Rettung für kaputte Bandscheiben

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Rettung für kaputte Bandscheiben
(Sendungen im MDR und NDR)
INHALTSVERZEICHNIS:
Allgemeines
Rückenschmerzen – ein Volksleiden
Querschnittslähmung
Schmerzgedächtnis löschen
Sport macht stark
Ganzheitl. Konzepte bei chron. Rückenschmerzen
Das Recht auf Schmerzbehandlung
Neuartige Bildgebung während der Operation
Medikamentenpflaster verspricht Sicherheit und Komfort
Ein aufrechter Rücken ist ein starker Rücken
Bandscheibenprothese – wann ?
NACHTRAG
Bandscheibenvorfall (BR)
Nach dem Bandscheibenvorfall – Schmerzen (RBB)
Bandscheibenprobleme (WDR 13.7.2009)
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Allgemeines
Der aufrechte Gang macht den Menschen einmalig, aber auch anfällig. Seit sich unsere Vorfahren aus dem Vierfüßler-Stand erhoben haben, hat sich die Wirbelsäulenstatik und mit ihr die
gesamte Belastbarkeit des Rückens verändert. Lendenwirbel- und Halswirbelsäule sind wegen
der anatomischen Verhältnisse unsere besonderen Schwachstellen.
Zwischen nahezu allen Wirbelkörpern der menschlichen Wirbelsäule lagern Zwischenwirbelscheiben,
auch Bandscheiben genannt. Diese ringförmigen Gebilde bestehen aus kollagenen Fasern und einem
gelartigen Kern aus wasserreichem Gewebe. Er kann Flüssigkeit aufnehmen und abgeben. Durch die
Druckbeanspruchung während des Tages sind die Gallertkerne abends platter als morgens. Im Liegen
quellen sie wieder auf. Die Bandscheiben nehmen in ihrer Funktion als Polster Druck auf und geben
ihn auch wieder ab. Sie verbinden die Wirbelkörper, indem die Fasern des Außenringes in die Deckplatten der Wirbelkörper einstrahlen. So können sich die Knochen so nur wenig gegeneinander verschieben. In gewissem Umfang lassen die Bandscheiben aber auch Bewegungen zu.
Rückenschmerzen – ein Volksleiden
Bewegungsmangel, aber auch Fehlbildungen und Fehlhaltungen auf Grund einer nur schwach
ausgeprägten Rumpfmuskulatur, führen zu einem vorzeitigen Verschleiß der Wirbelsäule. Kommen
noch eine angeborene Bindegewebsschwäche des Bandscheibenknorpels, ungünstige Arbeitspositionen, wie ständiges Sitzen, eine plötzliche Drehbewegung des Rumpfes (häufig bei Golfspielern)
oder schweres Heben und Schieben hinzu, kann ein Bandscheibenvorfall ausgelöst werden.
Risse und Auswölbungen am Faserring gehören zu den normalen Abnutzungserscheinungen.
Dadurch kann sich jedoch der Gelkern vorwölben oder schließlich ganz herausgedrückt werden
(Prolaps = Bandscheibenvorfall). Das kann im Prinzip jede Etage der Wirbelsäule betreffen, am
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häufigsten aber die Lenden- und Halswirbelsäule. Bei einem Bandscheibenvorfall wird ein Nerv gereizt
oder einklemmt. Aus dem Rückenmark, das von den Bögen der Wirbelkörper umschlossen wird,
treten Nerven aus, die in enger Nachbarschaft zu den Bandscheiben liegen. Der vorgewölbte Kern
kann auf diese Nerven drücken und zu unerträglichen Schmerzen führen. Treten Lähmungen oder
Empfindungsstörungen auf, ist eine Operation meist unumgänglich.
Notfall Querschnittslähmung
Querschnittslähmungen und ihre Folgen sind einschneidende Ereignisse im Leben eines
Menschen. Die aus einer Rückenmarksschädigung resultierenden neurologischen Ausfälle und
Beeinträchtigungen sind vielfältig.
Sie betreffen nicht nur Motorik, Sensibilität und vegetative Funktionen des Patienten, wie das
Wasserlassen und das Entleeren des Darms, sondern können auch beträchtliche psychosoziale
Folgen für die Betroffenen haben.
Das Rückenmark bzw. die abgehenden Nerven können durch alles, was Druck auf sie ausübt, ob
Knochen-stücke, eine Blutung, ein Abszess oder "drückendes" Tumorgewebe eine Schädigung mit
nachfolgendem Funktionsausfall erleiden. Ein akutes Querschnittssyndrom kann also auch bei einem
oder mehreren Band-scheibenvorfällen auftreten, die das Rückenmark oder die dort austretenden
Rückenmarksnerven (Spinalnerven) bedrängen. An der Lendenwirbelsäule kann das der klassische
"Hexenschuss" sein. Wird der Nerv zunehmend eingeengt, strahlt der Schmerz über typische
Schmerzstraßen meist in ein oder auch in beide Beine aus. Im Verlauf kommt es dann zu einer
zunehmenden Schwäche und Gefühlsminderung der unteren Extremitäten. Es kann zu Stolpern und
Stürzen kommen. Im schlimmsten Fall treten zusätzlich Blasen- oder Darmstörungen auf, die z.B. zu
unkontrollierten Urinentleerungen führen. Langfristig kann es auch zu unkoordinierten Bewegungsstörungen der Beine mit Lähmung und teilweise einschießenden Muskelspasmen kommen.
Schnelles Handeln ist wichtig
Das Auftreten einer akuten Querschnittslähmung ist eine medizinische Notfallsituation und erfordert
unverzüg-liches Handeln. Dies ist vor allem deshalb wichtig, weil durch eine rasche Therapie die
Prognose in vielen Fällen verbessert und das Ausmaß der eventuell anhaltenden Defizite
entscheidend reduziert werden kann.
Am Anfang steht eine Magnetresonanztomographie (MRT), damit eine entzündliche oder
nichtentzündliche Bedrängung des Rückenmarks, die zu einer Querschnittslähmung führen kann,
erkannt wird. Ist der Auslöser gefunden, schließt sich unmittelbar eine Operation mit Entlastung des
Rückenmarks an. In Mitteldeutschland ist u.a. das Zentrum für Rückenmarksverletzte der Kliniken
Bergmannstrost in Halle/Saale auf Schädigungen des Rückrates spezialisiert. Querschnittsgelähmte,
Unfallopfer sowie Menschen mit einem massiven Bandscheiben-schaden, können hier behandelt und
deren Angehörige beraten werden. Eine auf die Belange der Querschnitt-gelähmten abgestimmte
medizinische Therapie dieses komplexen Krankheitsbildes bemüht sich um die frühzeitige Erkennung
und Durchführung von Maßnahmen zur Vermeidung einer Vielzahl von Folgeerkrankungen und
Folgeschäden wie z.B. Lungenentzündungen, Thrombosen, Lungenembolien, Hautweichteilschäden,
Weichteilverknöcherungen, Spastik, Darm- und Blasenlähmung, Wirbelsäuleninstabilität und
Schmerzen. Auch Kreislaufstörungen bis hin zu Herzfrequenzänderungen mit plötzlichem
Herzstillstand können durch die Rückenmarkschädigung ausgelöst werden.
Letzter Ausweg: Operation
Bandscheibenoperationen im Lenden- und Halswirbelsäulenbereich werden in der Regel
mikroskopisch durchgeführt. Der Hautschnitt kann so relativ klein gehalten werden und der Patient
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wird durch die Art des mikrochirurgischen Vorgehens weniger belastet. Inwieweit zusätzlich
stabilisierende Titanimplantate oder eine künstliche Bandscheibe eingesetzt werden müssen, ist vom
Ausmaß der Schäden und von der Verfassung des Patienten abhängig.
Fachgesellschaften warnen jedoch vor Operationen bei ausschließlichen Rückenschmerzen. Selbst
Patienten mit starken Schmerzen kann eine spezielle Schmerztherapie wirksam helfen. Eine
Operation ist demnach nur bei akuten Lähmungen oder einer Querschnitts-Symptomatik erforderlich.
Mit System das Schmerzgedächtnis löschen
Viele Rückenbeschwerden resultieren aus einer falschen Körperhaltung, Verschleiß der
Bandscheiben und Wirbelgelenke stecken nur selten dahinter. Die Schmerzen sind deshalb
nicht weniger schlimm und verselbständigen sich mit der Zeit sogar. Mit den richtigen Maßnahmen kann vielen Betroffenen jedoch wieder zu einem schmerzfreien Leben verholfen
werden.
Rückenschmerzen und ihre Folgen sind keine rein körperlichen Beschwerden, sondern sind verbunden mit sozialen, psychologischen und arbeitsplatzbezogenen Faktoren wie Stress, Sorge und Angst.
Schmerzen verursachen, wenn sie lange bestehen, Störungen am Nervensystem. Der Patient wird
durch den Schmerz immer empfindlicher. Chronische Schmerzen beeinflussen Partnerschaft, Familie
und soziales Umfeld und hinterlassen gewissermaßen Spuren in der Seele. Eine wirksame Vorbeugung und Therapie muss dies berücksichtigen. Ob das Problem chronischer Rückenschmerz schon
von Anfang an bei den Wurzeln gepackt wird, entscheidet über den Verlauf.
Tatsächlich werden aber oft Diagnosen festgestellt, von denen viele nicht zu der richtigen Behandlung
führen. Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Magnetresonanztomographien (MRT) werden oft
überbewertet. Schon bei beschwerdefreien 20- bis 30-Jährigen lassen sich bei einer Kernspinaufnahme Auffälligkeiten entdecken. Lässt sich in einer solchen Aufnahme „etwas feststellen", glaubt der
Patient felsenfest daran. Das kann schnell zu einer Verstärkung der Beschwerden führen und den
chronischen Verlauf noch fördern.
