6.8 Ansteuerung der Farbbildröhre Bereits im Kapitel 6.5 wurde darauf hingewiesen, daß es zwei Möglichkeiten zur Ansteuerung der Farbbildröhre gibt. 6.8.1 FarbdifferenzEndstufen Die drei Farbdifferenz-Endstufen (Abb. 1) sind symmetrisch aufgebaut. Der Arbeitspunkt kann mit dem gemeinsamen Emitterwiderstand (Potentiometer (Ab)) eingestellt werden. Die drei Transistoren werden an der Basis mit dem entsprechenden FarbdifferenzSignal angesteuert. Mit den Einstellern (Wr), (Wg) und (Wb) lässt sich durch veränderbare Gegenkopplung die Amplitude der Farbdifferenz-Signale einstellen. Dies ist für die Anpassung an das Bildröhrensystem (unterschiedliche Kennlinien der drei Systeme) erforderlich. Bei der Farbdifferenz-Ansteuerung werden die Steuergitter mit den Signalen UR-Y, UG-Y und UB-Y angesteuert, während man an die Katoden das Y-Signal anlegt. Die FarbBildröhre wirkt dabei als RGB-Matrix. Wegen der unterschiedlich hohen Spannung zwischen Farbdifferenz-Endstufe (ca. 150 V am Kollektor) und der Spannung am Steuergitter (ca. 30 V) erfolgt eine galvanische Trennung mit Kondensatoren. Nach diesen Koppelkondensatoren fehlt jedoch der Gleichspannungsanteil der Farbdifferenz-Signale. Da Abbildung 1: Farbdifferenz-Endstufen (Industrieschaltbild) lensynchronimpulses, also während der Austastlücke, eine Klemmung erfolgen. Während dieser Zeit ist ein konstanter Gleichspannungspegel vorhanden, der als Bezugspegel für die Klemmung dient. Abbildung 2 zeigt das Prinzip einer Klemmschaltung für eine Farbdifferenz-Endstufe. Am Punkt B liegt eine Gleichspannung, deren Höhe von der Stellung des Sperrpunkteinstellers (Sp) abhängt. Im gezeigten Beispiel sind dies 170 V. Über das RC-Glied R2, C1 Abbildung 2: Klemmschaltung dieser aber für eine richtige Farbwiedergabe erforderlich ist, wird er mit Hilfe einer Klemmschaltung wieder zugeführt. Die Dioden Di 575, 585 und 595 sind die Klemmdioden, die mit einem Impuls während des Zeilenrücklaufs leitend werden und die mit dem Potentiometer (Sp) (Sperrpunkt) eingestellte Spannung an die Steuergitter der Bildröhre geben. Klemm- oder Klammerschaltungen haben die Aufgabe, den durch die Koppelkondensatoren verlorenen Gleichspannungsanteil der Signale wieder herzustellen. Da der Gleichspannungsmittelwert während des Zeilenhinlaufs vom Bildinhalt abhängig ist (siehe auch „getastete Regelspannungserzeugung“), kann nur zum Zeitpunkt des Zei- Abbildung 3: Signalverlauf mit und ohne Klemmung Abbildung 4: Farbdifferenzansteuerung gelangen Zeilenrücklaufimpulse mit einer Amplitude von USS = 140 V. Die negativen Zeilenrücklaufimpulse reduzieren den Gleichspannungspegel an Punkt B soweit, bis V2 leitend wird. Der Kondensator CK wird während dieser Zeit auf die Differenzspannung von Kollektorspannung (V1) und Spannung an Punkt B aufgeladen. Während des Hinlaufs sperrt V2, und am Punkt A kann die Klemmenspannung gemessen werden. Die Klemmspannung setzt sich aus dem Differenzbetrag der positiven Sperrspannung und des negativen Klemmimpulses zusammen. Die Abbildung 4a zeigt die grundsätzliche Schaltung für die Farbdifferenzansteuerung der Bildröhre. Als Bildvorlage dient das Farbtestbild der Abbildung 4b. Darunter sind die vier erforderlichen Signalverläufe mit Spannungsangaben angeordnet. 6.8.2 RGB-Endstufen Die RGB-Endstufen haben die Aufgabe, die in einer externen RGB-Matrix erstellten Primärsignale UR, UG und UB zu verstärken und die Katoden der Farb-Bildröhre anzusteuern. Da in diesen Primärsignalen das Y-Signal enthalten ist, benötigen die RGB-Endstufen eine Bandbreite von 5 MHz. Der Verstärkungsfaktor der Endstufen (Abbildung 5) wird durch den Grad der Gegenkopplung bestimmt, der durch den Spannungsteiler im Emitterzweig der jeweiligen Endstufe liegt. In Farbfernseh-Empfängern mit überwiegend integrierten Schaltungen, so auch bei der Schaltung in Abbildung 5, wird für die Klemmung sowie für die Zeilenrücklaufaustastung und die Burst-Auf- bzw. Austastung ein Universalimpuls verwendet, der auf Grund seiner Form als Sandcastle-Impuls (Abbildung 6) bezeichnet wird. Dieser Impuls wird mit Hilfe des Zeilensynchronimpulses in einer integrierten Schaltung erzeugt. Abbildung 5: RGB-Endstufen mit der integrierten Schaltung TDA 3501 tentiometer (SW) der Schwarzwert eingestellt wird. Abbildung 6: Zeitlicher Verlauf des Sandcastle-Impulses im Vergleich zum Zeilensynchronimpuls Gleichzeitig wird eine Gleichspannung über den Gegenkopplungszweig an die integrierte Schaltung gegeben, mit der über das Po- Die dargestellte integrierte Schaltung TDA 3501 enthält auch die Stufe zur Schwarzwertklemmung und die Einstellmöglichkeit für den Weißabgleich, mit der die Verstärkung der Treiberstufen für das G- und B-Signal durch die Potentiometer (VB) und (VG) verändert wird. Da die IS TDA 3501 eine (G-Y)-Matrix enthält, liegen am Eingang nur die Farbdifferenz-Signale UR-Y und UB-Y. Die Abbildung 7a zeigt die grundsätzliche Schaltung für die RGB-Ansteuerung der Bildröhre. Als Bildvorlage dient das Farbbalkentestbild. Darunter (Abbildung 7b bis 7d) sind die drei erforderlichen Signalverläufe mit Spannungsangaben angeordnet. In Abbildung 8 und 9 sind fehlerhafte Bildwiedergaben zu sehen. Abbildung 8: Farbe Blau fehlt Abbildung 9: Farbe Grün fehlt Abbildung 7: RGB-Ansteuerung Aufgaben zu 6.8 1. Erklären Sie das Prinzip der Farbdifferenzansteuerung der Farbbildröhre! 2. Welche Aufgabe haben die drei Dioden in Abbildung 1? 3. Wozu dient der Zeilenimpuls in Abbildung 1? 4. Zeichnen und erklären Sie die grundsätzliche Funktion einer Klemmschaltung! 5. Erklären Sie das Prinzip der RGB-Ansteuerung der Farbbildröhre! 6. Was ist ein Sandcastle-Impuls? 7. Welche Aufgabe haben die Drosseln in Abbildung 5, die in den Zuleitungen zur Bildröhre liegen? 8. Welche Einstellmöglichkeiten bieten (VB), (VG) uns (SW) in Abbildung 5? 9. Die Abbildung 8 zeigt einen Fehler. Welches Bild ergibt sich, wenn die Farbe Rot fehlt?