L`ELISIR d`AMORE - Badisches Staatstheater Karlsruhe

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L’ELISIR
D’AMORE
(DER LIEBESTRANK)
DIE GLUT IM HERZEN
KÜHLT KEIN WASSER.
GLÜCKLICH SIND DIE,
DIE SICH VOR DER
GLUT DER LIEBE
HÜTEN!
L’ELISIR D’AMORE (DER LIEBESTRANK)
Melodramma giocoso in zwei Akten von Gaetano Donizetti
Libretto von Felice Romani
In italienischer Sprache mit deutschen & englischen Übertiteln
Adina
Nemorino
Belcore
Dr. Dulcamara
Giannetta
ULIANA ALEXYUK* / Ks. INA SCHLINGENSIEPEN /
AGNIESZKA TOMASZEWSKA*
JESUS GARCIA* / ALEXEY NEKLYUDOV a. G.* /
ELEAZAR RODRIGUEZ*
SEUNG-GI JUNG* / Ks. ARMIN KOLARCZYK
Ks. EDWARD GAUNTT* / STEFAN SEVENICH a. G.
ILKIN ALPAY* ** / ANNA TSARTSIDZE a. G.
/
*Rollendebüt
**Opernstudio
Musikalische Leitung
Nachdirigat
Regie
Bühne
Kostüme
Licht
Chor
Dramaturgie
Theaterpädagogik
DANIELE SQUEO
DOMINIC LIMBURG
JACOPO SPIREI
NIKOLAUS WEBERN
SARAH ROLKE
RICO GERSTNER
ULRICH WAGNER
RAPHAEL RÖSLER
SARAH MODESS
BADISCHE STAATSKAPELLE
BADISCHER STAATSOPERNCHOR
STATISTERIE DES BADISCHEN STAATSTHEATERS
PREMIERE 15.10.16 GROSSES HAUS
Aufführungsdauer ca. 2 ½ Stunden, eine Pause
Aufführungsrechte G. Ricordi & Co., Bühnen- und Musikverlag GmbH
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Regieassistenz BENJAMIN CORTEZ, DAVID MERZ a. G. & EVA VON BÜLOW-SCHUCH
Abendspielleitung BENJAMIN CORTEZ Musikalische Assistenz & Einstudierung PAUL
HARRIS, FRANÇOIS SALIGNAT, JULIA SIMONYAN Studienleitung STEVEN MOORE
Mitarbeit Choreinstudierung MARIUS ZACHMANN Bühnenbildassistenz JOHANNES FRIED
a. G. Kostümassistenz STEFANIE GAISSERT Einrichtung Übertitel REGINE PALMAY, ACHIM
SIEBEN Soufflage ANGELIKA PFAU Inspizienz GABRIELLA MURARO Leitung der Statisterie
OLIVER REICHENBACHER
Technische Direktion HARALD FASSLRINNER, RALF HASLINGER Bühneninspektor RUDOLF
BILFINGER Bühne EKHARD SCHEU, STEPHAN ULLRICH Leiter der Beleuchtungsabteilung
STEFAN WOINKE Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Ton & Videotechnik HUBERT
BUBSER, JAN PALLMER Leiter der Requisite WOLFGANG FEGER Werkstättenleiter GUIDO
SCHNEITZ Produktionsassistenz EDUARD MOSER Malsaalvorstand GIUSEPPE VIVA Leiter
der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN Schreinerei ROUVEN BITSCH Schlosserei MARIO
WEIMAR Polster- und Dekoabteilung UTE WIENBERG Pyrotechnik & Waffenmeister
MICHAEL PAOLONE, HARALD HEUSINGER
Kostümdirektorin CHRISTINE HALLER Gewandmeister/-in Herren PETRA ANNETTE
SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF,
KARIN WÖRNER, ANNETTE GROPP Schuhmacherei THOMAS MAHLER, NICOLE
EYSSELE, VALENTIN KAUFMANN Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY
Kostümbearbeitung ANDREA MEINKÖHN Chefmaskenbildner RAIMUND OSTERTAG
Maske SABINE BOTT, MELISSA DÖBERL, FREIA KAUFMANN, LAURA FELDMANN,
NIKLAS KLEIBER, JUTTA KRANTZ, MARION KLEINBUB, MELANIE LANGENSTEIN,
SONJA MEKLENBROICH, JESSICA MOLNAR, PETRA MÜLLER, INKEN NAGEL, SOTIRIOS
NOUTSOS, KERSTIN WIESELER
WIR DANKEN
der Privatbrauerei Hoepfner GmbH für die Unterstützung der Premierenfeier.
Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer
Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind.
ICH GÄBE MEIN
LEBEN FÜR SIE!
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Eleazar Rodriguez & Agnieszka Tomaszewska
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LIEBE AUF DEN
ZUM INHALT
1. AKT
Ein Tag wie jeder andere. Nemorino liebt
Adina. Er ist hingerissen von ihrer Schönheit,
Anmut und Intelligenz. Doch er traut sich
nicht, ihr seine Liebe zu gestehen, da sie ihn
schon mehrere Male abgewiesen hat.
Aus sicherer Entfernung beobachtet er,
wie Adina eine Geschichte vorliest. Es
ist die Geschichte von der „grausamen
Isolde“ und dem unglücklich verliebten
Tristan, der Isolde nur mithilfe eines
Zaubertranks für sich gewinnen kann.
Sergeant Belcore weckt mit eindeutigen
Avancen Adinas Interesse. Zu Nemorinos
Entsetzen hält der forsche Soldat um ihre
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Hand an und drängt sie zur Hochzeit. Adina
nimmt das Angebot nicht an und bittet um
Bedenkzeit.
Nemorino fasst Mut und sucht das Gespräch mit der Angebeteten. Auch jetzt
lässt sich Adina nicht auf seine Liebesschwüre ein. Im Gegensatz zu dem überzeugten Romantiker glaubt sie nicht an die
Liebe und ist nicht bereit, ihre Freiheit für
eine Beziehung aufzugeben.
Dr. Dulcamara preist den Passanten sein
„Spezifikum“ an, das gegen eine Vielzahl
von Beschwerden helfen soll.
Nemorino fragt ihn nach dem Liebestrank
der Isolde. Kurzentschlossen verkauft ihm
der geschäftstüchtige Handeltreibende
eine Portion mit dem Versprechen, dass
Adina ihn binnen vierundzwanzig Stunden
erhören werde. Er verschweigt, dass es
sich bei seinem „Liebestrank“ um gewöhnlichen Bordeaux handelt. Doch bis
Nemorino das festgestellt hat, will Dulcamara längst über alle Berge sein.
Von vermeintlicher Liebesmagie und
Selbstsicherheit erfüllt, trifft Nemorino auf
Adina und Belcore, die vorhaben, in sechs
Tagen zu heiraten. Im Glauben an die sich
bald einstellenden Wirkung des Tranks
kann Nemorino über ihre Pläne nur lachen.
Als Belcore den sofortigen Marschbefehl
erhält und Adina beschließt, ihn noch am
gleichen Tag zum Mann zu nehmen, wird
aus Nemorinos angetrunkener Siegesgewissheit große Verzweiflung.
2. AKT
Die Hochzeitsfeierlichkeiten sind in vollem
Gange. Zur Unterhaltung spielen Adina und
Belcore den Gästen eine Stegreifkomödie
vor. Sie erzählt von einem jungen Schiffermädchen, das einen reichen Senator
ablehnt, um den mittellosen Zanetto zu
heiraten, den sie liebt.
Dulcamara bietet dem verzweifelten
Nemorino Liebestrank-Nachschub an, der
die Wirkung beschleunigen möchte, bevor
Adina den Ehevertrag unterzeichnet. Doch
Nemorino hat kein Geld mehr.
ausgezahlten Sold gut gebrauchen kann,
geht ohne Zögern auf das Angebot ein.
Nemorinos Onkel ist gestorben und es verbreitet sich das Gerücht, dass er seinem
Neffen ein beträchtliches Vermögen hinterlassen hat. Die Frauen umschwärmen
den neureichen Junggesellen, der – nichts
von der Erbschaft ahnend – den Liebestrank für den Grund seines Erfolgs bei den
Frauen hält.
Adina und Dulcamara beobachten verwundert, wie Nemorino umschwärmt wird.
Dulcamara, der mittlerweile selbst an die
Wunderkraft seines Getränks glaubt, berichtet ihr, dass er Nemorino eine weitere
Dosis verkauft hat, und bietet auch Adina
etwas an. Sie lehnt ab.
Als sie erfährt, dass Nemorino sich um
der Liebe willen todesmutig als Soldat
verpflichtet hat, kauft sie ihn bei Belcore
frei. Doch Nemorino möchte lieber in den
Krieg ziehen, als ungeliebt in Adinas Nähe
zu bleiben. Die Aufrichtigkeit und Beharrlichkeit seiner Liebe beeindruckt Adina.
Sie gesteht ihm ihre Liebe und löst die Ehe
mit Belcore auf.
Nemorino ist von der Wirkung des Liebestranks begeistert, der ihn nicht nur
reich gemacht, sondern auch Adinas
Herz erweicht hat. Dulcamara, von der
vermeintlichen Wirkung des Liebestranks
nicht weniger überrascht als sein Kunde,
verkauft seine letzten Vorräte und reist ab.