Beim klassischen Rückenschmerzpatienten ist aber durch eine gründliche Untersuchung in bis zu 90
Prozent der Fälle eine Fehlhaltung und Fehlfunktion mit Verspannungen der Muskulatur und Sehnen
als Ursache des Kreuzschmerzes festzustellen und nicht wie oft vermutet in verschleißbedingten
Veränderungen der Bandscheiben oder Wirbelgelenken. Betroffen sind vor allem Büroangestellte und
Arbeiter, die schwere Lasten heben, Vibrationen ausgesetzt sind oder immer die gleiche Bewegung
ausführen, wie Fließbandarbeiter – aber auch Musiker. Auch Berufe in stehender Arbeitshaltung
fordern "Rückenzoll".
Da ein Großteil der zivilisationsbedingt auftretenden Rückenbeschwerden aus falscher Körperhaltung
resultiert, lässt sich somit eine Vielzahl auch durch intensiv-physiotherapeutische und rehabilitative
Maßnahmen behandeln. Die deutsche Rentenversicherung, die komplexe Behandlungsprogramme
(ambulante oder stationäre Rehabilitation) finanziell unterstützt, formuliert in ihren Leitlinien zur
Rehabilitation von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen das Ziel, für die Betroffenen gleichberechtigte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Alle Maßnahmen zur Rehabilitation
sollen alltagstaugliche, stabile Lebensstiländerungen schaffen. Die drei Hauptsäulen sind dabei:
Bewegungstherapie, verhaltenstherapeutische Maßnahmen und Rückenschulung.
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Sport macht stark
Welche Auswirkungen sportliche Aktivitäten auf die Psyche haben, erforscht Prof. Dr. Oliver Stoll. Er
ist Leiter des Arbeitsbereiches Sportpsychologie, Sportpädagogik und Sportsoziologe an der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg.
Sport hilft Krankheiten vorzubeugen, aber auch schneller wieder gesund zu werden.
Der gesundheitsfördernde Effekt von Sport ist unbestritten. Dass jedoch regelmäßiges und gezieltes
Krafttraining der Rücken-, Bauch- und Beinmuskulatur Schmerzen dauerhaft und ohne Schmerztabletten lindern kann, wird erst denen bewusst, die es am eigenen Leib erfahren haben. Zu Beginn lernt
der Patient Entspannungstechniken, bei denen die betroffenen Muskeln für einige Sekunden angespannt werden. Das führt zu einer tieferen Entspannung als in der Ausgangslage und ist eine hochwirksame Technik. Auf diese Art lässt sich jeder einzelne Muskel trainieren - ein ideales Programm,
das der Patient dreimal täglich zu Hause ausführen sollte. Dieses Einsteigerprogramm kann häufig
schon bestimmte Fehlhaltungen ändern. Ist die Koordination wiederhergestellt, beginnt das aktive
Trainieren zum Aufbau der verkürzten oder nicht ausreichend leistungsfähigen Muskeln, zuerst mit
Krafttraining, später mit Ausdauertraining. Dabei kommt es auch zur Ausschüttung von körpereigenen
Glückshormonen, die das Wohlbefinden steigern und die Schmerzen lindern.
Ganzheitliche Konzepte bei chron. Rückenscherzen
Schon seit einiger Zeit setzt sich ein ganzheitliches Konzept bei chronischen Rückenschmerzen
durch. Rehabilitationskliniken, Schmerzambulanzen und spezialisierte Praxen erzielen schon nach
wenigen Wochen erste Erfolge. Nicht nur Übergewicht, sondern auch die Last, die wir im Alltag
praktisch auf unseren Schultern tragen, belastet unseren Rücken. Um einem chronischen Verlauf
vorzubeugen, ist die Aktivierung und Mitarbeit des Patienten notwendig, denn der Teufelskreis aus
Verspannung durch Fehlhaltung ist nur durch Muskelaufbau und Verhaltenstherapie zu durchbrechen.
Entsprechende Konzepte können aber nur wirken, wenn sie so umfassend sind wie das Krankheitsbild
selbst und dem Patienten realistische Erwartungen vermitteln. Tabletten oder Spritzen allein führen
nicht zum Ziel. Voraussetzung für eine Mitarbeit des Kranken ist die Aufklärung über die Entstehung
und Wirkungsweise der Schmerzen. Das kann bei einem oft jahrelangen Leidensweg nicht von heute
auf morgen geschehen. Die Behandlung ist deshalb langfristig angelegt und erfordert Geduld.
Recht auf Schmerzbehandlung
Der Arzt hat eine rechtliche und moralische Verpflichtung, Schmerzen zu behandeln. In der Berufsordnung für Ärzte ist die Aufgabe "Leiden zu lindern" festgeschrieben. Auch die im Grundgesetz verankerten Grundrechte auf Leben und körperliche Unversehrtheit gehören zu den Quellen der Rechte von
(Schmerz-)Patienten und regeln deren Ansprüche gegenüber Ärzten, Kliniken und den Krankenkassen. Die Schmerzmedizin kann jedoch nicht alle Pein beseitigen. Darum haben Patienten kein
Recht auf Schmerzfreiheit, aber ein Recht auf Schmerztherapie, sagt Torsten Kupka, Arzt für spezielle
Schmerztherapie, der in Dresden eng mit anderen Therapeuten des Regionalen Schmerzzentrums
der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie zusammenarbeitet. Er unterstreicht, dass jeder Arzt
verpflichtet ist, sich auf den aktuellen Stand der medizinischen Kenntnisse fortzubilden. Diese
Fortbildungsverpflichtung wird von den Landesärztekammern kontrolliert. Die Ärzte kommen in der
Regel dieser Verpflichtung auch nach. Dennoch erhält auch im Jahr 2009 noch immer ein erheblicher
Anteil der Patienten mit chronischen Schmerzen entweder gar keine oder zumindest keine
ausreichende Schmerzbehandlung. „Das hat viele Ursachen: Defizite in der Ausbildung und Zeitdruck
bei den Ärzten, gesetzlich verordnete Sparmaßnahmen und eine zu geringe Zahl an qualifizierten
Einrichtungen“, so Torsten Kupka: "Wenn man sich zahlenmäßig die Verteilung der Schmerzzentren
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anschaut, dann ist es schon so, dass es in den Städten, den Ballungszentren eine große Zahl von
Schmerztherapeuten gibt, aber relativ gesehen im Umland weniger Schmerztherapeuten tätig sind.
Und davon kann man natürlich ableiten, dass die Wartezeiten länger sind und dass dort auch
Versorgungsengpässe durchaus vorhanden sind." Nicht jede dieser Ursachen können PatientInnen
beseitigen – eine schon: Informationen über die eigenen Rechte und Pflichten als Patient kann man
sich beschaffen, und Wissenslücken über Konzepte und Möglichkeiten der Schmerzmedizin lassen
sich füllen. Der Patient muss immer auch selbst aktiv werden, wenn er an seiner Situation etwas
ändern will.
Eine Untersuchung von Wissenschaftlern der Berliner Charité aus dem Jahr 2005 zeigt, dass im
Schnitt zehn Jahre vergehen, bis Patienten mit chronischen Rückenschmerzen erstmals zu einem
Schmerztherapeuten kommen. Meint ein Patient dennoch, dass ein Arzt ihn falsch behandelt oder ihn
unnötig hat leiden lassen, kann er rechtlich gegen ihn vorgehen. Möglich ist eine Klage vor Gericht.
Doch Juristen bezweifeln, dass eine Strafanzeige in solchen Fällen die beste Strategie ist. Betroffene
können sich zunächst an die Schlichtungsstellen der Ärztekammern wenden, die die Beschwerde
kostenlos prüfen und versuchen, eine gütliche Einigung herbeizuführen.
Neuartige Bildgebung während der Operation
Nach wie vor kommt es vor allem auf den Chirurgen und die anderen Ärzte an, wenn operiert
wird. Doch neue Technik unterstützt die Mediziner enorm. Ein spezielles System macht jetzt
komplizierte Eingriffe an der Wirbelsäule sicherer.
Die erste Installation des Bildgebungssystems "O-Arm" wurde in Europa Anfang 2007 bekannt gegeben. Die Technik wurde speziell für die Wirbelsäulenchirurgie entwickelt, ist aber auch schon in der
Neurochirurgie bei Operationen am Schädel eingesetzt worden. Es gibt nur wenige Kliniken außerhalb
Amerikas, die dieses kostspielige Gerät seitdem im Einsatz haben. Das Wirbelsäulenzentrum des
Park-Krankenhaues Leipzig gehört seit kurzem dazu. Der "O-Arm" ist ein Röntgengerät, das dem
Aussehen nach dem Buchstaben "O" gleicht, eine ähnlich hohe Bildqualität besitzt wie ein Computertomograph, aber viel kleiner und vor allem mobil ist. Außerdem ist die Strahlenbelastung geringer. Es
kann in jeder Phase einer Operation Röntgenbilder liefern, ohne dass der Patient den Ort wechseln
muss. Das ringförmige Gerät wird direkt an den OP-Tisch gerollt und über den Patienten geschoben.
Nach der Aufnahme mit einer hochauflösenden Schnittbildkamera schwenkt der "O-Arm" beiseite,
damit die Ärzte weiter operieren können. Das System ermöglicht so schnell und unmittelbar dreidimensionale Bilder in jeder gewünschten Position, so dass der Erfolg des Eingriffes noch während der
Operation überprüft werden kann, ohne den Zugang zum Patienten zu behindern. Als Besonderheit
kann das Gerät durch ein elektromechanisches Positionierungssystem beliebig oft exakt an die Stelle
der vorherigen Aufnahme zurückkehren. Die Werkzeuge des Chirurgen sind mit einem computergestützten Navigationssystem verbunden. Es zeigt dem Operateur im Bild die Position seiner Instrumente in der Wirbelsäule des Patienten auf den Millimeter genau an. So wird das gezielte Einbringen
von Schrauben oder künstlichen Bandscheiben in die Wirbelsäule erleichtert.
Medikamentenpflaster verspricht Sicherheit und Komfort
Medikamente müssen genau dosiert werden, wenn sie die gewünschte Wirkung haben sollen.
Doch das ist nicht immer einfach. Die Aufnahme der Wirkstoffe wird von vielen Faktoren oft
negativ beeinflusst. Eine völlig neue Darreichungsform soll Arzneimittel in Zukunft sicherer,
verträglicher und auch effektiver machen.
