Die Jahre 1796 bis 1815 in Weiden und in der Oberpfalz

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Die Jahre 1796 bis 1815 in Weiden und in der Oberpfalz
Napoleon und seine Kriege
zusammengestellt im Frühjahr 1980
von Annemarie Krauß, Stadtarchiv Weiden
Napoleon Bonaparte und seine Zeit von 1769 bis 1821
1769
1779 – 1784
1792 – 1797
1793
1795
1796
1796 – 1797
1798
1798 – 1801
1799
1800 – 1804
1802
1804
1805
1806
wurde Napoleon Bonaparte in Ajaccio auf der Insel Korsika
geboren.
besuchte Bonaparte in Brienne und 1785 in Paris die
Militärschule.
Da seine politische Karriere auf Korsika fehlschlug, ging er mit
seiner Familie nach Frankreich.
1. Koalitionskrieg. Besetzung der deutschen linksrheinischen
Reichsgebiete durch die Franzosen.
Nach der Einnahme von Toulon wird Bonaparte zum
Brigadegeneral ernannt.
Niederschlagung des royalistischen Aufstandes gegen das
Direktorium.
Bonaparte zum Oberbefehlshaber der Armee im Inneren
ernannt.
Ernennung zum Oberbefehlshaber der Italien-Armee. Heirat mit
Josephin Beauharnais.
Einmarsch der französischen Truppen in die österreichischen
Erblande. Hierbei Kämpfe der Franzosen in der Oberpfalz.
Italienfeldzug, wachsende Popularität Napoleons.
17. Oktober 1797 Friede von Campoformio.
Expedition gegen Ägypten. Die französische Flotte bei Akubir
von Nelson geschlagen. Rückkehr Napoleons nach Frankreich.
2. Koalitionskrieg gegen Russland, Österreich und Großbritannien. Friede von Lunèville.
Staatsstreich gegen das geschwächte Direktorium, Konsulatsverfassung, Napoleon wird erster Konsul.
Neuorganisation der französischen Finanzen, Gründung der
Banque de France, Reorganisation von Verwaltung und Justiz,
Einführung des Code Napolèon und der Ehrenlegion.
Ernennung Napoleons zum Konsul auf Lebenszeit nach der
erfolgreichen Beendigung des 2. Koalitionskrieges.
Krönt sich Bonaparte selbst als Napoleon I. zum Kaiser der
Franzosen und im nächsten Jahr zum König von Italien.
Der 3. Koalitionskrieg ist der Beginn der Eroberungsfeldzüge
Napoleons. Die Koalition England – Österreich – Russland wird
von Napoleon bei Austerlitz vernichtend geschlagen.
Beginn des 4. Koalitionskrieges. Preußen wird bei Jena und
1807
1808
1809
1810
1812
1813 – 1815
1814
1815
1840
Auerstedt vernichtend geschlagen und muss den Frieden von
Tilsit unterzeichnen. Errichtung des Rheinbundes.
Bayern verbündet sich mit Napoleon. Nach Verhängung der
Kontinentalsperre befindet sich Napoleon auf dem Höhepunkt
seiner Macht.
Frankreich verbündet sich mit Russland. Lissabon wird von
den Truppen Napoleons eingenommen.
Beginn des Spanienkrieges, der zur Absetzung des spanischen
Königs führt.
Erhebung Österreichs. Feldzug Napoleons durch Franken und
die Oberpfalz gegen die österreichischen Truppen.
Schlacht bei Eggmühl und Regensburg.
Niederlage Napoleons auf dem Marchfeld bei Aspern.
Bei Wagram wurde die österreichische Armee entscheidend
besiegt.
Napoleon I. heiratet nach seiner Scheidung von Josèphin die
österreichische Kaisertochter Maria Louise.
Nach dem Bruch des Bündnisses mit Russland beginnt am
24. Juni 1812 der Feldzug, der die französischen Truppen bis
nach Moskau führt.
Am 7. September 1812 Schlacht bei Borodino.
Auf dem Rückzug verliert Napoleon fast seine gesamte Armee
in Russland.
Erhebung der unterdrückten Völker Europas gegen Napoleon
in den Befreiungskriegen. In der Völkerschlacht bei Leipzig
wird der Kaiser der Franzosen von Russland, Preußen, Österreich und Schweden entscheidend geschlagen und muss über
den Rhein fliehen.
Beschließen die Verbündeten den Krieg in Frankreich fortzusetzen und erobern am 31. März 1814 Paris.
Am 4. April dieses Jahres muss Napoleon abdanken und
seinen Wohnsitz auf Elba nehmen.
In Frankreich wird Ludwig XVIII. als König eingesetzt.
Auf dem Wiener Kongress wird über die Neuordnung Europas
beraten.
Am 1. März landet Napoleon bei Cannes und marschiert mit den
zu ihm übergelaufenen Soldaten nach Paris.
Am 18. Juni 1815 wird er bei Waterloo endgültig geschlagen.
Damit endet seine „Herrschaft der Hundert Tage“.
Napoleon wurde von den Engländern auf die Insel St. Helena
verbannt und starb dort 1821.
Kehren die sterblichen Überreste Napoleons in das Heimatland
Frankreich zurück und werden im Invalidendom beigesetzt.
Die Auswirkungen des 1. Koalitionskrieges auf die Oberpfalz im Jahr 1796
In den Akten des Stadtarchivs Weiden haben sich aus den Kriegsjahren 1792
bis 1815 eine große Menge von Schriftstücken erhalten, besonders aus dem
Jahr 1796, als der ständige Durchzug der österreichischen Truppen, die Einquartierungen in Weiden, die Kriegssteuern und die Schäden der französischen Besatzung einen Höhepunkt erreicht haben.
Vor allem war es im Jahr 1796 für die Weidener Bevölkerung eine sehr schwere
Belastung, Brot, Heu und Stroh nach Amberg, Hersbruck und Nürnberg zu liefern. Ebenso hart waren die Vorspannleistungen für Transporte mit österreichischen Kriegsinvaliden, gefangenen französischen Offizieren nach Schönficht
und Tirschenreuth zum Grenzübergang nach Böhmen zu ertragen.
Im Spätsommer 1796 schickt man von Weiden aus Boten nach Auerbach, Hirschau und Tirschenreuth, besonders nach Amberg, um Kundschaft einzuholen „wegen der Gefahr durch den Einbruch der Franzosen in hiesige Lande“.
Im Sommer 1796 hatte der Oberbefehlshaber der österreichischen Truppen
Erzherzog Karl die französischen Truppen unter General Jourdan, der damals
34 Jahre alt war, über den Rhein zurück geworfen. Doch den Franzosen gelang
es, die österreichischen Truppen unter Graf Wartensleben bis in den Raum
Bamberg zurück zu drängen.
Am 10. August 1796 kam der österreichische General mit 70 Geschützen über
Reichenschwand nach Amberg und ein anderer Teil der Truppen bezog nach
dem Marsch von Forchheim nach Neumarkt ein Lager bei Deining.
Das österreichische Heer unter dem erst 25-jährigen Erzherzog war den sehr
vielmehr beweglichen Franzosen nicht gewachsen. Die Tagesleistung der
Österreicher betrug höchstens 18 Kilometer, da sie durch das Mitschleppen mit
Zelten und Backöfen sehr unbeweglich waren.
Die französischen Generale drängten rücksichtslos auf eine Entscheidung,
denn viele aus ihren Reihen waren wegen eines Misserfolges schon enthauptet
worden.