Belcore erkennt die missliche Lage seines
Rivalen. Er schlägt Nemorino vor, als Soldat
in sein Regiment einzutreten, mit der Absicht, ihn auf diese Weise von Adina fernzuhalten. Nemorino, der den umgehend
Folgeseiten Ks. Armin Kolarczyk, Anna Tsartsidze & Staatsopernchor
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ZUM STÜCK
„Arien, Duette, Trios, Ensembles im ersten
wie im zweiten Akt – alles ist herrlich, ganz
herrlich, und alles erhielt viel Beifall. Es
fällt schwer zu sagen, welches Stück am
schönsten ist … Der musikalische Stil dieser Partitur ist lebhaft, glänzend und durchaus im buffo-Genre. Die Schattierungen von
buffo bis serio lassen sich in überraschenden Abstufungen beobachten, und das
Gefühlsmäßige wird mit der musikalischen
Leidenschaft behandelt, für die der Komponist von Anna Bolena berühmt ist.“
Mit diesen Worten beschreibt Francesco
Pezzi, Musikkritiker der „Gazzetta Privilegiata di Milano“, die erfolgreiche Uraufführung von Donizettis L’elisir d’amore, die am
12. Mai 1832 über die Bühne des Mailänder
Teatro della Canobbiana ging. Donizetti
war zu diesem Zeitpunkt 34 Jahre alt
und hatte bereits 36 Opern in den verschiedensten Stilrichtungen komponiert.
Seinen Durchbruch als Opernkomponist
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im ernsten Fach hatte er zwei Jahre zuvor
ebenfalls in Mailand mit der erwähnten
Anna Bolena erlebt, einem Werk, das ihn
mit Folgeaufführungen in Paris und London
auch international bekannt machte. Nachdem Ugo, Conte di Parigi im März 1832 an
der Mailänder Scala ein Misserfolg war
und nach nur fünf Vorstellungen abgesetzt
wurde, erhielt Donizetti von Alessandro
Lanari, dem Direktor des CanobbianaTheaters, den kurzfristigen Auftrag für ein
neues Werk und somit die Möglichkeit,
an den Erfolg von 1830 anzuknüpfen und
den Misserfolg von 1832 vergessen zu
machen. Unter großem Zeitdruck machten
sich Donizetti und sein Librettist Felice
Romani, mit dem er sowohl bei Anna
Bolena als auch bei Ugo, Conte di Parigi
zusammengearbeitet hatte, ans Werk. Als
Vorlage diente Eugène Scribes Libretto zu
Le philtre, vertont von Daniel-FrançoisEsprit Auber, Paris 1831, das Romani ins
Italienische übertrug und leicht bearbei-
tete. Text und Musik entstanden in nur
sechs Wochen, was auch für den viel- und
schnellschreibenden Donizetti beachtlich
ist, der in der Lage war, in einem Jahr bis
zu fünf Opern zu komponieren.
Dass es sich bei Donizettis neuestem
Opus, einem zweiaktigen „melodramma
giocoso“, um eine musikalisch reizvolle
Komposition handelt, ist kein Geheimnis
und bis heute einer der Gründe für die
ungebrochene Beliebtheit des Werks.
Der Kritiker Pezzi weist darüber hinaus
auf ein anderes charakteristisches Merkmal hin. Er berichtet seinen Lesern von
einer ambivalenten Spannung zwischen
unterhaltsam-komischen und ernsthaften
Momenten und von einer großen Leidenschaftlichkeit, die er mit der dramatischen Anna Bolena, einer „tragedia
lirica“, vergleicht. Und tatsächlich: L’elisir
d’amore ist weit mehr als rein komische
Unterhaltung im wohlklingenden BelcantoGewand. Es handelt sich vielmehr um
ein sentimentales bis ernstes Werk mit
komischen Szenen und philosophischem
Tiefgang, das berührt, unterhält und zum
Nachdenken anregt. Die große Bandbreite
nuancierter Stimmungen wird insbesondere dann deutlich, wenn man L’elisir
d’amore mit der Vorlage von Scribe vergleicht und feststellt, dass Guillaume, der
bei Romani zum Melancholiker Nemorino
wird, bei Scribe ein durch und durch komödiantischer Charakter ist. Und so zeichnet
sich Romanis Text ganz allgemein durch
eine feinere, dezentere Komik aus, deren
Gags uns eher ein Lächeln auf die Lippen
zaubern, als dass sie uns in lautes Gelächter ausbrechen lassen.
Die Liebe zwischen zwei Menschen
beschäftigt die Menschheit bereits seit
der Antike und ist ein beliebter Topos der
Philosophie, der Religion, der Psychologie
und selbstverständlich auch der Künste, der bildenden wie der darstellenden.
Insbesondere die Gattung Oper mit all
ihren Subgattungen, seien sie ernst oder
komisch, arbeitet sich seit Monteverdis
L’Orfeo kontinuierlich an diesem Phänomen ab.
Donizetti macht mit L’elisir d’amore keine
Ausnahme: Hier gilt es der Liebe, und
der Komponist und sein Librettist Felice
Romani machen uns gleich zu Beginn in
der ersten Nummer nach dem Orchestervorspiel auf ihr Anliegen aufmerksam.
Die Oper wird mit einem groß angelegten
Szenenkomplex eröffnet, der aus Chorsätzen und den drei Auftrittsarien von
Nemorino, Adina und Belcore besteht.
Bevor uns in dieser als „Introduzione“
bezeichneten ersten Nummer drei der vier
Protagonisten vorgestellt werden, definieren Donizetti und Romani den gesellschaftlichen Kontext, in den die Handlung
der knapp zweistündigen Oper eingebettet
ist. Der eröffnende Chorsatz „Bel conforto
al mietitore“ („Welche Labung für den
Schnitter“) führt uns in das Milieu ein,
genauer gesagt in eine Gesellschaft von
Landarbeitern, die während einer Arbeitspause in einen rustikalen Tanzrhythmus
gekleidet von der Hitze des Tages und der
Glut der Liebe singen. Für die Gesellschaft
scheint es sich bei der Liebe um etwas zu
handeln, das der Linderung bedarf, einer
Linderung jedoch, die es nicht gibt, was
die Menschen veranlasst, sich der Liebe
zu enthalten.
Aus dieser liebesscheuen und liebesängstlichen Gemeinschaft tritt mit einer ersten
Arie die männliche Hauptfigur Nemorino
hervor, der sich sowohl musikalisch als
auch in seiner Denk- und Lebensweise von
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seinem Umfeld absetzt. In seiner Cavatina
„Quanto è bella“ („Wie schön sie ist“) ist
von Enthaltung nichts zu spüren, vielmehr
quillt sie über vor romantischer Schwärmerei und unerfüllter Liebessehnsucht.
Nemorino ist die Illustration des zuvor vom
Chor Besungenen, quasi das negative Beispiel eines in Liebe Entflammten, dessen
Glut nichts löschen kann. Und so führen
uns Donizetti und Romani in kurzer Zeit
zwei diametral entgegengesetzte Möglichkeiten des Umgangs mit dem Phänomen
„Liebesglut“ vor: Askese oder Hingabe.
Adina, die weibliche Hauptfigur, ist eher
der liebesfeindlichen Partei zuzurechnen;
auch sie hält sich von der „Glut der Liebe“
fern, jedoch ohne enthaltsam zu sein. Wie
wir aus dem Duett mit Nemorino „Chiedi
all’aura lusinghiera“ („Frag den schmeichelnden Zephyr“) erfahren, ist Liebestreue für sie nichts anderes als ein Wahn,
den es zu heilen gilt. Sie zieht ein Leben
in Promiskuität vor, wechselt häufig ihre
Liebhaber, weht wie der Windgott Zephyr
von einer Blume zur anderen und singt ein
Loblied auf die Untreue. Sie formuliert hiermit nicht nur das Gegenteil zu Nemorinos
Haltung, sondern begründet damit auch
ihre Ablehnung seines Liebesangebots.
Wie geht nun Nemorino, der auf eine
gemeinsame und dauerhaft Zukunft mit
ihr hofft, mit dieser Situation und seiner
unerfüllten Liebe um? Und wie lösen
Donizetti und Romani den Konflikt zwischen
den divergierenden Lebenshaltungen auf?