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Wissenschaftler am Institut für Mikro- und Informationstechnik der Hahn-Schickard-Gesellschaft e.V.
arbeiten seit Jahren an der Entwicklung von Systemen, mit denen sich Medikamente sicherer,
effektiver und auch komfortabler verabreichen lassen. Zielgruppe sind vor allem ältere Menschen
denen die richtige Dosierung ihrer häufig zahlreichen Medikamente oft Probleme bereitet. Wie viel
vom Wirkstoff eines Medikaments im Blut ankommt, hängt von vielen Faktoren ab. Manche Tabletten
geben ihre Substanzen schon beim Auflösen im Mund über die Mundschleimhaut an das Blut ab.
Dabei kann es zu einer "Überdosierung" kommen. Die überschüssige Menge kann vom Körper nicht
verwertet werden. Im Magen gibt es umgekehrte Phänomene. Hier können Wirksub-stanzen durch
den Säuregehalt ihre Wirkung nicht frei entfalten. Nun sollen zukünftig neue Dosiersysteme für
Medikamente, konzipiert als Einwegpflaster und als eine Art "intelligenter Zahnersatz", die
herkömmliche Tablette ablösen. Das Einwegpflaster ist so konzipiert, dass es aus einem Reservoir
den Wirkstoff über winzige Mikronadeln, die schmerzlos in die Haut eindringen, zeitlich gesteuert
abgeben kann. Zu einer Überdosierung kann es damit gar nicht erst kommen. Im Gegenteil: Es wird
sogar ein gleichmäßiger Medikamentenspiegel aufrecht erhalten, der bei der Therapie von
chronischen Schmerzen lebensnotwendig ist. Zeitlich gezielte Medikamentenabgaben zum Beispiel in
den Morgenstunden, wenn der Körper physiologisch an aktivsten ist, sind ebenfalls möglich. So
können beispielsweise Anlaufschmerzen nach dem Aufstehen verhindert werden. Die Abgabe einer
gezielt festgelegten Dosis eines Medikaments zu einer bestimmten Zeit verspricht auch ein
Dosiersystem, welches einem größeren Backenzahn ähnelt. Der intelligente Zahn ist programmierbar,
wird in eine Zahnlücke oder den vorhandenen Zahnersatz eingegliedert und soll weder beim Sprechen
noch beim Essen behindern. Vorteile sollen die geringeren Nebenwirkungen wie Übelkeit sein, da die
Medikamente nicht den Umweg über den Magen- Darmtrakt nehmen müssen und direkt über die
Mundschleimhaut aufgenommen werden. Noch sind diese Systeme in der Erprobung.
Ein aufrechter Rücken ist ein starker Rücken
Unsere Wirbelsäule will gefordert werden, um gesund zu bleiben. Allerdings auf die richtige
Weise. Eine unorthodoxe Methode, zum Wiedererlernen des aufrechten Ganges kommt aus
Österreich.
So sieht das Innenleben des "PhysioCap" aus.
Frauen afrikanischer Völker tragen ihre Wassergefäße auf dem Kopf und bewegen sich damit elegant
und kerzengerade. Eine vom österreichischen Physiotherapeut John Ludescher entwickelte Kappe
soll diesen Effekt simulieren. In den sogenannten "PhysioCap" ist eine 600 Gramm schwere Silikoneinlage eingearbeitet. Diese Kopfbedeckung fördert beim Träger auf Schritt und Tritt eine aufrechte
Haltung und schafft so ein bewusstes Gefühl von geradem Stehen und Gehen. Beim Tragen wird eine
Druck- und Gegendruck-Reaktion ausgelöst, die die gesamte Wirbelsäule aufrichtet. Sie soll eine
permanente Stimulation für eine aktive aufrechte Haltung sein. Bei einem Spaziergang, beim Nordic
Walking oder im Alltag verbessert sich dadurch die Beweglichkeit der Halswirbelsäule und Arthrose
kann vorgebeugt werden. Außerdem verlängert sich durch den aufrechten Gang die Schrittlänge, was
die Hüft- und Kniegelenke entlastet. Besonders die Nacken- und Rückenmuskulatur wird durch das
Gewicht zusätzlich aktiviert und gestärkt. Der "PhysioCap" soll auch ein rückengerechtes Verhalten im
Alltag fördern. Wird der Rücken beim Aufrichten nicht gerade gehalten, lösen sich die kleinen
Wirbelgelenke aus ihrer verriegelten Position. Die Bandscheiben werden punktuell mehr belastet, was
auf Dauer das Auftreten eines Bandscheibenvorfalls wahrscheinlich macht.
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Bandscheibenprothese –wann ist dies sinnvoll ?
Starke Schmerzen im Nacken, immer wieder Lähmungserscheinungen oder Kopfschmerzen können
Symptome eines Bandscheibenvorfalls in der Halswirbelsäule sein. Dabei verrutscht der weiche
Gallertkern der Bandscheibe, der wie ein Puffer zwischen den Wirbelkörpern liegt und von einem
Faserknorpel gehalten wird, und durchbricht die faserige Hülle. Die austretende Gallertmasse kann
auf die umliegenden Nerven drücken und zu erheblichen Schmerzen, Lähmungen und Taubheitsgefühlen führen. Reichen konservative Maßnahmen nicht aus, um die Nerven zu entlasten, kommen
verschiedene Operationsverfahren in Frage.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine defekte Bandscheibe durch eine künstliche ersetzt
werden: Solche Bandscheibenprothesen kommen vor allem bei jüngeren Patienten mit einem
isolierten Bandscheibenvorfall zum Einsatz. Dafür müssen die Wirbelknochen stabil, die
Wirbelgelenke intakt und nicht verschlissen sein. Die einer natürlichen Bandscheibe nachempfundene
Prothese soll den Abstand zwischen den Wirbeln sowie deren normale Beweglichkeit erhalten und so
die Schmerzen lindern.
Wo wird die Prothese eingesetzt?
In der Halswirbelsäule sind Bandscheibenprothesen sehr haltbar, sie wurden in den vergangenen
Jahren ständig verbessert. Eingesetzt werden sie über einen kleinen Schnitt am Hals, nachdem zuvor
die defekte Bandscheibe ausgeräumt wurde. Der Eingriff in Vollnarkose dauert bis zu zwei Stunden.
Nach der Operation müssen sich die Patienten mindestens sechs Wochen schonen.
Krankengymnastische Übungen sind ab der zweiten Woche möglich, die volle Sportfähigkeit in der
Regel nach zwölf Wochen. Auch in der Lendenwirbelsäule können Prothesen eingesetzt werden.
Allerdings ist die Operation deutlich aufwendiger als in der Halswirbelsäule, da der Chirurg dabei von
vorne durch den Körper operieren muss.
Alternative: Versteifung
Kommt eine Bandscheibenprothese nicht in Frage, zum Beispiel weil der Knochenverschleiß schon zu
weit fortgeschritten ist, bleibt die Versteifung. Dabei werden die Wirbelkörper entweder fest miteinander verschraubt oder der Operateur ersetzt die zuvor entfernte Bandscheibe durch einen sogenannten Cage. Durch diesen porösen Platzhalter aus Karbon oder Titan hindurch verwachsen die
Wirbelkörper miteinander, sie fusionieren. Ob eine künstliche Bandscheibe oder eine Versteifung die
bessere Lösung für den Patienten ist, muss im Einzelfall entschieden werden.
Beide Methoden befreien die Patienten von ihren Schmerzen. Die Bandscheibenprothese - vor allem
in der Halswirbelsäule - ermöglicht eine bessere Beweglichkeit und verbessertdie Möglichkeit
sportlicher Betätigung.
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Bandscheibenvorfall
Von Eva Jobst
Unsere Wirbelsäule hat es im Alltag nicht gerade leicht. Rückenschmerzen sind zu einer
regelrechten Volkskrankheit geworden. Besonders die Bandscheiben leiden unter einer
krummen Körperhaltung und falschen einseitigen Belastungen .
Vier Millionen Menschen werden in Deutschland pro Jahr wegen Rückenbeschwerden krankgeschrieben. Etwa 20 Prozent der Erwerbsunfähigkeits- und Berufsunfähigkeitsrenten sind auf Rückenleiden
zurückzuführen. Dass der Körper und damit auch die Wirbelsäule im Laufe des Lebens verschleißt, ist
normal und biologisch bedingt. Falsche und einseitige Belastungen können diesen Verschleiß allerdings verstärken. Davon sind auch Bandscheiben betroffen. Sie befinden sich zwischen den Wirbelkörpern, bestehen aus knorpeligem Gewebe und sind mit Flüssigkeit gefüllt. Weil Bandscheiben
elastisch sind, puffern sie Bewegungen und Stöße.
Knackpunkt Lendenwirbel
Zur Abnutzung der Bandscheiben trägt besonders eine krumme Körperhaltung bei. Dann müssen
diese Verbindungsglieder der Wirbel nämlich enorme Zug- und Druckkräfte aushalten. Deshalb sollte
man zum Beispiel schwere Gegenstände nicht mit gestreckten Beinen und krummem Rücken heben
und tragen. Davon können die Bandscheiben Schaden nehmen, besonders die im Lendenbereich.
Dr. Andreas Held, Uniklinik Halle: "Die zwei Segmente - Lendenwirbel vier und fünf - und der
Übergang zum Kreuzbein sind häufige Befallsorte von Bandscheibenleiden. Dort sind große
Schwerkräfte am Werk,. Sie sind also besonders belastet - und deshalb finden dort auch die meisten
Vorfälle statt."
Gut für die Bandscheiben: gerader Rücken
Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Bandscheibenvorfall: Der Knorpelring reißt, das enthaltene
Gewebe tritt aus und drückt auf Rückenmark und Nervenwurzeln. Das kann starke Schmerzen oder
sogar Lähmungserscheinungen verursachen. Durch entsprechendes Verhalten kann man einem
Bandscheibenvorfall aber durchaus vorbeugen. Wer auf Körpergewicht und Muskulatur achtet, der
kann die Degeneration der Bandscheibe beeinflussen. Besonders wichtig ist die Körperhaltung: Die
Wirbelsäule sollte hauptsächlich axial belastet werden.
