ENGELBERT KÖTTER KRÄUTER für jeden Geschmack Über 600 Küchen-, Heil- und Wildkräuter für jeden Standort KOLUMNE LINKS 4 Kolumne rechts Inhalt KRÄUTERGARTENPRAXIS – EINMAL QUERBEET . . . . . . . . . . . . . 6 Küchenkraut trifft Butter, Senf und Mayonnaise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Die neue Lust auf Kräutersinnlichkeit . . . . . . 8 Was macht man eigentlich mit …? . . . . . . 56 Kräutervielfalt im Überblick . . . . . . . . . . . . . 10 Lust auf essbare Blüten? . . . . . . . . . . . . . . . 60 Kräuter – im Garten ganz groß . . . . . . . . . . . 12 Köstliche Keimlinge, ganzjährig griffbereit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Kräuter in Töpfen und Kübeln . . . . . . . . . . . 14 Gärten mit Kräutern noch schöner gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Kräuter sicher kultivieren – ihr Boden, ihr Dünger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Richtig wässern – so geht’s am einfachsten . . 24 Kräuter-Kaltgetränke – nicht nur zur Sommerzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Genusstees – Sinnliches für stille Stunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Wohltuende Heiltees als Hausmittel . . . . . 68 Wenn Düfte durch die Räume streichen . . 70 Kräuter schneiden – so machen Sie es richtig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Genießen Sie anders als die anderen! . . . . 72 Kräuterschädlinge und -krankheiten . . . . . . 30 Wonne in der Wanne – Wohlfühlen im Kräuterbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Schäden durch klassische Pflegefehler . . . . . 32 Nachwuchs im Kräutergarten – so gelingt’s . . 34 Kräuter gut geschützt durch den Winter bringen . . . . . . . . . . . . . . . 38 Früchte der Arbeit – ab in die Küche! . . . . . 40 KRÄUTERVIELFALT TRIFFT SINNLICHKEIT . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kräuterkosmetik – natürlich gartenfrisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 PORTRÄTS ........................ 78 So sollten Sie die Kräuterporträts lesen . . . 80 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 42 Pflanzenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 Einladung zu eigenen Erfahrungen . . . . . . 44 Bezugsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 Küchenkräuter konservieren . . . . . . . . . . . 46 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286 Kräuter – im Mix noch mundender . . . . . 50 Bildnachweis und Impressum . . . . . . . . . 288 5 Kräutergartenpraxis – einmal querbeet Gewinnen Sie einen Überblick über die Faszination Kräutergarten und seine jahrhundertealte, die Menschheit begleitende Geschichte. Erfahren Sie Details rund um die Kräutergartenpraxis: Was macht Pflanzenqualität im Einkauf aus, und wie gelingt der gekonnte Umgang mit dem Kraut – von der Vermehrung bis zur Ernte und Küchenvorbereitung ? Hegen und pflegen Sie Ihre Kräuterlieblinge im Garten ebenso wie in Kübeln und Töpfen, und wählen Sie diejenige Gestaltung eines Kräutergartens, die zu Ihnen persönlich passt. KRÄUTERGARTENPRAXIS – EINMAL QUERBEET Kräuter in Töpfen und Kübeln Es muss nicht immer das Gartenbeet sein! Nutzen Sie die neue Gestaltungsfreiheit, die Ihnen Kräutervielfalt und clevere Pflanzgefäßtechnik bieten! 1 2 | 1 | Innen auf die Fensterbank passen in der hellen Jahreszeit am besten die Kräuter, die für den kurzfristigen Verzehr gedacht sind. | 2 | Im Winter lassen sich Kräuter (hier Schnittlauch) antreiben. 14 In Kästen, Kübeln und Töpfe gepflanzt sehen Kräuter nicht nur nett aus, sie verbreiten auch ein ganz eigenes, je nach Pflanzenauswahl nahezu mediterranes oder auch tropisches Sommergartenflair. Außerdem kann man die Kräuter im mo bilen Garten leicht bewegen und verräumen. Nicht zuletzt lassen sich mit ihne n, je na ch Jahreszeit und Bepflanzung, schnell und e infach immer neue Gartenräume untergliedern, Sitznischen schaffen, Perspektiven verändern. Auch Kräuteretageren oder Wandhalterungen sind g eeignet, um Kräuter in Töpfen aufzunehmen. Kurzum: Kübelgärten mit K räutern sind etwas für Kreative. Töpfe konkurrieren mit dem Beet auch noch in e inem weiteren, sehr praktischen Punkt: Sämtliche nicht frostfesten Kräuter, die zum Überwintern ins Haus geholt werden müssen, sind in e inem Pflanzgefäß besser aufgehoben. So braucht man sie im H erbst nicht erst aus dem gewachsenen Boden auszugraben. Damit der Kräuterkübelgarten gelingt und Spaß macht, müssen Sie im Wesentlichen zwei Punkte beachten: die Ansprüche der Pflanzen und die d es Pflanzenfreunds. Die Kräuter wollen, entsprechend ihren Bedürfnissen, mit der richtigen Erde sowie mit ausr eichend Wasser, Licht und Nähr stoffen versorgt sein. Der Pflanzenfreund wiederum hätte es gern pflegeleicht. Es sei denn, Sie finden Erholung bei ständigem Hantieren an Ihr en getopften Pflanzenschätzen. Kräuter in Haus und Wintergarten Kräuter in Töp fen sind ab er nicht nur ein saisonales Sommerthema im Freien. Sie finden sich auch in Haus und Wintergarten wieder. Im Kalten Wintergarten, der auch Frost abbekommt, sind me diterrane Kräuter wie Rosmarin und Salbei, aber auch Asiaten wie der Chinesische Surenbaum oder Besonderheiten wie der Strand-Dreizack gut aufgehoben. Diese stehen dort in g eschützter Winterruhe, Sie ersparen sich das E inwintern der empfindlicheren Pflanzen mithilfe von Vlies oder Reisig und müssen auch keine Bedenken haben, dass die Kräuter durch Regen und Schnee übernässt werden. Der Temperierte