Leseprobe

Werbung
ENGELBERT KÖTTER
KRÄUTER
für jeden Geschmack
Über 600 Küchen-, Heil- und
Wildkräuter für jeden Standort
KOLUMNE LINKS
4
Kolumne rechts
Inhalt
KRÄUTERGARTENPRAXIS –
EINMAL QUERBEET . . . . . . . . . . . . . 6
Küchenkraut trifft Butter, Senf
und Mayonnaise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Die neue Lust auf Kräutersinnlichkeit . . . . . . 8
Was macht man eigentlich mit …? . . . . . . 56
Kräutervielfalt im Überblick . . . . . . . . . . . . . 10
Lust auf essbare Blüten? . . . . . . . . . . . . . . . 60
Kräuter – im Garten ganz groß . . . . . . . . . . . 12
Köstliche Keimlinge, ganzjährig
griffbereit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Kräuter in Töpfen und Kübeln . . . . . . . . . . . 14
Gärten mit Kräutern noch schöner
gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Kräuter sicher kultivieren – ihr Boden,
ihr Dünger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Richtig wässern – so geht’s am einfachsten . . 24
Kräuter-Kaltgetränke – nicht nur
zur Sommerzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Genusstees – Sinnliches für
stille Stunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Wohltuende Heiltees als Hausmittel . . . . . 68
Wenn Düfte durch die Räume streichen . . 70
Kräuter schneiden – so machen Sie
es richtig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Genießen Sie anders als die anderen! . . . . 72
Kräuterschädlinge und -krankheiten . . . . . . 30
Wonne in der Wanne – Wohlfühlen im
Kräuterbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Schäden durch klassische Pflegefehler . . . . . 32
Nachwuchs im Kräutergarten – so gelingt’s . . 34
Kräuter gut geschützt
durch den Winter bringen . . . . . . . . . . . . . . . 38
Früchte der Arbeit – ab in die Küche! . . . . . 40
KRÄUTERVIELFALT TRIFFT
SINNLICHKEIT . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kräuterkosmetik – natürlich
gartenfrisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
PORTRÄTS
........................
78
So sollten Sie die Kräuterporträts lesen . . . 80
Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
42
Pflanzenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
Einladung zu eigenen Erfahrungen . . . . . . 44
Bezugsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
Küchenkräuter konservieren . . . . . . . . . . . 46
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
Kräuter – im Mix noch mundender . . . . . 50
Bildnachweis und Impressum . . . . . . . . . 288
5
Kräutergartenpraxis –
einmal querbeet
Gewinnen Sie einen Überblick über die Faszination
Kräutergarten und seine jahrhundertealte, die Menschheit
begleitende Geschichte. Erfahren Sie Details rund um die
Kräutergartenpraxis: Was macht Pflanzenqualität im
Einkauf aus, und wie gelingt der gekonnte Umgang mit dem
Kraut – von der Vermehrung bis zur Ernte
und
Küchenvorbereitung ? Hegen und pflegen Sie Ihre
Kräuterlieblinge im Garten ebenso wie in
Kübeln und
Töpfen, und wählen Sie diejenige Gestaltung eines
Kräutergartens, die zu Ihnen persönlich passt.
KRÄUTERGARTENPRAXIS – EINMAL QUERBEET
Kräuter in Töpfen
und Kübeln
Es muss nicht immer das Gartenbeet sein! Nutzen Sie die
neue Gestaltungsfreiheit, die
Ihnen Kräutervielfalt und clevere Pflanzgefäßtechnik bieten!
1
2
| 1 | Innen auf die Fensterbank passen in
der hellen Jahreszeit am besten die Kräuter, die für den kurzfristigen Verzehr
gedacht sind.
| 2 | Im Winter lassen sich Kräuter (hier
Schnittlauch) antreiben.
14
In Kästen, Kübeln und Töpfe gepflanzt
sehen Kräuter nicht nur nett aus, sie
verbreiten auch ein ganz eigenes, je
nach Pflanzenauswahl nahezu mediterranes oder auch tropisches Sommergartenflair. Außerdem kann man die Kräuter im mo bilen Garten leicht bewegen
und verräumen. Nicht zuletzt lassen
sich mit ihne n, je na ch Jahreszeit und
Bepflanzung, schnell und e infach
immer neue Gartenräume untergliedern, Sitznischen schaffen, Perspektiven
verändern. Auch Kräuteretageren oder
Wandhalterungen sind g eeignet, um
Kräuter in Töpfen aufzunehmen. Kurzum: Kübelgärten mit K räutern sind
etwas für Kreative.
Töpfe konkurrieren mit dem Beet auch
noch in e inem weiteren, sehr praktischen Punkt: Sämtliche nicht frostfesten
Kräuter, die zum Überwintern ins Haus
geholt werden müssen, sind in e inem
Pflanzgefäß besser aufgehoben. So
braucht man sie im H erbst nicht erst
aus dem gewachsenen Boden auszugraben.
Damit der Kräuterkübelgarten gelingt
und Spaß macht, müssen Sie im
Wesentlichen zwei Punkte beachten: die
Ansprüche der Pflanzen und die d es
Pflanzenfreunds. Die Kräuter wollen,
entsprechend ihren Bedürfnissen, mit
der richtigen Erde sowie mit ausr eichend Wasser, Licht und Nähr stoffen
versorgt sein. Der Pflanzenfreund wiederum hätte es gern pflegeleicht. Es sei
denn, Sie finden Erholung bei ständigem Hantieren an Ihr en getopften
Pflanzenschätzen.
Kräuter in Haus und
Wintergarten
Kräuter in Töp fen sind ab er nicht nur
ein saisonales Sommerthema im Freien.
Sie finden sich auch in Haus und Wintergarten wieder.
Im Kalten Wintergarten, der auch
Frost abbekommt, sind me diterrane
Kräuter wie Rosmarin und Salbei, aber
auch Asiaten wie der Chinesische
Surenbaum oder Besonderheiten wie
der Strand-Dreizack gut aufgehoben.
Diese stehen dort in g eschützter Winterruhe, Sie ersparen sich das E inwintern der empfindlicheren Pflanzen mithilfe von Vlies oder Reisig und müssen
auch keine Bedenken haben, dass die
Kräuter durch Regen und Schnee übernässt werden.
Der Temperierte Wintergarten mit
seinen kühlen, aber frostfreien Überwinterungstemperaturen ist e in geeigneter Platz für K räuter wie die La ckZistrose, die K afir-Limette oder die
Zitronenmyrte.
Der Warme Wohnwintergarten, der
auch im Winter um 20 °C war m gefahren wird, ist für T ropenpflanzen geeignet, die k eine winterliche Ruhephase
benötigen, so z. B. Malventee oder Hoodia. Die genannten Pflanzen können Sie
entweder ganzjährig im entsprechenden
Wintergartentyp halten oder sie sommertags ins Freie räumen.
Aussäen im Winter?