Die in der Oberpfalz operierenden Truppen wurden unter dem damals 33-jährigen General Bernadotte, der 1818 König von Schweden wurde, und dem 39jährigen General Lefebvre sehr beweglich geführt.
Ohne Zelte und Backöfen erzielten sie große Marschleistungen, mussten aber
die gesamte Verpflegung aus dem Lande beitreiben. Die österreichische Nachhut mit 12.000 Mann bezog Stellung bei Sulzbach.
Die Franzosen unter General Jourdan rückten am 14. August 1796 mit 9.000
Mann gegen Neumarkt. Drei Tage später waren die Truppen Jourdans in Sulzbach und die Division Lefebvre in Großalbershof.
General Jourdan nahm Quartier im Schloss zu Sulzbach und ließ sofort 200
Flaschen Wein, 100 Pfund Rindfleisch, je 50 Pfund Hammel- und Kalbfleisch,
1 großes Fass Bier, einen Zentner Weißbrot, 25 Pfund Butter und Schmalz, je
20 Pfund Kaffee und Zucker beschlagnahmen.
Bürgermeister und Rat zu Sulzbach mussten auch 60 Bestecke und 120 Servietten, weiterhin Mehl, Reis, Eier, Schinken, Gänse, Hühner, Rosinen und Zitronen herbei schaffen.
Fürwahr, die Herren Franzosen verstanden auf Kosten der einheimischen Bevölkerung zu leben und die Oberpfälzer mussten froh sein, wenn sie von ihrer
Brennsuppe und den Kartoffeln satt wurden.
Anfang August 1796 wurde in Weiden im Baustadel auf der Allee ein österreichisches Verpflegsamt eingerichtet. Hierher musste jeder ganze Hof im Amt
Parkstein und in der Stadt Weiden ein Scheffel Hafer, das waren 2 ½ Zentner, je
20 Rationen Heu und Stroh zu 10 Pfund, liefern. Jeder Hof war verpflichtet, 20
Laib Brot zu 8 Pfund bereit zu halten um binnen 24 Stunden Brot liefern zu
können.
Am 12. August 1796 richten die Weidener Bürger ein Bittschrift an den bayerischen Kurfürsten, sie von der Haferlieferung zu entbinden und klagen bitterlich, dass die Österreichischen meist nur eine Stunde bevor ihre Truppen hier
ankommen, Quartier machen und gerade eben sei wieder Quartier für 600 Soldaten befohlen worden.
Dabei sollten die Weidner Bürger auch noch nach Kaiserlichen Deserteuren
suchen, denn im April 1796 waren von einem Transport von 654 Rekruten
zwischen Pleystein und Pfreimd 80 Mann desertiert, die uns namentlich überliefert sind.
Am 20. August 1796 fielen französische Truppen in Weiden ein. Die Offiziere
verlangten eine Brandschatzung, die ihnen mit 1.100 Gulden in bar am 22. August 1796 im Posthaus in Weiden übergeben wurden. Um alle verlangten Forderungen zu erfüllen, musste der Stadtmagistrat 2.400 Gulden bei den Bürgern
und Kirchenstiftungen zu leihen nehmen.
Erst drei Jahre später wurden die Schäden der Bürger ersetzt. Dies waren vor
allem silberne und goldene Uhren, aber auch Wolltuche und Lebensmittel. Obwohl jeder nur einen Teil der Schäden ersetzt bekam, musste die Stadt weitere
2.000 Gulden dafür aufbringen.
Am 18. August 1796 rückten die Österreicher mit ihrer Armee nach Schwarzenfeld – Schwandorf ab. An diesem Tag wurden die bayerischen Truppen in Amberg nach München beordert und die Franzosen unter Jourdan und Lefebvre
erreichten den Raum Hahnbach und Hirschau.
Die Franzosen beschossen zwei Stunden lang Amberg, durchzogen die Stadt
und rückten bis Wolfering vor. Die französischen Offiziere hatten dem Amberger Stadthalter Graf Holnstein und dem Regierungspräsidenten Graf Traufkirch
die Schonung der Stadt versprochen, konnten aber die Plünderungen durch
ihre Truppen nicht verhindern.
Hauptteile der französischen Armee bezogen Biwak vor den Toren Ambergs.
Am 19. August 1796 erreichten die Truppen Lefebvres Wernberg und die Österreicher unter Wartensleben bezogen Vorposten zwischen Schmidmühlen, Nabburg und Pfreimd.
Am 20. August 1796 bezog Jourdan mit seinem Stab in Amberg Quartier in der
Rathausstraße 4 und soll dort zum nicht geringen Staunen der Oberpfälzer in
Rotwein gebadet haben. Seinen Truppen befahl er den weiteren Vormarsch an
die Naab.
Inzwischen waren die Österreicher mit Teilen ihrer Truppen nach Rosshaupt in
Böhmen weitermarschiert. Es kam zu Gefechten in Pfreimd und Nabburg. Die
Franzosen verfolgten die Österreicher bis Waidhaus.
Jourdan, der über 37.000 Mann verfügte, verlegte am 21. August 1796 sein
Hauptquartier nach Kloster Ensdorf. Die österreichischen Truppen unter Wartensleben waren durch Verstärkung aus Böhmen auf 38.000 Mann angewachsen. Es kam ständig zu kleineren Gefechten im ganzen Oberpfälzer Raum.
Am 22. August 1796 wurden die französischen Truppen unter General Bernadotte von Erzherzog Karl bei Deining geschlagen, hatten dort 600 tote und Verwundete zu beklagen und mussten daraufhin die Stadt Neumarkt räumen. Bis
zum Jahr 1815 hatte diese oberpfälzische Stadt 80.000 Gulden Kriegsschäden
zu beklagen.
Die französischen Truppen unter Jourdan ziehen sich in den Amberger Raum
zurück und weitere Kräfte unter Lefebvre sichern den Raum Pfreimd, Wernberg
und Hahnbach. Ein Bataillon der Franzosen stand in Amberg.
Die Österreicher lieferten am 23. August 1796 im weiten Umkreis von Amberg
Scheingefechte, während ihre Truppe unter Wartensleben die Verbindung zu
den unter Erzherzog Karl von Kastl heran marschierenden Österreichern herstellt.
Es kam aber am 24. August in Amberg nicht zur erwarteten Schlacht. Doch
ging an diesem Tag auf dem Mariahilfberg die Artillerie in Stellung. Auch die
Österreicher gingen bei Aschach und Raigering in Angriffsstellung. Am späten
Nachmittag zogen die Franzosen aus Amberg gegen Sulzbach ab, aber es
fanden noch ausgedehnte Kämpfte in und um Amberg statt, die sich bis in den
Raum Hirschau, Hahnbach und Vilseck ausdehnten.
An der äußersten Grenze der Oberpfalz bei Velden sammelten sich am 25. August 1796 die französischen Truppen, die am Tag vorher 1.800 Mann auf dem
Oberpfälzer Schlachtfeld verloren hatten.
Seit 1797 wird alljährlich am 24. August in der Kirche auf dem Mariahilfberg in
Amberg ein Dankgottesdienst für die Rettung der Stadt gehalten.
Der österreichische Erzherzog Karl zog unter dem Jubel der Bevölkerung in
Amberg ein und nahm Quartier im Schloss.
Die Franzosen, die im ganzen oberpfälzischen Gebiet Lebensmittel im großen
Maß, nämlich Brot, Branntwein, Ochsenfleisch und Hafer beschlagnahmt
hatten, forderten bei ihrem Abzug aus Amberg eine Million Franken.
