∞ ∞ b 1 1 E ( X ) = ∫ x ⋅ f (x ) dx = ∫ x ⋅ I[ a ,b ] (x ) dx = ⋅∫ x dx −∞ −∞ b−a b−a a 1 1 2 b2 − a 2 a + b = ⋅ x = = . b − a 2 a 2(b − a) 2 b Varianz der stetigen Gleichverteilung: ( ) EX 2 ∞ ∞ b 1 1 = ∫ x ⋅ f (x ) dx = ∫ x ⋅ I[ a ,b ] ( x ) dx = ⋅∫ x 2 dx −∞ −∞ b−a b−a a 2 2 1 1 3 b 3 − a 3 a 2 + ab + b 2 = ⋅ x = = . b − a 3 a 3(b − a) 3 a 2 + ab + b 2 (a + b) 2 (b − a ) 2 2 2 Var ( X ) = E ( X ) − ( E ( X )) = − = . 3 4 12 b a+b (b − a) 2 . E( X ) = , Var ( X ) = 2 12 I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 174 Stetige Verteilungsfamilien Beispiel: Wartezeit an einer Bushaltestelle. (aus Schira) Zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens kommt der Bus gemäß Fahrplan alle halbe Stunde. Ein Fahrgast treffe ohne Kenntnis des Fahrplans zufällig an der Bushaltestelle ein. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er mindestens 10 Minuten warten muss? Wie groß ist der Erwartungswert und die Varianz der Wartezeit T? Gehen Sie davon aus, dass T über die Periode 0≤t≤30 (in Minuten) stetig gleichverteilt ist. Lösung: Es gilt mit a=0 und b=30 P(T > 10) = 1 − P(T ≤ 10) = 1 − FT (10) = 1 − 10 − 0 2 = . 30 − 0 3 0 + 30 (30 − 0) 2 900 E (T ) = = 15 und Var (T ) = = = 75. 2 12 12 Die Wahrscheinlichkeit, mehr als 10 Minuten warten zu müssen, beträgt 0.667; die mittlere Wartezeit 15 Minuten. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 175 Stetige Verteilungsfamilien Exponentialverteilung Zur Beschreibung von Lebensdauern und Wartezeiten verwendet man häufig Verteilungen, die beliebige positive Werte annehmen können. Exponentialverteilung Eine stetige Zufallsvariable heißt exponentialverteilt mit dem Parameter λ > 0, kurz X ~ Exp(λ), wenn sie die Dichte λ e − λx , x ≥ 0, f (x ) = x < 0, 0, besitzt. Alternativ lässt sich f(x) schreiben als f (x ) = λ e − λx I [0,∞ ) ( x ) . Exponentialverteilte Zufallsvariablen nehmen positive Werte an und eignen sich deshalb zur Beschreibung von Lebensdauern und Wartezeiten. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 176 Stetige Verteilungsfamilien Dichten der Exponentialverteilung Bemerkungen: • Die Dichten sind (linkssteil) rechtsschief. • Kleine Realisierungen sind „wahrscheinlicher“ als große Realisierungen. • Umso größer λ wird, umso schneller fällt die Dichte ab und ist konzentrierter um 0. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 177 Stetige Verteilungsfamilien Verteilungsfunktion der Exponentialverteilung x < 0 : F (x ) = ∫ x ≥ 0 : F (x ) = ∫ x −∞ x −∞ f (t ) dt = ∫ 0 dt = 0. x −∞ x f (t ) dt = ∫ λ ⋅ e I[ 0,∞ ) dt =λ ⋅ ∫ e −λt dt x − λt −∞ x 0 ( ) 1 − λt =λ⋅ e = − e − λ x − e 0 = 1 − e − λx . −λ 0 F (x ) = (1 − e − λx ) I[ 0,∞ ) ( x). Ähnliche, aber analytisch anspruchsvollere Rechnungen liefern E( X ) = 1 λ I.Steinke, T.Stocker , Var ( X ) = 1 λ 2 . Spezielle Verteilungen 178 Stetige Verteilungsfamilien Beispiel: Lebensdauer von Glühbirnen. (aus Schira) Nach den Angaben des Herstellers beträgt die mittlere Lebensdauer seiner 100Watt-Glühbirnen 5000 Stunden. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Glühbirne a) weniger als halb so lange oder b) mehr als doppelt so lange brennt? Die Lebensdauer X einer Glühbirne sei hierbei exponentialverteilt. Lösung: Da E(X)=1/λ und die mittlere Lebensdauer 5000 (in Stunden) betragen soll, berechnen wir aus 1/λ=E(X)=5000 den Wert λ=1/5000. a) P( X < 2500) = P( X ≤ 2500) = F (2500) = 1 − e − 2500 5000 = 1 − e −0.5 = 0.3935. 10000 − −2 5000 = e = 0.1353. b) P( X > 10000) = 1 − F (10000) = 1 − 1 − e Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Glühbirne weniger als 2500 Stunden brennt beträgt 0.3935. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Glühbirne mehr als 10000 Stunden brennt, beträgt 0.1353. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 179 Stetige Verteilungsfamilien Normalverteilung Bedeutung: „Wichtigste“ Verteilung überhaupt Gründe: - bei vielen Phänomenen in der Natur beobachtbar, - tritt auf, falls viele zufällige Einflüsse zusammenwirken, - theoretische Begründung über zentralen Grenzwertsatz (später), - herausragende Bedeutung in der induktiven Statistik (Schätz- und Testtheorie). Beispiele: - Verteilung von Messfehlern - Abweichungen von Sollwerten bei der Produktion bestimmter Teile - Punktezahlen in Tests - Größen von Pflanzen bei ähnlichen Anbaubedingungen I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 180 Stetige Verteilungsfamilien Normalverteilung Eine Zufallsvariable X heißt normalverteilt mit Parametern ( ) 2 und Varianz σ 2 > 0, kurz X ~ N µ , σ , wenn sie die Dichte ( x − µ )2 , f (x ) = exp − 2 2 2σ 2πσ 1 besitzt. Es gilt E ( X ) = µ , Var ( X ) = σ 2 . Speziell für µ = 0 , σ 2 = 1 erhält man die Standardnormalverteilung N (0, 1) mit der Dichte x2 1 ϕ (x ) = exp − 2π 2 und der Verteilungsfunktion Φ( x ) = ∫ ϕ (t ) dt . x −∞ I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 181 Stetige Verteilungsfamilien Dichten von Normalverteilungen Anmerkung: Die Dichten sind symmetrisch um µ. Daher E(X)=µ. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 182 Stetige Verteilungsfamilien Dichte und Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung ϕ (− x ) = ϕ ( x ) Φ (− x ) = 1 − Φ(x ) Anmerkung: Die Verteilungsfunktion Φ lässt sich nicht mit elementaren Funktionen berechnen. Man kann ihre Werte aber z.B. in Tafeln nachschlagen. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 183 Stetige Verteilungsfamilien Transformation von Zufallsvariablen Wenn X eine Zufallsvariable ist und g eine reellwertige Funktion, dann ist Y=g(X) wieder eine Zufallsvariable. Die Betrachtung solcher Transformationen ist u.U. nützlich, um die Verteilung von Y auf diejenige von X zurückzuführen. Falls g streng monoton wachsend und damit invertierbar ist, d.h. man kann die Gleichung y=g(x) nach x umstellen, x=g-1(y), so gilt FY ( y ) = P(Y ≤ y ) = P( g ( X ) ≤ y ) = P( X ≤ g −1 ( y )) = FX ( g −1 ( y )). Beispiel: Logarithmische Normalverteilung. Eine Zufallsvariable Y heißt logarithmisch normalverteilt mit Parametern µ und σ2, wenn X=ln(Y) normalverteilt ist mit Erwartungswert µ und Varianz σ2. Dann gilt FY ( y ) = P(Y ≤ y ) = P(ln(Y ) ≤ ln( y )) = P( X ≤ ln( y )) = FX (ln( y )). Durch Ableiten der Verteilungsfunktion kann man die Dichte von Y und anschließend Erwartungswert und Varianz bestimmen. Die logarithmische Normalverteilung wird häufig in der Finanzmathematik angewandt. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 184 Stetige Verteilungsfamilien Lineare Transformation von Zufallsvariablen Die lineare Transformation von Zufallsvariablen spielt eine besondere Bedeutung. Es seien b und c reelle Zahlen und X eine Zufallsvariable sowie Y=b+cX. Es sei c>0. Dann gilt FY ( y ) = P(Y ≤ y ) = P(b + cX ≤ y ) = P( X ≤ y −b y −b ) = FX ( ). c c Transformationsformel für lineare Transformationen X sei eine Zufallsvariable, c≠0 und Y=b+cX. Wenn c>0, dann ist FY ( y ) = FX ( y −b ). c Wenn X stetig verteilt ist mit Dichte fX, so ist auch Y stetig verteilt mit der 1 y −b Dichtefunktionen f (y) = ⋅f ( ). Y |c| X c Beweis: Durch Ableiten erhalten wir die Dichte von Y (c>0). d 1 1 y −b ' y −b fY ( y ) = FY ( y ) = FX ( )⋅ = ⋅ fX ( ). dy c c c c I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 185 Stetige Verteilungsfamilien Beispiel: Benzinumsatz. Auf S. 121 wurde die Dichte f für den Benzinumsatz U einer Tankstelle in 10000 Liter angegeben. f (x ) = (4 x − 3 x 2 ) I[ 0,1] ( x). Möchte man den Umsatz Y in Litern angeben, so ist Y=10000·U, d.h. für b=0 und c=10000 gilt für die Dichte fY von Y 1 y fY ( y ) = ⋅f( ). 10000 10000 An der Gestalt der Dichte ändert sich nichts. Außerdem gilt, vgl. S.121, P(Y > 5000) = P(U > 0.5) = 0.625. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 186 Stetige Verteilungsfamilien Lineare Transformation einer normalverteilten Zufallsvariable ( ) Für X ~ N µ , σ 2 ist die linear transformierte Variable Y = b + cX , c ≠ 0, ( ) wieder normalverteilt mit Y ~ N b + cµ , c 2σ 2 . Beweis: Gemäß Transformationsformel für lineare Transformationen ist die Dichte von Y gleich (x − µ )2 1 1 y −b . fY ( y ) = fX exp − , wobei f X ( x) = 2 2 |c| c 2σ 2πσ Einsetzen liefert 2 ( y − b) − µ [ y − (b + cµ )]2 1 1 1 c . fY ( y ) = ⋅ exp − = exp − 2 2 2 2 2 2 | c | 2π σ 2σ 2c σ 2 π c σ 2 2 Das ist die Dichte von N (b + cµ , c σ ). I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 187 Stetige Verteilungsfamilien Standardisierung einer Zufallsvariablen Durch Standardisierung können die Verteilungen von Zufallsvariablen auf standardisierte Typen von Verteilungen zurückgeführt werden. Eine Zufallsvariable heißt standardisiert, genau dann wenn E ( Z ) = 0, Var ( Z ) = 1. Durch eine lineare Transformation kann man Zufallsvariablen standardisieren: Ist X eine Zufallsvariable mit Erwartungswert µ und Standardabweichung X −µ σ>0, dann ist die transformierte Zufallsvariable Z= σ standardisiert. Beweis: Unter Anwendung der Rechenregeln für Erwartungswert und Varianz gilt: µ 1 µ 1 E ( Z ) = E X − = E ( X ) − = 0, σ σ σ σ µ 1 1 Var ( Z ) = Var X − = 2 ⋅ Var ( X ) = 1. σ σ σ I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 188 Stetige Verteilungsfamilien Standardisierung einer normalverteilten Zufallsvariable ( ) Ist X eine N µ , σ 2 − verteilte Zufallsvariable, so ist die standardisierte Zufallsvariable Z= X −µ σ standardnormalverteilt, d.h. Z ~ N (0, 1) . Beweis: Siehe lineare Transformation einer normalverteilten Zufallsvariable. ( ) Somit gilt für X ~ N µ , σ 2 : x−µ X −µ x−µ x−µ FX ( x ) = P( X ≤ x ) = P ≤ = P Z ≤ = Φ . σ σ σ σ Also ( X ~ N µ, σ I.Steinke, T.Stocker 2 ) x−µ x−µ z = FX ( x ) = Φ = Φ(z ) mit σ σ Spezielle Verteilungen 189 Stetige Verteilungsfamilien Zahlreiche Berechnungen für normalverteilte Zufallsvariablen kann man durch lineare Transformation auf eine standardnormalverteilte zurückführen. Beispiel Angenommen, X sei N(1, 4)-verteilt. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für X<0? Lösung: X −1 0 −1 P ( X < 0 ) = P < = P(Z < −0.5) = Φ(− 0.5) 2 2 z.B. aus = 1 − Φ(0.5) = 1 − 0.6915 = 0.3085. Tabelle Die Quantile einer Standardnormalverteilung sind auch, z.B. durch Tabellen, zugänglich. Wie lautet das 0.95-Quantil der N(1, 4)-Verteilung? Ansatz: P( X ≤ q0.95 ) = FX (q0.95 ) = 0.95 X − 1 q0.95 − 1 P ≤ = 0.95 2 2 q0.95 − 1 = Φ −1 (0.95) =: z0.95 2 I.Steinke, T.Stocker q −1 Φ 0.95 = 0.95 2 Tabelle q0.95 = 2 z0.95 + 1 = 2 ⋅1.64 + 1 = 4.28. Spezielle Verteilungen 190 Stetige Verteilungsfamilien Beispiel: (1) Ermittlung von Φ(0.51): Eintrag in Zeile 0.5 und Spalte 0.01 liefert Wert zu 0.5+0.01: 0.6950. (2) Ermittlung von Φ-1(0.95): Nach Eintrag in der Tabelle suchen, der am nächsten an 0.95 liegt. Wir wählen 0.9495 (auch 0.9505 wäre möglich). Der Zeile- und Spaltenwert liefern den gesuchten Wert: 1.6 + 0.04 = 1.64. I.Steinke, T.Stocker Werte der Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung P(Z≤z)=Φ(z). 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 2.0 2.1 2.2 2.3 2.4 0.00 0.5000 0.5398 0.5793 0.6179 0.6554 0.6915 0.7257 0.7580 0.7881 0.8159 0.8413 0.8643 0.8849 0.9032 0.9192 0.9332 0.9452 0.9554 0.9641 0.9713 0.9772 0.9821 0.9861 0.9893 0.9918 0.01 0.5040 0.5438 0.5832 0.6217 0.6591 0.6950 0.7291 0.7611 0.7910 0.8186 0.8438 0.8665 0.8869 0.9049 0.9207 0.9345 0.9463 0.9564 0.9649 0.9719 0.9778 0.9826 0.9864 0.9896 0.9920 0.02 0.5080 0.5478 0.5871 0.6255 0.6628 0.6985 0.7324 0.7642 0.7939 0.8212 0.8461 0.8686 0.8888 0.9066 0.9222 0.9357 0.9474 0.9573 0.9656 0.9726 0.9783 0.9830 0.9868 0.9898 0.9922 0.03 0.5120 0.5517 0.5910 0.6293 0.6664 0.7019 0.7357 0.7673 0.7967 0.8238 0.8485 0.8708 0.8907 0.9082 0.9236 0.9370 0.9484 0.9582 0.9664 0.9732 0.9788 0.9834 0.9871 0.9901 0.9925 Spezielle Verteilungen 0.04 0.5160 0.5557 0.5948 0.6331 0.6700 0.7054 0.7389 0.7704 0.7995 0.8264 0.8508 0.8729 0.8925 0.9099 0.9251 0.9382 0.9495 0.9591 0.9671 0.9738 0.9793 0.9838 0.9875 0.9904 0.9927 0.05 0.5199 0.5596 0.5987 0.6368 0.6736 0.7088 0.7422 0.7734 0.8023 0.8289 0.8531 0.8749 0.8944 0.9115 0.9265 