Customer Knowledge Management (CKM): Ein Forschungsprojekt zum Management von Kundenwissen Professor Holger Nohr, Informationswirtschaft Das Management von Wissen wird angesichts veränderter Rahmenbedingungen zum zentralen Faktor für Unternehmen. Gerade in den letzten Jahren ist aufgrund rascher Entwicklungen die Bedeutung von Wissensmanagement gestiegen. Den heute realisierten Ansätzen des Wissensmanagements ist eines gemeinsam: es geht um das Management des im Unternehmen vorhandenen Wissens, um den Aufbau einer geteilten Wissensbasis. Im Mittelpunkt stehen Aspekte der Produktivitäts- und Effizienzsteigerung operativer Prozesse. Für die strategischen und auf Veränderung ausgerichteten Prozesse reichen Ansätze, die sich am vorhandenen Wissen orientieren, nicht mehr aus. Vielmehr gilt es eine Kopplung zu den Kunden herzustellen, die den Erfolg eines Unternehmens maßgeblich bestimmen. Die Systemgrenzen des Wissensmanagements müssen sich über die Grenzen des Unternehmens hinaus erweitern und das Wissen der Kunden aktiv und systematisch integrieren. Zwar gibt es bereits Ansätze der Unterstützung kundennaher Prozesse wie bspw. das Customer Relationship Management (CRM). Diese Konzepte dienen heute jedoch vor allem dazu, operative Prozesse des Vertriebs zu unterstützen. Die Generierung und Erschließung von Kundenwissen für Aufgaben der Strategieplanung und der Innovation wird in diesen Konzepten kaum betrachtet. Es fehlt eine Kombination der Ansätze des Wissens- und des Kundenmanagements vor dem Hintergrund, systematisch und zielgerichtet Wissen über die Kunden und das Wissen der Kunden zu erschließen und in den Prozessen der Strategiebildung sowie der Leistungsinnovationen zu nutzen. Konkrete Herausforderungen eines Managements von Kundenwissen sind: Es fehlt die systematische Schaffung einer Wissensbasis bzgl. des Kundenwissens. Diejenigen Mitarbeiter, die Wissen über den Kunden haben, werden nicht oder ungenügend und unsystematisch in die Prozesse Strategie und Innovation eingebunden. In der Folge davon wird das wertvolle Wissen der Kunden ungenügend in Strategiebildung und Innovation integriert. Es werden bisher erst wenige Möglichkeiten, die sich durch neue Technologien zur Erschließung und Integration von Kundenwissen bieten, genutzt. Schließlich werden Kunden bislang nicht systematisch zur Wissensintegration aktiviert. Auf allen drei Handlungsebenen des Wissensmanagements – Organisation, Mensch und Technik – fehlen hinsichtlich eines Managements von Kundenwissen heute systematische Lösungen, die den Unternehmen bei der Bewältigung der geschilderten Herausforderungen Unterstützung bieten. Das Forschungsprojekt Customer Knowledge Management Der Lösung der beschriebenen Herausforderungen widmet sich ein vom Wirtschaftsministerium und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg gefördertes Verbundforschungsprojekt „Customer Knowledge Management: Lösungen zum Aufbau und zur Sicherung von Market Intelligence“. Neben dem Studiengang Informationswirtschaft der HdM (Prof. Holger Nohr und Prof. Dr. Alexander Roos) sind das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), das Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebstechnik der Universität Karlsruhe, der Lehrstuhl für Wirtschafts- und Organisationspsychologie der Universität Mannheim sowie der Lehrstuhl für Planung und Strategisches Management der Universität Stuttgart an dem Projekt beteiligt. Das Projekt läuft seit dem Oktober 2002 und wird im Juni 2004 beendet sein. Kundenwissen Unter einem Management von Kundenwissen (Customer Knowledge Management (CKM)) wird die zielgerichtete, systematische und strukturierte Erfassung, Speicherung, Nutzung, Verbreitung und Bereitstellung von Wissen über den Kunden verstanden. Die Prozesse Marketing, Vertrieb und Service bilden Schnittstellen zum Kunden, über die ein gegenseitiger Wissensaustausch zwischen Unternehmen