Kapitel 10 Feldquantisierung 10.1 Einleitung Nicht-relativistische Quantenmechanik: Die Wellenfunktion ψ der nicht-relativistischen Quantenmechanik kann als “Feld” betrachtet werden. In diesem Fall wird das Feld “klassisch” behandelt, d.h., die Wellenfunktion ist eine Funktion des Ortsvektors x (wobei x als ein kontinuierlicher Index für die Freiheitsgrade des Feldes wirkt), die den Zustand eines Teilchens beschreibt: r r r Wellenfunktion ψ : ρ( x ) ≡ ψ * ( x )ψ ( x ) Die Quantisierung kommt daher, dass wir den “klassischen” Hamilton-Operator r r H ≡ H ( p, x ) Teilchenphysik 147 Feldquantisierung verwenden und die Symbole x und p als Operatoren mit Kommutationsregeln betrachten, d.h., [ x , p ] = iδ i j ij und [x , x ] = [ p , p ] = 0 i j i j Relativistische Quantenmechanik: Wir haben in Kap. 5, 6 und 7 eine ähnliche Methode verwendet, um eine Wellengleichung zu finden, die mit der Relativitätstheorie übereinstimmt, d.h., φ Klein −Gordon ( x µ ), ψ Dirac ( x µ ) → "klassische Felder" pµ → Operator Wir haben einige Probleme angetroffen: 1) Klein-Gordon: E<0 und ρ<0, d.h. schwierige Interpretation des Feldes als Wellenfunktion eines Teilchens, weil die Wahrscheinlichkeit nicht positiv definiert ist. 2) Dirac: ρ>0, aber E<0 und E>0, d.h. wir erklären zuerst die Abwesenheit von Zuständen mit negativer Energie mit Hilfe der Loch-Theorie. Wir interpretieren nachher die Zustände mit negativer Energie als Antiteilchen mit positiver Energie. Es gibt noch andere Probleme, die wir noch nicht behandelt haben: wir suchen eine allgemeine Theorie der Elementarteilchen und müssen deshalb die folgenden Fragen lösen: a) Wie werden wir Bosonen beschreiben? Welche Feldgleichung müssen wir in diesem Fall verwenden? Das Dirac-Teilchen wird als Spin-1/2 Fermion interpretiert. b) Wie werden wir Teilchen und Antiteilchen behandeln? Wegen der Energie-Masse-Äquivalenz der Relativitätstheorie können wir nicht eine mit der Relativitätstheorie übereinstimmende Theorie betrach- 148 Teilchenphysik II&III, WS 01/02-SS02, Prof. A. Rubbia Einleitung ten, in der die Anzahl von Teilchen-Antiteilchen erhalten wird. Wie werden wir die Erzeugung-Vernichtung von Teilchen-Antiteilchen formal behandeln? Man glaubt, dass die Lösung dieser Probleme in der Quanten-FeldTheorien (QFT) liegt. In der QFT wird das Feld als ein quantisiertes Objekt betrachtet (sogenannte “zweite Quantisierung”). Das Feld beschreibt ein System mit unendlich vielen kontinuierlichen Freiheitsgraden. In diesem Fall spielt der Ortsvektor die Rolle eines kontinuierlichen Index, um die Freiheitsgrade zu identifizieren: ψ { x ) ({ µ quantisierteskontinuierlicher Feld Index Der kanonische Ansatz der QFT ist der folgende: wir benutzen die klassische