Der Wintergarten ist oft auch ein geeigneter Ort, um K räuter aus S amen zu
Kräuter in Töpfen und Kübeln
ziehen, sei es als Anzucht für die Weiterkultur oder zum Verzehr (Vermehrung,
→ Seiten 34–37). Für den Verzehr ergibt
die im Winterhalbjahr so beliebte Aussaat von Klassikern wie Schnittlauch
oder Petersilie im Haus allerdings kaum
Sinn. Petersilie etwa braucht allein
schon drei Wochen bis zur K eimung,
wächst dann auf grund des Tageslichtmangels in der dunklen Jahreszeit nur
minimal und entwickelt zudem nur
wenig Aroma, verglichen mit ihr er
Sommerleistung. Kaufen Sie sie also im
Winter besser frisch im Supermarkt.
Weitaus lohnender ist es da, auf die vielfältige Würzkraft von Keimlingen und
Sprossen zu se tzen, die b ereits binnen
weniger Tage nach der Aussaat erntefähig sind (→ Seite 62/63).
Antreiben von Kräutern
Wo das Aussäen von Kräutern in Töpfen zu langw ierig oder ungeeignet ist,
können Sie einige Kräuter stattdessen
antreiben. Der Unterschied besteht
darin, dass die aus gesäte Pflanze sich
zunächst aus d en Reservestoffen des
kleinen Saatkorns entwickeln muss.
Und unter Lichtmangel gelingt ihr das
nur sehr langsam. Angetriebene Pflanzen hingegen können ihre Kraft aus den
Speicherstoffen der Wurzeln generieren
und sind damit schneller im Wachstum
INFO
Kräutertöpfe mit erntefertigen Pflanzen gibt es in Gartencentern oder
sogar im Supermarkt nahezu ganzjährig zu kaufen. Beliebter Standort
daheim: die Küche, am Fenster. Verzehren Sie solche Kräuter jedoch sehr
bald, weil die Lichtmengen im Haus
meist bei Weitem nicht ausreichen,
damit sich die Pflanzen gesund und
normal weiterentwickeln könnten. Das
gilt insbesondere für die lichtarme
Zeit von Oktober bis März.
als Sämlinge. Halbwegs genügend Licht,
dazu noch Feuchtigkeit und Wärme reichen dann als M otor für eine baldige
Kräuterernte dann v ollkommen aus.
Zum Antreiben gut geeignet sind die
Zwiebeln von Schnittlauch und Winterheckenzwiebeln sowie, nach dem ersten
kräftigen Frost, die Wurzeln von Liebstöckel, Minze, Schnittsellerie, Wurzelpetersilie und Zitronenmelisse.
Die richtige Topfgröße
Damit Ihre Topfkräuter zu üp pigen
Pflanzen heranwachsen, müssen ihre
Wurzeln ausreichend Raum zur Entfaltung haben. Es reicht gewöhnlich nicht
aus, die Pflanzen in dem Topf zu belassen, in dem Sie sie erstanden haben. Das
in der Regel sehr kleine Erdvolumen des
Verkaufstopfs ist v om Gärtner so g ewählt, dass die Pflanz e auf dem Weg in
Ihren Garten hinlänglich versorgt ist.
Dort angekommen, muss sie ab er in
größere Gefäße oder gar das B eet ge-
In ein Gefäß gesetzt, findet sich überall
am Haus schnell noch ein attraktiver Platz
für ein Gartenkraut mehr …
setzt werden, um gesund weiterwachsen
zu können. Der Verkaufs- bzw. Transporttopf ist ausdrücklich nicht dazu da,
über lange Zeit ausreichend Wasser und
Nährstoffe aufzunehmen bzw. den
Wurzeln den nötigen Platz zu g eben.
Das gilt nicht nur für e in 9-cm-Töpfchen, auch die oft verwendeten 15-cmoder 19-cm-Töpfe haben ein nur kleines Erdvolumen von lediglich etwa 1,5–
2,5 l. Für kle inere Kräuter sollten Sie
mindestens gut 3–5 l Erdvolumen (22er
Topf bzw. -Container und größer) vorsehen, um sie darin zwei, drei Jahre lang
wachsen zu lassen. Für einen Salbei sollte es sc hon ein 5- b is 7,5-l-Container
sein, für Mischpflanzungen 10–15 l und
mehr. Für eine Kombination von, sagen
wir, Zitronenverbene, Süßblatt und
Ananassalbei ist gut und gern ein 25-lContainer angemessen.
15
KRÄUTERGARTENPRAXIS – EINMAL QUERBEET
Gärten mit Kräutern
noch schöner gestalten
Kräuter sind nicht allein in der
Küche nützlich, es sind auch
attraktive Pflanzen, mit denen
sich ein Garten interessant
gestalten lässt.
Betrachtet man die N utzkräuter botanisch, nämlich als Einjährige, Zweijährige, Stauden oder Sträucher, dann unterliegen diese Pflanz entypen den gleichen Gestaltungsgrundsätzen im Garten wie auch die Zierpflanzen. Zweifel18
los kann ein Buch dieses Umfangs nicht
alle Finessen der Gartengestaltung behandeln. Einige konkrete Anregungen
aber, wie Sie Ihre Kräuter auf attraktive
Weise in Szene setzen können, seien im
Folgenden dennoch gegeben. Zuvor
jedoch ein wenig Grundsätzliches:
bereich nahekommt (→ Seite 12/13).
Beachten Sie die Wuchsstärke und
Höhe bei der Wahl der Nachbarschaft
und ferner, ob die Pflanz e horstig
wächst oder sich ausbreitet, damit sie
weder andere Pflanzen überwächst
noch selbst überwachsen wird.
Kräuter sollen sich im
Garten wohlfühlen
Harmonische Pflanzenkombinationen im Beet
Selbstverständlich sind die K räuter
immer so zu v erwenden, dass der Gartenstandort ihrem natürlichen Lebens-
Nicht allein botanische Gesichtspunkte,
auch optische Kriterien wollen beachtet
sein, soll das Gar tenbeet in se iner
Gärten mit Kräutern noch schöner gestalten
Silbriges Currykraut, dunkelgrüner Rosmarin,
duftende Agastachen – wenn Kräuter Kräuter
rahmen, dann wachsen sie, wie hier, als Hecke.
Gesamtheit einen ansprechenden, harmonischen Eindruck machen.
Wuchshöhen
Kombinieren Sie die Pflanz en stets so,
dass benachbarte Wuchshöhen im Beetverlauf von vorne nach hinten, aber
auch von links na ch rechts ein wellenförmiges, harmonisches Beetbild ergeben – ohne „Täler“ durch zu kleine
Pflanzen oder „Berge“ durch unproportional hohe Pflanzen. Riesen wie Engelwurz, Liebstöckel oder Stockrose gehören in d en Hintergrund oder sollten
langsam mit höher werdenden Stauden
„angesteuert“ werden, wenn sie als
buchstäblicher Höhepunkt in die B eetmitte sollen.