Da man die Summe nicht bereitstellen konnte, nahmen die Franzosen acht
Geiseln aus der Amberger Beamtenschaft, an der Spitze Graf Holnstein, mit
sich.
Der abenteuerliche Weg inmitten des französischen Fuhrparks führte über
Ebermannstadt, das am 26. August 1796 von den Franzosen angezündet
wurde, über Bamberg nach Hassfurt. Die Geiseln wurden am 28. August von
den Österreichern befreit.
Die ganze Oberpfalz hatte durch Kontributionen und Plünderungen einen
Schaden von 2.161.030 Gulden erlitten, davon in den sulzbachischen Ämtern,
zu denen Weiden gehörte, 325.326 Gulden.
Im Herbst 1796 hatten 13 Weidner Bäcker Tag und Nacht Brot backen müssen,
denn allein eine Lieferung nach Amberg bestand aus 1.315 Laib Brot. Besonders schwierig war es, die Forderung der Franzosen zu erfüllen, denn für sie
hatte man aus dem hier so raren Weizenmehl immer weißes Brot backen müssen.
Wie bedrohlich man die allgemeine Lage einschätzte, geht daraus hervor, dass
man in der Nacht zum 8. August 1796 die in Nürnberg in der dortigen Spitalkirche aufbewahrten Reichskleinodien in einer Fuhre Pferdemist versteckte,
um sie nach Prag zu flüchten, da man erwartet hat, dass Nürnberg von den
Franzosen geplündert würde.
Diese kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Österreich und allen ihren Verbündeten, der 1. Koalitionskrieg genannt, der der
Oberpfalz so viel Leid gebracht hat, sollte erst am 17. Oktober 1797 mit dem
Frieden von Campoformio enden.
Bayern hatte in diesem Krieg neutral bleiben wollen, war aber auf`s Schwerste
in Mitleidenschaft gezogen worden.
Zwischen 1799 und 1801 wurde die Oberpfalz erneut in die Kriegswirren einbezogen, so dass der bayerische Landesherr Kurfürst Max I. unter dem Schutz
von 11.000 Mann bayerischer Truppen im Sommer 1800 in Amberg Zuflucht
nehmen musste.
Der Feldzug des Kaisers des Kaisers Napoleon und seiner Verbündeten vom
10. bis 24. April 1809 gegen das Kaiserreich Österreich auf Bayerischen Gebiet
Frankreich hatte bereits seit dem Jahr 1792 gegen Österreich gekämpft und
nach der österreichischen Niederlage im Jahr 1805 war am 10. Februar 1806
Erzherzog Karl zum Generalissimus der österreichischen Armee berufen worden.
Im August 1806 zerfällt das Deutsche Reich und österreichische Truppen stehen als Neutralitätsarmee in Böhmen, während Preußen von den Franzosen
besiegt wurde. Kaiser Napoleon zog am 27. Oktober 1806 mit seinen Truppen
in Berlin ein.
Am 12. Juli 1806 war in Paris die Akte des Rheinbundes unterzeichnet worden,
wodurch die Länder Bayern, Württemberg und Baden und weitere 36 deutsche
Kleinstaaten zu Verbündeten Frankreichs wurden.
Am Neujahrstag 1806 war Bayern zum Königreich erhoben worden. Das Land,
das damals 3.232.000 Einwohner zählte, musste 30.000 Soldaten zur Rheinbundarmee stellen. Die Truppen der Verbündeten Frankreichs wurden in Korps
eingeteilt, zu deren Kommandanten französische Generäle ernannt wurden.
Zu Beginn des Jahres 1809 lagen die Rheinarmee und die französische Armee
über ganz Deutschland verstreut im Winterquartier. Im Gebiet zwischen dem
unteren Main und den Städten Bayreuth und Nürnberg standen die französischen Elitetruppen. Die gesamte Armee wurde am 15. Januar 1809 in Richtung
Donautal in Marsch gesetzt. Das französische Hauptquartier wurde in Würzburg eingerichtet. Der Aufmarschbereich des bayerischen Armeekorps reichte
von Altdorf bei Nürnberg über München, Landshut bis in den Raum Straubing.
Den Oberbefehl hatte Marschall Lefebvre, Herzog von Danzig, inne.
An der Bayerisch – Böhmischen Grenze
Die französische Armeeführung befürchtete den Einmarsch der Österreicher
über Waldmünchen und Cham in Bayern. Am 1. April 1809 kamen deshalb
französische Reitertruppen bis Waldmünchen und am 4. April 1809 sind die
ersten 2.500 Franzosen in Regensburg ins Quartier eingerückt.
Vom 4. bis 6. dieses Monats werden die Truppen der Franzosen und der Rheinarmee zwischen Regensburg, Burglengenfeld und Neumarkt zusammen geführt und das Hauptquartier des Marschalls Louis Nicolas Davout war am 6.
April 1809 in Nürnberg. Die französische Armee hatte schon zu Jahresbeginn
große Lebensmittelvorräte in Bayern angelegt. Eine weitere Truppenkonzentation, besonders der Verbündeten, erfolgte zwischen Bamberg und Neumarkt
in der Oberpfalz.
Der von den Franzosen aus Böhmen erwartete Einmarsch der österreichischen
Truppen, erfolgte jedoch am 9. April 1809 über den Inn ins reiche Altbayern,
denn der österreichische Generalstab hatte befürchtet, dass große Truppen-
kontingente wegen der Armut der Oberpfalz dort nicht verpflegt werden
könnten.
Das 1. österreichische Armeekorps stand bei Plan in Böhmen im Quartier unter
dem Oberbefehl des Generals Heinrich Graf Bellegarde und hatte 25.487 Offiziere und Mann, davon 2.166 Reiter.
Am 9. April 1809 gegen 5 Uhr nachmittags unterrichteten österreichische Offiziere die französischen Vorposten in Tirschenreuth von ihrem beabsichtigten
Grenzübertritt nach Bayern. Damit begannen in der Nordoberpfalz die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Österreichern und Franzosen im
Frühling 1809.
Das 2. österreichische Armeekorps mit 26.099 Mann, davon 2.069 Reiter stand
unter dem Befehl des Generals Karl Graf Kolowrat-Krakowsky bei Pfraumberg
in Böhmen in Quartier. Auch hier wurden die bei Moosbach stationierten Franzosen vom beabsichtigten Einmarsch in Kenntnis gesetzt, die daraufhin ihren
Vorposten zurück nahmen und am 10. April 1809 überschritten die österreichischen Truppen unter dem Spiel ihrer Musikkapellen die Grenze zur Oberpfalz.
Das 1. Armeekorps unter Bellegarde marschierte über Mähring – Tirschenreuth
– Beidl und über Tachau – Bärnau – Plößberg in Bayern ein. Die österreichischen Soldaten kämpften aber bis zum 14. April 1809 nur gegen französische
Truppen, nicht aber gegen deren bayerische Verbündete.
Das erste Nachtquartier am 10. April 1808 bezog General Bellegarde in Schönficht. Am nächsten Tag wurde der Vormarsch über Neustadt an der Waldnaab
nach Wernberg und in den Raum Hirschau – Nabburg fortgesetzt. An diesem
Abend war ein großes Biwak bei Neustadt an der Waldnaab.
Das 2. österreichische Armeekorps unter Kolowrat kam über Schönwald –
Rosenthal – Spielberg und St. Katharina – Eisendorf – Braunetsrieth – Wittschau – Luhe und Pfreimd in die Oberpfalz. Diese Truppen bezogen in Vohenstrauß – Moosbach – Pleystein Quartier und schickten Streifen an die Waldnaab.