Lagrangedichte, die die Dynamik des Feldes beschreibt, und interpretieren das Feld als einen Operator mit Kommutationsregeln: "klassische Felder" φ ( x µ ), ψ ( x µ ) zweite Quantisierung } ⇒ "quantisierte Felder" µ µ φ ( x ), ψ ( x ) − Operatoren mit Kommutationsregeln In der QFT wird das Feld nicht mehr als Wellenfunktion eines Teilchens interpretiert, die Theorie wird als eine Vielteilchentheorie reinterpretiert. Teilchenphysik 149 Feldquantisierung Das Feld entspricht einer physikalischen Grösse, deren Anregungen Teilchen beschreiben: Anregung des Feldes ⇔ ein Teilchen (≡ ein Quant des Feldes) Die Anregungen des Feldes werden mit Hilfe von Quantenoszillatoren beschrieben. Beispiele: 1. 2. 3. Quantisiertes Aµ Feld: die Anregungen entsprechen den Photonen. Quantisiertes Dirac Spinorfeld: Spin 1/2 Fermionen Quantisiertes Klein-Gordon Feld: Spin 0 Bosonen 10.2 Quantisierung des reellen KleinGordon-Feldes Wir betrachten ein reelles (d.h. nicht komplexwertiges) Feld φ. Klassische Lagrangedichte: ( ) 1 1 ∂ µφ (∂ µφ ) − m 2φ 2 2 2 r 2 1 1 1 2 = (∂ 0φ ) − ∇φ − m 2φ 2 2 2 2 L KG = ( ) Der kanonische Impuls des Feldes ist (Siehe Kap. 8.5) Π≡ 150 ∂L KG 1 = 2(∂ 0φ ) = ∂ 0φ ∂(∂ 0φ ) 2 Teilchenphysik II&III, WS 01/02-SS02, Prof. A. Rubbia Quantisierung des reellen Klein-Gordon-Feldes Die Hamiltondichte ist gleich H ≡ Π(∂ 0φ ) − L 1 1 r 2 1 2 ∂ 0φ ) + ∇φ + m 2φ 2 ( 2 2 2 r 2 1 1 1 2 = (∂ 0φ ) + ∇φ + m 2φ 2 24 4 24 4 2 12 3 12 3 123 ( ) = (∂ 0φ ) − 2 ( ) ≥0 ≥0 ≥0 d.h., sie ist immer positiv definiert, deshalb besitzt das Feld immer eine positive Energie ! Das Feld leidet nicht am Problem der negativen Energie. Beachte: wie schon erwähnt, entspricht das Feld nicht der Wellenfunktion eines Teilchens. Das Feld wird dadurch quansitiert, dass wir den Feldern zur gleichen Zeit Kommuntationsregeln auferlegen (die sogenannten gleichzeitigen Kommutationsregeln): r r r r [φ ( x, t), Π( x ′, t)] ≡ iδ 3 ( x − x ′ ) r r r r [φ ( x, t),φ ( x ′, t)] ≡ [Π( x, t), Π( x ′, t)] ≡ 0 ETCR ( Equal Time Comm. Rules) Lösung: wie können wir die Anregungen des Feldes beschreiben? Wir werden das Feld nach ebenen Wellen entwickeln: r r r r d3 p 1 φ ( x , t) ≡ ∫ a( p)e − ip ⋅x + a + ( p)e + ip ⋅x ) ( 3/2 3 2 E p 1444424444 (2π )3 1 424 Summe ebener Wellen 123 Summe über alle Moden Normierung r E p =+ p 2 + m 2 wobei a ( p ) und a + ( p ) Fourier-Koeffizienten sind, welche Operatoren werden, wenn das Feld quantisert wird. Teilchenphysik 151 Feldquantisierung Man kann beweisen, dass aus den “gleichzeitigen Kommutationsregeln” folgt r r r r a( p), a + ( p′ ) ≡ δ 3 ( p − p′ ) r r + r + r [ a( p), a( p′ )] ≡ a ( p), a ( p′ ) ≡ 0 [ ] [ ] Diese Gleichungen sehen wie die Regeln von quantisierten, einfachen, harmonischen Oszillatoren aus ! 