Farbharmonien
Beachten Sie, wann im J ahr die jeweiligen Pflanzen am schönsten sind. Dabei
gilt: Frühes nach hinten, damit es, wenn
es seine Attraktivität verloren hat, vom
Späteren kaschiert wird.
Was Blatt- und B lütenfarben betrifft,
erreichen Sie beruhigende Pflanzbilder
durch Farbdreiklänge (z. B. Gelb – Rot –
Blau), durch alle Ton-in-Ton-Gestaltungen bis hin zum P otpourri der Pastellfarben, kombiniert mit Silbriglaubigem. Lebhaft wirken Bepflanzungen
hingegen, wenn sie Kontraste miteinander verknüpfen, z. B. Helles mit D unklem, Aktives (Rotblühendes, Rotlaubiges) mit Passivem (Grünlaubiges), Kaltes (Farbe Blau) mit Warmem (Farbe
Orange), Leichtes (Gelbes, Hellblaues)
mit Schwerem (Orangefarbenes, Dunkelblaues). Interessant auch das Spie l
von Nähe und F erne: Rotes holt das
Beet ans Auge heran, Blaues entfernt es
vom Auge – gu t zu w issen, um kle ine
Gärten mit B lau größer und w eitläufiger, große Gärten hingegen mit R ot
kompakter wirken zu lassen.
Grün darf nicht fehlen
Und last, but not least: Verwenden Sie,
wo immer möglich, auch im K räuterbeet Immergrünes wie z. B. Bergbohnenkraut, Kaskadenthymian und R osmarin. Ihr G rün suchendes Auge wird
im Winter dankbar dafür sein.
1
Kreativ mit Kräutern
Ein mit K räutern außergewöhnlich
gestalteter Garten muss gar nicht groß
sein. Wichtiger ist große Kräuterbegeisterung und ein Gefühl für die optische
Einbindung einer Pflanze in das
Gesamtensemble Ihres Gartens. Wem
also ordentliche Namensschildchen in
einem herkömmlichen Kräuterbeet
oder eine klassische Kräuterspirale
nicht spannend genug sind, findet im
Folgenden geeignete Anregungen zu
ganz neuen Kräutergartenideen.
Duftweg
Entschleunigen Sie Ihre Gartenwege –
rahmen Sie sie mit K räuter-Dufterlebnissen, die zum Verweilen einladen. Interessante, dafür geeignete Blütendufter
sind außer dem Klassiker Lavendel auch
z. B. Lavendel-Agastache oder Schokoladenblume. Überwältigend sind N achtdufter wie Jaborose, Mondviole, Nachthyazinthe, Nachtphlox und N achtviole. Im Porträtteil (→ ab Seite 78) finden Sie Duftpflanzen ausdrücklich als
solche gekennzeichnet.
Liegeplatz
Wäre es nicht entspannend, sich in eine
sonnige Gartenecke zu b egeben, um
sich dort an einem duftbetörenden Lie-
2
| 1 | Gehen Sie neue Wege in der Gartengestaltung: Auf einem Duftweg begleiten
Sie Kräuteraromen auf Schritt und Tritt.
| 2 | Mischen ist möglich: Nutzen Sie
Kräuterschönheit im Kontext mit anderweitigem Blatt- und Blütenschmuck.
geplatz auf und neben Kräutern wiederzufinden? Betten Sie sich auf einem
Beet mit Römischer Kamille oder Thymian (gut geeignet ist Kaskadenthymian), umrahmt von Wohlduftender
Eberraute, Basilikum, Kleiner Bergminze, Hadriansminze und echten Minzen.
Kräuterhecke
Hecken geben dem Garten Struktur,
trennen Wegfläche von Beetfläche und
weisen einzelnen Gartenpartien ihre
Reviere zu. Sie sind nicht nur dekoratives Beiwerk, sondern selbst ein
Schmuckstück, wenn ihr Wuchs, ihre
19
KRÄUTERGARTENPRAXIS – EINMAL QUERBEET
Früchte der Arbeit –
ab in die Küche!
Die Ernte ist Lohn für geleistete
Arbeit im Kräutergarten. Und
sie ist Vorfreude auf den jetzt
anstehenden Kräutergenuss –
nicht allein in der Küche.
Bestimmungsmäßig sollen Ihre liebevoll herangezogenen Kräuter nicht nur
das Herz des Gärtners erfreuen, sondern auch irgendwann zur Gaume nfreude werden. Es g eht also an die
Ernte!
40
Der richtige Erntezeitpunkt
Der beste Erntezeitpunkt ist so unt erschiedlich wie die Pflanz en selbst es
sind. Er hängt in e rster Linie davon ab,
welche Teile Sie von welchen Kräutern
ernten wollen.
Blätter, Triebe oder Kr aut von Einjährigen und Staud en können Sie
bereits ab dem Erstarken der jeweiligen
Pflanzen ernten, so z. B. von Basilikum,
Currykraut, Petersilie, Schnittlauch,
Schnittknoblauch oder Vietnamesi-
schem Koriander ab gu t einer Handbreite Wuchshöhe der Jungpflanzen.
Bei einigen von ihnen ist d er optimale
Erntezeitpunkt mit dem Knospenschieben gekommen, so b ei Minzen und
Melissen, Beifuß und Est ragon. In diesem Stadium stehen die Kräuter im besten Aroma und sol lten dann auc h
geschnitten werden, um sie zug leich zu
frischem Austrieb anzuregen.
Bester Schnittzeitpunkt für al l diese
Kräuter ist d er zeitige Morgen, nach
dem Abtrocknen des Taus und bei trockenem Wetter.
Früchte der Arbeit – ab in die Küche!
Vom vielseitigen Dill können Sie nicht nur die
Blätter, sondern ebenso die Blüten, Samenansätze und Samen verwenden.
Bei (Halb-)Sträuchern und Gehölzen
ist die Erntezeit dann gekommen, wenn
die Pflanze eine Größe erreicht hat, bei
der ihr das Abnehmen von Blättern und
Trieben nicht wirklich schadet.
Blühende krautige wie auch verholzende Kräuter, z. B. Borretsch, Bohnenkraut, Rosmarin, Salbei oder Thymian,
können Sie samt den Blüten nutzen, sei
es zum Dekorieren oder zum Kochen.
Wenn Sie Kräuterblüten ernten, achten
Sie darauf, dass in den Blüten oder Kelchen Blattläuse sitzen könnten. Speziell
Kapuzinerkresse ist hierfür anfällig.
Immergrüne Kräuter wie Bergbohnenkraut, Currykraut, Heiligenkraut,
Rosmarin, Salbei, Thymian können Sie
grundsätzlich (aber mit w eniger Aroma) auch im Winterhalbjahr beernten.
Die Samen von Anis, Dill, Fenchel,
Koriander oder Kümmel ernten Sie
dann, wenn die grünen Dolden gelblich
werden – früh g enug, damit die S amen
bei der Ernte nicht überreif von den
Samenständen rieseln. Trocknen Sie die
Samenstände an einem halbschattigluftigen Ort nach und t rennen Sie sie
schließlich von den Samen.