Wintergarten mit seinen kühlen, aber frostfreien Überwinterungstemperaturen ist e in geeigneter Platz für K räuter wie die La ckZistrose, die K afir-Limette oder die Zitronenmyrte. Der Warme Wohnwintergarten, der auch im Winter um 20 °C war m gefahren wird, ist für T ropenpflanzen geeignet, die k eine winterliche Ruhephase benötigen, so z. B. Malventee oder Hoodia. Die genannten Pflanzen können Sie entweder ganzjährig im entsprechenden Wintergartentyp halten oder sie sommertags ins Freie räumen. Aussäen im Winter? Der Wintergarten ist oft auch ein geeigneter Ort, um K räuter aus S amen zu Kräuter in Töpfen und Kübeln ziehen, sei es als Anzucht für die Weiterkultur oder zum Verzehr (Vermehrung, → Seiten 34–37). Für den Verzehr ergibt die im Winterhalbjahr so beliebte Aussaat von Klassikern wie Schnittlauch oder Petersilie im Haus allerdings kaum Sinn. Petersilie etwa braucht allein schon drei Wochen bis zur K eimung, wächst dann auf grund des Tageslichtmangels in der dunklen Jahreszeit nur minimal und entwickelt zudem nur wenig Aroma, verglichen mit ihr er Sommerleistung. Kaufen Sie sie also im Winter besser frisch im Supermarkt. Weitaus lohnender ist es da, auf die vielfältige Würzkraft von Keimlingen und Sprossen zu se tzen, die b ereits binnen weniger Tage nach der Aussaat erntefähig sind (→ Seite 62/63). Antreiben von Kräutern Wo das Aussäen von Kräutern in Töpfen zu langw ierig oder ungeeignet ist, können Sie einige Kräuter stattdessen antreiben. Der Unterschied besteht darin, dass die aus gesäte Pflanze sich zunächst aus d en Reservestoffen des kleinen Saatkorns entwickeln muss. Und unter Lichtmangel gelingt ihr das nur sehr langsam. Angetriebene Pflanzen hingegen können ihre Kraft aus den Speicherstoffen der Wurzeln generieren und sind damit schneller im Wachstum INFO Kräutertöpfe mit erntefertigen Pflanzen gibt es in Gartencentern oder sogar im Supermarkt nahezu ganzjährig zu kaufen. Beliebter Standort daheim: die Küche, am Fenster. Verzehren Sie solche Kräuter jedoch sehr bald, weil die Lichtmengen im Haus meist bei Weitem nicht ausreichen, damit sich die Pflanzen gesund und normal weiterentwickeln könnten. Das gilt insbesondere für die lichtarme Zeit von Oktober bis März. als Sämlinge. Halbwegs genügend Licht, dazu noch Feuchtigkeit und Wärme reichen dann als M otor für eine baldige Kräuterernte dann v ollkommen aus. Zum Antreiben gut geeignet sind die Zwiebeln von Schnittlauch und Winterheckenzwiebeln sowie, nach dem ersten kräftigen Frost, die Wurzeln von Liebstöckel, Minze, Schnittsellerie, Wurzelpetersilie und Zitronenmelisse. Die richtige Topfgröße Damit Ihre Topfkräuter zu üp pigen Pflanzen heranwachsen, müssen ihre Wurzeln ausreichend Raum zur Entfaltung haben. Es reicht gewöhnlich nicht aus, die Pflanzen in dem Topf zu belassen, in dem Sie sie erstanden haben. Das in der Regel sehr kleine Erdvolumen des Verkaufstopfs ist v om Gärtner so g ewählt, dass die Pflanz e auf dem Weg in Ihren Garten hinlänglich versorgt ist. Dort angekommen, muss sie ab er in größere Gefäße oder gar das B eet ge- In ein Gefäß gesetzt, findet sich überall am Haus schnell noch ein attraktiver Platz für ein Gartenkraut mehr … setzt werden, um gesund weiterwachsen zu können. Der Verkaufs- bzw. Transporttopf ist ausdrücklich nicht dazu da, über lange Zeit ausreichend Wasser und Nährstoffe aufzunehmen bzw. den Wurzeln den nötigen Platz zu g eben. Das gilt nicht nur für e in 9-cm-Töpfchen, auch die oft verwendeten 15-cmoder 19-cm-Töpfe haben ein nur kleines Erdvolumen von lediglich etwa 1,5– 2,5 l. Für kle inere Kräuter sollten Sie mindestens gut 3–5 l Erdvolumen (22er Topf bzw. -Container und größer) vorsehen, um sie darin zwei, drei Jahre lang wachsen zu lassen. Für einen Salbei sollte es sc hon ein 5- b is 7,5-l-Container sein, für Mischpflanzungen 10–15 l und mehr. Für eine Kombination von, sagen wir, Zitronenverbene, Süßblatt und Ananassalbei ist gut und gern ein 25-lContainer angemessen. 15 KRÄUTERGARTENPRAXIS – EINMAL QUERBEET Gärten mit Kräutern noch schöner gestalten Kräuter sind nicht allein in der Küche nützlich, es sind auch attraktive Pflanzen, mit denen sich ein Garten interessant gestalten lässt. Betrachtet man die N utzkräuter botanisch, nämlich als Einjährige, Zweijährige, Stauden oder Sträucher, dann unterliegen diese Pflanz entypen den gleichen Gestaltungsgrundsätzen im Garten wie auch die Zierpflanzen. Zweifel18 los kann ein Buch dieses Umfangs nicht alle Finessen der Gartengestaltung behandeln. Einige konkrete Anregungen aber, wie Sie Ihre Kräuter auf attraktive Weise in Szene setzen können, seien im Folgenden dennoch gegeben. Zuvor jedoch ein wenig Grundsätzliches: bereich nahekommt (→ Seite 12/13). Beachten Sie die Wuchsstärke und Höhe bei der Wahl der Nachbarschaft und ferner, ob die Pflanz e horstig wächst oder sich ausbreitet, damit sie weder andere Pflanzen überwächst noch selbst überwachsen wird. Kräuter sollen sich im Garten wohlfühlen Harmonische Pflanzenkombinationen im Beet Selbstverständlich sind die K räuter immer so zu v erwenden, dass der Gartenstandort ihrem natürlichen Lebens- Nicht allein botanische Gesichtspunkte, auch optische Kriterien wollen beachtet sein, soll das Gar tenbeet in se iner Gärten mit Kräutern noch schöner gestalten Silbriges Currykraut, dunkelgrüner Rosmarin, duftende Agastachen – wenn Kräuter Kräuter rahmen, dann wachsen sie, wie hier, als Hecke. Gesamtheit einen ansprechenden, harmonischen