10.2.1 Einfacher harmonischer Oszillator Der Hamilton-Operator ist gleich (m=1) H HO = 1 2 1 2 2 p + ω x 2 2 wobei ω = Frequenz Man benutzt die Leiter-Operatoren (“Ladder operators”) x= 1 a + a+ ) ( 2ω ω a − a+ ) ( 2 und p = −i ( aus [ x, p] = i) wobei [a, a ] = 1 + Der Hamilton-Operator wird danach so ausgedrückt 1 H HO = ω a + a + 2 1 = ω N + 2 152 wobei N ≡ a + a = Anzahl − Operator Teilchenphysik II&III, WS 01/02-SS02, Prof. A. Rubbia Quantisierung des reellen Klein-Gordon-Feldes Der Grundzustand wird als |0> bezeichnet, und wird so definiert, dass a0 =0 und 1 E 0 = ω ( Nullpunktenergie) 2 Wir nehmen an, dass die Energie-Eigenzustände die folgenden sind: Nn =nn 1 mit E n = ω n + 2 und es gilt, Na + n = a + aa + n = a + ( a + a + 1) n = a + ( N + 1) n = ( n + 1) a + n Die n-te Anregung wird dann durch sukzessive Anwendungen des Erzeugungsoperators a+ gewonnen: n = (a+ ) 0 n Der a-Operator spielt die Rolle des Vernichtungsoperators. Na n = a + aa n = ( aa + − 1) a n = a( a + a − 1) n = a( N − 1) n = ( n − 1) a n 10.2.2 Das Klein-Gordon-Feld aus einfachen harmonischen Oszillatoren Analog zum Fall des einfachen harmonischen Oszillators führen wir den Teilchenzahl-Operator ein: r r r r N ( p) ≡ a + ( p) a( p) wobei p = kont. Index Teilchenphysik 153 Feldquantisierung Dieser Operator beschreibt den Zustand des Oszillators “ p “. Weil wir ein kontinuierliche Impulsspektrum betrachten, entspricht der Operator N(p) der Teilchendichte, d.h. Anzahl Teilchen / d3p. Weil p eine kontinuierliche Variable ist, gibt es unendlich viele Oszillatoren. Das Feld ist die Summe von unendlich vielen, voneinander unabhängigen, Oszillatoren. Der Grundzustand (das Vakuum) wird definiert als r r r r Vakuum: N ( p) 0 = a + ( p) a( p) 0 = 0 für alle p Um bestimmte Moden des Feldes anzuregen, benuzten wir den Erzeugungsoperator, d.h. den Leiteroperator eines bestimmten Impulses: r a + ( p) 0 = 1 pr r r a + ( p) a + (q ) 0 = 1 pr1qr r r r a + ( p) a + (q ) a + (q ) 0 = 1 pr 2 qr usw. 10.2.3 Energie- und Impulsspektrum des Feldes Wir suchen die Energie und den Impuls des Feldes (Siehe Kap. 8.5): r r H = ∫ d 3 xH = ∫ d 3 xT00 und r r Pi ≡ ∫ d 3 xTi 0 = ∫ d 3 xΠ(∂ iφ ) 154 Teilchenphysik II&III, WS 01/02-SS02, Prof. A. Rubbia Quantisierung des reellen Klein-Gordon-Feldes Wir nehmen die Zeit t=0 an. Es gilt, r r r r ipr ⋅xr d3 p 1 + φ ( x, t = 0) = ∫ a ( p ) + a ( − p ))e ( (2π ) 3 / 2 2 E p und r Ep r r r rr d3 p Π( x, t = 0) = ∫ a( p) − a + (− p))e ip ⋅x ( 3 / 2 (− i) 2 (2π ) Die Hamiltondichte ist gleich 1 1 r 2 1 2 ∂ 0φ ) + ∇φ + m 2φ 2 ( 2 2 2 r 2 1 1 1 2 = (Π) + ∇φ + m 2φ 2 2 2 2 H = ( ) ( ) wobei r r r r r d 3 p d 3 p′ 2 1 E p E p ′ e i( p + p ′)⋅x × (Π) = ∫ ∫ 3/2 3 / 2 (− i) 2 (2π ) (2π ) (a( pr ) − a+ (− pr ))(a( pr ′) − a+ (− pr ′)) 2 und der Gradient wirkt als r r ∇φ =" (ip)"φ oder r ∇φ ( ) 2 r r r r r d 3 p d 3 p′ 1 2 r r i( p + p ′)⋅ x ( ) = ∫∫ i p ⋅ p e × ′ ( ) 2 E p E p′ (2π ) 3 / 2 (2π ) 3 / 2 (a( pr ) + a+ (− pr ))(a( pr ′) + a+ (− pr ′)) Teilchenphysik 155 Feldquantisierung Es gilt auch (φ ) 2 r r r r r d 3 p d 3 p′ 1 = ∫∫ e i( p + p ′)⋅x × 3/2 3/2 (2π ) (2π ) 2 E p E p ′ (a( pr ) + a+ (− pr ))(a( pr ′) + a+ (− pr ′)) Schliesslich können wir die verschiedenen Terme in der Hamiltondichte gruppieren und erhalten für den Hamilton-Operator: r H = ∫ d 3 xH = r r d 3 pd 3 p′ 1 i( pr + pr ′)⋅xr 1 3r = ∫ d x ∫∫ e E p E p′ × − (2π ) 3 2 2 (a( pr ) − a+ (− pr ))(a( pr ′) − a+ (− pr ′)) + r r −( p ⋅ p′ ) + m 2 r r r r a( p) + a + (− p))( a( p′ ) + a + (− p′ )) ( 2 E p E p′ Die räumliche Integration liefert eine Dirac-Delta-Funktion: r r r d 3 pd 3 p′ 3 3 r H = ∫∫ 3 (2π ) δ ( p + p′ ){...} (2π ) weshalb wir eine Integration über den Impuls durch die Bedingung p’=–p ersetzen können: r p2 + m 2 1 3 r 1 ... H = ∫ d p− E p ( ) + (...) 2 2E p 2 156 Teilchenphysik II&III, WS 01/02-SS02, Prof. A. Rubbia Quantisierung des reellen Klein-Gordon-Feldes Wir können die Terme neu anordnen als H= r r r r 1 3r 1 d p − E 2p ( a( p) − a + (− p))( a(− p) − a + ( p)) + ∫ 2 2E p r2 ( p + m 2 )(a( pr ) + a+ (− pr ))(a(− pr ) + a+ ( pr )) { } oder r r r r r 1 d3 p 2 E p −( a( p) − a + (− p))( a(− p) − a + ( p)) + H= ∫ 2 2E p (a( pr ) + a+ (− pr ))(a(− pr ) + a+ ( pr )) { } = = r r r r 1 3r Ep d p {− a( p) a(− p) + a( p) a + ( p) + ∫ 2 2 r r r r + a + (− p) a(− p) − a + (− p) a + ( p) r r r r + a( p) a(− p) + a( p) a + ( p) r r r r + a + (− p) a(− p) + a + (− p) a + ( p)} r r r r 1 3 r 2E p d p a( p) a + ( p) + a + ( p) a( p)} { ∫ 2 2 wobei wir den Teilchenzahl-Operator N(p) erkennen: r r r r r a( p) a + ( p) + a + ( p) a( p) = 2 N ( p) + C wobei C als eine C-Zahl betrachtet werden kann1. Schliesslich ist der Hamilton-Operator gleich H= r 1 3r d pE p {2 N ( p) + C} ∫ 2 1. Für ein kontinuierliches Impulsspektrum ist C gleich der Dirac-Delta-Funktion δ(0). Für ein diskretes Spektrum ist C gleich 1. Teilchenphysik 157 Feldquantisierung Er beschreibt die Energie des Feldes. In ähnlicher Weise kann der Impuls des Feldes berechnet werden: r 1 rr r r r r P = ∫ d 3 pp{2 N ( p) + C} = ∫ d 3 pN ( p) p 2 Wir bemerken, dass das Feld als eine unendliche Summe von quantisierten einfachen harmonischen Oszillatoren dargestellt wird. Ein berühmtes Problem liegt in der Nullpunktsenergie des Feldes. Wir bemerken, dass das Integral der Energie nach unendlich geht: H= r r r r 1 1 3r d pE p {2 N ( p) + 1} = ∫ d 3 pN ( p) E p + ∫ d 3 pE p {1} ∫ 2 4 2 1 4244 3 Nullpunktenergie →∞ In der QFT wird die Nullpunktsenergie