Spitzenleistungen in der Ferkelaufzucht mit einem konsequenten Management realisieren! Gesundheit, Haltung, Fütterung und Betreuung der Tiere sind die Leistungsparameter, die es in der Ferkelaufzucht zu optimieren gilt. Ferkel beim Absetzen Es müssen alle Ferkel je nach Säugedauer zwischen dem 21. und 28. Lebenstag von der Sau abgesetzt werden. Ein Versetzen der Ferkel zum Zeitpunkt des Absetzens an Ammensauen (Schlachtsauen) zeugt von einem unzureichenden Gesäuge- und Laktationsmanagement in der beendeten Säugezeit. Die Fehler, die bis zum Zeitpunkt des Absetzens gemacht wurden, können auch durch eine weitere Säugezeit von 7 bis 14 Tagen der untergewichtigen Ferkel an Ammensauen nicht behoben werden. Durch dieses Verfahren wird dagegen die Situation dieser Ferkel nur noch weiter verschlechtert. Aus den Untersuchungen einer Gruppe von Tierärzten geht hervor, dass dieses Verfahren für die Gesundheit der Bestände sehr riskant ist. Die meisten Erkrankungen in der Aufzucht werden durch diese zurückgebliebenen Ferkel übertragen, die schließlich ein bis zwei Wochen später und älter in den eigenen Aufzuchtbestand übernommen werden oder zusammen mit den jüngeren gesunden Ferkeln aus der nächsten Abferkelgruppe in den Aufzuchtstall kommen. Diese Ferkel kommen mit den gesunden Ferkeln zusammen und verschlechtern dadurch den Gesundheitsstatus der gesamten Gruppe. Es ist besser, diese Gruppe von Ferkeln mit einem geringeren Gewicht am gleichen Tag abzusetzen und ihnen dann eine besonders hochwertige Mischung - in einem speziellen Stallabteil anzubieten. Dort können sich diese Ferkel - wenn sie zeitgleich mit den anderen Ferkeln abgesetzt wurden - bei bester Betreuung und hochwertigem Futter noch zu normalwachsenden Ferkeln entwickeln. Die Ursachen für untergewichtige Ferkel (unter 4 bzw. 5 kg LG) zum jeweiligen Absetzzeitpunkt liegen überwiegend in der falschen Fütterung der Sauen während der Trächtigkeit, in zu geringen Geburtsgewichten, in einer zu späten und unzureichenden Versorgung mit Kolostralmilch oder in einem Wurfausgleich ohne Konzept in den ersten Tagen nach der Geburt. Den untergewichtigen Ferkeln fehlt es vor allem an Flüssigkeit von der ersten Geburtsstunde an. Deshalb unbedingt warmes Wasser oder Milch direkt nach der Geburt in einer kleinen Schale den Ferkeln mehrmals täglich anbieten und dann bereits ab dem 5. Lebenstag mit der Beifütterung von sehr hochwertigem Prestarter beginnen. 1 Der schönste Tag im Leben eines kleinen Ferkels ist der Absetztag! Beginnend am Absetztag können diese kleinen Ferkel erstmalig die gleiche Menge an Nährstoffen durch das Futter aufnehmen wie die größeren Geschwister und sind deshalb nicht mehr durch die geringe Milchleistung der hinteren Zitze bei der Mutter im Wachstum begrenzt! Durch die totale Umstellung von der Sauenmilch (ca. 20 % TS) auf ein festes Futter (ca. 88 % TS) sowie Fehlern in der Zubereitung und Vorlage des Futters, kommt es bei vielen Ferkeln nach dem Absetzen zunächst zur Verweigerung in der Aufnahme von Futter. Das Zusammenlegen mehrerer Würfe verbraucht durch die Rangkämpfe sehr viel Energie und erhöht dadurch die physikalische Aktivität der Tiere. Dieses führt zur Mobilisierung der Fett– und Proteinreserven und zur Einlagerung von Wasser im Körper. Die Ferkel nehmen dabei einerseits durch das aufgenommene Tränkewasser an Gewicht zu, wobei andererseits durch die Einschmelzung von Körperfett und Körperprotein es zu einer erheblichen Schwächung der Immunstabilität der Tiere kommt. Wachstum der Ferkel nach dem Absetzen Ferkel haben beim Absetzen einen mittleren Körperfettgehalt von ca. 15 bis 16 % und einen Körperproteingehalt von 14,6 bis 14,8 %. Nach dem Absetzen kommt es zu einem Einschmelzen von Körperfett und Körperprotein, aus denen dann, aufgrund der fehlenden oder unzureichenden Futteraufnahme, der tägliche