Wurzeln (z. B. Baldrianwurzeln, Meerrettich oder Wurzelpetersilie) ernten Sie
mit oder nach dem Einziehen des Laubs
im Spätherbst. Das Gle iche gilt für
Kräuterwurzeln zum Antreiben, etwa
Liebstöckel, Pfefferminze oder Schnittlauch, die Sie nach der Ernte aber frostfrei einschlagen oder topfen und b is
zum Antreiben kühl stellen.
Kräuter –
so frisch wie möglich
Im Garten ernten und g leich in d er
Küche verwenden – frischer und besser
geht es nicht. Und was ist mit Topfkräutern aus dem Lebensmittelhandel? Tatsächlich lässt deren Frische sehr schnell
nach, wenn Sie die Pflanz en in ihr en
Töpfen nicht hellstmöglich aufstellen
und ihnen zusammen mit d em Gießwasser auch leichte Düngergaben geben
(die halbe vom Hersteller auf der Flasche angegebene Düngermenge). Andernfalls können solche Topfkräuter
nur noch wenige Aromastoffe bilden
oder welken gar vor sich hin.
1
Abgeschnittene Kräuter
aufbewahren
Aus dem Kräutergarten zu viel geerntete Frischware wie Dillstängel, Petersilienblätter oder Schnittlauchröhrchen
stellen Sie zum F rischhalten nur dann
in ein Glas Wasser, wenn Sie sie in d en
nächsten Stunden verwenden werden.
Besser und üb er einen Zeitraum von
mehreren Tagen auf jeden Fall notwendig ist es, sie t rocken im Ge müsefach
des Kühlschranks aufzubewahren, bestenfalls in b efeuchtetes Küchenkrepp
eingewickelt. Heruntergekühlt verlangsamen die Kräuter nämlich ihren Stoffwechsel, d. h., sie welken langsamer und
bauen Inhaltsstoffe langsamer ab. Bei
einer Aufbewahrung im Tageslicht und
im Wasserglas läuft der Stoffwechsel
weiter, ohne dass die Wurzeln noch
Nahrungsnachschub liefern könnten,
d. h., die Pflanz engewebe verlieren
rasch an Qualität und Frische. Überdies
entwickeln sich im Aufbewahrungswasser der Kräuter wie im Blumenwasser in
der Vase sehr bald Bakterien – eine unappetitliche Vorstellung.
Die einfachste Möglichkeit, überschüssige Kräuter mit mög lichst geringem
Qualitätsverlust aufzubewahren, ist, sie
wann immer möglich zu fr osten oder
ihr Aroma in Essig oder Öl einzufangen
(→ Seite 46–49).
2
3
| 1 | Oft braucht man für eine Rezeptur in
der Kräuterküche nur wenige Blätter, wie
hier vom Lorbeer, weil diese sehr würzstark sind.
| 2 | Kräuter, von denen Sie ganze Zweige ernten, können Sie durch geeignete
Auswahl der abgeschnittenen Triebe
zugleich in Form schneiden.
| 3 | Weichkrautige Küchenkräuter können Sie statt mit der kleinen Garten-Kräuterschere auch einfach mit der Küchenschere beernten.
41
A
PORTRÄTS
Agastache aurantiaca
Agastache cana
Agastache foeniculum
Orangeblütige Agastache
Kaugummipflanze,
Moskitopflanze
Duftnessel, Anis-Ysop
Agastache aurantiaca
Agastache cana
Agastache foeniculum
(= Agastache anisata)
VERWENDUNG: Küche, Wellness
ERNTEGUT: Blätter, Blüten
VERWENDUNG: Küche, Wellness
ERNTEGUT: Blätter, Blüten
VERWENDUNG: Küche, Wellness
ERNTEGUT: Blätter, Blüten
10
Diese Agastache fällt aus dem Rahmen
der sonst bei dieser Gattung der Lippenblütler (Lamiaceae) üblichen Rottöne:
Sie blüht in kräftigem Orange. Zudem
wächst sie ausladender, als es bei den
meisten ihrer Verwandten der Fall ist.
Blätter: lanzettlich, Blattrand gesägt;
minzeartiges Aroma
Blüten: ähriger, lockerer Blütenstand
mit orangefarbenen Lippenblüten;
August – Oktober
Wuchs: horstartig, aber ausladend
wachsende Staude; 50 cm hoch
Standort: durchlässige Beetböden in
sonniger Lage, für bindige Böden gar
nicht geeignet, reagiert sehr sensibel auf
Staunässe; gut in Topfkultur zu ziehen,
dabei aber unbedingt für guten Wasserabzug sorgen, Substrat zu einem Drittel
mit gebrochenem Blähton mischen
Pflegen: Winterschutz erforderlich;
Rückschnitt im Frühjahr
Vermehren: vorkultivieren in AussaatTrays bei 20 °C, nach dem Frost ins Freie
setzen; wahlweise Sommerstecklinge
Ernten & Verwenden: Blätter zum Würzen von Süßspeisen wie auch fruchtigen
Obstsalaten; Einzelblüten zur Speisendekoration; Blätter und Blüten für aromatische Tees
Wissenswertes: Die Orangeblütige Agastache kann auch als Einjährige gezogen
werden, weil sie bei frühzeitiger Aussaat
meist schon im selben Jahr blüht.
86
10
Diese niedrig wachsende, leicht verholzende Agastachenart, ein Vertreter der
Lippenblütler (Lamiaceae), stammt aus
dem trockenen Süden der USA und
aus Mexiko. An einem ihm zusagenden
Standort kann sich der Halbstrauch auch
bei uns langlebig entwickeln.
Blätter: herzförmig, kurz gestielt, an
vierkantigen Stängeln
Blüten: Blütenstand mit lockeren Ähren,
Einzelblüten magentarot; Juni – August
Wuchs: mehr breit als hoch, Höhe bis
40 cm; Triebe teilweise verholzend
Standort: durchlässige Beetböden in
sonniger Lage; bei Kübelkultur für guten
Wasserabzug sorgen und Substrat 2:1
mit gebrochenem Blähton mischen
Pflegen: Winterschutz erforderlich;
Rückschnitt im Frühjahr; vor Staunässe
schützen
Vermehren: vorkultivieren in AussaatTrays bei 20 °C, nach dem Frost ins Freie
setzen; wahlweise auch durch Sommerstecklinge
Ernten & Verwenden: Das Aroma der
Pflanze liegt irgendwo zwischen würzigem Orangenduft und der für Agastachen typischen Anisnote. Blätter für
Tees, Blüten zum Würzen von Obstsalaten; Duftsträuße zur Mückenabwehr
Wissenswertes: Während die duftenden Blüten ein Magnet für bestäubende
Insekten sind, fliehen Mücken vor dem
Duft dieser Pflanze.
10
Die botanischen Namen anisata oder
foeniculum dieser aus den nördlichen
USA und Kanada stammenden Staude
aus der Familie der Lippenblütler
(Lamiaceae) weisen auf den Duft der
Blätter nach Anis und Fenchel hin. Manche fühlen sich auch an das Aroma von
Lakritz erinnert.