Eindruck machen. Wuchshöhen Kombinieren Sie die Pflanz en stets so, dass benachbarte Wuchshöhen im Beetverlauf von vorne nach hinten, aber auch von links na ch rechts ein wellenförmiges, harmonisches Beetbild ergeben – ohne „Täler“ durch zu kleine Pflanzen oder „Berge“ durch unproportional hohe Pflanzen. Riesen wie Engelwurz, Liebstöckel oder Stockrose gehören in d en Hintergrund oder sollten langsam mit höher werdenden Stauden „angesteuert“ werden, wenn sie als buchstäblicher Höhepunkt in die B eetmitte sollen. Farbharmonien Beachten Sie, wann im J ahr die jeweiligen Pflanzen am schönsten sind. Dabei gilt: Frühes nach hinten, damit es, wenn es seine Attraktivität verloren hat, vom Späteren kaschiert wird. Was Blatt- und B lütenfarben betrifft, erreichen Sie beruhigende Pflanzbilder durch Farbdreiklänge (z. B. Gelb – Rot – Blau), durch alle Ton-in-Ton-Gestaltungen bis hin zum P otpourri der Pastellfarben, kombiniert mit Silbriglaubigem. Lebhaft wirken Bepflanzungen hingegen, wenn sie Kontraste miteinander verknüpfen, z. B. Helles mit D unklem, Aktives (Rotblühendes, Rotlaubiges) mit Passivem (Grünlaubiges), Kaltes (Farbe Blau) mit Warmem (Farbe Orange), Leichtes (Gelbes, Hellblaues) mit Schwerem (Orangefarbenes, Dunkelblaues). Interessant auch das Spie l von Nähe und F erne: Rotes holt das Beet ans Auge heran, Blaues entfernt es vom Auge – gu t zu w issen, um kle ine Gärten mit B lau größer und w eitläufiger, große Gärten hingegen mit R ot kompakter wirken zu lassen. Grün darf nicht fehlen Und last, but not least: Verwenden Sie, wo immer möglich, auch im K räuterbeet Immergrünes wie z. B. Bergbohnenkraut, Kaskadenthymian und R osmarin. Ihr G rün suchendes Auge wird im Winter dankbar dafür sein. 1 Kreativ mit Kräutern Ein mit K räutern außergewöhnlich gestalteter Garten muss gar nicht groß sein. Wichtiger ist große Kräuterbegeisterung und ein Gefühl für die optische Einbindung einer Pflanze in das Gesamtensemble Ihres Gartens. Wem also ordentliche Namensschildchen in einem herkömmlichen Kräuterbeet oder eine klassische Kräuterspirale nicht spannend genug sind, findet im Folgenden geeignete Anregungen zu ganz neuen Kräutergartenideen. Duftweg Entschleunigen Sie Ihre Gartenwege – rahmen Sie sie mit K räuter-Dufterlebnissen, die zum Verweilen einladen. Interessante, dafür geeignete Blütendufter sind außer dem Klassiker Lavendel auch z. B. Lavendel-Agastache oder Schokoladenblume. Überwältigend sind N achtdufter wie Jaborose, Mondviole, Nachthyazinthe, Nachtphlox und N achtviole. Im Porträtteil (→ ab Seite 78) finden Sie Duftpflanzen ausdrücklich als solche gekennzeichnet. Liegeplatz Wäre es nicht entspannend, sich in eine sonnige Gartenecke zu b egeben, um sich dort an einem duftbetörenden Lie- 2 | 1 | Gehen Sie neue Wege in der Gartengestaltung: Auf einem Duftweg begleiten Sie Kräuteraromen auf Schritt und Tritt. | 2 | Mischen ist möglich: Nutzen Sie Kräuterschönheit im Kontext mit anderweitigem Blatt- und Blütenschmuck. geplatz auf und neben Kräutern wiederzufinden? Betten Sie sich auf einem Beet mit Römischer Kamille oder Thymian (gut geeignet ist Kaskadenthymian), umrahmt von Wohlduftender Eberraute, Basilikum, Kleiner Bergminze, Hadriansminze und echten Minzen. Kräuterhecke Hecken geben dem Garten Struktur, trennen Wegfläche von Beetfläche und weisen einzelnen Gartenpartien ihre Reviere zu. Sie sind nicht nur dekoratives Beiwerk, sondern selbst ein Schmuckstück, wenn ihr Wuchs, ihre 19 KRÄUTERGARTENPRAXIS – EINMAL QUERBEET Früchte der Arbeit – ab in die Küche! Die Ernte ist Lohn für geleistete Arbeit im Kräutergarten. Und sie ist Vorfreude auf den jetzt anstehenden Kräutergenuss – nicht allein in der Küche. Bestimmungsmäßig sollen Ihre liebevoll herangezogenen Kräuter nicht nur das Herz des Gärtners erfreuen, sondern auch irgendwann zur Gaume nfreude werden. Es g eht also an die Ernte! 40 Der richtige Erntezeitpunkt Der beste Erntezeitpunkt ist so unt erschiedlich wie die Pflanz en selbst es sind. Er hängt in e rster Linie davon ab, welche Teile Sie von welchen Kräutern ernten wollen. Blätter, Triebe oder Kr aut von Einjährigen und Staud en können Sie bereits ab dem Erstarken der jeweiligen Pflanzen ernten, so z. B. von Basilikum, Currykraut, Petersilie, Schnittlauch, Schnittknoblauch oder Vietnamesi- schem Koriander ab gu t einer Handbreite Wuchshöhe der Jungpflanzen. Bei einigen von ihnen ist d er optimale Erntezeitpunkt mit dem Knospenschieben gekommen, so b ei Minzen und Melissen, Beifuß und Est ragon. In diesem Stadium stehen die Kräuter im besten Aroma und sol lten dann auc h geschnitten werden, um sie zug leich zu frischem Austrieb anzuregen. Bester Schnittzeitpunkt für al l diese Kräuter ist d er zeitige Morgen, nach dem Abtrocknen des Taus und bei trockenem Wetter. Früchte der Arbeit – ab in die Küche! Vom vielseitigen Dill können Sie nicht nur die Blätter, sondern ebenso die Blüten, Samenansätze und Samen verwenden. Bei (Halb-)Sträuchern und Gehölzen ist die Erntezeit dann gekommen, wenn die Pflanze eine Größe erreicht hat, bei der ihr das Abnehmen von Blättern und Trieben nicht wirklich schadet. Blühende krautige wie auch verholzende Kräuter, z. B. Borretsch, Bohnenkraut, Rosmarin, Salbei oder Thymian, können Sie samt den Blüten nutzen, sei es zum Dekorieren oder zum Kochen. Wenn Sie Kräuterblüten ernten, achten Sie darauf, dass in den Blüten oder Kelchen Blattläuse sitzen könnten. Speziell Kapuzinerkresse ist hierfür