Erhaltungsbedarf gedeckt werden muss. Die folgende Übersicht 1 von Whitemore et.al., 2001 zeigt die prekäre Situation der Ferkel in den ersten Tagen der Aufzucht auf. 2 Übersicht 1: Zusammensetzung des Körperzuwachses nach dem Absetzen Zuwachs in g 250 200 Wasser 150 100 Protein 50 0 -50 -50 0 50 100 Fett 150 200 Gewichtszunahme in g -100 Die Grafik zeigt, dass eine tägliche Gewichtsveränderung von Null Gramm nach dem Absetzen zu einem Verlust von 56 g Körperfett und einem Ansatz von 53 g Wasser führt. In bestimmten Situationen kann die Gewichtsveränderung durch eine noch höhere Wasseraufnahme weiter zunehmen, d. h. die Tiere nehmen messbar an Gewicht zu, obwohl sie absolut nichts gefressen haben. Wird z. B. eine tägliche Zunahme von 50 g erreicht wird weiter Körperfett eingeschmolzen. Die Zunahme besteht in dieser Situation überwiegend immer noch aus Wasser und dann beginnend auch aus etwas Protein. Erst wenn die gemessene tägliche Zunahme der Ferkel ca. 193 g überschreitet, beginnt auch eine Zunahme des Körperfettgehaltes. Um eine gewünschte tägliche Zunahme von über 250 g in der ersten Aufzuchtwoche zu erreichen, muss ein 6 kg Ferkel eine Futteraufnahme von 470 g bei einem Energiegehalt von 14,1 MJME je kg Futter erreichen. Gelingt diese Futteraufnahme in der ersten Woche der Aufzucht, kann das vorhandene Leistungspotential der Tiere in den restlichen Aufzuchtwochen vollständig realisiert werden. Häufig decken die Ferkel mit der tatsächlichen Futteraufnahme in dieser Zeit nicht einmal den täglichen Erhaltungsbedarf. Dieses ist in den ersten 2 bis 7 Tagen nach dem Absetzen in vielen Betrieben der Fall. Der höhere Bedarf an Wärme zum Zeitpunkt des Absetzens ist auf den geringen Stoffwechsel der Ferkel in dieser Zeit zurückzuführen. Deshalb muss im Aufzuchtstall für alle Ferkel eine Temperatur von 35O C (Fußboden) eingestellt sein. Zudem sollten ausreichend Tränken die leichte und ausreichende Aufnahme von Wasser gewährleisten. Diese scheinbar hohe Temperatur ist notwendig, damit die 3 250 untergewichtigen Ferkel ihre mit dem Futter aufgenommenen Nährstoffe endlich nur für den Zuwachs verwenden können, während die schweren Ferkel diese hohen Temperaturen brauchen, um vorsichtig nach Beendigung der Trauerarbeit und völlig unterzuckert (3. Absetztag) geringe Mengen an Futter zur Deckung des Erhaltungsbedarfes und zum Schutz gegen den Ödemtod aufnehmen. Eine Säugedauer von über 21 Tagen und eine Ausfütterung der Sauen bis zum letzten Tag der Säugezeit eröffnet den Ferkeln keine Chance des Hungerns und Durchsäuerns des Futters im Magen und verhindert dadurch die bereits zu diesem Zeitpunkt dringend notwendige Aufnahme an stärkereichem Futter. Durch das Absetzen ändert sich die Situation der Ferkel grundlegend. Sie werden durch die Umstallung in den Aufzuchtstall in eine bisher unbekannte Umgebung gebracht. Dort müssen sie sich u. a. mit einer neuen Keimflora und dem Leben in einer größeren Gruppe auseinandersetzen. Situation nach dem Absetzen für die Ferkel: Ferkel haben Hunger Ferkel haben Durst Ferkel müssen die Wasseraufnahme lernen Ferkel müssen die Futteraufnahme lernen Ferkel müssen sich auf unregelmäßige Fütterungszeiten einstellen Veränderungen beim Absetzen für die Ferkel Verlust der hochverdaulichen Milch Verlust des Einzelfressplatzes Verlust der rationierten Fütterung Verlust der flüssigen Nahrung Verlust der überschaubaren Gruppengröße Verlust der Rangordnung Verlust der gewohnten Umgebung Verlust der gewohnten Tränke Verlust der gewohnten Futterschale Verlust der Mutter Die wichtigste Veränderung der Ferkel ist die Umstellung in der Ernährung von der flüssigen und warmen Muttermilch auf eine trockene und überwiegend pflanzliche 4 Nahrung. Die hochverdaulichen Milchbestandteile Fett, Eiweiß und Zucker werden bei dieser Fütterung durch die geringer verdauliche Getreidestärke