Blätter: herzförmig-oval, gepunktet,
Unterseite heller; violetter Austrieb
Blüten: Blütenstand mit dichter Ähre,
10 cm lang, Einzelblüten helllila; Juni –
August
Wuchs: horstig aufrecht, 80 cm hoch,
50 cm breit
Standort: durchlässige, nährstoffreiche
Beetböden in sonniger Lage; bei Kübelkultur für guten Wasserabzug sorgen
(Blähton-Dränage)
Pflegen: in rauen Lagen Winterschutz
günstig; Rückschnitt im Frühjahr
Vermehren: vorkultivieren in AussaatTrays bei 20 °C, nach dem Frost ins Freie
setzen; auch durch Sommerstecklinge
Ernten & Verwenden: Blüten zum Würzen von Obstsalaten; Blätter als Tee und
zum Aromatisieren von Essigen
Arten/Sorten:
Agastache rugosa ✕ foeniculum 'Blue
Fortune', Hybride aus Agastache rugosa ✕ Agastache foeniculum, bis 1 m
hoch, Blütenstand bis 20 cm lang, Blüten purpurblauviolett, besonders lang
blühend (Juli – September)
A
Porträts
Agastache mexicana
Agastache rugosa var. albiflora
Lemon-Ysop
Weiße Koreanische Minze
Agastache mexicana
Agastache rugosa var. albiflora
VERWENDUNG: Küche, Wellness
ERNTEGUT: Blätter, Blüten
VERWENDUNG: Küche, Wellness
ERNTEGUT: Blätter, Blüten
Die hochwüchsige, aus Mexiko stammende Staude aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) ist ein Allrounder
in Sachen Blütenpracht, Duft und Verwendung in der Küche.
Blätter: oval-lanzettlich, Rand gesägt
Blüten: ähriger Blütenstand mit karminroten bis magentaroten Lippenblüten;
Juli – Oktober
Wuchs: horstartig; 80–100 cm hoch
Standort: durchlässige Beetböden in
sonniger Lage; gute, frische Erde
Pflegen: kurzlebige Pflanze, sofern nicht
durch Teilung verjüngt; Winterschutz
erforderlich; Rückschnitt im Frühjahr
Vermehren: bei 20 °C in Aussaat-Trays
vorkultivieren, nach dem Frost ins Freie
setzen; auch durch Stecklinge
Ernten & Verwenden: Das Aroma der
Blätter erinnert an Anis bzw. das Anisaroma des Estragons. Sie werden daher
in der Küche ähnlich dem Estragon verwendet. In Südamerika gibt man sie der
Salsa, aber auch Salaten bei.
Arten/Sorten:
'Ayala', aufrechte Horste bildend; winterhart, gut ausdauernd, Dauerblüher;
Kreuzung aus A. mexicana ✕ A. foeniculum; eher Minzearoma
'Toronjil Morado'‚ Blüte purpurn, Selektion mit rein zitronigem Aroma, ohne
Anisnote; für Süßspeisen, Obst- und
Fischgerichte, Tees; besonders empfehlenswert
Diese weiße Spielart der Koreanischen
Minze erweitert das Gestaltungsspektrum mit Agastachen im Kräuter- und
Staudenbeet. Gärtnerisch bestechend ist
vor allem, dass die üppige Staude aus
der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) dort nicht wie die echten Minzen
lästig wird. Während sich die Minzen
über Rhizome hemmungslos wuchernd
ausbreiten, wächst die Koreanische
Minze horstig.
Blätter: 5–10 cm, meist 8 cm lang, vom
ca. 2 cm breiten Blattgrund her spitz
zulaufend; leicht runzelig (vgl. botanischen Namen rugosa = runzelig); Blattrand gesägt; Blattunterseite heller als
Oberseite, leicht klebrig
Blüten: weiß; kurze Lippenblüten in
dichtem, ährigem, 10–15 cm langem
Blütenstand; Juli – September
Wuchs: horstig aufrecht; 80–100 cm
hoch und 70 cm breit; durch die verzweigten Stiele etwas buschiger als
andere hoch wachsende Agastachen
Standort: sonnig; gut dränierte, humose Böden; nicht zu trocken. Diese weiß
blühende Varietät ist winterhärter als die
Art selbst.
Pflegen: Pflanze ist anspruchslos,
robust und daher pflegeleicht; versamt
sich leicht; wo dies unerwünscht ist, die
reifenden Fruchtstände frühzeitig von
der Pflanze abnehmen; bei uns gut winterhart
Agastache rugosa
Vermehren: durch Aussaat; rechtzeitig
vermehren, da ziemlich kurzlebig
Ernten & Verwenden: Die aromatischen
Blätter dienen in der Küche als ein
Ersatz für Minze, und zwar in der ganzen
Verwendungsbandbreite. Zudem weisen
sie ein leichtes Beiaroma von Anis auf.
Wegen dieser Verbindung beider Aromen
wird die Koreanische Minze speziell als
Teepflanze mit apartem Geschmack
gelobt. Die Blätter sind zum Trocknen
gut geeignet. Die Blüten machen sich
gut als Speisendekoration.
Arten/Sorten:
Agastache rugosa (Koreanische
Minze), kurze Blüten in dichtem, ährigem Blütenstand; blauviolett mit dunklen Blütenkelchen; besonders starkwüchsig und hoch, bis 1,20 m
'Heronswood Strain', 60 cm hoch, graziler als die Art, lange Blütezeit, Juli –
September, lavendelblaue Blüten mit
kontrastierenden Blütenkelchen
'Korean Zest', 80 cm hoch, 30 cm breit,
buschiger als die Art, Blüten azurblau,
Juni – September, auch aus Saatgut
vermehrbar
'Red Fortune', um 70 cm, Blüte leuchtend rot, sukzessiver Dauerblüher von
Juli – September, Winterschutz!
'Serpentine', wie die Art, aber bis
1,80 m hoch
Wissenswertes: In der asiatischen
Heilkunst wird die Koreanische Minze
appetitanregend, antibakteriell, krampflösend und fiebersenkend eingesetzt.
Ihre zierenden Samenstände sind für
die Verwendung in der Floristik sehr gut
geeignet.
87
B
PORTRÄTS
Brassica juncea
Brassica nigra
Senfkohl, Rutenkohl,
Sarepta-Senf, Brauner Senf
Schwarzer Senf
Brassica juncea
Brassica nigra
VERWENDUNG: Küche
ERNTEGUT: Blätter, Samen
VERWENDUNG: Küche, Heilpflanze
ERNTEGUT: Blätter, Samen
5
Dieser einjährig wachsende Kreuzblütler
(Brassicaceae) ist seit über 3000 Jahren
als Gewürz und Heilmittel aus dem alten
China bekannt. Er ist einst entstanden
aus Feldkohl (→ Seite 117) und Schwarzem Senf (→ rechts).
