KOMPAKT TIERE Wintervögel werden vermisst Nach einem milden Winterbeginn in Europa bevölkern derzeit weniger Vögel Gärten und Parks in Deutschland. Erste Ergebnisse der Zählaktion „Stunde der Wintervögel“ bestätigen frühere Einschätzungen, wie der Naturschutzbund Deutschland mitteilte. Am vergangenen Wochenende beobachteten Teilnehmer im Schnitt in einer Stunde 34 Vögel pro Garten. Das seien knapp 20 Prozent weniger als im Mittel der sechs Vorjahresaktionen. Betroffen seien insbesondere Meisenarten, die gerne Futterhäuschen aufsuchen, sagte Vogelschutzexperte Lars Lachmann. GESUNDHEIT Karies-Löcher schließen sich wieder Karieslöcher können sich mithilfe spezieller Substanzen wieder schließen. Das haben britische Forscher an Mäusen gezeigt. Sie entwickelten dafür eine selbst auflösende Füllung, die die Zähne über die Stimulierung von Stammzellen dazu anregt, sich selbst zu heilen. Ähnliche Ansätze wurden zuvor bereits von anderen Arbeitsgruppen unter anderem aus den USA und Japan vorgestellt. GÜRTLERS GESAMMELTE GRÜTZE Die Geburtsorte der bislang acht deutschen Bundeskanzler liegen in sechs verschiedenen Bundesländern. Auf je zwei geborene Kanzler bringen es Hamburg (Helmut Schmidt, Angela Merkel) und Nordrhein-Westfalen (Konrad Adenauer, Gerhard Schröder), je einmal sind vertreten Bayern, BadenWürttemberg, SchleswigHolstein und Rheinland-Pfalz. MEHR GRÜTZE: WELT.DE/GRUETZE ANZEIGE DIE WELT KOMPAKT Zeigt her eure Beine! K Stützstrümpfe, lange Hosen, endlose Röcke: Alles nur, um so die Krampfadern zu verdecken? Es gibt bessere Gegenmittel rampfadern (Varizen) sind mehr als ein kleiner Schönheitsmakel. Sie sind eine Erkrankung, eine Erweiterung der Beinvenen. Wenn die Venenklappen nicht mehr richtig schließen – etwa wegen einer Bindegewebsschwäche –, wird das Blut nicht mehr richtig aus den Füßen zum Herzen zurücktransportiert. Es staut sich im Bein. Der Druck in den Venen erhöht sich, weswegen sie gedehnt und verlängert werden. Meist ist das oberflächliche Venensystem betroffen, das aus den beiden Stamm- oder Rosenvenen, die in der Leiste beziehungsweise der Kniekehle münden, und ihren Seitenästen besteht. FILMMAGIC/ MICHAEL STEWART 28 WISSEN VON SARAH MARIA BRECH Von außen sind Krampfadern oft gut sichtbar: Die Seitenäste der Rosenvenen schimmern grünlich unter der Haut, oft schlängeln sie sich auch. Es gibt aber auch Krampfadern, die man nicht sieht. Sie sind nicht automatisch sofort gefährlich, können unbehandelt aber im Extremfall ein offenes Bein, Thrombose oder sogar Lungenembolie auslösen. Die schlechte Nachricht: Krampfadern sind sehr häufig. Etwa ein Drittel der Deutschen ist betroffen, Frauen dreimal so oft wie Männer. Die gute Nachricht: Sie sind sehr gut behandelbar. Die Therapie beruht darauf, dass der Blutfluss von den kranken in die gesunden Venen umgeleitet wird. Das kann auf mehrere Arten geschehen: per Operation, auch Stripping genannt, mithilfe von Medikamenten, mit Laser oder Radiowellen. Markus Stücker ist Leitender Arzt am Venenzentrum der Uniklinik Bochum und behandelt täglich Krampfadern. Er sagt: Die richtige Therapie sieht für jeden anders aus. „Wir kombinieren oft mehrere Methoden – je nachdem, was der Patient sich wünscht. Geht es darum, Krampfadern langfristig Laufstegmodel in Paris: Schlanke, trainierte Beine sind am besten vor Krampfadern geschützt zu entfernen, ist eine klassische Operation meistens die beste Methode.