12 Diagnose & Therapie Krampfadern und schwere Beine Venen im Sommerstress Wenn sich an warmen Sommertagen die Beine müde und schwer anfühlen, die Füße anschwellen und die Knöchel dick werden, dann sind meist schwache Venen schuld. Das ist nicht nur lästig, sondern kann zu Krampfadern und anderen gesundheitlichen Problemen führen. Umso wichtiger ist es, die Anzeichen einer Venenschwäche ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen. Von Dr. Nina Schreiber D ass der Körper hochsommerliche Tempe­ raturen normalerweise gut kompensiert, liegt nicht zuletzt am Venensystem, über wel­ ches das zirkulierende Blut zurück zum Her­ zen transportiert wird und das dem Körper zugleich als eine Art Klimaanlage dient. Bei Hitze erweitern sich die Venen. Dadurch füh­ ren sie eine größere Menge Blut und geben so verstärkt Wärme über die Haut ab. Für gesun­ Typische Hautveränderungen Wenn die Venen ihre Aufgabe, das Blut zurück zum Herz zu transportieren, nicht mehr ausrei­ chend erfüllen können, sprechen die Medizi­ ner von einer chronischen Veneninsuffizienz, kurz CVI. Eine anhaltende Venenschwäche hat über kurz oder lang charakteristische Haut­ veränderungen zur Folge, so etwa einen Kranz aus kleinen bläulichen Venen an den Knöcheln oder Fußrändern oder rotbraune Flecken am Unterschenkel. Für das fortgeschrittene Stadi­ um ist eine stark schuppende, nässende und ju­ ckende Haut typisch, aber auch die Neigung zu schlecht oder nicht heilenden Verletzungen und Geschwüren (Ulcus cruris), z. B. oberhalb des Innenknöchels. Diese weisen darauf hin, dass die Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen durch den Rückstau des Bluts und dem damit verbundenen erhöhten Druck in den Venen bereits erheblich gestört ist. Schon milde Formen einer venösen Insuffi­ zienz sind für Betroffene unangenehm. Typi­ sche Symptome sind müde, schwere Beine oder Krampfadern als Warnhinweise Auch Besenreiser und Krampfadern zeigen an, dass der Rückfluss des Bluts in den Beinvenen gestört ist. In diesem Fall sind es die Venenklap­ pen, die nicht mehr richtig schließen, sodass das nach oben gepumpte venöse Blut wieder zurück­ fließt und in den Waden versackt. Sind die Ve­ nenklappen undicht, können auch die Muskel­ pumpen nicht mehr viel ausrichten. Auf Dauer halten die betroffenen Venen dem Druck des hin und her »pendelnden« Bluts im­ mer weniger stand, sie weiten sich und sacken aus – und zeigen sich dann als unschöne, ge­ schlängelte, bläulich gefärbte Stränge auf der Haut der Beine. Oft gesellen sich weitere Symp­ Bei diesen Anzeichen sollten Sie einen Arzt aufsuchen ◾◾ Müde, schwere Beine ◾◾ Schwellungen an den Fußknöcheln ◾◾ Sichtbarer Abdruck der Strumpf­ ränder auf der Haut ◾◾ Krampfadern ◾◾ »Unruhige« Beine, ziehende Schmerzen, Krämpfe in den Beinen ◾◾ Bläulich schimmernde Venen an den Knöcheln oder Fußrändern ◾◾ rotbraune Flecken am Unterschenkel Foto: fotolia (Robert Kneschke) Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, mal schnell die Beine etwas zu kühlen, sollten Sie diese auch nutzen. de Venen ist die vorübergehende Weitstellung infolge der Wärmeeinwirkung von außen kein Problem. Bei vorbelasteten Venen, die bereits an Spannkraft eingebüßt haben, kann es jedoch zu einer Stauung des Bluts kommen. Weil das Blut nicht zügig genug zum Herzen zurückfließt, lagert sich im umliegenden Gewebe, meist im Bereich des Unterschenkels und/oder Fußknö­ chels, Wasser ein. Eine solche Ödembildung kann eine deutlich sichtbare Schwellung zur Folge haben. Topfit 2 / 2016 Schwellungen, die so ausgeprägt sein können, dass die Schuhe im Lauf des Tages nicht mehr passen; ebenso können (stechende) Schmerzen auftreten. Meist sind die Beschwerden abends am stärksten und bessern sich durch das Hoch­ legen der Beine. Spätestens jetzt sollten die Be­ troffenen handeln und einen Arzt aufsuchen. Denn wenn die geschwächten Venen nicht un­ terstützt werden, kann sich ihr Zustand wei­ ter verschlechtern. Daher rät auch die Deut­ sche Gesellschaft für Phlebologie, rechtzeitig gegenzusteuern, etwa durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen. tome einer chronischen Venenschwäche hin­ zu. Dies ist etwa bei jedem achten erwachsenen Deutschen der Fall. Damit sind Krampfadern hierzulande die häufigste Erkrankung der ober­ flächlichen Beinvenen. Das Risiko für Kompli­ kationen ist hoch: Zum einen kann die Haut im Versorgungsgebiet der betroffenen Vene(n) bis hin zum »offenen Bein« Schaden nehmen; zum anderen erhöht sich das Thrombose- und damit auch das Lungenembolie-Risiko. Da einmal entstandene Krampfadern nicht von selbst wieder verschwinden, gibt es praktisch nur eine erfolgversprechende Option: die ge­ schädigten Venenabschnitte zu entfernen oder zu verschließen, um so die noch intakten Ab­ schnitte nicht weiter zu überlasten und die Ge­ fahr für Spätfolgen zu bannen. Die Möglichkei­ ten der modernen Phlebologie bzw. Venenchir­ urgie sind breitgefächert und erlauben heute eine unkomplizierte und schonende Vorgehens­ weise mit einer kurzen Rekonvaleszenz: Oft können die Patienten bereits am nächsten Tag nach dem Eingriff wieder ihren gewohnten Ak­ tivitäten nachgehen.