Blätter: ungeteilt, sehr groß, kurz
gestielt, an Kohl erinnernd; dunkelgrün
Blüten: bis 2 cm Durchmesser; 4 gelbe
Blütenblätter, in dichten endständigen
Trauben; Juni – September; Schoten enthalten bis zu 20 bräunliche Samen
Wuchs: einjährig; bis 1,50 m Höhe;
rosettig, dann mit hohem Blütenstand
Standort: bevorzugt milde, pH-neutrale
Lehmböden
Pflegen: Kompostdüngung zur Aussaat;
bei Bedarf aufkalken
Vermehren: durch Aussaat, für Keimsprossen (→ Seite 62/63) ganzjährig in
Schalen, für Gemüse- und Ölsaatanbau
von April – Mai
Ernten & Verwenden: frische Senfkohlblätter für Salate und asiatische Gemüsegerichte; Senfmehl aus Senfsamen zur
Herstellung von scharfen Senfsoßen
Arten/Sorten: zahlreiche Sorten für
Saatproduktion oder als Gemüsepflanze
ssp. tsatsai, mit verdicktem Sproß, für
die indische und chinesische Küche
Wissenswertes: Die medizinische Wirkung von Senf wird durch Senföle hervorgerufen, die hautreizend, durchblutungsfördernd und antimikrobiell wirken.
118
5
Der im Handel überall als Senfkörner
angebotene Senf stammt ursprünglich
aus dem Mittelmeerraum und Vorderasien und gehört zu den Kreuzblütlern
(Brassicaceae). Sein Name verweist auf
die im Gegensatz zum Weißen Senf
(Sinapis alba, → Seite 246) dunklen
Samenkörner. Der verbreitete Verzehr
von Senf zu deftigen Speisen beruht
nicht allein auf deren geschmacklicher
Bereicherung, sondern auch darauf,
dass Senf die Verdauung vor allem fetter
Speisen fördert.
Blätter: obere Blätter länglich-eiförmig,
ungleichmäßig gezähnt; untere Blätter
ungleichmäßig gebuchtet und gezähnt
Blüten: blassgelb, mit je 4 Blütenblättern; in traubigen Dolden am Ende des
Stängels; Juni – September; sich daraus
entwickelnde Schoten flach und schmal,
bis 1–2 cm lang, mit einem typischen
Schnabel bis 2,5 cm Länge
Wuchs: einjährig; bis 1,20 m hoch,
straff aufrecht, Stängel im oberen Drittel
verzweigt
Standort: alle gut mit Nährstoffen und
Wasser versorgten Gartenböden, besonders Ton- oder Lehmböden; kalk- und
feuchtigkeitsliebend
Pflegen: gleichmäßig mit Stickstoff versorgen; Boden regelmäßig lockern
Vermehren: Aussaat ab April, für eine
regelmäßige Blatternte alle 3 Wochen
nachsäen
Ernten & Verwenden: Schwarzer Senf
ist schärfer als Weißer. Die Samenernte
erfolgt, wenn die Schoten zu vergilben
beginnen. Die Samenstände dann luftig
nachtrocknen und später die Samen
ausdreschen. Junge, frische Blätter für
Rohkostsalate nutzen, ihr Geschmack
erinnert an Rucola, mit dem der Senf in
Speisen gut korrespondiert. Die Blüten
sind für Speisendekorationen und zum
Mitessen geeignet; gemörserte Samen
als Gewürz für warme und kalte Speisen;
verleihen Joghurt-Salatmarinaden mehr
Körper, für Senfsaucen und die Vinaigrette, für Gurken- und Fischmarinaden;
dabei oft kombiniert mit Dillkraut oder
Dillsamen; für volles Würzaroma beim
Kochen die zerstoßenen Samen erst
gegen Garzeitende zugeben und nicht
mehr über ca. 60 °C erhitzen, um die
Senföle nicht zu verkochen; als Heilpflanze gegen Brustfell- und Nervenentzündungen, dann meist als Senfwickel;
dafür den gemahlenen Senf mit Wasser
zu einem Teig rühren und, in eine Mulloder Leinenwindel gestrichen, auf die
erkrankten, aber auch auf rheumatische
Körperstellen auflegen
Wissenswertes: Weltweit wird Schwarzer Senf für die Senfkornproduktion
kommerziell angebaut. Das Kraut hat
einen zusätzlichen Nutzwert als rasch
keimende und frohwüchsige Gründüngungspflanze zur Verbesserung des
Garten- oder auch Ackerbodens.
Warnung: Der Genuss übermäßiger
Mengen Speisesenf kann zu Magenschmerzen, Erbrechen oder Durchfall
führen.
Porträts
Bulbine frutescens
Bunias orientalis
Bystropogon canariensis
Stelzen-Bulbine
Orientalisches Zuckerschötchen, Türkische Rauke
Kanarische Strauchminze
Bulbine frutescens
Bunias orientalis
Bystropogon canariensis
VERWENDUNG: Wellness
ERNTEGUT: Blätter
VERWENDUNG: Küche
ERNTEGUT: Blätter, Blüten, Triebe
VERWENDUNG: Wellness
ERNTEGUT: Blätter
5
Inoffiziell wird das Affodilgewächs
(Asphodelaceae) aus Südafrika liebevoll
„Wehwehchen-Pflanze“ genannt. Es ist
eine Verwandte der Aloe vera und wird
weitestgehend wie diese verwendet –
blüht aber um Welten schöner!
Blätter: zylindrisch und hohl; blaugrün
Blüten: sternförmige Einzelblüten in
Gelborangetönen; an ca. 20 cm langen,
lockeren Trauben; Juni – September
Wuchs: sukkulenter, staudenartig wachsender Strauch, bis 1 m hoch
Standort: ganzjährig sehr sonnig und
warm; gut im temperierten Wintergarten
Pflegen: für guten Wasserabzug sorgen;
in Kübeln gepflanzt, der Bulbine ein sehr
mineralisches Substrat geben bzw. der
Qualitätspflanzerde ca. 30 % gebrochenen Blähton beimengen
Vermehren: Teilen größerer Pflanzen
zum Vegetationsbeginn
Ernten & Verwenden: Blätter pflücken
und ausquetschen, Pflanzensaft direkt
auf kleine Wunden oder Hautirritationen
geben, z. B. bei Akne, Herpes, Insektenstichen, kleinen Verbrennungen,
Schrammen, Sonnenbrand; auch generell zur Hautpflege
Arten/Sorten:
'Hallmark', gelbblütige Sorte; aber
weniger häufig anzutreffen
Wissenswertes: Als etablierte, gut eingewurzelte Pflanze verträgt die Bulbine
Fröste bis knapp unter den Gefrierpunkt.
10
Der Kreuzblütler (Brassicaceae) ist Wildkraut und Wildgemüse. Den Namen
gaben ihm die vor der Reife süßlichen
Schoten, die an Zuckererbsen erinnern.
