SCHWEIN Praxisfall des Monats 12 % Ausfall in der Ferkelaufzucht! Ï Dr. Michael HOLZHEU, Traunkreis VetClinic Ein Betriebsleiter eines 120 Zuchtsauenbetriebes klagt über 12 % Ausfall in der Ferkelaufzucht über einen Zeitraum von 12 Monaten. ● ● wolle wird ausgewechselt, und die undichten Stellen werden ausgeschäumt, die Ferkel werden zukünftig bei 28° eingestallt und die Temperatur jede Woche um einen Grad gesenkt). Die Futter und Wasserqualität wird überprüft und die Futterration optimiert. Die Desinfektion der Kammern erfolgt zukünftig mit Virkon S (Circoviruswirksamkeit). 2) Reduzierung des Erregerdruckes und Circovirus-Antikörper und Anti- und des Stresses gen untersucht. ● Die Aufnahme von Kolostralmilch wird durch intensive Geburtsüberwachung (Trockenreiben und AnleDiagnose: Circovirus-PMWS gen der Ferkel) verbessert. Alle Serumproben sind PRRS nega- ● Der Boden der Abferkelbuchten wird tiv, jedoch können bei den 13 Wochen mit Epoxidharz saniert. alten Ferkeln Circovirus-Antikörper (Ig ● Die Ferkel werden am 1. Lebenstag M) und Antigen nachgewiesen werden, und beim Kastrieren mit Depotamowas auf eine kurz zuvor erfolgte Infekxicillin behandelt. tion schließen lässt. Die Untersuchung ● Die zweite Mykoplasmenschutzimpder Lymphknoten zeigt ein für PMWS fung wird vom Absetzen in die 3. typisches Bild. In den Veränderungen Lebenswoche vorverlagert (Verringeder Lungenproben werden Streptokokrung des Absetzstresses). ken und im Dickdarm Verdickungen ● Beim Absetzen wird 3 Wochen lang der Schleimhaut aufgrund von LawsoLinco-Spectin über das Futter eingenien (PIA) nachgewiesen. Hierbei hansetzt. delt es sich um Koinfektionen, die durch ● Akut erkrankte Tiere werden 2-mal die Circovirus bedingte Schwächung im Abstand von 48 h mit Nuflor bedes Immunsystems auftreten. handelt. Somit war die Diagnose bestätigt. Das Kümmern der Ferkel wird durch 3) Circovirus-Impfung Circoviren verursacht und manifestiert Die Zuchtsauen werden zwischen sich im klinischen Bild der PMWS der 9–11. Trächtigkeitswoche und der (Postweaning multisystemicwasting 12–14. Trächtigkeitswoche grundimmuSektion & Serumprofil syndrome – unspezifisches Kümmern nisiert. Eine Auffrischungsimpfung erDie untersuchten Tiere zeigen Lun- nach dem Absetzen). folgt jeweils 2–4 Wochen vor dem Abgenentzündungen, Darmentzündungen, ferkeln. Magengeschwüre, vergrößerte LeistenMaßnahmen und Darmlymphknoten. Von den euErgebnis thanasierten Tieren werden für weiter1) Optimierung des Managements: führende Untersuchungen Lungenge- ● Die akut erkrankten Tiere werden Durch Optimierung des Managewebsproben, Dünn- und Dickdarmvon den anderen Ferkeln getrennt ments und gezielten Arzneimitteleinstücke und Lymphknoten entnommen. (Krankenstall oder Euthanasie). Zu- satz sowie durch die Schutzimpfung Weiters werden von vier, sieben, zehn sätzliche Futterautomaten und Trän- der Zuchtsauen konnte der Ausfall in und 13 Wochen alten Tieren jeweils fünf kenippel werden montiert. der Ferkelaufzucht von 12 % auf mittBlutproben entnommen und auf PRRS ● Das Stallklima wird optimiert (die Tell- lerweile 1,8 % reduziert werden. ■ Beim erstmaligen Betriebsbesuch zeigt sich folgendes Bild: Bei einer durchschnittlichen Umrauscherquote von 8 % werden im Drei-Wochen Rhythmus 24,6 Ferkel pro Sau und Jahr abgesetzt. Die Ferkelaufzucht erfolgt von den Zuchtsauen räumlich getrennt im strengen Rein- Raus Verfahren. Die Jungsauen werden zugekauft und nach einer sechswöchigen Quarantäne in den Betrieb eingegliedert. Anhand von vorliegenden Blutbefunden ist ersichtlich, dass es sich um einen PRRS-negativen Betrieb handelt. Im Saugferkelbereich und zu Beginn der Ferkelaufzucht bewegen sich die Ausfälle im Normbereich. Am Ende der Ferkelaufzucht beginnen die Ferkel zu Kümmern, zeigen Atemnot, Durchfall und teilweise Gelbsucht. Trotz gezieltem Medizinalfuttereinsatz kann keine Verbesserung bewirkt werden. Heft 17 / 2007 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com 19