und das pflanzliche Protein ersetzt. Diese Änderungen müssen - soll die Aufzucht gelingen erst zur anatomischen und enzymatischen Anpassung des Verdauungstraktes führen. Diese Adaptionsphase, die ungefähr 7 bis 10 Tage andauert, ist die größte Gefahr für die Gesundheit der Ferkel durch die Labilität der Darmflora. Diese Darmflora – wie z. B. die Darmzottenlänge - wird nach allen bisherigen Untersuchungsergebnissen in den ersten Tagen der Aufzucht überwiegend durch die Höhe der Futteraufnahme beeinflusst. Nach dem Absetzen erhalten die Ferkel ein unbekanntes Futter oder im schlimmsten Fall das erste Futter. Es finden je nach Struktur im Stall verschieden schwere Rangkämpfe durch die neue Gruppenbildung statt. Um diese Rangkämpfe zu verkürzen, ist die Umstallung in den Aufzuchtstall am Abend mit anschließendem Licht aus eine sehr behutsame Möglichkeit des Eingewöhnens. Die Ferkel müssen zudem lernen, Nahrung und Wasser an getrennten Plätzen aufzunehmen. Die Flüssigkeitsaufnahme geht am Tag nach dem Absetzen auf 40 % der Aufnahme zurück, die am Tag vor dem Absetzen aufgenommen wurde. Die folgende Übersicht 2 von Bruininx et.al., 2001 zeigt die Zeitpunkte der ersten Futteraufnahme der Ferkel nach dem Absetzen. Übersicht 2: Zeitpunkt der ersten Futteraufnahme nach dem Absetzen 5 Zwei Stunden nach dem Absetzen fressen erst 20 % der Ferkel – ganz sicher die leichten Ferkel. Diese waren immer schon auf ein zusätzliches Futter in der Säugezeit angewiesen und werden deshalb in den ersten beiden Aufzuchtwochen ihre größeren Geschwister in der täglichen Futteraufnahme und Zunahme übertrumpfen. Erst nach 70 Stunden haben alle Ferkel zum ersten Mal Futter aufgenommen. Dabei sind die letzten Ferkel die Futter aufnehmen ganz sicher die schwersten Tiere beim Absetzen, die durch eine fast ausschließliche Milchaufnahme in der Säugezeit kugelrund geworden sind. Die großen Ferkel haben den gleichen Bedarf an Wärme, Wasser und Nährstoffen wie die kleinen Ferkel, doch aus ganz anderen Gründen. Die kleinen Ferkel haben den Bedarf, damit sie Gewicht aufholen können und die großen Ferkel haben den Bedarf, damit sie nicht den Ödemtod erleiden. Es dauert ca. eine Woche, bis die Ferkel wieder die Menge Wasser aufnehmen, die sie am Ende der Säugezeit aufgenommen haben. Es findet zudem mit dem Absetzen ein Rückgang in der Enzymproduktion auf 20 % der Menge statt. Einige Ferkel finden die Tränke nicht oder zu spät. Dadurch werden die Tiere sehr schwach und können die Schlackenstoffe nicht ausscheiden. Einige Ferkel begreifen die Funktion der Tränken erst nach einigen Tagen (neue Tränken). Durch den Verlust der Mutter, das Fehlen der Milchnahrung, den neuen Stall, das Zusammenlegen mehrerer Würfe zu einer Gruppe, die Verringerung der Futteraufnahme und den sich daraus ergebenen geringeren Stoffwechsel, sind die Tiere einer hohen Stresssituation ausgesetzt. Damit diese Problemtage in der Aufzucht von den Ferkeln gut überstanden werden, muss ihnen eine optimal angepasste Haltungsform angeboten werden. Entwicklung der Darmzotten nach dem Absetzen Die Reduzierung in der Länge der Darmzotten wird stärker beeinflusst durch die Höhe der Futteraufnahme als durch die Zusammensetzung der Mischung. Der Rückgang in der Darmzottenhöhe führt zur Vermehrung der E. coli Bakterien im Darm. Wenn E. coli in den Darm gelangen, dann reichen die Abwehrkräfte der Darmschleimhaut nicht mehr aus; es kommt zu einer stärkeren Vermehrung der E. coli und damit zur Bildung von Endotoxinen, die den Durchfall bei den Ferkeln auslösen. 