www.lehrerservice.at Ausgabe 53 November 2016 Jugendmagazin ONLINE Wenn die Erde bebt ... •InfoGRAFIK: Tektonische Platten der Erde •InfoBOX: Die Richterskala Foto: TIZIANA FABI/AFP/picturedesk.com aktuell Die mittelalterliche Stadt Amatrice nach dem verheerenden Erdbeben im August 2016. … fühlen wir uns hilflos. Kein Mensch kommt gegen die Gewalt der Natur an. Schwere Erdbeben fordern immer wieder Menschenleben und zerstören ganze Landstriche – zuletzt in Japan, davor in Neuseeland und immer wieder in Italien. Was steckt hinter den geheimnisvollen Superkräften? Ein leichtes Beben merkt man oft nur an den gekräuselten Wellen im Wasserglas. Dann wieder bekommt man die geballte Kraft der Natur zu spüren und Häuser und Brücken stürzen ein, Staudämme bersten. Italien kommt nicht zur Ruhe Am 24. August 2016 erschütterte ein starkes Erdbeben weite Teile Mittel­ italiens. Es hatte die Stärke 6 auf der Richterskala. Besonders stark betroffen waren die Städtchen Accumoli, Amatrice und Arquata del Tronto. Die mittelalterlichen Ortszentren wurden zerstört, 297 Menschen starben. Seither kommt dieses Gebiet nicht zur Ruhe. Immer wieder versetzten Nachbeben die Menschen in Angst und Schrecken. Zuletzt wankte die Erde am Morgen des 30. Oktober. Ursache: Geologisch gesehen stoßen in Italien verschiedene Platten aneinander: die Adria-Mikroplatte, die Eurasische Platte und die Afrikanische Platte. Weil sich die Eurasische Platte nach Norden verschiebt, kam es zu den Erdbeben. Neuseeland auf dem Feuerring Auch am anderen Ende der Welt, in Neuseeland, bebte die Erde vor weni- JÖaktuell-ONLINE • www.lehrerservice.at Was heißt ... Richterskala: Um die Stärke von Erdbeben messen und vergleichen zu können, entwickelte der kalifornische Erdbebenforscher Charles Richter eine Skala. gen Wochen. Am 13. November 2016 schreckte ein Beben der Stärke 7,8 der Richterskala die Menschen aus dem Schlaf. Das Zentrum des Bebens InfoBOX: Auf Seite 3 wird die Richterskala genauer erklärt. Ausgabe 53 • November 2016 • Seite 1 Japan – Land der Erdbeben Am 22. November rüttelte ein mächtiges Erdbeben die Menschen im Nordosten von Japan nahe der Stadt Fukushima unsanft aus dem Schlaf. Internetsensation: drei Kühe So schrecklich das Erdbeben in Neuseeland auch war. Am meisten Interesse erweckten drei Kühe. Die Weidewiese rund um die Tiere war durch den Erdstoß weggebrochen und meterweit abgesackt. Die armen Tiere standen plötzlich auf einer winzigen Grasinsel. Das Video dazu wurde auf YouTube über eine halbe Million Mal angeklickt. Inzwischen gab es für die Kühe ein glückliches Ende. Der Bauer kam ihnen „Fliehen Sie von der Küste“, forderte der Radiosprecher die Bewohner von Fukushima auf. Die Szene erinnerte viele Japaner an das Erdbeben, den Tsunami und die Atomkatastrophe vom 11. März 2011. Auch damals Screenshot: YouTube der Südinsel. An einigen Küsten brachen mehr als zwei Meter hohe Tsunami-Wellen herein. Mehrere hundert teils starke Nachbeben erschütterten die Region. Erdrutsche verschütteten zahlreiche Straßen, Hunderte Häuser wurden schwer beschädigt. Zwei Menschen starben. Ursache: In Neuseeland sind Erdbeben keine Seltenheit. In dem Gebiet ereignen sich jährlich bis zu 15 000 Erdstöße. Aber nur wenige sind für den Menschen spürbar. Manchmal kommt es aber auch zu schweren Erdbeben, denn die Insel liegt auf dem sogenannten „Pazifischen Feuerring“. So nennt man die Bruchzone rund um den Pazifischen Ozean. In Neuseeland schiebt sich die Pazifische Platte unter die Australische Platte. mit Schaufel und Pickel zur Hilfe und brachte die Tiere in Sicherheit. Link: In der YouTube-Suche „Neuseeland Kühe überleben Erdbeben“ eingeben. Was heißt ... Tsunami heißt auf Deutsch: Welle im Hafen. Ein Beben unter Wasser kann einen Tsunami auslösen. Das ist eine Welle, die sich hoch auftürmt, wenn sie auf Land trifft. Karte: Wikimedia Commons, gemeinfrei lag nördlich von Christchurch auf InfoGRAFIK: Die tektonischen Platten der Erde. JÖaktuell-ONLINE • www.lehrerservice.at Ausgabe 53 • November 2016 • Seite 2 Superkräfte der Erde Wir stehen nur scheinbar auf festem Boden. In Wirklichkeit blubbert und schmatzt es unter unseren Füßen. Wir leben auf der erstarrten Erdkruste. Das ist die dünne Außenhaut aus festem Gestein. Die Erdkruste ist wie ein gigantisches Puzzle aus riesigen „Platten“ zusammengesetzt, die auf zähflüssigem, heißem Magma schwimmen, wie Eisschollen auf Wasser. Und wie Eisschollen verschieben sich auch Weiter geht’s auf S. 4 Was heißt ... Epizentrum: Das Epizentrum eines Erdbebens ist der Punkt auf der Erdoberfläche, der genau senkrecht über dem Erdbebenherd, also dem Ausgangspunkt des Bebens, liegt. Die Einteilung der Richterskala: InfoBOX: Die Richterskala Um die Stärke von Erdbeben messen und vergleichen zu können, entwickelte der kalifornische Erdbebenforscher Charles Richter eine Skala. Jeder Punkt auf der Skala bedeutet eine Verzehnfachung der Stärke des Erdbebens. Ein Beben der Stärke 7 ist zehnmal stärker Charles Richter als ein Beben der Stärke 6, hundertmal stärker als ein Beben der Stärke 5, tausendmal stärker als ein Beben der Stärke 4 und so weiter. Eigentlich gibt es keine Obergrenze. Man sagt: Die Skala ist nach oben offen. Aber in Wirklichkeit gibt es wahrscheinlich kein Erdbeben, das stärker als 9 ist. Es gibt auch noch eine Mercalli­ skala. Sie ist zwölfteilig. Sie teilt die Erdbeben nach der Größe der Schäden ein, die sie verursachen. Karte: Wikimedia Commons, gemeinfrei Meer. Anders als vor fünfeinhalb Jahren kamen die Japaner aber diesmal mit dem Schrecken davon. Denn das Beben war mit einer Stärke von 7,4 (Richterskala) deutlich schwächer als das von 2011. Damals wurde ein Atomreaktor zerstört und 18 000 Menschen kamen ums Leben. Ursache: Fast unmittelbar vor der japanischen Küste treffen gleich vier Erdplatten aufeinander. Wichtigster Erdbebenauslöser ist die Pazifische Platte. Sie schiebt sich jährlich zehn Zentimeter nach Norden und schrammt über die Eurasische Platte. Stärke 0–1,9: nur durch Instrumente nachweisbar Stärke 2–2,9: nur von sehr wenigen Menschen spürbar; Pendel schwingen leicht Stärke 3–3,9: Erschütterung mit einem vorbeifahrenden Lastwagen vergleichbar Stärke 4–4,9: wird von den meisten Menschen bemerkt; Gläser und Teller klappern, geringste Schäden Stärke 5–5,9: von allen Menschen mit Schrecken wahrgenommen; Möbel bewegen sich; Risse im Putz; es besteht Verletzungsgefahr Stärke 6–6,9: erhebliche Beschädigungen, Gebäude stürzen ein; Todesopfer; an Küsten Flutwellen möglich Stärke 7–7,9: zahlreiche Tote und Verletzte; nur wenige Gebäude bleiben stehen; Spalten im Boden reißen auf; an Küsten vernichtende Flutwellen Stärke 8: Verwüstung; alle Gebäude unbewohnbar; flächendeckende Zerstörungen; an Küsten katastrophale, bis zu 40 Meter hohe Flutwellen möglich Stärke 9: extrem groß Zerstörung in Bereichen von tausend Kilometern Stärke 10: weltweite Katastrophe; noch nie registriert Die Schäden nach dem Beben in Neuseeland im November 2016. Viele haben alles verloren, sind aber dennoch dankbar, mit dem Leben davon gekommen zu sein. JÖaktuell-ONLINE • www.lehrerservice.at Ausgabe 53 • November 2016 • Seite 3 Fotos: MARTY MELVILLE/AFP/picturedesk.com (1), Mark Baker/AP/picturedesk.com (1) lag das Epizentrum des Bebens im Zum Glück kam die Menschen bei dem Beben in Japan am 22. November 2016 mit dem Schrecken davon. 