Nemorinos sehnlichster Wunsch ist von
solch einer Dringlichkeit, dass er alles
daran setzt, ihn Wirklichkeit werden zu
lassen. Den ersten Schritt hat er im Duett
bereits getan und seiner Angebeteten zum
wiederholten Mal seine Liebe offenbart
– ohne Erfolg. Doch er meint es ernst und
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sucht in Dulcamara, der in seiner wortund tonreichen Cavatina „Udite, udite, o
rustici“ („Hört her, ihr Landleute“) mit
profitgierigem Schwung auftritt. Dulcamara
ist ein wortgewandter Werbefachmann
und Verkäufer, dessen verheißungsvolles
Sortiment zwischen süß (ital. „dolce“)
und bitter (ital. „amaro“) Lösungen für alle
Beschwerden bietet. Und gibt es keine
Beschwerden, vermag es der so genannte
„Dottore enciclopedico“, Bedürfnisse zu
erwecken, die zuvor nicht existierten. In
dem Verkaufsgespräch, in dem Nemorino
bei ihm das begehrte Getränk ersteht,
zeigt sich Dulcamara als Menschenkenner,
der die Zeichen der Zeit lesen kann und
daraus Profit schlägt: Er weiß von einer
großen Nachfrage nach Liebe und Liebestränken in diesen paradoxerweise liebesscheuen Zeiten und davon, dass es
gefährlich sei, Liebe zu verbreiten. Mit
geheuchelter Empathie verkauft er dem
liebesbedürftigen Nemorino einen Liebestrank für einen wertvollen Zecchino aus
reinem Gold. Nur das Publikum erfährt,
dass der Trank nicht das ist, was er vorgibt
zu sein: statt Magie ersteht Nemorino
gewöhnlichen Rotwein.
Doch dann nehmen die Dinge ihren Lauf
und das vermeintliche Aphrodisiakum zeigt
Wirkung. Als Dulcamara sieht, dass der
eben noch vergeblich schmachtende Jüngling von einem Frauenschwarm umkreist
wird, wird der Verkäufer, der zuvor seinem
Kunden ohne den Hauch eines Gewissensbisses betrogen hat, kurzfristig stutzig
und beginnt, an seine eigenen verlogenen
Werbeversprechungen zu glauben. Das
hält ihn jedoch nicht davon ab, kurz vor
Schluss der Oper vor seinem Abgang seine
Werbe- und Verkaufsaktivitäten noch
einmal zu steigern.
Welches ist das Geheimnis dieses Tranks,
der bei großzügigem Genuss vielleicht betrunken macht, aber mit Sicherheit keine
Liebe in Menschen erweckt, die der Liebe
abgeschworen haben? Es handelt sich hier
um ein klassisches Phänomen, das seit
den 1950er Jahren systematisch erforscht
wird und unter dem Namen Placebo-Effekt
auch in den öffentlichen Diskurs eingedrungen ist. Placebos (lat. „Ich werde
gefallen“) sind nachweislich unwirksame
Stoffe, die in pharmazeutischen Testreihen als Blindprobe eingesetzt werden,
um die Wirksamkeit von Medikamenten zu
überprüfen. Das Besondere daran ist, dass
es auch bei der Einnahme eines solchen
Scheinmedikaments zu einem Heilungsprozess kommen kann, und das in statistisch
signifikantem Ausmaß.
Bei genauer Betrachtung ist es nicht das
Scheinmedikament, sondern es sind zwei
miteinander verknüpfte Phänomene, die die
Genesung positiv beeinflussen. Zunächst ist
der Kontext von grundlegender Wichtigkeit,
in dem die Gabe des Mittels stattfindet.
Parameter, wie beispielsweise die ungeteilte Zuwendung einer vertrauenerweckenden Autoritätsperson, ein ausgedehntes
und möglichst empathische Arzt-PatientGespräch in angenehmer Atmosphäre
sowie Aussehen und Preis des Medikaments, spielen in diesem Zusammenhang
eine ebenso wichtige Rolle wie das soziale
Umfeld des Konsumenten, das mit seinem
Urteil den Effekt beeinflussen kann.
„Der Glaube versetzt Berge.“ Der Bibelvers aus dem Lukas- und Matthäus-Evangelium bringt es auf den Punkt. Aus solch
vertrauenerweckendem Kontext, in dem
eine Substanz verabreicht wird, erwächst
eine hoffnungsvolle Erwartungshaltung,
die sich zur Gewissheit steigern kann.
Dass diese Gewissheit Folgen hat und
durch Botenstoffe wie das Glückshormon
Dopamin positive psychologische, aber
auch physiologische Heilungsprozesse angestoßen werden, haben Studien gezeigt.
Studien haben ebenso gezeigt, dass der
Placebo-Effekt nicht bei jedem Menschen
eintritt. Anscheinend bedarf es einer
psychischen Veranlagung, was sich im Fall
von Wunderheilungen, die sich sogar ohne
„Einwirkung“ eines Scheinmedikaments
ereignen, illustrieren lässt. Ein strenger
Atheist wird weniger wahrscheinlich in
die Situation kommen, durch Handauflegung oder Gebet geheilt zu werden, als ein
streng gläubiger Mensch, insbesondere
wenn es sich um eine ängstliche und unsichere Person handelt.
Doch zurück zu L’elisir d’amore und zu der
Frage, wie Nemorino seiner amourösen
Misslage entkommt. Donizetti und Romani
haben 1832, nach dem Vorbild von Scribe und mit der besagten Mischung aus
witzigem Ernst und ernstem Witz , einen
Vorgang auf die Bühne gebracht, der dem
skizzierten Phänomen „Placebo-Effekt“
erstaunlich nahe kommt: In Dulcamara
haben wir den zugewandten „Doktor“,
der mit seinem Titel und einem goldenen
Wagen („in carrozza dorata“) mächtig
Eindruck macht und Autorität vermittelt
und der sich ein Duett lang Zeit für seinen
Kunden nimmt. In Nemorino haben wir
den wegen seiner glutvollen Liebe behandlungsbedürftigen Patienten, von dem
wir wissen, dass er als selbst ernannter
„idiota“ nicht der selbstsicherste ist. Diese
Arzt-Patient-Beziehung ist eingebettet
in ein liebesscheues gesellschaftliches
Umfeld, das sich von den angepriesenen
Mittelchen begeistert zeigt, und auf diese
Weise Nemorinos Vertrauen in Dulcamara
und seine Produkte stärkt. Und letztlich
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wird einen Prozess angestoßen, der
Nemorino zwar nicht von der Liebe heilt
– wobei sich die Frage stellt, ob es in der
Liebe überhaupt der Heilung bedarf –, der
in ihm jedoch eine Verhaltensänderung
bewirkt. Nemorino ist nach Einnahme
des Tranks und im Glauben an die bald
einsetzende Wirkung ein anderer: hoffnungsvoller, selbstbewusster und weniger
verbissen, was ihn letztlich ans Ziel seiner
Träume bringt.
Liebestränke auf dem Theater haben ihre
Wurzeln im Stegreifspiel der Commedia
dell’arte, wo sie gleich von mehreren
Personen eingenommen werden, die dann
tatsächlich aufgrund der Magie des Tranks
in Liebe entbrennen, woraus sich ein turbulentes Verwirrspiel entwickelt, da sich
die Liebe des einen nicht mit der Gegenliebe des anderen deckt. In Donizettis L’elisir
d’amore gibt es mit Nemorino bekanntlich
nur einen Liebestrank-Konsumenten. Zwar
bietet Dulcamara Adina im 2. Akt ebenfalls
eine Portion an, die sie bezeichnenderweise ablehnt. Und wie wir wissen, gibt es
streng genommen keinen Liebestrank. Und
trotzdem ist Magie im Spiel: die Magie der
Selbstheilung und der daraus resultierenden aufrichtigen Liebe.
IN DER LIEBE
UND IM KRIEG
BEVORZUGE ICH
DEN DIREKTEN
ANGRIFF.
12
Agnieszka Tomaszewska & Ks. Armin Kolarczyk
13
&
ZUR MUSIK
Eine Partitur, insbesondere die einer Oper,
ist nichts für entscheidungsschwache
Menschen. Note für Note will zu neuem
Leben erweckt werden und fordert gestalterischen Zugriff. Soll der Ton so oder so
intoniert werden? Wie phrasiere ich eine
Melodie? In welchem Tempo? Mit welcher
Dynamik? Wie soll der Orchesterklang
aufgebaut sein, damit er ein Profil erhält
und die Harmonien klar hervortreten? Es
eröffnen sich unzählige Möglichkeiten,
aus denen man als Dirigent, Sänger und
Orchestermusiker auswählen kann, bis aus
dieser unendlichen Vielzahl die einzigartige Interpretation eines Werkes erwächst.
Die zentrale Grundlage für all diese Entscheidungen ist zweifelsohne der Notentext, in dem der Komponist Tonhöhen
und -werte sowie Vortragsanweisungen
notiert hat. Hinzu kommen die Konventionen der Aufführungstradition, die nicht
im Notentext verzeichnet sind, sondern
beispielsweise durch Lehrbücher, zeitgenössische Aufführungsberichte oder
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Briefe überliefert werden. Doch trotz
dieser Fülle an Informationen über die klingende Gestalt eines Werkes können wir
niemals wissen, wie das Werk bei seiner
Uraufführung tatsächlich geklungen hat
oder wie es klingen sollte, was das Feld für
unterschiedliche Interpretationsansätze
und Diskussionen öffnet.
Denken wir an Belcanto, denken wir zunächst ganz undifferenziert an die Opern
von Rossini, Bellini und Donizetti. Vielleicht
zählen wir auch die frühen Werke Verdis
zu dieser Stilrichtung. Doch bei genauerer
Betrachtung kommen einige Unterschiede
zum Vorschein. Studiert man Rossinis
Il barbiere di Siviglia oder La Cenerentola,
wird deutlich, dass Rossini noch dem
Barock verpflichtet ist. Seine Arien
erinnern mit ihren langen Koloraturen an
Händel und fordern dem Sänger einiges
an virtuoser Technik und Kondition ab.
