Medizintechnologie.de Forschung Neuer Hirnschrittmacher zeichnet auch Signale auf Bei der "Tiefen Hirnstimulation" werden Elektroden in das Bewegungszentrum des Gehirns implantiert, die ein implantierter Stimulator - auch als Hirnschrittmacher bezeichnet- mit Strom versorgt. Quelle: Medtronic Den weltweit ersten Hirnschrittmacher, der das Gehirn stimuliert und gleichzeitig Signale aufzeichnet, haben Münchner Ärzte im Juli einem Parkinson-Patienten eingesetzt. Die Forscher am Universitätsklinikum Großhadern der LudwigMaximilians-Universität München (LMU) hoffen nun, dass die Auswertung der Daten die Forschung bei neurologischen Erkrankungen generell vorantreibt und patientenspezifischere Therapieansätze zur Behandlung aufzeigt. Die Hände zittern. Die Beine wollen einfach nicht ruhig stehen. Die sogenannte Schüttelkrankheit Morbus-Parkinson ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung, bei der Dopamin-erzeugende Nervenzellen im Gehirn absterben und damit die aktivierende Wirkung reduzieren. Für Menschen mit derartigen Bewegungsstörungen ist das Leben buchstäblich aus dem Gleichgewicht geraten. Doch trotz medizinischer Fortschritte ist die Nervenkrankheit bis heute unheilbar. Ärzte am Universitätsklinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) haben im Juli einem Parkinson-Patienten den weltweit ersten Hirnschrittmacher implantiert, der auch Signale aufzeichnen kann. „Wir haben nun erstmals die Möglichkeit, Hirnströme nicht von außen, sondern direkt aus dem Gehirn zu empfangen und zu erforschen“, erklärt Kai Bötzel, Professor und Oberarzt an der Neurologischen Klinik. Mehr zum Thema Implantate: Theranostisches Implantat: Sensor misst Hirndruck Neue Studie zu HightechImplantaten Viele Parkinson-Patienten werden zunächst medikamentös behandelt, eine Operation nach der Methode der „Tiefen Hirnstimulation“ gilt als letzter Schritt. Dabei werden Elektroden in das Bewegungszentrum des Gehirns implantiert, die ein ebenfalls implantierter Stimulator regelmäßig mit Strom versorgt – daher auch im Sprachgebrauch als „Hirnschrittmacher“ bezeichnet. Die meisten Patienten profitieren davon: das Krankheitsbild wird um Jahre zurückstellt, die Krankheit aber nicht geheilt. An der LMU wurden so bislang 280 Parkinson-Patienten behandelt. Mit dem neuen Hirnschrittmacher, der das Gehirn stimuliert und gleichzeitig Signale aufnimmt, besteht nun Hoffnung auf bessere Behandlungsmöglichkeiten. Noch befindet sich die neue Stimulatorengeneration im Entwicklungsstadium. Sie soll eine Forschung ermöglichen, die letztlich der Vorbereitung einer „rückgekoppelten“, patientenspezifischen Hirnstimulation diene, erklärt Bötzel. „Wie ein Herzschrittmacher soll der neue Stimulator bemerken, wann der Patient etwas mehr Strom benötigt und wann zu viel Strom möglicherweise schädlich wäre“, so der Forscher. Das neue Gerät soll die Bewegungsabläufe des Patienten weitgehend normalisieren, „ohne dass er von den zusätzlichen Funktionen etwas bemerkt“. Die Münchner Mediziner hoffen, daraus Schlussfolgerungen für die Therapie neurologischer Erkrankungen ziehen zu können. Von der neuen Methode könnten daher nicht nur Parkinson-Patienten profitieren, sondern auch Menschen, die unter Epilepsie leiden. © Medizintechnologie/bb