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Bildunterschrift: Immer mit geradem Rücken heben !
Axial heißt: Die Wirbelsäule sollte möglichst aufrecht und gerade gehalten werden, denn so wird sie
entlastet. Beim Heben und Tragen also immer den Kopf oben behalten. Denn bei geradem Rücken
werden die Kräfte gleichmäßig auf die Bandscheiben verteilt.
Nach dem Bandscheibenvorfall – Schmerzen vorprogrammiert
Ein Bandscheibenvorfall ist für alle Betroffenen einschneidend und muss zunächst akut
behandelt werden. Aber was kommt danach? Wie groß ist die Gefahr eines erneuten Vorfalls?
Können Chiropraktiker helfen?
Der Rücken ist die Schwachstelle vieler Deutschen: Fast jeder Erwachsene hat im Laufe seines
Lebens Schmerzen an der Wirbelsäule, am häufigsten tritt der Schmerz im Kreuz auf. Manchmal
vergeht er schnell wieder, oft bleibt er jedoch hartnäckig bestehen. Grund ist das Alter: Die Strukturen
der Wirbelsäule verschleißen, die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern werden mürbe und
dünner. Vor allem, wenn wir den Rücken zusätzlich durch schweres Tragen oder falsches Sitzen
fehlbelasten, führt das zu Schmerzen, Verspannungen und einer ungesunden Schonhaltung.
Stülpt sich dann eine der gallertigen Zwischenwirbelscheiben in Richtung Wirbelkanal, sprechen Ärzte
von einer Vorwölbung der Bandscheibe, die sogenannte Protrusio. Rutscht die Bandscheibe ganz in
den Kanal hinein und drückt auf die Nervenwurzel, liegt ein Bandscheibenvorfall vor. Fachleute
nennen das Nervenwurzelkompressionssyndrom. Neben Schmerzen sind Lähmungserscheinungen
und Gefühlsstörungen typisch.
Chirotherapie behandelt Gelenke und löst Verspannungen
Der Bandscheibenvorfall wird je nach Schwere operativ oder konservativ behandelt. Für eine
langfristige Genesung ist in beiden Fällen entscheidend, dass der Patient sich um seinen Rücken
kümmert. Möglich ist das zum Beispiel mit der Chirotherapie. Die Bezeichnung leitet sich von dem
griechischen Wort Cheir ab, was soviel heißt wie Hand. Bei einem Bandscheibenvorfall bearbeiten
Chirotherapeuten die Nachbarsegmente der Wirbelsäule, so dass diese wieder beweglich werden.
Folge: Auch die angrenzende Rückenmuskulatur entspannt sich. Im Unterschied zu Chiropraktikern
sind Chirotherapeuten übrigens Ärzte, die diese Zusatzbezeichnung durch eine standardisierte
Weiterbildung und Prüfung erworben haben. Chiropraktiker sind meist Heilpraktiker oder
Physiotherapeuten.
Zusätzlich kann der Patient den Genesungsprozess durch regelmäßiges Muskeltraining unterstützen.
Dabei sollte er sowohl die äußeren, großen Muskelgruppen am Rücken als auch die sogenannte tiefe
Rückenmuskulatur trainieren. Nicht zu vergessen sind zudem die Muskeln von Bauch, Gesäß und
Oberschenkel.
Auch Nerven lassen sich mobilisieren
Eine andere Therapieoption ist die Neuromobilisation nach Butler. Bei dieser physiotherapeutischen
Behandlung werden nicht die Gelenke und die Muskulatur mobilisiert, sondern die Nerven. Angezeigt
ist die Nervendehnung, wenn der Patient nach einem Vorfall trotz mehrwöchiger Krankengymnastik
immer noch einen stechenden Schmerz bei bestimmten Bewegungen fühlt. Dann ist meist ein Nerv in
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seiner Gleitfähigkeit gestört oder Bandscheibengewebe drückt auf den Nerv. Damit das Verfahren
wirkt, sollte der Patient die Übungen einmal pro Woche zuhause wiederholen.
Pezziball-Trommeln bringt Bewegung in den Rücken
Aus der Krankengymnastik ist der Pezziball hinlänglich bekannt. Nun verhilft ein neuer Trend dem
großen Runden zu neuer Popularität: Pezziball-Trommeln. Es steigert die Durchblutung ähnlich wie
Aerobik und soll zusätzlich die Hirnleistung verbessern, da beide Hirnhälften gleichzeitig aktiviert
werden. Ein Sport für Jung und Alt.
Tanzen und Trommeln – in vielen Kulturen gehören die beiden Bewegungsformen wie natürlich
zusammen. So auch bei dem Fitnesstrend Drums Alive. Erfunden hat ihn die US-Amerikanerin Carrie
Ekins, weltweit erfreut er sich von den USA über Japan bis nach Europa großer Beliebtheit.
Die nötige Ausstattung ist überschaubar: zwei Trommelsticks und ein Gymnastikball und schon kann
es losgehen. Bei Drums Alive werden Elemente aus Aerobik, Zirkeltraining, Tanz und Schlagzeug
miteinander kombiniert – mit großem Erfolg bei Kindern und Jugendlichen wie auch bei älteren
Menschen. Im Takt der Musik trommeln die Aktiven auf den Gymnastikball und kombinieren das
Ganze mit den typischen Aerobik-Schritten.
Traditionelle Aerobicschritte werden mit den Rhythmen der Trommeln verbunden
Drums Alive macht Spaß und ist gesund
Dass die Tanz-Trommel-Kombination zudem gesund ist, daran besteht kein Zweifel. Sie setzt
Endorphine frei und löst negative Gefühle auf. Sie steigert das Selbstbewusstsein und die
Konzentrationsfähigkeit und baut Stress ab. Drums Alive ist außerdem ein hervorragendes HerzKreislauf-Training.
Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage das sogenannte Pezziball-Trommeln fußt, das erforscht ein
interdisziplinäres Wissenschaftlerteam der TU Chemnitz. Beteiligt sind Sportmediziner, Biologen,
Sportsoziologen sowie Experten aus der Pädagogik und der Didaktik. Ziel ihrer Untersuchungen: Die
Fachleute wollen prüfen, ob sich die Form des Trommelns zum Beispiel für die Arbeit mit Kindern mit
dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom ADHS oder mit Depressiven eignet.
Drums Alive kann außerdem in der Schule, im Aggressionsmanagement bei Jugendlichen und bei der
Integration von Behinderten eingesetzt werden. Großen Anklang findet das Trommel-Tanztraining
auch in Sport- und Turnvereinen. Für Trainer bietet der Berliner Turn- und Freizeitsportbund
entsprechende Weiterbildungskurse an.
Sport als Rückenrisiko ?
Autorin: Monika Kirschner
Passionierter Feldhockeyspieler Tobias W.
Tobias W. hat vieles geschafft, was er sich vorgenommen hat: Er ist promovierter Anwalt mit einer
Topposition in einem großen Unternehmen. Er ist glücklich verheiratet und hat drei Söhne. Außerdem
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ist er ein überaus begabter Feldhockeyspieler im Kölner Tennis- und Hockeyclub Rot-Weiss e.V., der
vor ein paar Jahren eine Karriere als Spitzensportler vor sich hatte.
Ein schwerer Bandscheibenvorfall mit Lähmungserscheinungen machte diesen Träumen ein jähes
Ende. Nach dem ersten Schreck konsultierte Tobias W. verschiedene Ärzte, die ihm alle zu einer
schnellen Operation rieten. Doch er wollte keine Operation. Sein Körpergefühl sagte ihm, dass es
vielleicht doch noch einen anderen Weg gäbe. Er suchte weiter und traf den Physiotherapeuten
Eckhardt Böhle, der sich in 32 Berufsjahren auf Rückenschmerzen und Gelenkerkrankungen
spezialisiert hat. Eckhardt Böhle ist Generalsekretär des „Deutschen Verbandes für Physiotherapie“
(ZVK), berät viele Leistungssportler und ist verantwortlich für ein Förderprojekt der EU für
Grundschulkinder zur Vorbeugung von Rückenproblemen.
Eckhardt Böhle untersuchte Tobias W. und riet ihm, den konservativen Weg mit intensiver
Physiotherapie wenigstens zu versuchen. Auch er war sich nicht sicher, ob sein Patient einer
Operation aus dem Weg gehen könnte, doch nach seiner Erfahrung lässt sich das gut herausfinden,
wenn man sich drei Wochen Zeit nimmt. Sind nach zwei Wochen Behandlung keine Verbesserungen
des Krankheitsbildes zu erkennen, ist eine Operation notwendig.
Ein starker Rücken ist wichtig beim Sport
Tobias W. hatte Glück. Er konnte mit Hilfe des Physiotherapeuten Eckhardt Böhle eine Operation
vermeiden. Er ist heute beschwerdefrei und kann mit seinen Söhnen jede Sportart betreiben. Ein
Spitzensportler wird er nicht mehr werden. Dafür steht ihm aber jede Art von Freizeitsport offen: auch
so rückenbelastende Sportarten wie Hockey, Tennis, Skifahren und Golf. Was für Tobias W. gilt, ist
auch für manche andere Rückenpatienten möglich. Es lohnt sich in jedem Fall, den konservativen
Weg auszuprobieren. Nur in ganz seltenen Fällen hat man nicht drei Wochen Zeit für diesen überaus
lohnenden Versuch. Für Tobias W. war es jedenfalls, wie er selbst sagt, „die beste Entscheidung
meines Lebens.“
Bandscheibenpatienten werden nach wie vor zu häufig operiert
Operative Einsätze zur Behandlung von Bandscheibenvorfällen führen selten zum erwünschten
Erfolg. Die Schmerzen kommen wieder, oft aus anderen Gründen, und Folgeoperationen sind nicht
selten. Zu diesem Urteil kommen Orthopäden aus Düsseldorf nach einer Metaanalyse von 1.200
Fachpublikationen, darunter die weltweit größte klinische Studie mit 1.244 Bandscheibenpatienten.