Bellini hat, verglichen mit seinem Vorgänger, einen anderen Weg eingeschlagen.
Wie wir in Karlsruhe am Beispiel von
I Capuleti e i Montecchi zeigen konnten,
ist seine Musik von delikater Feinheit und
Schlichtheit. Sein großer Rivale Donizetti
steht stilistisch zwischen diesen beiden
Polen: Einerseits besitzt er eine Vorliebe
für den älteren „Canto fiorito“ eines Rossini, den verzierten Gesang, andererseits ist
seine Musik, vor allem die seiner ernsten
Opern, von einer romantischen Leidenschaftlichkeit, die wir auch bei Bellini und
Verdi finden. Adinas Arie im 2. Akt von
L’elisir d’amore „Prendi, prendi, per me sei
libero“ („Nimm, durch mich bist du frei“)
ist ein gutes Beispiel für diese stilistische
Ambivalenz: Einer schönen, schlichten
Melodie – meiner Meinung nach einer der
Höhepunkte der Oper –, mit der Adina
Nemorino ihr Herz öffnet, folgt ein schneller virtuoser Teil, der an Rossini erinnert.
Unsere heutige Auffassung des italienischen Belcanto, zeitlich zwischen Barock
und Romantik gelegen, ist meist aus der
romantischen Perspektive eines Verdi oder
Puccini geprägt. Man kann sich diesem Stil
jedoch auch aus der Vergangenheit nähern
und die Einstudierung aus dem Geist des
18. Jahrhunderts entwickeln, was wegen
der größeren historischen Distanz eine besondere Herausforderung ist. Mein Ziel für
unsere Neuproduktion von L’elisir d’amore
ist eine Aufführungsästhetik, die zurück zu
den Wurzeln dieser außergewöhnlichen
Musik geht. Deswegen habe ich mich
für die kritische Ausgabe des BelcantoSpezialisten Alberto Zedda entschieden,
der noch einmal gut in Donizettis Autograf
geschaut und das Aufführungsmaterial auf
die Quellen zurückgeführt hat. Das macht
sich vor allem in der Phrasierung und
der Dynamik bemerkbar, die Zedda den
Quellen folgend stark reduziert hat, was
zu einem feineren, schlankeren Klangbild
führt. Diesen Orchesterklang ergänzen wir
in unserer Aufführung mit einem Hammerklavier, das mit seinem anachronistischen
Klang einen besonderen Reiz hat, insbesondere wenn es nicht nur in den Rezitativen, sondern auch bei den Arien und
Ensembles im vollen Orchestersatz zum
Einsatz kommt.
Wenn man Briefe oder andere Texte aus
der Zeit des Belcanto des frühen 19. Jahrhunderts liest, wird deutlich: Die Partitur,
die vor uns liegt, ist nicht unantastbar,
sondern ein Gebrauchsgegenstand. Die
Entstehungs- und Aufführungsgeschichte
von L’elisir d’amore belegt dies beispielhaft und gibt Aufschluss über den Theaterbetrieb um 1830. Wie wir wissen, brachten
Donizetti und sein Librettist Romani das
Werk in nur sechs Wochen zu Papier. In
so kurzer Zeit hatte Donizetti nicht die
Möglichkeit, alle musikalischen Parameter, die für eine Aufführung relevant sind,
niederzuschreiben. Das war auch nicht
notwendig, da die musikalische Einstudierung in den Händen des Komponisten lag,
der bis kurz vor der Uraufführung in enger
Zusammenarbeit mit den Sängern und
Musikern an der Werkgestalt feilte. Vieles
wurde erst während der Proben festgelegt, den Sängern passgenau in die Kehle
komponiert, manche Teile gestrichen,
andere hinzukomponiert. Dass ein Teil der
aufführungsrelevanten Details bei solch
einer Arbeitsweise und unter solchem
Zeitdruck nur mündlich weitergegeben
wurde, wundert nicht.
War die Premiere vorbei, wandelte das
Werk weiterhin seine Gestalt. Im Falle eines Misserfolgs nahmen die Komponisten
die Musik auseinander und verwendeten
Einzelteile in späteren Kompositionen wieder. Doch auch bei einem Erfolg wie L’elisir
d’amore, dem Aufführungen an anderen
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Häusern möglicherweise mit neuen
Sängern und einer anderen Orchesterbesetzung folgten, blieb eine Komposition
nicht unberührt, sondern wurde an die
neuen Gegebenheiten angepasst. Im Fall
von L’elisir d’amore schrieb Donizetti 1837
für Paris ein neues Rondo für Adina, ein
neues Duett für Adina und Belcore und gar
für Nemorinos Hit „Una furtiva lagrima“
eine neue Version. Dieser freie Umgang
mit etwas, was gemeinhin als „Werk“
bezeichnet wird, setzte sich bei weiteren
Aufführungen fort, in die der Komponist
nicht involviert war. So wurden beispielsweise Strichfassungen für jede Produktion
neu eingerichtet. Es ist bemerkenswert,
dass sich in der Aufführungsgeschichte
von L’elisir d’amore keine Striche fest
etabliert haben, wie das bei anderen
Werken der Fall ist, was den legendären
Altmeister des Belcanto Luigi Ricci zu der
Aussage brachte: „L’elisir? Da gibt es so
viele Strichfassungen wie Dirigenten.“
Ähnliches gilt für die Ausführung der
Kadenzen, bei denen die Sänger am Ende
einer Arie oder eines Arienabschnitts
ihre vokale Kunstfertigkeit unbegleitet
vorführen. Wenngleich sich hier über die
Jahrzehnte Konventionen gefestigt haben,
die in keiner Notenausgabe zu finden sind,
sondern über Lehrbücher tradiert wurden,
gibt es auch hier unterschiedliche Ansätze
und einen gewissen Spielraum.
Wir bezeichnen die Werke von Rossini,
Bellini und Donizetti ganz undifferenziert
als Belcanto, und tatsächlich hat der
„schöne Gesang“ höchste Priorität. Hier
ging und geht es jedoch nicht um den
virtuosen Effekt als Selbstzweck, sondern
um glutvolle Leidenschaft. Manuel García,
spanischer Sänger und Gesangspädagoge,
Bruder von Maria Malibran und Pauline
Viardot-García, schrieb: „Das Gesetz der
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Kunst ist der Ausdruck.“ Musik lebt davon,
aufgeführt zu werden. Im Vordergrund einer jeden Aufführung steht der Ausdruck.
Auch in unserer Aufführung wollen wir
das Publikum emotional und intellektuell
mit einer vitalen Darbietung von Wort und
Klang ansprechen und berühren.
L’elisir d’amore beschränkt sich auf fünf
Partien, von denen jedoch nur vier mit
Arien bedacht sind. Die erste und meines
Erachtens zentrale Figur, die mit einer Arie
hervortritt, ist Nemorino – bemerkenswerterweise eine männliche Figur, was für
diese Zeit unüblich ist. Seine Auftrittsarie
„Quanto è bella“ („Wie schön sie ist“), in
der er sich als „idiota“ bezeichnet, wird
eingerahmt von der Chor-Introduktion.
Donizetti zoomt musikalisch in die große
Chorszene hinein und exponiert seinen
Helden in einem schlichten, vorzeichenlosen
C-Dur auf einem musikalischen Präsentierteller. Sein Gesang ist von einem sentimentalen und pathetischen Duktus gekennzeichnet, der diese Figur durch die ganze
Oper begleitet. Einen ähnlichen Zoom-Effekt
erleben wir auch in der Concertato-Sequenz
im Finale des 1. Akts „Adina, credimi“
(„Adina, glaube mir“), wo die Zeit still zu
stehen scheint, und gegen Ende des 2. Akts
in Nemorinos berühmten Showstopper „Una
furtiva lagrima“ („Eine heimliche Träne“).
Diese Arie folgt auf das Duett von Adina und
Dulcamara, das in E-Dur endet. Mit einem
harten Sprung im Tritonus-Abstand in die
fernliegende Tonart b-Moll wird dieser
Schnitt-Effekt harmonisch verstärkt.
Als nächstes lernen wir Adina kennen,
nach der Nemorino sich so verzehrt. Das
Erste, was wir von ihr zu hören bekommen,
ist ein lautes Lachen – es scheint sich also
um eine betont heitere und fröhliche Person zu handeln. Nur lernen wir Adina leider
nicht wirklich kennen. Denn was folgt auf
ihr Lachen? Eine schlichte, eng mit dem
Chor verzahnte Auftrittsarie mit einer netten, oberflächlichen und sich wiederholenden Melodie ohne Entwicklung, in der wir
von Adina nichts Persönliches erfahren.
Sie trägt lediglich die fiktive Geschichte
von Königin Isolde vor, die Nemorino auf
den Gedanken mit dem titelgebenden
Liebestrank bringt. Die wahre Adina zeigt
sich erst am Ende der Oper, in der schon
erwähnten großen Arie „Prendi, per me
sei libero“. Hier kehrt sie mit einer tiefgründigen, spannungsgeladenen Arie und
raumgreifenden, explosiven Koloraturen
ihr Innerstes nach außen.