2011 war das leider nicht so. Damals sorgte ein durch ein Seebeben ausgelöster Tsunami für großflächige Verwüstung. Foto: NICOLAS ASFOURI/AFP/picturedesk.com wenige Zentimeter im Jahr. Dort, wo die Platten aneinanderstoßen, sich übereinander oder voneinander wegschieben, entstehen gewaltige Spannungen. Kann die Erdkruste den Spannungen nicht mehr standhalten, entladen sie sich mit einem gewaltigen Ruck: einem Erdbeben. Das Beben breitet sich in Form von Wellen (ähnlich den Wellen im Wasser) unter der Erdoberfläche aus, und erreicht binnen Sekunden den Meeres- oder Erdboden. Rette sich, wer kann! des Wasserspiegels ist ein weiteres Anzeichen für eine herannahende Flutwelle. Trifft all das zu, geben die Experten blitzschnell eine Warnung aus: an TV – und Radiosender, per SMS an Menschen, die sich für den Dienst angemeldet haben und an die Behörden. Manchmal bleibt nur wenig Zeit, um zu fliehen. Umso wichtiger ist es, dass jeder weiß, wie man sich im Ernstfall verhalten muss! Tierische Alarmanlage Seit Menschengedenken gibt es Berichte über Tiere, die Katastrophen ankündigen: Im Jahr 373 vor Christus sollen angeblich Ratten, Schlangen und Käfer aus dem griechischen Helike Foto: Park Jin-hee/Action Press/picturedesk.com Experten fürchten, dass nach den Erdbeben in Neuseeland und Japan, weitere Beben nahe der Küstenlinien folgen könnten. Dazu muss man wissen: Ein Beben unter Wasser kann einen Tsunami auslösen. Erreicht der Tsunami die Küste, bleibt nur die Flucht! Niemand kann Tsunamis verhindern. Es geht allein darum, möglichst viele Menschen in Sicherheit zu bringen, wenn Gefahr droht. Zu diesem Zweck gibt es Frühwarnsysteme. So zum Beispiel im Indischen Ozean: Mithilfe hochempfindlicher Messgeräte – Seismometer – können Experten die ersten Schwingungen eines Erdbebens an Land aufzeichnen. Anschließend prüfen sie mit GPS, ob sich die Erdoberfläche durch das Beben senkrecht verschoben hat. Denn nur dann entsteht ein Tsunami. Eine Veränderung Schüler in Korea lernen im Unterricht, was im Falle eines Erdbebens zu tun ist. JÖaktuell-ONLINE • www.lehrerservice.at geflohen sein – fünf Tage vor einem Erdbeben, das die Stadt völlig zerstörte. Tiere fühlen also schon Tage vorher, wenn ein Beben droht. Warum weiß man nicht genau. Bauern in der italienischen Region Friaul beobachteten 1976, wie Mäuse vor einem heftigen Beben aus allen Ritzen schossen. Als im Dezember 2004 eine tödliche Tsunami-Welle die Küste Ostasiens überschwemmte, fanden sich in den Fluten erstaunlich wenig Tierkadaver. Es sah aus, als seien die Tiere rechtzeitig vor den herannahenden Fluten geflohen. Elefanten retteten bei diesem Unglück zahlreichen Touristen das Leben: Die Dickhäuter können Schalwellen hören. Sie haben außerdem empfindliche Tastzellen in den Fußsohlen, über die sie Erschütterungen im Boden wahrnehmen. Als sie in der Herde davonstürmten, schlossen sich ihnen Einheimische und Urlaubsgäste an. Schmetterlinge, Kröten, Ameisen und Vögel sind mit ähnlich empfindlichen Sinnen ausgestattet. Vor allem chinesische Forscher schwören auf die tierischen Alarmanlagen. Andere Wissenschaftler wiederum halten dies für Unsinn. Es sei reiner Zufall, dass sich Tiere im Vorfeld einer Katastrophe eigenartig verhalten. Kathrin-Theresa Madl Ausgabe 53 • November 2016 • Seite 4 JÖaktuell-ONLINE zu JÖ-Jugendmagazin, Ausgabe November 2016; Redaktion: Kathrin-Theresa Madl; auf www.lehrerservice.at. Impressum siehe JÖ-Jugendmagazin. die Platten langsam. Oft sind es nur