Blätter: Grundblätter an der Basis leicht
fiederspaltig; Stängelblätter pfeilförmig
bis lanzettlich
Blüten: gelbe Kreuzblüten in traubigen
Blütenständen; Mai – August; wachsen
zu schief-eiförmigen oder unregelmäßig
vierkantigen Schötchen aus
Wuchs: 70–90 cm hohe Staude; Grundrosette mit beblätterten Stielen, aus
deren Blattachseln Blütenstiele wachsen
Standort: nicht zu nährstoffarme und zu
trockene Gartenböden
Pflegen: in rauen Lagen Winterschutz
erforderlich oder, einfacher, Neuaussaat
im nächsten Frühjahr
Vermehren: Aussaat im März – April an
Ort und Stelle; samt leicht selbst aus
Ernten & Verwenden: Die würzig rettichscharfen Blätter um die Zeit des Austriebs im Frühjahr für Salate, zum Garnieren von Suppen oder für die Kräuterstulle verwenden. Für den Winterbedarf
Wurzeln roden und wie Schnittlauch
oder Minze antreiben. Blütenknospen
kurz garen und wie Brokkoli genießen;
reifende Schoten ähnlich Zuckererbsen
Wissenswertes: Im Englischen heißt die
Pflanze „Warty Cabbage“, Warziger Kohl.
Das verweist auf die drüsig-warzigen
Stiele der Blütenstände.
Diese Strauchminze gehört, wie die
Minze selbst, zu den Lippenblütlern
(Lamiaceae). Am besten ist sie im Topf
zu halten. Doch Achtung: Im geschlossenen Wintergarten riecht sie sommertags
ziemlich aufdringlich.
Blätter: elliptisch bis eiförmig, an den
einjährigen Triebspitzen schmal-lanzettlich, am Rand gesägt; beiderseits
behaart; an Minze erinnernd
Blüten: klein und weiß, in dichten Doldentrauben am einjährigen Holz; Juni –
August
Wuchs: sparrig lockerer Strauch; am
Naturstandort 2 m und größer werdend,
dort um 1–1,50 m breit; bei uns als
Kübelpflanze gehalten, erreicht sie meist
nur gut 1 m Höhe
Standort: in Kultur sonnig warm bis
halbschattig stellen
Pflegen: trocken und frostfrei überwintern bei Temperaturen nicht unter 5 °C
Vermehren: über Sommerstecklinge
Ernten & Verwenden: Blätter als Tee mit
Minzegeschmack
Wissenswertes: Auf den Kanarischen
Inseln, also am Naturstandort, ist der
Strauch ein typischer Vertreter der dortigen Lorbeerwaldgesellschaft und wird
als eine endemische Art angesehen.
Warnung: Die Pflanze ist nicht jedermanns Sache, da sie während ihrer
Blüte im Sommer einen vergleichsweise
penetranten Uringeruch verbreitet.
119
B
L
PORTRÄTS
Lavandula angustifolia ssp. angustifolia
Lavandula lanata
Echter Lavendel
Wolliger Lavendel,
Silberblatt-Lavendel
Lavandula angustifolia ssp. angustifolia
Lavandula lanata
VERWENDUNG: Küche, Wellness
ERNTEGUT: Blätter, Blüten, Triebe
5
Mönche brachten den Lavendel im
11. Jahrhundert über die Alpen in die
Klostergärten Nordeuropas. Von dort
wurde er als Motten- und Milbenmittel
sowie als Heilkraut gegen Blähungen
und Zahnschmerzen in den Bauerngärten kultiviert. Heute wird Lavendelöl
auch zur Beruhigung, Entspannung und
Steigerung der Konzentration verwendet.
Blätter: schmal-lanzettlich; gegenständig; graugrün, fein silbrig behaart
Blüten: natürlicherweise blau, sortenabhängig auch hellblau, weiß oder rosa, zu
endständigen Scheinähren zusammengefasst; Juli – August
Wuchs: verzweigter Halbstrauch; bis
60 cm hoch, in milden Klimaten noch
höher; Zweige straff aufrecht, im unteren
Drittel verholzend; obere Zweige vierkantig, weich wollig behaart
Standort: sonnig warm; mittelschwere
bis sandig-kiesige, trockene Böden
Pflegen: im Frühjahr Rückschnitt der
spät blühenden Sorten; die früh blühenden Sorten im Sommer nach der Blüte
schneiden
Vermehren: Aussaat oder Stecklinge
Ernten & Verwenden: die Blüten im
Juli/August unmittelbar vor dem Aufblühen gemeinsam mit den Triebspitzen
pflücken, frisch oder getrocknet verwenden; frische oder getrocknete Blätter
und Blüten in Fischsuppe; in „Herbes
fines“ („Kräuter der Provence“) als
170
Würze für typisch mediterrane Gerichte
(Lamm, Kaninchen) und, zusammen mit
Rosmarin und/oder Salbei, zerrieben für
Kräuterbutter; in Plätzchen oder Kuchen;
zur Körperpflege als entspannender
Badezusatz; Blüten in Duftsträußen und
Potpourris; getrocknete Zweige im Kleiderschrank vertreiben Motten. Heilpflanze gegen innere Unruhe, Reizmagen,
Schlafstörungen, Balneotherapie gegen
Kreislaufstörungen
Arten/Sorten:
'Annelies Duftlavendel', 80 cm Höhe,
typisch blaue Blüte, frischer Lavendelduft, stammt aus dem Balkan
'Blue Cushion', 30 cm hoch, Kissen bildend, leuchtend blaue Blüten
'Cecilia', 60 cm hoch, fast reine blaue
Blütenfarbe, großlaubig
'Hidcote Blue', 40 cm hoch, kompakt,
tiefblaue Blüten, stecklingsvermehrt
'Lady', 30 cm hoch, blüht im ersten
Jahr, blau
'Miss Katherine', 75 cm hoch, kräftig
rosa Blüte
'Munstead', 45 cm hoch, dunkelblau,
sehr frühe Blüte
'Rêve de Jean-Claude', 70 cm hoch, feiner Duft, pastell-violette Blüte
'Rosea', 50 cm hoch, rosa Blüte
'Two Seasons'(= 'Irene Doyle'), 50 cm
hoch, blaue Blüte im Juni und September – Oktober
Lavandula angustifolia ssp. alba,
weiße Blüte, sonst wie die Art
Lavandula angustifolia ✕ intermedia
(= L. a. ✕ latifolia, Provence-Lavendel),
50 cm Höhe, sehr hoher Gehalt an
Lavendin-Öl
VERWENDUNG: Küche, Wellness
ERNTEGUT: Blüten, Triebe
10
Die wollig behaarten Blätter des Wolligen oder Silberblatt-Lavendels, der aus
den südspanischen Gebirgen stammt,
lassen ihn silbrig weiß belaubt erscheinen. Damit macht er sich ungemein dekorativ als Blattstrukturpflanze im Wintergarten, aber auch als blau blühende
Duftpflanze im Sommer.