Als dritter Protagonist betritt Belcore
mit Trommelwirbel und Marschrhythmen
angekündigt die Szene . Für den selbstbewussten Militär hat Donizetti mit einem
breiten Larghetto eine Musik gefunden,
welche die Figur beschreibt und gleichzeitig verspottet. Es ist eine gravitätische und
gleichzeitig substanzlose Angebermusik:
harmonisch simpel und ohne Entwicklung,
mit bedeutungsschwangeren Punktierungen und einer übergroßen Koloratur als
krönendem Abschluss, mit der er Adina für
sich einnehmen will.
Auch Dulcamara, die zweite BaritonPartie, kommt musikalisch nicht gut weg.
Er wird durch eine Musik charakterisiert,
mit der ich einen Scharlatan oder einen
Politiker beschreiben würde: Er gießt sich
in einer geschwätzigen Ton- und Textflut
Folgeseiten Ks. Edward Gauntt & Staatsopernchor
über uns aus, die nahezu unsingbar ist.
Dulcamara, dessen einziges Bestreben es
ist, seine Ware unter das Volk zu bringen,
ergeht sich in einem meckernden Sprechgesang, den Donizetti eigener Aussage
nach einem „Buffo mit Ziegenstimme“
in die Kehle gelegt hat, womit er sich auf
Giuseppe Frezzolini bezieht, den Dulcamara
der Uraufführung.
Wie wir sehen, treffen wir in L’elisir d’amore
also ganz unterschiedliche Charaktere mit
einem differenzierten musikalischen Profil:
eine betont fröhliche und leichtlebige Frau,
die sich verstellt, einen aufschneiderischen
Macho, einen Scharlatan, der auch nicht
die Wahrheit spricht, und Nemorino, den
Romantiker. Wenn wir von Adinas letzter
Arie absehen, ist er der Einzige mit einer
ernsthaften und nicht karikierenden
Musik. Nemorino sticht auch deswegen
heraus, weil er der Einzige ist, der das
„Herz auf der Zunge trägt“ und ganz bei
sich und seinen Emotionen ist. Von den
vielen schönen Arien und Ensembles der
Oper, hat Donizetti mit „Una furtiva lagrima“
für seinen Helden den Höhepunkt des
ganzen Werks vorgesehen. Die Stimmung,
die Donizetti in diesem von den klagenden
Klängen des Fagotts begleiteten Lamento
erzeugt, ist einzigartig. Und das Nebeneinander von gekonnter musikalischer Komik
und aufrichtigem Gefühl macht L’elisir
d’amore zu einer der faszinierendsten
Opern jener Zeit.
Daniele Squeo
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18
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ZUR INSZENIERUNG
Regisseur Jacopo Spirei im Gespräch mit
Operndramaturg Raphael Rösler
In der ersten szenischen Probe hast
du „L’elisir d’amore“ als Meisterwerk
des Pop bezeichnet. Was hast du damit
gemeint?
Ich wollte damit keineswegs sagen, dass
die Oper oberflächlich ist. L’elisir d’amore
hat alles, was ein gutes und erfolgreiches
Stück braucht: Witz, Charme, Melancholie, Drama, Poesie und eine gute Portion
Lebensweisheit. Hier ist für jeden und
für jede Stimmung etwas dabei. Darüber
hinaus ist L’elisir d’amore auch insofern
populär, als die Oper nicht von Ausnahmepersönlichkeiten oder einer Oberschicht
handelt, sondern von gewöhnlichen Leuten
und ihren Gefühlen. Die Handlung kommt
einem hierin ebenso nah wie die Botschaft
des Stücks, die ihre Gültigkeit bis heute
nicht verloren hat.
20
... die wie lautet?
Donizetti und sein Librettist Romani wollen
uns zeigen, dass das Glück manchmal
näher ist, als wir denken, und uns zurufen:
„Öffne die Augen und ergreife es.“
Laut Gattungsbezeichnung haben wir es
mit einem „Melodramma giocoso“ zu tun,
also mit einem ernsten Sujet mit komischem Einschlag. Wie würdest du den
Humor der Oper beschreiben?
Donizettis Humor ist zynisch, mit Biss und
sehr italienisch. Der Zynismus liegt darin,
dass wir vom Text und von der Musik
angeregt werden, über die Figuren auf
der Bühne zu lachen, anstatt mit ihnen.
Aber im Gegensatz zu seinem Don Pasquale steckt in L’elisir d’amore auch eine
märchenhafte Poesie und Leichtigkeit,
die vor allem mit der Figur des Nemorino
verknüpft ist. Nemorino hat die Fähigkeit
zu glauben: Er glaubt an die Liebe; daran,
dass sich das Schicksal zum Besseren
wenden kann, er glaubt den Aussagen seiner Mitmenschen und gar an Märchen, wie
die fiktive Geschichte von Isolde, die ihn
auf die Idee mit dem Liebestrank bringt,
an dessen Wirkung er ebenfalls glaubt. In
dieser berührend naiven Figur liegt eine
romantische Poesie, auf der die Komik der
Oper aufbaut. Der Witz beispielsweise im
1. Akt im Duett von Nemorino und Adina
liegt nicht darin, dass er betrunken ist,
sondern dass er betrunken ist, ohne es
zu realisieren, und stattdessen glaubt,
dass der vermeintliche Liebestrank ihm
magische Kräfte verleiht. Und wir lachen
darüber, weil wir es besser wissen und
uns diesem Trottel überlegen fühlen. Doch
irgendwann kommt der Moment, wo der
Spaß seine Harmlosigkeit verliert. Gegen
Ende des 1. Finales ist mit Ausnahme von
Dulcamara das gesamte Personal der Oper
auf der Bühne versammelt, alle lachen
Nemorino aus und ergötzen sich an
Belcores Gemeinheiten. Und einem wird
schlagartig bewusst, dass man Teil dieser
schadenfrohen, zynischen Gesellschaft ist,
die sich auf Kosten eines anderen amüsiert.
„L’elisir“ ist also ein Werk, das aus der
Komik wiederholt in ganz andere, auch
tragische oder melancholische Stimmungen kippt.
Es ist ein Werk mit vielen Facetten und auf
diese Weise sehr lebensnah. Die besondere Mischung aus bitter und süß ist typisch
italienisch und findet sich auch in den
neorealistischen Filmkomödien der 60er
und 70er Jahre beispielsweise von Dino
Risi oder Marco Ferreri. Es ist eine schöne
Aufgabe für einen Regisseur, diesen
unterschiedlichen Temperaturen gerecht
zu werden.
Romani und Donizetti haben eine Oper über
eine Dorfgesellschaft in der Abgeschiedenheit der Berge geschrieben. Warum inszenierst du die Oper im urbanen Raum?
Die Frage nach dem Ort ist für eine Inszenierung natürlich von grundlegender
Wichtigkeit und hat uns lange beschäftigt.
Hinsichtlich der Verortung der Handlung
sind drei charakteristische Eigenschaften
der Handlung zu berücksichtigen: L’elisir
d’amore handelt von einer in der Bergwelt
isolierten Gesellschaft, einer arbeitenden
Gesellschaft, die nach Unterhaltung und
Liebe gleichermaßen lechzt. Wenn man
nun versucht, die Handlung in unsere
Zeit zu übertragen, stellt man fest, dass
Isolation in unserer stark vernetzten Welt,
in der jeder mit jedem virtuell verbunden
ist, scheinbar nicht existiert. Doch schaut
man genau hin, gibt es interessanterweise mitten in unserer großstädtischen
Lebenswelt Phänomene von Isolation, die
wir an Transitorten wie Pendlerzügen oder
Bahnhöfen, aber auch in Einkaufszentren
erleben können. Viele Menschen sind
mit sich beschäftigt, lesen oder schauen
auf ihr Smartphone. Und für einen kurzen
Zeitraum bilden die Menschen, die sich
nur kurzfristig an solchen Orten aufhalten,
eine isolierte Gesellschaft von Individuen,
die anschließend wieder auseinandergehen. Der französische Soziologe Marc
Augé hat für solche Orte, die viele Leute
nur von A nach B durchqueren, ohne je
richtig dort zu sein, den Begriff „NichtOrte“ geprägt. [siehe S. 28]
Von der ersten Nummer an spielen Sehnsüchte, vor allem unerfüllte, eine zentrale
Rolle: Die Werktätigen sehnen sich nach
einer Pause, Nemorino sehnt sich nach
Adina, Belcore ist ebenfalls sehr an ihr
interessiert. Wonach sehnt sich Adina?
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Adina ist eine schöne, intelligente und
wirtschaftlich selbstständige Geschäftsfrau, die im Duett mit Nemorino im 1. Akt
behauptet, auch emotional unabhängig
und frei zu sein – eine sehr moderne Figur.
Sie glaubt nicht an die romantische Liebe,
sondern hat häufig wechselnde Partner
und lässt sich höchstens auf kurze Affären
ein. Doch das ist nur ein Schutzmechanismus. Sie steht für eine Lebensphilosophie,
die ganz am Anfang vom Chor besungen
wird: „Glücklich sind die, die sich vor der
Glut der Liebe hüten.“ Liebe wird hier als
etwas unangenehm Heißes und Schädliches definiert. Vielleicht hat Adina sich
an der Liebe „verbrannt“ und wurde von
einem Menschen verletzt, den sie geliebt
hat. Die Lehre, die sie daraus gezogen
hat, ist, dass in ihrem Leben kein Platz
für eine monogame Liebesbeziehung ist.