vernachlässigt, weil nur Energieunterschiede eine physikalische Bedeutung besitzen, und dehalb können wir den Nullpunkt so definieren, dass die Energie des Feldes gleich r r H = ∫ d 3 pN ( p) E p ist. Physikalische Interpretation: Das Vakuum haben wir so definiert r r r Vakuum: N ( p) 0 = a + ( p) a( p) 0 = 0 Es folgt, r r E 0 = ∫ d 3 pN ( p) E p = 0 158 und Teilchenphysik II&III, WS 01/02-SS02, Prof. A. Rubbia r für alle p r P=0 Quantisierung des reellen Klein-Gordon-Feldes Für die folgenden Zustände erhalten wir r r r 1 pr E = E p = + p2 + m 2 P = p r r r 1 pr1qr E = E p + Eq P = p + q Es ist ganz natürlich, diese Anregungen mit Teilchen zu assoziieren. Energie-Problem: in der “klassischen” Quantenmechanik (wenn wir das Feld als die Wellenfunktion des Teilchens betrachten) haben wir das Problem der negativen Energie angetroffen, weil e − iEt → E>0 e + iEt → E<0 Lösungen liefern. Das Vorzeichen der Phase gibt das Vorzeichen der Energie an. In der QFT haben wir das Feld so geschrieben, r r − ip ⋅x r + ip ⋅x φ ( x , t) ∝ 1 )e 4 ( p2 )e43 a(4 p2 a +4 3 + 1 positive Frequenz negative Frequenz wobei a ( p ) ein Teilchen mit positiver Energie vernichtet, und a + ( p ) ein Teilchen mit positiver Energie erzeugt ! Die QFT hat die relativistische Bedingung, die positive und negative Frequenzen verlangt, mit einer Theorie in Einklang gebracht, in der Teilchen und Antiteilchen mit positiver Energie erzeugt und vernichtet werden können. Statistik des Feldes:wir bemerken, dass wegen der Kommutationsregeln der Erzeugung- und Vernichtungoperatoren, der Zustand mit Teilchenphysik 159 Feldquantisierung zwei identischen Teilchen symmetrisch unter der Vertauschung der Teilchen ist: r r r r a + ( p) a + (q ) 0 = a + (q ) a + ( p) 0 weil [a ( pr ), a ( pr ′)] ≡ 0 + + Zusätzlich kann ein Impulsmode viele Teilchen besitzen, wie z.B. r r r a + ( p) a + ( p) a + ( p) 0 = 3 pr Wir schliessen daraus, dass die Klein-Gordon Teilchen Bosonen sind. Sie folgen Bose-Einstein-Statistik. 10.3 Quantisierung des komplexen Klein-Gordon-Feldes Wir studieren die Eigenschaften eines Feldes φ, das komplexwertig ist. Wir zerlegen das Feld in reelle und komplexe Teile: φ= 1 (φ1 + iφ2 ) 2 und 1 (φ1 − iφ2 ) 2 φ+ = wobei φ1 und φ2 reelle (hermitische) Felder sind. Beide Felder φ1 und φ2 erfüllen die Klein-Gordon-Gleichung: (∂ ∂ µ 160 µ ) + m 2 φ1 = 0 und (∂ ∂ µ µ ) + m 2 φ2 = 0 Teilchenphysik II&III, WS 01/02-SS02, Prof. A. Rubbia Quantisierung des komplexen Klein-Gordon-Feldes Jedes Feld wird nach Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren entwickelt: r r r d3 p 1 a1 ( p)e − ip ⋅x + a1+ ( p)e + ip ⋅x φ1 ( x ) ≡ ∫ 3/2 2E p (2π ) r r r d3 p 1 φ ( x ) ≡ a2 ( p)e − ip ⋅x + a2 + ( p)e + ip ⋅x 2 3 / 2 ∫ 2E p (2π ) ( ) ( ) wobei