6 Der Darmzottenabbau geht immer einher mit einer Krypten-Vergrößerung. Der niedrigste Punkt des Darmzottenabbaus wird am 5. Tag nach dem Absetzen erreicht. Der Neuaufbau findet dann vom 6. bis zum 11. Tag nach dem Absetzen statt, wenn die Futteraufnahme in dieser Zeit ausreichend ist. Dabei kann die Darmzottenhöhe am 11. Aufzuchttag die Höhe der Darmzotten am Absetztag überschreiten. Haben die Tiere nach dem Absetzen in der Aufzucht Stress, dann wird der Abbau der Darmzottenlänge noch verstärkt. Ein Darmzottenabbau führt zum Verlust an Resorptionszellen und damit zur unzureichenden Verwertung der angebotenen Nährstoffe. Verlauf der ersten 14 Tagen in der Aufzucht Beendigung der Trauerarbeit Gewöhnung der Ferkel an die neue Gruppe Zunahme des Erregerdruckes Kennenlernen der Futterautomaten Kennenlernen der Tränken Wettbewerbsfressen der Tiere Die Futterverwertung zu Beginn der Aufzucht zeigt, dass die Ferkel neben der Bedarfsdeckung für den Erhaltungsstoffwechsel einen großen Teil der Energie und der Aminosäuren zum Aufbau einer guten Immunität verwenden. Sehr deutlich wird diese kritische Situation bei einer relativ schlechten Futterverwertung von 1: 1.7 bis 1: 2.7 bei völlig angepasstem Futter in dieser Zeit. Offene Krankheitsausbrüche im Laufe der Aufzucht vermindern den Immunstatus der Ferkel. Nach einer überstandenen Krankheit muss diese Immunität dann wieder erneuert werden, was sich wiederum in einer schlechten Futterverwertung und in zu geringen täglichen Zunahmen zeigt. Deshalb ist die Gesundheit der Ferkel in der Aufzucht eine wesentliche Voraussetzung für eine optimale Leistung. Die folgende Übersicht 3 von Toplis, 1999 zeigt den Bedarf an verdaulichem Lysin bei Tieren mit einem hohen und einem niedrigen Immunstatus. 7 Übersicht 3: Notwendige Angebote an verdaulichem Lysin bei Schweinen mit hohem oder niedrigem Immunstandard bei gleicher Leistung Die Ergebnisse in der Übersicht zeigen, dass die Ferkel mit einem niedrigen Immunstatus je nach Gewicht einen höheren Bedarf an verdaulichem Lysin von 20 bis 40 % haben. Erhalten die Tiere diese hohe Versorgung mit Lysin nicht, reagieren Sie mit niedrigen Zunahmen (unter 380 g) und einer schlechten Futterverwertung (1,8 und schlechter). Zusätzlich sichtbar ist in einer solchen Situation das Kümmern und Auseinanderwachsen einer großen Zahl von Ferkeln in einer Gruppe. Toplis hat in seinen Untersuchungen im Gewichtsabschnitt von 6 bis 92 kg eine höhere tägliche Zunahme der gesunden Schweine von über 150 g bei einer Verkürzung der Mastdauer von 28 Tagen festgestellt. Die Gesamtkosten zur Erzeugung eines Schweines waren dadurch in der Gruppe mit den gesunden Tieren um 10 bis 13 € geringer. Die Tiere mit dem hohen Immunstandard konnten die angebotenen Nährstoffe effizienter zum Wachstum nutzen. 8 Verlauf der Aufzucht bis zum 21. Tag: hat der Kot einen TS – Gehalt von 22 – 25%? hat der Kot eine dunkle Farbe? sind die Tiere gesund? – dann ist der Erregerdruck überstanden! steigt die Futteraufnahme täglich an? steigt die Wasseraufnahme täglich an? verteilt sich die Futteraufnahme auf 24 Stunden (bei Dämmerlicht im Stall)? Eine ausreichende Menge an hochwertigem Futter, welches den Ferkeln mehrmals täglich angeboten wird, sowie eine Vielzahl von Tränken, in denen sauberes Wasser mit einem Durchfluss von 1 l je Minute angeboten wird, mindert die Stresssituation der Tiere erheblich. Welch Qualitäts- und Hygienemängel können im Futter auftreten? Futterqualität: - schädigende Inhaltsstoffe (z. B.Toxine) - schädigende Fremdstoffe (z. B. Sand) - verdorbene Futtermittel oder Futterreste im Automaten Managementfehler: - falsche Verabreichung und Zubereitung des Futters - zu kaltes bzw. belastetes Wasser - verschmutzte Tränken - unregelmäßige Bereitstellung von Futter und Wasser - unzureichende Qualität der angebotenen Mischung - kurzfristige Futterumstellung ohne Verschneiden Fehlernährung: - Hunger - Mangelernährung - Überfütterung Die Übersicht 4 zeigt die Auswirkungen des Frischezustandes der Mischung auf die tägliche Futteraufnahme der Ferkel. 