Seite 1 Hypothyreoidismus (Schilddrüsenunterfunktion) Was ist die Schilddrüse, und was tut sie? Die Schilddrüse ist eine der wichtigsten Drüsen des Körpers. Sie sitzt im Hals nahe der Luftröhre (Trachea) und setzt sich aus zwei Lappen zusammen, die auf beiden Seiten der Trachea liegen. Diese Drüse kontrolliert den Stoffumsatz im Körper. Wenn sie zu stark arbeitet, erhöht sich der Stoffumsatz. Wenn ihre Funktion vom normalen Maß absinkt, senkt sich der Stoffumsatz. Dies wird mit dem Begriff Hypothyreoidismus beschrieben. Was löst einen Hypothyreoidismus aus? Hypothyreoidismus ist fast immer die Folge einer der beiden folgenden Krankheiten: 1. Lymphozytische Thyreoiditis 2. idiopathische Atrophie der Schilddrüse Die erstgenannte Erkrankung ist die häufigere Ursache und wird als immunbedingte Erkrankung angesehen. Das bedeutet, dass das Immunsystem die Schilddrüse als körperfremd ansieht und deshalb angreift. Es ist nicht bekannt, warum das Immunsystem dies tut. Bei der idiopathischen Atrophie wird normales Schilddrüsengewebe aus unbekannter Ursache abgebaut und durch Fettgewebe ersetzt. Diese zwei Ursachen des Hypothyreoidismus sind für mehr als 95% der Fälle verantwortlich. Die anderen 5% kommen durch seltene Ursachen zustande, z.B. durch Krebs der Schilddrüse. Welche Symptome treten auf? Wenn die Stoffwechselrate fällt, ist eigentlich jedes Organ des Körpers betroffen. Die meisten erkrankten Hunde haben eines oder mehrere von verschiedenen „typischen“ Symptomen. Dazu gehören: a) b) c) d) e) f) g) h) i) Gewichtszunahme ohne eine Steigerung des Appetits Lethargie und Bewegungsunlust Intoleranz gegenüber Kälte (Hund friert schnell) Trockenes Fell und hochgradiger Haarverlust Sehr dünnes Haarkleid bis zu fast völligem Fellverlust Gesteigerte Pigmentation der Haut Gesteigerte Empfänglichkeit für Infektionen der Haut und der Ohren Haarwachstumsstörungen nach Scheren oder Kurzschneiden Hohes Cholesterin im Blut Manche Hunde zeigen auch andere Symptome die nicht so typisch sind. Dazu gehören: a) Verdickung der Gesichtshaut („trauriger“ Gesichtsausdruck) b) Abnormale Funktion der Nerven ruft eine nichtschmerzhafte Lahmheit hervor, Nachziehen der Füße, Mangel an Koordination und Kopfschiefhaltung. Seite 2 c) d) e) f) Geschlechtstriebverlust und Unfruchtbarkeit beim Rüden Fehlen von Hitzeperioden, Unfruchtbarkeit und Aborte bei der Hündin Fettablagerungen in den Hornhäuten der Augen Keratoconjunctivitis sicca oder das sogenannte „trockene Auge“ aufgrund einer unzureichenden Tränenproduktion Wie stellt man die Diagnose? Der verbreitetste Test ist die Bestimmung des T4-Spiegels im Blut. Dabei wird das Haupthormon der Schilddrüse gemessen. Wenn es in zu geringer Menge vorliegt und die entsprechenden klinischen Symptome vorhanden sind, kann die Diagnose gestellt werden. Allerdings kann der Test auch falsch positiv ausfallen, da einige gesunde Hunde niedrige Spiegel haben können. Dies passiert beim Vorliegen anderer Erkrankungen oder bei der Gabe mancher Arzneimittel. Um Gewissheit zu bekommen, kann man weitere Testverfahren anwenden, welche teurer sind und deshalb meist erst im zweiten Schritt zum Einsatz kommen. Gibt es eine Behandlung? Hypothyreoidismus kann behandelt, aber nicht geheilt werden. Die Behandlung geschieht mittels Gabe von Schilddrüsenhormonen in Tablettenform für den Rest des Hundelebens. Wie wird die entsprechende Medikamentendosis bestimmt? Es gibt eine Standarddosis, die zuerst gegeben wird, abhängig vom Gewicht des Hundes. Allerdings muss nach etwa einem Monat ein weiterer Test durchgeführt werden, um sicher zu sein, dass die Hormonlevel normal sind. Bei manchen Hunden muss die Dosis über 6-12 Monate weiter angepasst werden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Ihnen und uns ist notwendig, um sicherzustellen, dass ihr Hund weder über- noch unterdosiert wird. Was passiert bei einer Überdosierung? Symptome eines Hyperthyreoidismus können auftreten. Dazu gehören Hyperaktivität, mangelndes Schlafbedürfnis, Gewichtsverlust und eine gesteigerte Wasseraufnahme. Wenn eines dieser Symptome auftritt, melden Sie sich bitte sofort bei uns. Ihre Kleintierklinik am Landratsamt Dr. H. Scholl, J. Fritz, Dr. S. Dahnken