Blätter: schmal-lanzettlich; vollständig
mit wolligen, weißen Haaren überzogen
Blüten: blauviolett; süßer Duft, mit
Kampfernote; Juni – September
Wuchs: immergrüner Halbstrauch bis
60 cm Höhe, kompakter Wuchs
Standort: kalkhaltiger, gut dränierter
Boden in der Sonne; Nässe unbedingt
vermeiden
Pflegen: Winterschutz erforderlich; am
besten als Kübelpflanze kultivieren und
frostfrei überwintern
Vermehren: durch Aussaat oder aber
Stecklinge
Ernten & Verwenden: Blüten und blühende Triebe frisch oder getrocknet für
Duftsträuße und Potpourris; für Kräutertee die Blütenstände kurz vor Blühbeginn ernten
Arten/Sorten:
'Richard Grey', Sorte aus England,
weniger nässeempfindlich, lange, tiefviolette Blüten mit hellblauen Kelchen
Lavandula angustifolia ✕ lanata 'Silver
Frost', 40 cm hoch, fast weiße Blätter,
fruchtig süßer Duft
Porträts
Lavandula pinnata
Lavandula stoechas ssp. stoechas
Lavandula
Kanarischer Lavendel
Schopflavendel,
Italienischer Lavendel
Zimmerlavendel,
Süßer Lavendel
Lavandula pinnata
Lavandula stoechas ssp. stoechas
Lavandula ✕ heterophylla
VERWENDUNG: Wellness
ERNTEGUT: Blüten, Triebe
VERWENDUNG: Küche, Wellness
ERNTEGUT: Blüten, Triebe
VERWENDUNG: Küche, Wellness
ERNTEGUT: Blüten, Triebe
5
Der nach der Form seiner Blätter auch
als Farnblättriger Lavendel bezeichnete
Halbstrauch stammt von den Kanarischen Inseln und Madeira. Als Pflanze
der Subtropen ist er bei uns nicht winterhart, sondern wird als Kübelpflanze verwendet. Als solche erweist er sich als
überaus reichblütiger Dauerblüher.
Blätter: farnartig gefiedert, bis 7 cm
lang; kreuzgegenständig; meergrün,
silbrig behaart
Blüten: dunkellila, in dichten, endständigen Scheinähren; Juni – Oktober
Wuchs: kompakter, an der Basis verholzender Halbstrauch, bis 60 cm Höhe;
ganze Pflanze fein behaart
Standort: warm; kalkfreier, gut dränierter Boden in voller Sonne
Pflegen: im Kübel frostfrei und hell
überwintern; im Frühjahr kräftig zurückschneiden
Vermehren: durch Kopfstecklinge oder
Aussaat
Ernten & Verwenden: Blüten frisch oder
getrocknet für Duftsträuße und Duftpotpourris; als pflegeleichte, trockentolerante Duftpflanze
Arten/Sorten:
'Sidonie', in Australien gezüchtet,
schnell wachsend, bis 60 cm Höhe,
dunkelblaue Blüten
Wissenswertes: Die dichten Blütenstände geben auch lange haltbare und obendrein stark duftende Schnittblumen ab.
5
Der Italienische Lavendel hat wohl die
schönsten Blüten aller Lavendel! Sie
erinnern mit ihren violetten Hochblättern
an kleine Hasenohren oder Schmetterlinge. Die Art stammt aus Südeuropa
und ist südlich bis zu den Kanarischen
Inseln verbreitet. Sie ist nicht frosthart
und wird bei uns üblicherweise als saisonale Sommerpflanze oder als Wintergartengewächs genutzt. Im Gegensatz
zum Echten Lavendel duften ihre Blüten
nach Kampfer.
Blätter: nadelförmig; behaart; grün
Blüten: violett bis purpurn; in dichten
Scheinähren; mit endständigen Hochblättern; Juni – Oktober
Wuchs: 30–100 cm hoher Halbstrauch,
gut verzweigt, gedrungen, dicht belaubt
Standort: gut dränierte, kalkfreie Erde
in voller Sonne
Pflegen: Überwinterung hell und frostfrei kühl
Vermehren: durch Aussaat von Dezember – März
Ernten & Verwenden: wie den Echten
Lavendel
Arten/Sorten:
ssp. pedunculata, wild in Portugal und
Spanien; lange Blütenstiele, Blüte von
Juli bis September, bis 50 cm Höhe
'Hazel', leuchtend violettblau mit lange
anhaftenden Hochblättern, bis 75 cm.
Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche
weitere Sorten im Handel.
✕
heterophylla
10
Der Graue Zimmerlavendel, wie er auch
genannt wird, ist mit seiner Wuchshöhe
bis 1,20 m einer der größten unter den
Lavendeln. Er stammt aus Italien und
Frankreich. Der attraktive Halbstrauch ist
nur bedingt frosthart, bis etwa -6 °C. Als
pflegeleichte Kübelpflanze verträgt er im
Wintergarten auch etwas absonnige
Standplätze und blüht dort vom Juni bis
in den Winter hinein.
Blätter: eiförmig-lanzettlich, bis 5 cm
lang, in der Blattmitte mit gezähntem bis
gebuchtetem Rand; kreuzgegenständig
Blüten: hellviolett, in endständigen
Scheinähren; stark duftend; Juni –
November, mit Blühpausen
Wuchs: straff aufrechter Halbstrauch,
bis 1,20 m hoch, im unteren Drittel verholzend
Standort: durchlässige Erde; sonnig,
Halbschatten wird erduldet
Pflegen: Rückschnitt der alten Blüten
fördert die Dauerblüte; Winterschutz
erforderlich bzw. frostfrei kühle, aber
helle Überwinterung
Vermehren: durch Kopfstecklinge von
April – Mai
Ernten & Verwenden: wie den Echten
Lavendel
Wissenswertes: Wahrscheinlich handelt
es sich beim Zimmerlavendel um eine
Naturhybride aus Lavandula dentata ✕
Lavandula angustifolia, die in Frankreich
oder Italien entstanden ist.
171
L
KRÄUTER
für jeden Geschmack
Kräuter sind in ihrer sinnlichen Vielfalt kaum zu übertreffen. Unser Kräuter­
experte Engelbert Kötter zeigt, wie Sie Kräuter dekorativ im Garten
einsetzen und vielfältig nutzen können. Über 600 Beschreibungen
von Küchen­, Wild­, Genuss­ und Duftkräutern geben Ihnen einen
Überblick über das aktuelle Sortiment.
• Würzig und schmackhaft: Versuchen Sie neben den Klassikern auch
neue Geschmacksrichtungen aus dem exotischen Kräutergarten!
•
Duftend und vitalisierend: Lassen Sie sich von den unbegrenzten
Duftnuancen verführen. Manche Kräuter eignen sich auch zum Räuchern.
•
Wohltuend und sinnlich: Verwöhnen Sie sich mit selbst gemachten
Cremes, Bädern und Kräutertees aus dem eigenen Garten.
WG 421 Garten
ISBN 978-3-8338-4491-1
€ 19,99 [D]
€ 20,60 [A]
www.gu.de
Herunterladen