anfällig. Immergrüne Kräuter wie Bergbohnenkraut, Currykraut, Heiligenkraut, Rosmarin, Salbei, Thymian können Sie grundsätzlich (aber mit w eniger Aroma) auch im Winterhalbjahr beernten. Die Samen von Anis, Dill, Fenchel, Koriander oder Kümmel ernten Sie dann, wenn die grünen Dolden gelblich werden – früh g enug, damit die S amen bei der Ernte nicht überreif von den Samenständen rieseln. Trocknen Sie die Samenstände an einem halbschattigluftigen Ort nach und t rennen Sie sie schließlich von den Samen. Wurzeln (z. B. Baldrianwurzeln, Meerrettich oder Wurzelpetersilie) ernten Sie mit oder nach dem Einziehen des Laubs im Spätherbst. Das Gle iche gilt für Kräuterwurzeln zum Antreiben, etwa Liebstöckel, Pfefferminze oder Schnittlauch, die Sie nach der Ernte aber frostfrei einschlagen oder topfen und b is zum Antreiben kühl stellen. Kräuter – so frisch wie möglich Im Garten ernten und g leich in d er Küche verwenden – frischer und besser geht es nicht. Und was ist mit Topfkräutern aus dem Lebensmittelhandel? Tatsächlich lässt deren Frische sehr schnell nach, wenn Sie die Pflanz en in ihr en Töpfen nicht hellstmöglich aufstellen und ihnen zusammen mit d em Gießwasser auch leichte Düngergaben geben (die halbe vom Hersteller auf der Flasche angegebene Düngermenge). Andernfalls können solche Topfkräuter nur noch wenige Aromastoffe bilden oder welken gar vor sich hin. 1 Abgeschnittene Kräuter aufbewahren Aus dem Kräutergarten zu viel geerntete Frischware wie Dillstängel, Petersilienblätter oder Schnittlauchröhrchen stellen Sie zum F rischhalten nur dann in ein Glas Wasser, wenn Sie sie in d en nächsten Stunden verwenden werden. Besser und üb er einen Zeitraum von mehreren Tagen auf jeden Fall notwendig ist es, sie t rocken im Ge müsefach des Kühlschranks aufzubewahren, bestenfalls in b efeuchtetes Küchenkrepp eingewickelt. Heruntergekühlt verlangsamen die Kräuter nämlich ihren Stoffwechsel, d. h., sie welken langsamer und bauen Inhaltsstoffe langsamer ab. Bei einer Aufbewahrung im Tageslicht und im Wasserglas läuft der Stoffwechsel weiter, ohne dass die Wurzeln noch Nahrungsnachschub liefern könnten, d. h., die Pflanz engewebe verlieren rasch an Qualität und Frische. Überdies entwickeln sich im Aufbewahrungswasser der Kräuter wie im Blumenwasser in der Vase sehr bald Bakterien – eine unappetitliche Vorstellung. Die einfachste Möglichkeit, überschüssige Kräuter mit mög lichst geringem Qualitätsverlust aufzubewahren, ist, sie wann immer möglich zu fr osten oder ihr Aroma in Essig oder Öl einzufangen (→ Seite 46–49). 2 3 | 1 | Oft braucht man für eine Rezeptur in der Kräuterküche nur wenige Blätter, wie hier vom Lorbeer, weil diese sehr würzstark sind. | 2 | Kräuter, von denen Sie ganze Zweige ernten, können Sie durch geeignete Auswahl der abgeschnittenen Triebe zugleich in Form schneiden. | 3 | Weichkrautige Küchenkräuter können Sie statt mit der kleinen Garten-Kräuterschere auch einfach mit der Küchenschere beernten. 41 A PORTRÄTS Agastache aurantiaca Agastache cana Agastache foeniculum Orangeblütige Agastache Kaugummipflanze, Moskitopflanze Duftnessel, Anis-Ysop Agastache aurantiaca Agastache cana Agastache foeniculum (= Agastache anisata) VERWENDUNG: Küche, Wellness ERNTEGUT: Blätter, Blüten VERWENDUNG: Küche, Wellness ERNTEGUT: Blätter, Blüten VERWENDUNG: Küche, Wellness ERNTEGUT: Blätter, Blüten 10 Diese Agastache fällt aus dem Rahmen der sonst bei dieser Gattung der Lippenblütler (Lamiaceae) üblichen Rottöne: Sie blüht in kräftigem Orange. Zudem wächst sie ausladender, als es bei den meisten ihrer Verwandten der Fall ist. Blätter: lanzettlich, Blattrand gesägt; minzeartiges Aroma Blüten: ähriger, lockerer Blütenstand mit orangefarbenen Lippenblüten; August – Oktober Wuchs: horstartig, aber ausladend wachsende Staude; 50 cm hoch Standort: durchlässige Beetböden in sonniger Lage, für bindige Böden gar nicht geeignet, reagiert sehr sensibel auf Staunässe; gut in Topfkultur zu ziehen, dabei aber unbedingt für guten Wasserabzug sorgen, Substrat zu einem Drittel mit gebrochenem Blähton mischen Pflegen: Winterschutz erforderlich; Rückschnitt im Frühjahr Vermehren: vorkultivieren in AussaatTrays bei 20 °C, nach dem Frost ins Freie setzen; wahlweise Sommerstecklinge Ernten & Verwenden: Blätter zum Würzen von Süßspeisen wie auch fruchtigen Obstsalaten; Einzelblüten zur Speisendekoration; Blätter und Blüten für aromatische Tees Wissenswertes: Die Orangeblütige Agastache kann auch als Einjährige gezogen werden, weil sie bei frühzeitiger Aussaat meist schon im selben Jahr blüht. 86 10 Diese niedrig wachsende, leicht verholzende Agastachenart, ein Vertreter der Lippenblütler (Lamiaceae), stammt aus dem trockenen Süden der USA und aus Mexiko. An einem ihm zusagenden Standort kann sich der Halbstrauch auch bei uns langlebig entwickeln. Blätter: herzförmig, kurz gestielt, an vierkantigen Stängeln Blüten: Blütenstand mit lockeren Ähren, Einzelblüten magentarot; Juni – August Wuchs: mehr breit als hoch, Höhe bis 40 cm; Triebe teilweise verholzend Standort: durchlässige Beetböden in sonniger Lage; bei Kübelkultur für guten Wasserabzug sorgen und Substrat 2:1 mit gebrochenem Blähton mischen Pflegen: Winterschutz erforderlich; Rückschnitt im Frühjahr; vor Staunässe schützen Vermehren: vorkultivieren in AussaatTrays bei 20 °C, nach dem Frost ins Freie setzen; wahlweise auch durch Sommerstecklinge Ernten & Verwenden: Das Aroma der Pflanze liegt irgendwo zwischen würzigem Orangenduft und der für Agastachen typischen Anisnote. Blätter für Tees, Blüten zum Würzen von Obstsalaten; Duftsträuße zur Mückenabwehr Wissenswertes: Während die duftenden Blüten ein Magnet für bestäubende Insekten sind, fliehen Mücken vor dem Duft dieser Pflanze. 