“ Dabei werden die krankhaft erweiterten Venen unter Vollnarkose entfernt – gezogen, sagen Mediziner. Etwa 300.000 Mal wird das pro Jahr in Deutschland gemacht. Ärzte können sowohl die blau schimmernden Seitenvenen als auch die Stammvenen ziehen. Vor allem für die Seitenvenen ist eine Operation meist die sicherste Methode, sagt Stücker. Nicht nur gebe es die wenigsten Rückfälle – die blauen Adern seien nach dem Eingriff auch nicht mehr zu sehen. Bei den Stammvenen unterscheidet er nach Dicke. „Sind die Venen sehr dick, zehn Millimeter oder mehr, rate ich auf jeden Fall zur Operation.“ Sind die Venen allerdings dünner oder kann der Patient nicht operiert werden – aus Altersgründen etwa –, gibt es inzwischen weitere Verfahren. Besonders schnell geht die Schaumsklerosierung. Dabei spritzt der Arzt Medikamente, die die erkrankten Venen veröden. „Der Vorteil ist: Der Patient kann nach dem Eingriff direkt wieder gehen“, sagt Stücker. „Sie können das zum Beispiel in der Mittagspause vornehmen lassen. Außerdem ist es eine sehr preiswerte Methode.“ Der Nachteil: Sie hält oft nicht lange. Nach einem Jahr sind bei 25 bis 50 Prozent der Patienten die Krampfadern zurück. Alternativ lassen sich die Venen mit Laser oder Radiowellen veröden. Die Radiofrequenzablation (RFA) und die endovenöse Lasertherapie (ELT) sind Verfahren, die von allen privaten Krankenversicherungen und auch zunehmend von den gesetzlichen Kassen übernommen werden. Sie verursachen geringere Beschwerden als eine OP. Die Druckschmerzen, die Patienten am Oberschenkel, wo die Vene gezogen wurde, oft verspüren, haben sie nach RFA oder ELT MITTWOCH, 11. JANUAR 2017 meist nicht. Insofern sind die beiden Verfahren schonender – haben aber auch eine höhere Rückfallquote. Werden Seitenäste verödet, besteht außerdem das kosmetische Risiko, dass Narben oder braune Streifen zurückbleiben. Leichte Schmerzen treten nach allen Eingriffen auf, außerdem muss der Patient vorübergehend Kompressionsstrümpfe tragen. Welche Methode die richtige ist, muss der Arzt entscheiden. „Der Patient sollte sich da behandeln lassen, wo alle Methoden angeboten werden“, sagt Venenspezialist Stücker. Doch wann sind Krampfadern überhaupt behandlungsbedürftig? Die Vorstufe, die kleinen Besenreiser, haben immerhin 60 Prozent aller Deutschen. Sie sind normalerweise harmlos. Auch dünne Krampfadern sollten beobachtet werden, sagt Stücker. Ist die große Rosenvene, die in die Leiste mündet, schmaler als fünf Millimeter und die kleine Rosenvene an der Kniekehle schmaler als drei, rät er erst einmal zur regelmäßigen Kontrolle. Wie dick die erweiterten Venen wirklich sind, kann ein Arzt feststellen. Und je früher die Behandlung beginnt, desto geringer ist das Risiko. Wer also vermutet, Krampfadern zu haben, sollte sich von einem Venenspezialisten (Phlebologen) untersuchen lassen. Er wird die Beine erst einmal abtasten und dann eine Ultraschalluntersuchung machen. Zum Arzt gehen sollte, wer häufig schwere oder geschwollene Beine hat. Auch Hautprobleme wie Ekzeme, Entzündungen oder Verfärbungen können auf ein Problem mit den Venen hindeuten. „Wer schon einmal eine Venenentzündung hatte, sollte sich auf jeden Fall durchchecken lassen“, rät Stücker. Krampfadern, vor allem wenn sie dicker als drei Millimeter sind oder im Knöchelbereich auftreten, müssten ebenfalls abgeklärt werden. Das Risiko steigt mit dem Alter und bei starkem Übergewicht. Wer Krampfadern vorbeugen will und stark übergewichtig ist, sollte also abnehmen. Auch wer Normalgewicht hat, sollte seine Wadenmuskulatur trainieren: joggen, Rad fahren, Nordic Walking betreiben. Und öfter mal die Beine hochlegen.