9 Übersicht 4: Einfluss des Frischezustandes der Futtermischung auf die tägliche Futteraufnahme der Ferkel Die Übersicht 4 zeigt, dass nur eine frisch zubereitete und hygienisch einwandfrei gelagerte Mischung die Tiere zu einer optimalen Futteraufnahme anregt. Die Fütterung der Ferkel - Die täglichen Zunahmen der Ferkel nach dem Absetzen (1.+ 2. Woche) bestimmen zu 30 % die Höhe der gesamten Zunahme der Schweine bis zum Ende der Aufzucht und dann auch noch in der Mast. - Eine geringe Futteraufnahme der Ferkel in den ersten 2 Wochen nach dem Absetzen führt fast zur vollständigen Zerstörung des Immunsystems. - Ferkel brauchen oft 10 Tage um die Energieaufnahme zu erreichen, die sie bereits am letzten Tag in der Säugezeit durch die Muttermilch und das Beifutter aufgenommen haben! - Das Wachstumspotential eines 13 kg Ferkels beträgt heute mehr als 900 g je Tag! Diese Leistung wird jedoch nicht erreicht aufgrund der zu geringen Futteraufnahme in den ersten 10 Tagen nach dem Absetzen! - In der Zukunft wird nur der Landwirt erfolgreich sein, der ausreichend hochwertiges Futter in die frisch abgesetzten Ferkel hineinbekommt. 10 Die Flüssigfütterung der Ferkel Deprez (1999) fütterte die gleiche Mischung einer Gruppe von Ferkeln trocken und die andere Gruppe flüssig. Dabei zeigten die flüssig gefütterten Ferkel eine höhere Futteraufnahme und eine größere Länge der Darmzotten. Pluske und Schreus (1996) zeigten in ihren Versuchen, dass eine höhere Futter– und Energiezufuhr nach dem Absetzen zu einer guten Magen–Darm – Gesundheit in den ersten Wochen nach dem Absetzen führt. Durch den gesunden Magen – Darm – Trakt hatten E. Coli Bakterien keine oder kaum eine Chance. Eine flüssige Vorbereitungsfütterung der Ferkel bereits in der letzten Phase der Säugezeit (mindestens eine Woche) und in den ersten drei Wochen der Aufzucht brachte im Vergleich zur Beifütterung mit Pellets in der Säugezeit und der anschließenden Trockenfütterung in der Aufzucht eine tägliche Futteraufnahme von 631 g bei den Ferkeln, die flüssig gefüttert wurden gegenüber 267 g beim Pelletfutter. Das ergab eine höhere Futteraufnahme von 136 % durch das flüssige Futter. Eine Flüssigfütterung in der Aufzucht sollte mindestens 14 Tage angeboten werden. Danach kann man langsam auf die Trockenfütterung umstellen oder zusätzlich Futter in Breiautomaten anbieten. Nach Henderson (1814) müssen Ferkel in der Aufzucht immer pünktlich gefüttert werden und am besten 3 x täglich. Zudem sollte das Futter aus gequetschtem Weizen, gemahlener Gerste und Eiweißfutter bestehen. Das Futter sollte mit warmem Wasser – das ungefähr so warm ist, wie die Muttermilch – gemischt werden. Nach Youatt (1847) sollten gerade abgesetzte Ferkel 6 x täglich gefüttert werden. Das Futter sollte mit warmem Wasser gemischt werden, damit die Resorption der Nährstoffe aufgrund der unvollständigen Funktionsfähigkeit des Darmes zu diesem Zeitpunkt verbessert wird. Die Aussagen der beiden Tierernährer Henderson und Youatt haben auch nach über 150 Jahren ihre Gültigkeit für die heutige Ferkelaufzucht. 11 Was bedeutet Struktur in der Fütterung? - Strukturfutter sorgt für eine Absenkung des pH – Wertes im Magen Strukturfutter bindet Wasser und fördert die Produktion von Speichel und Enzymen Struktur in der Mischung bindet toxische Schadstoffe Struktur in der Mischung verbessert die Passagerate Deshalb: Weizen in der Mischung schonend quetschen! - Weniger Staubbelastung im Stall - Geringere Energiekosten bei der Erstellung der Mischungen - Weniger Magen- und Darmprobleme der Ferkel - Kein oder kaum Schwanzbeißen Die Übersicht 5 zeigt die optimalen Werte der Siebanalyse einer Eigenmischung für Ferkel. Übersicht 5: Siebanalyse Ferkelfutter 1. über 2,0 mm = 5 - 10 % 2. über 1,0 mm = 30 - 35 % 3. über 0,5 mm = 30 – 35 % 4. über 0,25 mm = 15 – 20 % 5. unter 0,125mm = 10 – 15 % 6. Rest = max. 10 % Viele Untersuchungsergebnisse der letzten Jahre zeigen bei höheren Anteilen