0.9394 0.9505 0.9599 0.9678 0.9744 0.9798 0.9842 0.9878 0.9906 0.9929 0.06 0.5239 0.5636 0.6026 0.6406 0.6772 0.7123 0.7454 0.7764 0.8051 0.8315 0.8554 0.8770 0.8962 0.9131 0.9279 0.9406 0.9515 0.9608 0.9686 0.9750 0.9803 0.9846 0.9881 0.9909 0.9931 0.07 0.5279 0.5675 0.6064 0.6443 0.6808 0.7157 0.7486 0.7794 0.8078 0.8340 0.8577 0.8790 0.8980 0.9147 0.9292 0.9418 0.9525 0.9616 0.9693 0.9756 0.9808 0.9850 0.9884 0.9911 0.9932 0.08 0.5319 0.5714 0.6103 0.6480 0.6844 0.7190 0.7517 0.7823 0.8106 0.8365 0.8599 0.8810 0.8997 0.9162 0.9306 0.9429 0.9535 0.9625 0.9699 0.9761 0.9812 0.9854 0.9887 0.9913 0.9934 0.09 0.5359 0.5753 0.6141 0.6517 0.6879 0.7224 0.7549 0.7852 0.8133 0.8389 0.8621 0.8830 0.9015 0.9177 0.9319 0.9441 0.9545 0.9633 0.9706 0.9767 0.9817 0.9857 0.9890 0.9916 0.9936 191 Stetige Verteilungsfamilien Quantile und zentrale Schwankungsintervalle der Normalverteilung ( ) Sei X eine N µ , σ 2 − verteilte Zufallsvariable. Dann gilt: zα = qα − µ σ bzw. qα = µ + σ zα , wobei qα die α-Quantile von X und zα die α-Quantile der Standardnormalverteilung bezeichnen. Allgemein gilt: P(µ − z1−α / 2σ ≤ X ≤ µ + z1−α / 2σ ) = 1 − α . Speziell folgt daraus für z1−α / 2 = k : P(µ − σ ≤ X ≤ µ + σ ) = 0.6827, k = 1, P(µ − 2σ ≤ X ≤ µ + 2σ ) = 0.9545, k = 2, P(µ − 3σ ≤ X ≤ µ + 3σ ) = 0.9973, k = 3. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 192 Stetige Verteilungsfamilien Beachte: Aufgrund der Symmetrie der Dichtefunktion φ gilt für beliebiges 0<α<1: zα = − z1−α 1−α bzw. α /2 µ − kσ k = z1−α / 2 : α /2 µ µ + kσ P(µ − z1−α / 2σ ≤ X ≤ µ + z1−α / 2σ ) I.Steinke, T.Stocker zα / 2 = − z1−α / 2 X −µ = P − z1−α / 2 ≤ ≤ z1−α / 2 = 1 − α σ Spezielle Verteilungen 193 Stetige Verteilungsfamilien Beispiel: Lebensdauern von Batterien. Batterien der Firma Nimmermüde seien normalverteilt mit einer mittleren Lebensdauer von 400 Stunden und einer Standardabweichung von 120 Stunden. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Batterie mindestens 300 Stunden hält. Lösung: X bezeichne die Lebensdauer der Batterien. Dann ist X~N(400,1202). Gesucht ist P(X≥300). Nach Standardisierung ist Z=(X-400)/120 ~N(0,1). 5 X − 400 300 − 400 P( X ≥ 300) = P ≥ = P Z ≥ − 120 6 120 5 5 5 = 1 − Φ − = 1 − 1 − Φ = Φ = 0.7977. 6 6 6 Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Batterie länger als 300 Stunden hält, beträgt 0.7977. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 194 Stetige Verteilungsfamilien Beispiel: Rasendünger. Die Firma Gartengrün besitzt eine Maschine zum Abfüllen von Rasendünger. Die Maschine füllt im Mittel 25 kg in einen Sack. Die Abfüllungen haben eine Standardabweichung von 0.3 kg und seien normalverteilt. Wie groß ist der Anteil der Säcke, deren Abweichungen vom Mittelwert 25kg größer als 0.5 kg ist. Lösung: P(| X − 25 |≥ 0.5) = 1 − P(| X − 25 |< 0.5) = 1 − P(24.5 < X < 25.5) 0.5 24.5 − 25 X − 25 25.5 − 25 0.5 = 1 − P < < <Z< = 1 − P − 0.3 0.3 0.3 0.3 0.3 5 5 5 5 5 = 1 − Φ − Φ − = 1 − Φ − (1 − Φ ) = 2(1 − Φ ) 3 3 3 3 3 = 2 ⋅ (1 − 0.9522) = 0.0956. 