Die Bevölkerung der Oberpfalz hatte unter schweren Einquartierungslasten zu
leiden, da die Erntevorräte im Frühjahr zu Ende gingen.
Vortruppengefechte bei Hirschau, Amberg und Ursensollen
Am 11. April 1809 zogen 800 österreichische Soldaten und 260 Reiter aus dem
Raum Wernberg nach Schnaittenbach und hinterlassen im Markt Schnaittenbach mehr als 600 Gulden Schaden durch Plünderung. Um die Stadt Hirschau
hatten sich etwa 800 Franzosen versammelt und Oberst Meda errichtete ein
Lager vor der Stadt, das von den Bürgern mit Lebensmitteln, Branntwein, Heu,
Stroh und Feuerholz versorgt werden musste.
Zwischen beiden Parteien kam es auf der Steinmauer zwischen Hirschau und
Gebenbach zu einem Gefecht, bei dem die Österreicher 6 Tote zu beklagen hatten und 5 Offiziere und 43 Soldaten verwundet wurden. Die französische Gepartei verlor 2 Offiziere und 20 Mann.
Die Bevölkerung der ganzen Oberpfalz musste ständig Spanndienste für Haferund Brottransporte übernehmen und die verwundeten Österreicher auf Wagen
nach Böhmen schaffen.
Gleichzeitig sicherte die Avantgarde des 1. österreichischen Armeekorps im
weiten Bogen von Weiden bis Schnaittenbach das Gelände, um den Marsch der
Haupttruppe nach Süden zu ermöglichen, denn die Vereinigung der beiden
Armeekorps sollte bei Schwarzenfeld erfolgen.
Am 13. April 1809 war das österreichische Hauptquartier in Wernberg. Am
gleichen Tag morgens um 3 Uhr hatte bei Ursensollen ein Vortruppengefecht
begonnen, das sich im Laufe des Tages bis zum südwestlichen Stadttor von
Amberg hingezogen hat.
Die Österreicher hatten den Verlust von 3 Toten, 37 Verwundeten und 7 Gefangene zu beklagen. Auf französischer Seite berichtet die Verlustliste von
einem Toten, 5 verwundeten Offizieren, 24 verwundeten Soldaten. Vierzehn
Mann und 23 Pferde gerieten in Gefangenschaft.
Am folgenden Tag wurde Amberg von österreichischen Truppen besetzt. An
diesem 14. April 1809 findet ein weiteres Vortruppengefecht bei Ursensollen
statt, wobei beide Seiten annähernd gleiche Verluste erleiden.
Am gleichen Tag wurde das 1. und 2. österreichische Armeekorps unter dem
Oberbefehl von Bellegarde bei Pfreimd vereinigt und setzte den Marsch nach
Süden fort. Diese Armee wurde später von den Franzosen als die „Böhmische
Armee“ bezeichnet.
Am 17. April 1809 erreichen diese Truppen Sallern und durch Beschuss brennen die Häuser der Brücke bei Rheinhausen nieder. Gleichzeitig sichern aber
diese österreichischen Einheiten den Raum zwischen Burglengenfeld und
Schmidmühlen.
Napoleons Weg von Paris nach Regensburg
Am Abend des 14. April 1809 hatte Napoleon in Paris erfahren, dass die
Österreicher nach ihrem Aufmarsch am Inn am 9. April 1809 gegen Abend mit
4 Armeekorps nach Bayern einmarschiert waren.
Vom Vorrücken des 1. und 2. österreichischen Armeekorps über die Oberpfalz
war er bereits unterrichtet. Am 15. April 1809 erreicht der französische Kaiser
Straßburg und setzt seinen Weg über Stuttgart und Dillingen fort und ist am 17.
April 1809 in Donauwörth.
Hier erhält er die Meldung, dass die französischen Truppen unter Marschall
Davout in Regensburg stehen. Lefebvre hat die bayerischen Truppen auf die
Linie Geisenfeld – Biburg – Pfaffenhofen gebracht. Napoleon plant, die bayerischen und französischen Truppen bei Ingolstadt zu vereinigen.
Davout hatte vor Regensburg 43.990 Soldaten und 8.340 Reiter unter seinem
Kommando. Am 19. April 1809 rückte der österreichische Feldzeugmeister
Kolowrat gegen Stadtamhof vor und die Franzosen nähern sich dem gleichen
Ort.
Am 21. April 1809 hatte Napoleon bei der Einnahme der Stadt Landshut wenig
Verluste gehabt. Am Tag vorher war Regensburg nur von 18 französischen
Kompanien besetzt, die um 6 Uhr abends vor dem Ostentor die Waffen streckten. Bei der Übergabe der Stadt Regensburg wurden 591 österreichische Gefangene mit übergeben.
Die österreichische Armee, deren Hauptquartier sich in Alteglofsheim befand,
war auf einer Front von 15 Kilometern kampfbereit, als am 22. April 1809 morgens 2 Uhr Napoleon den Marsch seiner Truppen zum Inn stoppen ließ und
Marschrichtung nach Eggmühl befahl.
Um 3 Uhr nachmittags begann Napoleon an der Spitze seiner Truppen mit
111.200 Mann und 268 Geschützen den Angriff auf das von Wall und Graben
umgebene Schloss Eggmühl und die dort zusammen gezogene österreichische
Armee von 83.300 Mann und 266 Geschützen.
Napoleon fügt der feindlichen Armee in zahlreichen Gefechten Verluste von
10.700 Mann und 39 Geschützen zu, braucht aber selbst nur Teile seiner Truppen in den Kampf zu bringen, darunter 18 Escadrons Bayern und 16 Escadrons
Württemberger, so dass die Verluste der Franzosen mit einem General, 108
Offizieren und 3.000 Mann weit geringer sind.
Die Österreicher ziehen sich nach Regensburg zurück. Napoleon nächtigt am
22. April 1809 in Alteglofsheim und marschiert am folgenden Morgen gegen 9
Uhr mit seiner Armee von 100.000 Mann gegen Regensburg, wobei es zu zahlreichen Gefechten auf dem Marschwege kommt.
Der französische Aufmarsch beginnt in der Landshuter Straße vor Regensburg
und nachdem in den Turm beim Peterstor eine Bresche geschlagen wurde,
rückten die Franzosen um 4 Uhr nachmittags in die brennende Stadt ein.
Die Österreicher können sich bis 9 Uhr abends in Stadtamhof halten, um den
Rückzug ihrer Truppen über Waldmünchen – Nittenau und Kürn nach Cham
fort zu setzten. Vom Dreifaltigkeitsberg aus wird von der österreichischen
Armee Stadtamhof in Brand geschossen.
Der General Bellegarde rückt mit seinen Truppen nach Burglengenfeld ab und
weitere österreichische Truppen ziehen über Neumarkt, Amberg und Wernberg
zur böhmischen Grenze.
Am 23. April 1809 war Napoleon durch einen Prellschuss am rechten Fuß vor
Regensburg verwundet worden und begab sich daraufhin in sein Hauptquartier, in die Karthause Prüll.
Napoleon war ursprünglich an Regensburg vorbei gezogen. Als er dann vor
Landshut die Lage erkannt hatte, gönnte er sich und seinen Truppen keine
Ruhe mehr, denn er wollte die Österreicher entscheidend schlagen.