10 Die botanischen Namen anisata oder foeniculum dieser aus den nördlichen USA und Kanada stammenden Staude aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) weisen auf den Duft der Blätter nach Anis und Fenchel hin. Manche fühlen sich auch an das Aroma von Lakritz erinnert. Blätter: herzförmig-oval, gepunktet, Unterseite heller; violetter Austrieb Blüten: Blütenstand mit dichter Ähre, 10 cm lang, Einzelblüten helllila; Juni – August Wuchs: horstig aufrecht, 80 cm hoch, 50 cm breit Standort: durchlässige, nährstoffreiche Beetböden in sonniger Lage; bei Kübelkultur für guten Wasserabzug sorgen (Blähton-Dränage) Pflegen: in rauen Lagen Winterschutz günstig; Rückschnitt im Frühjahr Vermehren: vorkultivieren in AussaatTrays bei 20 °C, nach dem Frost ins Freie setzen; auch durch Sommerstecklinge Ernten & Verwenden: Blüten zum Würzen von Obstsalaten; Blätter als Tee und zum Aromatisieren von Essigen Arten/Sorten: Agastache rugosa ✕ foeniculum 'Blue Fortune', Hybride aus Agastache rugosa ✕ Agastache foeniculum, bis 1 m hoch, Blütenstand bis 20 cm lang, Blüten purpurblauviolett, besonders lang blühend (Juli – September) A Porträts Agastache mexicana Agastache rugosa var. albiflora Lemon-Ysop Weiße Koreanische Minze Agastache mexicana Agastache rugosa var. albiflora VERWENDUNG: Küche, Wellness ERNTEGUT: Blätter, Blüten VERWENDUNG: Küche, Wellness ERNTEGUT: Blätter, Blüten Die hochwüchsige, aus Mexiko stammende Staude aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) ist ein Allrounder in Sachen Blütenpracht, Duft und Verwendung in der Küche. Blätter: oval-lanzettlich, Rand gesägt Blüten: ähriger Blütenstand mit karminroten bis magentaroten Lippenblüten; Juli – Oktober Wuchs: horstartig; 80–100 cm hoch Standort: durchlässige Beetböden in sonniger Lage; gute, frische Erde Pflegen: kurzlebige Pflanze, sofern nicht durch Teilung verjüngt; Winterschutz erforderlich; Rückschnitt im Frühjahr Vermehren: bei 20 °C in Aussaat-Trays vorkultivieren, nach dem Frost ins Freie setzen; auch durch Stecklinge Ernten & Verwenden: Das Aroma der Blätter erinnert an Anis bzw. das Anisaroma des Estragons. Sie werden daher in der Küche ähnlich dem Estragon verwendet. In Südamerika gibt man sie der Salsa, aber auch Salaten bei. Arten/Sorten: 'Ayala', aufrechte Horste bildend; winterhart, gut ausdauernd, Dauerblüher; Kreuzung aus A. mexicana ✕ A. foeniculum; eher Minzearoma 'Toronjil Morado'‚ Blüte purpurn, Selektion mit rein zitronigem Aroma, ohne Anisnote; für Süßspeisen, Obst- und Fischgerichte, Tees; besonders empfehlenswert Diese weiße Spielart der Koreanischen Minze erweitert das Gestaltungsspektrum mit Agastachen im Kräuter- und Staudenbeet. Gärtnerisch bestechend ist vor allem, dass die üppige Staude aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) dort nicht wie die echten Minzen lästig wird. Während sich die Minzen über Rhizome hemmungslos wuchernd ausbreiten, wächst die Koreanische Minze horstig. Blätter: 5–10 cm, meist 8 cm lang, vom ca. 2 cm breiten Blattgrund her spitz zulaufend; leicht runzelig (vgl. botanischen Namen rugosa = runzelig); Blattrand gesägt; Blattunterseite heller als Oberseite, leicht klebrig Blüten: weiß; kurze Lippenblüten in dichtem, ährigem, 10–15 cm langem Blütenstand; Juli – September Wuchs: horstig aufrecht; 80–100 cm hoch und 70 cm breit; durch die verzweigten Stiele etwas buschiger als andere hoch wachsende Agastachen Standort: sonnig; gut dränierte, humose Böden; nicht zu trocken. Diese weiß blühende Varietät ist winterhärter als die Art selbst. Pflegen: Pflanze ist anspruchslos, robust und daher pflegeleicht; versamt sich leicht; wo dies unerwünscht ist, die reifenden Fruchtstände frühzeitig von der Pflanze abnehmen; bei uns gut winterhart Agastache rugosa Vermehren: durch Aussaat; rechtzeitig vermehren, da ziemlich kurzlebig Ernten & Verwenden: Die aromatischen Blätter dienen in der Küche als ein Ersatz für Minze, und zwar in der ganzen Verwendungsbandbreite. Zudem weisen sie ein leichtes Beiaroma von Anis auf. Wegen dieser Verbindung beider Aromen wird die Koreanische Minze speziell als Teepflanze mit apartem Geschmack gelobt. Die Blätter sind zum Trocknen gut geeignet. Die Blüten machen sich gut als Speisendekoration. Arten/Sorten: Agastache rugosa (Koreanische Minze), kurze Blüten in dichtem, ährigem Blütenstand; blauviolett mit dunklen Blütenkelchen; besonders starkwüchsig und hoch, bis 1,20 m 'Heronswood Strain', 60 cm hoch, graziler als die Art, lange Blütezeit, Juli – September, lavendelblaue Blüten mit kontrastierenden Blütenkelchen 'Korean Zest', 80 cm hoch, 30 cm breit, buschiger als die Art, Blüten azurblau, Juni – September, auch aus Saatgut vermehrbar 'Red Fortune', um 70 cm, Blüte leuchtend rot, sukzessiver Dauerblüher von Juli – September, Winterschutz! 'Serpentine', wie die Art, aber bis 1,80 m hoch Wissenswertes: In der asiatischen Heilkunst wird die Koreanische Minze appetitanregend, antibakteriell, krampflösend und fiebersenkend eingesetzt. Ihre zierenden Samenstände sind für die Verwendung in der Floristik sehr gut geeignet. 