ai (i=1,2) Operatoren sind. Wir führen die folgenden Operatoren ein: r r 1 r a( p) = 2 ( a1 ( p) + ia2 ( p)) b + ( pr ) = 1 a + ( pr ) + ia + ( pr ) 1 2 2 ( ) Mit diesen Definitionen werden die Felder so ausgedrückt: r r r d3 p 1 a( p)e − ip ⋅x + b + ( p)e + ip ⋅x ) ( φ ( x ) ≡ ∫ 3/2 2E p (2π ) r r r d3 p 1 φ + ( x ) ≡ a + ( p)e + ip ⋅x + b( p)e − ip ⋅x ) ( / 3 2 ∫ 2E p (2π ) wobei die Kommutationsregeln der zwei Arten von Erzegungs- und Venichtungsoperatoren die folgenden sind: r r r r r r a( p), a + ( p′ ) = b( p), b + ( p′ ) = δ 3 ( p − p′ ) [ ] [ alle anderen = 0 ] d.h. sie besitzen dieselbe Algebra wie die a1 und a2 Operatoren. Teilchenphysik 161 Feldquantisierung Wir definieren zwei Teilchenzahl-Operatoren: r r r r r r N + ( p) ≡ a + ( p) a( p) und N − ( p) ≡ b + ( p)b( p) Man kann zeigen, dass in diesem Fall der 4-Energie-Impuls-Operator gleich r r r Pµ = ∫ d 3 p pµ N + ( p) + N − ( p) ( )[ ] ist. Wir intepretieren dieses Ergebnis folgendermassen: Das komplexwertige skalare Feld beschreibt ein System, das zwei a priori unabhängige Arten von Teilchen enthält. Die Anzahl dieser Teilchen werden durch die N+ und N– Operatoren beschrieben. Wir betrachten den (erhaltenen) Strom der Form j µ = i(φ *∂ µφ − φ∂ µφ * ) Die zeitliche Komponente definiert eine (erhaltene) Grösse, die gleich r r Q ≡ ∫ d 3 x j 0 = i ∫ d 3 x (φ +∂ 0φ − φ∂ 0φ + ) r r r = ∫ d 3 p N + ( p) − N − ( p) [ ] ist. Wegen des negativen Vorzeichens interpretieren wir die Grösse Q als die “Ladung”. Das komplexwertige Feld beschreibt zwei Arten von Teilchen, die entgegengesetzte Ladungen besitzen. 162 Teilchenphysik II&III, WS 01/02-SS02, Prof. A. Rubbia Quantisierung des Dirac-Feldes Der a+ Operator erzeugt ein Teilchen der Ladung +1, der b+ Operator erzeugt ein Teilchen der Ladung –1. 10.4 Quantisierung des Dirac-Feldes Schliesslich betrachten wir das quantisierte Dirac-Spinorfeld ψ. Die Lagrangedichte ist gleich L Dirac ≡ iψγ µ ∂ µψ − mψψ Lösung: das Feld muss als Linearkombination von 4 unabhängigen Spinoren ausgedrückt werden. Wir benutzen die u(1), u(2), v(1), v(2) Spinoren als Basis: r r r r r d3 p 1 as ( p) u( s) ( p)e − ip ⋅x + bs+ ( p)v ( s) ( p)e + ip ⋅x ∑ ψ ( x ) ≡ ∫ 3/2 2 E p s=1,2 (2π ) r d3 p 1 ψ ( x ) ≡ (a+ s ( pr )u ( s) ( pr )e ip⋅x + bs ( pr )v ( s) ( pr )e − ip⋅x ) ∫ (2π )3/ 2 2 E p s∑ =1, 2 ( ) wobei wir 4 Operatoren eingeführt haben: r r r r as ( p), a + s ( p), bs ( p), bs+ ( p) wobei s=1,2 dem Spinzustand entspricht und p dem Impulsmode. Kommutationsregeln: wir können dieselben Kommutationsregeln wie im Fall des Klein-Gordon-Feldes nicht auferlegen. Die Kommutationsregeln des KG-Feldes führen auf Bosonen. Im Fall des DiracFeldes sind wir an der Beschreibung von Fermionen interessiert. Deshalb