Frankreich und seine Verbündeten hatten vor Regensburg den Verlust von 2
Generälen, 3 Offizieren und 1.500 Mann zu beklagen. Ihre Feinde verloren ein
Vielfaches, nämlich 2 Generäle, 123 Offiziere, 8.800 Soldaten, 800 Pferde und
11 Geschütze.
Doch der Kampf hatte keine Entscheidung gebracht, denn die österreichischen
Truppen konnten die schützende Grenze nach Böhmen erreichen, nachdem die
Truppen erneut die Oberpfalz durchzogen haben.
Der Gesamtverlust der österreichischen Truppen im Feldzug nach Regensburg
vom 10. bis 23. April 1809 betrug 7 Generäle, 44.700 Offiziere und Soldaten und
73 Geschütze. Diese hohen Verluste waren auf die geschwächte Kampfkraft
infolge schlechter Verpflegung in der armen Oberpfalz und die nasskalte Witterung zurück zu führen.
Durch das vorzügliche Kundschaftersystem der Franzosen und durch die Tatsache, dass das Land Bayern mit Napoleon verbündet war, waren die Verluste
der französischen Armee mit 5 Generälen, 16.300 Offizieren und Soldaten und
35 Geschützen weitaus geringer.
In Österreich kam es dann zu den entscheidenden Schlachten dieses Feldzuges. Am 21. und 22. Mai 1809 erlitt Napoleon bei Aspern auf dem Marchfeld bei
Wien durch die Truppen des österreichischen Erzherzogs Karl die erste Niederlage. Doch die Österreicher nutzten die Gelegenheit nicht.
Napoleon konnte mit seinen erheblich verstärkten Truppen am 5. und 6. Juli
1809 bei Wagram den entscheidenden Sieg erringen, der zum Frieden von
Schönburg führte.
Bei der Schlacht waren das 1. österreichische Armeekorps Bellegarde und das
3. Armeekorps Kolowrat wieder wie Regensburg Gegner des 3. französischen
Armeekorps Davout.
Österreich musste am 14. Oktober 1809 den Frieden von Schönbrunn schließen, durch den es erheblichen Landverlust erlitt und wurde eine von Frankreich abhängige Macht zweiten Ranges. Dadurch war aber schon der Grundstein zu weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen gelegt.
Weiden im Krieg zwischen Frankreich und Österreich 1809
Der Durchzug der bayerischen, österreichischen, französischen und russischen Truppen und die hierfür erhobenen schweren Kriegssteuern hatten die
Finanzen der Stadt Weiden schwer zerrüttet.
Bereits im Jahr 1803 hatten Bürgermeister und Rat zu Weiden 9.631 Gulden
Schulden. Wegen der Verarmung der Bevölkerung stellte das beachtliche seit
Jahrhunderten überkommene Vermögen an Grund und Boden im Stadtbesitz
auch keinen finanziellen Rückhalt mehr dar.
Im Jahr 1809 bot die Stadt 6 städtische Gebäude mit einem Wert von 4.935 Gulden zum Verkauf an, um die Stadtschulden aus Kriegsfronlieferungen zu bezahlen. Zwischen 1810 und 1820 wurde auch der größte Teil des städtischen
Grundbesitzes mit mehreren hundert Tagwerk Fläche veräußert. Darunter waren allein 460 Tagwerk Weiher im Wert von 7.213 Gulden und die gesamt Stadtmauer mit Wall, Graben und Zwingmauer, die seitdem bebaut wurde.
Die erhoffte Deckung des Finanzbedarfs der Stadt aus den Zinsen des angelegten Verkaufserlöses blieb aber aus, denn die Geldentwertung zehrte Zinsen
und Kapital auf.
In unserer Zeit wäre die Stadt Weiden wohl sicher froh, wenn sie den für öffentliche Bauten und für den Straßenbau erforderlichen Grund und Boden aus eigenem Besitz bereitstellen könnte.
Erstmals in den Napoleonischen Kriegen wurden die Kriegslasten der Bürger
durch so genannte Quartierväter aufgenommen und im Umlageverfahren auf
alle Bürger gleichmäßig umgelegt. Zu diesem Zwecke wurden große und
kleine, bürgerliche und bäuerliche Anwesen nach einem Schema Hoffuß bewertet.
Die Altstadt von Weiden hatte nach diesem System 75 ganze Höfe. Alle an Soldaten gewährten Verpflegungen mussten durch so genannte Bons nachgewiesen werden, die, wenn die Truppe die Unterschrift dafür verweigerte, vom
Bürgermeister und Rat bestätigt und binnen 24 Stunden bei den Quartiervätern
vorgelegt werden mussten.
Unter den Akten des Stadtarchivs befinden sich aus dem Jahr 1809, als im
Frühjahr das 5. französische Husarenregiment und das 1. französische Chasseurregiment hier in Kantonierung lag, zahlreiche Bons über Lieferungen von
Brot, Fleisch, Wein, Branntwein, Zaumzeug, Holz und Handwerkerrechnungen.
Der Zustand der Kantonierung besagte, dass im März des Jahres 1809 diese
französischen Truppen hier in Ruhestellung lagen, aber bei Bedarf sofort in
Kampfbereitschaft gesetzt werden konnten.
Im März 1809 musste die Weidner Bürgerschaft häufig Vorspanndienste leisten
oder auch Botengänge zu anderen französischen Einheiten erledigen, die im
Raum von Amberg – Grafenwöhr – Kemnath – Tirschenreuth – Waidhaus –
Waldthurn – Wernberg und Pfreimd in Quartier lagen.
Anfang März 1809 beklagte sich der Weidener Stadtmagistrat beim KöniglichBayerischen Landrichteramt in Neustadt an der Waldnaab, dass er keine 100
weiteren Pferde unterbringen könne.
Doch bereits am 27. des Monats, also wenige Tage vor dem Einmarsch der
Österreicher, wurden weitere 268 Pferde natürlich mit Begleitmannschaft nach
Weiden verlegt.
Jeder Bürger musste je nach Größe seines Anwesens bis zu 8 Pferde unterbringen und selbstverständlich auf füttern und das Hospital, der Wirt zum
Churpfälzer Hof, Kreiner, der Gastwirt Stöckl am Rathaus, das Grabenwirtshaus auf der Allee und der Wirt zum „Schwarzen Bären“ mussten jeweils 15
Pferde versorgen.
Im Magazin zu Weiden lagen 78 Achtel Hafer, 1.080 Rationen Heu gebunden zu
je 10 Pfund und 1.080 Rationen Stroh, die aber für das Husarenregiment nicht
ausreichten, so dass das Magazin Neustadt zuliefern musste.
Aus der Zeit der französischen Truppeneinquartierungen in Bayern zwischen
1796 und 1815 haben sich viele französische Ausdrücke im bayerischen
Dialekt erhalten. So kochte meine Großmutter keinen Sauerbraten, sondern
immer ein Bifflamott, al ein Boeuf à la mode. Und das Potschamperl, also Pot
de la Cham-bre, ist der Nachttopf.
Wenn man sich die Abrechnung des Posthalters Günther vom Jahre 1809 für
die Verpflegung des französischen Obrist Baron von Meda vom 1. Jägerregiment betrachtet, versteht man, dass die Redwendung „Leben wie Gott in
Frankreich“ damals aufgekommen ist.