größerer Futterbestandteile in den Mischungen sehr gute tägliche Zunahmen mit einer guten Futterverwertung und einer gesunden Magen – und Darmflora. Die Wasserversorgung der Ferkel Zu Beginn der Aufzucht trinken Ferkel während des ganzen Tages und nur selten in der Nacht (Erkundungsverhalten, häufig kleine Mengen, auch beim Spiel). Im Verlaufe der Aufzucht werden dann bestimmte Tränkezeiten eingehalten, wobei der 12 größte Teil des Wassers nach der Fütterung (Kontrolle der Wasseruhr - der Verbrauch muss täglich steigen -) aufgenommen wird. Die Durchflussrate der Tränken sollte in der Ferkelaufzucht 1 l je Minute betragen. Ist der Wasserdurchfluss in der Tränke zu hoch, verschlucken sich die Tiere und es kommt zur unnötigen Wasserverschwendung. Die Wasseraufnahme nach dem Absetzen ist am 1. und 2. Tag sehr hoch und fällt dann auf ein Minimum am 4. Tag zurück. Danach steigt die Wasser-aufnahme in Abhängigkeit von der Futteraufnahme wieder an. Kennzeichen einer tiergerechten Tränke für Ferkel - Tiere erhalten frisches, sauberes Wasser Wasseraufnahme ist jederzeit möglich Wasseraufnahme wird mengenmäßig nicht begrenzt Tränke besitzt präzise Regulierung Trinken der Tiere ist ohne große Verluste möglich Tägliche Kontrolle der Funktionsfähigkeit der Tränken Wasserverbrauch wird täglich kontrolliert (Wasseruhr). Eine optimale Wasserversorgung mobilisiert vorhandene Leistungsreserven. Nicht eine Tränke für 12 Tiere, sondern eine Tränke je 6 Tiere sollten in den Aufzuchtställen vorhanden sein. Entscheidend sind dabei immer die ersten 10 bis 14 Tage der Ferkelaufzucht. Die Einbauhöhe der Nippeltränken sollte bei 90° ca. 25 – 35 cm und bei einem Einbauwinkel von 45° ca. 35 – 45 cm betragen. Die Schalentränke sollte in einer Höhe von 15 cm (Unterkante der Tränke) angebracht werden. Sehr gut bewährt haben sich Tränken, die in der Höhe verstellbar sind, da diese an die zunehmende Größe der Tiere angepasst werden können. Ist der Wasserdurchfluss zu niedrig, kommt es zu Kämpfen um die Tränke und zum Leistungsabfall, d. h. die schwächeren Tiere haben dann kaum Chancen genügend Wasser aufzunehmen. Im Mittel nehmen die Ferkel in der gesamten Aufzucht 2,5 bis 3,5 l Wasser täglich auf. Einen Tag keine Wasseraufnahme …….. …Durchfall der Ferkel am nächsten Tag! Einsatz von Säuren In der Ferkelfütterung erfolgte der Einsatz von Säuren aus zwei Gründen. Zum einen ist durch den Säurezusatz die hygienische Qualität des eingesetzten Futters besser, da die organischen Säuren den mikrobiellen Stoffwechsel hemmen und die Keimzahlerhöhung verhindern, was vor allem für die Gesundheit und Leistungsbereitschaft der Ferkel von entscheidender Bedeutung ist. Zum anderen 13 wirkt sich der Säureeinsatz positiv auf die Magenverdauung beim Ferkel aus. Der pH – Wert des Futters sollte bei ca. 6 liegen, da dieses Futter noch gerne von den Ferkeln aufgenommen wird. Die Säuren werden am Magenausgang neutralisiert und wirken dann nicht mehr bakterienvermindernd oder hemmend. Das begünstigt die aktive Verdauung der Rohfaser im Dickdarm, wobei die Vitaminbildung im Dickdarm, hier vor allem der Vitamine B und K, für das Ferkel sehr nützlich ist. Wenn der pH- Wert des Futters zu hoch ist (über 7) verweilt der Futterbrei aufgrund der zu geringen Säureproduktion im Magen der Ferkel in den ersten beiden Wochen der Aufzucht zu lange im Magen und führt zur Gasbildung im Magen. Beim Aufgasen kommt es zu Magen– Darm– Verdrehungen und zu Belastungen des Herz– Lungen– Kreislaufes, was in vielen Fällen zum Tod der Tiere führen kann. Der unzureichend durchsäuerte Futterbrei führt zudem zur Vermehrung der Bakterien, die durch das Vorhandensein der leichtlöslichen Kohlenhydrate (Stärke und Zucker) große Mengen an flüchtigen Fettsäuren, Milchsäure, Ammoniak und giftigen Eiweißabbauprodukten bilden, wie z. B. Amine. Der Blutharnstoffgehalt - als Gradmesser für die Gesundheit der Ferkel - ist in dieser Situation erhöht. Das entstandene Ammoniak belastet die Leber. Die Amine lösen Krämpfe im Darm und Magen aus, wobei diese höheren Darmbewegungen dann den Durchfall auslösen. Die in den Dünndarm aufsteigende Gärungswärme senkt den pH – Wert im Dünndarm auf unter 6, was die Eiweißverdauung erheblich beeinträchtigt. Im Dickdarm führt dieses mit Gärungsgasen und Bakterien angereichertes Futter zur Fressunlust und dann verstärkt zum Durchfall. Einsatz von Futtersäuren zur: Regulierung des pH – Wertes im Magen Stimulierung der Verdauungsenzyme Höheren Nährstoffverfügbarkeit Erreichung antimikrobieller Effekte Energetischen Verwertung der Säuren Verbesserung der Phosphor- Verdaulichkeit Während der Aufzuchtphase können schon geringe Veränderungen wie z. B. Futterwechsel, Umstallung, suboptimale Klima– und Stallverhältnisse zu Magen- und Darm Störungen führen. Auch die optimale Versorgung der Ferkel mit Vitaminen und Spurenelementen ist besonders für die Entwicklung des Körperbaus in diesem Zeitraum wichtig, da die Verwertung durch die geringe Futteraufnahme noch sehr niedrig ist. Bei den jungen Ferkeln äußern sich diese Mängel nicht nur in Wachstumsstörungen, sondern auch in einer verminderten Abwehrkraft gegen Infektionskrankheiten. 14 Einsatz von Breifutterautomaten in der Ferkelaufzucht Die ersten 8 bis 10 Tage nach dem Absetzen fressen alle Tiere in Gruppen, d. h. ein Tier gibt Laute von sich, viele Tiere folgen (Neugier).Nach kurzer Zeit gibt ein Tier wieder Laute von sich und alle beenden das Fressen. Die Tiere, die bisher nichts bekommen haben (zu wenig Fressplätze), gehen hungrig vom Fressplatz weg. Deshalb müssen zu Beginn der Aufzucht ausreichend Fressplätze vorhanden sein, damit möglichst alle Tiere gleichzeitig fressen können. Erst in der zweiten Aufzuchtwoche beginnt dann das kontinuierliche Fressen über 24 Stunden, wobei die kleinen Ferkel ihre Fresszeit in die für sie angenehmere Nacht verlegen - deshalb immer Dämmerlicht zur besseren Orientierung anlassen! Einsatz von Trockenfutterautomaten in der Ferkelaufzucht Die Tiere fressen hier aufgrund der höheren Zahl an Fressplätzen länger gemeinsam und zeigen dadurch auch ein intensiveres Gruppenverhalten. Die Futteraufnahme der Tiere ist am Anfang der Aufzucht bei den Trockenfutterautomaten sehr hoch. In der 2. bis 3. Aufzuchtwoche ist die Futteraufnahme dann gleich. Erst ab der 4. Woche ist die Futteraufnahme am Breifutterautomaten deutlich höher (bis zu plus 150 g je Tier und Tag). Einflüsse auf den Appetit der Ferkel Durch die Höhe der täglichen Futteraufnahme und Zunahme in der ersten und zweiten Woche nach dem Absetzen lassen sich alle Leistungsparameter während der gesamten Aufzucht sicher vorhersagen. Unabhängig von der jeweiligen Situation ist festzuhalten, dass die Ferkel aus einer Genetik mit hohen Magerfleischanteilen bedeutend weniger fressen gegenüber den Ferkeln der modernen Hybridrassen. Die weiblichen Tiere fressen dabei erheblich weniger gegenüber den Kastraten. Zusätzlich machen sich Umwelteinflüsse bemerkbar z. B. zu hohe oder zu niedrige Umgebungstemperaturen, zu wenig Fressplätze und ein ungenügendes Wasserangebot. Vom Standpunkt des Tierernährers spielt vor allem die Auswahl hochwertiger Komponenten eine entscheidende Rolle, um Spitzenleistungen zu erreichen. Der Einsatz von synthetischem Lysin ist zwingend erforderlich. Dieses Lysin hat keine negativen Auswirkungen auf den Geruch und Geschmack des Futters. Die ileale (im Dünndarm) Verfügbarkeit der Aminosäuren ist in verschiedenen Futtermitteln äußerst schlecht. Dieses liegt an den verschiedenen Proteinstrukturen. So sind z. B. Eiweißverbindungen aus Gerste schlechter verdaulich als die von Weizen und Mais. 15 Im Vergleich zu Sojaschrot sind die Aminosäuren Lysin und Threonin bei allen