Demnach können Operationen bei Bandscheibenvorfällen durchaus kurzfristig helfen. Mittel- oder
langfristig sind die Ergebnisse von operierten und nichtoperierten Patienten jedoch gleich.
Regelmäßige Übungen stabilisieren den Rumpf
In Deutschland werden jährlich etwa 3.000 Operationen durchgeführt, bei denen eine Bandscheibe
entfernt wird. Es gibt jedoch keine Standardtherapie. Die Therapieentscheidung muss individuell auf
den Patienten abgestimmt sein und erfordert eine gründliche Untersuchung. Eine Operation ist nur
dann indiziert, wenn eine akute Blasen-Mastdarm-Störung oder schwere Nervenausfälle vorliegen. In
anderen Fällen kann auch eine konservative Behandlung mit einer Kombination aus Medikamenten
und Physiotherapie eine Besserung herbeiführen. Wichtig für eine langfristige Genesung ist die
Stabilisierung des Rumpfes durch entsprechende regelmäßige Übungen.
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Risiko Bandscheibenoperation
Autor: Thomas Liesen
Schwierige Behandlung eines Bandscheibenvorfalls
Über Sinn und Unsinn von Bandscheibenoperationen hat Servicezeit: Gesundheit mit Dr. Michael
Küster vom regionalen Schmerz- und Palliativzentrum Bonn der Deutschen Gesellschaft für
Schmerztherapie gesprochen. Bei Dr. Küster ist auch André L. aus unserem Beitrag „Kein Tag ohne
Schmerzmittel“ in Behandlung. Nachfolgend Auszüge aus dem Gespräch.
Dr. Michael Küster: Er hat Schmerzen, weil er an der Bandscheibe operiert worden ist und im Rahmen
der Heilungsphase nach Operation im Gebiet des ehemaligen Bandscheibenvorfalls eine Narbe
entstanden ist. Die drückt jetzt, wie die Bandscheibe vorher, auf den Nerv. Und das erklärt, warum er
im Rücken und entlang dieses Nervs Schmerzen hat, die bis ins Bein reichen.
Kann man nicht erneut operieren?
Diese Idee wird häufig geäußert, dass man die Narbe einfach wegoperieren könnte. Das funktioniert
nicht, weil da, wo die Narbe ist, gerne wieder eine entsteht. Man kann in verzweifelten Fällen das
durchaus tun, und manchmal klappt es auch, aber die Gefahr eines erneuten Wiederkehrens des
Schmerzes ist doch relativ hoch.
In Deutschland wird zu häufig operiert
Wird in Deutschland zu häufig operiert?
In Deutschland wird extrem häufig und extrem schnell an der Bandscheibe operiert und meiner
Meinung nach auch wesentlich zu schnell. Wenn ein Patient ausschließlich aufgrund seiner
Schmerzen an der Bandscheibe operiert wird, ohne dass Lähmungen oder Gefühlsstörungen oder ein
Verlust der Blasenfunktion vorliegen, kann man sicherlich ganz kritisch hinterfragen, ob das wirklich
nötig gewesen ist. Es wird zum Beispiel zu wenig untersucht, ob der Nerv überhaupt gefährdet ist.
Man müsste ihn elektrisch durchmessen, ob seine Funktion überhaupt beeinträchtigt ist. Und auch im
Fall von Lähmungen muss man nicht zwingend und sofort operieren.
Welche Therapie empfehlen Sie bei einem akuten Bandscheibenvorfall?
Steht der Schmerz im Vordergrund, muss man alle Medikamente in Erwägung ziehen, auch die
Morphine. Dabei brauchen die Patienten bei den modernen Morphinpräparaten kein Suchtpotenzial zu
fürchten. Nach sechs bis acht Wochen sind viele dann wieder schmerzfrei. Und langfristig ist den
Patienten damit oft mehr geholfen als mit einer Operation, weil sich keine Narben bilden und der
Vorfall sich häufig spontan zurückbildet.
Wie lange wird es gut gehen ?
Autorin: Marion Schmidt
Seit circa 25 Jahren kämpft Helga N. mit massiven Rückenschmerzen. Alles, was die Medizin an
Möglichkeiten in solchen Fällen bereithält, hat sie ausprobiert. Fast alles außer einer Psychotherapie,
die bei Rückenproblemen heute zunehmend zum Arsenal der empfohlenen Behandlungen gehört. Um
ihre Schmerzen in den Griff zu bekommen, hat sie Physiotherapien, extrem hohe Medikamentendosen
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und mehrere Operationen über sich ergehen lassen. Vor allem bei den Operationen schöpfte sie jedes
Mal wieder Hoffnung, auf Dauer von den quälenden Schmerzen befreit zu werden. Aber abgesehen
von kurzfristigen Erleichterungen ist es eigentlich immer schlimmer geworden. Helga N. hat sich längst
damit abgefunden: „Ich bin chronische Schmerzpatientin.“
Wichtig: die Physiotherapie
Zunächst musste die gelernte Krankenschwester ihre Arbeit als ambulante Pflegerin bei einer
Sozialstation aufgeben, eine Arbeit, die sie sehr gern und mit großem Engagement gemacht hat.
Damals fuhr sie jeden Vormittag zu fünf bis sechs verschiedenen Patienten, die sie aus dem Bett
heben, waschen und rundum versorgen musste – ohne Hilfe und zudem ohne die speziellen
Pflegebetten, die diese Arbeit heutzutage etwas erleichtern. Mit ihren Rückenproblemen konnte Helga
N. irgendwann nicht mehr in der Pflege arbeiten.
Der Alltag muss neu eingerichtet werden
Die erste Rückenoperation
Trotz einer neuen Arbeitsstelle, die körperlich längst nicht so belastend war, kamen die Schmerzen
immer wieder. Im November 1991 ist sie dann zum ersten Mal am Rücken operiert worden. Diagnose:
massiver Bandscheibenvorfall, verbunden mit neurologischen Ausfällen. Vom Fuß ausgehend bis fast
unter das Knie hatte sie gar kein Gefühl mehr. Als Probleme mit der Blase dazukamen, wurde sie
umgehend an der Bandscheibe operiert. Danach, so dachte Helga N., würde die Ursache beseitigt
und alles wieder in Ordnung sein. Diese Hoffnung hatte man ihr jedenfalls vermittelt.
Schlimmere Schmerzen nach OP
Aber es kam anders. Nach dem Eingriff litt die frisch Operierte erst recht unter massiven Schmerzen.
Am Anfang sei das ganz normal, hieß es. Die Schmerzen würden mit der Zeit verschwinden. Sie
wurde vertröstet und trotz ihrer starken Beschwerden entlassen.
Frau N. wusste sich nicht anders zu helfen, als rund um die Uhr Schmerzmittel zu schlucken. Sie
nahm alles, was sie kriegen konnte. Spezielle Schmerztherapien oder Schmerzambulanzen waren
damals kaum bekannt. Als sie die Dosierung immer weiter steigern musste und ihr Magen zunehmend
rebellierte, beschloss Helga N., sich noch einmal auf eine Rückenoperation einzulassen. Auch wenn
diese mit einem hohen Risiko verbunden war.
Komplikation verschwiegen
Anlässlich dieses Eingriffs stellte sich plötzlich heraus, dass im Verlauf der ersten Operation ein Nerv
verletzt worden war. Vermutlich war das die Ursache für die Verschlimmerung ihrer Schmerzen. Die
Verletzung des Nervs war zwar im OP-Bericht erwähnt worden, aber der Patientin gegenüber hatte
man sie verschwiegen. Seit dieser und weiteren leidvollen Erfahrungen besteht Helga N. inzwischen
darauf, OP-Berichte immer einzusehen.
Endlich Besserung
Der zweite Eingriff brachte zunächst eine deutliche Besserung. Die Schmerzen waren nicht gänzlich
verschwunden, aber erträglich. Helga N. konnte wieder am normalen Leben teilnehmen, Sport treiben
und endlich auch wieder mit ihrem Mann zusammen wandern. Beide freuten sich über den Zuwachs
an Lebensqualität. Doch den konnten sie nur für begrenzte Zeit genießen.
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Neue Probleme
Im Laufe der Jahre sind nämlich erneut heftige Beschwerden aufgetreten. „Ich konnte mich morgens
an einem Waschbecken nicht mehr waschen“, erinnert sich Helga N., „ich konnte auch auf keiner
normalen Toilette mehr sitzen, also, ich habe so starke Schmerzen gehabt, dass ich Opiate
genommen habe und nicht mehr ein noch aus wusste, was jetzt schon wieder los ist.“ Ein neues
Kapitel der Krankengeschichte hatte begonnen. Diesmal hieß die Diagnose: Wirbelgleiten und
Verengung des Spinalkanals. Der behandelnde Arzt riet zu einer Versteifung der Wirbelgelenke. 2003
wurde die Operation durchgeführt. Auch sie brachte zunächst eine spürbare Linderung der
Schmerzen, aber keine Beseitigung. Damit wagte die langjährige Schmerzpatientin auch gar nicht
mehr zu rechnen.
Hilfe im Alltag: Sockenanzieher
Ein Leben mit Schmerzen
Alte Hobbys wie Ski- und Motorradfahren sind seit Langem gestrichen. Bei geplanten Urlaubszielen
muss vorab geklärt werden, wie rückenfreundlich Unterkunft und Bett sind. Das gesamte Leben ist so
rückengerecht wie möglich eingerichtet. So haben die N.s zum Beispiel ihr dreistöckiges Eigenheim
gegen einen ebenerdigen Bungalow eingetauscht, ein neues Auto mit höheren Sitzen angeschafft, ein
elektrisch verstellbares Spezialbett, rückenfreundliche Sessel in Extraausführung für das Wohnzimmer
und vieles andere mehr gekauft. Es sind nicht nur die Einschränkungen, an die das Ehepaar N. sich
gewöhnen musste, sie haben auch erhebliche finanzielle Investitionen zu tragen, die niemand anderes
übernimmt. Über all diese Dinge wollen sie aber nicht klagen, solange sie die Lebensqualität erhöhen
und der Gesundheit dienen.