9,56% der Säcke weisen Abweichungen der Abfüllungsmengen vom Mittelwert von mindestens 0.5 kg auf. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 195 Stetige Verteilungsfamilien Multipliziert man normalverteilte Zufallsvariablen mit Konstanten oder bildet man Summen von unabhängigen, normalverteilten Zufallsvariablen, so sind die resultierenden Zufallsvariablen erneut normalverteilt. Verteilung der Summe unabhängiger normalverteilter Zufallsvariablen ( Sind X ~ N µ X , σ X2 ( ) ( und Y ~ N µY , σ Y2 ) ) unabhängig, so gilt: X + Y ~ N µ X + µY , σ X2 + σ Y2 . ( ) 2 Sind X i ~ N µi , σ i , i = 1, K , n unabhängig, so ist jede Linearkombination Y = c1 X 1 + K + cn X wieder normalverteilt mit ( ) Y ~ N c1µ1 + K + cn µ n , c12 σ 12 + K + cn2 σ n2 . I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 196 Stetige Verteilungsfamilien Beispiel: Asset Allocation (aus Wewel) Ein Anleger möchte einen bestimmten Geldbetrag (30 000€) in Aktien anlegen. Wir gehen davon aus, dass sich die Renditen der Aktien A1 und A2 als unabhängige normalverteilte Zufallsvariablen mit Erwartungswert µi (erwartete Rendite) und Standardabweichung σi (Volatilität) beschreiben lassen. Am sei ein Portfolio, dass 50% der Anlagesumme in A1 und 50% der Anlagesumme in A2 investiert. Wie groß sind die erwartete Rendite und die Volatilität für Am? Bestimmen Sie für A1, A2 und Am die Wahrscheinlichkeit, einen Verlust zu realisieren! Aktie Rendite erwartete Rendite Volatilität A1 R1 24% 15% A2 R2 10% 5% I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 197 Stetige Verteilungsfamilien Lösung: Nach Voraussetzung sind R1~N(0.24,0.152) und R2~N(0.1,0.052) unabhängig und es gilt Rm = 0.5·(R1+R2). Nach der Aussage über die Verteilung der Summe unabhängiger normalverteilter Zufallsvariablen ist Rm wieder normal verteilt. Es gilt Rm ~ N (0.5 ⋅ 0.24 + 0.5 ⋅ 0.1, 0.52 ⋅ 0.152 + 0.52 ⋅ 0.052 ) = N(0.17,0.00625). Damit ist die erwartete Rendite von Am gleich dem Erwartungswert von Rm, E ( Rm ) = 0.17, und die Volatilität ist gleich der Standardabweichung von Rm, also Var ( Rm ) = 0.00625 = 0.079. Das Portfolio Am liefert also eine bessere Rendite als A2, besitzt aber ein kleineres Risiko als A1. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 198 Stetige Verteilungsfamilien Die Aktien machen Verlust, wenn ihre Rendite negativ ist. 0 − 0.24 P( R1 < 0) = Φ = Φ(−1.6) = 1 − Φ(1.6) = 1 − 0.9452 = 0.0548. 0.15 0 − 0.1 P( R2 < 0) = Φ = Φ(−2) = 1 − Φ(2) = 1 − 0.9772 = 0.0228. 0.05 0 − 0.17 P( Rm < 0) = Φ = Φ(−2.15) = 1 − Φ(2.15) = 1 − 0.9842 = 0.0158. 0.079 Die Wahrscheinlichkeit, Verlust zu machen, ist für das Portfolio Am am kleinsten. Aus dieser Sicht mag es für risikoscheue Anleger interessanter sein als beispielsweise A2. Anmerkung: Die Unabhängigkeit der Aktien ist i.A. eine unrealistische Annahme. Mit der Beschreibung von Abhängigkeiten zwischen Zufallsvariablen beschäftigt sich Kapitel 4. I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 199