werden wir Antikommutationsregeln auferlegen. Teilchenphysik 163 Feldquantisierung D.h, {b,b } = bb + + + b +b = 1 |1>=b+|0> Vakuum: b|0>=0; Erste Anregung: Es gilt, Nb + 1 = b +bb + 1 = b + (1 − b +b) 1 = b + (1 − N ) 1 = 0 ! d.h., b+ 1 = 0 oder b +b + 0 = 0 Es gibt nur zwei unabhängige Zustände für einen Mode:|0> und |1>. Die Antikommutationsregeln führen auf Fermionen. Das Auschliessungsprinzip verhindert alle Zuständen ausser |0> oder |1>. Diese Bedingung besagt, dass die Dirac-Spinorfelder durch Antikommutationsregeln quantisiert werden müssen: r r r r ψ i ( x, t),ψ +j ( x ′, t) = δ 3 ( x − x ′ )δ i, j { } alle anderen = 0 wobei die Indizes i,j die Komponenten des Spinorsfeldes angeben. Es folgt daraus, r r r r r r ar ( p), as+ ( p′ ) = br ( p), bs+ ( p′ ) = δ 3 ( p − p′ )δ r,s { 164 } { } Teilchenphysik II&III, WS 01/02-SS02, Prof. A. Rubbia Quantisierung des Dirac-Feldes Energie-Impuls des Feldes: in ähnlicher Weise wie im Fall des Klein-Gordon-Feldes kann man die Energie und den Impuls des Feldes berechnen. Wir erhalten: r r r + r + r H = ∫ d p ∑ E p a s ( p) as ( p) + b s ( p)bs ( p) 43 1424 3 142 s =1, 2 r = N sa ( pr ) = N sb ( p ) 3 wobei Nas(p) und Nbs(p) die Teilchenzahl-Operatoren sind für beide Arten von Teilchen mit Spinzustand s und Mode p, und r r r r r r r P = ∫ d 3 p ∑ p( a + s ( p) as ( p) + b + s ( p)bs ( p)) s =1, 2 Physikalische Interpretation: das Dirac-Spinorfeld beschreibt zwei Arten von Teilchen, d.h. z.B. Elektronen und Positronen. a+s(p) erzeugt ein Elektron mit Energie +Ep >0 und Impuls p b+s(p) erzeugt ein Positron mit Energie +Ep >0 und Impuls p Nas(p) ist gleich der Anzahl (pro d3p) von Elektronen und Nbs(p) gleich der Anzahl (pro d3p) von Positronen. Der Feldzustand mit einem einzigen Elektron mit Spin s wird so erzeugt: r r e − ( p, s) = a + s ( p) 0 und im Fall eines einzigen Positrons wird der Feldzustand sein: r r e + ( p, s) = b + s ( p) 0 Teilchenphysik 165 Feldquantisierung Statistik:wegen der Antikommutationsregeln gilt r r r r a + ( p) a + (q ) 0 = − a + (q ) a + ( p) 0 d.h. der Zustand ist antisymmetrisch unter der Vertauschung der Teilchen. Dirac-Spinorfelder beschreiben Teilchen, die der FermiDirac-Statistik folgen. Im Allgemeinen kann man zeigen, dass die Bedingung, dass die Energie des Teilchens immer positiv definiert wird, die Antikommutationsregeln erzwingen. Dieses Ergebnis ist ein Teil des allgemeinen Spin-Statistik-Theorems (Pauli, 1940), das voraussagt: Spin-Statistik-Theorem: Lorentz-Invarianz, positive Energien, positiv definierte Wahrscheinlichkeiten und Kausalität zwingen Teilchen mit ganzzahligem Spin Bosonen zu sein, und Teilchen mit halb-zahligem Spin Fermionen. 166 Teilchenphysik II&III, WS 01/02-SS02, Prof. A. Rubbia