Getreidearten deutlich geringer verdaulich. Die synthetischen Aminosäuren sind voll verwertbar, da diese nicht in einem Proteinmolekül eingebaut sind. Eine Lysinverknappung in der Mischung verschlechtert in der Aufzucht den Zuwachs und die Futterverwertung. Diese Tiere zeigen dann am Schlacht-haken einen geringeren Fleischanteil und höheren Fettanteil bei einer längeren Mastdauer. Die Übersicht 6 zeigt optimale Mischungen für eine dreiphasige Aufzucht, die in der Praxis hohe Leistungen ermöglichen. Übersicht 6: Futtermischungen und Inhaltsstoffe (88 % TS) Mischung 1 Mischung 2 Mischung 3 Wintergerste 35,5 % 40,1 % 44,7 % HP-Sojaschrot - 9,5 % 19,0 % Winterweizen 33,0 % 31,5 % 30,0 % Sojaöl 1,0 % 1,5 % 2,0 % Ergänzer 30 30,0 % 15,0 % - Säure - flüssig 0,5 % 0,4 % 0,3 % Mineralfutter - 2,0 % 4,0 % MJ ME 14,1 13,8 13,5 XP 165 g 168 g 173 g Lysin 13,1 12,7 12,1 ME : Lysin 1 : 0,93 1 : 0,92 1 : 0,90 Ca : vP 1,90 : 1 1,92 : 1 1,93 : 1 Inhaltsstoffe: Neben Wintergerste und Winterweizen kommt in der Mischung 1 und 2 ein hochwertiger Ferkel-Ergänzer mit 30 % (Mischung 1) und 15 % (Mischung 2) zum Einsatz. Die Mischung 1 sollte bereits in den letzten Wochen der Säugezeit den 16 Ferkeln angeboten werden. Dadurch sind mögliche Umstellungsprobleme nach dem Absetzen reduziert und es werden bessere Futteraufnahmen in der ersten Woche der Aufzucht erreicht. Der Ergänzer erhält neben freien Aminosäuren und hochwertigen Mineral– und Spurenelementverbindungen auch hochwertiges tierisches Eiweiß. Daneben kommt in den Mischungen HP – Sojaschrot (sichere Qualität), Sojaöl (zur Staubbindung), eine Säure (zur pH – Absenkung) und ein hochwertiges Mineralfutter zum Einsatz. Das Verschneiden der einzelnen Mischungen erfolgt nach der täglich beobachteten Entwicklung der Ferkel. Welche Anforderungen müssen die erfüllen? Futtermischungen für ein gutes Gelingen Senkung des Proteingehaltes in den Mischungen auf unter 18 % Rohprotein. Verbesserung der Proteinqualität durch die Verwendung von freien Aminosäuren. Einsatz von Futtermitteln mit hoher Rohproteinverfügbarkeit (tierische Eiweiße). Einstellung des Rohfasergehaltes auf 4 % in der Mischung bei Verwendung von sauberen Rohfaserträgern. Einsatz von organischen Säuren, Phytase und ätherischen Ölen zur Stabilisierung der Magen- und Darmflora. Zusammenfassung Leistungsreserven in der Ferkelaufzucht 1. Management Entscheidung des Landwirtes zum Stall und zu den Ferkeln in jedem Durchgang Reduzierung des Medikamenteneinsatzes und der Dauer der Prophylaxe durch ein striktes Rein–Raus-Verfahren Tierfreundliche Ansprache und tierfreundliches Sortieren Hauptsortierung der Ferkel am Absetztag und dann fortlaufend täglich 2. Tiere Wie kommen die Tiere an und wie kann ich auf die Tiere eingehen (Genetik) Tiere mit gleichem Alter und unterschiedlichem Gewicht (Wohin?) Keine große Sortieraktion während der Problemwochen drei und vier 3. Fütterung Ausreichend Aminosäuren-, Energie- und Wirkstoffe füttern 17 1 % Öl zur Staubbindung einsetzen Enzym- und Immunitätslage berücksichtigen Unterstützung der Ferkel durch eine zusätzliche Vitaminversorgung in der dritten und fünften Aufzuchtwoche Grob geschrotetes und teilweise gequetschtes Futter einsetzen Immer ausreichend Liegeplätze, Fressplätze und Tränken anbieten Untergewichtige Ferkel mit der ersten Mischung länger unterstützen 4. Organisation Nur gleichalte Ferkel einstallen (Chip im Ohr) Ausstalltermine reduzieren – neue Gruppen bedeuten immer neue Unruhe Übergewichte reduzieren (max. bis 29 kg) Vorsichtiger Umgang mit den Ferkeln, sonst viele Bruchferkel Warum sind einige Betriebsleiter besser? Mehr Zuschlagsferkel ( über 95 %) Geringere Verluste (unter 1 %) Niedrigere Heizkosten (unter 1 €) Geringere Medikamentenkosten (unter 1 €) Tägliche Zunahmen von 450 bis 500 g Futterverwertung von 1.4 bis 1.7 Weniger Spanferkel 18