Hierin steckt ebenfalls eine Härte und ein
Zynismus, die für das Werk charakteristisch sind. Doch wie wir erleben, ist Adinas
abwehrende Haltung nicht von Dauer: Am
Ende findet sie zur Liebe, zu Nemorino und
vielleicht auch zu sich.
Wie kommt es zu Adinas Wandel, der
dazu führt, dass sie letztlich auf Nemorino
zugeht?
Adina ändert ihre Haltung nicht von jetzt
auf gleich, sondern macht eine interessante Entwicklung durch, die im Finale des
1. Akts einsetzt. Ihr Lernprozess beginnt in
dem Moment, in dem Belcore sich ziemlich
fies gegenüber Nemorino verhält; er ist
regelrecht aggressiv, und sie erfreut sich
zunächst daran. Sie singt davon, dass sie
sich an ihm rächen und ihn quälen möchte.
Doch der Text zeigt nur ihre Oberfläche,
denn ihre Gesangsmelodie spricht eine
andere Sprache und zeigt eine Adina, die
langsam ein schlechtes Gewissen be22
kommt und unsicher wird. Diese Unsicherheit wird im 2. Akt weiter verstärkt, wenn
sie bei ihrer eigenen Hochzeitsfeier merkt,
dass ihr etwas fehlt, wenn Nemorino nicht
da ist. Hinzu kommt die Barcarole, die sie
mit Dulcamara vorträgt. In der kleinen
Szene geht es um eine Frau, die sich für
die Liebe entscheidet, und das sie macht
nachdenklich. Als Nächstes erlebt sie,
wie Nemorino von anderen Frauen umschwärmt wird und trotz seiner plötzlichen
Beliebtheit zu Adina steht und sogar bereit
ist, für seine Liebe ins Feld zu ziehen. Das
ist der Moment, der schließlich die Wende
auslöst, und in dem sie das Risiko eingeht,
sich emotional zu öffnen.
Du hast das Quartett im 1. Finale angesprochen, in dem Adina sich in sadistischen Rachegelüsten ergeht. Was ist der
Grund für ihre Aggression?
Bosheit. Wenn man es genau betrachtet,
ist Adina zu Beginn der Oper eine furchtbare Person mit einem sehr fragwürdigen
Verhalten: einerseits ist sie abweisend,
andererseits sucht sie Nemorinos Aufmerksamkeit und Nähe. Man fragt sich,
was genau ihr Problem ist und warum
sie nicht einfach diesen sympathischen
jungen Mann annimmt, der ihr die Welt zu
Füßen legen möchte. Aber letztlich ist sie
eine sehr unausgeglichene Person, die
nicht genau weiß, was sie will. Ihre Wünsche decken sich nicht unbedingt mit ihren
Bedürfnissen, was zu inneren Spannungen
führt, die sich im 1. Finale entladen. Sie
merkt erst, wenn etwas nicht mehr da ist,
dass sie es braucht.
Was macht Adina für Nemorino so begehrenswert, die in deiner Inszenierung als
Kioskbesitzerin nicht gerade der Upper
Class angehört?
Agnieszka Tomaszewska
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Nemorino hat die Fähigkeit zur Empathie.
Er schaut hinter die betont fröhliche und liberale Fassade, die sehr verhärtet ist, und
sieht etwas Liebenswertes. Er sieht etwas
in Adina, das wir erst am Ende der Oper in
ihrer großen Arie kennenlernen.
Adina ist eine Frau, die sich nicht fest
an einen Mann binden möchte. Trotzdem
stimmt sie einer Hochzeit mit Belcore zu.
Warum?
Adinas Freiheit wirkt zu bemüht, als dass
man ihr diese liberale Lebenshaltung abnehmen könnte. Und sie merkt nicht, wie
sie sich in ihrer selbst auferlegten Freiheit
die Freiheit nimmt, das zu tun, was sie will:
nämlich sich zu verlieben und dauerhaft
zu binden. Mit Belcores Auftritt ändert
sich ihre Einstellung. Er ist als Soldat viel
herumgekommen, hat viel gesehen, kann
sicherlich spannende Geschichten erzählen usw. Er weckt ihr Interesse, weil er die
weite Welt repräsentiert und eine Möglichkeit darstellt, dem Alltag zu entfliehen.
Deswegen, und sicherlich auch, weil sie
Nemorinos Liebesschwüre leid ist, stimmt
sie der Heirat zu. Doch dann merkt sie,
dass Belcore nicht der Richtige für sie ist,
und hält wieder nach Nemorino Ausschau.
Musikalisch sind sich die beiden schon
im 1. Akt insofern sehr nahe, als Donizetti
ihnen die gleiche Melodie in den Mund
legt. Warum dauert es trotzdem so lange,
bis die beiden zusammenfinden?
Wir erleben zwei Menschen, die zwar die
gleiche Melodie singen, aber dennoch nicht
miteinander kommunizieren. Vielleicht brauchen die beiden die Erschütterung, die ihnen
im Lauf der Oper widerfährt und die sie aus
dem Gleichgewicht bringt. Adina muss die
Erfahrung machen, dass Nemorino auch von
24
anderen Frauen begehrt wird – aus welchen
Gründen auch immer – und Nemorino muss
betrogen und ausgelacht werden, um vom
naiven Trottel zum Mann zu reifen. Wenn er
sich als Soldat verpflichtet, setzt er tatsächlich alles auf eine Karte und nimmt in Kauf,
dabei sein Leben zu lassen.
Welche Entwicklung durchläuft Nemorino? Bleibt er der weltvergessene Romantiker, den wir im 1. Akt in der Cavatina
„Quanto è bella“ oder im Duett mit Adina
kennenlernen?
Zunächst einmal hat Nemorino das Herz
auf dem rechten Fleck und ist mit sich und
seinen Gefühlen im Reinen. Er weiß jedoch
nicht, wie er das, was sein Herz ihm vorgibt, erreichen kann, und das ist sein Problem. Er ist ja nicht nur naiv, sondern auch
noch recht jung, was bei einem Vergleich
des verliebten Jünglings mit der gestandenen Adina und dem erfahrenen Belcore
besonders ins Gewicht fällt. Vielleicht ist
der Unterschied an Lebenserfahrung der
Grund, aus dem die beiden zunächst nicht
zueinander finden. Am Ende der Oper ist er
um einige Erfahrungen reicher: Er wurde
mehrmals von der Liebe seines Lebens
abgelehnt, sah sich einem Rivalen machtlos gegenüber, um wenig später von vielen
Frauen begehrt zu werden. Und schließlich
trifft er die weitreichende Entscheidung,
Soldat zu werden, und wie wir im Duett mit
Belcore erfahren, macht er das im vollen
Bewusstsein der Risiken. Vielleicht musste er einmal zu Fall kommen und als frisch
gebackener Soldat dem Tod, von dem er
schon in seiner ersten Arie singt, tatsächlich ins Auge sehen, um anschließend als
gereifter Mensch wieder aufzustehen.
Kommen wir zurück auf den Liebestrank:
Sind Placebos etwas Gutes?
Dulcamara tritt in der Oper just in dem
Moment auf den Plan, als Nemorino und
Belcore ihre Sehnsüchte offenbart haben.
Die tiefen Bedürfnisse der Menschen sind
die Grundlage für Dulcamaras Geschäftsmodell und für seinen Erfolg. Dulcamara ist
derjenige, der diese Sehnsüchte bedient
und zu Geld macht. Das ist natürlich moralisch verwerflich, auch wenn das Ergebnis
seines Handelns gut ist. Paradoxerweise
macht er die Welt in L’elisir d’amore zu
einer besseren. Doch ob das auch bei all
den Produkten, die uns umgeben und für
die mit verheißungsvollen Versprechungen
geworben wird, zutrifft, bezweifle ich ...
Warum fallen wir auf solch fragwürdige
Versprechungen herein?
Zum einen, weil wir genau wie Nemorino
auf der Suche nach einer schnellen und
einfachen Lösung für unsere Probleme
sind. Nemorino kauft einfach eine schön
gestaltete LXR-Getränkedose von einem
gold-schillernden, redegewandten und
charmanten Mann, der in einem goldenen Zug daherkommt, und glaubt, alles
wird gut. Zum anderen sind wir sinnliche
Menschen: Wir mögen Farben und Formen
und wir lassen uns gerne von einer guten
Werbeshow verführen. Und davon nehme
ich mich nicht aus!
Warum empfinden wir für Dulcamara,
diese moralisch zweifelhafte Person,
Sympathie?
Obwohl wir das Verhalten von Leuten, die
ihre Ziele mit List erreichen, nicht wirklich
gutheißen, können wir sie trotzdem, beispielsweise wegen ihrer Intelligenz oder
ihres Charmes, bewundern oder sogar
mögen. Das erlebe ich in Italien besonders
stark, wo dubiose Personen an die Macht
kommen und sich zum Teil sehr lange dort
halten. Viele meiner Landsleute akzeptieren das und sind sogar beeindruckt.