Die karg lebenden Oberpfälzer konnten sich nur wundern, dass der Herr Obrist
mit seinen Offizieren täglich ein Mittagsmahl mit Dessert und Cafè im Wert von
je 5 Gulden verzehrt hat. Dazu tranken die 4 Herren täglich mittags „vier Putillen“, also 4 Flaschen guten Würzburger Wein und abends 1 Flache Burgunder und dazu „Mannheimer Wasser“.
Der Mundkoch und der Kammerdiener des Herrn Obrist erhielten jeweils ein
Mittag- und Abendessen im Werte von einem Gulden und dazu jeweils eine
Flasche Wein. Zur rechten Zeit tranken die Herren Offiziere einige Flaschen
Arrak. Das Frühstück und Abendessen für einen Offizier kostete jeweils 2
Gulden.
Am 6. April 1809 klagt die Weidner Bürgerschaft bitterlich, dass sie den von
den Offizieren und Unteroffizieren verlangten Wein nicht mehr herbei schaffen
könne.
Für seine Truppen erklärte sich Oberst von Meda bereit, den Verpflegserlass
des Bayerischen Königs vom 23. Februar 1809 für die verbündeten Truppen,
die sich in Bayern aufhalten, anzuerkennen.
Dieser Erlass hat sich aus dem Wochenblatt des Naabkreises von Jahr 1809 im
Stadtarchiv erhalten. Als Maßeinheit für diese Reichnisse wird das Bayerische
Pfund angegeben, das 560 Gramm hatte und die Bayerische Maß, die auch
größer als der Liter war.
Demnach erhielt jeder einquartierte Soldat zum Frühstück eine Suppe oder ein
Gläschen Branntwein, zum Mittagsmahl eine Suppe, ein halbes Pfund Fleisch
und dazu trockenes oder frisches Zugemüse, worunter man Zuspeisen jeder
Art verstandne hat. Zum Abendessen wiederum Suppe oder Zugemüse.
Weiterhin war täglich zu reichen pro Mann eineinhalb Pfund Brot, eine halbe
Maß Wein oder, wenn nicht erhältlich, eine Maß Bier.
Für jedes Pferd waren täglich 8 Pfund Hafer, 12 Pfund Heu und 3 Pfund Stroh
zu reichen. In Winterszeit mussten Holz und Licht in Form von Kerzen pro
Mann zu 2 Kreuzer gestellt werden.
Je höher der Dienstgrad war, desto höher waren die Verpflegungskosten. So
mussten für einen Feldmarschall die Verpflegung von 24 Soldaten und für
einen Obristen die Aufwendung in Höhe von 8 Soldaten gerechnet werden.
Dass bei solchen Leistungen die Oberpfalz förmlich ausgeblutet ist, ist nur zu
leicht verständlich.
Wegen des angekündigten Einmarsches der österreichischen Truppen in
Bayern kamen am Abend des 9. April 1809 weitere Offiziere und Mannschaften
aus dem Raum Tirschenreuth nach Weiden und wurden im Gasthof „Zur
Schwane“, also dem Grabenwirtshaus auf der Allee, untergebracht. Am
nächsten Morgen mussten alle französischen Truppen mit Brot, Käse und
Arrak versorgt werden.
Wiederum einen Tag später machten die Polizeidiener in der Stadt bekannt,
dass die Metzger nicht mehr in ihren Häusern, sondern nur noch in der öffentlichen Fleischbank schlachten dürfen, damit sich die Bürger mit Fleisch versorgen können, um die zu erwartenden Truppen entsprechend zu verköstigen.
Inzwischen haben die Fronten gewechselt und ab 16. April 1809 sind es nun
österreichische Truppen, die Brot, Branntwein, Bier und Schlachtvieh, aber
auch Hafer, Heu und Stroh verlangen.
Während der Schlacht von Eggmühl und Regensburg scheint der Raum um
Weiden fast truppenfrei gewesen zu sein. Doch mit dem Rückzug der Österreicher nach Böhmen kommen durch beide Kriegsparteien erneut schwere
Kriegsbelastungen auf unsere Stadt zu.
So ergeht am 3. Mai 1809 aus dem französischen Hauptquartier in Kemnath an
den Magistrat in Weiden der Befehl, dass in jedem Haus Brot gebacken werden
muss und dass Fleisch und Branntwein in großen Mengen bereit zu stellen sei.
Denn am nächsten Tag würden 20.000 Franzosen in Weiden einquartiert und
für den Vorspann seien 300 Pferde mit 200 Wagen bereit zu stellen. Vom 4. Mai
1809 liegen zahlreiche Scheine für Fronlieferungen vor, die alle mit dem Zusatz versehen sind, „zu liefern in das Lager bei Weiden“.
Es war aber noch lange kein Ende abzusehen und im Juni des Jahres werden
in der ganzen Stadt die Bestände an Lebensmittel überprüft. Der Magistrat
muss berichten, dass in der ganzen Stadt nur noch 30 Zentner Hafer vorhanden sind. Bier und Branntwein sind Mangelware. Alle Vorräte wurden schon bei
früheren Einquartierungen abgegeben.
Doch schon 4 Tage nach dieser Erhebung kommen erneut 4 Generäle, 6 Stabsoffiziere, 52 Subalterne und 1.025 Soldaten ins Quartier. Den im August 1809 in
Weiden einquartierten Soldaten des 13. Königlich-bayerischen Linieninfanterieregiments bescheinigt der Stadtmagistrat beste Manneszucht und hebt ausdrücklich hervor, dass kein Hausvater Anlass gehabt hätte, sich über diese
Soldaten zu beschweren.
In einem Schreiben vom Dezember 1820 beschwert sich „der privilegierte
Stadtarzt Doktor der Medizin Johann Simon Miedl“ beim Magistrat zu Weiden,
dass er im Jahr 1809 auf Ersuchen des Landrichters Baron von Lichtenstern in
Neustadt einen österreichischen Rittmeister, der an einem hitzigen Nervenfieber erkrankt war, in sein Haus genommen hat. Er habe ihn trotz der ansteckenden Krankheit, an der er schon 9 Tage bei dem Wirt Stöckl im Gasthaus „Zum
goldenen Löwen“ gelegen habe, weitere 17 Tage bei sich verpflegt. Bis heute
habe er seine Unkosten einschließlich eines Krankenwärters nicht ersetzt
bekommen, während Apotheker und Bader und Fuhrleute längst bezahlt
wurden.
Das Bemerkenswerte an diesem Schreiben ist, dass man aus dem Originalschreiben aus dem Jahr 1809 klar ersehen kann, dass man die Franzosen als
Verbündete, die Österreicher aber als Feinde betrachtet hat, obwohl Freund
und Feind Gleicherweise der Bevölkerung geschadet haben.
Im Jahr 1820 lässt Dr. Miedl in seiner Ausdrucksweise klar erkennen, dass nun
nach den Befreiungskriegen die Einstellung der Bevölkerung sich geändert
habe. Er schreibt „im Jahr 1809 verjagte das Kaiserlich österreichische Militär,
welches aus Böhmen über Tirschenreuth hierher vordrang, das hier liegende
französische Militär ….. Die Kaiserlichen wurden durch das französische Militär bei Regensburg geschlagen und dies verursachte, dass er (gemeint ist der
Patient des Dr. Miedl) noch abends von hier nach Tirschenreuth zu, ins Böhmen abreisen musste.“
Der Russlandfeldzug 1812
Am 24. Juni 1812 überschritt nach zweijähriger Vorbereitung Napoleon mit
seiner „Großen Armee von 449.000 Mann, zu der er Franzosen, Italiener, Spanier, Portugiesen, Holländer, Schweizer und Deutsche Soldaten befohlen hatte,
ohne Kriegserklärung die russische Grenze.
