Technische Lösungen mit Beton Fertigteilen Partnerschaftliche Zusammenarbeit Horst Gottwald, Bauleiter (links) und Andreas Mittenzwei, Polier (rechts) von STRABAG AG: Aufgrund der hohen Deckenabstützungen wurde von der Arbeitsvorbereitung und der Firma Schlagmann ein Deckensystem entwickelt, das optimal in die vorhandene Stahlkonstruktion eingepasst und mit wenig Abstützaufwand ausgeführt werden konnte. Patricia Neubauer war im Hause Schlagmann für die komplette technische Bearbeitung und Koordination verantwortlich. Objekt Tragwerksplanung Betriebszentrale: Sailer Stepan & Partner GmbH, 80807 München Atrium & Westbau: Büro für Baukonstruktionen, Wenzel · Frese · Pörtner · Haller 76131 Karlsruhe Impressum: Objekt. Technische Lösungen mit Beton Fertigteilen. Prüfingenieur Herausgeber und Copyright: Dr. Ing. Helmut Kupfer, 80799 München Generalplanung/Architekt ® Schlagmann Baustoffwerke GmbH & Co. KG 84367 Tann Betriebszentrale: SIAT, 81671 München Atrium & Westbau: AGP Generalplaner GmbH, 76185 Karlsruhe Projektsteuerung ALBA BauProjektManagement 82031 Grünwald Fotos: ALBA; SIAT; Wert-Konzept Generalunternehmer Pläne: Schlagmann Baustoffwerke STRABAG Hoch- u. Ingenieurbau AG Betriebsabteilung Industriebau 50679 Köln Konzept, Redaktion und Layout: Bauherr •[ebh] marketing GmbH HIRUNDO Verwaltungsgesellschaft 80538 München Deutsche Bahn AG Betriebszentrale München 01 / 01 Das Projekt Erweiterung am traditionellen Standort. 350 Mio. DM Gesamtvolumen Die Richelstraße in München ist seit Jahrzehnten ein bedeutender Eisenbahnstandort. In den Jahren 1970 bis ‘72 entstand hier ein Verwaltungs- und Technikzentrum der Bahn mit einer Bruttogeschossfläche von 75.000 m2. Das Objekt steht am westlichen Rand des inneren Stadtbereichs im Kreuzungsbereich Mittlerer Ring /Donnersberger Brücke, einem der verkehrsreichsten Knotenpunkte Münchens. Heute, fast 30 Jahre danach, entsteht an gleicher Stelle eine neue, hochmoderne Betriebszentrale der Deutschen Bahn. Dieser Gebäudekomplex ist das künftige Herzstück eines zentralisierten und weitgehend automatisierten Zugbetriebes in Bayern. Von hier aus wird der Zugverkehr von Freilassing bis Gmünden, von Neuoffingen bis Passau und von Lindau bis Probstzella gesteuert. Zudem soll mit der neuen Betriebszentrale die Informationsverteilung an die Kunden spürbar verbessert werden. Die zylinderförmige Betriebszentrale entsteht völlig neu zwischen den bestehenden Gebäuden und dem Mittleren Ring. Das Verwaltungs- und Technikzentrum der Bahn an der Donnersberger Brücke in München entstand in den 1970er Jahren. In den neuen Gebäuden werden ca. 750 Mitarbeiter, die rund um die Uhr Schichtdienst leisten, eine neue berufliche Heimat finden. Im Juli 2001 wird der Betrieb mit zunächst rund 250 Mitarbeitern aufgenommen. Der Eigentümer, die Hirundo Verwaltungsgesellschaft mbH & Co Vermietungs KG hat die Immobilien im Juli 1999 von der Deutschen Bahn erworben und mit der ARGE Tercon/Investa einen Generalübernehmervertrag für die Durchführung des Bauvorhabens geschlossen. Die Aufgabe beider Firmen beinhaltet, die bestehenden Gebäude – zum Pauschalpreis und bei termingerechter Fertigstellung – zu modernisieren und den Neubau der Betriebszentrale zu errichten, in das die Deutsche Bahn AG und die DB Netz AG als Mieter einziehen werden. Die Gesamtinvestitionskosten betragen ca. 350 Mio. DM, die von der HANNOVER LEASING gemeinsam mit der WERT-KONZEPT in Form eines geschlossenen Immobilienfonds aufgelegt wurden. In der Betriebszentrale wird die Leitwarte in einem zylinderförmigen Raum mit einem Durchmesser von 44 m auf zwei Geschossebenen untergebracht. Diese beiden Geschosse sind in der Raummitte über die Treppenanlagen und eine kreisförmige Centerebene miteinander verbunden. Dadurch wird die gleichmäßige Anordnung