Was ist mit Adina, die wir in deiner
Inszenierung ebenfalls als Werbe- und
Verkaufstalent erleben?
Adina ist eine Person, die um ihre Reize
weiß und andere damit gezielt verführt.
Zumindest singt sie im 2. Akt in ihrem
Duett mit Dulcamara davon, was sie mit
aufreizenden Flirts alles erreichen kann –
ein weiterer dramaturgisch faszinierender
Moment in diesem Werk. Das war Auslöser für die Idee, aus Adina ebenfalls eine
Person zu machen, die etwas verkaufen
will. Aber im Gegensatz zu Dulcamara ist
sie ehrlich und bewirbt ihr Produkt nicht
mit Lügen.
MEIN ELIXIER SIND
MEINE AUGEN!
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XX
Ks. Edward Gauntt & Staatsopernchor
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ENTWURZELUNG
& GRENZENLOSES
SPEKTAKEL
MARC AUGÉ ÜBER „NICHT-ORTE“
UND DAS „NICHT-ICH“
Ort ist ein Raum, den sich die Menschen
seit langem angeeignet haben, von dem
man buchstäblich etwas ablesen kann
über ihre Beziehungen zur Geschichte,
zur sie umgebenden Natur, und weit mehr
noch über die Beziehungen der Menschen
untereinander. Die Anthropologie lehrt
uns, dass die Organisation des Raumes in
bestimmten Gesellschaften sehr weit fortgeschritten ist. So schreiben dort WohnGesetze vor, mit wem ein Individuum von
seiner Geburt bis zu seinem Tod jeweils
zusammenleben darf, durch alle sozialen
und biologischen Lebensphasen hindurch
(Jugend, Heirat, Fortpflanzung, Alter) …
Aus dieser Sicht beginnt der Nicht-Ort
mit der Entwurzelung. Die Bauern, die im
19. Jahrhundert zur Landflucht gezwungen
und in städtisches Milieu verpflanzt wur28
den, die Auswanderer und die Flüchtlinge,
sie alle machen die Erfahrung des NichtOrtes. Die großen Pionierbewegungen, die
Kolonisierung neuer Gebiete können als
Unternehmungen mit dem Ziel aufgefasst
werden, den Raum in Orte zu verwandeln.
In diesem Zusammenhang wird deutlich,
dass es eine objektive und eine subjektive
Dimension des Begriffs Nicht-Ort gibt.
Der Nicht-Ort existiert (sogar negativ)
durch den Blick der Menschen, die sich
nicht darin wiedererkennen oder nicht
mehr wiedererkennen oder noch nicht
wiedererkennen. Eine einsame Insel, ein
Regenwald sind oder waren nicht (denn es
gibt sie nicht mehr) Nicht-Orte, sondern
Räume, möglicherweise zu erobernde Räume, virtuelle Orte. Das determinierende
Kriterium ist in diesem Fall das „Wiedererkennen“: Wir alle brauchen Orte, wo wir
uns wiedererkennen, das heißt auch, wo
andere uns, so wie wir sie, wiedererkennen. Dies legt den Gedanken nahe, dass
für die einen Ort ist, was für die anderen
ein Nicht-Ort bleibt, möglicherweise für
immer. Der Raum eines Flughafens z. B.
hat nicht die gleiche Bedeutung für den
Fluggast, der seine Reise antritt, wie für
den Angestellten, der hier Tag für Tag mit
seinen Kollegen arbeitet.
Im wahrsten Sinne des Begriffs ist der Ort
ein Raum, wo die Beziehungen selbstverständlich sind, das gegenseitige Verstehen
größtmöglich, wo jeder seinen Platz hat
und denjenigen des anderen kennt. Es ist
also auch ein in der Zeit (der Kirchturm im
Dorf und die Turmuhr haben ihre Bedeutung als Bezugspunkt und Symbol) und in
der Sprache festgelegter Raum: Man ist
dort „zu Hause“, wo die anderen einen
verstehen und wo man selber auch die
kleinste Andeutung versteht. Alles, was
uns von den sozialen Beziehungen entfernt, entfernt uns auch vom Ort.
Alle Verkehrs-, Informations- und Kommunikationsräume können uns demnach
heute als „Nicht-Orte“ erscheinen. Im
Prinzip schließt man hier keine Bekanntschaften. Der Gebrauch der Sprache ist
auf ein Minimum reduziert (das Verstehen
der Bildschirmanleitungen reicht aus).
Autobahnen, Flughäfen, Supermärkte,
Bankautomaten und Computer, überall hier
ist soziales Leben im Alleingang zu bewältigen, ein Widerspruch in sich, der aber
dem heutigen Paradox entspricht: Man
kann heutzutage allein sein und Beziehungen zur ganzen Welt unterhalten …
Folgeseiten Agnieszka Tomaszewska, Ks. Edward Gauntt, Staatsopernchor, Bühnenmusiker & Statisterie
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30
XX
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DANIELE SQUEO Musikalische Leitung
DOMINIC LIMBURG Nachdirigat
Daniele Squeo studierte in Italien und
Weimar Klavier und Dirigieren. Er ist Preisträger mehrerer internationaler Dirigentenwettbewerbe, wie beispielsweise des
XVIII. Wettbewerbs für junge Dirigenten
der Europäischen Union. Außerdem war
er Stipendiat des Dirigentenforum des
Deutschen Musikrats. Er arbeitete mit der
Neuen Philharmonie Westfalen, den Jenaer
Philharmonikern, dem Orchester des Theaters „Lirico Sperimentale“ Spoleto, den
Nürnberger Symphonikern, den Bochumer
Symphonikern, der Baden-Baden Philharmonie sowie den Essener Philharmonikern.
Operndirigate führten ihn u. a. mit La Traviata nach Rom, Spoleto und Assisi. Nach
einem Engagenment als Studienleiter und
Kapellmeister am Theater Nordhausen
wechselte er 2014 ans STAATSTHEATER.
2016/17 wurde er zum 1. Koordinierten
Kapellmeister ernannt und leitet in dieser
Spielzeit u. a. die Wiederaufnahme von
I Capuleti e i Montecchi und Tosca.
Geboren in Zürich, studierte Dominic Limburg in seiner Heimatstadt Klavier, Gesang
und Dirigieren. Darüber hinaus besuchte
er Meisterkurse u. a. bei Bernard Haitink,
David Zinman, Esa-Pekka Salonen und
Mario Venzago. Bereits während des Studiums dirigierte er u. a. die Hamburger Sinfoniker, das Berner Sinfonieorchester, das
Musikkollegium Winterthur, die Südwestdeutsche Philharmonie, das Kurpfälzische
Kammerorchester, die Nürnberger Sinfoniker und das OER in São Paulo. Zu seinen
Dirigaten der letzten Zeit gehören Die
Fledermaus in Meiningen, I Pagliacci in
Pilsen und Die verkaufte Braut in Teplice.
Seit 2015 wird Dominic Limburg durch das
Dirigentenforum des Deutschen Musikrats
gefördert. 2016 wurde er mit dem 8. Deutschen Operettenpreis ausgezeichnet. Zur
Spielzeit 2016/17 kam er als 2. Kapellmeister und Assistent des Generalmusikdirektors ans STAATSTHEATER und dirigiert
u. a. Vorstellungen von Wahnfried.
32
JACOPO SPIREI Regie
NIKOLAUS WEBERN Bühne
Jacopo Spirei studierte in Bologna Musikund Theaterwissenschaft. Theatererfahrung sammelte er als Assistent von John
Copley, Stefano Vizioli, Lorenzo Mariani,
Stephen Medcalf und Graham Vick. Wichtige eigene Inszenierungen führten ihn
nach Bologna, Cortona, Sassari, Wexford,
Kopenhagen, Oslo und London. 2012 eröffnete er mit Rossinis La cambiale del
matrimonio die erste Saison der Wiener
Kammeroper als neue Spielstätte des Theaters an der Wien. Am Salzburger Landestheater inszenierte er Don Giovanni, Così
fan tutte, Glucks Pilger von Mekka sowie
Wuorinens Brokeback Mountain. Seit
Herbst 2016 unterrichtet er als Dozent an
der Opernakademie der Kunsthochschule
Oslo. Am STAATSTHEATER stellte er
sich 2014/15 mit seiner Inszenierung von
Falstaff vor. Zukünftige Projekte führen ihn
mit einem neuen Don Giovanni an die San
Francisco Opera und einem neuen Falstaff
zum Verdi-Festival nach Parma.
Der Österreicher studierte Szenografie
an der Akademie der Bildenden Künste
in Wien. Neben Assistenzen in Deutschland, Österreich und den USA entstanden
eigene Arbeiten u. a. an der Staatsoper
Hamburg, am Theater St. Gallen, an der
Komischen Oper Berlin, am Staatstheater
Saarbrücken und am Theater Regensburg.