und Kunden erfolgt. Das Projekt erfordert zunächst eine differenzierte Analyse des Kundenwissens. Kundenwissen kann dabei unterschieden werden hinsichtlich der Bekanntheit und der Herkunft bzw. der Möglichkeiten der Gewinnung des Wissens. Diese Einteilung hat Auswirkungen auf die Aktivitäten und Maßnahmen eines Managements von Kundenwissen. • Wie lässt sich der Bedarf an Kundenwissen – bezogen auf Strategie und Innovation – identifizieren? • Welches Kundenwissen ist bereits in den Unternehmen wo und in welcher Form vorhanden? • Wie kann Kundenwissen gezielt und systematisch erschlossen (bspw. Wissen über Kundenbedürfnisse oder Veränderungen des Kunden) werden? • Wie lassen sich Kunden aktivieren? Welche Rahmenbedingungen müssen bestehen? Welche Bedeutung haben dabei Kundennutzen und -motivation? Kundenwissen • Wie können neue Technologien ein CKM unterstützen? Welche Wissen des Wissen des Anforderungen ergeben sich an Wissen über Kunden Kunden den Kunden Wissensmanagement-Software? Wie (passiver Kunde) (aktiver Kunde) lassen sich Business-Communities zur Erschließung von Kundenwissen Im Unternehmen Kunde wird Kunde wird aufbauen? bereits vorhandenes analysiert bzw. selbstständig • Wie lässt sich das Kundenwissen in Wissen integriert aktiv Strategie- und Innovationsprozesse integrieren? Im direkten Im direkten Einflussbereich des Einflussbereich des Die Endergebnisse aus dem Projekt Unternehmens Kunden werden u.a. in Form von Leitfäden veröffentlicht werden. Ein erster State of the Art-Bericht, der sich mit der Einordnung des ForAbb. 1: Differenzierung des Kundenwissens schungsfeldes, Voraussetzungen, Anwendungsfeldern, Barrieren und Akzeptanz bei der ImpleDie in der Abbildung 1 getroffene Unterscheidung mentierung sowie den Grundlagen der Teilgebiete des Kundenwissens wurde als Arbeitsbasis im des Wissensmanagements und des CRM befasst, Rahmen des Projekts erarbeitet. Sie berücksichtigt wird Anfang März 2003 erscheinen. Wissen über den Kunden, das bereits im Unternehmen vorhanden ist, Wissen des Kunden, das durch Analyse und Aktivierung des Kunden in das Das Teilprojekt der HdM Unternehmen integriert werden kann und Wissen des Kunden, das dieser von sich aus (bspw. durch Der Studiengang Informationswirtschaft der HdM Beschwerden) mitteilt. ist als Spezialist auf dem Gebiet des WissensEine weitere Aufgabe des Projekts wird es sein, management Partner im Projekt. Das Teilprojekt Methoden zu finden, die es erlauben den Bedarf der HdM beschäftigt sich daher mit der Gewinnung an Kundenwissen zu ermitteln. Eine solche Ermittvon Kundenwissen, dessen Analyse sowie der lung hat systematisiert hinsichtlich verschiedener Integration dieses Wissens in die UnternehmensKategorien des Kundenwissens zu erfolgen. prozesse. Besonderes Interesse hinsichtlich der Gewinnung von Wissen besteht hinsichtlich des Einsatzes von Business-Communities im Internet. Projektziele Bei der Analyse und Integration des Kundenwissens richtet sich das Interesse ebenfalls auf Das Verbundvorhaben hat zum Ziel, ein integraden Einsatz technologischer Werkzeuge, wie tives Konzept eines Customer Knowledge Manabspw. Data Warehouse-Systeme und Methoden gements (CKM) zur Unterstützung von Strategiedes Data bzw. Text Mining. und Innovationsprozessen zu entwickeln. Die Die Arbeiten am Projekt werden auch von Konzentration liegt dabei auf dem Business-toStudierenden getragen, bspw. in Diplom- und Business-Bereich (B2B) des produzierenden Studienarbeiten oder in Seminaren. Damit ist eine Gewerbes. Die Leitfragen für das Integration anwendungsorientierter Forschung in Forschungsvorhaben lauten: die Lehre gewährleistet. Damit wird das Forschungsprojekt auch zu einem Beispiel für die innovative Integration von Forschung und Lehre. Kontakt: Prof. Holger Nohr [email protected] Prof. Dr. Alexander W. Roos [email protected] Elisabeth Messerschmidt (Projektmitarbeiterin) [email protected]