Zukunftssorgen
Das Ehepaar N. hat alles getan, um sich mit der Situation zu arrangieren. Trotzdem kommen sie nicht
zur Ruhe. Inzwischen drohen neue Sorgen. Im vergangenen Jahr hat Frau N. zwei künstliche
Hüftgelenke bekommen. Auf den Röntgenaufnahmen sind deutlich die Schrauben zu erkennen, die
vor fünf Jahren zur Versteifung der Wirbelsäule dort angebracht wurden. Es sieht ganz so aus, als ob
sich zwei der insgesamt sechs Schrauben zu lösen beginnen. Helga N. mag heute noch nicht darüber
nachdenken, was das für Konsequenzen haben könnte. Ihr Mann dagegen spricht aus, welche
Befürchtung seit den neuesten Aufnahmen im Raum steht: „Wie lange wird es gut gehen?“
Kein Tag ohne Schmerzmittel
Autor: Thomas Liesen
Ein Bandscheibenvorfall mit Folgen
Es geschah kurz vor dem lang ersehnten Urlaub. André L. hatte für seine Familie ein Hotel im Allgäu
gebucht. Endlich ausspannen, den Stress, den man als selbstständiger Gartenbauunternehmer hat,
einmal für zwei Wochen vergessen. Die Koffer waren gerade gepackt, da kam der Schmerz: Wie ein
Stich in den Rücken, ein unerträgliches Ziehen, das sich über die Leiste bis in die Beine ausdehnte.
André L. brach zusammen, konnte sich nicht mehr regen. Ein Krankenwagen brachte ihn schließlich in
die Klinik. Der Traum vom Familienurlaub war geplatzt.
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Diagnose: Bandscheibenvorfall
André L. kämpft seit 15 Jahren gegen die Schmerzattacken in seinem Rücken. „Ich war immer einer,
der lieber noch einen Stein mehr in die Schubkarre gepackt hat“, sagt er heute rückblickend, wenn er
nach Ursachen sucht. Er verlangt immer viel von sich, die Firma soll gut dastehen, seine Frau und
seine beiden Kinder ein gesichertes Leben führen. Doch irgendwann reagierte der Rücken. Im Bereich
der Lendenwirbelsäule wölbte sich eine Bandscheibe vor und drückte auf Nervengewebe – ein
klassischer Bandscheibenvorfall.
Diagnose Bandscheibenvorfall: konservative Therapie meist sinnvoll
Nur ein kleiner Schnitt
Der Arzt riet ihm zunächst zu einer konservativen Therapie: Massage, Schmerzmittel, Rückentraining.
Doch der Schmerz blieb. Schließlich empfahl der Arzt eine Operation: ein kleiner Schnitt nur, etwas
Bandscheibengewebe sollte entfernt werden. André L. willigte ein. Schon nach ein paar Tagen verließ
der Gärtnermeister die Klinik – zum ersten Mal seit Jahren fast ohne Schmerzen.
Heute, drei Jahre später, kommt der 41-Jährige keinen Tag ohne Schmerzmittel aus. Unerträgliche
Attacken kommen immer wieder, ob beim Autofahren, beim Sitzen, beim Stehen, beim Liegen. Nur mit
starken Opiaten kann er die Tage bewältigen, sogar Antidepressiva hat ihm sein Arzt verschrieben,
damit er nicht verzweifelt. Von Arzt zu Arzt ist er getingelt, seit der Schmerz zurückgekommen ist.
Zuletzt hat er einen Schmerzspezialisten und einen Orthopädieprofessor aufgesucht. Beide sind
anerkannte Fachleute auf ihrem Gebiet. Und beide stellten nüchtern fest: Die Operation war nicht nur
unnötig, sie ist sogar mitverantwortlich für André L.s aktuelle Schmerzen. Denn die neuesten
Aufnahmen der Computertomografie zeigen: Es hat sich Narbengewebe im Bereich der Operation
gebildet, das auf Nerven drückt. Eine erneute Operation wäre fast aussichtslos. Er müsse mit dem
Schmerz leben lernen, sagen die Ärzte.
Operation erst bei Lähmungserscheinungen
Unnötige Bandscheiben-OPs
André L. hat mittlerweile einiges gelesen, sich informiert, mit vielen Ärzten gesprochen. Er weiß jetzt:
Eine Bandscheiben-OP ist nur dann angeraten, wenn massive Lähmungserscheinungen in den
Beinen oder ein Kontrollverlust bei der Harnblase auftreten. Doch der Gartenbaumeister hatte keine
Lähmungen. Die Schmerzen waren zwar schlimm, aber er konnte damals nicht ahnen, dass bei jedem
fünften Bandscheibenpatienten die Operation scheitert. Die Schmerzen kommen zurück, oft schlimmer
als zuvor. Bei den anscheinend so hochmodernen, minimalinvasiven Eingriffen ist die Erfolgsquote
noch geringer. Und auch das hatte ihm damals kein Arzt gesagt: Zwar tritt kurz nach der
Bandscheiben-OP bei vielen eine vorübergehende Linderung der Symptome ein, doch nach fünf
Jahren geht es Patienten, die sich operieren lassen, nicht besser als jenen, die sich nicht operieren
lassen. Die Zahlen aus neuesten Studien belegen: Bandscheibenoperationen sind nur in
Ausnahmefällen eine Lösung. So gut wie nie eignen sie sich als Mittel, um Schmerz zu bekämpfen.
Zwar werben viele Ärzte und Kliniken mit ihren minimalinvasiven „Schlüsselloch“-Methoden, mit
künstlichen Bandscheiben und mit Schmerzfreiheit nach wenigen Tagen – doch
Bandscheibenprobleme sind auch ein Markt, es lässt sich damit viel Geld verdienen.
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Ergänzende Psychotherapie
André L. hat jetzt mit einer Psychotherapie angefangen. Er weiß, dass zumindest ein Teil seiner
Schmerzattacken durch die ständige Angst vor dem Schmerz geradezu provoziert wird. Droht Stress,
verkrampft der Körper, und das begünstigt wiederum den Schmerz. Kein Arzt der Welt, keine
Operationsmethode und kein Medikament kann ihn von heute auf morgen von seinem Schmerz
befreien. Wenigstens will er lernen, besser damit umzugehen – damit sein Leben nicht gänzlich vom
Schmerz regiert wird.
Irrtümer über Bandscheiben
(Sendung im MDR am 10.3.2011)
Fußball-Nationalspieler Arne Friedrich hat eine Bandscheiben-OP hinter sich, genauso wie
Schwimmlegende Kristin Otto oder Rodelass Georg Hackel. Offenbar ist es ein Irrtum, dass
Sport vor Rückenleiden schützt. Oder doch nicht? Und wie steht es mit jahrelang propagierten
Hebetechniken, um einen Bandscheibenvorfall zu vermeiden? Auch hier gibt es neue
Erkenntnisse.
Der Rücken schmerzt, also ist die Bandscheibe kaputt. Da liegt schon der erste Irrtum vor. Zwar ist die
faserige Verbindung zwischen den Wirbeln häufig für Kreuzleiden verantwortlich, aber eben nicht
immer. Patienten fürchten sich dann vor aufwändigen Operationen, vor Lähmungen oder endlosen
Schmerzen. Wie verschieden die Erfahrungen sind, zeigen Briefe von Zuschauern. Helga W. schreibt:
"Mir wurde eine künstliche Bandscheibe eingesetzt. Ich bin damit sehr zufrieden und würde diesen
Schritt jedem empfehlen", während Lotte M. dagegen "nach der OP Stuhl und Urin nicht mehr halten
kann und völlig verzweifelt" ist. "Hauptsache gesund" deckt die größten Irrtümer über
Bandscheibenvorfälle auf und schafft Klarheit.
Hauptsache gesund | 10.03.2011 | 21:00 Uhr
Irrtum Nr. 1
Nicht hinter jedem Rückenschmerz steckt ein Bandscheiben-Defekt.
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"Ich hab’s mit der Bandscheibe!"
Auch wenn es oft so aussieht, ein Bandscheibenvorfall ist selten die Ursache von Rückenschmerzen.
Im Schnitt trifft es nur jeden Zehnten. Am häufigsten passiert das zwischen dem 30. und dem 50.
Lebensjahr im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule und der Halswirbelsäule. Im Prinzip kann aber
jede Etage der Wirbelsäule betroffen sein. Wenn es bei Einrissen des Faserrings zum Austritt (Vorfall)
des gallertartigen Kerns kommt, spricht man von einem Bandscheibenvorfall. Die in unmittelbarer
Nachbarschaft liegenden Rückenmarksnerven (Spinalnerven) werden dadurch gereizt oder gar
eingeengt. Dann kommt es zu den klassischen ausstrahlenden Schmerzen. Wird der Druck stärker,
kann es auch zu Taubheitsgefühlen und Lähmungen der Bein- oder Armmuskulatur kommen. Dann
sind die anfänglich sehr starken Schmerzen oft sogar geringer, aber eine OP meist unumgänglich. In
den anderen Fällen reicht eine konservative Therapie. In über 90 Prozent der Fälle sind die akuten
Rückenschmerzen nicht auf einen Bandscheibenvorfall zurückzuführen, sondern die Folge von
Gelenkblockierungen und muskulären Verspannungen durch Über- oder Fehlbelastung.