Zuletzt stattete er Staatsoperette aus, eine
Koproduktion der Bregenzer Festspiele und
der Neuen Oper Wien. Mit Jacopo Spirei
arbeitete er am Landestheater Salzburg
und an der Kammeroper Wien, einer Spielstätte des Theaters an der Wien. 2008
wurde sein Raumkonzept zu Hamlet für
den Offenbacher Löwen der hessischen
Theaterakademie nominiert. Sein Bühnenbild zu Gefangen in der Realität gewann
den ring.award off 2011. Zukünftige Projekte sind u. a. Martha in Regensburg, L’elisir
d’amore in Bielefeld und Addams Family in
Osnabrück. Am STAATSTHEATER kreierte
er bereits das Bühnenbild für Falstaff.
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SARAH ROLKE Kostüme
Nach Assistenzen unter Regisseuren wie
Martin Wuttke, Claus Peymann, Christof Loy, Robert Wilson, Peter Stein und
William Friedkin arbeitete die geborene
Gießenerin u. a. bei den Salzburger Festspielen, am Theater an der Wien, Teatro
del Maggio Musicale Florenz, Teatr Wielki
Warschau, Bolschoi-Theater Moskau,
Hong Kong Opera, Beijing Music Festival
und Nationaltheater Mannheim. Eine intensive Zusammenarbeit verbindet sie mit
Achim Freyer, dem sie von 2007 bis 2010
beim Ring des Nibelungen in Los Angeles
assistierte. Eigene Arbeiten führten sie
ans Berliner Ensemble, ans Staatstheater
Braunschweig sowie nach Greifswald,
Berlin und Magdeburg. Nach Doctor
Atomic mit Yuval Sharon und Falstaff
mit Jacopo Spirei kehrt sie 2016/17 ans
STAATSTHEATER zurück und gestaltet die
Kostümbilder für L’elisir d’amore (Der Liebestrank) und Die Walküre.
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Ks. Edward Gauntt
Folgeseiten Ks. Armin Kolarczyk, Eleazar Rodriguez & Staatsopernchor
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ULIANA ALEXYUK Adina
Die ukrainische Sopranistin war im Förderprogramm des Moskauer
Bolschoi-Theaters und im Opernstudio der Houston Grand Opera. Darüber
hinaus sang sie in Chicago, Paris, Glyndebourne und New York. Seit 2015/16
gehört sie dem Karlsruher Opernensemble an und ist 2016/17 u. a. als Servilia
in La clemenza di Tito und als Susanna in Le nozze di Figaro zu erleben.
Ks. INA SCHLINGENSIEPEN Adina
Nach Engagements in Bulgarien und Madrid kam die Sopranistin über
Bremen 2002 ans STAATSTHEATER. Hier kreierte sie von Donizettis Lucia
bis Strauss’ Sophie zahllose Partien. 2006 erhielt sie den Goldenen Fächer
der Theatergemeinde Karlsruhe, 2007 den Otto-Kasten-Preis, 2013 den Titel
Kammersängerin. 2016/17 singt sie u. a. die Gräfin in Le nozze di Figaro.
AGNIESZKA TOMASZEWSKA Adina
Die polnische Sopranistin studierte in Danzig und Wien. Am STAATSTHEATER gastierte sie als Katja in Die Passagierin bevor sie 2014 fest ins
Ensemble eintrat. Hier machte sie als Sina in Verlobung im Traum, Mimì,
Fiordiligi, Berthe in Der Prophet und Micaëla von sich reden. 2016/17 kommen Gräfin in Le nozze di Figaro und Eva Chamberlain in Wahnfried hinzu.
JESUS GARCIA Nemorino
Der Amerikaner erhielt etliche Auszeichnungen, z. B. den Tony Award
als Rodolfo in einer Broadway-Produktion von La Bohème. Er gastierte
an so renommierten Häusern wie der Boston Opera, der Opera di Firenze
oder der Staatsoper Berlin. Seit 2015/16 gehört er fest zum Ensemble des
STAATSTHEATERS. 2016/17 ist er als Tito in La clemenza di Tito zu hören.
ALEXEY NEKLYUDOV a. G. Nemorino
Der mehrfach ausgezeichnete russische Tenor ist seit 2013 im Ensemble
der Novaya Opera Moskau, wo er u. a. Lenski in Eugen Onegin, Tebaldo in
I Capuleti e i Montecchi, Alfredo in La Traviata und Narraboth in Salome
sang. 2014 debütierte er am Bolschoi als Ferrando in Così fan tutte. 2015
gastierte er in Tel Aviv als Lykow in Rimsky-Korsakows Die Zarenbraut.
ELEAZAR RODRIGUEZ Nemorino
Der Plácido-Domingo-Stipendiat studierte in seiner Heimat Mexiko und den
USA. Seit 2011 gehört er dem STAATSTHEATER-Ensemble an. Gastspiele
führten ihn u. a. als Almaviva in Il barbiere di Siviglia nach London und
Graz. 2016/17 singt er in Bilbao Ramiro in La Cenerentola sowie in Karlsruhe
u. a. Tebaldo in I Capuleti e i Montecchi und Meisterjünger in Wahnfried.
SEUNG-GI JUNG Belcore
Der koreanische Bariton studierte in Seoul und Karlsruhe. Engagements
führten ihn nach Bern, Augsburg, Gstaad und Toulouse. 2011 debütierte er
als Marcello und Vater Germont am Teatro La Fenice, Venedig. Im gleichen
Jahr kam er ans STAATSTHEATER, wo er in dieser Spielzeit die Titelrolle in
Macbeth, Donner in Rheingold und Michonnet in Adriana Lecouvreur singt.
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Ks. ARMIN KOLARCZYK Belcore
Der in Trento aufgewachsene Bariton gehörte zehn Jahre dem Theater
Bremen an, bevor er ans STAATSTHEATER wechselte. Hier gestaltete er
u. a. die großen Mozart- und Wagner-Partien, Doctor Atomic und Orest in
Iphigenie auf Tauris. 2016/17 singt er Higgins in My Fair Lady und Wagnerdämon in Wahnfried. 2017 debütiert er bei den Bayreuther Festspielen.
Ks. EDWARD GAUNTT Dr. Dulcamara
Der Texaner gastierte an internationalen Opernhäusern, wie z. B. an der
Deutschen und der Komischen Oper Berlin sowie an der Semperoper
Dresden. 2006 wurde dem Bariton, der seit 1985 Ensemblemitglied des
STAATSTHEATERS ist, der Titel „Kammersänger“ verliehen. 2016/17
singt er u. a. Alfred P. Doolittle in My Fair Lady.
STEFAN SEVENICH a. G. Dr. Dulcamara
Von 2003 bis 2007 war der Bassbariton im Ensemble des Theaters Augsburg, wo er die großen Partien seines Faches sang. Neben Festengagements am Münchener Gärtnerplatztheater und an der Komischen Oper
Berlin gastierte er in Basel, Mannheim, Weimar, Bremen, Braunschweig,
Wiesbaden, Oldenburg, Essen und an der Deutschen Oper Berlin.
ILKIN ALPAY Giannetta
Ihre ersten Theatererfahrungen sammelte die junge türkische Sopranistin im Staatlichen Kinderchor an der Staatsoper Ankara. Seit 2008
studiert sie an der Bilkent Universität. 2016 wurde sie beim 18. SiemensGesangswettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet und ist seit der
Spielzeit 2016/17 Mitglied des Karlsruher OPERNSTUDIOS.
ANNA TSARTSIDZE a. G. Giannetta
Die georgische Sopranistin absolvierte ihr Gesangsstudium am Staatlichen
Konservatorium in Tiflis. Sie war Finalistin des Internationalen Hans-GaborBelvedere-Wettbewerbs. 2014–2016 war sie im Opernstudio der Deutschen Oper am Rhein. Sie sang u. a. an der Georgischen Nationaloper und
beim Festival „Internationale Opernwerkstatt 2016“ in der Schweiz.
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BILDNACHWEISE
IMPRESSUM
TITELFOTO
Ariel Oscar Greith
PROBENFOTOS Falk von Traubenberg
HERAUSGEBER
BADISCHES STAATSTHEATER
KARLSRUHE
TEXTNACHWEISE
GENERALINTENDANT
Peter Spuhler
Marc Augé Entwurzelung und grenzenloses
Spektakel, übersetzt aus dem Französischen
von Christiane von Beckerath, erschienen
in Kunstforum Band 138, 1997.
Nicht gekennzeichnete Texte sind Originalbeiträge von Raphael Rösler für dieses Heft.
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KAUFMÄNNISCHER DIREKTOR
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VERWALTUNGSDIREKTOR
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CHEFDRAMATURG
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OPERNDIREKTOR
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REDAKTION
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KONZEPT
DOUBLE STANDARDS BERLIN
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BADISCHES STAATSTHEATER
KARLSRUHE 2016/17
Programmheft Nr. 342
www.staatstheater.karlsruhe.de
GESTALTUNG
Danica Schlosser, Kristina Schwarz
DRUCK
medialogik GmbH, Karlsruhe
ICH FÜHLE MICH SCHON
VIEL SELBSTBEWUSSTER
ALS SONST UND HABE
WIEDER HOFFNUNG.
40
Anna Tsartsidze, Eleazar Rodriguez & Damen des Staatsopernchors
HEIMLICH HATTE
SIE EINE TRÄNE
IM AUGE …
WAS WILL ICH
MEHR?
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