Unter den 300.000 deutschsprachigen Soldaten befand sich auch das bayerische Rheinbundkontingent mit 30.000 Mann, das die 19. und 20. Division stellte.
Am 2. März 1812 war in Amberg das 10. Linien-Infanterieregiment „Junker“ für
diesen Feldzug in Marsch gesetzt worden. Inhaber dieses Regiments mit oberpfälzischen Soldaten war Generalmajor Karl Anton Freiherr von Junker-Bigatto,
geboren in Woppenhof bei Wernberg. Er sollte als einer der wenigen Oberpfälzer aus dem mörderischen Chaos dieses Feldzuges zurückkehren und starb
1821 in Regensburg.
Napoleon fand in Russland keinen Widerstand und wollte die russischen Truppen mehrmals zur Schlacht zwingen, aber es kam immer nur zu kleinen Gefechten. Die russische Bevölkerung verbrannte ihre eigenen Städte und Dörfer,
so dass Napoleons Armee weder Obdach noch Nahrung finden konnte.
Am 7. September 1812 kam es bei Borodino, 100 Kilometer vor Moskau, zur
Schlacht. 120.000 Russen kämpften gegen 135.000 Soldaten der Napoleonischen Armee. 70.000 Tote und Verwundete blieben auf dem Schlachtfeld bei
Borodino zurück und der russische Oberbefehlshaber Fürst Kutosow musste
sich nach Moskau zurückziehen.
Das oberpfälzische 10. Linien-Infanterieregiment hatte auf dem Marsch durch
Polen und Ostpreußen große Verluste durch schlechte Verpflegung und regnerische Witterung. Nach dem Überschreiten des Flusses Njemen wurden die
Verhältnisse im Feindesland noch schlimmer.
Als die bayerischen Truppen Mitte Juli 1812 die Stadt Wilna erreicht haben, hatte man bereits 9.000 Mann verloren. Hier trennten sich die Truppen aus Bayern
von der Hauptarmee und zogen an die Düna, die sie am 7. August 1812 bei
Polozk erreicht haben.
Das 9. Linien-Infanterieregiment hatte beim Abmarsch von Amberg eine Stärke
von 1.800 Mann. Am 18. August 1812 waren in der Schlacht bei Polozk nur
noch 350 Mann kampffähig, von denen weitere 200 oberpfälzische Soldaten
hier getötet oder verwundet wurden. Die Schlacht bei Polozk erhielt später den
Beinamen „Das Bayerngrab“. Der bayerische König hat viele dieser Oberpfälzer mit Militärorden ausgezeichnet.
Der Sohn des Weidner Spitalverwalters Isaak Fischler, der schon im Feldzug
1809 als Feldwebel ausgezeichnet wurde, erhielt erneut eine Belobigung.
Der 1790 in Hammerharlesberg geborene Friedrich Johann Baptist Dietl war mit
Napoleon nach Russland gezogen und ist später mit Erlaubnis der bayerischen
Regierung als Offizier in russische Dienste getreten. Dietl war Rittmeister des
Verdienstordens vom Heiligen Michael erster Klasse und starb 1872 als Oberzollrat in München. Sein Grabstein befindet sich heute an der Nordseite der
Neustädter Friedhofskirche.
Für ihre Tapferkeit wurden ebenfalls ausgezeichnet der Feldwebel Krauß aus
Eslarn, der Sergeant Georg Popp aus Oberndorf bei Kemnath. Aus der Gegend
von Moosbach stammten die ausgezeichneten Sergeanten Schwarzmeier, Johann Trinkl und der Gefreite Johann Meierhöfer.
Am 15. September 1812 zog Napoleon mit seinen Truppen in das menschenleere Moskau ein und nahm Quartier im Kreml. Seine Feinde ließen die Stadt in
Flammen aufgehen und Napoleon und seine Truppen mussten den Rückzug
antreten und wurden vom unbarmherzigen russischen Winter auf dem ganzen
Rückzug begleitet.
Am 18. Oktober 1812 begann auch der Rückzug der Bayern aus Polozk. Ende
des Monats kamen Ersatztruppen aus der Oberpfalz, aber der Typhus raffte
bald zahlreiche Soldaten hinweg. Am 23. November 1812 waren vom Amberger
Regiment nur noch 85 Mann kampffähig.
Die Napoleonische Armee wurde beim Übergang über die Beresina fast vollständig vernichtet. Kaiser Napoleon verließ am 6. Dezember 1812 seine Truppen und floh nach Paris.
Vom 10. Linien-Infanterieregiment, nun unter Oberst von Rummel, dessen
Familie Jahrhunderte lang das Schloss Waldau besessen hatte, kehrten nur
noch 4 Hauptleute, 5 weitere Offiziere, 15 mittlere Dienstgrad und 34 Soldaten
in ihre oberpfälzische Heimat zurück.
Von den weit über 400.000 Mann aller Nationalitäten, die unter der Führung Napoleons in Russland eingefallen waren, erreichten nur noch 25.000 Soldaten
beim Rückzug die polnische Grenze. Von den 30.000 Bayern kamen kaum noch
3.000 zurück.
Am 30. Dezember 1812 stellten die preußischen Truppen im Gefolge der Napoleonischen Armee den Kampf ein, so dass die Russen die Franzosen auf deutschem Gebiet verfolgen konnten.
Die Befreiungskriege 1813 bis 1815
Im Frühjahr des Jahres 1813 wurde die russisch-preußische Allianz gegen
Napoleon geschlossen.
Aus den wenigen 1813 nach dem Russlandfeldzug nach Amberg zurück gekehrten Soldaten des 1. Linien-Infanterieregiments und dem Reservebataillon
Eichstätt wurde ein neues I. Bataillon geschaffen und nach München abgeordnet.
Die bayerischen Truppen waren immer noch als Rheinbundkontingent an
Napoleon gekettet und haben im September 1813 die Festung Torgau in
Sachsen mit erobert. Russland, Preußen und Österreich standen auf der
Gegenseite. Erst am 8. Oktober 1813 sagte sich im Vertrag von Ried Bayern
von Napoleon los.
Im Frühjahr 1813 hatte Napoleon eine zahlenmäßig überlegene Armee gegen
Russland und Preußen geführt und deren Truppen zum Rückzug nach Schlesein gezwungen. Im Herbstfeldzug 1813 stand Napoleon einem verbündeten
Heer aus Russen, Preußen, Schweden, Österreichern und Bayern gegenüber.
In der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 wurde das
französische Heer entscheidend geschlagen und Kaiser Napoleon I. musste auf
seiner Flucht bei Hanau die bayerischen Truppen durchbrechen, um nach
Frankreich zu gelangen.
Am Jahresende 1813 war Deutschland von Franzosen befreit. Aber die Oberpfalz hatte wiederum schwer unter der Einquartierung österreichischer und
russischer Truppen zu leiden.
Die bayerischen Truppen unter General Wrede marschierten durch den
Schwarzwald, gingen am 22. Dezember 1813 bei Basel über den Rhein und
belagerten die Stadt Belfort. Am 29. Januar 1814 zwang Napoleon den preußischen Marschall Blücher zum Rückzug.
In den Kämpfen in Frankreich holten sich viele Oberpfälzer militärische Auszeichnungen für ihre Tapferkeit, doch auch die Bayern mussten sich zeitweilig
zurückziehen, konnten aber dann Bar sur Aube erobern.