Auch bei Gesunden finden sich Vorwölbungen der Bandscheibe oder sogar Bandscheibenvorfälle, die
keinerlei Beschwerden machen. Nicht jeder Bandscheibenvorfall führt also zwangsläufig zu
Schmerzen. Es gibt viele, die ihn gar nicht bemerken. Abnutzungserscheinungen an den Faserringen
der Bandscheiben finden sich auch schon in jungen Jahren. Diese verlieren mit der Zeit ihre Elastizität
und werden rissig. Betroffen sind besonders diejenigen, die eine überwiegend sitzende Tätigkeit
haben, auch Berufstätige, die körperlich schwer arbeiten oder einseitige monotone Arbeiten
durchführen. Die häufigste Ursache ist jedoch der Bewegungsmangel. Dieser schwächt die
Rumpfmuskulatur und führt in Verbindung mit Übergewicht sehr viel schneller zum Verschleiß. Auch
eine angeborene Bindegewebsschwäche und in seltenen Fällen Verletzungen oder Unfälle können zu
einem Bandscheibenschaden führen. Bewegung ist in jedem Fall ein gutes Mittel zur Vorbeugung von
Bandscheibenschäden. Leistungssportler gehen hingegen oft an die Grenzen der körperlichen
Belastbarkeit und erleiden dadurch Schäden des Bewegungsapparates. So waren auch Prominente
wie der Fußballspieler Arne Friedrich und die Schwimmerin Kristin Otto nicht vor
Bandscheibenvorfällen gefeit.
Die Wirbelsäule gibt uns halt und sorgt gleichzeitig für ein hohes Maß an Beweglichkeit.
Die Wirbelsäule: Robust und enorm beweglich
Die Wirbelsäule ist aufgrund ihres gliederförmigen Aufbaus extrem beweglich. Zahlreiche
oberflächliche und tiefe Rückenmuskeln umspannen das knöcherne Gerüst und bilden zusammen mit
den Bauch- und Beckenmuskeln das stützende Muskelkorsett, Bänder geben zusätzlichen Halt.
Bandscheiben sind die Stoßdämpfer unserer Wirbelsäule, halten sie stabil und ermöglichen dennoch
Flexibilität. Sie liegen zwischen den Wirbelkörpern und sind aus einem Ring aus Faserknorpel und
einem gelartigen Kern aus wasserreichem Gewebe aufgebaut. Durch die Druckbeanspruchung
während des Tages sind die Bandscheiben abends niedriger als morgens. Im Liegen quellen die
Gallertkerne wieder auf. Die Bandscheiben stellen elastische Polster dar, die Druck aufnehmen und
abgeben können. Sie verbinden die Wirbelkörper, indem die Fasern des Außenringes in die
Deckplatten der Wirbelkörper einstrahlen und die Knochen so nur wenig gegeneinander verschiebbar
sind. In gewissem Umfang lassen sie aber auch Bewegungen zu.
Irrtum Nr. 2
Ein Bandscheibenvorfall muss immer operiert werden
Bei einer beschädigten Bandscheibe setzen viele Patienten ihre Hoffnungen in eine schnelle
Operation. Doch ein Allheilmittel ist sie nicht. Jeder Eingriff birgt bei aller chirurgischen Sorgfalt die
Gefahr von Wundinfektionen, Blutungen oder Verletzungen. Zusätzlich können sich nach einer
Operation innere Narbenstränge bilden, die die Rückenmarksnerven einengen und erneut Schmerzen
verursachen. Je ausgedehnter eine Operation durchgeführt wird, beispielsweise bei einem großen
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Bandscheibenvorfall, desto instabiler kann der jeweilige Wirbelsäulenabschnitt werden. Die Folge sind
schmerzhafte Funktionsstörungen der Wirbelgelenke oder sogar vorzeitige Abnutzungserscheinungen
in den darüber oder darunter liegenden Abschnitten.
Ein Bandscheibenvorfall kann sehr schmerzhaft sein.
Häufig wird den körperlichen Beschwerden oder den klinischen Untersuchungen nicht getraut. "Zur
Sicherheit" wird daher noch eine MRT gemacht. Hier zeigen sich oft Bandscheibenvorwölbungen oder
sogar Vorfälle, die überbewertet werden und vermeintlich als alleinige Ursache der Beschwerden
angesehen werden. In solchen Fällen ist eine Operation wenig erfolgversprechend. Ist eine Operation
allerdings wirklich sinnvoll, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Patienten anschließend
schmerzfrei sind oder zumindest eine deutliche Linderung verspüren. Um zu entscheiden, ob eine OP
Erfolg verspricht, ist die Zusammenarbeit mehrerer Fachärzte sinnvoll. Ein Neurochirurg kann zum
Beispiel entscheiden, ob tatsächlich ein Bandscheibenvorfall für die Beschwerden verantwortlich ist.
Neben einer körperlichen Untersuchung werden häufig neurologische Tests durchgeführt oder
Probespritzen in das Schmerzgebiet gesetzt. Liegt die Ursache nicht in den Bandscheiben begründet,
kommen die Schmerzen nach einer OP meist nach kurzer Zeit wieder. Depressionen oder
Angsterkrankungen, Konflikte in Familie oder Beruf, Arbeitsplatzverlust oder andere einschneidende
Ereignisse sollten bei Schmerzen immer mit in Betracht gezogen werden. Schmerzen dürfen nie
eindimensional betrachtet werden, insbesondere dann nicht, wenn sie durch die herkömmliche
Therapie oder eine Operation nicht gelindert werden konnten. Daher wird ein chronischer Schmerz
auch nur durch eine sogenannte multimodale Schmerztherapie erfolgreich behandelt werden können.
Wann OP, wann konservative Therapie?
Eine OP wird meist dann durchgeführt, wenn ein Rückenmarksnerv so stark eingeengt wird, dass
Lähmungen an der Arm- oder Beinmuskulatur auftreten. Ist die Kontrolle von Urin- und Stuhlabgang
gestört, ist sogar besondere Eile geboten. Meist werden schonende mikrochirurgische oder
minimalinvasive Eingriffe mit kleinen Schnitten und unter mikroskopischer Sicht, gewählt. Sie schonen
das umliegende Gewebe wie Muskeln, Knochen und Nerven. Der durch Bandscheibenmaterial oder
Knochenverwachsungen eingeengte Nerv wird durch die OP befreit und erholt sich in der Regel
danach in einigen Monaten. In manchen Fällen wird auch endoskopisch, d.h. mit der
Schlüssellochtechnik operiert. Als Komplikationen können Nachblutungen, Infektionen oder auch eine
vermehrte Narbenbildung auftreten. Die Gefahr einer ernsten Schädigung wie der Verletzung des
Rückenmarkes mit Lähmung der Beine ist allerdings sehr gering.
Wenn ausschließlich Schmerzen vorhanden sind, wird heute zunächst konservativ, d.h. ohne
Operation therapiert. Gehen die Schmerzen durch die herkömmliche Therapie mit Tabletten und
aktiver Physiotherapie nicht zurück, kann versucht werden, direkt an den Nerven Schmerzmittel oder
abschwellende Medikamente zu spritzen. Diese wirken gleichzeitig gegen die Entzündung, denn der
eingeengte Nerv ist stark gereizt. Solch ein Vorgehen kann ambulant oder stationär durchgeführt
werden. Es kann auch versucht werden mit einer Hitzesonde herausgequollenes
Bandscheibenmaterial zu verdampfen und damit die Bandscheibe schrumpfen zu lassen. Damit wird
ebenfalls der Nerv befreit. Sowohl nach einer konservativen als auch nach einer operativen Therapie,
kann eine Anschlussheilbehandlung in einer Rehabilitationsklinik angeschlossen werden. Hier wird
eine intensive Bewegungstherapie durchgeführt, die den Heilungsprozess fördert und einem weiteren
Bandscheibenvorfall vorbeugt.
Versteifung oder Kunstbandscheibe
Ist eine Bandscheibe stark geschädigt oder wurde bereits mehrfach operiert, muss häufig eine
Versteifungsoperation durchgeführt oder eine künstliche Bandscheibe eingesetzt werden. Bei einer
Versteifungsoperation werden zwei oder mehr Wirbel miteinander durch Metall verbunden. Sie gilt als
Standardmethode in der operativen Therapie chronisch degenerativer Bandscheibenerkrankungen.
Der Eingriff bewirkt eine Schmerzreduktion, die mit eingeschränkter Beweglichkeit (Versteifung) in
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diesem Wirbelsäulenabschnitt erkauft wird. Denn bei starken degenerativen Veränderungen an der
Wirbelsäule sind es gerade Bewegungen, die zu Schmerzen führen. Eine völlige Steifheit der
Wirbelsäule muss man allerdings nicht fürchten, denn die übrigen Segmente sind weiterhin frei
beweglich. Im Übrigen ist die Beweglichkeit vor solch einer Operation meist schon eingeschränkt, da
eine Schonhaltung eingenommen wird und damit schmerzhafte Bewegungen vermieden werden
sollen. Ein Hauptproblem bei dieser Art von OP ist die beschleunigte Abnutzung der Segmente, die an
die Versteifung angrenzen.
Im Gegensatz zu einer Versteifungsoperation kann eine künstliche Bandscheibe die Beweglichkeit im
betroffenen Wirbelsäulenabschnitt erhalten und unnatürliche Belastungen an den benachbarten
Strukturen vermeiden. Moderne Bandscheibenprothesen werden in den angrenzenden Grund- und
Deckplatten der Wirbelkörper des degenerierten Teiles durch metallische Endplatten fest verankert
und haben einen aus Kunststoff bestehenden Gleitkern. Ein Einsatz ist an der Hals- und
Lendenwirbelsäule möglich. Manche Kunstbandscheiben sind nur teilweise beweglich, andere
ermöglichen alle Bewegungen, z.B. auch das Drehen. Ob ein künstlicher Bandscheibenersatz wirklich
eine geeignete Methode für den Rückenkranken ist, hängt von der Ursache der Beschwerden ab. Ist
wirklich die zerstörte Bandscheibe die Übeltäterin oder sind es andere Wirbelsäulenstrukturen, die
verschlissen sind? Wie sehen benachbarte Segmente aus? Wenn dort schon fortgeschrittene
Veränderungen wie bei Osteoporose oder Instabilitäten festgestellt wurden, ist die Prognose schlecht
und es wird eher nicht zu einer künstlichen Bandscheibe geraten. Auch für andere Rückenkrankheiten
wie eine Spinalkanaleinengung oder Wurzelreizsyndrome bei Bandscheibenvorfällen ist sie nicht
geeignet. So ist die Entscheidung für einen Bandscheibenersatz meist eine Einzelfallentscheidung.