87 B PORTRÄTS Brassica juncea Brassica nigra Senfkohl, Rutenkohl, Sarepta-Senf, Brauner Senf Schwarzer Senf Brassica juncea Brassica nigra VERWENDUNG: Küche ERNTEGUT: Blätter, Samen VERWENDUNG: Küche, Heilpflanze ERNTEGUT: Blätter, Samen 5 Dieser einjährig wachsende Kreuzblütler (Brassicaceae) ist seit über 3000 Jahren als Gewürz und Heilmittel aus dem alten China bekannt. Er ist einst entstanden aus Feldkohl (→ Seite 117) und Schwarzem Senf (→ rechts). Blätter: ungeteilt, sehr groß, kurz gestielt, an Kohl erinnernd; dunkelgrün Blüten: bis 2 cm Durchmesser; 4 gelbe Blütenblätter, in dichten endständigen Trauben; Juni – September; Schoten enthalten bis zu 20 bräunliche Samen Wuchs: einjährig; bis 1,50 m Höhe; rosettig, dann mit hohem Blütenstand Standort: bevorzugt milde, pH-neutrale Lehmböden Pflegen: Kompostdüngung zur Aussaat; bei Bedarf aufkalken Vermehren: durch Aussaat, für Keimsprossen (→ Seite 62/63) ganzjährig in Schalen, für Gemüse- und Ölsaatanbau von April – Mai Ernten & Verwenden: frische Senfkohlblätter für Salate und asiatische Gemüsegerichte; Senfmehl aus Senfsamen zur Herstellung von scharfen Senfsoßen Arten/Sorten: zahlreiche Sorten für Saatproduktion oder als Gemüsepflanze ssp. tsatsai, mit verdicktem Sproß, für die indische und chinesische Küche Wissenswertes: Die medizinische Wirkung von Senf wird durch Senföle hervorgerufen, die hautreizend, durchblutungsfördernd und antimikrobiell wirken. 118 5 Der im Handel überall als Senfkörner angebotene Senf stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und Vorderasien und gehört zu den Kreuzblütlern (Brassicaceae). Sein Name verweist auf die im Gegensatz zum Weißen Senf (Sinapis alba, → Seite 246) dunklen Samenkörner. Der verbreitete Verzehr von Senf zu deftigen Speisen beruht nicht allein auf deren geschmacklicher Bereicherung, sondern auch darauf, dass Senf die Verdauung vor allem fetter Speisen fördert. Blätter: obere Blätter länglich-eiförmig, ungleichmäßig gezähnt; untere Blätter ungleichmäßig gebuchtet und gezähnt Blüten: blassgelb, mit je 4 Blütenblättern; in traubigen Dolden am Ende des Stängels; Juni – September; sich daraus entwickelnde Schoten flach und schmal, bis 1–2 cm lang, mit einem typischen Schnabel bis 2,5 cm Länge Wuchs: einjährig; bis 1,20 m hoch, straff aufrecht, Stängel im oberen Drittel verzweigt Standort: alle gut mit Nährstoffen und Wasser versorgten Gartenböden, besonders Ton- oder Lehmböden; kalk- und feuchtigkeitsliebend Pflegen: gleichmäßig mit Stickstoff versorgen; Boden regelmäßig lockern Vermehren: Aussaat ab April, für eine regelmäßige Blatternte alle 3 Wochen nachsäen Ernten & Verwenden: Schwarzer Senf ist schärfer als Weißer. Die Samenernte erfolgt, wenn die Schoten zu vergilben beginnen. Die Samenstände dann luftig nachtrocknen und später die Samen ausdreschen. Junge, frische Blätter für Rohkostsalate nutzen, ihr Geschmack erinnert an Rucola, mit dem der Senf in Speisen gut korrespondiert. Die Blüten sind für Speisendekorationen und zum Mitessen geeignet; gemörserte Samen als Gewürz für warme und kalte Speisen; verleihen Joghurt-Salatmarinaden mehr Körper, für Senfsaucen und die Vinaigrette, für Gurken- und Fischmarinaden; dabei oft kombiniert mit Dillkraut oder Dillsamen; für volles Würzaroma beim Kochen die zerstoßenen Samen erst gegen Garzeitende zugeben und nicht mehr über ca. 60 °C erhitzen, um die Senföle nicht zu verkochen; als Heilpflanze gegen Brustfell- und Nervenentzündungen, dann meist als Senfwickel; dafür den gemahlenen Senf mit Wasser zu einem Teig rühren und, in eine Mulloder Leinenwindel gestrichen, auf die erkrankten, aber auch auf rheumatische Körperstellen auflegen Wissenswertes: Weltweit wird Schwarzer Senf für die Senfkornproduktion kommerziell angebaut. Das Kraut hat einen zusätzlichen Nutzwert als rasch keimende und frohwüchsige Gründüngungspflanze zur Verbesserung des Garten- oder auch Ackerbodens. Warnung: Der Genuss übermäßiger Mengen Speisesenf kann zu Magenschmerzen, Erbrechen oder Durchfall führen. Porträts Bulbine frutescens Bunias orientalis Bystropogon canariensis Stelzen-Bulbine Orientalisches Zuckerschötchen, Türkische Rauke Kanarische Strauchminze Bulbine frutescens Bunias orientalis Bystropogon canariensis VERWENDUNG: Wellness ERNTEGUT: Blätter VERWENDUNG: Küche ERNTEGUT: Blätter, Blüten, Triebe VERWENDUNG: Wellness ERNTEGUT: Blätter 5 Inoffiziell wird das Affodilgewächs (Asphodelaceae) aus Südafrika liebevoll „Wehwehchen-Pflanze“ genannt. Es ist eine Verwandte der Aloe vera und wird weitestgehend wie diese verwendet – blüht aber um Welten schöner! Blätter: zylindrisch und hohl; blaugrün Blüten: sternförmige Einzelblüten in Gelborangetönen; an ca. 20 cm langen, lockeren Trauben; Juni – September Wuchs: sukkulenter, staudenartig wachsender Strauch, bis 1 m hoch Standort: ganzjährig sehr sonnig und warm; gut im temperierten Wintergarten Pflegen: für guten Wasserabzug sorgen; in Kübeln gepflanzt, der Bulbine ein sehr mineralisches Substrat geben bzw. der Qualitätspflanzerde ca. 30 % gebrochenen Blähton beimengen Vermehren: Teilen größerer Pflanzen zum Vegetationsbeginn Ernten & Verwenden: Blätter pflücken und ausquetschen, Pflanzensaft direkt auf kleine Wunden oder Hautirritationen geben, z. B. bei Akne, Herpes, Insektenstichen, kleinen Verbrennungen, Schrammen, Sonnenbrand; auch generell zur Hautpflege Arten/Sorten: 'Hallmark', gelbblütige Sorte; aber weniger häufig anzutreffen Wissenswertes: Als etablierte, gut eingewurzelte Pflanze verträgt die Bulbine Fröste bis knapp unter den Gefrierpunkt. 