Am 30. März 1814 war man bis Paris vorgedrungen und einen Tag später nahmen die Verbündeten die französische Hauptstadt ein. Seit 1814 waren aber
auch britanische Truppen von Südfrankreich her im Vormarsch. Napoleon
musste kapitulieren und am 6. April in Fontainebleau seine Abdankung unterzeichnen. Der gestürzte Kaiser wurde auf die Insel Elba verbannt und auf den
französischen Thron wurde Ludwig XVIII. als König berufen.
Die oberpfälzischen Soldaten blieben in Nancy im Quartier, rückten später
nach Würzburg ab und ereichten am 27. Juli 1814 ihre Garnisonsstadt Amberg.
Aus den Monaten März und April 1813 liegen Berichte vom Durchmarsch
russischer Truppen in der Oberpfalz vor.
Der Gründer des Weidner Stadtmuseums, Oberstlandesgerichtsrat Albert
Vierling, hat in der Zeitschrift „Die Oberpfalz 1915“ über die Erlebnisse seines
Großvaters, des Herrschaftsrichters Heinrich Gareis in Winklarn, im Jahr 1814
berichtet:
Von Rötz bis Winklarn und Waldmünchen lagen die Russen im Quartier und
hatten viele Bediente, Köche und Frauen, aber auch Hunde und Küchengeschirr bei sich. Ins Schloss zu Winklarn hatte man 40 Offiziere eingewiesen.
Frau Gareis musste den Köchen zur Hand gehen und hat einmal Forellen vorbereitet. Sie sollten beim Sieden schön blau werden, deshalb hatte Frau Gareis
die eben geschlachteten Forellen mit heißem Essig übergossen und vor dem
Kochen in den Luftzug gestellt.
Obwohl sie heftig protestierte, hat der russische Hauptkoch die ungesottenen
Fische sofort serviert und Frau Gareis befürchtete bereits das Schlimmste. Ihr
Mann versuchte, einem französisch sprechenden Offizier der Russen den Hergang zu erklären, doch alles vergeblich, die noch blutigen Forellen wurden mit
gutem Appetit verspeist.
Am 18. Oktober 1814 hat die deutsche Bevölkerung auf dem Frauenstein bei
Winklarn ein riesiges Feuer entzündet. Die noch kleinen Kinder des Hofmarksrichters Gareis durften das nächtliche Schauspiel vom Fenster des Schlosses
aus betrachten und der Vater erzählte ihnen, dass Napoleon vor einem Jahr in
einer großen Schlacht bei Leipzig besiegt worden sei.
Die große Politik begann mit dem Wiener Kongress und führte zu einer Neuordnung Europas. Gänzlich unerwartet war Napoleon am 1. März 1815 bei
Antiebes an Land gegangen und die französischen Soldaten, die zu ihm übergelaufen waren, marschierten am 20. März 1815 in Paris ein und stürzten Ludwig XVIII.
Am 25. März 1815 nahmen die bereits 1813 verbündeten Staaten den Krieg
wieder auf. Napoleons Armee erzielte wohl anfangs Erfolge und fiel in Belgien
ein, um einer Invasion zuvor zu kommen.
Bei Waterloo wurde Napoleon von Wellington und Blücher am 18. Juni 1815
besiegt. Er wurde auf die Insel Sankt Helena verbannt.
Im Mai 1815 war das Wronzow`sche Corps im Raum Nürnberg, Roth am Sand,
Weiden und Tirschenreuth im Quartier. In unserer Stadt hatte eine Kosakenabteilung auf dem Zimmeranger an der Naab, im Bereich des heutigen MaxReger-Parks, Biwak gezogen. Auch hierüber hat Albert Vierling berichtet:
Sein Großonkel Johannes Lindner, der später Rentamtmann in Mallersdorf
wurde, bestaunte wie die anderen Weidener Schulbuben die kleinen Kosakenpferde. Ein Kosak wollte ihm ein solches Pferdchen verkaufen und der kleine
Johannes holte schnellstens seine Sparbüchse, übergab sie dem Soldaten, der
ihm versprach, dass er das Pferdchen am nächsten Morgen holen könne.
Doch als der Bub anderen Tags auf den Zimmeranger kam, waren die Russen
fortgezogen. Das Einzige, was Johannes bekam, waren die Prügel des Vaters.
Im Höglerhaus in der Unteren Stadt ließen die Russen ihre Kriegskasse zurück,
eine schwere eisenbeschlagene Truhe, die sich heute im Stadtmuseum befindet.
Was hat die Napoleonische Zeit für Bayern bedeutet?
Als Minister Montgelas sich 1813 von Napoleon lossagte, war Bayern nach
Österreich die zweitstärkste Macht mit einem größeren zusammen hängenden
Landgebiet als Preußen. Der Wiener Kongress hat zwar nicht alle Wünsche
Bayerns erfüllt, doch in diesen Jahren wurde unser Land zu einem geschlossenen Staat.
Die vielen kleinen Fürstentümer, aber auch die Geistlichen Herrschaften verschwanden, und das Zerbrechen „der Bavaria Sancta“ durch den großen Klostersturm der Säkularisation von 1803 hat tiefe Wunden geschlagen, denn
rücksichtslos plünderte man Kirchen und Klöster aus und brachte alles unter
den Hammer. Der einzige Gewinn für den Staat waren 270.000 Tagwerke Wald.
Aber Montgelas musste seinen Staat in sturmbewegten Kriegsjahren zusammen zimmern und konnte nicht immer Rücksicht auf das nehmen, was in Jahrhunderten gewachsen war.
Was Frankreich in der Revolution durch das Volk auf den Barrikaden erzwungen hat, wurde in Bayern durch Verordnungen Montgelas vollzogen.
Aus Altbayern, Franken, Schwaben und der Oberpfalz wurde der Bayerische
Staat. Wir wollen diese kriegerische Betrachtung damit schließen, dass wir uns
an das erinnern, was unsere Vorfahren von fremder Lebensart sich abgeschaut
haben und was ohne Schwierigkeit vom Volk übernommen wurde.
Als Beispiel dafür sei das Oberpfälzer Bifflamott genannt, das unsere Großeltern noch so gerne zu den Spotzn gegessen haben:
Ein Kilo Rindfleisch von Schweifstück wird fest mit Salz, Pfeffer, Piment und
Paprika eingerieben. Man steckt es in einen kleinen Steintopf und gibt klein
geschnittenes Grünzeug, nämlich gelbe Rüben, Sellerie, Lauch und Zwiebel
dazu. Eine dicke schwarze Brotrinde gehört in den Essigsud, den man darüber
schüttet. Wollte es man nicht so scharf, so hat man statt Essig auch Rotwein
genommen.
Nach einigen Tagen hat man in einem eisernen Tiegel einen Löffel Schmalz
leicht braun werden lassen, das Fleisch darin angebraten und dann alles Gemüse, den Sud und die Brotrinde dazu getan und das Ganze gut zugedeckt
weich gedünstet. Später wurde nochmals Schmalz, Mehl und etwas Zucker zu
einer goldbraunen Einbrenne verkocht, die man mit der durchpassierten Brühe
vom Fleisch aufgegossen hat.
Von der guten Soße musste es reichlich geben, damit die Spotzn schön
schwimmen konnten, deshalb wurde bei Bedarf nochmals mit Rotwein aufgegossen.
Probieren Sie einmal das Boef a la mode, das unseren Oberpfälzer Köchinnen
die Franzosen um 1796 gelernt haben.
Abschrift: Alfred Kunz, Weiden, 2013
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