Welcher Prothesentyp eingesetzt wird, hängt weniger von der Funktion, als von der Handhabung bzw.
den technischen Voraussetzungen bei der Implantation der Kunstbandscheibe ab. Denn nur so kann
das Verletzungsrisiko und die OP-Zeit auf ein Minimum reduziert werden.
Erst nach erfolgloser konservativer Therapie sollte über einen Bandscheibenersatz nachgedacht
werden. Insgesamt ist diese OP noch eine neuere medizinische Technik, die noch keine eineindeutige
Empfehlung für jeden geben kann. Deswegen sollte gerade bei jüngeren Patienten sorgfältig
abgewogen werden. Bisher existieren noch keine fundierten wissenschaftlichen Langzeitdaten, die
belegen, dass der Erhalt des natürlichen Bewegungsumfangs nach einem Bandscheibenersatz auch
langfristig zu einer verminderten Belastung der angrenzenden Wirbelsäulenabschnitte führt und damit
wirklich gegenüber der Versteifung im Vorteil ist.
Irrtum Nr. 3
Gymnastik ja - aber richtig!
Rückengymnastik führt in jedem Fall zur Schmerzlinderung
Gymnastikübungen für den Rücken gibt es viele. Zeitungen, Gesundheits- und Frauenjournale sind
voll davon. Doch nur wer beim Üben auf die korrekte Durchführung, die richtige Haltung und
Körperspannung achtet, profitiert langfristig auch von ihnen und kann so seine Schmerzen reduzieren.
Besonders wichtig ist das Einstellen der Körper-Grundspannung vor jeder Übung. Dabei werden
Bauch- und Gesäßmuskulatur angespannt und das Becken nach vorn geschoben, um das Hohlkreuz
auszugleichen. Man sollte unbedingt darauf achten, die Spannung zu halten bzw. sie immer wieder
neu einzustellen. Das ist anstrengend, da eben diese Muskelgruppen bei Rückenpatienten schwach
sind. Werden die Übungen falsch gemacht, führt das zu Schmerzen während der Übungen oder
danach, weil der Druck auf Bandscheiben und Wirbelgelenke zu groß wird.

Mein Tipp von Gitte Baumeier: Spannungsübungen für die Rumpfmuskulatur
Vierfüßler-Stand, Grundspannung einnehmen: Linken Arm und rechtes Bein anheben und die
Spannung einige Sekunden halten, mehrmals wiederholen, dann auf Arm und Bein der jeweiligen
Gegenseite wechseln und die Übung wiederholen
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

Bauchlage, Grundspannung einnehmen: Linken Arm und rechtes Bein minimal anheben und
der Hand hinterher schauen, Spannung einige Sekunden halten, mehrmals wiederholen, dann auf
Arm und Bein der jeweiligen Gegenseite wechseln und die Übung wiederholen.
Die Übungen lassen sich jeweils auch nur mit einer angehobenen Extremität durchführen.
Aufrecht sitzen, Grundspannung einnehmen: Wirbelsäule gedanklich an einem Faden nach
oben ziehen, Theraband zwischen beiden Händen aufspannen und abwechselnd nach rechts und
links oben ziehen, mehrfach wiederholen.
Irrtum Nr. 4
Schwere Lasten soll man aus der tiefen Hocke anheben
Gewichte aus der tiefen Hocke heraus mit stark gebeugten Knien und senkrechtem Rücken
anzuheben, galt bisher als der Inbegriff des rückengerechten Verhaltens. Wie Physiotherapeuten
einer Schweizer Rehabilitationsklinik beim berufspezifischen Training herausfanden, ist das aber ein
Irrtum. Dass in verschiedenen Körperpositionen wie Sitzen, Stehen oder Liegen unterschiedlich starke
Druckverhältnisse auf die Bandscheiben wirken, ist bekannt. Dass beim Anheben von schweren
Lasten der Rücken jedoch senkrecht gestellt und zudem noch aus der tiefen Hocke heraus gehoben
werden soll, ist eine Fehlinterpretation. Der gesamte Vorgang ist zudem höchst unökonomisch, weil
der Körper schnell ermüdet und nur geringe Gewichte bewegt werden können. Die Belastung für die
Knie ist außerdem unverhältnismäßig hoch. Die Studienergebnisse zeigen, dass bei den
verschiedenen Hebetechniken nur geringe Unterschiede in der Druckbelastung vorliegen. Es ist somit
völlig ausreichend, wenn der Rücken gerade, aber nicht notwendigerweise senkrecht, gehalten wird,
denn dabei sind die Zug- und Scherkräfte, die die eigentliche Belastung darstellen am geringsten. Die
Empfehlung lautet also: Lasten sollten mit geradem Rücken und aus der halben Hocke heraus
gehoben werden. Bei dieser als Kreuzheben bekannten Technik werden Knie und Hüften leicht
gebeugt (halbe Hocke) und das Gesäß nach hinten geschoben.
Computergestütztes Rückentraining
Physiotherapie hilft dann am besten, wenn sie genau auf die individuellen Rückenprobleme
abgestimmt ist. Moderne Technik soll helfen, die jeweils beste Methode zu finden. Dazu ermittelt ein
Computer die Schwachstellen des Rückens. Bei der computergestützten Physiotherapie werden mit
Hilfe eines Computerprogramms Bewegungseinschränkungen und muskuläre Defizite des Patienten
aufgedeckt. Daraus wird ein individuelles Trainingsprogramm abgeleitet.

Der Vorteil: Einerseits wird das Bewegungsausmaß und andererseits das Kraftvermögen
genau gemessen. Bei einer herkömmlichen Untersuchung wird dies meist nur geschätzt und hängt
stark von den Erfahrungen des jeweiligen Untersuchers ab. Mit einer Computeranalyse sind die
gemessenen Werte am Anfang und am Ende eines Trainingsprogramms immer vergleichbar.

Die Untersuchung: Zunächst werden an einem computergestützten Testgerät alle
Bewegungsmöglichkeiten der Wirbelsäule wie das Ausmaß von Drehung, Beugung, Streckung und
die Seitneigung präzise gemessen und gespeichert. Nachfolgend werden an Trainingsgeräten alle
Bewegungsabläufe analysiert, an denen die Wirbelsäule beteiligt ist, zum Beispiel Körperstreckung
und Körperbeugung. Schließlich wird die Kraft getestet. Der Patient muss dabei zum Beispiel gegen
Kopf- oder Schulterwiderstände drücken. Alle Messergebnisse werden ausgewertet. Dabei werden
Alter, Geschlecht und Konstitution des Patienten beachtet. Erst danach wird der Therapieplan
erstellt und regelmäßig angepasst. Diese neue Form des Herangehens zielt darauf ab, alle
individuellen Bewegungs- und Kraftdefizite auszugleichen. Wenn eine ärztliche Überweisung
vorliegt, übernehmen die Krankenkassen auch anteilig die Kosten. Die computergestützte
Rückenanalyse ist in vielen Sport- und Gesundheitszenten möglich. Wer keine Möglichkeit hat, das
Programm in Anspruch zu nehmen, muss nicht verzweifeln. Bei den allermeisten Rückenpatienten
ist es über die Zeit der Schonung gerade bei chronischen Schmerzen zu einem allgemeinen
Muskelabbau gekommen, so dass ein herkömmliches Aufbautraining, ohne vorherige Analyse
einzelner Störungen der Wirbelsäule, in jedem Fall Sinn macht.
Irrtümer Nr. 5, 6, 7
Irrtum Nr. 5: Rückenprobleme haben nur ältere Menschen
Die wenigsten würden bei Kindern als erstes an Rückenschmerzen denken. Aber schon die Jüngsten
wachsen in eine bewegungsarme Sitzgesellschaft hinein, die spätestens mit dem Eintritt in die Schule
beginnt. Nach dem Unterricht setzt sich für viele der Bewegungsmangel in der Freizeit fort.
Muskelschwäche, Konditionsverlust und Übergewicht sind die Folgen. Das wiederum führt zur
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Störungen im Bewegungsapparat und zu Haltungsschwächen. Eine schwache Muskulatur aber
reagiert mit Schmerzen, wenn sie nicht ausreichend gefordert und trainiert wird. Sport, Spiel und
Bewegung sind für die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern von großer Bedeutung. Der
Landessportbund Sachsen hat sich zum Ziel gesetzt, Sport- und Bewegungsangebote für Vorschulund Schulkindern zu fördern und die Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen und Schulen und
Kindertagesstätten voranzutreiben. In seinen zahlreichen Vereinen werden sportliche Talente in
speziellen Sportarten gefördert, allgemeine sportliche Aktivitäten oder auch gesundheitsorientierte
Förderprogramme angeboten. Dazu zählen unter anderem die Kinderrückenschule, Sport mit
übergewichtigen Kindern, gezielte (spielerische) Koordinations- und Haltungsschulung und Angebote
für Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen wie das Körperwahrnehmungstraining. Diese
Angebote werden nur von Personen durchgeführt, die eine entsprechende Qualifikation haben
(Übungsleiter "Prävention") und über den Landessportbund ausgebildet wurden.
Nicht nur Erwachsene haben Probleme mit dem Rücken.
Irrtum Nr. 6: Bei Rückenschmerzen muss ich mich schonen
Schonung bedeutet nicht Bettruhe. Zwar ist insbesondere ein Bandscheibenvorfall meist ein äußerst
schmerzhaftes Ereignis, aber mit Hilfe einer medikamentösen Schmerztherapie sollte frühzeitig
begonnen, werden ein Bewegungsprogramm zu beginnen, damit so dem raschen Muskelabbau und
einer Chronifizierung der Rückenschmerzen entgegengewirkt werden kann.
Irrtum Nr. 7: Je härter die Matratze, desto besser für den Rücken
In Wahrheit sind mittelharte Liegeflächen gut. Am besten ist Probeliegen im Geschäft. Einige
Matratzenstudios oder Möbelhäuser bieten auch Probeschlafen mit der neuen Unterlage über mehrere
Wochen zu Hause mit anschließender Rücknahmegarantie an.
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