10 Der Kreuzblütler (Brassicaceae) ist Wildkraut und Wildgemüse. Den Namen gaben ihm die vor der Reife süßlichen Schoten, die an Zuckererbsen erinnern. Blätter: Grundblätter an der Basis leicht fiederspaltig; Stängelblätter pfeilförmig bis lanzettlich Blüten: gelbe Kreuzblüten in traubigen Blütenständen; Mai – August; wachsen zu schief-eiförmigen oder unregelmäßig vierkantigen Schötchen aus Wuchs: 70–90 cm hohe Staude; Grundrosette mit beblätterten Stielen, aus deren Blattachseln Blütenstiele wachsen Standort: nicht zu nährstoffarme und zu trockene Gartenböden Pflegen: in rauen Lagen Winterschutz erforderlich oder, einfacher, Neuaussaat im nächsten Frühjahr Vermehren: Aussaat im März – April an Ort und Stelle; samt leicht selbst aus Ernten & Verwenden: Die würzig rettichscharfen Blätter um die Zeit des Austriebs im Frühjahr für Salate, zum Garnieren von Suppen oder für die Kräuterstulle verwenden. Für den Winterbedarf Wurzeln roden und wie Schnittlauch oder Minze antreiben. Blütenknospen kurz garen und wie Brokkoli genießen; reifende Schoten ähnlich Zuckererbsen Wissenswertes: Im Englischen heißt die Pflanze „Warty Cabbage“, Warziger Kohl. Das verweist auf die drüsig-warzigen Stiele der Blütenstände. Diese Strauchminze gehört, wie die Minze selbst, zu den Lippenblütlern (Lamiaceae). Am besten ist sie im Topf zu halten. Doch Achtung: Im geschlossenen Wintergarten riecht sie sommertags ziemlich aufdringlich. Blätter: elliptisch bis eiförmig, an den einjährigen Triebspitzen schmal-lanzettlich, am Rand gesägt; beiderseits behaart; an Minze erinnernd Blüten: klein und weiß, in dichten Doldentrauben am einjährigen Holz; Juni – August Wuchs: sparrig lockerer Strauch; am Naturstandort 2 m und größer werdend, dort um 1–1,50 m breit; bei uns als Kübelpflanze gehalten, erreicht sie meist nur gut 1 m Höhe Standort: in Kultur sonnig warm bis halbschattig stellen Pflegen: trocken und frostfrei überwintern bei Temperaturen nicht unter 5 °C Vermehren: über Sommerstecklinge Ernten & Verwenden: Blätter als Tee mit Minzegeschmack Wissenswertes: Auf den Kanarischen Inseln, also am Naturstandort, ist der Strauch ein typischer Vertreter der dortigen Lorbeerwaldgesellschaft und wird als eine endemische Art angesehen. Warnung: Die Pflanze ist nicht jedermanns Sache, da sie während ihrer Blüte im Sommer einen vergleichsweise penetranten Uringeruch verbreitet. 119 B L PORTRÄTS Lavandula angustifolia ssp. angustifolia Lavandula lanata Echter Lavendel Wolliger Lavendel, Silberblatt-Lavendel Lavandula angustifolia ssp. angustifolia Lavandula lanata VERWENDUNG: Küche, Wellness ERNTEGUT: Blätter, Blüten, Triebe 5 Mönche brachten den Lavendel im 11. Jahrhundert über die Alpen in die Klostergärten Nordeuropas. Von dort wurde er als Motten- und Milbenmittel sowie als Heilkraut gegen Blähungen und Zahnschmerzen in den Bauerngärten kultiviert. Heute wird Lavendelöl auch zur Beruhigung, Entspannung und Steigerung der Konzentration verwendet. Blätter: schmal-lanzettlich; gegenständig; graugrün, fein silbrig behaart Blüten: natürlicherweise blau, sortenabhängig auch hellblau, weiß oder rosa, zu endständigen Scheinähren zusammengefasst; Juli – August Wuchs: verzweigter Halbstrauch; bis 60 cm hoch, in milden Klimaten noch höher; Zweige straff aufrecht, im unteren Drittel verholzend; obere Zweige vierkantig, weich wollig behaart Standort: sonnig warm; mittelschwere bis sandig-kiesige, trockene Böden Pflegen: im Frühjahr Rückschnitt der spät blühenden Sorten; die früh blühenden Sorten im Sommer nach der Blüte schneiden Vermehren: Aussaat oder Stecklinge Ernten & Verwenden: die Blüten im Juli/August unmittelbar vor dem Aufblühen gemeinsam mit den Triebspitzen pflücken, frisch oder getrocknet verwenden; frische oder getrocknete Blätter und Blüten in Fischsuppe; in „Herbes fines“ („Kräuter der Provence“) als 170 Würze für typisch mediterrane Gerichte (Lamm, Kaninchen) und, zusammen mit Rosmarin und/oder Salbei, zerrieben für Kräuterbutter; in Plätzchen oder Kuchen; zur Körperpflege als entspannender Badezusatz; Blüten in Duftsträußen und Potpourris; getrocknete Zweige im Kleiderschrank vertreiben Motten. Heilpflanze gegen innere Unruhe, Reizmagen, Schlafstörungen, Balneotherapie gegen Kreislaufstörungen Arten/Sorten: 'Annelies Duftlavendel', 80 cm Höhe, typisch blaue Blüte, frischer Lavendelduft, stammt aus dem Balkan 'Blue Cushion', 30 cm hoch, Kissen bildend, leuchtend blaue Blüten 'Cecilia', 60 cm hoch, fast reine blaue Blütenfarbe, großlaubig 'Hidcote Blue', 40 cm hoch, kompakt, tiefblaue Blüten, stecklingsvermehrt 'Lady', 30 cm hoch, blüht im ersten Jahr, blau 'Miss Katherine', 75 cm hoch, kräftig rosa Blüte 'Munstead', 45 cm hoch, dunkelblau, sehr frühe Blüte 'Rêve de Jean-Claude', 70 cm hoch, feiner Duft, pastell-violette Blüte 'Rosea', 50 cm hoch, rosa Blüte 'Two Seasons'(= 'Irene Doyle'), 50 cm hoch, blaue Blüte im Juni und September – Oktober Lavandula angustifolia ssp. alba, weiße Blüte, sonst wie die Art Lavandula angustifolia ✕ intermedia (= L. a. ✕ latifolia, Provence-Lavendel), 50 cm Höhe, sehr hoher Gehalt an Lavendin-Öl VERWENDUNG: Küche, Wellness ERNTEGUT: Blüten, Triebe 10 Die wollig behaarten Blätter des Wolligen oder Silberblatt-Lavendels, der aus den südspanischen Gebirgen stammt, lassen ihn silbrig weiß belaubt erscheinen. Damit macht er sich ungemein dekorativ als Blattstrukturpflanze im Wintergarten, aber auch als blau blühende