der Arbeitsplätze gewährleistet. Das architektonische Konzept Die existierende Komposition aus Atriumgebäude, West- und Ostbau ist aus klaren, geometrischen Körpern in differenzierten Kubaturen entwickelt. Ziel der Architektur ist sowohl die existierende, architektonische Gestaltung zu würdigen, als auch der modernen Unternehmensphilosophie der Deutschen Bahn AG gerecht zu werden. Die Grundidee war, durch Um- und Neubau bzw. Erweiterung eine funktionale, ökonomische und architektonisch ansprechende Gesamtlösung für das bestehende Gebäude zu finden. Es werden nur Materialien verwendet, die hinsichtlich ihrer Verarbeitung, Gewinnung und Funktion eine hohe Umweltfreundlichkeit aufweisen. Die markante Gebäudetypologie „Atrium“ wird mit zurückhaltenden Körpern unterschiedlicher Nutzung ergänzt. Blickbeziehungen und Raumkontur bleiben erhalten. Das Ergebnis ist ein harmonisches Gesamtbild. Die bereits bestehende Stahlbetonskelettbauweise wird auf die Erweiterungsbauten im Atriumhof übertragen. Der Ausbau erfolgt, aufgrund der Flexibilität und des Bestandstragwerkes, in Leichtbauweise auf Hohlraumbodenkonstruktion. Als Fassade wird eine Aluminiumfassade mit Verschattungselementen verwendet. Das Gebäudeensemble liegt an einem Grünzug entlang der Bahntrasse zum Hauptbahnhof. Die Leitwarte wird dem Ensemble als prägnanter, zylinderförmiger “Solitär im Park” beigestellt. Im Ost- und Südflügel des Atriums entstehen neue Zellenbüros. Die zwei im Innenhof des Atriums, auf Stützen stehenden Baukörper sind mit modernen Kombizonenbüros ausgestattet. Das Penthousegeschoss verfügt über Büro- und Konferenzzonen. Zentraler Großraum. Die Leitwarte wurde als Großraum konzipiert, der direkten Sicht- und Sprachkontakt zwischen den Beteiligten ermöglicht. 18 Arbeitsgruppen mit regional begrenzten Dispositionsbereichen sind ringförmig auf zwei Ebenen angeordnet. In der Mitte des Raumes befindet sich auf halbe Höhe die Centerebene, wo alle Informationen zuammen laufen und Entscheidungen von überregionaler Bedeutung getroffen werden. Tageslichtlenkung. Durch ein ringförmiges Lichtband oberhalb der Centerebene fällt blendungsfreies Tageslicht auf eine torusförmig gekrümmte Aluminiumverkleidung. Diese lenkt das Licht in die Tiefe des Großraumes und ergänzt so die künstliche Beleuchtung. Der aus Sicherheitsgründen hermetisch abgeschlossene Innenraum erhält dadurch einen Bezug nach außen, das Arbeitsmilieu wird spürbar verbessert. Die Umsetzung mit Schlagmann In der Betriebszentrale sind auf vier Ebenen die Decken galerieartig angeordnet. Das gesamte System ist durch eine Stahlverbundkonstruktion gekennzeichnet. Die Decken bestehen aus zentrischen Ringen, wobei im Außenring 72 Elemente segmentförmig angeordnet wurden. Um auf der Baustelle ein genaues und schnelles Verlegen zu ermöglichen und Verlegeungenauigkeiten auszugleichen, wurde alle 45° eine Betoniergasse angeordnet. Besonders aufwendig gestaltete sich die Planung des Flachdaches, da hier die Elementplatten in die Stahlprofilkonstruktion eingebunden sind. Die Elemente wurden trapezstückförmig angeordnet, um das Gefälle der Decke einhalten zu können. Das gesamte Deckensystem wurde mit Gitterträger mit verstärktem Obergurt und verstärkter Diagonale ausgeführt, um die Unterstützungsweiten möglichst groß zu gestalten und die Rüstzeit zu optimieren. Somit stellten nicht die statischen Belange, sondern die Geometrie der Deckenfelder und deren Elemtierung die größte Herausforderung an die Konstruktionsabteilung im Technischen Büro Schlagmann. Die zwei Kombizonen mit rechtwinkligem Grundriss und jeweils fünf Ebenen konnten nur durch ein Eingangsportal im Atrium erreicht werden. Logistisch wurde dieses Problem durch Fahrzeuge mit Wechselbrücken und einer geringen Stapelhöhe der Elemente gelöst.