Duftpflanze im Sommer. Blätter: schmal-lanzettlich; vollständig mit wolligen, weißen Haaren überzogen Blüten: blauviolett; süßer Duft, mit Kampfernote; Juni – September Wuchs: immergrüner Halbstrauch bis 60 cm Höhe, kompakter Wuchs Standort: kalkhaltiger, gut dränierter Boden in der Sonne; Nässe unbedingt vermeiden Pflegen: Winterschutz erforderlich; am besten als Kübelpflanze kultivieren und frostfrei überwintern Vermehren: durch Aussaat oder aber Stecklinge Ernten & Verwenden: Blüten und blühende Triebe frisch oder getrocknet für Duftsträuße und Potpourris; für Kräutertee die Blütenstände kurz vor Blühbeginn ernten Arten/Sorten: 'Richard Grey', Sorte aus England, weniger nässeempfindlich, lange, tiefviolette Blüten mit hellblauen Kelchen Lavandula angustifolia ✕ lanata 'Silver Frost', 40 cm hoch, fast weiße Blätter, fruchtig süßer Duft Porträts Lavandula pinnata Lavandula stoechas ssp. stoechas Lavandula Kanarischer Lavendel Schopflavendel, Italienischer Lavendel Zimmerlavendel, Süßer Lavendel Lavandula pinnata Lavandula stoechas ssp. stoechas Lavandula ✕ heterophylla VERWENDUNG: Wellness ERNTEGUT: Blüten, Triebe VERWENDUNG: Küche, Wellness ERNTEGUT: Blüten, Triebe VERWENDUNG: Küche, Wellness ERNTEGUT: Blüten, Triebe 5 Der nach der Form seiner Blätter auch als Farnblättriger Lavendel bezeichnete Halbstrauch stammt von den Kanarischen Inseln und Madeira. Als Pflanze der Subtropen ist er bei uns nicht winterhart, sondern wird als Kübelpflanze verwendet. Als solche erweist er sich als überaus reichblütiger Dauerblüher. Blätter: farnartig gefiedert, bis 7 cm lang; kreuzgegenständig; meergrün, silbrig behaart Blüten: dunkellila, in dichten, endständigen Scheinähren; Juni – Oktober Wuchs: kompakter, an der Basis verholzender Halbstrauch, bis 60 cm Höhe; ganze Pflanze fein behaart Standort: warm; kalkfreier, gut dränierter Boden in voller Sonne Pflegen: im Kübel frostfrei und hell überwintern; im Frühjahr kräftig zurückschneiden Vermehren: durch Kopfstecklinge oder Aussaat Ernten & Verwenden: Blüten frisch oder getrocknet für Duftsträuße und Duftpotpourris; als pflegeleichte, trockentolerante Duftpflanze Arten/Sorten: 'Sidonie', in Australien gezüchtet, schnell wachsend, bis 60 cm Höhe, dunkelblaue Blüten Wissenswertes: Die dichten Blütenstände geben auch lange haltbare und obendrein stark duftende Schnittblumen ab. 5 Der Italienische Lavendel hat wohl die schönsten Blüten aller Lavendel! Sie erinnern mit ihren violetten Hochblättern an kleine Hasenohren oder Schmetterlinge. Die Art stammt aus Südeuropa und ist südlich bis zu den Kanarischen Inseln verbreitet. Sie ist nicht frosthart und wird bei uns üblicherweise als saisonale Sommerpflanze oder als Wintergartengewächs genutzt. Im Gegensatz zum Echten Lavendel duften ihre Blüten nach Kampfer. Blätter: nadelförmig; behaart; grün Blüten: violett bis purpurn; in dichten Scheinähren; mit endständigen Hochblättern; Juni – Oktober Wuchs: 30–100 cm hoher Halbstrauch, gut verzweigt, gedrungen, dicht belaubt Standort: gut dränierte, kalkfreie Erde in voller Sonne Pflegen: Überwinterung hell und frostfrei kühl Vermehren: durch Aussaat von Dezember – März Ernten & Verwenden: wie den Echten Lavendel Arten/Sorten: ssp. pedunculata, wild in Portugal und Spanien; lange Blütenstiele, Blüte von Juli bis September, bis 50 cm Höhe 'Hazel', leuchtend violettblau mit lange anhaftenden Hochblättern, bis 75 cm. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Sorten im Handel. ✕ heterophylla 10 Der Graue Zimmerlavendel, wie er auch genannt wird, ist mit seiner Wuchshöhe bis 1,20 m einer der größten unter den Lavendeln. Er stammt aus Italien und Frankreich. Der attraktive Halbstrauch ist nur bedingt frosthart, bis etwa -6 °C. Als pflegeleichte Kübelpflanze verträgt er im Wintergarten auch etwas absonnige Standplätze und blüht dort vom Juni bis in den Winter hinein. Blätter: eiförmig-lanzettlich, bis 5 cm lang, in der Blattmitte mit gezähntem bis gebuchtetem Rand; kreuzgegenständig Blüten: hellviolett, in endständigen Scheinähren; stark duftend; Juni – November, mit Blühpausen Wuchs: straff aufrechter Halbstrauch, bis 1,20 m hoch, im unteren Drittel verholzend Standort: durchlässige Erde; sonnig, Halbschatten wird erduldet Pflegen: Rückschnitt der alten Blüten fördert die Dauerblüte; Winterschutz erforderlich bzw. frostfrei kühle, aber helle Überwinterung Vermehren: durch Kopfstecklinge von April – Mai Ernten & Verwenden: wie den Echten Lavendel Wissenswertes: Wahrscheinlich handelt es sich beim Zimmerlavendel um eine Naturhybride aus Lavandula dentata ✕ Lavandula angustifolia, die in Frankreich oder Italien entstanden ist. 171 L KRÄUTER für jeden Geschmack Kräuter sind in ihrer sinnlichen Vielfalt kaum zu übertreffen. Unser Kräuter­ experte Engelbert Kötter zeigt, wie Sie Kräuter dekorativ im Garten einsetzen und vielfältig nutzen können. Über 600 Beschreibungen von Küchen­, Wild­, Genuss­ und Duftkräutern geben Ihnen einen Überblick über das aktuelle Sortiment. • Würzig und schmackhaft: Versuchen Sie neben den Klassikern auch neue Geschmacksrichtungen aus dem exotischen Kräutergarten! • Duftend und vitalisierend: Lassen Sie sich von den unbegrenzten Duftnuancen verführen. Manche Kräuter eignen sich auch zum Räuchern. • Wohltuend und sinnlich: Verwöhnen Sie sich mit selbst gemachten Cremes, Bädern und Kräutertees aus dem eigenen Garten. WG 421 Garten ISBN 978-3-8338-4491-1 € 19,99 [D] € 20,60 [A] www.gu.de